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Die Not der jungen Leute von heuteErwachet! 1982 | 22. Juli
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Die Not der jungen Leute von heute
DIE Not der jungen Leute? Geht es in vielen Teilen der Welt den jungen Leuten heute denn nicht so gut wie nie zuvor? Ja und nein. Die jungen Leute von heute haben in materieller Hinsicht mehr als frühere Generationen, aber sie leiden auch unter einem einzigartigen Druck. Statistiken über Kriminalität und Selbstmord unter Jugendlichen in Wohlstandsländern zeigen, daß das Glück der heutigen Jugend nicht mit Geld erkauft werden kann. Es folgen einige Beispiele.
Verlust der Selbstachtung
Forscher aus Chicago befragten in den 60er Jahren 1331 Teenager und von Ende der 70er Jahre bis einschließlich 1980 eine ähnliche Gruppe. Ihre Schlußfolgerung? „Nach einer Zeitspanne von etwa 18 Jahren scheint die Selbsteinschätzung amerikanischer Teenager entscheidend weniger positiv zu sein.“ Gemäß der Studie sind die heutigen Teenager weniger zuversichtlich und haben niedrigere Sittenmaßstäbe. Etwa ein Fünftel von ihnen sagen, daß sie meistens emotional leer und verwirrt sind und lieber sterben als weiterleben würden.
Wieso dieser Wandel? Folgender Brief eines 19jährigen veranschaulicht einen der wichtigsten Gründe: „Wie so viele Jugendliche der heutigen Gesellschaft komme ich aus einer zerrütteten Familie“, schrieb Robert. „In der ganzen Familie wurde immer gestritten und gezankt. Sehr wenig Liebe, wenn überhaupt. Jeder ging seine eigenen Wege. Sehr wenig elterliche Führung in der schwierigen Zeit des Heranwachsens. Es war sehr schwer für mich. Keine Zucht und keine erbaulichen Bemerkungen über meine Leistungen. Statt dessen wurde ich kritisiert. Das führte dazu, daß ich mich ungeliebt und unerwünscht fühlte und verletzt und unglücklich war, aber nicht wußte, warum. Ich wuchs auf wie eine Kletterpflanze an einem Lattenzaun. Als ich mich vom Zaun entfernte, war niemand da, der mich auf den rechten Weg zurückführte.“ Roberts Geschichte ist nichts Ungewöhnliches heutzutage.
Die Jugendlichen sind auch von der Politik enttäuscht. „In meinem Innersten glaube ich, daß die Welt keine fünf oder zehn Jahre weiterbestehen wird“, sagte ein junger Straßenkämpfer aus Amsterdam. „Wir sind jetzt so weit, daß wir uns weigern, die Verantwortung für ein System zu übernehmen, das wir nicht gutheißen.“
Welche Wirkung rufen diese Verhältnisse bei den heutigen Jugendlichen hervor? Im Grunde eine Entfremdung — das Gefühl, daß sich niemand dafür interessiert, ob sie leben oder sterben. Kommt zu dieser Entfremdung noch das Gefühl hinzu, daß die Welt keine Zukunft hat, können erschreckende Folgen eintreten.
Selbstmord-„Epidemie“
Der vielleicht extremste Ausdruck der Entfremdung und Hoffnungslosigkeit ist der Selbstmord. Es überrascht nicht, daß die Selbstmordrate unter jungen Leuten in vielen westlichen Ländern ständig steigt. „Die Zahl der Kinder, die mit Selbstmord drohen und Selbstmordversuche unternehmen, ist gestiegen“, sagte die Psychiaterin Dr. Cynthia Pfeffer. „Studien in den 60er Jahren deuteten an, daß nicht mehr als zehn Prozent der Kinder, die in ambulante Behandlung kamen, ein Selbstmordverhalten zeigten. Aber bei einer Studie, die ich vor kurzem durchführte, hatten dreiunddreißig Prozent der Kinder Selbstmordgedanken.“
Selbstmord ist heute eine der häufigsten Todesursachen unter amerikanischen Teenagern. Im Jahre 1978 beispielsweise brachten sich 3 500 Jugendliche zwischen 20 und 24 Jahren um, mehr als zweimal soviel wie 10 Jahre zuvor. Selbst diese entsetzlichen Zahlen spiegeln nur einen ganz geringen Teil der jugendlichen Verzweiflung wider. „Das Zahlenverhältnis zwischen Selbstmordversuchen und tatsächlichen Selbstmorden unter jungen Leuten beträgt fünfzig zu eins“, berichtete Dr. Calvin Frederick vom National Institute of Mental Health.
Welle der Jugendkriminalität
Nicht alle frustrierten Teenager begehen Selbstmord. Manche werden statt dessen zu Mördern. „Die Gruppe mit den meisten potentiellen Mördern sind in Amerika die 18- bis 22jährigen“, hieß es in einem neueren Bericht. „Im Jahre 1979 — so sagt der FBI — hatten sie bei allen Verhaftungen wegen Mordes einen Anteil von 25 Prozent.“ Aus anderen Ländern kommen ähnliche Berichte — Jugendbanden in den Straßen Brasiliens, Gewalttätigkeit in den Schulen Japans und Jugendkriminalität in Indien.
Das Problem besteht nicht nur in der Zahl der Verbrechen, die heute von Jugendlichen begangen werden. Das wahre Problem ist ein geistiges. Gilbert Kelland, Chef des Scotland Yard, drückte es wie folgt aus: „Sie schämen sich kaum, wenn sie erwischt werden ... Die Moral ist dahin.“
Schon immer haben auch Jugendliche Verbrechen begangen. Allerdings brachten sie gewöhnlich, wenn sie erwischt wurden, Reue zum Ausdruck. Doch immer mehr Jugendliche von heute scheinen nicht zu wissen, daß ihre Verbrechen verkehrt sind, und machen sich auch keine Gedanken darüber. Wie könntest du dir sonst erklären, warum zwei Teenager aus Cleveland (USA) einem anderen Jugendlichen 60 Dollar gaben, damit er ihren Vater umbringe, „weil er sie nicht tun ließ, was sie wollten, wie zum Beispiel Pot rauchen“? Sie ließen die Leiche ihres Vaters im Wohnungsflur liegen, nahmen seine Kreditkarten und seinen Monatslohn und gaben sich einer 10tägigen Kauforgie hin.
Kein Empfinden für Werte
Gewöhnlich sind die Beweise dafür, daß die jungen Leute von heute ohne ein wahres Empfinden für Werte aufwachsen, nicht von solch tragischer Art. Schließlich sind die meisten jungen Leute keine kaltblütigen Mörder. Aber selbst normale Jugendliche in wohlhabenden Vororten weisen beunruhigende Veränderungen im Vergleich zu der entsprechenden vorhergehenden Generation auf. Ein pensionierter Lehrer schrieb über die neue Generation, daß bei Diskussionen im Unterricht „schnell leichtfertige Erwiderungen kommen, denen ein Rationalisieren und Klischeevorstellungen zugrunde liegen, die Gedankenlosigkeit, Geringschätzung menschlichen Lebens, ... ungesunden Zynismus, Mißtrauen, Intoleranz gegenüber Ideen, Werten und Allgemeinbegriffen verraten“.
Wie verantwortungslos, eine Generation junger Leute mit wenigen Idealen, einem schwachen Ehrgefühl und ohne Gespür für Recht und Unrecht aufwachsen zu lassen! Und doch geschieht das in der ganzen Welt. „Die heutigen Studenten haben das Gefühl, sie befänden sich auf einem sinkenden Schiff, sagen wir, auf einer Titanic, die den Namen ,Vereinigte Staaten‘ oder ,Welt‘ trägt“, hieß es in einer neueren Studie des Carnegie Council on Policy Studies in Higher Education. „Der heutige Fatalismus schürt einen Geist des Hedonismus [Streben nach Sinnenlust]. Die Studenten sind immer mehr davon überzeugt, daß sie, wenn sie schon dazu verurteilt sind, auf der Titanic zu reisen, wenigstens ... erster Klasse fahren sollten, denn ihrer Meinung nach gibt es nichts Besseres.“
Hast du als junger Mensch das Empfinden, daß die ältere Generation zu schnell mit dem Finger auf dich zeigt? Welchen Grund könntest du auch haben, in das gegenwärtige System der Dinge Vertrauen zu setzen? Die heutigen Jugendlichen sind in einer Generation des politischen Skandals aufgewachsen. Warum sollten sie danach streben, eine Welt zu bessern, die hoffnungslos korrupt zu sein scheint? Jugendliche in Wohlstandsländern können nach einem üppigen Mahl das Fernsehgerät einschalten und sehen, wie die Bevölkerung in anderen Ländern verhungert. Sie können sich Politiker anhören, die befürworten, daß Milliarden von Dollar für Waffen statt für Nahrungsmittel ausgegeben werden. Warum sollten Jugendliche eine Weltordnung unterstützen, die eine solch verdrehte Zielsetzung hat? Warum sollten sie ihr Vertrauen in eine Welt setzen, die immer mehr entschlossen zu sein scheint, sich selbst in die Luft zu sprengen?
Nimm aber einmal an, die Welt könnte tatsächlich geändert werden. Nimm an, die Drohung eines Atomkrieges könnte schwinden — zusammen mit Hunger, Krankheit und politischer Korruption. Wäre das Leben in einer solchen Welt nicht weitaus sinnvoller? „Unmöglich!“ sagst du? Sicher ist die Geschichte der menschlichen Selbstverwaltung kein Grund für eine Hoffnung auf eine solche Welt. Aber wie wäre es, wenn eine andere Macht diesen Wechsel vornehmen würde? Wärst du als junger Mensch an einer solchen Welt interessiert?
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„Was soll ich mit meinem Leben anfangen?“Erwachet! 1982 | 22. Juli
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„Was soll ich mit meinem Leben anfangen?“
FRAGE einmal eine Person mittleren Alters: „Was wollen Sie mit Ihrem Leben anfangen?“, und du wirst ein erstauntes Gesicht sehen. Die meisten Erwachsenen sind zu einer gewissen Routine übergegangen, ohne vielleicht viel darüber nachgedacht zu haben. Sie mögen nie festgelegt haben, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, und sind auch nicht mehr an dieser Frage interessiert. Womöglich versetzt es sie ein wenig in Schrecken, da sie befürchten, durch solche Fragen könnte bei ihnen eine „Midlife-crisis“ heraufbeschworen werden.
Bei jungen Leuten ist es anders. Die Frage, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten, ist sehr dringlich für sie. Es überrascht nicht, daß viele junge Leute mehr als die ältere Generation darauf bedacht sind, „den Sinn des Lebens“ zu finden. Aber wo?
Bringt eine gute Bildung die Lösung?
Als junger Mensch verbringst du einen Großteil deiner Zeit in der Schule. Es ist natürlich, daß du denkst, durch die Schulbildung würde dir irgendwie der Sinn des Lebens vermittelt werden, doch solche Erwartungen werden oft enttäuscht. „Als ich mit dem Studium begann“, sagte ein Student, „dachte ich, ich würde mein Leben um neue Talente, neue Fähigkeiten und neue Errungenschaften bereichern. Statt dessen hat jedes Fach, das ich belegt habe, jedes Buch, das ich gelesen habe, und jede Idee, die ich ernsthaft erwogen habe, etwas von mir weggenommen. Ich komme mir vor wie eine Zwiebel, bei der eine Hülle nach der anderen entfernt wird, bis nichts, überhaupt nichts mehr übrigbleibt.“
Was war geschehen? Statt den Sinn des Lebens zu finden, wurde dieser Student von Argumenten und gleichermaßen plausiblen Gegenargumenten hin und her geworfen und verlor die Orientierung. Nachdem er seinen ursprünglichen Glauben verloren hatte, konnte er ihn durch nichts ersetzen und war nahe daran, zu schlußfolgern, das Leben habe keinen Sinn.
Das erinnert an die 3 000 Jahre alte und sehr scharfsinnige Feststellung: „Des vielen Büchermachens [der vielen Meinungen] ist kein Ende, und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch“ (Pred. 12:12). Den Sinn des Lebens in den „großen Büchern“ und „großen Ideen“ der Menschen zu suchen ist frustrierend, weil diese Bücher und Ideen einander endlos widersprechen, wie Schüler und Studenten sehr schnell feststellen.
Bietet die Wissenschaft eine Hoffnung?
„Wissenschaft und Technik, vor wenigen Jahren noch als sichere Lösung all unserer zunehmend komplexen gesellschaftlichen Probleme gepriesen, sind heutzutage beide in Schwierigkeiten“, gab der erfolgreiche Wissenschaftsjournalist Dr. Lewis Thomas zu. Der Nobelpreisträger Max Delbrück drückte es noch unverblümter aus. „Es ist offensichtlich, daß die Wissenschaft unsere Probleme nicht lösen wird“, sagte er.
Die Erwachsenen von heute sind mit optimistischen Slogans groß geworden, wie zum Beispiel „Ein besseres Leben dank der Chemie“. Die jungen Leute dagegen sind auf der Schattenseite der Wissenschaft aufgewachsen. „Jeder spricht über neue Vorstöße in die Geheimnisse der Natur. Aber irgendwie kann ich das nicht glauben“, schrieb vor kurzem ein Student an seinen Professor. „Vorstöße, Vorstöße — Was bringen sie uns? Atombomben, Umweltverschmutzung und bedrohliche Drogen: Ist das alles, was die Pionierarbeit der Wissenschaft aufzuweisen hat?“
„Antworten Sie mir bitte nicht mit Klischees über die Kluft zwischen Ethik und wissenschaftlicher Erkenntnis“, fuhr der Student fort. „Ich habe es schon Hunderte von Malen gehört. Die Leute meinen, unsere Wissenschaft sei gut, aber unsere Ethik sei schlecht. Genau das kann ich nicht glauben. Bin ich verrückt? Sind Moral und Wissen wirklich so unvereinbar?“
Dieser junge Student machte auf einen wichtigen Punkt aufmerksam. Wissenschaft ohne Moral — wenn zum Beispiel die Kenntnisse der Kernphysik gebraucht werden, um Atombomben zu bauen — mag brillante Erfindungen hervorbringen, aber bietet sie Hoffnung? Gibt sie der Menschheit einen Grund zu leben? Oder erhöht sie lediglich die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Menschen plötzlich selbst zerstören werden?
„Ich glaube, daß der weitere Verlauf der Geschichte nicht durch neue wissenschaftliche Entdeckungen bestimmt wird“, sagte Dr. Delbrück, „sondern von ... Fragen über menschliche Werte.“ Mit anderen Worten: Es ist wichtiger, den Unterschied zwischen Recht und Unrecht zu kennen, als zu wissen, wie man eine bessere Bombe baut.
Doch die Welt von heute scheint weit mehr an Bomben als an Recht und Unrecht interessiert zu sein. Junge Leute spüren das, und es kann sie dazu verleiten, sich nicht mehr zu bemühen, das Rechte zu tun. „Ich bin 15 Jahre alt“, schrieb ein Junge. „Ich rauche nicht Pot und schlucke keine Tabletten, obwohl ich es schon viele Male machen wollte. Ich versuche, nicht zu stehlen, zu randalieren oder andere Leute zu verletzen ... Damit will ich sagen, daß ich mich mein ganzes Leben lang bemüht habe, das Rechte zu tun. Vor einigen Monaten erkannte ich jedoch, daß das keinen Unterschied macht. Ganz gleich, was für ein Leben ich führe, die Welt wird dadurch nicht verändert. Nun ist es mir egal, ob ich lebe oder sterbe. Die älteren Leute scheinen nicht zu verstehen, warum wir ,unser Leben ruinieren‘ wollen. In Wirklichkeit ist es völlig egal.“
Kann die Religion helfen?
Häufig wird eingewandt, es sei nicht die Aufgabe der Wissenschaft, die Menschen über Recht und Unrecht zu belehren — das stehe der Religion zu. Aber die jungen Leute von heute scheinen mit der Religion nicht sehr zufrieden zu sein. Ein britischer Geistlicher, der 10 000 Jugendliche befragte, stellte fest, daß unter den jungen Leuten Großbritanniens der Glaube rapide abnimmt. In den Vereinigten Staaten deutete eine Gallup-Umfrage an, daß zwar die meisten amerikanischen Teenager an Gott glauben, aber drei Viertel von ihnen kein großes Vertrauen zur organisierten Religion haben.
Was beunruhigt diese Jugendlichen? „Das Versagen der Kirchen, wirklich denjenigen zu dienen, die Christus liebte; ... die schale und oberflächliche Haltung so vieler Kirchenmitglieder; die Unfähigkeit der Gemeinden, sich auf das Wesentliche des Glaubens zu konzentrieren und die Jugendlichen auf einer festen geistigen Grundlage anzusprechen; das Fehlen des Ansporns oder der Wärme innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft und negative Gefühle gegenüber der verantwortlichen Geistlichkeit“, berichteten die Meinungsforscher. Bezeichnenderweise fügten sie hinzu, daß „vier von zehn jungen Erwachsenen sagen, die Ehrlichkeit und der persönliche Sittenmaßstab der Geistlichkeit seien ,nur durchschnittlich‘, ,gering‘ oder ,sehr gering‘“.
Ist es ein Wunder, daß viele junge Leute von heute in ihrem Argwohn gegenüber Wissenschaft, Schule und Religion auf die schiefe Bahn geraten? Wonach sollen sie denn Ausschau halten? „Als ich meine Tochter um einen Kommentar zum Thema Teenager bat“, schrieb eine Mutter, „wartete sie freudig und prompt mit dem Zitat auf: ,Teenager sind die Leichen von morgen.‘“ Eine 19jährige in Lausanne (Schweiz) drückte es wie folgt aus: „Warum sollte ich so hart arbeiten wie mein Vater? Warum sollte ich mir kein Vergnügen gönnen, wenn wir alle vielleicht in ein paar Jahren tot sind?“
Junge Leute werden oft beschuldigt, oberflächlich und materialistisch zu sein. Aber das Fernsehen hat ihnen von Kindheit an die Vorteile der sofortigen Erfüllung ihrer Wünsche gepredigt. Eigentlich wäre es erstaunlich, wenn die heutigen Jugendlichen nicht materialistisch wären, bedenkt man, woher ihre „Bildung“ stammt. Woher jedoch können die jungen Leute von heute die Ermunterung erhalten, edel und aufopferungsvoll zu sein? Nicht vom Fernsehen. Nicht von dem Beispiel der Führer in Politik und Wirtschaft. Nicht von den großen Religionen. Woher dann?
Hilfe vom Schöpfer des Menschen
Manche Jugendliche schlußfolgern, daß es töricht sei, an irgend etwas glauben zu wollen. Ein Student an der Columbia University drückte es so aus: „Die Leute sind hauptsächlich an sich selbst interessiert.“ Kann denn diese Einstellung zu wahrem Glück führen? Glaubst du als junger Mensch tatsächlich, daß ein Leben der Selbstsucht dich glücklich macht? Wie steht es mit den selbstsüchtigen Leuten, die du kennst? Sind sie wirklich glücklich? Der Weise sagte: „Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden, noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften“ (Pred. 5:10). Warum nicht?
Weil der Mensch nicht nur mit materiellen Bedürfnissen, wie zum Beispiel mit dem Bedürfnis nach Nahrung, Kleidung und Obdach, ausgestattet worden ist, sondern auch mit geistigen Bedürfnissen. Diese können nicht durch Geld befriedigt werden. Das vage, aber anhaltende Bedürfnis junger Leute, den „Sinn des Lebens“ zu erfassen, ist ein geistiges Bedürfnis. Ebenso verhält es sich mit dem Bedürfnis, selbstlose Liebe zu geben und zu empfangen. Diese Dinge kann man nicht kaufen, ganz gleich, was die Fernsehwerbung darüber sagt.
Allerdings bedeutet die Tatsache, daß der Mensch geistige Bedürfnisse hat, nicht, daß er in der Lage ist, sie zu befriedigen. Als junger Mensch wirst du dir wahrscheinlich eingestehen, daß du, obwohl du ein Bedürfnis nach Nahrung, Kleidung und Obdach hast, nicht in gleichem Maße wie deine Eltern die Möglichkeit hast, es zu befriedigen. Ebenso ist unser himmlischer Vater am besten in der Lage, unsere geistigen Bedürfnisse zu stillen. Vergiß nicht, daß er derjenige ist, der uns mit diesen Bedürfnissen erschaffen hat.
Aber wie kannst du mit dem Schöpfer „Verbindung aufnehmen“, so daß deine geistigen Bedürfnisse befriedigt werden können? Im vergangenen Jahrzehnt haben sich viele junge Menschen, die von den großen Kirchen der Christenheit enttäuscht waren, anderen Religionsorganisationen angeschlossen. Einige davon, wie zum Beispiel die Vereinigungskirche, beanspruchen, christlich zu sein; andere dagegen nicht, wie zum Beispiel die Divine Light Mission. Alle behaupten, sie könnten die geistigen Bedürfnisse junger Leute befriedigen, aber helfen sie ihren Anhängern wirklich, sich unserem Schöpfer zu nahen? Viele von ihnen lehren nicht einmal die Existenz eines Schöpfers, sondern sprechen nur ganz vage von einer „ersten Ursache“. Doch wie viele der Religionen, die behaupten, den Schöpfer anzubeten, sagen ihren Anhängern, daß er sowohl einen Namen als auch eine Persönlichkeit hat?
Der Prophet Amos schrieb: „Denn siehe! der Bildner der Berge und der Schöpfer des Windes und Er, der dem Erdenmenschen mitteilt, womit sein Sinn sich befaßt, Er, der die Morgenröte zur Dunkelheit macht, und Er, der auf die Höhen der Erde tritt: Jehova, der Gott der Heerscharen, ist sein Name“ (Am. 4:13).
Ja, Jehova ist der Name unseres Schöpfers, desjenigen, der am besten dazu in der Lage ist, unsere geistigen Bedürfnisse zu befriedigen. Ist dir im obigen Bibelvers aufgefallen, daß Jehova daran interessiert ist, daß die Menschheit seinen Willen erfährt? Er ist bereit, uns mitzuteilen, „womit sein Sinn sich befaßt“, oder, wie es die Bruns-Übersetzung ausdrückt: „Er offenbart auch dem Menschen seine Gedanken.“
Wenn du Jehova Gott kennenlernst und seine Gedanken erforschst, kannst du ausgezeichnete Antworten auf die Frage erhalten: „Was soll ich mit meinem Leben anfangen?“ Möchtest du gern etwas von einigen Jugendlichen erfahren, denen es so ergangen ist?
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
„Atombomben, Umweltverschmutzung und bedrohliche Drogen: Ist das alles, was die Pionierarbeit der Wissenschaft aufzuweisen hat?“
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Das vage, aber anhaltende Bedürfnis junger Leute, den „Sinn des Lebens“ zu erfassen, ist ein geistiges Bedürfnis.
[Bilder auf Seite 8]
„Wie kann ich mit dem Schöpfer Verbindung aufnehmen?“
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Sie haben es gefunden — ein sinnvolles LebenErwachet! 1982 | 22. Juli
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Sie haben es gefunden — ein sinnvolles Leben
BIAGIO ist Italiener, in den 20ern. Mit 17 Jahren fing er an, Europa zu durchstreifen. „Ich fuhr per Anhalter von einem Ort zum anderen“, sagte er, „und hatte kein Zuhause außer dem Schlafsack auf meinem Rücken. Meine Freiheit war mir sehr wichtig, und ich fühlte mich wirklich frei.“ Aber nicht lange.
„Als ich nach Hause zurückkehrte, überkam mich Langeweile. Ich fragte mich, ob es möglich sei, ein erfüllteres Leben zu führen. Außerhalb des Familienkreises hatte ich keine Freunde, niemand erwartete meine Rückkehr, und niemand erwartete von mir, daß ich etwas tat. Wenn ich dasaß und beobachtete, wie die Leute auf der Straße vorbeigingen, fragte ich mich oft, was andere aus ihrem Leben machten. Manchmal betrank ich mich, gewöhnlich wenn ich allein und einsam war.
Das Gefühl der Nutzlosigkeit hat manche junge Leute zur Drogenabhängigkeit und sogar zum Selbstmord getrieben. In Amsterdam war ich einmal gerade im Begriff, ein Haus zu betreten, in dem freizügig Drogen gebraucht wurden, als sich ein junger Mann in einem Augenblick der Depression vom Balkon stürzte und auf der Stelle tot war. Um ein Haar wäre er auf mich gefallen.
Ich begann zu begreifen, daß die Schlechtigkeit des ,Systems‘, das wir jungen Leute ablehnten, auch unter uns bestand. Wir waren nicht frei von Opportunismus, Streit und Egoismus und hatten unter uns nichts weiter als ein System geschaffen, das eine Parallele zum alten war. Zum Beispiel ermunterten junge Männer, die angeblich hohe Ideale vertraten, ihre Gefährtinnen zur Prostitution, um Geld zu verdienen.
Wir verurteilten die Gesellschaft, aber eigentlich wollten wir nichts Positives unternehmen. Warum nicht? Wir hatten kein Verlangen, für eine bessere Zukunft zu arbeiten, weil keinerlei erstrebenswerte Zukunft in Sicht war. Ich selbst wurde immer zynischer. Mit 20 Jahren kam ich mir bereits alt vor.
Eines Abends entdeckte ich bei einem Freund ein Buch über die Bibel. Es trug den Titel Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, herausgegeben von der Watchtower Society. Ich las ein paar Kapitel.“
Durch dieses Buch erfuhr Biagio, daß nach Gottes ursprünglichem Vorhaben die Menschheit in Frieden und Liebe leben sollte. Wie er feststellte, kann man Gott nicht für die weltweite Habsucht und Unterdrückung verantwortlich machen, die heute aufrichtige Menschen beunruhigen (5. Mo. 32:4, 5).
Aber wenn Gott nicht verantwortlich ist für die gegenwärtigen Weltverhältnisse, wer dann? „Das Kapitel, betitelt ,Gibt es böse Geister?‘, überzeugte mich davon, daß Satan, das Geistgeschöpf, das vor langer Zeit gegen Gott rebellierte, das gesamte System der Dinge beherrscht“, erinnerte sich Biagio. In der Bibel wird Satan als „der Gott dieses Systems der Dinge“ oder als „der Gott dieser Welt“ bezeichnet (2. Kor. 4:4, Neue-Welt-Übersetzung; Luther-Bibel). Kein Wunder, daß die Welt einen solch selbstsüchtigen, grausamen Geist widerspiegelt!
Aber es gibt auch eine gute Nachricht. „Ich entdeckte, daß die Bibel von Dingen spricht, nach denen ich mich immer gesehnt hatte“, sagte Biagio. „Sie verheißt ein neues System der Dinge, frei von Krieg, Krankheit, Alter und Tod.“ Ja, wie Millionen andere, die das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt gelesen haben, war Biagio begeistert, daß die Bibel soviel über die Zukunft unserer Erde zu sagen hat. Sie ist nicht lediglich ein Buch über das „Jenseits“. Sagt sie nicht, daß „die Sanftmütigen ... die Erde besitzen“ werden? (Ps. 37:11). Wenn Gott nicht daran interessiert wäre, die Angelegenheiten auf der Erde richtigzustellen, warum hat Jesus dann seine Jünger beten gelehrt: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde.“ (Mat. 6:10)?
In seiner Begeisterung über das Gelernte nahm Biagio mit Jehovas Zeugen Verbindung auf und begann ein regelmäßiges Bibelstudium. „Ich fühlte mich von Anfang an von dem Schrifttext in Johannes 8:32 angesprochen“, berichtete er. „Es heißt dort: ,Die Wahrheit wird euch frei machen.‘ Ich begann zu begreifen, was wahre Freiheit bedeutet.“ Jetzt konnte Biagio erkennen, warum sein „freier“ Lebensstil so unbefriedigend gewesen war. „Ich war die ganze Zeit eigentlich ein Sklave“, sagte er, „obwohl ich versuchte zu fliehen.“
„Ich begann die Zusammenkünfte zu besuchen, die von den Zeugen durchgeführt wurden, und sie hießen mich herzlich zu ihren Bibelstudien willkommen. Die jungen Leute, die ich bei diesen Zusammenkünften traf, waren anders als diejenigen, die ich gekannt hatte. Sie waren glücklich, freundlich und respektvoll. Jeder hatte seine eigene persönliche Würde und bemühte sich sehr, anderen Liebe zu zeigen. Das waren Dinge, die ich schon immer in der Praxis sehen wollte!“
Viele Jugendliche wie Biagio haben eine Vision von einer besseren Welt. Du vielleicht auch. Wenn du davon überzeugt werden könntest, daß eine solche Welt nicht nur ein Traum, sondern eine Gewißheit ist, wie würdest du dann empfinden? Würde es dich dazu bewegen, diese „gute Botschaft“ auch anderen mitzuteilen? Bei Biagio war es so. „Ich hörte auf zu rauchen, bemühte mich um eine bessere äußere Erscheinung und sagte meiner Freundin, daß wir kein unsittliches Leben mehr führen und dennoch Gottes Anerkennung haben könnten“, erinnerte er sich. „Die Notwendigkeit, diese Änderungen vorzunehmen, erkannte ich selbst, ohne daß man mir sagte, was zu tun war.“ Biagio wollte die Voraussetzungen erfüllen, als Zeuge Jehovas getauft zu werden. Warum? Weil Jehovas Zeugen ihm halfen, eine Zukunftshoffnung und einen Sinn im Leben zu finden. Biagio wollte sich Jehovas Zeugen anschließen und das, was er gefunden hatte, mit anderen teilen. Heute sind er und seine Frau Sonderpioniere, Vollzeitprediger der „guten Botschaft“.
„Wahre Freiheit bedeutet nicht, lediglich sich selbst zu gefallen“, sagte er. „Ich weiß es aus Erfahrung. Andere Leute müssen das auch erkennen. Der beste Weg, unseren Mitmenschen Liebe zu zeigen, besteht darin, diese Kenntnis zu verbreiten und anderen zu helfen, einen lohnenswerten Lebensweg zu finden.“
Dadurch, daß Biagio die Wahrheit über Gottes Königreich kennenlernte, erhielt er eine Zukunftshoffnung. Der natürliche Wunsch, diese Hoffnung mit anderen zu teilen, half ihm, mit seinem Leben etwas wirklich Lohnenswertes anzufangen.
Khems Suche nach dem Sinn des Lebens
„Obwohl noch jung, war ich ein erfolgreicher Schriftsteller in meinem Heimatland Kambodscha“, berichtete Khem. „Ich genoß hohes Ansehen, war erfolgreich und hatte eine gutbezahlte Arbeitsstelle — alles, was sich junge Leute wünschen. Nichtsdestoweniger konnte ich keinen besonderen Sinn im Leben erkennen. Ich schrieb sogar einen Roman, betitelt ,Das Leben hat keinen Sinn‘.
Ich war als strenger Buddhist erzogen worden, verlor aber meinen Glauben. Nachdem ich den Buddhismus verlassen hatte, wandte ich mich der Philosophie zu, fand jedoch bald heraus, daß es für jeden Philosophen einen ,Gegenphilosophen‘ gab. Was sollte ich nun glauben? Immer wieder fragte ich mich, wofür ich lebte.
In den 70er Jahren brach in Kambodscha der Bürgerkrieg aus. Ich war Zeuge von Hinrichtungen. Ich sah Massengräber sowie Flüsse und Seen, die voller Leichen und buchstäblich rot von Blut waren. Zweitausend Jahre kambodschanischer Tradition wurden fast über Nacht hinweggewischt. Kein Kambodschaner hätte das je für möglich gehalten!
Die Behörden suchten mich. Also floh ich mit anderen in den Dschungel, in der Hoffnung, nach Thailand zu entkommen. Auf dieser Flucht dachte ich viel über die Existenz Gottes nach. Wie wunderbar und durchdacht die Schöpfung doch ist! Irgendwie war es nicht befriedigend, das dem bloßen Zufall oder blinden Naturkräften zuzuschreiben. Warum sollte ich nicht einem weisen Schöpfer die Ehre geben?
Über diese Frage dachte ich lange nach. Dann betete ich zum erstenmal in meinem Leben wirklich von Herzen. Zum erstenmal erkannte ich, daß es einen Schöpfer geben muß. Aber was hat er mit den Menschen vor? Warum läßt er das Elend und das Böse zu, so, wie ich es in meinem eigenen Land gesehen habe? In welcher Religion wird der wahre Gott angebetet? Ich erkannte, daß meine Suche nach Antworten auf diese Fragen Vorrang in meinem Leben haben würde, sobald mir die Flucht durch den Dschungel gelänge. Nach 10 Tagen kamen wir erschöpft und halb verhungert in Thailand an.
Im Flüchtlingslager in Thailand erwarb ich mir eine Bibel in meiner Muttersprache und erfuhr, daß der Gott, der sich den Juden des Altertums offenbarte, auch der Gott der Christen ist. Durch die Bibel wurde mir klar, daß Gott einen persönlichen Namen hat, nämlich Jehova. Diesen Gott wollte ich besser kennenlernen.
Nach fünf Monaten in Thailand wanderte ich nach Österreich aus. Eines Tages fand ich einen Handzettel mit der Einladung, einen Königreichssaal der Zeugen Jehovas zu besuchen. Der Name Jehova bedeutete mir etwas, aber wer waren seine Zeugen? Wofür konnten sie Zeugnis ablegen? Skeptisch und neugierig besuchte ich ihren Königreichssaal.
Da ich immer noch Deutsch lernen mußte, konnte ich nicht den gesamten Vortrag, der gehalten wurde, verstehen, aber ich begriff, daß er von der guten Botschaft von Gottes Königreich handelte. Durch Jehovas Königreich würde die Erde zu einem Paradies umgestaltet werden, in dem die Menschen nicht mehr Tränen der Gram und des Leids vergießen würden und in dem Gott ,alle Dinge neu‘ machen würde (Offb. 21:3-5). Das war genau das, was ich von einem mächtigen und gerechten Gott erwartete! Aber warum hat Jehova eine solche Welt nicht schon vor langer Zeit erschaffen?“
„Die Zeugen begannen, mit mir regelmäßig biblische Diskussionen zu führen, in denen sie meine Fragen beantworteten“, sagte Khem. Bei diesen Diskussionen lernte er, daß Gott die Welt ohne Schmerz, Leid und Böses erschaffen hatte. Diese schlechten Dinge, die Khem veranlaßt hatten, über den Sinn des Lebens nachzudenken, hatten in Gottes ursprünglichem Vorsatz keinen Platz. Solche Schwierigkeiten traten erst auf, als die Menschheit Jehovas Herrschaft verwarf. Doch die Beweise dafür, daß die traurige Geschichte der Rebellion und der Entfremdung von Gott bald enden wird, sind untrüglich.
„Ich war erfreut, eine Religion zu finden, die mir ihre Glaubensansichten anhand der Bibel bewies, statt einen blinden Glauben zu fordern“, fügte Khem hinzu. „Wie gern ich doch die gute Botschaft von Gottes Königreich meinen leidgeprüften Landsleuten in Kambodscha mitteilen würde! Da das gegenwärtig nicht möglich ist, verkündige ich die ,gute Botschaft‘ meinen Mitmenschen in Österreich. Welch ein Vorrecht ist es doch, Gottes Mitarbeiter zu sein und an diesem lebenrettenden Werk einen Anteil zu haben! Nun kann ich voller Freude sagen, daß das Leben doch einen Sinn hat.“
[Herausgestellter Text auf Seite 9]
„Das Gefühl der Nutzlosigkeit hat manche junge Leute zur Drogenabhängigkeit und sogar zum Selbstmord getrieben.“
[Herausgestellter Text auf Seite 10]
Wenn nicht Gott für die gegenwärtigen Weltverhältnisse verantwortlich ist, wer dann?
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
Khem erfuhr, daß Gott aus unserer Erde ein Paradies machen wird, in dem es kein Leid mehr gibt.
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Geistige Bedürfnisse befriedigenErwachet! 1982 | 22. Juli
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Geistige Bedürfnisse befriedigen
OBSCHON Biagio, der Italiener, und Khem, der Kambodschaner, in vieler Hinsicht unterschiedlich sind, haben sie doch etwas sehr Wichtiges gemeinsam: Beiden erschien das Leben irgendwie sinn- und zwecklos. Ihre materiellen Bedürfnisse konnten sie zwar befriedigen, nicht aber ihre geistigen. Sie suchten eine Antwort auf Fragen wie „Warum gibt es so viel Böses in der Welt?“ und „Worin besteht der Sinn des Lebens?“
Jesus begann seine berühmteste Predigt mit den Worten: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind, da das Königreich der Himmel ihnen gehört“ (Mat. 5:3). Beispiele dafür sind die Erfahrungen, die Khem und Biagio gemacht haben. Als Zeugen Jehovas den beiden die gute Botschaft von Gottes Königreich überbrachten, nahmen sie sie freudig an, weil sie irgendwie spürten, daß ihre geistigen Bedürfnisse dadurch gestillt wurden. Aus Dankbarkeit verkündigen sie jetzt die „gute Botschaft“ auch anderen. Könnte es denn etwas Befriedigenderes geben, als Menschen zu helfen, ihre geistigen Bedürfnisse zu stillen und die Hoffnung auf ewiges Leben zu erlangen? Weil Biagio und Khem die „gute Botschaft“ dankbar annahmen, erhielt ihr Leben einen Sinn.
Leider gibt es Kinder christlicher Eltern, die die „gute Botschaft“ kennen, aber keine Wertschätzung dafür haben. „Es kommt die Zeit, wo der junge Mensch entscheiden muß, ob er den Weg der ,Wahrheit‘ weiterhin gehen möchte oder nicht“, sagte ein jugendlicher Zeuge. „Er muß sich fragen: ,Glaube ich das wirklich?‘“ Es gibt junge Leute, die sich von der Welt beeinflussen lassen und auf das Streben nach Reichtum und auf Vergnügungen so großen Wert legen, daß sie sich ihrer geistigen Bedürfnisse nicht mehr bewußt sind. Werden solche Jugendliche glücklich? „Die Verhältnisse in der Welt sind erschreckend“, fuhr der junge Zeuge fort. „Die jungen Leute sind bestürzt. Sie wissen nicht, was aus dieser Welt noch werden wird; auch wissen sie nicht, was sie wollen. Ich dagegen weiß, daß Jehova zur bestimmten Zeit eingreifen wird. Ich habe ein Gefühl der Sicherheit, das andere nicht haben.“ Sind dieses Gefühl der Sicherheit und das Bewußtsein, daß das Leben einen Sinn hat, nicht mehr wert als irgendwelche Vergnügungen? Für Biagio und auch für andere, die die Wahrheit über Gottes Königreich kennengelernt haben, war das alles mehr wert.
Es hat noch einen Vorteil, wenn man die Wahrheit ernst nimmt. „Ich habe echte Freunde“, sagte dieser junge Zeuge. „Das haben meine Mitschüler nicht, und sie tun mir deshalb leid. Selbst bei ihren Partys pflegen sie keinen Gedankenaustausch, es sei denn, sie sind ,high‘ oder betrunken.“ Biagio machte eine ähnliche Erfahrung, bevor er Zeuge Jehovas wurde. Über diese Zeit sagte er von sich und anderen: „Ich glaube, wir waren nur an den Abenden glücklich, an denen wir in einen Klub oder eine Diskothek gehen konnten. An diesen Orten schufen Musik und Lichter eine unwirkliche Atmosphäre, in der wir die Langeweile und die Einsamkeit vergaßen — aber nur eine Zeitlang.“
Jesus wies in seiner Prophezeiung über die Zeit, in der wir leben, warnend darauf hin, daß man es nicht unterlassen sollte, seine geistigen Bedürfnisse zu befriedigen: „Gebt aber auf euch selbst acht, damit euer Herz niemals durch zuviel Essen und zuviel Trinken und Sorgen des Lebens beschwert werde und jener Tag plötzlich, in einem Augenblick, über euch komme wie eine Schlinge. Denn er wird über alle die kommen, die auf der ganzen Erdoberfläche wohnen. Bleibt also wach und fleht allezeit, damit es euch gelinge, all diesen Dingen, die geschehen sollen, zu entgehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen“ (Luk. 21:34-36).
Alle Christen, junge und alte, sollten diese Worte beherzigen. Sie sollten sich fragen: „Bin ich mir meiner geistigen Bedürfnisse wirklich bewußt, oder habe ich mich ablenken lassen, habe ich zugelassen, daß mein Herz durch Vergnügungen oder die Probleme des gegenwärtigen Systems der Dinge ,beschwert‘ worden ist? Ist Gottes Königreich für mich eine Realität? Bin ich wirklich geistig gesinnt, oder bin ich halbherzig, und versuche ich, ,zwei Herren zu dienen‘?“ Es wäre ein großes Unglück, wenn jemand umkäme, nur weil er es versäumt hat, seine geistigen Bedürfnisse zu befriedigen!
Befolgst du den Rat Jesu, indem du geistig wach bleibst und ‘allezeit flehst’? Zweifellos hörte Jehova das aufrichtige Gebet des jungen Khem im kambodschanischen Dschungel und sorgte dafür, daß seine geistigen Bedürfnisse befriedigt wurden. Gott wird auch dich erhören, nur darfst du nicht nachlassen, ihn immer wieder zu bitten.
Wir lesen in der Bibel: „Das Fleisch ist in seiner Begierde gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch“ (Gal. 5:17). Je mehr wir bemüht sind, unsere fleischlichen Begierden zu befriedigen, desto weniger werden wir uns unserer geistigen Bedürfnisse bewußt sein. Erschwert dir das, womit du dich in deiner Freizeit beschäftigst — Zeitschriften, die du liest, oder Fernsehshows und -filme, die du dir anschaust —, die Befriedigung deiner geistigen Bedürfnisse? Warum dir nicht vornehmen, jeden Tag wenigstens ein paar Verse in Gottes Wort zu lesen und darüber nachzudenken? Warum nicht etwas von der Zeit, die du sonst vor dem Fernseher verbringst, dafür nutzen, christliche Schriften zu lesen, die die geistige Gesundheit fördern? Es würde sich lohnen, das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt zu studieren, das Biagio so geholfen hat.
Gibt es für einen Christen, der in der heutigen kritischen Zeit geistige Dinge vernachlässigt, irgendeine Entschuldigung? Wenn ein völlig haltloser Jugendlicher wie Biagio erkennen konnte, daß er seine geistigen Bedürfnisse befriedigen muß, soll sein Leben Sinn und Zweck haben, was kann dann von einem jungen Christen gesagt werden, der es unterläßt, diese Bedürfnisse zu befriedigen? Ist ein solcher Christ nicht in einer ähnlichen Lage wie der Sklave in dem Gleichnis, das in Kapitel 12 des Lukasevangeliums berichtet wird? In diesem Gleichnis über seine Rückkehr in unserer Zeit sagte Jesus: „Dann wird jener Sklave, der den Willen seines Herrn verstand, sich aber nicht bereitmachte noch nach dessen Willen handelte, viele Schläge erhalten. ... In der Tat, von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden“ (Luk. 12:47, 48). Solltest du dir diese Worte nicht zu Herzen nehmen, wenn du mit den biblischen Prophezeiungen und der Bedeutung des Königreiches Gottes vertraut bist?
Jesus sagte den Christen nicht, sie sollten ihre Häupter emporheben, weil das gegenwärtige verfallende System der Dinge gerettet werde. Wie töricht, so etwas zu erhoffen! Vielmehr verhieß er, daß seine Nachfolger befreit werden würden. Die Bibel sagt klar und deutlich, daß die Welt in einer großen Drangsal, „wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“, vernichtet werden wird (Mat. 24:21).
Was hältst du von der heutigen Welt? Siehst du, daß sie sich nicht mehr reformieren läßt und nur noch dazu taugt, vernichtet zu werden? Wenn ja, warum dann nicht alles daransetzen, um zu denen zu gehören, die ‘befreit’ werden? Du kannst den Leuten im Jerusalem der alten Zeit, das die heutige Christenheit vorschattete, gleich werden, die der Prophet Hesekiel in einer Vision sah und die ein Zeichen erhielten, das für sie Rettung bedeutete. Diese Leute seufzten und stöhnten „über all die Abscheulichkeiten“, die in jener untreuen Stadt verübt wurden (Hes. 9:4). Auch heute sucht Jehova Personen, die stöhnen wegen der Bosheit, die sie in den „christlichen“ und den nichtchristlichen Gesellschaftsordnungen beobachten können. Diese Personen müssen erkennen, daß ihre geistigen Bedürfnisse nur in einer Welt völlig befriedigt werden können, die von Gott regiert wird, in einer Welt, in der ‘sein Wille wie im Himmel so auch auf der Erde geschieht’ (Mat. 6:10). Möchtest du in einer solchen Welt leben? Biagio und Khem möchten das, und sie leben jetzt im Einklang mit dieser Hoffnung. Das kannst auch du tun!
[Bild auf Seite 13]
Es kommt die Zeit, wo der junge Mensch entscheiden muß, ob er den Weg der „Wahrheit“ weiterhin gehen möchte oder nicht. Er muß sich fragen: „Glaube ich das wirklich?“
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Ein unbeherrschter VerliererErwachet! 1982 | 22. Juli
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Ein unbeherrschter Verlierer
Die letzte Schachweltmeisterschaft fand im vergangenen Herbst in Meran statt. Kortschnoi, der als ein „dumpf vor sich hinbrütender stämmiger Bär von einem Mann, der anscheinend leicht zu reizen ist“, beschrieben wurde, forderte den Weltmeister Karpow heraus und verlor. Warum? Nach Ansicht einiger, die bei dem Match zugegen waren, verlor er nicht unbedingt, weil es ihm als Schachspieler am nötigen Können gefehlt hätte. Die Hauptfaktoren waren vielmehr seine schlechte Laune und seine Unbeherrschtheit. Wie Robert Byrne, Sonderkorrespondent der „New York Times“, schrieb, versuchte Kortschnoi, seinen Gegner „durch wütendes Gestikulieren, Anstarren, Ausüben eines psychologischen Drucks und unfeine Schimpfkanonaden“ zu überwältigen. Karpow dagegen habe sich „zu nichts Derartigem hinreißen lassen“, sondern habe „mit stiller Zielstrebigkeit gespielt und ... sich in diesem Match nur auf Schach konzentriert“. Kortschnoi hätte etwas von dem altisraelitischen König Salomo lernen können. Einige der Sprüche Salomos lauten: „Wer langsam ist zum Zorn, hat Fülle von Unterscheidungsvermögen.“ „Wer langsam ist zum Zorn, ist besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt.“ „Wie eine erbrochene Stadt ohne Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält“ (Spr. 14:29; 16:32; 25:28). Man fragt sich, ob auch der Umstand, daß Kortschnoi „einen in Orange gekleideten Joga-Guru in der ersten Reihe der Zuschauer Platz nehmen ließ, offenbar, um seinen Gegner zu behexen“, zu seiner Niederlage beitrug. Dieser Rückgriff auf religiöse Unterstützung war Kortschnois Sache nicht förderlich.
Wie Gott über die Anhänger solch philosophisch-religiöser Meditationssysteme denkt, läßt sein Gebot an das Volk Israel erkennen: „Es sollte sich in dir nicht jemand finden, der ... sich mit Wahrsagerei beschäftigt, der Magie treibt, oder jemand, der nach Omen ausschaut, oder ein Zauberer oder einer, der andere mit einem Bannspruch bindet, oder jemand, der ein Geistermedium befragt, oder ein berufsmäßiger Vorhersager von Ereignissen“ (5. Mo. 18:10, 11).
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