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  • Schwere Anklagen gegen die Religionen dieser Welt
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Schwere Anklagen gegen die Religionen dieser Welt

      WOHIN führt die Religion die Menschheit? Die Antwort auf diese Frage wird dich vielleicht überraschen, oder du magst sogar darüber entsetzt sein.

      Doch wir nehmen an, daß eine offene, ehrliche Behandlung dieses Themas nach deinem Sinn ist.

      „Warum sollte mich das interessieren?“ magst du einwenden, weil du möglicherweise der Meinung bist, die Frage berühre dich eigentlich nicht.

      Bist du jedoch um dein Wohl und um das deiner Familie besorgt? Bestimmt. Dann betrifft dich diese Frage, denn die Religion übt, ganz gleich, ob du zur Kirche gehst oder nicht, einen Einfluß auf dein Leben und auf das deiner Angehörigen aus, der tragische Folgen haben könnte.

      Wieso? Ist das nicht übertrieben? Vielleicht denkst du, die Religion könne keinen solchen Einfluß ausüben. Beachte jedoch, daß Gott gegen die Religionen dieser Welt unter anderem die Anklage erhebt: ‘In ihnen wurde das Blut von all denen gefunden, die auf der Erde hingeschlachtet worden sind.’ — Offb. 18:24.

      Nach Gottes Wort tragen die Religionen dieser Welt die Hauptschuld an allen Kriegen, die im Laufe der Geschichte geführt worden sind und in denen so viele Millionen Menschen ihr Leben lassen mußten.

      In der Bibel werden die Religionen dieser Welt sinnbildlich als Hure dargestellt, sie ist, wie darin gesagt wird, mit den Herrschern der Erde sozusagen „ins Bett gegangen“ und hat die Bewohner der Erde „mit dem Wein ihrer Hurerei trunken gemacht“. Diese Frau oder die Religionen dieser Welt werden als „Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde“ bezeichnet. — Offb. 17:2, 5.a

      Bist du deswegen entsetzt? Nun, diese Erklärung gibt Gottes Wort darüber. Und wer wüßte über die Religionen besser Bescheid als Gott selbst?

      Können die Religionen wirklich für die Weltbedrängnis verantwortlich gemacht werden? Nun, in welcher Beziehung stehen sie zum Kommunismus? Und was haben sie mit der Bedrückung durch die Reichen zu tun, die viele Menschen veranlaßt hat, sich dem Kommunismus in die Arme zu werfen?

      Josef Hromadka, Dekan der Theologischen Fakultät Comenius in Prag, sagte: „Ich bin kein Kommunist, sondern ich bin Christ. Aber ich weiß, daß wir Christen, und zwar wir ganz allein, für das Aufkommen des Kommunismus verantwortlich sind. ... Wir redeten nur, aber handelten nicht danach. ... Man darf nicht vergessen, daß die Kommunisten einst Christen waren. Wessen Schuld ist es, wenn sie nicht mehr an einen gerechten Gott glauben?“1b

      Die heuchlerische Frömmigkeit ist nicht der einzige Grund dafür, daß Millionen Menschen kirchenfeindlich geworden sind, sondern dafür gibt es noch weitere Gründe. Wen haben die Religionen dieser Welt im allgemeinen unterstützt? Sind es nicht die bedrückenden Geldleute, die vermögenden Großgrundbesitzer und die mächtigen Wirtschaftsmagnaten gewesen? In dem Bestreben, sich das Los zu erleichtern, haben sich viele dem Kommunismus zugewandt.

      Und in welcher Beziehung steht die Religion zum heutigen Sittenverfall? Trifft sie auch dafür die Hauptschuld? Sind die Kirchen vielleicht für die Hurerei, den Ehebruch, die Homosexualität und die Geschlechtskrankheiten, die heute in der Christenheit so grassieren, weitgehend verantwortlich?

      Kriege, Kommunismus, Unsittlichkeit — manch einem wird es schwerfallen, zu glauben, daß diese Dinge auf den Einfluß der Religionen dieser Welt zurückzuführen sind. Doch denke man daran, daß Jesus Christus die religiösen Führer seiner Zeit „blinde Leiter“ nannte. Er sagte: „Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen.“ (Matth. 15:14) Die religiösen Führer leiteten das Volk in die Irre.

      Jesus zeigte sogar, daß die religiösen Führer direkt verantwortlich dafür wären, daß die Juden einer furchtbaren Katastrophe entgegengingen, die weniger als vierzig Jahre später über Jerusalem und Judäa hereinbrach. — Matth. 23:29-36.

      Gibt es heute eine Parallele dazu? Leitet die Religion heute die Menschheit ebenfalls auf einem Weg, der in die Vernichtung führt? Schon allein eine solche Vermutung mag deine Gefühle verletzen. Aber wenn Gottes Wort genau das sagt, was sollten wir dann tun? Sollten wir uns nicht mindestens die Zeit nehmen, zu erfahren, warum das geschieht und was wir in dieser Beziehung unternehmen können?

      So möchten wir denn untersuchen, wohin die Religion die Menschheit führt. Darauf wollen wir herausfinden, was Gott mit den Religionen vorhat. Du wirst dann auch verstehen, wie sich das alles auf dich und deine Angehörigen auswirken wird.

  • Wie werden die Völker von der Religion geführt?
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Wie werden die Völker von der Religion geführt?

      DER flüchtige Beobachter erhält den Eindruck, daß die Religion dem Staat untergeordnet sei. In gewissen Fällen trifft das auch zu. Aber wieso ist es einigen Machthabern gelungen, die Zügel der Regierung zu ergreifen, besonders Diktatoren in sogenannt christlichen Ländern?

      Ist ihnen das nicht gelungen, weil die Religion das Denken der Völker beeinflußt hat? Die Religion hat tatsächlich einen solchen Einfluß auf die Menschen ausgeübt, daß Diktatoren zur Macht kommen und an der Macht bleiben können. Sie hat das Volk veranlaßt, zu erwarten, daß politische Herrscher die von ihm ersehnten sozialen Verhältnisse herbeiführen würden.

      Mit wenigen Ausnahmen haben die religiösen Führer sich zu den politischen Herrschern bekannt und sie unterstützt. Manchmal mischt sich die Geistlichkeit sogar in die Politik ein, indem sie dem Kirchenvolk sagt, wie es wählen soll.

      Kommt ein Diktator zur Macht und verspricht dem Volk das, was sich das Volk wünscht, folgen ihm viele. Aber was geschieht, wenn er Krieg anfängt? Das Volk ist von der Geistlichkeit so beeinflußt worden, daß es bereit ist, in den Krieg zu ziehen.

      Manchmal gehen gewisse Machthaber zu weit. Sie tun Dinge, die der Geistlichkeit mißfallen. Aber wer ist in erster Linie verantwortlich dafür, daß solche Diktatoren die Gewalt an sich reißen konnten? Wäre es zum Beispiel Hitler gelungen, eine so große Macht auszuüben, hätte die Mehrheit der Geistlichkeit das Kirchenvolk nicht aufgefordert oder ihm nicht erlaubt, Hitler Gefolgschaft zu leisten? Bedeutete das Konkordat, das zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich geschlossen wurde, nicht eine moralische Stärkung für das Hitler-Regime?

      Wäre in Rußland der Kommunismus zur Macht gekommen, wenn die Kirche dort nicht die reichen Großgrundbesitzer und andere Gruppen, die das Volk bedrückten, in einem Maß unterstützt hätten, daß es zu einer Reaktion kommen mußte? Hätte der Kommunismus in China Fuß fassen können, wenn die sogenannt christlichen Völker mit dem chinesischen Volk anders umgegangen wären?

      Einige radikale Geistliche treten jetzt sogar für die Revolution ein. Handeln sie aber wirklich so ganz anders als ihre Amtskollegen? Lenken sie dadurch nicht lediglich die Aufmerksamkeit des Volkes auf eine andere Herrschaftsform selbstsüchtiger Prägung, anstatt ihm zu zeigen, wie es gemäß Gottes Wort, der Bibel, wahre Befreiung erlangen kann?

      Und wie verhalten sich die Kirchen in Fragen der Sittlichkeit? Was wird gegen Gemeindeglieder unternommen, die Hurerei, Ehebruch und Homosexualität treiben? Werden sie nicht meistens weiter als Glieder der Kirche anerkannt? Ist nicht die alarmierende Überhandnahme von Geschlechtskrankheiten, der Anstieg unehelicher Geburten und der Zahl von Abtreibungen in der Christenheit hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die Kirchen versäumt haben, Gemeindeglieder, die unsittlich handeln, zur Rechenschaft zu ziehen und in sittlichen Fragen klare Normen aufzustellen?

      Heute bestehen die gleichen Verhältnisse wie bei den Israeliten, bevor sie nach Babylon in Gefangenschaft kamen und ihre Hauptstadt, Jerusalem, zerstört wurde. Über jene Zeit lesen wir in der Bibel: „Sowohl der Prophet als der Priester selbst sind entweiht worden.“ — Jer. 23:11.

      Was für Verhältnisse hatte das zur Folge? Die Bibel antwortet: „Fluchen und Betrügen und Morden und Stehlen und Ehebrechen, das ist ausgebrochen, und Taten des Blutvergießens haben an andere Taten des Blutvergießens gereicht.“ — Hos. 4:2.

      Wie die Geistlichkeit der Israeliten zu jener Zeit, so hat auch die heutige Geistlichkeit Gott nicht die Treue gehalten. Sie hat ihre Gemeinden die Wahrheiten des Wortes Gottes nicht gelehrt, und sie selbst hält sich nicht daran. Sie ist mehr daran interessiert, nach ihrem eigenen Gutdünken zu handeln, als den Willen Gottes zu tun.

      Das heißt nicht, daß es keine Geistlichen gegeben hat, die die abscheulichen Dinge, welche im Namen Gottes verübt worden sind, nicht mißbilligt hätten. Auch haben ehrliche Staatsmänner sich bemüht, die Lage des Volkes zu bessern. Aber der Geist der Kompromißbereitschaft und Selbstsucht, der dominiert, sowie das System, das sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat und in dem gute Grundsätze mißachtet werden, wirken lähmend auf Personen, die sich bemühen, die Christenheit zu reformieren.

      Wahrscheinlich am tragischsten hat sich das Versagen der Religion in Verbindung mit den Kriegen ausgewirkt! Es ist aufschlußreich, einen Blick auf die Geschichte zu werfen. Wie haben sich die Kirchen zum Beispiel gegenüber dem Vietnamkrieg verhalten?

  • Die Religion und der Vietnamkrieg
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Die Religion und der Vietnamkrieg

      TAUSENDE von jungen Katholiken, Protestanten und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften haben in Vietnam gekämpft. Viele kämpfen noch. Auf den Schlachtfeldern werden die Soldaten von Geistlichen betreut. Hat die Religion dazu beigetragen, daß diese Männer in diesen Krieg gezogen sind?

      Welchen Standpunkt nehmen die protestantischen Religionsgemeinschaften jetzt gegenüber diesem Krieg ein? In seinem vor kurzem erschienenen Buch, betitelt Vietnam and Armageddon, weist der Jesuit Robert Drinan darauf hin, daß „fast alle protestantischen Theologen den Vietnamkrieg als moralisch nicht vertretbar ablehnen“.2 Verschiedene protestantische Denominationen haben in letzter Zeit Erklärungen gegen diesen Krieg abgegeben.

      Auch jüdische religiöse Organisationen haben begonnen, gegen diesen Krieg zu protestieren. Im vergangenen Dezember lautete eine Überschrift in der Zeitung Washington Post: „KENSINGTON-TEMPEL-ENTSCHLIESSUNG FORDERT, DASS VIETNAM-KRIEG BEENDET WERDE“. In der Entschließung wurde Präsident Nixon dringend ersucht, „Befehl zu geben, alle amerikanischen Truppen aus Vietnam, Laos und Kambodscha abzuziehen“.3

      Der katholische Standpunkt

      Welchen Standpunkt nimmt die katholische Kirche ein? Im vergangenen November fand eine nationale Bischofskonferenz statt; und in Verbindung damit brachte die New York Times auf der ersten Seite folgende Schlagzeile: „DIE KATHOLISCHEN BISCHÖFE AMERIKAS FORDERN, DASS DER INDOCHINAKRIEG BEENDET WERDE“.4

      In der von den Bischöfen angenommenen Entschließung wurde auf „die Vernichtung von Menschenleben und von moralischen Werten“ hingewiesen und gesagt: „Es ist daher unsere feste Überzeugung, daß die sofortige Beendigung dieses Krieges ein moralisches Erfordernis von größter Wichtigkeit ist.“5

      Hilfsbischof Thomas Gumbleton von Detroit erklärte, die Entschließung bedeute, „daß es sich um einen ungerechten Krieg“ handle.6 Er sagte, wer den katholischen Standpunkt teile, „dürfe sich an diesem Krieg nicht beteiligen“.7

      Diese Zeugnisse würden den Schluß zulassen, daß die Kirchen die Menschen dazu angeleitet hätten, den Krieg nicht zu unterstützen. Aber warum haben Hunderttausende von jungen Katholiken und Protestanten jahrelang in Vietnam gekämpft? Haben sie entgegen der Weisung gehandelt, die sie von ihrer Kirche erhalten haben?

      Unklare Weisung

      Der Widerstand der Kirchen gegen den Vietnamkrieg ist nicht so eindeutig, wie man aufgrund der erwähnten Zeugnisse annehmen könnte. So erklärte Erzbischof Philip Hannan von New Orleans, er gehöre zu „einer ziemlich großen Zahl von Bischöfen, die die Entschließung [die die amerikanischen Bischöfe vor kurzem angenommen haben] nicht voll und ganz unterstützt“ hätten.8 Man kann daher verstehen, daß die Katholiken auch über die Weisung, die jetzt gegeben wird, sich nicht im klaren sind!

      Ähnlich liegt der Fall bei den protestantischen Religionsgemeinschaften. Im Jahre 1968 billigte die lutherische Kirche in Amerika offiziell die Verweigerung der Teilnahme an bestimmten Kriegen. Seitdem haben sich jedoch auch lutherische Geistliche für die Teilnahme am Vietnamkrieg ausgesprochen. In der Ausgabe der lutherischen Schrift Springfielder, Ausgabe vom Frühjahr 1970, schreibt der Feldgeistliche Professor Martin Scharlemann:

      „Wir haben gehört, daß gesagt worden ist: ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Das ist natürlich richtig. Wer könnte sich deswegen streiten, da es ein Wort des Herrn ist? Aber es gibt Abstufungen. ... Ein nordvietnamesischer Soldat ist nicht immer ohne weiteres mein Nächster. Unsere Treue gehört nicht ein und demselben Land: Ich bin meinem Land treu, und er ist seinem treu. Ich habe meinem Land gegenüber eine Pflicht, die größer ist als mein Interesse an seinem Land; und das gilt auch für ihn. Wenn er aber verwundet ist und meiner Hilfe bedarf, wird er im ethischen Sinne des Neuen Testaments wieder mein Nächster. Dann trennt uns nichts mehr.“9

      Dieser Geistliche behauptet also, die Pflicht dem Vaterland gegenüber hebe das Gebot Christi, seinen Nächsten zu lieben, auf.

      Man könnte zu dem Schluß kommen, daß die Ansichten dieses lutherischen Geistlichen heute eine Ausnahme wären und daß die Kirchen dazu auffordern würden, im Vietnamkrieg nicht mitzukämpfen. War das aber auch vor fünf oder sechs Jahren so?

      Der Standpunkt gegenüber dem Krieg vor einigen Jahren

      Vor mehr als fünf Jahren führte die Katholische Meinungsforschung, Inc., unter den katholischen Priestern der Vereinigten Staaten eine Umfrage durch. Die Frage lautete: Sollten die Vereinigten Staaten einen harten Kurs verfolgen, um den Vietnamkrieg zu gewinnen?

      2 706 Priester beantworteten die Frage mit Ja und 371 mit Nein.10

      Vielfach unterstützten Geistliche den Krieg in Wort und Tat. Eine Zeitung berichtete zum Beispiel, daß ein katholischer Priester sowie die Vertreter von zwei anderen Religionsgemeinschaften versucht hätten, „eine Gruppe Brooklyner Studenten davon zu überzeugen, daß das biblische Gebot, das das Töten verbietet, nicht auf den Vietnamkrieg anzuwenden sei“. Der katholische Priester Robert J. McNamara erklärte: „Was wir dort tun, ist notwendig, um eine Oligarchie zu verhindern.“11

      Einige Priester unterstützten den Krieg noch aktiver. Auf einem Bild in der Zeitschrift Life, das über anderthalb Seiten ging, war ein Priester zu sehen, und die fettgedruckte Überschrift lautete: „Ein tapferer Priester kämpft allein“. In dem Artikel hieß es: „Die stahlhelmtragende, mit einem Gewehr bewaffnete Gestalt auf dem Bild ist eine merkwürdige, doch ermutigende Erscheinung in diesem Krieg — ein katholischer Priester, der persönlich gegen den Vietcong Krieg führt.“12

      Warum waren die Priester fast alle dafür, daß sich die Vereinigten Staaten bemühen sollten, in Vietnam einen Sieg zu erringen? Einen starken Einfluß übten ohne Zweifel die Weisungen ihrer Bischöfe aus. Im November 1966 hatten die amerikanischen Bischöfe in einer amtlichen Erklärung geäußert: „Der Standpunkt, daß unsere Anwesenheit in Vietnam gerechtfertigt sei, ist vernünftig. ... Wir loben den Heldenmut unserer Soldaten, und wir sprechen ihnen unseren innigsten Dank aus. ... wir können mit gutem Gewissen den Standpunkt unseres Landes unter den gegenwärtigen Umständen unterstützen.“13

      Einige Bischöfe sprachen fast so, als handelte es sich um einen heiligen Krieg. Der inzwischen verstorbene Kardinal Spellman sagte, daß die amerikanischen Truppen „Soldaten Christi“14 wären, die einen Kampf für die Zivilisation kämpften, und daß „nur ein Sieg denkbar“ sei.15 Personen, die die Richtigkeit des amerikanischen Vorgehens anzweifelten, antwortete Spellman: „Es ist mein Vaterland, sei es im Recht, sei es im Unrecht.“16

      George R. Davis, Pfarrer an der „National City Christian Church“ in Washington, D. C., sagte über die Forderung Spellmans, den „Sieg“ zu erringen: „Ich bin gleicher Meinung.“17 Andere protestantische Geistliche zeigten auf verschiedene Weise, daß auch sie gleicher Meinung waren.

      Robert Mummey, ein Vertreter der Christlichen Wissenschaft, setzte sich für den Vietnamkrieg ein, indem er zu einer Gruppe Studenten sagte: „Das Töten muß mit reinem Herzen geschehen, sonst ist es unmoralisch. Würde unseren Soldaten eingeprägt, sie sollten den Feind hassen, dann wäre das Töten unmoralisch.“18

      Die Geistlichen bekundeten auch ihre Unterstützung des Krieges, indem sie die Gefallenen ehrten. Martin Haerther, ein lutherischer Geistlicher von Des Moines (Iowa), sagte bei einem Begräbnis: „Wenn ein Soldat in einem gerechten Krieg [Vietnam] für das Vaterland fällt, stirbt er nicht nur den Heldentod, sondern er hat auch ein seliges Ende ... Ich bin sicher, daß die Engel zur Stelle waren, um seine Seele in den Himmel zu tragen, und jetzt hat er Frieden.“19.

      Wohin die Religion geführt hat

      Das zeigt, daß die Kirchen in den Vereinigten Staaten anfänglich den Vietnamkrieg unterstützt haben. Und wozu hat das geführt?

      Eine Folge davon ist, daß sich die Anhänger ein und derselben Religionsgemeinschaft auf dem Schlachtfeld gegenseitig umbringen. In Nord-Vietnam gibt es zum Beispiel schätzungsweise eine Million Katholiken. Welchen Standpunkt nehmen die Priester dort ein? Die New York Times berichtete: „Der Pastor der Kirche St. Antonius von Padua in Hanoi, Joseph Nguyen Van Que, ... sagte, er segne jeweils die jungen Katholiken, die in die [nordvietnamesischen] Streitkräfte eintreten würden.“20

      Somit haben sich Anhänger der gleichen Religionsgemeinschaft auf den Schlachtfeldern in Vietnam gegenseitig umgebracht — mit dem Segen der Geistlichkeit!

      Wie bereits erwähnt, hat es vor kurzem einen Meinungsumschwung gegeben. Es ist sogar ein interkonfessioneller „Aufruf zur Buße und Tat“ erlassen worden, in dem die Unterzeichner die Beendigung des Krieges fordern.21

      Aber warum haben die religiösen Führer ihren Standpunkt geändert? Die Antwort auf diese Frage wird es uns ermöglichen, zu erkennen, was vielfach entscheidet, welchen Standpunkt die Kirchen in gewissen Fragen einnehmen, und wohin die Religion die Menschheit somit führt.

      [Bild auf Seite 6]

      Einige Priester beteiligten sich an den Kämpfen, so auch dieser Priester, dessen Bild in der Zeitschrift „Life“ erschien.

  • Was entscheidet, welchen Kurs die Religionen einschlagen?
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Was entscheidet, welchen Kurs die Religionen einschlagen?

      DADURCH, daß die Kirchen den Vietnamkrieg anfänglich entschuldigten, veranlaßten sie viele Personen, es als richtig zu erachten, in diesen Krieg zu ziehen. Aber jetzt wird dieser Krieg von einigen Religionsgemeinschaften und ihren Vertretern verurteilt. Sie erklären, die Teilnahme daran sei ein Unrecht.

      Warum dieser Meinungsumschwung? Leiten die Kirchen ihre Mitglieder jetzt an, in Einklang mit den Lehren der Bibel zu leben, oder geben andere Faktoren den Ausschlag dafür, welche Weisungen die Kirchen geben?

      Im Oregon Journal konnte man lesen: „Die Geistlichen heulen immer mit den Wölfen.“22 Als die Öffentlichkeit kaum gegen den Krieg protestierte, unterstützten ihn die Kirchen. Als aber die Öffentlichkeit die endlosen Kämpfe und das Blutvergießen langsam satt bekam, begannen die Geistlichen gegen den Krieg zu protestieren.

      Alden Munson, Herausgeber der Zeitschrift United Methodist, eines Organs der Methodistenkirche, schrieb:

      „Eine Häufung der Greuel wie My Lai und die beste Kriegsberichterstattung der Geschichte haben sich auf die ganze Nation ausgewirkt, und die Kirche kommt nun auch hinterher mit ihrem Protest gegen den Krieg. ... Seit 1965 hat es schätzungsweise unter der vietnamesischen Zivilbevölkerung ein bis vier Millionen Opfer gegeben, Männer, Frauen und Kinder, aber erst jetzt beginnen die Kirchen, ihre Abscheu zum Ausdruck zu bringen.“23

      Ja, erst als der Krieg „unpopulär“ wurde, ließen die Kirchen den Ruf nach „Frieden“ so laut erschallen, daß er allgemein gehört wurde. Man hat beobachtet, daß die Kirchen ermitteln, was gerade populär ist, und dann ihren Standpunkt danach ausrichten. Der New Yorker Geistliche Robert J. McCracken gestand: „Wir sind umsichtig genug, keinen festen Standpunkt einzunehmen, bevor wir nicht wissen, woher der Wind weht.“24

      Ein Versuch, klare Weisungen zu geben

      Die katholische Kirche ließ vor kurzem erkennen, daß sie ihren Standpunkt über den Krieg nicht geändert hat. Sie behauptet, der Episkopat habe den Vietnamkrieg noch nie unterstützt. Diese Behauptung wird in einem Dokument erhoben, das im vergangenen Jahr von der amerikanischen katholischen Konferenz (U.S. Catholic Conference), dem Sekretariat der Landeskonferenz katholischer Bischöfe, veröffentlicht wurde.

      Aber sogar prominente katholische Theologen sagen, die Bischöfe seien nicht gegen den Krieg gewesen, sondern sie hätten ihn unterstützt. Ungefähr zur gleichen Zeit, als das erwähnte Dokument der amerikanischen katholischen Konferenz (USCC) veröffentlicht wurde, schrieb der katholische Priester Peter J. Riga, Professor für Religion am La-Salle-College:

      „Da die amerikanischen katholischen Bischöfe, die diesen Krieg unterstützten (etwa 95 Prozent), in bezug auf die größte sittliche Frage unserer Zeit als Führer völlig versagt haben, sollten sie insgesamt von ihrem Amt zurücktreten, denn sie eignen sich nicht mehr dafür; ... wer Blut an den Händen hat, ist als Diener Gottes ungeeignet. Ich erkläre, daß das Blut von Menschen an den Händen der amerikanischen katholischen Bischöfe klebt, weil sie in dieser moralischen Frage versagt haben.“25

      Fragst du dich, wenn du solche Anklagen von Katholiken liest, ob die von den Bischöfen herausgegebene Erklärung der Wahrheit entspreche?

      Die Wahrheit verschleiern

      Die katholische Zeitschrift Commonweal befaßte sich mit dieser Frage. Der Verfasser des Artikels, Gordon Zahn, katholischer Professor der Soziologie, schrieb über das Dokument der USCC, nachdem er es studiert hatte:

      „Ich bin gezwungen, es anzufechten als bewußten Versuch, durch selektive Behandlung der Geschichte den falschen Eindruck zu erwecken, die Kirchenführung habe immer mit kluger Zurückhaltung den Krieg verurteilt.“26

      Ein Beispiel für die „selektive Behandlung der Geschichte“ ist das Fehlen von Äußerungen katholischer Führer, die für den Krieg eintraten. Die bezeichnendste Auslassung sind die entsprechenden Erklärungen des verstorbenen Kardinals Spellman.

      Die in diesem Dokument weggelassenen Erklärungen von Kirchenführern, durch die sie den Krieg unterstützten, sind so zahlreich, daß die Zeitschrift Commonweal schrieb: „Vermutlich hätten die Kompilatoren des USCC-Dokuments mindestens ebenso viele Äußerungen von Bischöfen zugunsten des Krieges allein aus dem Archiv der New Yorker Erzdiözese zusammentragen können.“27

      Aber alle diese Zeugnisse wurden absichtlich weggelassen! In dem Artikel in Comwonweal wurde erklärt, „schlichte Ehrlichkeit“ sollte es gebieten, daß man solche Erklärungen einfügt, „sie mögen jetzt, da jeder sehen kann, wie unmoralisch dieser Krieg ist, noch so peinlich sein“.28

      Zeigt das nicht deutlich, daß das Dokument der USCC ein offensichtlicher Versuch ist, die Tatsache zu vertuschen, daß die Kirche anfänglich den Krieg, der jetzt so unpopulär ist, unterstützt hat? Solche Unehrlichkeit mag dich überraschen.

      Was entscheidet, welchen Kurs die Kirchen einschlagen?

      Wohl predigen die Geistlichen aufgrund der Bibel vielfach über „Frieden auf Erden“ und „Nächstenliebe“. Deshalb magst du angenommen haben, die Kirchen würden die Menschen dazu anleiten, in Übereinstimmung mit den Lehren der Bibel zu leben und mit Krieg und Gewalttat nichts zu tun zu haben.

      Es ist jedoch ein Fehler, nur in Betracht zu ziehen, was die Kirchen lehren. Es ist notwendig, daß man auch prüft, was sie tun. Wie handeln die Kirchen, wenn die Regierung eines Landes beschließt, es sei im Interesse ihres Volkes, Krieg zu führen? Weisen die Kirchen dann auf die Worte Jesu hin: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“? (Joh. 13:35) Erklären sie ihren Gemeindegliedern, daß echte christliche Liebe durch Landesgrenzen nicht beeinflußt wird? Machen sie ihnen klar, daß alle wahren Nachfolger Christi einander lieben müssen, ganz gleich, in welchem Land sie wohnen oder welcher Rasse sie angehören?

      Schärfen die Kirchen ihren Gemeindegliedern auch die Worte ein, die Johannes, ein Apostel Jesu, schrieb: „Das ist die Botschaft ..., daß wir einander lieben sollten, nicht wie Kain, der aus dem stammte, der böse ist, und seinen Bruder hinschlachtete.“? (1. Joh. 3:10-12) Erklären sie ihnen, daß es kein Ausdruck der Liebe ist, wenn man seine Mitmenschen oder gar seinen Glaubensbruder auf dem Schlachtfeld tötet? Weisen sie darauf hin, daß jeder, der das tut, in Wirklichkeit dem dient, „der böse ist“, Satan, dem Teufel? Es ist offenbar, daß die Kirchen, wenn die Nationen zum Krieg rüsten, diese biblischen Lehren beiseite schieben. Harry Emerson Fosdick, ein bekannter protestantischer Geistlicher, gestand:

      „Die Geschichte der Westmächte weiß über viele Kriege zu berichten. Wir haben Männer für den Krieg gezüchtet und für den Krieg ausgebildet wir haben den Krieg verherrlicht; wir haben Krieger als Helden verehrt und unsere Kirchen mit Feldzeichen geschmückt ... Mit dem einen Mundwinkel haben wir den Fürsten des Friedens gepriesen, und mit dem anderen haben wir den Krieg verherrlicht.“29

      Entscheidend dafür, welchen Standpunkt die Kirchen einnehmen, ist somit nicht das, was die Bibel sagt, sondern das, was die Staatsführer sagen und was im Augenblick beim Volk populär ist. In einem Leitartikel der Vancouver Sun über den Vietnamkrieg konnte man lesen: „Es ist eine Schwäche der Kirchen, den Krieg zu unterstützen ... Ist jemals ein Krieg geführt worden, ohne daß von beiden Parteien behauptet worden wäre, Gott sei auf ihrer Seite?“30

      Werden nur „gerechte Kriege“ unterstützt?

      Die Kirchen, die den Krieg, den ihr Land führt, unterstützen, entschuldigen sich oft damit, daß es sich dabei um eine gerechte Sache handle — ihr Land führe nur „gerechte Kriege“. Es sei daher die Pflicht der Kirchen, Kriege, die ihr Land führe, zu unterstützen.

      Aber man überlege einen Augenblick. Behauptet nicht jedes Land, das in einen Krieg verwickelt wird, es handle sich dabei um eine „gerechte“ Sache? In einer vor kurzem erschienenen Enzyklopädie kann man lesen: „Die Ziele, die mit einem Krieg verfolgt werden, mögen selbstsüchtig, niederträchtig und schlecht sein, aber die Gründe, die dafür ins Feld geführt werden, sind gewöhnlich edel und vortrefflich. Beide kriegführenden Parteien mögen Gründe vorbringen, die sie berechtigen, Krieg zu führen.“31

      Jedes Land führt somit aus „berechtigten Gründen“, auch wenn das Volk anders denken mag, einen angeblich „gerechten Krieg“. Der Patriotismus blüht, und die Kirchen werden mitgerissen, so daß alle „der Fahne folgen“. Der bekannte evangelische Theologe Martin Niemöller sagte, daß es in der Christenheit seit der Zeit der römischen Kaiser so gewesen sei. „Die Kirche hat niemals einen ungerechten Krieg gekannt“, erklärte er, „sondern hat den Krieg ihres Landesherrn immer gerechtfertigt.“32

      Der katholische Historiker E. I. Watkin schrieb:

      „So schmerzlich das Geständnis sein muß, so können wir die historischen Tatsachen, daß die Bischöfe durchweg alle Kriege unterstützt haben, die die Regierung ihres Landes geführt hat, nicht im Interesse einer falschen moralischen Stärkung oder unehrlichen Vaterlandstreue leugnen oder ignorieren. Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem der Episkopat eines Landes einen Krieg als ungerecht verdammt hätte ... Ganz gleich, wie die Theorie der Kirche lautet, in der Praxis haben sich die katholischen Bischöfe in Kriegszeiten immer an den Grundsatz gehalten: ,Mein Land hat immer recht.‘ ... Wo es um einen Nationalismus ging, der zum Krieg trieb, sind sie die Wortführer des Staates gewesen.“33

      Stimmt es wirklich, daß die Kirchen „durchweg alle Kriege unterstützt haben, die die Regierung ihres Landes geführt hat“? Hat die Religion nur den Schein erweckt, eine Triebkraft zu rechtem Handeln zu sein, während sie die Menschen in Wirklichkeit zu Krieg und Gewalttat angetrieben hat? Was zeigen die geschichtlichen Tatsachen?

  • Die Rolle der Religion in den Kriegen vergangener Jahrhunderte
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Die Rolle der Religion in den Kriegen vergangener Jahrhunderte

      DER englische Philosoph John Locke sagte einmal: „Die Geschichte weiß fast nur von Kämpfen und von Schlachten zu berichten.“34 Wie wir jedoch in einer Enzyklopädie lesen, war die „Religion eine der stärksten Triebkräfte in der Geschichte“.35

      Warum hat es fast während der ganzen Menschheitsgeschichte immer wieder furchtbare Kriege gegeben, obschon die Religion einen so großen Einfluß ausgeübt hat? Welche Rolle hat die Religion in den Kriegen der vergangenen Jahrhunderte gespielt?

      Die Azteken und der Krieg

      Die aztekische Religion lehrte, daß man sich das Wohlwollen der Götter durch Menschenopfer sichern müsse. Der Forscher Victor W. von Hagen schreibt:

      „Krieg und Religion waren, zumindest bei den Azteken, voneinander nicht zu trennen. Sie gehörten zusammen. ... Um Sakralopfer darbringen zu können, brauchte man Kriegsgefangene, und um diese zu machen, gab es beständig kleine Kriege.“36

      Im Jahre 1486 wurden bei der Einweihung der dem Huitzilopochtli zugedachten großen Tempelpyramide mehr als 20 000 Gefangene als Opfer dargebracht. Einem Gefangenen nach dem anderen wurde das Herz herausgeschnitten und dann dem Gott geopfert. Kannst du dir vorstellen, welche Schrecken diese von der Religion inspirierten Kriege unter den altamerikanischen Völkern verbreiteten?

      Die Reiche im Altertum und der Krieg

      Welche Rolle spielte die Religion bei den Reichen und Völkern Asiens, Afrikas und Europas vergangener Jahrhunderte oder Jahrtausende? Die Völker des Altertums waren wegen ihrer vielen Kriege und ihrer Religiosität bekannt. Religion und Krieg gingen Hand in Hand. In einer Enzyklopädie lesen wir zum Beispiel:

      „Die ägyptische Religion verdammte den Krieg nie. Die ältesten ägyptischen Kriege wurden zwischen den Göttern oder zwischen den Göttern und den Menschen ausgefochten. Wenn die ägyptischen Könige Krieg führten, konnten sie sich auf den von den Göttern geschaffenen Präzedenzfall berufen. ... Kurz, bei jedem Krieg handelte es sich um einen moralischen, ideellen, von einer höheren Macht gebotenen und durch einen Präzedenzfall sanktionierten Krieg.“37

      Es gab auch Völker, bei denen die Geistlichkeit die Kriege nicht nur duldete oder billigte, sondern direkt zum Krieg aufforderte. W. B. Wright schrieb (1886) über die Assyrer:

      „Die Nation widmete sich dem Kriegshandwerk, und die Priester schürten unaufhörlich den Krieg. Sie bezogen ihren Unterhalt größtenteils aus der Kriegsbeute, von der ihnen stets ein bestimmter Teil zuging, ehe andere ihren Anteil erhielten; denn dieses Volk von Plünderern war außerordentlich religiös.“38

      Es ist eine feststehende Tatsache, daß die kriegerischen Völker im Altertum tief religiös waren. Die militärischen Führer flehten regelmäßig ihre Götter um Hilfe an. So lesen wir in einer Enzyklopädie: „Wir stellen fest, daß gewöhnlich die wichtigsten Aufgaben eines Gottes darin bestanden, seinem Volk im Krieg zu helfen und es zu beschützen.“39

      Es war üblich, daß die Soldaten Abbilder ihrer Götter mitführten, wenn sie in die Schlacht zogen. Dabei handelte es sich offenbar um Embleme oder Symbole aus Holz oder Metall. Wir lesen darüber in einer Enzyklopädie:

      „Die römischen Standarten wurden mit religiöser Ehrfurcht in den Tempeln zu Rom bewacht. Es war nichts Ungewöhnliches für einen General, Befehl zu geben, eine Fahne in die feindlichen Reihen zu werfen, um den Kampfgeist der Soldaten anzuspornen und sie anzufeuern, das wieder zurückzuerobern, was ihnen vielleicht das Heiligste auf Erden war.“40

      Natürlich waren diese alten Völker keine Christen. Die Lehren, die Jesus Christus später verbreitete, übten einen großen Einfluß auf die Menschheit aus und bewirkten, daß die Personen, die wirklich gläubig wurden, ein besseres Leben führten.

      Im Laufe der Zeit ging aber mit dem Christentum ein großer Wandel vor sich. Im vierten Jahrhundert erhob der korrupte römische Kaiser Konstantin das Christentum aus politischen Gründen zur Staatsreligion. Von da an erlangte die katholische Kirche immer größere Macht. Unterschied sie sich von anderen Religionen? Förderte sie den Frieden? Was ist wahres Christentum?

      Die Kreuzzüge — die „heiligen Kriege“ der Christenheit

      Im Jahre 1095 berief Papst Urban II. eine Synode nach Clermont ein. Zu jener Zeit war Palästina im Besitz eines Volkes, das sich nicht zum Christentum bekannte. Der Papst forderte daher seine große Zuhörerschaft in Clermont in einer „der zündendsten Reden der Geschichte“ auf, gegen die „Ungläubigen“, in deren Hand das „Heilige Land“ jetzt sei, in den Krieg zu ziehen. Er ermahnte seine Zuhörer mit den Worten:

      „Streiter Christi, ... zieht in den Kampf gegen die Barbaren; zieht in den Kampf, um die heiligen Stätten zu befreien ..., badet eure Hände im Blut der Ungläubigen. ... werdet Soldaten des lebendigen Gottes! Wenn Jesus Christus euch zu seiner Verteidigung aufruft, solltet ihr euch nicht durch unwichtige Bindungen zu Hause zurückhalten lassen.“41

      So wurden die Kreuzzüge oder „heiligen Kriege“ eingeleitet, und diese Bewegung dauerte etwa zwei Jahrhunderte. „In den Kirchen Europas wurde zur Teilnahme an den Kreuzfahrten ermuntert“, schreibt ein Historiker.42 Ein anderer berichtet: „Bischöfe suchten ihre Diözesanen auf und predigten ihnen dieses militante Christentum. ... Mönche ließen Schwerter anfertigen. ... Aus Europa, das jetzt einem aufgewühlten Meer glich, rollte Welle um Welle an die syrische Küste.“43

      Die Grausamkeiten, die auf diesen Kriegszügen begangen wurden, spotten jeder Beschreibung. „Im Namen der Religion und der gerechten Vergeltung konnte man der Lust am Krieg, einem Merkmal jener Zeit, hemmungslos frönen“, schrieb ein Historiker.44 Die Gemetzel, Plünderungen und Greuel, deren sich die Kreuzfahrer schuldig machten, gehören zu dem Schlimmsten, was die Geschichte zu berichten weiß — und alles wurde im Namen Christi begangen! Professor Roland H. Bainton schreibt:

      „Es handelte sich dabei um einen Krieg, der von der Kirche eingeleitet worden war. ... In den Chroniken der Kreuzzüge wird ohne Gewissensbisse über Kreuzigungen, das Aufschlitzen von Personen, die Geldstücke verschluckt hatten, und Verstümmlungen berichtet — Bohemund von Antiochien sandte dem griechischen Kaiser eine ganze Ladung Nasen und Daumen, die man den Sarazenen abgeschnitten hatte. ... Die Kreuzfahrer waren beseelt von einer merkwürdigen Mischung barbarischer Kriegslust und christlichen Glaubenseifers.“45

      Welch große Verantwortung trägt die Religion dafür, daß sie den Namen Christi mit solchen Greueltaten in Verbindung gebracht hat — Taten, die in krassem Widerspruch zu seinen Lehren stehen! Wie muß Gott über Personen denken, die von ihm eine falsche Vorstellung vermitteln?

      Kriege vergangener Jahrhunderte innerhalb der Christenheit

      Im Mittelalter kämpften die sogenannten Christen auch unter sich, und zwar vielfach mit dem Segen des Papstes! Über diese Kriege innerhalb der Christenheit schrieb der Historiker J. C. Ridpath: „Die Zustimmung des Papstes spielte bei allen Kriegen im Mittelalter eine wichtige Rolle, und um seine Zustimmung zu erlangen, pflegten die weltlichen Fürsten einander zu überbieten wie bei einer Versteigerung.“46

      Etwa um das Jahr 1517 begann dann eine religiöse Bewegung gegen die katholische Kirche, aus der sich der Protestantismus entwickelte und die Anlaß zu weiteren Kämpfen und Kriegen unter den „christlichen“ Völkern gab. G. M. Trevelyan, Professor der Geschichte in Cambridge, schrieb:

      „In jener Zeit bildete die Religion die einzige geistige und sittliche Macht, doch ... die Menschlichkeit gehörte nicht zu ihren besonderen Lehren. Es gilt tatsächlich zu berücksichtigen, daß die Religion damals verbunden war mit Folter, Scheiterhaufen, dem Brandschatzen von Städten, dem Niedermetzeln von Frauen und Kindern, einem Haß, der nie stirbt, mit Ungerechtigkeiten, die nie gesühnt werden können. Als Folge der teilweise erfolgreichen Gegenbewegung der katholischen Kirche, um die von ihr abgefallenen Teile der Christenheit wiederzugewinnen, brach über die europäische Bevölkerung eine Zeit großer seelischer und körperlicher Leiden herein, wie sie sie seit vorchristlicher Zeit nie mehr erduldet hatte.“47

      Die katholische Kirche kämpfte mit der größten Grausamkeit, um die Protestanten wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Die Protestanten wehrten sich mit aller Macht dagegen. Über die Plünderung der Stadt Antwerpen im Jahre 1576 z. B. berichtet ein Geschichtswerk: „Die spanischen Soldaten, diese edlen Boten der heiligen Mutterkirche, drangen mit dem Ruf in die Stadt ein: ,San Jago! Spanien! Blut! Mord! Feuer!‘ Achttausend Männer, Frauen und Kinder wurden niedergemacht.“48

      Besonders grausam war der Dreißigjährige Krieg (1618—1648) zwischen Katholiken und Protestanten. Diesem Krieg fielen drei Viertel der deutschen Bevölkerung zum Opfer. Augsburg verlor von 80 000 Einwohnern 62 000. Und in Böhmen waren mehr als drei Viertel der Bevölkerung umgekommen. Der Fall der protestantischen Stadt Magdeburg zeigt, mit welch unmenschlicher Grausamkeit gekämpft wurde. Friedrich von Schiller schrieb:

      „Eine Würgeszene fing jetzt an, für welche die Geschichte keine Sprache und die Dichtkunst keinen Pinsel hat. Nicht die schuldfreie Kindheit, nicht das hilflose Alter, nicht Jugend, nicht Geschlecht, nicht Stand, nicht Schönheit können die Wut des Sieges entwaffnen. Frauen werden in den Armen ihrer Männer, Töchter zu den Füßen ihrer Väter mißhandelt, und das wehrlose Geschlecht hat bloß das Vorrecht, einer gedoppelten Wut zum Opfer zu dienen.“49

      Es ist tatsächlich so, daß die Geschichte „fast nur von Kämpfen und Schlachten zu berichten weiß“. Aber es ist auch eine Tatsache, daß die Religion „eine der stärksten Triebkräfte in der Geschichte“ war und daß sie größtenteils für das furchtbare Blutvergießen verantwortlich war. Ist das auch heute noch so?

      [Bild auf Seite 11]

      Aztekische Priester halten ein Opfer fest, während ein anderer Priester ihm das Herz herausschneidet, um es dem Kriegsgott zu opfern (Szene nach einem Augenzeugenbericht gezeichnet).

      [Bild auf Seite 12]

      Die Kreuzfahrer waren für einige der schlimmsten Gemetzel und andere Greueltaten, von denen die Geschichte zu berichten weiß, verantwortlich — und alles geschah im Namen Christi!

  • Religion und Kriege in der Neuzeit
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Religion und Kriege in der Neuzeit

      RELIGIONSKRIEGE hat es leider nicht nur in der Vergangenheit gegeben. Solche Kriege gibt es noch heute. Man braucht zum Beispiel nur die Zeitungsmeldungen über die „Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten“ in Irland zu lesen.50

      In rund dreißig Monaten, seit August 1969, sind über 200 Personen den Kämpfen zum Opfer gefallen, und viele Hunderte sind verletzt worden. In einem Bericht der New York Times hieß es: „Ausgebrannte Läden, zertrümmerte Fensterscheiben, der Verkauf von Waren, die bei Bombenanschlägen beschädigt worden sind, zerbrochene Schaufensterpuppen vor verriegelten Geschäftseingängen — alles das erinnert, zum Teil in grotesker Weise, an die traurige Tatsache, daß der Städtekrieg zwischen den Protestanten und Katholiken an Heftigkeit zugenommen hat.“51

      Aber wie steht es mit Kreuzzügen oder „heiligen Kriegen“? Du denkst vielleicht, in unserer Zeit habe die Religion keine Kriege unterstützt, so, wie sie die Kreuzzüge unterstützt habe. Doch das ist ein Irrtum. Kirchenführer selbst geben zu, daß das geschehen ist.

      Im Juli 1969 brach zum Beispiel zwischen El Salvador und Honduras Krieg aus. Im Jahrbuch einer Enzyklopädie kann man darüber lesen: „Die Kampfhandlungen forderten Opfer und brachten Leiden über die Bevölkerung in einem Ausmaß, wie es bisher in der salvadorianischen Geschichte kaum bekannt war.“52 Wer war für diesen Krieg verantwortlich?

      Der honduranische Bischof Jose Carranza warf der katholischen Geistlichkeit in El Salvador vor, durch Schriften, Reden und ihre Haltung zum Krieg gehetzt zu haben. Er erklärte, sie hätte ihn einen „heiligen Krieg“ genannt und die Katholiken aufgefordert zu kämpfen.53

      Es ist eine Tatsache, daß sich die Kirchen heute nicht viel von der Kirche im Mittelalter unterscheiden, als die Geistlichen ihre Gemeindeglieder aufforderten, „gegen die Ungläubigen in den Krieg zu ziehen“. Der namhafte Kirchenhistoriker Roland H. Bainton schrieb zum Beispiel: „In den Vereinigten Staaten benahmen sich besonders die Kirchen so, als handle es sich beim Ersten Weltkrieg um einen Kreuzzug.“54

      Der Erste Weltkrieg — ein „heiliger Krieg“?

      Der Erste Weltkrieg hatte offensichtlich ganz andere Ziele als die „heiligen Kriege“ vergangener Jahrhunderte. Die katholische Kirche förderte die Kreuzzüge, um das „Heilige Land“ wiederzugewinnen. Der Weltkrieg dagegen hatte vorwiegend politische Ziele. Doch die Rolle, die die Religion im Ersten Weltkrieg spielte, hatte eine große Ähnlichkeit mit der Rolle, die sie in früheren „heiligen Kriegen“ spielte.

      Der Dekan der Theologischen Fakultät einer Hochschule in Claremont (USA), Joseph C. Hough, wies auf diese Ähnlichkeit hin, indem er das Beispiel des Bischofs von London, A. F. Winnington-Ingram, anführte. Dieser Bischof trieb die Engländer mit den Worten an:

      „Tötet die Deutschen — tötet sie; nicht des Tötens wegen, sondern um die Welt zu retten, um die Guten und die Bösen zu töten, die Jungen und die Alten, diejenigen, die unseren Verwundeten Güte erwiesen haben, sowie die Unholde ... Wie ich schon tausendmal gesagt habe, betrachte ich ihn als einen Krieg zur Bewahrung der Reinheit, und ich betrachte jeden als Märtyrer, der in diesem Krieg gefallen ist.“55

      Und was hörte man von der anderen kriegführenden Partei? Der Erzbischof von Köln sagte zu den deutschen Soldaten:

      „Geliebtes Volk unseres Vaterlandes! Gott ist mit uns in diesem Kampf für Gerechtigkeit, in den wir gegen unseren Willen verwickelt worden sind. Wir gebieten euch im Namen Gottes, bis zum letzten Blutstropfen für Ehre und Ruhm des Landes zu kämpfen. In seiner Weisheit und Gerechtigkeit weiß Gott, daß wir auf der Seite der Gerechtigkeit stehen, und er wird uns den Sieg verleihen.“56

      Diese Worte erinnern an die flammenden Worte Papst Urbans: „Zieht in den Kampf gegen die Barbaren“, mit denen er die Kreuzzüge einleitete. Doch die Worte des Bischofs von London und des Erzbischofs von Köln sind nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil, sie sind für den Geist, der in den Kirchen beider kriegführenden Parteien während des Ersten Weltkrieges herrschte, charakteristisch.

      Über die amerikanischen Kirchen schrieb Professor Bainton:

      „Zu keiner anderen Zeit waren die amerikanischen Geistlichen aller Bekenntnisse sich so einig und stimmten alle so mit den Absichten der Regierung überein. Es handelte sich dabei um einen heiligen Krieg. Jesus trug die Uniform und wurde mit dem Gewehr im Anschlag dargestellt. Die Deutschen waren Hunnen. Sie zu töten bedeutete, die Erde von Ungeheuern zu befreien.“57

      Diese Schilderung der Einstellung der Geistlichkeit ist nicht übertrieben. In der Zeitschrift Fortune wurde in einem Leitartikel ausgeführt: „Der Haß gegen den Feind, von dem die Soldaten an der Front erfüllt waren, bewirkte keine Äußerungen, die einen Vergleich mit den Beschimpfungen ausgehalten hätten, welche von den Dienern Christi gegen die Deutschen geschleudert wurden.“58 In seinem Buch Preachers Present Arms (Pfarrer präsentieren das Gewehr) widmet Ray H. Abrams der Unterstützung des Krieges durch die Geistlichkeit ein ganzes Kapitel, das er überschrieb: „Der heilige Krieg“. Darin wird Randolph H. McKim angeführt, der in einer Predigt in seiner Kirche in Washington folgendes sagte:

      „Gott hat uns aufgerufen, in diesen Krieg zu ziehen. Es ist Gottes Krieg, den wir kämpfen. ... Es handelt sich dabei tatsächlich um einen Kreuzzug. Es ist der größte der Geschichte — der heiligste. Es ist im vollkommensten und wahrsten Sinne des Wortes ein heiliger Krieg. ... Ja, Christus, der König der Gerechtigkeit, fordert uns auf, diese unheilige und gotteslästerliche Macht [Deutschland] niederzuringen.“59

      Auch Albert C. Dieffenbach, Herausgeber der Zeitschrift The Christian Register, schrieb in einem Leitartikel:

      „Als Christen sagen wir natürlich, daß Christus ihn [den Krieg] gutheiße. Würde er aber selbst kämpfen und töten? ... Er würde vor keiner Gelegenheit zurückschrecken oder sich keine Gelegenheit entgehen lassen, einen Feind zu töten! Er würde zum Bajonett greifen, zu Granaten und Bomben und dem Gewehr und das todbringende Werk gegen den größten Feind des Königreiches seines Vaters der vergangenen tausend Jahre verrichten.“60

      Bist du entsetzt, solche Äußerungen zu lesen? Doch solche und ähnliche Äußerungen konnte man während des ganzen Weltkrieges von vielen Geistlichen hören oder in religiösen Zeitschriften lesen. Wenige Geistliche der beiden kriegführenden Parteien waren dagegen, daß gekämpft und getötet wurde. R. H. Abrams schrieb, es sei ihm nicht gelungen, einen einzigen Priester ausfindig zu machen, der nicht mit dem Krieg einverstanden gewesen sei.

      Nun begreifst du, warum der britische Brigadegeneral Frank P. Crozier schrieb: „Die christlichen Kirchen verstehen es ausgezeichnet, die Mordlust zu wecken, und wir haben sie fleißig dazu benutzt.“61

      Was wäre geschehen?

      Doch was wäre geschehen, wenn die Kirchen in den kriegführenden Staaten ihren Gemeindegliedern eingeschärft hätten, daß es ein Unrecht sei, die Mitmenschen zu töten, besonders die Mitchristen? Da die Bevölkerung dieser Länder sich fast ausnahmslos zum Christentum bekannt hat, hätte kein Krieg geführt werden können!

      Zu dieser Frage nahm Stephen S. Wise, damals ein führender Rabbiner, Stellung, indem er sagte: „Der gegenwärtige Krieg kann nur geführt werden, weil die Kirchen und Synagogen das Volk nicht richtig geführt haben.“62 Die Kirchen hatten es versäumt, das Volk so zu unterweisen, daß es nicht bereit gewesen wäre, in den Krieg zu ziehen — doch das ist ein charakteristisches Merkmal der Kirchen.

      Die Kirchen und der Zweite Weltkrieg

      War es im Zweiten Weltkrieg anders? Über den führenden protestantischen Theologen Reinhold Niebuhr wurde folgendes gesagt: „Er veranlaßte viele amerikanische Christen, sich vom Pazifismus abzuwenden und es als sittliche Pflicht anzuerkennen, im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler zu kämpfen.“63

      Der zeitgenössische Historiker A. P. Stokes schrieb: „Die Kirchen befaßten sich im großen und ganzen nicht nur mit Fragen, die mit der Hilfe für Kriegsgeschädigte zusammenhingen ..., sondern sie unterstützten den Krieg in noch tatkräftigerer Weise. Einige bezeichneten ihn sogar als einen Religionskrieg.“64

      Auch in Frankreich und England unterstützten die Kirchen die Sache ihres Landes. Der katholische Erzbischof von Cambrai bezeichnete zum Beispiel den Kampf Frankreichs als einen „Krieg zur Verteidigung der Kultur, des Völkerrechts, der Sittlichkeit, der Freiheit, kurzum der Menschlichkeit“.65 Die Kirchen beeinflußten ihre Gemeindeglieder offensichtlich so, daß sie in den Krieg gegen Deutschland zogen.

      Aber wie verhielten sich die Kirchen in Deutschland? Unterstützten sie Adolf Hitler? Unterstützten sie seine Kriegsziele?

      Wie sie Hitler unterstützten

      Im Jahre 1933 wurde ein Konkordat zwischen Deutschland und dem Vatikan unterzeichnet. Nach Artikel 16 des Konkordats war jeder Bischof der katholischen Kirche verpflichtet, bevor er von seiner Diözese Besitz ergriff, dem Hitler-Regime einen „Treueid“ zu leisten. Und nach Artikel 30 mußte an den Sonn- und Feiertagen im Anschluß an den Hauptgottesdienst „ein Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes“ eingelegt werden.66

      Im Jahre 1936, als Gerüchte im Umlauf waren, daß die katholische Kirche sich gegen das Hitler-Regime stelle, erklärte Kardinal Faulhaber in einer Predigt, die er am 7. Juni hielt: „Ihr seid alle Zeugen der Tatsache, daß wir an den Sonntagen und den Feiertagen beim Hauptgottesdienst in allen Kirchen für den Führer beten, wie wir im Konkordat versprochen haben. ... Dieser Zweifel an unserer Treue gegenüber dem Staat schmerzt uns.“67

      In welche Richtung führten die Kirchen somit das deutsche Volk? Friedrich Heer, katholischer Geschichtsprofessor an der Universität in Wien, schreibt: „In der harten Realität deutscher Wirklichkeit rückten Kreuz und Hakenkreuz immer enger zusammen, bis das Hakenkreuz von den Türmen der deutschen Dome seine Siegesbotschaft verkündete, Hakenkreuzfahnen sich eng um die Altäre scharten, katholische und evangelische Theologen, Pfarrer, Kirchenmänner, Staatsmänner den Bund mit Hitler begrüßten.“68

      Am 17. September 1939, zwei Wochen nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen, veröffentlichten die deutschen Bischöfe einen gemeinsamen Hirtenbrief, in dem sie schrieben: „In dieser entscheidenden Stunde ermutigen und ermahnen wir unsere katholischen Soldaten, aus Gehorsam zum Führer ihre Pflicht zu tun und bereit zu sein, ihre ganze Person zu opfern. Wir appellieren an die Gläubigen, sich in innigen Gebeten zu vereinen, damit Gottes Vorsehung diesen Krieg zu einem gesegneten Erfolg und zum Frieden für Vaterland und Volk führen möge.“69

      Im Sommer 1940 erklärte der katholische Bischof Franz Josef Rarkowski: „Das deutsche Volk ... hat ein ruhiges Gewissen ... Es weiß, daß es selbst einen gerechten Krieg führt, herausgeboren aus der Notwendigkeit völkischer Notwehr.“70

      In einer Ausgabe der New York Times vom Jahre 1939 konnte man lesen: „In deutschen protestantischen und katholischen Kirchenblättern erscheinen jetzt viele Artikel, in denen dargelegt wird, daß es die Pflicht des Soldaten sei, sein Vaterland zu verteidigen, und in denen die deutschen Soldaten ermahnt werden, im Geist St. Michaels für einen deutschen Sieg und einen gerechten Frieden zu kämpfen.“71

      Kann man nicht deutlich erkennen, wohin die Kirchen das deutsche Volk geführt haben? Professor Gordon Zahn schrieb: „Und so konnte es geschehen, daß der deutsche Katholik, der bezüglich seines Dienstes in Hitlers Kriegen zu seinen religiösen Oberen um geistlichen Rat und geistliche Führung emporsah, im Grunde dieselben Antworten erhielt, die er vom Machthaber selbst erhalten hätte.“72

      Welche geistliche Führung das Kirchenvolk erhielt, zeigt sich darin, daß es den Krieg voll und ganz unterstützte. Professor Heer erklärte: „Von rund 32 Millionen deutschen Katholiken — 15 1⁄2 Millionen Männer — verweigern sieben Männer offen den Wehrdienst. Sechs davon sind Österreicher.“73 Ähnlich war die Lage bei den deutschen Protestanten.

      Somit leiteten die Kirchen in jedem Land ihre Mitglieder an, in den Krieg zu ziehen. Auf den Schlachtfeldern brachten die Katholiken sich gegenseitig um. Ein Protestant tötete den anderen. Und die Kirchenführer beider kriegführenden Parteien beteten zu Gott um den Sieg!

      Welche Entehrung Gottes war es doch, seinen Namen mit diesen Greueltaten in Verbindung zu bringen! Bestimmt treffen die Worte der Bibel vorzüglich auf die Kirchen zu: „Sie erklären öffentlich, Gott zu kennen, aber sie verleugnen ihn durch ihre Werke, weil sie verabscheuungswürdig und ungehorsam und für jedes gute Werk unbewährt sind.“ — Tit. 1:16.

      Religion und Revolution

      Die Kirchenführer unterstützen nicht nur Kriege, sondern auch Revolutionen. Im Jahre 1937 wurden die spanischen Katholiken von ihren Geistlichen aufgefordert, das movimiento General Francos gegen die Zweite Republik zu unterstützen. Vor kurzem haben nun aber Bischöfe und Priester, die mit dem Franco-Regime unzufrieden sind, sich dafür entschuldigt, daß die Kirche sein movimiento unterstützt hat.74

      Über die heutigen Ansichten schreibt der lutherische Theologe Karoly Pröhle: „Unter den Theologen besteht heute eine beachtenswerte Übereinstimmung bezüglich der Tatsache, daß es Christen erlaubt sei, sich an einer Revolution zu beteiligen.“75 Vor kurzem erklärten die katholischen Bischöfe Englands: „Man darf nicht nur die Anwendung von Gewalt gegen die Obrigkeit verurteilen, da es offensichtlich Obrigkeiten gibt, die sich noch größerer Gewaltanwendung schuldig machen.“76

      Ist es daher überraschend, daß sich Kirchenmitglieder heute an Revolutionen beteiligen? George Celestin, Theologieprofessor an der St.-Edwards-Universität in Austin (Texas), schrieb: „Christen nehmen jetzt den Standpunkt ein, ungerechte soziale und politische Ordnungen so schnell wie möglich zu ändern. In einigen Fällen mag das bedeuten, daß die Kirchen gezwungen sind, die Anwendung von Gewalt zu predigen.“77

      Das alles zeigt deutlich, wie sich die Religion gegenüber dem Krieg und der Gewaltanwendung verhalten hat; und was sie getan hat, ist entsetzlich. Die Religion trägt die Hauptschuld an dem Tod derer, die, wie wir in Offenbarung 18:24 lesen, „auf der Erde hingeschlachtet worden sind“.

      Ist sie auch mitschuldig an dem Sittenverfall, der in der ganzen Welt vor sich geht? Welche Rolle spielt sie dabei?

  • Wohin führt die Religion auf dem Gebiet der Moral?
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Wohin führt die Religion auf dem Gebiet der Moral?

      IN DEN letzten Jahren konnte man beobachten, daß sich der Moralbegriff in den Kirchen gewandelt hat. Heute betrachten sie Hurerei, Ehebruch und Homosexualität anders als früher.

      Die Vereinigte Presbyterianer-Kirche unterbreitete vor einiger Zeit den Entwurf zu einem neuen „Kodex für die Geschlechtsmoral“. Darüber schrieb die Zeitschrift Parade: „[Er] ist so liberal, daß es in Verbindung mit dem Geschlechtsleben sozusagen keine Sünde mehr gibt.“ Unter anderem wurde folgende Neuerung vorgeschlagen: „Jegliche Einschränkungen für unverheiratete Erwachsene, die zusammen leben möchten, sollten beseitigt werden.“78

      Über den erwähnten Entwurf konnte man in der Zeitschrift Time noch lesen: „Nach Ansicht der Experten kann es ,außergewöhnliche Umstände‘ geben, unter denen der außereheliche Geschlechtsverkehr gerechtfertigt sein mag: ... Ferner wird der Kirche empfohlen, die Möglichkeit des Gruppensexes und anderer Sexformen für Unverheiratete zu erforschen.“79

      Die von der Vereinigten Methodistenkirche eingesetzte Kommission für das Familienleben hat eine Entschließung gefaßt, nach der unverheirateten Personen der Geschlechtsverkehr gestattet ist.80 In einer 85 Seiten starken Broschüre der lutherischen Kirche, die von 21 Geistlichen verfaßt worden ist, wird gesagt, daß der voreheliche Geschlechtsverkehr nur dann nicht richtig sei, wenn er aus selbstsüchtigen Gründen gepflegt werde.81

      Ein dänischer Geistlicher schrieb in Vedbœk-Gl. Holte Kirkehilsen, dem Organ seiner Kirchengemeinde:

      „Man gewinnt nichts, wenn man darauf besteht, daß der Geschlechtsverkehr nur zwischen Verheirateten erlaubt sei. ... Junge Menschen sind vom ethischen und christlichen Standpunkt aus berechtigt, voreheliche Beziehungen zu haben, ebenso sind verheiratete Personen berechtigt ..., außereheliche Beziehungen zu pflegen.“82

      Der Pfarrer der Methodistenkirche in Morton im Staate Illinois, W. L. Gustin, erklärte in einer Predigt vor Hunderten von Gemeindemitgliedern: „Ich sage es laut, und ich sage es deutlich: Der Ehebruch hat auch seine Vorteile.“83

      Kann man in der katholischen Kirche einen Trend zum Gewährenlassen auf dem Gebiet der Geschlechtsmoral beobachten? Die Zeitschrift Time berichtet:

      „Auf zwei Ebenen kann man eine bescheidene Liberalisierung beobachten. Erstens gibt es immer mehr Geistliche, die es mit der traditionellen Moral nicht mehr ganz so genau nehmen, häufig mit der Begründung, daß Personen, die unerlaubten Geschlechtsverkehr pflegen würden, so unreif wären, daß man nicht immer von einer großen Schuld sprechen könne.

      Zweitens kritisieren einige Theologen die ,Naturrechtslehre‘, die den Sittenmaßstäben der Kirche zugrunde liegt. Nach dem Naturrecht ist eine Handlung dann böse, wenn sie ,der Natur widerspricht‘, aber die modernen Moralisten zweifeln daran, daß die Kirche mit Sicherheit sagen kann, was eigentlich unter ,Natur‘ zu verstehen ist.“84

      Überrascht dich alles das? Vielleicht, wenn du dich über die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Religion nicht orientiert hast. Denke aber ja nicht, daß es sich dabei um Einzelfälle handle. Das sind sie nämlich nicht. Solche Berichte sind so zahlreich und wiederholen sich immer wieder, daß es sich offensichtlich um einen Trend handelt, insbesondere unter den jüngeren Geistlichen.

      Wie steht es mit der Frage der Homosexualität?

      Homosexualität? Vielleicht denkst du, die Kirchen könnten doch so etwas unmöglich billigen. Beachte jedoch die folgenden Zeugnisse.

      Eine Gruppe Quäker veröffentlichte eine Abhandlung unter dem Thema „Wie der Quäker über Sex denkt“. Darin wurde gesagt: „Einen Homosexuellen sollte man so wenig verachten wie einen Linkshänder. ... Wir betrachten eine Handlung, durch die echte Zuneigung zwischen zwei Personen zum Ausdruck gebracht wird und die beiden einen Genuß bereitet, nicht als Sünde, nur weil sie homosexuell ist.“85

      Katholische Geistliche des Dominikanerordens veröffentlichen eine vierteljährlich erscheinende theologische Zeitschrift, The Thomist genannt. Vor einigen Monaten konnte man in einer Ausgabe dieser Zeitschrift lesen: „Manchmal mag man eine homosexuelle Verbindung als einzige Möglichkeit für gewisse Personen, in ihrem Leben in befriedigendem Maße Mensch sein zu können, widerwillig akzeptieren.“86

      Eine Wochenzeitschrift der Episkopalkirche (The Living Church) brachte einen Artikel von R. W. Cromey, einem Geistlichen von San Francisco, in dem dieser schrieb: „Es gibt keinen Geschlechtsakt, der an und für sich sündig ist. ... Ich glaube auch, daß sich zwei gleichgeschlechtliche Personen gegenseitig lieben und diese Liebe durch den Geschlechtsakt vertiefen können.“87

      Wie die Zeitschrift Time berichtete, sollte gemäß der von der Vereinigten Methodistenkirche eingesetzten Kommission für das Familienleben „ledigen Personen, Homosexuellen und Personen, die in ,anderen Formen eines interpersönlichen Verhältnisses‘ leben, der Geschlechtsverkehr stillschweigend erlaubt werden“.88 In dem von der Vereinigten Presbyterianer-Kirche unterbreiteten neuen Kodex für die Geschlechtsmoral wurde, wie die Zeitschrift Parade erwähnte, empfohlen, „jegliches Stigma zu beseitigen, das mit Homosexualität verbunden ist, so daß Homosexuelle das Gefühl haben, in einem unlösbaren Gegensatz zur christlichen Gemeinschaft zu stehen“.89

      Es gibt jetzt Kirchen sozusagen nur für Homosexuelle. Der Hilfsgeistliche einer solchen Kirche sagte: „Wir sind in erster Linie eine christliche Kirche und in zweiter Linie eine Kirche für Homosexuelle.“ Die Zeitschrift Christianity Today berichtete: „Der Jugendleiter der Mutterkirche dieser Denomination, die sich in Los Angeles befindet, ist von den Vereinigten Presbyterianern ordiniert worden; er veranstaltet jeden Monat für 13- bis 20jährige Homosexuelle Tanzabende.“ Für die Glieder dieser Kirche bildete ein Maifest den „gesellschaftlichen Höhepunkt“ des Jahres, „bei dem ein König und eine Königin gekrönt wurden. Eine Lesbierin im Smoking wurde zum König erkoren; die Königin war ein Junge“, der aussah wie ein Mädchen.90

      In Ländern wie in den Niederlanden und in den Vereinigten Staaten sind Homosexuelle von Geistlichen „getraut“ worden. In einer Sendung des französischen Fernsehens gab ein holländischer Priester zu, daß er homosexuell sei. Als der französische Kardinal Daniélou darüber befragt wurde, sagte er: „Es ist ganz klar, daß ein Homosexueller absolut berechtigt ist, der Kirche anzugehören.“91

      Wie verbreitet ist die Auffassung, daß man die Homosexuellen als vollwertige Glieder der Kirche anerkennen sollte? In der Zeitschrift The Christian Century erschien folgende Äußerung des prominenten Theologen Norman Pittenger: „Ein noch größerer Prozentsatz der christlichen Denker würde sagen, die Homosexualität sei an und für sich keine Sünde.“92

      Wie erklären sie es?

      Wie erklären diese Geistlichen ihre Auffassung, man sollte Hurerei, Ehebruch und Homosexualität dulden? Sie sagen, Gott verurteile diese Dinge nicht. Die Frage, ob vorehelicher Geschlechtsverkehr eine Sünde sei, beantwortete zum Beispiel der Geistliche R. E. Taylor wie folgt: „Auf diese Frage gibt die Bibel keine schlüssige, klare Antwort.“93

      Ein Theologe namens Joseph Fletcher schrieb: „Die Behauptung, daß es nach der Bibel nur einem Ehepaar erlaubt sei, Geschlechts­beziehungen zu pflegen, ist lediglich eine Schlußfolgerung. In der Bibel wird der voreheliche Geschlechtsverkehr nirgendwo ausdrücklich verboten. ... Selbst für Christen ist es nicht immer ein Unrecht, außerehelichen Geschlechtsverkehr zu pflegen.“94

      In der erwähnten von einer Gruppe Quäker herausgegebenen Abhandlung wird gesagt: „Auf ihn [den Apostel Paulus] berufen sich hauptsächlich Personen, die die Homosexualität verurteilen, denn in einem seiner Briefe hat er seine Ansicht darüber klar und deutlich dargelegt (1. Kor. 6, V. 9). Doch mag das seine persönliche Ansicht gewesen sein ..., das bedeutet, daß der Standpunkt ... Pauli an und für sich nicht ausschlaggebend ist.“95

      Aus solchen Äußerungen könnte man den Schluß ziehen, in Gottes Wort sei über diese Fragen nichts Endgültiges zu finden. Und das ist eine verlockende Einladung, diese Dinge zu praktizieren. Allerdings nehmen nicht alle Geistlichen einen solchen Standpunkt ein. Aber immer mehr tun das. Dennoch bleiben sie im Amt.

      Du magst denken, deine Kirche heiße solche Dinge nicht gut. Aber hast du deinen Pfarrer schon einmal gefragt, wie er darüber denkt? Weißt du, was andere Geistliche deiner Kirche lehren? Und hast du es erlebt, daß man in deiner Kirche gegen Mitglieder, die Hurerei oder Ehebruch begangen oder homosexuelle Handlungen verübt haben, eingeschritten ist?

      Was ist die Wahrheit?

      Du kannst aufgrund einer interessanten Prüfung ermitteln, in welcher Richtung die Wahrheit liegt: Wäre es, wenn du verheiratet bist, in deinem Sinne, wenn deine Frau mit einem anderen Mann oder dein Mann mit einer anderen Frau Geschlechtsverkehr hätte?

      Wenn du Kinder hast, würdest du es dann begrüßen, wenn sich dein Sohn zu einem Hurer oder Homosexuellen entwickeln würde? Würde es dich freuen, wenn deine Tochter eine Hure oder eine Lesbierin würde? Wenn du noch jung an Jahren bist, möchtest du dann, daß dein Vater und deine Mutter einander nicht treu wären, sondern mit anderen Personen Geschlechtsverkehr hätten?

      Wenn du diese Fragen mit „Nein“ beantwortest, denkst du in diesen Dingen ähnlich wie Gott. In seinem Wort wird viel über dieses Thema gesagt. Und das, was darin gesagt wird, ist so klar und deutlich, daß kein Zweifel über den Sinn der Worte möglich ist. Und da ‘die ganze Schrift von Gott inspiriert ist’, wird uns, wenn ein Bibelschreiber sich über die Geschlechtsmoral äußert, göttliche Wahrheit übermittelt. — 2. Tim. 3:16, 17.

      Was sagt Gottes Wort über Hurerei, Ehebruch und Homosexualität? Es folgen nur wenige Bibeltexte von den vielen, die es über dieses Thema gibt: „Flieht vor der Hurerei.“ (1. Kor. 6:18) „Gott wird Hurer und Ehebrecher richten.“ (Hebr. 13:4) „Weder Hurer ... noch Ehebrecher, noch Männer, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden, noch Männer, die bei Männern liegen, ... werden Gottes Königreich ererben.“ (1. Kor. 6:9, 10) In katholischen Bibeln wird die Homosexualität als „Schändlichkeit“ und „Unzucht“ bezeichnet (Allioli, Jerusalemer Bibel). Ferner lautet Gottes ausdrückliche Warnung, daß die, „die solche Dinge treiben, den Tod verdienen“. — Röm. 1:26-32.

      Ist daran irgend etwas unklar? Wie kommt es, daß Geistliche die Wahrheit darüber nicht wissen? Sie wissen sie nicht, weil sie sie nicht wissen wollen. Aber die Bibel sagt warnend: „Laßt euch nicht irreführen.“ (1. Kor. 6:9) Folge daher nicht heuchlerischen Religionsführern, die Unsittlichkeit dulden, entschuldigen oder dazu ermuntern.96

      Du kannst ganz sicher sein, daß die Lügenworte solcher Religionsführer nicht von Gott stammen. Von wem denn? Jesus Christus sagte, daß Satan „der Vater der Lüge“ sei. Und zu den Religionsführern seiner Zeit, die Lügen verbreiteten, sagte er: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel.“ (Joh. 8:44) Heute ist es nicht anders.

      Wenn wir die Tatsachen prüfen, stellen wir somit fest, daß Gottes Wort recht hat, wenn es sagt, daß „in ihr [der Religion dieser Welt] ... das Blut ... von all denen gefunden“ werde, „die auf der Erde hingeschlachtet worden sind“, und daß ihre Hände „voll von abscheulichen Dingen und den Unreinigkeiten ihrer Hurerei“ seien, ferner daß „die, welche die Erde bewohnen, mit dem Wein ihrer Hurerei trunken gemacht wurden“! — Offb. 18:24; 17:2, 4.

  • Eine Religion, die zu Frieden und Sittenreinheit führt
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Eine Religion, die zu Frieden und Sittenreinheit führt

      DIE Prüfung des Zeugnismaterials läßt eines klar erkennen: Die Kirchen haben die Menschen zum Krieg und zur Sittenlosigkeit anstatt zu einem friedlichen und sittenreinen Leben angeleitet. In Wahrheit haben sich die Kirchen von den Lehren Jesu Christi abgewandt. Sie sagen zwar, sie würden sich nach der Bibel ausrichten, in Wirklichkeit lassen sie sich aber nicht davon leiten.

      Trifft das jedoch auf alle Religionsgemeinschaften zu? Haben sich alle Religionsgemeinschaften von den Lehren Christi abgewandt? Gibt es eine, die sich an die hohen Maßstäbe der Bibel hält, die zu Frieden und Sittenreinheit führt? Was ist über das Urchristentum zu sagen?

      Die ersten Christen und Friedfertigkeit

      Die ersten Nachfolger Jesu Christi waren eifrig bemüht, den christlichen Glauben auszubreiten. Um das Jahr 60 u. Z. schrieb Paulus, ein Apostel Christi, die „gute Botschaft“ sei „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden“. (Kol. 1:23) Um jene Zeit gab es schon in vielen Ländern Christen.

      Wie haben jene Christen gehandelt, wenn Krieg ausbrach und ‘Nation sich gegen Nation erhob und Königreich gegen Königreich’? (Matth. 24:7) Traten sie in das Heer ihres Landes ein, und zogen sie in den Krieg? Töteten sie Mitchristen, die in anderen Ländern lebten? Wie betrachteten die ersten Christen das Gebot Jesu, ‘einander zu lieben’ und ‘friedsam’ zu sein? (Joh. 13:34; Matth. 5:9) Wir lesen darüber in dem namhaften Werk Encyclopædia of Religion and Ethics von Hastings:

      „In der Urkirche war die Ansicht weit verbreitet, daß Krieg organisierte Sünde sei, mit der die Kirche und die Nachfolger Christi nichts zu tun haben konnten.“97

      Auch der führende Kirchenhistoriker C. J. Cadoux schrieb:

      „Die ersten Christen nahmen Jesus beim Wort und verstanden seine Lehren über die Sanftmut und Widerstandslosigkeit in buchstäblichem Sinne. Sie brachten ihre Religion in enge Beziehung zum Frieden; sie verurteilten den Krieg wegen des Blutvergießens, das er mit sich bringt, nachdrücklich; sie wandten die Prophezeiung aus dem Alten Testament auf sich an, die besagt, daß die Kriegswaffen in Ackerbaugeräte umgewandelt würden [Jes. 2:4]; sie erklärten, sie handelten nach dem Grundsatz, Böses mit Gutem zu vergelten und das Böse mit dem Guten zu besiegen.“98

      Die ersten Christen befolgten somit die Lehren Christi; sie lebten tatsächlich danach. Sie suchten auch nicht nach einer Hintertür, indem sie behauptet hätten, Christus habe nicht ausdrücklich verboten, Soldat zu sein. Professor D. Peter Meinhold von der Theologischen Fakultät der Universität Kiel schrieb:

      „Während das Neue Testament nichts darüber sagt, ob Christen dem Soldatenstand angehören können oder nicht, ob sie ihn verlassen müssen oder nicht, wenn sie Christen werden, hat sich diese Auffassung in der Alten Kirche bald geändert und zu einer Entgegensetzung von Christ- und Soldatsein geführt.“99

      Das ist nicht nur die Schlußfolgerung eines einzelnen Historikers; in diesem Punkt herrscht Übereinstimmung. Wie aus dem Werk Early Church History (Alte Kirchengeschichte) hervorgeht, haben die Historiker festgestellt, daß die Christen „den Dienst im kaiserlichen Heer als unvereinbar mit dem christlichen Glauben betrachteten; ... weil er im Widerspruch zu den ausdrücklichen Geboten Christi und dem Geist des Evangeliums stand“.100

      Wodurch wurden die ersten Christen somit angeleitet, nicht zu kämpfen und nicht zu töten? Durch ihren Glauben, der fest auf die Lehren des Wortes Gottes, der Bibel, gegründet war!

      Diese ablehnende Haltung gegenüber dem Krieg behielt das Christentum weit über hundert Jahre bei. Professor Roland H. Bainton schrieb:

      „Vom Ende der neutestamentlichen Periode bis zu dem Jahrzehnt 170—80 n. Chr. gibt es nicht den geringsten Beweis dafür, daß Christen Heeresdienst geleistet haben. ... das erste Zeugnis dafür, daß Christen im Heer dienten, stammt aus dem Jahr 173 n. Chr.; es ist die sogenannte Donnerlegion unter Mark Aurel. Von jenem Jahr an mehren sich die Zeugnisse dafür, daß Christen Heeresdienst leisteten.“101

      Um das Jahr 313 u. Z. vollzog sich ein großer Wandel. Ein Historiker schreibt: „Die Kirche war mit dem Reich verbunden und konnte nicht mehr länger gegen den Krieg protestieren. In der Armee gab es jetzt immer mehr christliche Soldaten.“102 Man war allmählich von den Lehren Jesu abgewichen. Der Abfall hatte eingesetzt.

      Die ersten Christen und die Sittenreinheit

      Vor diesem Abfall hatten sich die Nachfolger Jesu in allem nach den Lehren der Bibel ausgerichtet. Getrieben von der Liebe zu Christus und dem Glauben an sein Wort, hatten die ersten Christen Dinge wie Hurerei, Ehebruch, Homosexualität, Lügen, Stehlen und jede Form der Unehrlichkeit abgelegt. Der Historiker John Lord schreibt:

      „Der wahre Triumph des Christentums bestand ... darin, ... aus denen, die sich zu ihm bekannten, gute Menschen zu machen ... Wir haben Zeugnisse für ihr makelloses Leben, ihre untadelige Moral, ihre Untertanentreue und ihre christlichen Tugenden.“103

      Das Christentum leitete die Menschen im ersten und zweiten Jahrhundert tatsächlich zur Friedfertigkeit und zu einem sittenreinen Leben an. Aber wie ist es heute, da die Kirchen sich von den Lehren Christi abgewandt haben? Bedeutet das, daß es heute keine Religionsgemeinschaft gibt, die sich nach Christi Lehren ausrichtet?

      Jehovas Zeugen — die wahren Christen von heute?

      Wir lesen in dem Werk Encyclopedia Canadiana: „Das Werk der Zeugen Jehovas ist eine Neubelebung und Wiederherstellung des von Jesus und seinen Nachfolgern im ersten und zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung praktizierten Glaubens. ... Alle sind Brüder.“104

      Stimmt das wirklich? Haben Jehovas Zeugen, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, sich an die Lehren Christi gehalten, ‘einander zu lieben’ und ‘friedsam’ zu sein?

      Jehovas Zeugen handelten nicht gegen die Lehren Christi, ganz gleich, in welchem Land sie wohnten. „Jehovas Zeugen blieben während des Krieges streng neutral“, lesen wir in dem Werk Australian Encyclopædia. „Das hatte zur Folge, daß ihre Organisation im Januar 1941 in Australien verboten wurde.“105 Auch in anderen Ländern wurden sie verboten. Sogar in den Vereinigten Staaten kamen Tausende von Zeugen Jehovas ins Gefängnis, weil sie sich weigerten, Kriegsdienst zu leisten. Jeder Zeuge Jehovas trifft diese Entscheidung persönlich, und keiner mischt sich in die Angelegenheiten des Staates ein, in dem er lebt. Keiner sagt anderen, wie sie diese Gewissensfrage entscheiden sollten. Jeder muß das für sich selbst tun. — Gal. 6:5.

      In Deutschland wurden die Zeugen Jehovas von Hitler verfolgt; viele kamen ins Konzentrationslager. In einem Buch, das vor kurzem herausgekommen ist und das sich auf unveröffentlichte Nürnberger Akten stützt, wird erklärt, warum sie verfolgt wurden:

      „Sie lehnten den Deutschen Gruß ab, blieben politischen Veranstaltungen fern und verweigerten den Wehrdienst.“

      „Sie lehnten es aufgrund des biblischen Gebots ab, sogar gegen die Feinde des deutschen Volkes in den Krieg zu ziehen. ... es überraschte nicht, daß im August 1938 ein Sondergesetz erlassen wurde, nach dem jeder, der den Wehrdienst verweigerte oder andere dazu anstiftete, mit dem Tode bestraft werden sollte.“106

      Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden die Zeugen Jehovas in den deutschen Konzentrationslagern aufgefordert, sich freiwillig zum Wehrdienst zu melden. Ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald berichtet:

      „In Buchenwald erfolgte der Aufruf der Bibelforscher am 6. September 1939. Der Erste Lagerführer Rödl erklärte: ,Ihr wißt, der Krieg ist ausgebrochen, das deutsche Volk ist in Gefahr. Neue Gesetze treten in Kraft. Wenn einer sich weigert, gegen Frankreich oder England zu kämpfen, dann müßt ihr sterben!‘ Zwei Kompanien SS-Truppen in voller Ausrüstung standen am Tor. Nicht ein einziger Bibelforscher erklärte sich auf die Anfrage des Lagerführers hin bereit, für Deutschland zu kämpfen.“107

      Obwohl der Lagerführer bei jener Gelegenheit seine Drohung nicht wahr machte, geschah das zu anderen Zeiten. Tausende von deutschen Zeugen Jehovas blieben wie die ersten Christen den Lehren Christi treu bis in den Tod. J. S. Conway erwähnt das und zeigt dann den scharfen Gegensatz zwischen Jehovas Zeugen und den Kirchen auf:

      „Nicht weniger als ein Drittel der ganzen Anhängerschaft verlor das Leben, weil sie sich weigerte, sich anzupassen oder einen Kompromiß einzugehen. Im Gegensatz zu der Willfährigkeit der Großkirchen hielten Jehovas Zeugen an ihrer Lehre, durch die sie in Konflikt mit dem Staat gerieten, fanatisch fest. Eine solche Gegnerschaft war jedoch sehr selten.“

      „Keine andere Sekte bewies angesichts des Gestapo-Terrors eine solche Entschlossenheit. Viele der kleineren Gruppen, die sich ihrer Schwäche bewußt waren, versuchten, sich ihre Unabhängigkeit zu erkaufen, indem sie eifrig beteuerten, die politischen Ziele des neuen Deutschlands zu unterstützen.“108

      Sogar Kirchenführer haben zugegeben, daß Jehovas Zeugen nach den Lehren Christi handeln. Martin Niemöller schrieb:

      „Man kann mit gleichem Recht daran erinnern, daß sich christliche Kirchen Jahrhunderte hindurch immer aufs neue dazu hergegeben haben, Kriege, Truppen und Waffen zu segnen und daß sie in ganz unchristlicher Weise für die Vernichtung der Kriegsgegner gebetet haben. Alles das ist unsere Schuld und die Schuld unserer Väter, aber gewiß nicht Gottes Schuld. — Und zumal wir Christen von heute stehen beschämt da vor einer sogenannten Sekte wie der der ernsten Bibelforscher, die zu Hunderten und Tausenden ins Konzentrationslager und in den Tod gegangen sind, weil sie den Kriegsdienst ablehnten und sich weigerten, auf Menschen zu schießen.“109

      Aber Jehovas Zeugen sind nicht nur bekannt dafür, daß sie nach dem, was Christus über Liebe und Friedfertigkeit lehrte, handeln, sondern auch dafür, daß sie ein sittenreines Leben führen. In einem Artikel der südafrikanischen Zeitschrift Personality wurde zum Beispiel gesagt: „Man hat den Eindruck, Jehovas Zeugen würden vor guten Eigenschaften ,platzen‘ und wären beinahe frei vom Bösen.“110 In einer schwedischen Kirchenzeitung wurden sie ebenfalls für ihre „Sittenreinheit“ gelobt.111 Das ist wahrlich ganz anders als bei den Kirchen, denn dort grassiert die Sittenlosigkeit!

      Der sittenreine Lebenswandel, durch den Jehovas Zeugen sich auszeichnen, steht in engem Zusammenhang mit der Tatsache, daß sie sich genau nach den Lehren der Bibel ausrichten. Ganz im Gegensatz zu den Kirchen dulden oder billigen sie Unsittlichkeit in keiner Form, sondern schließen wie die Versammlung der ersten Christen jeden aus ihrer Gemeinschaft aus, der hartnäckig fortfährt zu sündigen. — 1. Kor. 5:11-13.

      Möchtest du dich gerne Personen anschließen, die wirklich in Übereinstimmung mit den Lehren des Wortes Gottes leben? Die Bibel hat vorausgesagt, daß es in der Endzeit eine Gemeinschaft solcher Personen geben wird. Diese Prophezeiung lautet: „Im Schlußteil der Tage ... [werden] viele Völker ... gewißlich hingehen und sagen: ,Kommt, und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘“ Über diese „Völker“ wird in der Prophezeiung weiter gesagt: „Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. ... auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“ — Jes. 2:2-4.

      Wer sind die „Völker“, die das heute tun? Gewiß nicht die Anhänger der Kirchen der Christenheit oder der Religionen außerhalb der Christenheit. Es sind Jehovas Zeugen! Sie ahmen das Beispiel der ersten Christen nach. Ihre Religion beruht auf Gottes Wort, der Bibel, und sie leitet sie tatsächlich zu Friedfertigkeit und einem sittenreinen Leben an. Aber die Religionen dieser Welt tun den Willen Gottes nicht. Sie führen nicht zu Frieden und Sittenreinheit. Was wird daher mit ihnen geschehen?

      [Bild auf Seite 23]

      Wie die ersten Christen, so haben auch Jehovas Zeugen ‘ihre Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet’.

  • Was wird den Religionen dieser Welt widerfahren?
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Was wird den Religionen dieser Welt widerfahren?

      WELCHES Geschick wird die Religionen dieser Welt treffen? Wir erhalten die Antwort auf diese Frage, indem wir uns mit zwei anderen Fragen befassen: Wie denkt Gott über Religion? Hat sie für die Menschheit einen Wert?

      Was meinst du wie Gott, der Schöpfer, die Religionen dieser Welt betrachtet, die an seiner Schöpfung, der Menschheitsfamilie, dermaßen schuldig geworden sind? Wärest du gegen jemand, der deine Familie in den Schmutz zöge und sie gegen dich aufbrächte, freundlich gesinnt?

      Die Religionen dieser Welt haben sich als falsche Religionen erwiesen, und am tadelnswertesten sind die Religionsgemeinschaften der Christenheit. Ihre größte Schuld liegt darin, daß sie Gottes Namen verunehren, ja daß sie sogar sagen, „Gott sei tot“. Sie haben ihre Anhänger von dem Worte Gottes abgebracht — wie viele in der Christenheit wissen, was in der Bibel steht? Die Religionen dieser Welt haben stets die Aufmerksamkeit auf politische Führer gelenkt und sie als die einzige Hoffnung auf Weltfrieden verherrlicht und Gott sowie sein messianisches Königreich mißachtet. Sie haben die Menschen dazu angeleitet, Kriegsdienst zu tun, sittenlos zu leben und sogar nicht mehr an Gott zu glauben.

      Die Geistlichen können sich nicht entschuldigen mit dem Hinweis, sie seien für die schlechten Taten des Volkes nicht verantwortlich. Aus dem, was Gottes Wort über die jüdischen Religionsführer, ihr Gegenstück, sagt, geht hervor, daß sie die Schuld tragen. Gott erklärte: „Hätten sie aber in der Gruppe meiner Vertrauten gestanden, dann hätten sie mein Volk meine eigenen Worte hören lassen, und sie hätten sie veranlaßt, von ihrem schlechten Weg und von der Schlechtigkeit ihrer Handlungen umzukehren.“ — Jer. 23:22.

      Wertlos für die Menschheit

      Gott hat immer gewußt, wer die falschen „Hirten“ sind. Aber er hat sie gewähren lassen, damit „ihr Wahnsinn ... vor allen klar ersichtlich“ wird, wie der Apostel Paulus es von Personen sagte, die zu seiner Zeit der Wahrheit widerstanden. — 2. Tim. 3:8, 9.

      Gott zeigt klar und deutlich, daß die Religionen dieser Welt ihn nicht vertreten haben. Deshalb warnte sein Sohn, Jesus Christus, vor Personen, die eine solche Religion ausüben, insbesondere vor den Führern dieser Religionen:

      „Nehmt euch vor den falschen Propheten in acht, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie raubgierige Wölfe. ... jeder gute Baum [bringt] vortreffliche Frucht hervor, aber jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ihr werdet also diese Menschen wirklich an ihren Früchten erkennen.“ — Matth. 7:15-20.

      Gott wird also mit ihnen abrechnen. Jesus sagte weiter:

      „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ,Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! [Christus hat sie nie als seine Vertreter anerkannt.] Weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“ — Matth. 7:21-23.

      Gott vernichtet die Religionen dieser Welt

      Gott, der Allmächtige, wird dafür sorgen, daß das Urteil an allen, die ihn falsch dargestellt haben, vollzogen werden wird. Über die Religionen dieser Welt, veranschaulicht durch eine Hure, sagt die Bibel: „Ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten der Ungerechtigkeit gedacht. ... an e i n e m Tag [werden] ihre Plagen kommen, Tod und Trauer und Hungersnot, und sie wird gänzlich mit Feuer verbrannt werden, denn Jehova Gott, der sie gerichtet hat, ist stark.“ — Offb. 18:5-8.

      Wen wird Gott benutzen, um das Weltreich der Religion, das mit einer Hure verglichen wird, zu vernichten? Niemand anders als ihre „Bettgenossen“, die politischen Herrscher. Früher sind die Geistlichen ehrfürchtig und respektvoll behandelt worden, sogar von den Herrschern. Aber jetzt verlieren sie immer mehr an Einfluß, ja, es gelingt ihnen nicht einmal mehr, die Wähler dahin zu bringen, solchen Politikern ihre Stimme zu geben, die sie, die Geistlichen, gerne im Amt sähen.

      Die politischen Herrscher, die sehen, daß die Religionen dieser Welt wertlos sind, und die den Reichtum dringend benötigen, den die Religionen besitzen, werden sich gegen sie wenden. Wie werden sie mit ihnen verfahren? Die Bibel schildert es wie folgt:

      „Die zehn Hörner [sie versinnbildlichen die Könige oder die Herrscher der Welt (siehe Vers 12)], die du sahst, und das wilde Tier [politische Organisation], diese werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile [ihre strukturellen Teile] auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen ins Herz gegeben, seinen Gedanken auszuführen.“ — Offb. 17:16, 17.

      Und diese Vernichtung der Religionen dieser Welt steht nahe bevor, denn alle Anzeichen dafür sind vorhanden. Ferner beschleunigen die Religionsführer das Vorgehen der Herrscher noch dadurch, daß sie sie reizen wie nie zuvor. Durch ihre rebellischen Reden, ihre Einmischung in die Politik und ihre staatsgefährdenden Umtriebe stehen sie in einem ganz schlechten Verhältnis zu den Regierungen. Sie werden ihnen ein „Dorn im Fleisch“ und erregen ihren Haß. Daher droht jetzt den Religionen dieser Welt Vernichtung. Ihr Sturz kann jeden Tag mit überraschender Plötzlichkeit erfolgen. (Offb. 18:17, 21) Gottes Warnung sollte daher dringend beachtet werden:

      „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ — Offb. 18:4.

      Wie wird es der wahren Religion ergehen?

      Doch wie wird es denen ergehen, die Gottes Gesetze befolgen und Gott als den höchsten Herrscher im Universum richtig vertreten haben? Kann und wird Gott, wenn er sein Urteil an den Religionen dieser Welt vollstrecken wird, Personen bewahren, die in Übereinstimmung mit der wahren Religion leben?

      Der Apostel Petrus führt als Beispiel Lot an, der Gott diente und mit göttlicher Hilfe aus Sodom herauskam, ehe Gott die Stadt vernichtete. Petrus schreibt: „Jehova weiß Menschen von Gottergebenheit aus der Prüfung zu befreien, Ungerechte aber für den Tag des Gerichts zu ihrer Abschneidung aufzubehalten.“ — 2. Petr. 2:6-10; 1. Mose 19:15-17.

      Jesus Christus sprach von der Zeit, da er seine Herrschaft antreten würde. Er sagte voraus, daß auf der Erde ein Scheidungswerk vor sich gehen würde, eine Einsammlung schafähnlicher Personen, die Christus und seine Vertreter auf der Erde lieben und achten. Andererseits aber würden auch die „Böcke“, die ihn verachteten, gesammelt werden.

      Was wird mit jeder dieser Gruppen geschehen? Jesus erklärte: „Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten [den „Schafen“] sagen: ,Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet worden seid, ererbt das Königreich, das von der Grundlegung der Welt an für euch bereitet ist.‘“ Ferner sagte er: „Und diese [die „Böcke“] werden in die ewige Abschneidung weggehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ — Matth. 25:31-34, 46.

      Nach der Vernichtung der Religionen dieser Welt

      Die Religionen dieser Welt werden also vernichtet werden; das wird für die Menschheit eine große Erleichterung und es wird auch zu ihrem Segen sein. Die wahre Religion aber wird bestehenbleiben und sich über die ganze Erde ausbreiten. Im letzten Buch der Bibel berichtet der Apostel Johannes über eine Vision, in der er die Personen sah, die überleben werden, folgendes:

      „Nach diesen Dingen sah ich, und siehe! eine große Volksmenge, die kein Mensch zu zählen vermochte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen stand vor dem Thron und vor dem Lamm.“ „Und Tag und Nacht bringen sie ihm [Gott] in seinem Tempel heiligen Dienst dar; und der, der auf dem Throne sitzt, wird sein Zelt über sie ausbreiten.“ — Offb. 7:9, 15.

      Die Überlebenden erwartet ein glückliches Dasein. Sie werden in einer neuen Ordnung leben dürfen, in der Frieden herrschen wird und in der sie niemals mehr krank werden. Auch werden sie die unvergleichliche Freude erleben, ihre Angehörigen wiederzusehen, die ihnen der Tod, an dem in vielen Fällen die falsche Religion schuld war, entrissen hat, weil sie von den Toten auferstehen werden.

      Johannes schildert das, was er in seiner Vision sah, wie folgt:

      „Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Buchrollen wurden geöffnet. Aber eine andere Buchrolle wurde geöffnet; es ist die Buchrolle des Lebens. Und die Toten wurden nach den Dingen gerichtet, die in den Buchrollen geschrieben sind, gemäß ihren Taten.“ — Offb. 20:12.

      Bei den „Taten“ handelt es sich nicht um die Missetaten, die sie unter dem Einfluß der falschen Religion begangen haben. Wegen solcher Taten werden sie nicht erneut zur Verantwortung gezogen und wieder verurteilt werden; sonst hätte die Auferstehung ja keinen Zweck. Nein, es sind die Taten, die sie unter der gerechten Herrschaft in Übereinstimmung mit den dann geltenden „Buchrollen“ des Gesetzes Gottes vollbringen werden.

      Da es dann die Religionen dieser Welt nicht mehr geben wird, werden die Menschen auch nicht mehr über Gott falsch unterrichtet werden. Sie werden Gott und seine Wege gründlich kennenlernen. Dann wird der Grundsatz gelten: „Wenn es für die Erde Gerichte von dir [Jehova] gibt, werden die Bewohner des ertragfähigen Landes Gerechtigkeit lernen.“ — Jes. 26:9.

      Die Bewohner der Erde werden dann mit Freuden nach den Gesetzen Jehovas leben, denn sie werden feststellen, daß sie sich zu ihrem Guten auswirken. — Ps. 19:9.

      Dann wird es die falsche Religion, die die Menschen entzweit, nicht mehr geben, sondern nur noch die wahre Anbetung Jehovas Gottes, die ein vollkommenes Band der Einheit ist. (Phil. 1:27; Kol. 3:14) Dann kann gesagt werden: „Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen.“ — Offb. 21:3, 4.

      [Bild auf Seite 26]

      Nachdem die Religionen dieser Welt vernichtet sein werden, wird auf der Erde eine neue Ordnung sein, in der Frieden herrschen und niemand mehr krank werden wird.

  • Eine dringende Notwendigkeit — auch für dich
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Eine dringende Notwendigkeit — auch für dich

      FREUST du dich über die Aussicht, daß die Erde eine neue Regierung bekommen wird? Findest du es trostreich, dir eine Erde vorzustellen, auf der es keinen Krieg mehr gibt, keine falsche Religion, keine Sittenlosigkeit, keine Krankheiten und keinen Tod? Oder erscheint dir das alles wie ein Traum?

      Gottes Vorhaben, eine gerechte neue Ordnung zu errichten, ist kein Traum. Jehova Gott belügt oder täuscht die Menschen nicht. (Hebr. 6:18) Er verspricht nichts, was er nicht halten wird. Wenn er seine Diener veranlaßt, jetzt die ganze Menschheit zu warnen, vor allem die „christlichen“ Völker, können wir sicher sein, daß er die Tat folgen lassen wird.

      Wir können auch sicher sein, daß Gott, wenn er sagt, er werde die Religionen dieser Welt ausrotten und die wahre Religion bewahren, das auch tun wird. Es ist keine Frage, daß das geschehen wird, denn es wird ganz bestimmt geschehen. Aber die Frage ist: Was wirst du tun?

      Was solltest du tun, wenn du siehst, daß die Religionen dieser Welt Gott falsch dargestellt und das Volk irregeführt haben? Du solltest das tun, was Gottes Wort zu tun gebietet. Was ist das? Du solltest jegliche Bindung zu den Religionen dieser Welt lösen, ehe sie zerschmettert werden, was ganz plötzlich geschehen kann. Jesus bezeichnete die Religionsführer seiner Zeit als „blinde Leiter“ und sagte über sie zum Volk: „Laßt sie.“ — Matth. 15:14.

      Ja, kümmere dich nicht um sie! Trenne dich von ihnen! Die Religionen dieser Welt sind in Gottes Augen unrein und mit Blutschuld beladen. Deshalb müssen alle, die am Leben bleiben möchten, die eindringliche Warnung des Apostels Paulus beachten:

      „Welche Gemeinschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Teilhaberschaft hat Licht mit Finsternis? ... Und welche Übereinkunft besteht zwischen Gottes Tempel und Götzen? ... ‚„Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab“, spricht Jehova, „und hört auf, das Unreine anzurühren“‘; ‚„und ich will euch aufnehmen.“‘ ‚„Und ich werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein“, spricht Jehova, der Allmächtige.‘“ — 2. Kor. 6:14-18.

      Wenn der Glaube, dem du angehörst, zu den Religionen dieser Welt gehört, dann fliehe jetzt! Wenn du einen Geistlichen kennst, der nach deiner Meinung ein guter Mensch ist, dann sollte auch er fliehen!

      Das sind harte Worte, aber sie sind in Übereinstimmung mit dem, wie Gott über diese Frage denkt. Denn eins ist sicher: Für die Religionen dieser Welt läuft die Zeit ab. Ihr Ende steht unmittelbar bevor. Es ist daher notwendig, daß du sofort handelst.

      Nimm jetzt Hilfe an

      Doch es genügt nicht, die Verbindung mit den Religionen dieser Welt zu lösen, obschon es ein notwendiger Schritt ist. Das haben auch Atheisten getan. Es gilt, noch einen weiteren wichtigen Schritt zu tun. Wer in Gottes neuer Ordnung leben möchte, muß sich eine Erkenntnis Gottes erwerben, um die Vernichtung des heutigen Systems der Dinge zu überleben. — Joh. 17:3.

      Wie kannst du Erkenntnis über Gott erlangen und seine Forderungen kennenlernen? Nur, indem du persönlich sein Wort, die Bibel, erforschst. Dazu benötigst du Hilfe.

      Welche Methode wandten die ersten Jünger zur Hauptsache an, um den Menschen zu helfen, die Wahrheit über Gott zu erkennen? Sie unterwiesen sie privat, vielfach suchten sie die interessierten Personen in ihrer Wohnung auf, um sie zu unterweisen. In der Stille ihrer eigenen Wohnung haben diese Menschen dann kennengelernt, was die Bibel wirklich lehrt. So ist es auch heute. Jehovas Zeugen führen unentgeltlich sechs Monate lang Hausbesuche bei Personen durch, die sich wirklich eine Erkenntnis Gottes erwerben möchten. Auf diese Weise haben sie Millionen Menschen in der Bibel unterrichtet. — Apg. 20:20.

      Diesen Menschen wird allerdings manchmal von seiten falsch informierter Personen, Freunde oder Verwandter, Widerstand geleistet. Aber es gelingt ihnen oft dadurch, daß sie taktvoll und geduldig sind, solchen unter ihnen, die gut gesinnt sind, zu helfen, den Weg in Gottes neue Ordnung kennenzulernen.

      Hast du das Angebot der Zeugen Jehovas, dir unentgeltlich zu helfen, die Bibel kennenzulernen, angenommen? Wenn nicht, möchten wir dir dringend empfehlen, es jetzt zu tun. Handle nicht so wie die angehenden Schwiegersöhne Lots. Als Gott im Begriff war, die Stadt Sodom wegen ihrer gottentehrenden Taten zu vernichten, warnte Lot diese beiden Männer. „Aber in den Augen seiner [Lots] Schwiegersöhne schien er wie einer zu sein, der Scherz treibt.“ (1. Mose 19:14) Doch es war kein Scherz. Am darauffolgenden Morgen war Sodom ausgelöscht. Auch Lots Schwiegersöhne waren nicht mehr.

      Liebst du das Leben? Möchtest du am Leben bleiben? Dann beeile dich, so zu handeln, wie Gottes Wort empfiehlt: „Suchet Jehova, all ihr Sanftmütigen der Erde ... Suchet Gerechtigkeit, suchet Sanftmut. Wahrscheinlich könnt ihr am Tage des Zornes Jehovas geborgen werden.“ — Zeph. 2:3.

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