Wir beobachten die Welt
Die Weltrangliste der Sprachen
◆ Gemäß Schätzungen gibt es heute 2 500 bis 3 000 lebende Sprachen. Die meisten Sprachen werden allerdings von kleinen und kleinsten Gruppen gebraucht, davon über 70 von mindestens fünf Millionen Menschen. Deutsch ist die Muttersprache von 95 bis 100 Millionen Menschen und steht damit an siebenter Stelle in der Weltrangliste. Gemäß Schätzungen führt Chinesisch die Rangliste der Sprachen mit 750 Millionen Menschen an. Englisch wird von 290 Millionen Menschen, Hindi von 190 Millionen, Spanisch von 185 Millionen, Russisch von 130 Millionen und Japanisch von 100 Millionen Menschen gesprochen. Schließlich folgt Deutsch mit 95 bis 100 Millionen. Am Ende des „Feldes“ der wichtigsten Sprachen liegen Französisch mit 70 Millionen und Italienisch mit 60 Millionen. Größere Zersplitterungen weisen die afrikanischen Sprachen auf. Es dürften 80 Millionen Afrikaner Sudansprachen, 55 bis 60 Millionen Bantusprachen sprechen.
Frischluft aus einem Sauerstoffgerät
◆ In Tokio sind erstmals tragbare Sauerstoffgeräte für jedermann auf den Markt gekommen. Die mit Atemmasken versehenen Geräte kosten etwa 130 Mark. Sie erzeugen Sauerstoff durch die Reaktion von Wasserstoffsuperoxyd mit bestimmten Kristallen. Nach Angaben eines Sprechers des Warenhauses wurden bereits mehrere dieser Geräte verkauft. Sie sollen zumindest vorübergehend einen Ersatz für die rar gewordene frische Luft bieten.
Auch Professor Bernhard Grzimek wies auf die Gefahr der Umweltverseuchung hin. Wie die Westdeutsche Allgemeine berichtet, betonte Grzimek, die Gefahren der Umweltverseuchung nicht zu verniedlichen. Er wies auf Zahlen hin, nach denen bei der Senkung der Luftverschmutzung um die Hälfte eine Verringerung der Sterberate um 4,5 v. H. eintreten und sich die Lebenserwartung um drei bis vier Jahre erhöhen wird. „Der Befall mit Lungenkrebs würde um 25 v. H. und die Zahl der Herz- und Gefäßkranken um 15 v. H. vermindert.“
U Thant warnt vor der Selbstvernichtung des Menschen
◆ Der Generalsekretär U Thant wies in Ottawa auf die weltweiten Probleme der fortschreitenden Technologie hin und prophezeite, daß die Menschheit sich selbst den Untergang bereiten werde. Er wies vor dem 14. Kongreß der Internationalen Vereinigung der Weltföderalisten darauf hin, daß es kein Entrinnen vor der globalen Verantwortung für die Veränderung der Umwelt durch den Menschen gebe. Auf die Rolle der Vereinten Nationen eingehend, sagte der Generalsekretär, sie befinde sich in einer Autoritätskrise und leide an bestehenden antiquierten und unrealistischen Vorstellungen über eine uneingeschränkte nationale Souveränität.
Heilige erster und zweiter Wahl
◆ Wie in der Vatikanzeitung L’Osservatore Romano zu lesen ist, müssen sich jetzt Länder oder Städte mit zwei Schutzheiligen entscheiden, welcher ihnen lieber ist. Dieser wird dann der eigentliche, der Hauptschutzheilige sein. Der andere muß deutlich als „zweitrangig“ gekennzeichnet werden. Wie viele Länder, Städte oder auch Provinzen in die „Qual der Wahl“ kommen werden, ist im Vatikan nicht zu erfahren. Jedoch ist Italien unter den Ländern, die sich entscheiden müssen. Bisher wurden hier sowohl der Heilige Franz von Assisi als auch die Heilige Katherina von Siena als Schutzpatrone verehrt. Wer von den beiden nun „absteigen“ muß, wird von den 300 italienischen Bischöfen entschieden.
Tanz auf dem Altar
◆ In der Westberliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurden acht Jugendliche singend und rauchend beim Tanz auf dem Altar angetroffen. Als die Polizei eingriff und zwei der randalierenden Jugendlichen festnahm, ertönten aus der vor der Kirche wartenden Menge Rufe wie: „Holt die Kumpel ’raus. Schlagt die Bullen zusammen!“ Etwa dreißig Jugendliche umstellten den Streifenwagen und hinderten ihn an der Abfahrt, bis weitere Polizeiwagen eintrafen.
Süßwasserbecken unter der Sahara entdeckt
◆ Unter der libyschen Sahara hat man bei Erdölbohrungen ein unterirdisches Süßwasserbecken, das sich nach den ersten Schätzungen über 2 000 bis 2 500 Quadratkilometer erstreckt, entdeckt. Man nimmt an, daß es bis nach Ägypten reicht. Es wird angenommen, daß sich die Wasser vom Tibesti-Gebirge her ansammeln, obwohl diese Annahme nur auf Vermutung beruht. Bestätigen sich die jetzigen Schätzungen, so könnte der Wasservorrat unter der Wüste einen ebenso großen Durchsatz wie der des Nils für rund 1 000 Jahre liefern.
Kinder probieren Sex nach Fernseh-Aufklärungsfilm
◆ Englands staatliche BBC-Fernsehgesellschaft wird von verschiedener Seite angeklagt, einen Aufklärungsfilm, der für Kinder gedacht ist, gesendet zu haben, der bewirkte, daß Acht- bis Neunjährige nach den realistischen Fernsehdarbietungen selbst den Sex probierten. Der Film war außerdem an 4 000 englische Schulen als Lehrhilfe im Biologieunterricht verkauft worden. Das Ergebnis: In einem Kinderheim zogen sich die Zöglinge nach dem Fernsehfilm aus und gingen zum „Gruppensex“ ins Bett. In Liverpool fand eine Mutter ihre achtjährige Tochter mit ihrem älteren Bruder, die das Gesehene selbst probieren wollten. Das Mädchen mußte verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.
Stellungnahmen zum „Nonnenhandel“
◆ Die britische Zeitung Sunday Times berichtete über regelrechte Importgeschäfte mit indischen Novizinnen. Gemäß ihren Ermittlungen haben sich zahlreiche unter Nachwuchsmangel leidende europäische Frauenklöster Mädchen aus Indien zum Preise von 250 oder 300 Pfund (2 200 oder 2 640 Mark) beschafft. Der Vatikan dementierte zwar den „Nonnenkauf“, jedoch räumte der Erzbischof von Trivandum im indischen Staat Kerala ein, daß es „Unregelmäßigkeiten“ gegeben haben könne. Dem Vatikan dürften diese „Unregelmäßigkeiten“ schon länger bekannt gewesen sein, denn wie Priester Harry Haas von der Theologischen Hochschule der holländischen Stadt Heerlen und der deutsche Jesuit Albert Otto aussagten, wären sie schon in den Jahren 1963 bis 1967 während ihrer Tätigkeit beim Katholischen Akademischen Ausländerdienst in Bonn den jammervollen Geschichten junger Schwestern nachgegangen, die „in ganzen Flugzeugladungen“ aus Korea, Hongkong, Ceylon, den Philippinen und Indien verfrachtet worden seien. Ihre Berichte hätten sie dann den zuständigen Stellen zugeleitet. Pfarrer Haas spricht von deutschen Klöstern, deren Insassinnen „zur Hälfte“ aus Indien stammen würden, die in der Unfreiheit deutscher Klöster todunglücklich geworden wären. Ein von der Zeitung Statesman veröffentlichtes Interview mit der indischen Nonne Anna Thomas Elakattu gibt Einzelheiten über ihren neunmonatigen Aufenthalt in einem Kloster bei Rom bekannt. Demnach habe sie „wie eine Sklavin“ arbeiten müssen. Sie habe von morgens bis abends Fußböden schrubben und in einer Heilanstalt für Geisteskranke die Patienten waschen müssen. Während der ganzen Zeit in diesem Kloster gab es nach ihrer Darstellung „keinen Unterricht, keine Erziehung, nur diese Sklaverei“. Die Süddeutsche Zeitung äußerte sich wie folgt zu diesem Skandal: „Früher, als es auch in unserem Lande noch genug arme Mädchen aus kinderreichen Familien in Stadt und Land gab, denen weder eine Heirat noch ein Beruf winkte, waren die Orden eine Lebenschance. Die Ausnutzung der Arbeitskraft war unter der Schwesternhaube zwar nicht geringer, doch sie war immerhin religiös verklärt. Auch unter all den ‚Aufgeklärten‘, die gern von den ‚Dummen‘ sprachen, gab es kaum jemanden, der nicht irgendwann Nutznießer dieser ‚Armut im Geiste‘ war. Nun sind freilich diese ‚Dummen‘ bei uns weniger geworden.“
Maßregelung durch Erzbischof
◆ Der Erzbischof von Turin, Michele Kardinal Pellegrino, hat einen Gemeindepfarrer seines Amtes enthoben und einen weiteren Pfarrer exkommuniziert. Der des Amtes enthobene Pfarrer hatte trotz vorheriger Warnung, jedoch mit Einverständnis seiner Gemeinde, am Sonntag zwei Priesterkollegen, den 37jährigen Don Renzo Grande und den 34jährigen Don Giuseppe Accossato, kirchlich getraut. Don Renzo heiratete eine frühere Nonne und Don Giuseppe seine alte Jugendliebe.
„Nicht jugendgefährdend“
◆ „Pornographie ist nicht jugendgefährdend.“ Diese Feststellung traf der ärztliche Jugend- und Eheberater Dr. B. Harnik aus Zürich auf dem Therapiekongreß in Karlsruhe. Er vertrat die Meinung, daß die oft erhobene Behauptung, Pornographie sei jugendgefährdend, aus Schriften ohne wissenschaftliche Kompetenz stamme. Die Jugend zeige ein viel unbefangeneres Verhältnis zur Pornographie als die Erwachsenen. Sexuelle Reize, die auf Jugendliche wirkten, dürften nicht negativ gesehen werden, da sie für die Entfaltung sexueller Potenz notwendig seien. Die Erfahrung lehre, daß besonders aufreizende Pornographie Jugendliche allenfalls geschmacklich beeinflusse, aber nicht besonders errege. Wie entgegengesetzt ist diese Einstellung gegenüber dem Rat der Bibel in Kolosser 3:5: „Ertötet daher die Glieder eures Leibes ... in bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste ...“
„Mit den Ehen geht’s bergab“
◆ Unter obige Überschrift stellte der Gränzbote eine Statistik. In dem Artikel heißt es wörtlich: „Immer mehr Ehen scheitern in der Bundesrepublik. Nach den jüngsten Erhebungen ... wurden im Jahre 1968 bei 480 000 Eheschließungen rund 65 300 Ehen geschieden, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Während 1967 noch 41,0 Scheidungen auf 10 000 bestehende Ehen gerechnet wurden, waren es 1968 schon 42,3 Ehen, die in die Brüche gingen. ... Der Seitensprung als Scheidungsgrund verliert immer mehr an Bedeutung — was allerdings nicht heißt, daß die außerehelichen Beziehungen seltener werden. Jedenfalls ist nur in knapp zwei Prozent aller Scheidungsurteile der Ehebruch als alleiniger Grund genannt. Wegen anderer Eheverfehlungen — angefangen von schweren Lieblosigkeiten bis zum Totschlagsversuch — erfolgten dagegen 92 Prozent aller Scheidungen.“
Verschmutzung der Luft
◆ In dem Artikel „Laßt uns leben!“ lenkte die Zeitschrift X vom September 1969 die Aufmerksamkeit auf die Gefahren der Verschmutzung der Luft innerhalb des Stadtgebietes. Unter anderem finden wir folgenden Aufruf: „Verstädterung ist unser Schicksal ... Voller unerforschter Gefahren. Das, was bisher an Daten über den neuen Lebensraum des Menschen, die Großstadt, vorliegt, ist alarmierend ... Erstaunlicherweise wissen wir über die Umweltbeziehungen vieler Pflanzen- und Tierarten weit besser Bescheid als über die des Menschen, speziell des Großstadtbewohners. Hier muß in der Zukunft noch viel erforscht werden ... 15 000 Tonnen Staub bombardieren eine Stadt wie München. Die Luft der Großstädte enthält sehr erhebliche Beimengungen (Immissionen) fester, flüssiger und gasförmiger Art, insgesamt etwa 200 verschiedene Fremdstoffe, von denen rund 50 häufiger vorkommen ... 1 cm3 Stadtluft enthält durchschnittlich 200 000 Kerne und 270 Staubteilchen. Die Luft über Landschaften ohne Verkehr und Industrie enthält im Mittel nur 8 000 Kerne und 10 Staubteilchen je cm3 ... Es gab längere Zeit eine Theorie, nach der sich die Stadt infolge senkrechter thermischer Luftaustauschbewegungen automatisch entlüften würde. Diese Theorie ist durch eine Reihe von Untersuchungen widerlegt worden.“ Auch die Wiener Zeitung Kurier meldet in ihrer Ausgabe vom 13. Januar 1970 Bedenken an: „Die Luftverunreinigung über Wien ist langsam beunruhigend: Die ständig über der Stadt schwebende Rauch-, Ruß- und Staubschichte ‚wiegt‘ 300 bis 400 Tonnen ... Wie stark die von den Wienern eingeatmete Luft verunreinigt ist, machte ein Vergleich des Forstdirektors deutlich: ‚Ein Liter Wiener Stadtluft enthält 85 000 Staubteilchen, ein Liter Waldluft hingegen nur 50 bis 500.‘ Verglichen mit dem Smog über Städten in den Vereinigten Staaten und über anderen Städten in ganz Europa ist die Wiener Luft allerdings noch relativ ‘rein’.“ Dieser Mißstand wird von der Süddeutschen Zeitung ebenfalls aufgegriffen, und in dem Artikel „Vergiftete Luft, vergiftetes Wasser — Amerika entdeckt Amerikas Zerstörung“ vom 14. Januar 1970 werden folgende Tatsachen genannt: „‚Wir haben‘, so stellte kürzlich John D. Dingell, Mitglied des Kongresses in Washington, fest, ‚unser Land mißbraucht und es gestattet, daß unsere Abfälle unsere Luft und unser Wasser vergiften und zerstören. Die Menschheit muß ihre Haltung ändern oder der sehr realen Aussicht auf ihren Untergang ins Gesicht sehen.‘ Was John Dingell ‚reale Aussichten auf Untergang der Menschheit‘ nennt, sieht in den USA statistisch so aus: Die etwa 90 Millionen Motorfahrzeuge des Landes lassen täglich insgesamt 300 000 Tonnen Kohlenmonoxyd ... in die Luft ab. Weitere 142 Millionen Tonnen giftiger Substanzen wandern jährlich aus Fabrikschornsteinen in den Himmel. ... ‚Mit der Vergiftung der Luft und des Wassers, der Benutzung des Meeres als Abfalleimer ... erregen wir Zweifel, ob der Mensch überhaupt fähig ist zu überleben.‘“
„Der Vatikan mischt in der Politik mit“
◆ Unter dieser Überschrift erschien in der Wetterauer Zeitung ein Artikel, der das Vorgehen des Vatikans in politischen Angelegenheiten in Italien schildert. Es heißt wörtlich in diesem Bericht: „Die Gefahr, daß es über die Frage der Ehescheidung zu einer Art Religionskrieg kommt, ist nicht auszuschließen. Der Vatikan scheint entschlossen zu sein, von vornherein jeder Regierungskoalition oder parlamentarischen Mehrheit seine Zustimmung zu entziehen, die die Ehescheidung einführen oder auch nur den Koalitionspartnern freie Entscheidung in dieser Frage gewähren will, wie es Rumor in seiner Koalitionsabsprache festgelegt hat ... Die so enge Verquickung von Kirche und Politik in Italien führt aber auch dazu, daß nicht nur die Politiker, sondern auch die kirchliche Hierarchie von seiten der Parteien beeinflußt wird. Die Christlich-Demokratische Partei versucht, den Vatikan zur Durchsetzung ihrer Ziele einzusetzen, und findet immer mehr Priester oder Beamte der Kurie, die an der Politik Geschmack gefunden haben. ... Die Diskussion über das Ehescheidungsgesetz hat gezeigt, daß der Vatikan auch heute noch dazu beitragen kann, Regierungen zu stürzen oder die Bildung ihm nicht genehmer Regierungen zu verhindern.“