Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g81 22. 5. S. 15
  • Geschraubter Stil

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Geschraubter Stil
  • Erwachet! 1981
  • Ähnliches Material
  • Der Patient hat das Recht zu entscheiden
    Wie kann Blut dein Leben retten?
  • Jehovas Zeugen und die Blutfrage
    Jehovas Zeugen und die Blutfrage
  • Krankenhäuser und du als Patient
    Erwachet! 1991
  • Achte auf dich und auf dein Lehren
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1969
Hier mehr
Erwachet! 1981
g81 22. 5. S. 15

Geschraubter Stil

MANCH EINER neigt dazu, Lesestoff danach zu beurteilen, wie „intelligent“ er klingt, statt danach, wie verständlich er ist. J. Scott Armstrong, Professor für Marketing an der Universität von Pennsylvanien (USA), gab einige Beispiele dafür. Er bat 20 Management-Professoren, 10 Management-Magazine zu beurteilen, die mit unterschiedlicher Verständlichkeit geschrieben waren. In dem Bericht in „Psychologie heute“ heißt es: „Die Zeitschrift, der man das höchste Prestige zusprach, war am unverdaulichsten; am wenigsten schätzten die Beurteiler eine Zeitschrift, deren Artikel in leicht verständlicher Form abgefaßt waren.“

Um herauszufinden, ob die Zeitschriften mit dem höheren Prestige deshalb schwerer verständlich waren, weil sie sich mit komplizierteren Themen befaßten, formte er einige Passagen um, ohne die Bedeutung zu andern. Er unterteilte lange Sätze, verwendete einfachere Wörter und ließ überflüssige Wörter weg.

In einer der hochbewerteten Zeitschriften war zu lesen: „Dieser Beitrag führt zu der Schlußfolgerung, daß, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, daß ein (Bank-)Kunde sich in eine Schlange einreiht, der Angestellte versuchen sollte, die anfängliche subjektive Einschätzung des Kunden hinsichtlich der durchschnittlichen Bedienungszeit dahingehend zu beeinflussen, ihm den Eindruck zu vermitteln, sie sei kurz, oder den Kunden davon zu überzeugen, daß sein eigener Zeitwert der Bedienung groß ist.“

Armstrongs Fassung lautete: „Sie können eher erreichen, daß ein (Bank-)Kunde in einer Schlange wartet, wenn Sie ihm den Eindruck vermitteln, daß er nicht lange warten muß. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dem Kunden die Überzeugung zu verschaffen, daß es sich für ihn auszahlt, zu warten.“

Eine andere Gruppe, diesmal bestehend aus 32 Professoren, bewertete vier Versionen einer Passage, deren Herkunft ihnen unbekannt war. „Wieder einmal beurteilten die Professoren die leicht verständlichen Texte schlechter als die schwierigen“, berichtet „Psychologie heute“. Professor Armstrong faßte seine Untersuchung zusammen mit den Worten: „Kannst Du jemanden nicht überzeugen — verwirre ihn!“

Vor allem Autoren auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft, Religion und Medizin bedienen sich oft eines geschraubten Stils. „Was Ärzte der englischen Sprache antun, kann einem Redakteur Tränen in die Augen treiben“, schreibt Alfred D. Berger, Chefredakteur der Zeitschrift „Medical World News“. Berger berichtete von einem Fall, in dem ein Dozent darauf bestand, daß eine Medizinstudentin „profus diaphoretisch“ statt „stark schweißtreibend“ schrieb.

Der Redakteur erklärte, daß die Medizinstudenten den Ärztejargon an den medizinischen Fakultäten in ihren Wortschatz aufnehmen, weil „ein natürlicher Wunsch“ besteht, „den Sprachgebrauch der großen Kapazitäten zu übernehmen“. Er fuhr fort: „Etwas Faulheit spielt auch eine Rolle — es ist einfacher, ein unverständliches Allzweck-Fremdwort zu nehmen, als sich für ein spezielleres, genaueres Wort zu entscheiden.“

Ein anderer Faktor ist, wie Berger sagte, das bewußte Bestreben, „einen Wortschatz zu gebrauchen, den Nichtfachleute nicht verstehen. Das vermittelt das Gefühl, klüger und gebildeter zu sein, und bewirkt, daß man über die Köpfe der Uneingeweihten hinwegredet.“

Dr. Saul Radovsky schrieb im „New England Journal of Medicine“: „Ein Blick in medizinische Fachzeitschriften zeigt, daß gute wissenschaftliche Überlegungen selten mit einem guten Schreibstil gepaart sind und daß man oft zuviel verlangt, wenn man einen leicht verständlichen Stil erwartet.“ Als Beispiel wurde folgende Passage eines Forschers angeführt:

„Wir untersuchten mit Hilfe einer Chemielumineszenz-Analyse die Reaktionen der polymorphkernigen Leukozyten des Patienten auf zahlreiche korpuskulare und solubile Stimulanzien. Die polymorphkernigen Leukozyten des Patienten bewirkten substantiell geschwächte Chemielumineszenz-Reaktionen während der Phagozytose opsonischer Partikel.“

Die Wissenschaftler wollten damit sagen, daß die weißen Blutkörperchen des Patienten nicht mehr die normale Lichtmenge erzeugten, als sie Fremdstoffe angriffen, die ins Blut eindrangen.

Auch bei komplizierten Sachverhalten ist es nicht gerechtfertigt, komplizierte Worte zu verwenden. Entweder versucht man, jemand damit zu beeindrucken, oder man ist unfähig, sich klar auszudrücken.

„Wenn ihr ... keine leichtverständliche Rede hervorbringt, wie wird erkannt werden, was geredet wird? Ihr werdet in der Tat in die Luft reden“ (1. Kor. 14:9).

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen