Wir beobachten die Welt
Jugend religionsmüde
◆ Hauptsächlich in den Schulen der Bundesrepublik ist die Tendenz zu beobachten, daß das Interesse am Religionsunterricht bei Jugendlichen geschwunden ist. Charakteristisch dafür ist ein veröffentlichter Bericht in der Süddeutschen Zeitung über Berlin. Dort heißt es unter anderem: „Durchschnittlich 11 bis 16 Prozent der katholischen Schüler an öffentlichen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in West-Berlin haben sich vom Religionsunterricht abgemeldet. ... Vielfach meldeten sich Schüler ab, um eine Freistunde zu haben. ... In vielen Fällen ging die Religionsmüdigkeit auf ,im Glauben wenig gefestigte Elternhäuser‘ zurück.“ Die wahre Religion zeigt dem Jugendlichen einen Weg in eine bessere Zukunft, für die es sich zu interessieren lohnt.
Papst beklagt die Bequemlichkeit gegenüber dem Glauben
◆ Bei seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan nahm Papst Paul die Gelegenheit wahr, sich über die Bequemlichkeit des modernen Menschen gegenüber dem christlichen Glauben zu beklagen. Er sieht die Glaubenswahrheit gegenwärtig in einer furchterregenden Krise. „Diese Wahrheit des Glaubens ist heut mehr denn je der Eckstein, auf dem wir unser Leben aufbauen müssen. Es scheint für die moderne Mentalität nicht akzeptabel zu sein“, sagte er bei diesem Anlaß. Viele Menschen übernähmen lediglich, was ihnen bequem und angenehm sei. Die religiöse Wahrheit sei aus ihrem Leben verschwunden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche fügte hinzu: „Sie schlossen ihre Augen und wurden blind, und sie wagten zu sagen, ihre eigene Blindheit sei der Tod Gottes.“
Spaltung in der orthodoxen Kirche
◆ Die orthodoxe katholische Kirche hat sich von der russischen Mutterkirche getrennt, indem sie alle rechtlichen und kirchlichen Bande durchschnitt. Bischof Theodosius von Alaska als Vertreter der amerikanischen Kirche und der amtierende Moskauer Patriarch, Metropolit Pimen, tauschten im Moskauer Patriarchat die rechtlichen Dokumente aus, die die Trennung beurkundeten. Durch diese Vereinbarungen soll ein Schlußstrich unter den Streit, der mit der russischen Revolution im Jahre 1917 begann, gezogen werden. Als Eigentum in den USA behält die Mutterkirche nur die Nikolaskirche in New York, während sie auf alle Ansprüche auf den sonstigen Besitz von 350 amerikanischen orthodoxen Gemeinden verzichtet. Dadurch haben nun die 750 000 Mitglieder der amerikanischen Kirche die Freiheit, eine eigene Hierarchie zu wählen und sich auch eventuell mit den 17 anderen orthodoxen Konfessionen in den USA zusammenzuschließen.
Wie groß ist der „Staat der Vatikanstadt“?
◆ Durch die sogenannten Lateranverträge vom Jahre 1929, die die kirchenpolitischen Verhältnisse zwischen dem Vatikan und Italien regelten, wurde dem Papst ein souveränes Hoheitsgebiet, die Vatikanstadt (Cittá del Vaticano), die 44 ha umfaßt, zugesprochen. Damit ist dieser Staat mit einer Bevölkerungszahl von zirka 750 Personen das kleinste Gemeinwesen der Welt. Darüber schreibt die Süddeutsche Zeitung vom 16./17./18. Mai 1970 folgendes: „Staatsbürger des Vatikans im vollen Sinne gibt es nur 532: 38 Kurienkardinäle, 109 Missionschefs im ausländischen Nuntiaturdienst, 35 Prälaten und 5 Ordensgeistliche der Kirchenregierung, 59 Schweizer Gardisten, 148 Gendarmen und 138 Zivilisten. Halbbürger könnte man jene 320 Ausländer nennen, die im Vatikan Wohnrecht besitzen, ohne deshalb ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit abgelegt zu haben. Alles übrige Personal in vatikanischen Diensten, rund 5 000 Menschen, die zum größeren Teil in den Kurienämtern, zum kleineren in der Staatsverwaltung beschäftigt sind, zählt zur ‚Firma‘ Vatikan, nicht zum Staat; das heißt zur Kategorie der Fremdarbeiter, die in den zahlreichen päpstlichen oder kirchlichen Instituten, Ordenshäusern und auch (soweit Laien) zu einem Teil wenigstens in römischen Wohnquartieren vatikanischen Eigentums ihre Residenz aufschlagen.“
Geteilte Meinung über die Neuerscheinung einer britischen Bibel
◆ Nachdem die „Neue Englische Bibel“ fertiggestellt worden war, wurde sie offiziell Mitte März veröffentlicht. Obwohl sie von Erzbischof Dr. Coggan gelobt wurde, äußerte er sich jedoch als Antwort auf die Frage, ob die neue Übersetzung des „Alten Testaments“ als genauso gut zu betrachten sei wie die des „Neuen Testaments“, nach Mitteilung der Münchner Katholischen Kirchenzeitung wie folgt: „‚Das ist wie mit einem Paar Schuhe; man kann nichts darüber sagen, bevor man sie nicht einige Zeit getragen hat.‘ ... Dagegen nannte der Laienprediger Dr. Frederik A. Tatford die neue Bibel ‚gefährlicher als Thomas Paynes „Zeitalter der Vernunft“‘. Leute, die das Buch von Payne gelesen hätten, hätten gewußt, daß sie die ‚Schrift eines Ungläubigen‘ lesen. Diejenigen aber, die die neue Bibel studieren, ‚glauben vielleicht, daß sie die Bibel lesen, was aber nicht der Fall ist‘.“
Selbstmord des Rechtsstaates
◆ Auf verschiedene Ereignisse bezugnehmend, brachte die Wiener Presse folgende Stellungnahme über die demokratische Gesellschaft: „Die freie demokratische, rechtsstaatliche Gesellschaft ist dabei, still und leise Harakiri zu begehen, wenn sie unter dem Motto ,Toleranz‘ gestattet, daß — soeben geschehen in Genua — vor Schultoren pornographische Comic strips verteilt werden, wenn die Zahl jener zunimmt, die allen Ernstes fordern, man möge doch im Rauschgift nicht ein solches Übel sehen, vielmehr sei es, mäßig genossen, nicht gefährlicher als ein kleines Schwipserl, wenn — wir sind ja alle so gut zueinander! — die bewußte Beschädigung öffentlichen und privaten Eigentums mit der Begründung: ‚Da kann man eben nichts machen‘ von den Hütern des Gesetzes mit Wegschauen beantwortet wird. Alle Beobachtungen dieser Art reduzieren sich letztlich auf eine simple Tatsachenfeststellung: Gesetze sind, will der demokratische Staat sich nicht selbst lächerlich machen, dazu da, daß sie befolgt werden. Es gibt auf dieser Ebene keine Politik des Augenzwinkerns.“
UNO — ausgehöhlt
◆ Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. Mai 1970 stellte die Nachfolge des Generalsekretärs U Thant zur Diskussion und beurteilte in den einleitenden Sätzen die Vereinten Nationen wie folgt: „Im 25. Jahr der Vereinten Nationen zeigt sich, wie selten zuvor, die Unzulänglichkeit und die Ohnmacht der Weltorganisation. Das moralische Instrument, das noch immer zur Legitimation der schieren Existenz hatte herhalten müssen, ist ausgehöhlt.“
Appetit bei Korpulenten
◆ Man vermutet, daß korpulente Personen regen Appetit zeigen und deshalb mehr essen als Personen mit normalem Gewicht. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete von interessanten Experimenten, die in einem New Yorker Hospital mit korpulenten und normalgewichtigen Versuchspersonen „mit einem Brei, der zwar nicht schlecht schmeckte, aber für längere Zeit die einzige Nahrung der Versuchspersonen darstellte“, gemacht wurden. „Alle Personen durften jederzeit so viel essen, wie sie wollten. Das Essen selbst und die äußeren Umstände waren also keineswegs attraktiv. Zu Beginn des Experimentes aßen die korpulenten Versuchspersonen mehr als die normalen Personen, doch schon nach wenigen Tagen sank der durchschnittliche Konsum der Fettleibigen weit unter den der Kontrollversuchspersonen. ... Wenn das Essen nicht hübsch angerichtet ist (Brei aus einem Eimer) und die Begleitumstände nicht verlocken (Eßmaschine, die jederzeit auf Knopfdruck einen Löffel voll Nahrung spendet), dann verlieren fettleibige Personen alle Lust am Essen. Normale Personen dagegen scheinen ihren Hunger relativ unabhängig von äußeren Umständen zu stillen, sie werden intern reguliert, also eher durch innere, physiologische Veränderungen zum Essen stimuliert. Dementsprechend aßen korpulente Personen mehr Kekse als die Kontrollversuchspersonen, wenn sie zum Essen vom Versuchsleiter ermuntert wurden, obwohl sie eigentlich schon satt waren.“ Diese experimentellen Studien verdienen sicherlich auch wegen ihrer möglichen praktischen Konsequenz Beachtung.
Sittenlosigkeit in kommunistischen Ländern
◆ Die Regierungen kommunistischer Länder versuchen die Tendenz der sich immer weiter verbreitenden Unmoral in ihren Gebieten zu verschweigen. Jedoch ist die steigende Sittenlosigkeit nicht mehr zu verheimlichen. So verurteilte die Moskauer Zeitschrift Komsomolskaja Prawda die Vorgänge, die sich in Fergana, einer Textilstadt, abspielten. Die Unmoral reiche in dieser Stadt von Korruption bis zu Gruppensex, bestechliche Funktionäre wetteiferten mit Trunkenbolden und Gewalttätern bei der Verführung junger Mädchen. Aus den fabrikeigenen Schlafsälen habe kürzlich ein Komsomol-Sekretär die Mädchen in sein Amtslokal gelockt, sie dort betrunken gemacht und ihnen schamlos Gewalt angetan. Ihn und mehrere andere, die eindeutig als Orgien-Organisatoren überführt worden seien, habe man nach der Verhaftung sang- und klanglos wieder freigelassen. Auch in Bukarest, der rumänischen Hauptstadt, hat man jahrelang versucht, die Kriminalität zu verschweigen. Wegen der sich häufenden Fälle hat man sich zu einer Großrazzia entschlossen, um das zunehmende Schieber-, Rowdy- und Prostituiertenunwesen zu bekämpfen. An einem dieser Tage hat man 43 Personen gefaßt, die später zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Weiter hieß es in einem Polizeibericht, daß man sich genötigt sah, 208 Personen, meist Jugendliche, ernste Verweise wegen unmoralischen Betragens und indezenter Kleidung zu erteilen. Man nimmt an daß das „unmoralische Betragen“ die überhandnehmende Geheimprostitution einschließt — ein Problem, das bisher in keinem östlichen Land durch die erlassenen Verbote gelöst werden konnte.
Laut eines Polizeiberichts wurden in der Tschechoslowakei ebenfalls Großrazzien durchgeführt, um der Unterwelt entgegenzutreten. Während dreier Tage sollen 2 824 Personen festgenommen worden sein, was angeblich zur Aufklärung von 784 Verbrechen beigetragen hat. Die kriminellen Vergehen sind in diesem Land im letzten Jahr um fast 20 000 auf. 83 855 angestiegen. Zwei Drittel aller Straftaten wurden von jungen Menschen unter 24 Jahren begangen. Auch auf diese Länder treffen die biblischen Prophezeiungen zu, die darauf hinweisen, daß „in den letzten Tagen kritische Zeiten da sein werden, mit denen man schwer fertig wird“. — 2. Tim. 3:1-5.
Ist Sex obszön?
◆ Anläßlich eines Kongresses der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft wurden heftige Wortgefechte ausgefochten, da Homosexuelle und Frauenrechtlerinnen in den Versammlungssaal eingedrungen waren. Die Demonstranten meldeten sich besonders lautstark zu Wort als die Psychiater Berichte über die Behandlung von Homosexualität durch Schocktherapie und über Pornographie hörten. „Kambodscha ist obszön — Sex ist nicht obszön“, riefen die Frauenrechtlerinnen und die homosexuellen Mitglieder der „Gay Liberation Front“ dazwischen. Der Vorsitzende der Versammlung, Dr. John Brady von der Universität von Pennsylvanien, wollte wieder Ordnung schaffen und forderte die Demonstranten zur Zurückhaltung auf. „Wir haben uns 5 000 Jahre lang zurückgehalten“, rief eine Frau. Ein Psychiater erwiderte: „Es wird Ihnen nicht weh tun, wenn Sie sich noch eine weitere halbe Stunde zurückhalten.“ Nach Abbruch der Sitzung beschimpften sich Demonstranten und Nervenärzte gegenseitig.
Hippie-Hepatitis
◆ Es wurde in Hamburg beobachtet, daß Insulinspritzen, die nicht oder nur flüchtig mit heißem Wasser gereinigt worden waren, bei einer Party von einer Gruppe Personen, die man als Hippies oder Gammler bezeichnet, benutzt wurden. In Verbindung damit traten im vergangenen Jahr einige Fälle von Gelbsucht (Serum-Hepatitis) bei Suchtmittel spritzenden Jugendlichen auf. Da diese Jugendlichen wenig oder gar nicht arbeiten, sehen sie in einer Blutspende eine gute Einnahmequelle. Wenn dann eine eventuell durchgemachte Gelbsucht verschwiegen wird, könnten Blutempfänger gefährdet werden.
Handel mit lebenden Embryos?
◆ Das britische Gesundheitsministerium untersagte nachdrücklich die „Lieferung menschlicher Fötusse“ von Schwangerschaftsunterbrechungen für Forschungszwecke. Wie ein Abgeordneter des Unterhauses bekanntgab, hätte eine Klinik einem Londoner Facharzt bereits Embryos geliefert, wohingegen eine andere Klinik erst eine Zusage machte. Der britische Abgeordnete enthüllte die angeblichen Pläne dieses Londoner Arztes, die Fötusse an eine Herz-Lungen-Maschine anzuschließen und sie so zu Forschungszwecken bis zu 40 Wochen am Leben zu erhalten. Ferner habe man beabsichtigt, die Fötusse zu immunologischen Zwecken mit dem Kreislauf von Hunden zu verbinden. Bereits seit zwölf Jahren hätte der staatliche britische Gesundheitsdienst Embryos und Fötusse für medizinische Forschungszwecke geliefert, allerdings habe es sich in diesen Fällen nicht um lebende Fötusse gehandelt. Auch ein Arzt vom königlichen Marsden-Hospital erklärte, daß der Gesundheitsdienst jährlich 500 bis 600 Fötusse, jedoch keine lebenden, für Forschungszwecke verwendet habe. Nach seiner Darstellung wird das Gewebe für Untersuchungen auf dem Gebiet der Immunologie, der Lebererkrankungen und der Entwicklung der Embryos benötigt.