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Kann man mit Gott übereinstimmen und dennoch die Tatsachen verheimlichen?Der Wachtturm 1974 | 15. April
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Kann man mit Gott übereinstimmen und dennoch die Tatsachen verheimlichen?
Wozu führt es, wenn einer Lüge nicht widersprochen wird? Trägt Stillschweigen nicht dazu bei, daß eine Lüge als Wahrheit verbreitet wird, und besteht dadurch nicht die Gefahr, daß viele Menschen leichter unter ihren Einfluß kommen und möglicherweise ernsten Schaden erleiden?
Was geschieht, wenn man einen schlechten Wandel oder ein unsittliches Verhalten duldet, statt es bloßzustellen oder zu verurteilen? Ist es nicht so, als ob man eine ansteckende Krankheit verheimliche, ohne sich zu bemühen, sie auszuheilen und ihre Ausbreitung zu verhindern?
Kann man sagen, es sei lieblos, wenn jemand Menschen vor einer drohenden Gefahr, die sie nicht wahrnehmen, warnt oder wenn er sie darauf aufmerksam macht, daß sie von Personen irregeführt werden, die sie als ihre Freunde betrachten? Sie mögen es vorziehen, die Warnung in den Wind zu schlagen. Oder vielleicht nehmen sie sie sogar übel. Enthebt ihn das aber der Verantwortung, die Betreffenden zu warnen?
Wenn du zu den Menschen gehörst, die Gott treu bleiben möchten, solltest du dich mit solchen Fragen auseinandersetzen. Wieso? Weil Diener Gottes zu allen Zeiten in Situationen kamen, in denen sie sich mit solchen Fragen auseinandersetzen mußten. Sie waren verpflichtet, Unwahrheit und Verbrechen bloßzustellen und die Menschen vor Gefahren und vor Täuschung zu warnen — nicht nur in einem allgemeinen Interesse, sondern ganz besonders im Interesse der reinen Anbetung. Es wäre viel leichter für sie gewesen, Stillschweigen zu bewahren oder nur das zu sagen, was die Menschen gern hören wollten. Ihre Treue zu Gott und ihre Liebe zum Nächsten bewog sie jedoch zu reden. Sie erkannten, daß ‘offene Zurechtweisung besser ist als verborgene Liebe’ (Spr. 27:5).
DAS BLEIBENDE MUSTER
Betrachten wir, in welcher Lage sich das Volk Israel in alter Zeit befand und welches Beispiel Gottes Propheten damals gaben. Das Verbrechen hatte in dieser Nation überhandgenommen. Unehrlichkeit, Gewalttaten, Unsittlichkeit und Heuchelei brachten Schmach auf den Namen des Gottes, den die Israeliten anzubeten vorgaben. Hieß das Volk die von Gott kommende Zurechtweisung willkommen? Ganz und gar nicht, denn die Bibel zeigt, daß man zu den Propheten Gottes sagte:
„‚Ihr sollt nicht sehen‘ und zu denen, die [inspirierte] Visionen haben: ,Ihr sollt nicht irgendwelche geraden Dinge in Visionen für uns schauen. Redet glatte Dinge zu uns, schaut in Visionen trügerische Dinge. Weicht ab vom Wege‘“ (Jes. 30:9-11).
Gerade das tat die Mehrheit der religiösen Führer, die darauf aus war, beliebt zu sein, und die Verbrechen und die Übertretungen der gerechten Gesetze und Grundsätze Gottes entschuldigte und „übertünchte“. Was Gott aber von seinen wahren Propheten erwartet, wird durch die Worte veranschaulicht, die er an den Propheten Hesekiel richtete:
„Was nun dich betrifft, o Menschensohn, zu einem Wächter habe ich dich für das Haus Israel gemacht, und aus meinem Munde sollst du das Wort hören und sie von mir aus warnen. Wenn ich zu einem Bösen spreche: ,O Böser, du wirst bestimmt sterben!‘, du aber nicht tatsächlich freiheraus redest, um den Bösen vor seinem Wege zu warnen, wird er selbst als Böser in seiner eigenen Vergehung sterben, aber sein Blut werde ich von deiner eigenen Hand zurückfordern“ (Hes. 33:7, 8).
Als Gott schließlich die vorhergesagte Vernichtung über die Nation brachte, erfreuten sich diejenigen seines Schutzes, die sich treu an sein Wort gehalten hatten.
War es zu der Zeit, als Jesus auf Erden diente, anders? Der Sohn Gottes beschrieb die Verhältnisse, die er antraf, mit den Worten:
„Das Licht [ist] in die Welt gekommen ..., aber die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Denn wer schlechte Dinge treibt, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht gerügt werden. Wer aber das tut, was wahr ist, kommt zum Licht, damit seine Werke als solche kundgemacht werden, die in Harmonie mit Gott gewirkt worden sind“ (Joh. 3:19-21).
Und wer war es hauptsächlich, der Jesus widerstand, als er die Wahrheit freimütig bekanntmachte und damit bloßstellte, wodurch Gottes Gesetze übertreten wurden? Waren es nicht die religiösen Führer, die Schriftgelehrten, die Pharisäer und die Oberpriester? Lies selbst, was die Bibel darüber in Matthäus 16:21, 20:18, 19 und 23:13 berichtet.
Jesus wußte, in welch hohem Ansehen diese religiösen Führer beim Volk standen, das sehr auf sie vertraute. Veranlaßte ihn dies aber, zu schweigen und nicht warnend seine Stimme zu erheben? Keinesfalls, denn er beschuldigte sie nachdrücklich und in aller Öffentlichkeit, Gott und Menschen verraten zu haben, Ansehen und Ehre zu lieben, „Heuchler“, „blinde Leiter“ zu sein, die „getünchten Gräbern“ glichen, die äußerlich zwar schön, inwendig jedoch voller Unreinigkeit seien, und er hielt ihnen vor, diejenigen zu verfolgen, die die göttliche Wahrheit bekanntmachten. (Lies Matthäus 23:1-36.)
Obgleich sich diese Männer verschworen hatten, Jesus zu töten, wurde Jesus durch seine Treue gegenüber Gott dazu veranlaßt, zum Nutzen all derer, die Gerechtigkeit liebten, die Wahrheit bekanntzumachen. Auch seine Apostel folgten demselben Lauf der Treue und ließen sich nicht mundtot machen (Apg. 5:27-32, 40-42).
Sehen wir uns heute nicht ähnlichen Verhältnissen gegenübergestellt? Eine Flut der Unmoral geht heute über die Erde hinweg. Die Nachrichten zeigen, daß Unehrlichkeit, Verderbtheit und Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zunehmen. Laster und Perversion wie Homosexualität breiten sich immer mehr aus und werden gebilligt. Man läßt den biblischen Maßstab für einen reinen Wandel und für Sittlichkeit außer acht und macht ihn sogar lächerlich. Und doch nennen sich viele, die solche Dinge treiben, „Christen“ und geben vor, Gott zu dienen. Wie treffend sind doch die Worte aus Titus 1:16: „Sie erklären öffentlich, Gott zu kennen, aber sie verleugnen ihn durch ihre Werke.“!
Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, daß heute immer mehr religiöse Führer viele dieser Vergehen offen entschuldigen oder „übertünchen“. Sie bezeichnen den biblischen Sittenmaßstab als „überholt“ und „den heutigen modernen Verhältnissen nicht angemessen“. Sie ziehen die Glaubwürdigkeit der Bibel als inspiriertes Wort Gottes in Zweifel und schwächen dadurch den Einfluß, den sie auf das Volk als eine Kraft zum Guten haben könnte. Statt die Bibel zu akzeptieren, die davon spricht, daß der Mensch von einem allweisen und allmächtigen Schöpfer erschaffen worden ist, wenden sie sich der Evolutionstheorie zu.
Doch ungeachtet dessen und trotz der sich verschlechternden moralischen Verhältnisse und der in der Welt zunehmenden Gewalttaten sowie der Zerfallserscheinungen und des überwältigenden Beweises dafür, daß menschliche Bemühungen, diese Probleme zu lösen, versagen, sind die religiösen Führer bestrebt, das Volk mit der Zusicherung zu beschwichtigen, man habe nicht zu befürchten, daß Gott einschreite oder eine Strafe verhänge. Obgleich die biblischen Prophezeiungen deutlich auf eine der Menschheit bevorstehende weltweite Vernichtung hinweisen, schweigt sich die Geistlichkeit der Christenheit darüber aus (Dan. 2:44; Offb. 19:11-15). Wie gut passen doch die Worte aus Jeremia 6:13-15 auf sie:
„‚Vom Propheten selbst bis zum Priester üben sie alle Falschheit. Und sie versuchen den Zusammenbruch meines Volkes leichthin zu heilen, indem sie sprechen: „Da ist Friede! Da ist Friede!“, wenn kein Friede da ist. Schämten sie sich, weil es etwas Verabscheuungswürdiges war, was sie getan hatten? ... [Sie] haben ... nicht einmal kennengelernt, was es heißt, sich gedemütigt zu fühlen. Darum werden sie unter den Fallenden fallen; zu der Zeit, da ich Abrechnung mit ihnen halten muß, werden sie straucheln‘, hat Jehova gesprochen.“!
WAS TREUE VON UNS FORDERT
Bist du der Meinung, daß man Lügen nicht widerspruchslos hinnehmen sollte? Wie verhält es sich dann, wenn Unwahrheiten über Gott verbreitet werden und Gottes Vorhaben falsch dargestellt wird? Gewiß handelt es sich dabei nicht um weniger bedeutsame, sondern eher um schwerwiegendere Lügen. Vielleicht bist du auch dafür, daß Unrecht bloßgestellt werden sollte. Was aber, wenn es von religiös eingestellten Leuten begangen wird, vielleicht von Mitgliedern deiner Kirche? Veranlaßt dich die Treue zu Gott, für das einzutreten, was recht ist? Und wenn wir uns normalerweise bereits schuldig fühlen würden, falls wir unseren Nachbarn nicht vor einem drohenden Unglück wie einer herannahenden Flut oder einem heftigen Sturm gewarnt hätten, sollten wir uns dann nicht noch mehr schuldig fühlen, wenn wir es unterließen, vor der herannahenden Vernichtung zu warnen, die nun — wie Gottes Wort eindeutig zeigt — den Menschen überall droht?
Christus Jesus sagte voraus, daß in dieser Zeit des Endes „diese gute Botschaft vom Königreich ... auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden [wird], allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matth. 24:14). Für gerechtigkeitsliebende Menschen ist es die beste Botschaft, daß Gottes himmlische Regierung bald die Herrschaft über die ganze Erde übernehmen und dafür sorgen wird, daß Gottes Wille „wie im Himmel so auch auf der Erde“ geschieht (Matth. 6:9, 10).
Jesus sagte aber auch, was nach dem Predigen dieser guten Botschaft geschehen wird: „Dann wird das Ende kommen.“ Offensichtlich müssen daher diejenigen, die die gute Botschaft verkündigen, zugleich vor der Vernichtung warnen, die dem gegenwärtigen weltlichen System ein Ende setzen wird. Sie müssen den Menschen logischerweise auch erkennen helfen, weshalb diese Vernichtung kommt, weshalb Gott gezwungen ist, gegen eine verderbte Welt vorzugehen, und warum die Religionen der Welt ebenso wie die religiösen Führer Israels verfehlt haben, die Menschen in ein friedliches Verhältnis zu Gott zu bringen.
Deswegen müssen wahre Christen ihre Stimme erheben und dürfen sich nicht zurückhalten, falsche Lehren und unbiblische Bräuche der Religionsorganisationen der Welt bloßzustellen. Sie müssen den Menschen zeigen, warum die gesamte gegenwärtige Weltordnung von Gott für die schlimmen Verhältnisse auf der Erde verantwortlich gemacht wird und warum er diese Weltordnung verabscheut und daher unabänderlich beschlossen hat, sie für immer zu beseitigen. Sie müssen den Menschen zeigen, warum sie Gottes Zorn verspüren werden, wenn sie auf diese Weltordnung vertrauen oder sie unterstützen. Ihre Treue zu Gott und ihre Liebe zum Nächsten erfordert es, darauf hinzuweisen.
In über 200 Ländern und Inselgebieten kommen heute mehr als eine Million sechshunderttausend Zeugen Jehovas regelmäßig dem göttlichen Auftrag nach, Zeugnis zu geben. Statt „glatte Dinge“ zu reden, die die Menschen in Selbstzufriedenheit lullen, weisen sie freimütig darauf hin, daß die Bibel deutlich sagt: „Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar“ (Jak. 4:4). Die Tatsache, daß diese freimütige Verkündigung nun weltweit im Gange ist, ist ein sicherer Beweis dafür, daß die Zeit für diese gegenwärtige Weltordnung abläuft. Da ihr Ende immer näher rückt, wird es immer dringender zu handeln.
Wenn du mehr über die reine Anbetung kennenlernen möchtest — den Schutz, den sie bietet, und die Segnungen, die sie mit sich bringt —, so setze dich mit Jehovas Zeugen in Verbindung, indem du vielleicht den nächstgelegenen Königreichssaal aufsuchst. Du wirst feststellen, daß sie dir bereitwillig und gern in deiner Wohnung helfen werden, kostenlos biblische Erkenntnis zu erwerben. Mache in Treue gegenüber Gott von der noch verbleibenden Zeit weisen Gebrauch! (Eph. 5:15-17).
[Bilder auf Seite 227]
Möchtest du, daß die Tatsachen unter den Teppich gekehrt werden ...
... oder wünschst du die Wahrheit zu erfahren?
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Wo die Liebe zur Wahrheit zu finden istDer Wachtturm 1974 | 15. April
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Wo die Liebe zur Wahrheit zu finden ist
Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Erkenntnis der Wahrheit und der Liebe zur Wahrheit. Jemand mag wissen, was die Wahrheit ist, jedoch nicht in Übereinstimmung damit handeln. Liebt aber jemand die Wahrheit, so zeigt er dies dadurch, daß er sich danach ausrichtet.
Zur Enttäuschung vieler macht sich unter Kirchenmitgliedern ein schmerzlicher Mangel an Liebe zur Wahrheit bemerkbar. Doch das bedeutet nicht, daß es heute niemand mehr gäbe, der die Wahrheit liebt. Im Gegenteil, einige Enttäuschte freuen sich nun, daß sie echte Liebe zur Wahrheit gefunden haben. Wo? Stelle es selbst fest, während du ihre Erfahrungen liest.
MENSCHEN, DIE AN DER WAHRHEIT FESTHALTEN, SIND ANDERS
Eine junge Frau, die im Bischöflichen Generalvikariat in Essen arbeitete, erzählt, wie sie über die Ansichten enttäuscht war, von denen sie dort hörte: „Besonders erstaunt und traurig war ich, als man mir sagte, die Heilige Schrift sei eine Auslegungssache, man dürfe alles nicht so ernst nehmen. Die Bibel habe eine Entwicklung mitgemacht und sei nur auf bestimmte Zeiten anzuwenden. Die Schöpfungsgeschichte wurde deutlich abgelehnt. Betreffs Zölibat erklärte mir ein Priester: ,Ich lebe schon seit 36 Jahren mit meiner Haushälterin in bestem Einvernehmen, aber eines haben wir uns geschworen: Geheiratet wird nicht.‘“
Dadurch, daß diese Frau mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte, kam sie jedoch zu der Erkenntnis, daß es Menschen gibt, die die Bibel ernst nehmen und nicht davor zurückschrecken, religiöse Irrtümer bloßzustellen. Nachdem sie dem Lichtbildervortrag mit dem Thema „Eine nähere Betrachtung der Kirchen“ beigewohnt hatte, erkannte sie den deutlichen Unterschied zwischen der wahren und der falschen Anbetung.
Als sie ihrer Mutter erzählte, was sie bei diesem Lichtbildervortrag über die Handlungsweise einiger katholischer Geistlicher gesehen und gehört hatte, war ihre Mutter der Meinung, die katholische Kirche sei falsch dargestellt worden. Sie bestand daher darauf, daß eine Aussprache zwischen dem Redner und einem Priester stattfinde. In dieser Unterhaltung sagte die Mutter wiederholt zu dem Priester: „Sagen Sie doch, daß das nicht stimmt, was die Zeugen Jehovas sagen!“ Doch der Priester konnte das, was gesagt wurde, nicht bestreiten, da es der Wahrheit entsprach.
Die Tochter löste aufgrund ihrer Liebe zur Wahrheit ihre Bindung zur katholischen Kirche und übermittelt nun das, was sie gelernt hat, anderen.
Nicht alle reagieren sogleich, wenn religiöse Irrtümer bloßgestellt werden. Manchmal sind die Menschen durch falsche Lehren derart verblendet, daß sie nichts mit Personen zu tun haben wollen, die mit ihren Glaubensansichten nicht übereinstimmen. Wenn es aber gelingt, solchen Personen erkennen zu helfen, daß sie nicht die Wahrheit gelehrt wurden, so sind sie bereit, gewaltige Änderungen vorzunehmen. Eine junge Frau aus Kalifornien berichtet: „Als Kind hat man mich in der Kirche der Adventisten des Siebenten Tages belehrt. Ich besuchte auch die Schule dieser Kirche. Damals wurden wir gelehrt, nichts mit dem Namen Jehova zu tun zu haben und uns vor dem Kauf einer Bibel anhand bestimmter Schriftstellen zu vergewissern, daß dieser Name nicht erschien.
Trotz dieser religiösen Erziehung heiratete ich bereits mit fünfzehn Jahren, und mit achtzehn Jahren lebte ich in Scheidung. In der Zwischenzeit hatte ich mich der Prostitution zugewandt, war Aktmodell, wirkte in Sexfilmen mit und befaßte mich auch mit Okkultismus.
Dann kamen eines Tages ein neunjähriger Junge und seine Großmutter mit den Zeitschriften Der Wachtturm
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