Wir beobachten die Welt
Trankopfer für Janus
● Die Zeitung Neues Deutschland (DDR) beschäftigte sich Ende vorletzten Jahres mit der Frage einer Leserin aus Karl-Marx-Stadt, die wissen wollte, welchen Ursprung die Silvesterbräuche haben. „Weshalb Prosit aufs neue Jahr?“ fragte Neues Deutschland und sagte in bezug auf das „Glas Sekt oder Wein, mit dem wir heute in der Silvesternacht das neue Jahr begrüßen“, folgendes: „Es war ursprünglich durchaus nicht für den eigenen Verbrauch bestimmt. Die Römer boten es vielmehr Janus als Trankopfer dar, diesem Gott mit den zwei Gesichtern. ... Die Römer riefen dabei: ‚Mein Opfer möge dir nützen.‘ Auch unser Prosit (lat.: es möge nützen) hat also hier seinen Ursprung.“
Neue Galaxie
● Die Magellanschen Wolken sind die unserer Milchstraße „am nächsten“ gelegenen Galaxien; ihre Entfernung beträgt etwa 180 000 Lichtjahre. Sie bestehen nicht, wie bisher angenommen wurde, aus zwei, sondern aus drei Galaxien. Das dritte Sternsystem wurde kürzlich von australischen und japanischen Astronomen entdeckt. Die neue Galaxie war deshalb so lange unentdeckt geblieben, weil sie sich mit der bereits bekannten Kleinen Magellanschen Wolke nahezu deckungsgleich überlagert. Die Entdeckung wurde von der in Canberra (Australien) erscheinenden Publikation Science Newsletter gemeldet.
Widersprüche
● Anläßlich der Weltbevölkerungskonferenz der UNO in Mexiko erschien im Luxemburger tageblatt ein Kommentar über Widersprüche in der Welt, „mit denen sich der gesunde Menschenverstand einfach nicht abfinden kann“. Während in der dritten Welt Millionen Menschen Hunger leiden und die Mittel für Entwicklungsprogramme zugunsten dieser Länder immer knapper werden, werden in den Industrienationen jährlich Millionen Tonnen Nahrungsmittel vernichtet und weltweit unvorstellbar hohe Summen für die Rüstung ausgegeben. „Kluge Köpfe werden für ... diese Widersprüche Erklärungen finden, damit aber werden die Fehlentwicklungen nicht aus der Welt geschafft“, bemerkt der Autor. „Rein theoretisch könnte unsere Welt acht, zehn oder sogar mehr Milliarden Menschen ernähren“, fügt er hinzu. „Wir unterstreichen, rein theoretisch, denn die heutige Wirtschaftsstruktur und vor allem die von den Industrienationen geförderten Fehlentwicklungen in der dritten Welt machen diese Theorie zur Illusion.“ Angesichts der stetigen Bevölkerungsexplosion „wurden am Rande der Konferenz apokalyptische Visionen gezeichnet“.
Babylon
● Das Institut für Vor- und Frühgeschichte in München legte eine erste Bilanz der Ausgrabungskampagnen im Gebiet des alten Babylonien vor. Aus einem Bericht des Bonner General-Anzeigers geht hervor, daß die Archäologen bei ihren Forschungen in das zweite Jahrtausend v. u. Z. vorstießen, in die Zeit, als der Gesetzgeber Hammurabi in Babylon regierte. Man konzentrierte sich auf die frühgeschichtliche Großstadt Isin im heutigen Irak, da die „Stadt Babylon selbst wegen des ständig gestiegenen und heute viel zu hohen Grundwasserspiegels nicht ausgrabbar ist“. Nach den Feststellungen der Archäologen war Isin nicht allein eine Residenzstadt, „sondern vor rund viertausend Jahren im Bereich des Gula-Tempels eine Kult- und Heilsstätte, die mit dem modernen christlichen Pilgerort Lourdes in Südfrankreich verglichen werden könne“. Der Haupttempel der Gula, der Heilsgöttin des alten Orients, wurde völlig freigelegt. Im Umkreis stieß man überall auf Figuren von Hunden aus verschiedenstem Material. Der Hund war das heilige Tier dieser Göttin. Die Ausgrabungsarbeiten haben bisher zehn Jahre in Anspruch genommen.
Bevorzugte Freizeitbeschäftigung
● Der deutsche Bundesbürger verbringt durchschnittlich 28,4 Prozent seiner Freizeit vor dem Bildschirm. Am Tag macht das rund zwei Stunden aus. Da die Statistiken auch Säuglinge mit einbeziehen, ist die Zeit, die ein Erwachsener im Durchschnitt vor dem Fernsehgerät verbringt, „also noch höher zu veranschlagen“. Diese Feststellung traf gemäß der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Professor Langenbucher vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universitäten Wien und München. „Viel-Fernsehen“ werde immer mehr zum Anzeichen einer „sozialen Unterprivilegierung“, denn ältere, schlecht ausgebildete und arbeitslose Personen säßen häufiger vor dem Gerät als junge, aktive und erfolgreiche Menschen.
Erdkruste in Bewegung
● „Die Erdkruste in Süd-Mitteleuropa und Südeuropa ist offensichtlich ... 1983 in ungewöhnlich lebhafte Bewegung geraten“, meldete die schweizerische Zeitung Der Bund vom 9. Juni 1984. So hat am 22. April letzten Jahres „in Italien eine Kette von Serienerdbeben in ganz eng begrenzten Herdgebieten eingesetzt, die bis heute noch nicht erkennbar abgerissen [zu sein] scheint“. Wie der Erdbebendienst an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich feststellte, folgt eine Erdstoßserie „in Abständen von etlichen Tagen der anderen“, und das in Gebieten, die zwischen 80 und 150 Kilometer voneinander entfernt liegen. Es handelt sich dabei nicht gerade um Katastrophenbeben, doch sind die Zerstörungen mancherorts so groß, daß die Zahl der Obdachlosen inzwischen rund 30 000 erreicht hat.
„Innerhalb des Monats Mai [1984] ereigneten sich in Italien mehr Erdbeben als normalerweise innerhalb eines Jahres.“ Darauf wies Dr. D. Mayer-Rosa, Leiter des Schweizerischen Erdbebendienstes, hin. „Für die Seismologen ist jedoch nicht die Häufung der Beben von größtem Interesse, sondern die ‚geradezu dramatische‘ Massierung in örtlichen ‚Episoden‘ mit deutlicher ‚Verkoppelung‘ der Herde in Regionen, in denen jahrzehntelang keine nennenswerte Bebentätigkeit beobachtet worden ist.“ Es sind auch — meist nur für die Experten meßbar — bestimmte Regionen in der Schweiz betroffen, „doch wagen die Seismologen noch keine Erklärung über die zugrundeliegenden Vorgänge in der Erdkruste“.
Frei von Rauch
● Seit Juli letzten Jahres gilt in allen Zügen der Londoner U-Bahn Rauchverbot. Wie das Luxemburger tageblatt meldete, protestieren jetzt die Fahrgäste, wenn ein Raucher seinen „Glimmstengel“ trotzig mit in den Wagen nimmt. „Das ist eine Einschränkung unserer persönlichen Freiheit“, schimpfte eine Frau und inhalierte noch einmal kräftig, bevor sie einstieg. Die Nichtraucher werden jedoch froh sein, daß nun ihrer „Freiheit“, die Lunge vor Qualm zu schützen, Rechnung getragen wird.
In München gilt das Rauchverbot in U-Bahn-Zügen schon einige Zeit. Seit 1. Januar 1985 ist das Rauchen — zunächst probeweise für ein Jahr — auch auf U-Bahnhöfen verboten. In Düsseldorf ließ sich ein solches Verbot ebenfalls bereits durchsetzen, ganz im Gegensatz zu West-Berlin.
Warnung vor Videogefahren
● In München wurde im März letzten Jahres eine Aufklärungskampagne „gegen die Horror- und Pornowelle per Video, der Kinder und Jugendliche zunehmend und in alarmierendem Maße ausgesetzt sind“, begonnen. Von derzeit fast 6 000 auf dem Markt befindlichen Videofilmen seien bereits zwei Drittel für Kinder und Jugendliche ungeeignet. „Die schmutzige Flut von Blut und Szenen schlimmster Perversion ist ständig am Steigen“, berichten die Bremer Nachrichten. Die Verleihkosten spielten für jugendliche Kunden kaum noch eine Rolle. Häufig würden Eltern die Filme, die sie selbst im Kino gesehen hätten, als harmlos einstufen, wenn sie diese für ihre Kinder als Videokassetten kauften oder ausliehen. Doch dabei würden diese gewöhnlich in voller Länge auch die harten, von der Filmselbstkontrolle gestrichenen Szenen enthalten. „Was hier auf die Gesellschaft zukommt, ist der Mehrheit der Bevölkerung noch nicht bewußt“, begründete der bayrische Sozialminister Dr. Pirkl die Notwendigkeit dieser Veranstaltungsreihe.
Auf Bärensuche
● Eine „der Wissenschaft bislang unbekannte Kragenbärenart“ lebt nach Ansicht amerikanischer Forscher in den Wäldern hochgelegener und unzugänglicher Täler des Himalajastaates Nepal. Einer Meldung der Zeitschrift Universitas (4/84) ist zu entnehmen, daß die Forscher drei Bärenschädel fanden und deutliche Trittspuren im Schnee fotografieren konnten. Auch entdeckten sie Schlafnester in den Bäumen in bis zu 16 Meter Höhe über dem Erdboden. Einheimische hatten schon früher von einer Bärenart berichtet, die sie „Rukh bhalu“ (bedeutet soviel wie „Baumbär“) nannten.
Sprachenvielfalt
● Bis jetzt kann man die Frage, wie viele Sprachen es in der Welt gibt, nicht beantworten, weil man nicht feststellen kann, wo die Grenze zwischen Sprache und Dialekt liegt. Darauf wies kürzlich Viktor Koptilow, Programmspezialist in der Erziehungsabteilung der UNESCO, hin. Es sei daher nicht überraschend, daß die Fachleute der Behauptung, es gebe 3 000 verschiedene Sprachen in der Welt, „eher skeptisch gegenüberstehen und die Zahl der Dialekte auf etwa 12 000 schätzen“.
Man müsse „die historischen Gegebenheiten und den sozialen Hintergrund untersuchen, die Entwicklung des Schrifttums in Betracht ziehen, die Entwicklung des Staates und zahlreiche andere Faktoren hinzuzählen, um zu verstehen, was eine Sprache ist und was ein Dialekt“. Plattdeutsch — ein Dialekt — sei beispielsweise mit dem Niederländischen fast identisch. Niederländisch jedoch werde als eigene Sprache betrachtet. Zwei Drittel der Weltbevölkerung könnten in einer von elf Sprachen — es sind dies Chinesisch, Hindi, Englisch, Spanisch, Russisch, Arabisch, Bengali, Portugiesisch, Deutsch, Französisch und Japanisch — schreiben und lesen. Einige dieser Sprachen werden von Millionen Menschen gesprochen. Das sind auch die Sprachen, die am meisten unterrichtet werden (UNESCO-Dienst, 2+3/84).
Mehr Kohlendioxyd in der Atmosphäre
● Untersuchungen von Kohlenstoff-Isotopen in Bohrkernen, die aus Sedimenten am Grund des Ozeans stammen, ergaben, daß die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in den letzten Jahrtausenden „wesentlich niedriger war als heute“. Das Verbrennen von Kohle und Öl im Industriezeitalter hat offenbar zu einem Anstieg des Kohlendioxyds (CO2) in der Atmosphäre geführt. Als Folge dieser Zunahme rechnet man langfristig mit einer Erwärmung der Erde durch den sogenannten Treibhauseffekt. Wie die Zeitschrift Kosmos (7/84) berichtet, haben auch Messungen in Luftblasen, die in sehr altem Polareis eingeschlossen waren, die Annahme bestätigt, daß der CO2-Gehalt in der Atmosphäre vor Jahrtausenden weit geringer war als heute.
„Taufe Erwachsener durch Untertauchen“
● „Erwachsenentaufe als Stein des Anstoßes?“ fragt der Schweiz. Evang. Pressedienst. „Wenn ein Kirchenglied davon überzeugt ist, daß die seinerzeit von den Eltern angeordnete Kindertaufe nicht dem entspricht, was die Bibel unter der Taufe versteht, dann halten wir es für gerechtfertigt, dem Betreffenden eine christliche Taufe anzubieten, die für ihn ein Akt des persönlichen Glaubenszeugnisses und für die Gemeinde ein Anlaß der Freude ist“, erklärte der Präsident der Genfer freien evangelischen Kirche, Jean Blanc, in deren Auftrag. Der Pressedienst fügte hinzu: „Die neue Verfassung der freien evangelischen Kirche sieht in der Tat die Möglichkeit einer Taufe Erwachsener durch Untertauchen vor, wenn dies verlangt wird.“ Die „bekenntnishafte Erwachsenentaufe, wie sie in verschiedenen freien Kirchen und evangelischen Gemeinden praktiziert wird“, hat in Kreisen der Genfer protestantischen Nationalkirche Spannungen hervorgerufen.
Der Streit um die Taufe ist seit Jahrhunderten im Gange. Die Heilige Schrift lehrt jedoch eindeutig, daß keine kleinen Kinder, sondern nur „Jünger“ getauft werden sollten (Matthäus 28:19, 20).
Katholische Schrift lobt Jehovas Zeugen
● Il Messaggero di Sant’Antonio, eine italienische Publikation der katholischen Basilika Sant’Antonio von Padua, gab folgende Erklärung über Jehovas Zeugen ab: „Die Tatkraft, der Enthusiasmus [und] der Wunsch, aus der ganzen Welt ‚das Königreich Jehovas‘ zu machen, sind bestimmt lobenswert.“ Es wird das Beispiel einer alten Frau angeführt, „die aufgrund von Alter und Krankheit nicht mehr von Tür zu Tür gehen kann, um Zeugnis von Jehova abzulegen, dafür aber täglich zwei Stunden Briefe schreibt, die Zeugen aus der Ortsversammlung dann dort zurücklassen, wo niemand zu Hause gewesen ist“. Eine solche Hingabe „ist wirklich ein Beispiel, das einem zu denken gibt, besonders uns Christen, die wir einen schwachen Glauben voller Zweifel haben“, wird hinzugefügt.
Frühe christliche Taufe
● Viele Religionsgemeinschaften haben Taufhandlungen, bei denen sie den Anwärter besprengen und nicht völlig im Wasser untertauchen. Wie haben die frühen Christen getauft? Wie die Zeitung Il Tempo berichtete, haben Archäologen kürzlich in den Gewölben der katholischen Basilika San Lorenzo in Lucina (Italien) ein rundes, mit Marmor ausgekleidetes Wasserbecken entdeckt, das aus dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung datiert. Nach Angaben von Gelehrten wurde das Becken von Christen der ersten Jahrhunderte benutzt, um neue Gläubige durch völliges Untertauchen zu taufen.