Wir beobachten die Welt
Religiöse Gleichgültigkeit der spanischen Jugend
◆ Das katholische Blatt Christ in der Gegenwart gibt die Beobachtungen des spanischen Abtes des Benediktinerklosters von Montserrat bei Barcelona über die Einstellung der spanischen Jugend zur Kirche wieder. Als Gründe für die immer größer werdende „religiöse Indifferenz“ seien das Erscheinungsbild einer „zu sehr an die Strukturen der politischen und wirtschaftlichen Macht geketteten Kirche“ und der bloße Formalismus religiöser Übungen zu nennen. Der Abt schreibt wörtlich über diese Gründe: „Eine armselige Darstellung des Christentums, reduziert auf einige Sakramentspflichten, und eine individualistische Moral, die häufig begleitet wird von einer feigen und negativen Anschauung des Lebens, menschlicher Werte und des Sexuallebens. Das Erscheinungsbild einer Kirche, die als menschliche Institution zu sehr an die Strukturen der politischen und wirtschaftlichen Macht gekettet ist, mit einer verzweifelnden Dualität in den Augen der jungen Leute: eine brillante Theorie und eine opportunistische und wenig klare Handlungsweise.“
Film als Anregung für Erpressung
◆ Ein Film, der im australischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einer Bombe an Bord eines Flugzeuges handelte, diente einer Gangsterbande als Anregung für eine Erpressung der australischen Luftfahrtgesellschaft Qantas. Diese Luftfahrtgesellschaft erhielt einen anonymen Anruf, in dem gefordert wurde, 500 000 australische Dollar (etwa 2 Millionen Mark) auszuhändigen, um Passagiere und Besatzung einer Boeing 707 zu retten. Die Maschine war, mit hundert Fluggästen besetzt, in Richtung Darwin im Norden Australiens gestartet, als der anonyme Anrufer, der sich als „Mr. Brown“ ausgab, mitteilte, an Bord des Flugzeuges befinde sich eine Bombe mit einem Luftdruckzünder. Als Beweis seiner Aussagen verwies er auf eine weitere Bombe, die in einem Schließfach auf dem Flugplatz von Sydney deponiert sein sollte. Da bei der Durchsuchung der Schließfächer die Bombe im Flughafen gefunden wurde, kam ein Direktor der Luftfahrtgesellschaft der Aufforderung, die Summe von 500 000 australischen Dollar für die Preisgabe des Bombenverstecks an Bord der Maschine zu zahlen, nach. Als aber das Geld in Händen der Erpresser war, teilte „Mr. Brown“ telefonisch mit, daß sich doch keine Bombe an Bord befinde. Daher konnte das Flugzeug sicher landen.
Kosten des Umweltschutzes für den Bundesbürger
◆ Referenten des Arbeits- und Forschungskreises versuchten in Bonn wissenschaftliche Befunde vorzulegen, Normen und Ziele zu definieren, die zu Verbesserungen der Situation bezüglich des Umweltschutzes führen können. Wieviel muß jeder Bürger aufbringen, um die Umwelt rein zu erhalten? Die Antwort auf diese Frage wurde von Staatssekretär Hartkopf gegeben, über dessen Äußerung im Handelsblatt folgendes zu lesen war: „Staatssekretär Hartkopf hatte ... erklärt, daß gesunde Lebensbedingungen in einer besseren Umwelt jeden Bundesbürger im Jahre 1975 rund 100 Mark kosten. Dieser Betrag ergebe sich, wenn sämtliche Investitionen und Betriebskosten zur Reinhaltung von Luft und Wasser, gegen den Lärm und die Müllberge über Abgaben und Preise auf den Verbraucher abgewälzt würden.“
Als Eintrittspreis ein halber Liter Blut
◆ Personen, die sich als christlich bezeichnen und die Heilige Schrift als ihre Grundlage betrachten, mißachten heute in merkwürdigster Weise das Gesetz über die Heiligkeit des Blutes. So ist z. B. eine New Yorker Blutbank auf den Gedanken gekommen, anstelle eines Geldbetrages einen halben Liter Blut als Eintrittspreis eines Films zu verlangen. Dazu hatte man sich die Premiere des Vampir-Filmes „Tochter der Dunkelheit“ ausgesucht.
Fischsterben durch Vergiftung des Wassers
◆ Der gesamte Fischbestand der Sieg hinab zum Rhein ist vernichtet worden. Eine holzverarbeitende Firma in Etzbach (Rheinland-Pfalz) steht im Verdacht, Klärablagerungen verbotswidrig in die Sieg geleitet zu haben. Die Klärablagerungen verursachten, daß der Sauerstoffgehalt des Wassers aufgezehrt wurde, so daß die Fische gleichsam erstickt sind. Tausende von Fischkadavern schwimmen im Wasser. Auch für den Fischbestand des Rheins besteht Gefahr, da das vergiftete Wasser der Sieg in den Rhein fließt, jedoch werden die Folgen wegen der größeren Wassermenge des Rheins nicht solche Ausmaße annehmen wie in der Sieg.
Einzelheiten über Kirchenaustritte
◆ Aus einer statistischen Erhebung, die gegenwärtig aus 10 der insgesamt 22 westdeutschen Bistümer der katholischen Kirche vorliegt, geht hervor, daß im Jahre 1970 zirka 60 Prozent mehr Katholiken aus der Kirche ausgetreten sind als 1969. Die höchsten Steigerungsraten bei den Kirchenaustrittszahlen verzeichneten die Diözesen Aachen, Köln und West-Berlin. Im Gebiet des Erzbistums Köln verließen 1969 5 522, im vergangenen Jahr, 1970, jedoch 11 798 Katholiken die Kirche. Das ist eine Steigerung von 113,6 Prozent. In Aachen beträgt der prozentuale Anstieg der Kirchenaustritte noch mehr, und zwar 114,5 Prozent. Eine Aufschlüsselung der Kirchenaustritte in Köln läßt erkennen, daß die Austrittszahl der 21- bis 41jährigen am höchsten ist.
Gefahr eines Rassenkrieges
◆ Ein Rassenkrieg in den Vereinigten Staaten liegt nach Meinung von Milton Eisenhower, dem Bruder des ehemaligen Präsidenten, im Bereich des Möglichen. Die Gefahr sieht er darin begründet, daß auf seiten der extrem Rechten wie der extrem Linken Waffenarsenale angesammelt worden seien. Sollte es zu Gewaltausbrüchen kommen, sagte Milton Eisenhower, der der Vorsitzende einer Kommission zur Erforschung der Gründe und zur Verhinderung von Gewalt ist, wäre eine Katastrophe die Folge.
Die meisten Krebstoten in Österreich
◆ Gemäß dem Gesundheitsbericht des österreichischen Sozialministeriums ist in Österreich der höchste Prozentsatz der Personen, die infolge einer Krebskrankheit starben, zu verzeichnen. Im Jahre 1967 starben von 100 000 Österreichern 262,3 an bösartigen Neubildungen. Nach Österreich folgt in Europa Belgien mit 236,6 Krebstoten pro 100 000 Einwohner. Selbst die USA weisen eine geringere Todesrate auf: 1967 betrug sie dort 1,57 Prozent.
„Eine weitere Generation kann nicht überleben“
◆ Die Mißstände unserer heutigen Zeit aufführend, schreibt Der Spiegel als Zusammenfassung: „Zweifellos kann die Menschheit eine weitere Generation ständig wachsender Beanspruchung nicht überleben. Wenn es so weitergeht wie bisher und die Veränderungen nicht schneller als bis zum Jahre 2000 eintreten, wird die technologische Struktur der menschlichen Gesellschaft fast mit Sicherheit zerstört sein. Die Menschheit, in barbarische Zustände zurückgeworfen, könnte dann durchaus ihrer Auslöschung entgegensehen und der Planet selber ernstlich seine Fähigkeit einbüßen, das Leben zu erhalten.“
Mehr Frauen schneidern
◆ Die Zahl der amerikanischen Frauen, die ihre Kleider selbst schneidern, ist angestiegen. Über 45 Millionen Frauen stellen in einem Jahr 300 Millionen Kleidungsstücke her. Ein Grund für diese Entwicklung sind die hohen Preise für Fertigkleidung, die oft nur von geringer Qualität ist. Die durchschnittlichen Kosten bei eigener Schneiderei liegen zwischen 50 und 60 Prozent niedriger. Ein weiterer Grund für die Selbstanfertigung von Kleidungsstücken ist, daß den Frauen die angebotene modische Kleidung nicht gefällt.
Was ist Bürokratismus?
◆ In Rochester (England) wurde eine Frau von eifrigen Bauarbeitern überrascht, die von der städtischen Baubehörde beauftragt worden waren, mit dem Bau einer Rampe für Kinderwagen zu beginnen. Als die Tochter zwölf Monate alt war, hatte die junge Mutter den Antrag für den Bau einer Rampe gestellt. Jetzt, als die Arbeiter ihren Wunsch erfüllen wollten, protestierte sie dagegen. Warum? Ihre Tochter ist inzwischen 19 Jahre alt geworden und wird bald heiraten. Als Entschuldigung wurde von einem Sprecher des Bauamtes der lapidare Satz vorgetragen: „Ich weiß, daß es 18 Jahre gedauert hat, aber dieser Auftrag lief bei uns nicht als vorrangig.“
Gefährliche Herzschrittmacher
◆ Nach Ansicht des amerikanischen Anwalts Ralph Nader sind die in der Medizin verwendeten Herzschrittmacher nicht genügend erprobt und verursachen in Krankenhäusern der USA jährlich mindestens 1 200 Todesfälle. In der Zeitschrift Ladies’ Home Journal erhebt Nader Anklage gegen die Ärzte, da sie diese Vorgänge in fast allen Fällen verheimlicht hätten. Die in den Krankenhäusern verwendeten Geräte seien weniger eingehend getestet als die meisten Badezimmer-Einrichtungen. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle sei wahrscheinlich zehnmal höher als die Schätzung von 1 200.
Papst Johannes XXIII. erfüllt Bedingungen
◆ Um den im Jahre 1963 verstorbenen Papst Johannes XXIII. seligsprechen zu können, wurden Hunderte von Zeugen gehört, um zu erfahren, ob er ein „treuer Diener Christi von seiner frühen Jugend bis zu seinem Tode“ gewesen sei. Da über ihn ein gutes Zeugnis abgegeben wurde, ist die Voraussetzung für die Einleitung eines Seligsprechungsprozesses im Vatikan erfüllt.
Heilige gegen Lavastrom
◆ Als die Krater des 3 000 Meter hohen Ätna Lava ausströmten, wuchsen Angst und Verzweiflung der Bevölkerung. Die glühenden Lavamassen ließen Obsthaine und Rebanlagen in Flammen aufgehen und zerstörten Bauernhäuser und Villen. Die Einwohner der sizilianischen Ortschaft Sant’ Malfio pilgerten in einer feierlichen Prozession an den Rand der glühenden Lavamasse, um mit Gebeten den Schutzheiligen ihrer Gemeinde um Hilfe anzuflehen. Auf die Frage, warum die Prozessionen durchgeführt werden und was man sich davon verspricht, antwortete der Geistliche Don Parisi: „Nun, die Heiligen sind unsere Beschützer, die für uns bei Gott ein gutes Wort einlegen sollen.“ — Der Brauch, „Heilige“ vor deren Bildern um „Fürbitte“ anzurufen, wird durch die Bibel nicht gestützt.
„Riesenohr“ belauscht Kosmos
◆ Im Mai dieses Jahres wurde in der Eifel bei Effelsberg ein „Riesenohr“ — mit einem Spiegeldurchmesser von 100 m und einer Auffangfläche von rund 8 000 qm das größte vollbewegliche Radioteleskop der Welt — in Betrieb genommen. Das Teleskop wiegt 3 200 Tonnen und ist durch seine große Auffangfläche, die hohe Genauigkeit des Reflektors und die Möglichkeit, einem angepeilten Objekt durch Drehung und Schwenkung des Parabolspiegels über Stunden zu folgen, in der Lage, auch zu sehr schwachen Objekten des Weltraums, wie z. B. den Pulsaren, den Quellen der kosmischen Strahlung, vorzudringen. Die Reichweite des Teleskops wird mit 12 Milliarden Lichtjahren angegeben. Durch dieses „Riesenohr“ soll es den Astronomen möglich sein, wie es der Zukunftsexperte Ernst von Khuon ausdrückte, „den letzten Rätseln des Anfangs aller Dinge“ zu begegnen.
Brustkrebs erblich
◆ Gemäß den Ausführungen von Dr. P. Bentvelzen, einem niederländischen Krebsspezialisten, wurde durch Experimente an Mäusen nachgewiesen, daß der Brustkrebs auslösende Virus erblich sei. Die Versuche ergaben, daß Krebs-Viren bereits bei der Empfängnis in den Chromosomen vorhanden sind. Durch Auslösefaktoren wie z. B. Röntgenstrahlen, bestimmte chemische Substanzen oder auch fortgeschrittenes Alter würden die Viren aktiviert und ein Karzinom bilden. Neu sei die Erkenntnis, daß auch die männliche Linie einer Familie als Träger des Erbfaktors auftreten kann.
Lebenserwartung nimmt ab
◆ Obwohl Ärzte und Biologen längeres Leben in beruhigendem Gesundheitszustand für die Zukunft versichern, ist in Westdeutschland bei den Männern ein Rückgang in der Lebenserwartung zu beobachten. Darüber berichtet der Lahrer Anzeiger: „Da überrascht es, zu erfahren, daß die Lebenserwartung der Männer in Westdeutschland seit 1950 nicht zunimmt, sondern im ganzen stagniert und bei den älteren Jahrgängen sogar deutlich zurückgeht. Betrachten wir das Statistische Jahrbuch, Seite 51! Es geht um die Jahrgänge von 25 bis 70. ... Im Mittelbau und mittleren Oberbau der Bevölkerungspyramide jedoch sieht es nicht hoffnungsvoll aus. Wir vergleichen für diese Jahrgänge die durchschnittliche Lebenserwartung, wie sie einmal in der Zeitphase 1949/51 und dann in der Phase 1965/67 bestand, und führen auszugsweise an: Nach vollendetem 25. Lebensjahr zuerst 45,83, dann 45,80 Jahre; 40. Lebensjahr zuerst 32,82, dann 31,89 Jahre; 50. Lebensjahr zuerst 23,75, dann 23,10 Jahre; 60. Lebensjahr zuerst 16,20, dann 15,41 Jahre; 70. Lebensjahr zuerst 9,84, dann 9,57 Jahre. Der Verlust an durchschnittlicher Lebenserwartung beträgt also 0,03, 0,43, 0,65, 0,79 und 0,27 Lebensjahre.“
Was aber sind die Ursachen der zurückgehenden Lebenserwartung? Dazu führte die Berliner Zeitschrift Sozialmedizin folgendes aus: „Für die stagnierende Lebenserwartung der Männer und die sogenannte Frühinvalidität sind zahlenmäßig folgende Ursachen besonders relevant: 1. Die Herz- und Kreislaufleiden; 2. die bösartigen Geschwülste (Krebs); 3. die chronische Bronchitis (Bronchitisches Syndrom); 4. das Übergewicht; 5. der erhöhte Nikotingenuß; 6. falsche Lebensgewohnheiten (Bewegungsarmut, starker Alkoholmißbrauch, unsachgemäße Freizeitgestaltung usw.); 7. Schädigung durch Arbeits- und Berufsleben; 8. Verkehrsunfälle und ihre Folgen.“