Wir beobachten die Welt
Brot in Fülle?
◆ Nach den Ermittlungen des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks werden in Deutschland offenbar die meisten Brotsorten der Welt hergestellt und verkauft. In den rund 38 000 Bäckereien der Bundesrepublik werden den Kunden Tag für Tag mehr als 200 verschiedene Brotarten und etwa 1 200 Sorten Feingebäck angeboten. Wird es bei diesem reichhaltigen Angebot bleiben?
Die Lage auf dem Weltweizenmarkt hat sich in den letzten Jahren sehr verschlechtert. Die 1972 akut gewordene Welternährungskrise konnte bis jetzt nicht überwunden werden. 1974 fehlten zur Ernährung der Weltbevölkerung fünf bis sechs Millionen Tonnen Weizen. Die Weltbevölkerung wächst schneller als die Erzeugung der Nahrungsmittel. Dazu kommt in Deutschland ein noch nicht geklärtes Phänomen: In bäuerlichen Betrieben und Groß-Lagerhaltungen wird seit einigen Jahren ein verstärktes Vorkommen schädlicher Insekten an Getreidevorräten festgestellt. Die amtlichen Stellen schätzen allein den Verlust in der Vorratshaltung der Bundesrepublik jährlich auf eine Milliarde Mark.
1975 — das „Heilige Jahr“
◆ Das 25. „Heilige Jahr“ in der katholischen Kirchengeschichte soll der Einheit und der Versöhnung dienen. Schon vor der Eröffnung des „Heiligen Jahres“ machte Papst Paul VI. deutlich, daß zuerst innerhalb der eigenen Kirche die Versöhnung angestrebt und die Einheit wiederhergestellt werden sollte. In einer 3 000 Wörter umfassenden, an die Bischöfe, die Geistlichkeit und die Gläubigen gerichteten apostolischen Ermahnung kritisierte der Papst die „Abweichler in Lehrfragen“ und warf ihnen „Untreue gegen den Heiligen Geist“ vor, da sie versuchten, die Einheit von innen heraus auszuhöhlen. Mit harten Worten wurde die innerkirchliche Opposition zum Gehorsam aufgerufen. Sonderveranstaltungen unter Teilnahme des Papstes, wie z. B. ein Tag für junge Eheleute (20. April) und eine internationale Soldatenwallfahrt (23. November), sollen ebenfalls mithelfen, die Einheitsbestrebungen sichtbar zu machen, ebenso Begegnungen und Studientagungen mit Andersgläubigen.
Die nach Rom kommenden Pilger müssen mit chaotischen Verkehrsverhältnissen, Wucherpreisen und natürlich auch mit Kriminellen rechnen. Die italienische Zeitung Messaggero berichtete aus „sicherer Quelle“, daß Taschendiebe „in Sonderkursen für das Heilige Jahr“ ausgebildet wurden.
Millionen für die Vernichtung von Lebensmitteln
◆ Während der letzten Saison wurden von den Staaten der Europäischen Gemeinschaft mehr als 125 Millionen Mark zur Vernichtung von Obst und Gemüse ausgegeben. Für die Vernichtung italienischer Pfirsiche wurden 17 Millionen Dollar und für die Vernichtung französischer Äpfel 16 Millionen Dollar benötigt. Grund: Die Preise waren zu tief abgesunken. Bauernverbände erhalten aus dem EG-Agrarfonds Ausgleichszahlungen, wenn sie die in Überschuß vorhandenen Obst- und Gemüsesorten aufkaufen und vernichten, um die Preise zu stabilisieren.
Rückläufiger Gottesdienstbesuch in der Bundesrepublik
◆ Die Untersuchungen des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) in Bonn zeigen, was den Gottesdienstbesuch betrifft, einen seit längerem rückläufigen Trend. 1962 bezeichneten sich mit 45 Prozent fast die Hälfte der Bevölkerung als praktizierende Christen, 1966 nur noch 39 Prozent; drei Jahre später sank der Anteil auf 37 Prozent, und 1971 waren es nur noch 32 Prozent. Gemäß diesen Untersuchungen gehen jetzt 29 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sonntags regelmäßig zur Kirche. Bewohner kleinerer Landgemeinden nehmen zu 50 Prozent regelmäßig am Gottesdienst teil, Großstadtbewohner aber nur noch zu 16 Prozent. Die Umfragen ergaben auch, daß sich besonders häufig Katholiken von der Kirche abwenden, wenn auch in der katholischen Kirche der Besuch des Gottesdienstes im Durchschnitt besser ist als in der evangelischen Kirche. Bei den Protestanten ist der Kirchenbesuch schon seit längerem relativ klein.
„Von den Eltern zum Alkoholiker erzogen“
◆ So lautete vor kurzem eine Überschrift in den Nürnberger Nachrichten. In diesem Artikel hieß es unter anderem: „Junge Leute zwischen 12 und 24 Jahren sind stark durch Alkohol und Drogen gefährdet. Eine Umfrage hat bestätigt, daß ein großer Teil der Heranwachsenden schon von Rauschmitteln abhängig ist. Gerade bei den Trinksitten zeigt sich, wie sehr der Konsum der Kinder vom Verhalten der Eltern bestimmt wird: Söhne und Töchter können zu Alkoholikern geradezu erzogen werden.“
Personen, die sich mit diesem Jugendproblem beschäftigen, stellen fest, daß Eltern das schlechte Beispiel geben, indem sie selbst trinken und dadurch ihre Kinder ermuntern mitzuhalten. Sie betonen ebenfalls, daß der Weg vom regelmäßigen Genuß zur Sucht nicht weit ist.
Krieg ohne Ende
◆ Vietnam befindet sich jetzt im 29. Kriegsjahr. Am 19. Dezember 1946 hatte Ho Chi Minh mit seinen kommunistischen Anhängern das Kraftwerk von Hanoi gesprengt und damit den Aufstand gegen die Franzosen begonnen. Selbst die drei Friedensverträge, die seither geschlossen wurden, konnten die Waffen nicht zum Schweigen bringen.
Wie recht hat doch der Psalmist, wenn er sagt: „Setzt euer Vertrauen nicht auf Edle noch auf den Sohn des Erdenmenschen, bei dem es keine Rettung gibt. Glücklich ist der, der den Gott Jakobs zu seiner Hilfe hat, dessen Hoffnung auf Jehova, seinen Gott, gerichtet ist.“! (Ps. 146:3, 5).
„Das Jahrhundert der Vertriebenen und Gefangenen“
◆ In einer Rede zur Eröffnung des 39. Weltkongresses des Internationalen PEN-Clubs sagte der deutsche Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll: „Wenn man für unser Jahrhundert einmal einen Namen suchen wird, wird man es wahrscheinlich das Jahrhundert der Vertriebenen und Gefangenen nennen.“ Er erklärte ferner, man werde, wenn man anfange, die Vertriebenen und Gefangenen weltweit zu erfassen, auf eine Anzahl von Menschen kommen, mit denen man ganze Kontinente hätte bevölkern können. Seine Feststellung war, daß in unserem Jahrhundert immer gleich Millionen ermordet oder im Krieg getötet würden.
Daß dieses Morden und Töten die Erfüllung einer biblischen Prophezeiung ist, stellen wir fest, wenn wir Offenbarung 6:4 lesen: „Und ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor, und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.“
Dezember-Wetter
◆ Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete, wurden in Werchojansk in Nordsibirien 58 Grad unter Null gemessen. Für die Schüler der unteren Klassen gab es „kältefrei“. In Belgien und Frankreich herrschte unverhältnismäßig mildes Wetter. Meteorologen sprachen von dem mildesten Weihnachtswetter seit zwanzig Jahren. Skandinavien meldete frühlingshafte Temperaturen. Die Sizilianer erfreuten sich bereits an der sechs Wochen verfrühten Mandelblüte. In dem sonst so sonnigen Spanien blieb es winterlich-frostig oder regnerisch.
„Steinkind“
◆ In Turin wurde einer 36jährigen Italienerin durch eine schwierige Operation ein völlig versteinerter fünf Monate alter Fetus entfernt. Man nennt diese sehr selten vorkommende Verkalkung oder Versteinerung (Mumifizierung) eines abgestorbenen Fetusses in der Bauchhöhle bei einer ektopischen Schwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter) „Steinkind“. Das Turiner „Steinkind“ soll künftig im Museum des Gynäkologischen Instituts von Turin aufbewahrt werden.
NS-Prozesse dauern an
◆ Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind in der Bundesrepublik 77 820 Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher geführt worden. Dabei kam es zu 6 375 Verurteilungen. Dies gab kürzlich der jüdische Pressedienst in Düsseldorf bekannt. In dieser Mitteilung hieß es weiter, daß noch gegen rund 3 000 Personen in der Bundesrepublik Verfahren anhängig seien und die NS-Prozesse vermutlich bis mindestens 1980 dauern würden. Zur Zeit des „kalten Krieges“ gab es in dieser Hinsicht keine Zusammenarbeit mit den Ostblockstaaten. Erst seit 1965 sind Polen und die Sowjetunion bereit, den Fahndern der Bundesrepublik ihre Archive zu öffnen, während ungefähr zur selben Zeit Ost-Berlin seine Unterstützung verweigerte und dies bisher beibehalten hat. Über die Gründe können nur Mutmaßungen angestellt werden, meint der jüdische Pressedienst.
Der Galgen — Endstation eines Zauberers
◆ Mit sensationellen Hypnosetricks hatte der 26jährige englische Zauberer Brian Peach immer wieder sein Publikum verblüfft. Oft forderte er mutige Zuschauer auf, zu ihm auf die Bühne zu kommen, hypnotisierte sie und bohrte ihnen mit Nadeln durch Wangen, Arme und Hals. Dabei floß kein Blut, noch spürten die Hypnotisierten irgendeinen Schmerz. Aber bald genügten Brian solche „Erfolge“ nicht mehr. Er wollte höher hinaus. Nach langem Nachdenken kam er zu der Überzeugung, daß er sogar den Tod durch Hypnose überlisten könnte. Seinen Freunden erzählte er: „Wenn ich mich selbst hypnotisiere und mich dann aufhänge, werde ich keine Schmerzen empfinden, also auch nicht sterben.“ Dann kam die Generalprobe. Doch darüber kann der Zauberkünstler nichts mehr berichten, denn Scotland Yard fand ihn tot im Türrahmen seines Wohnzimmers hängen. Ein Sprecher von Scotland Yard sagte, bei dem Galgentrick müsse irgend etwas schiefgegangen sein.
Der Tod aus der Satteltasche
◆ Wie die amerikanische Behörde für Verbraucherschutz mitteilte, sind möglicherweise 5 000 bis 10 000 Satteltaschen, die in den USA verkauft wurden, mit Milzbranderregern infiziert. Milzbrand ist eine ansteckende Krankheit, die für Menschen und Tiere oft tödlich verläuft. Die Sporen des Erregers sind gegenüber Desinfektion widerstandsfähig und können Jahre überdauern, ohne ihre Gefährlichkeit einzubüßen. So nimmt die Verbraucherschutzbehörde an, daß eine infizierte Satteltasche bereits für den Tod eines Pferdes verantwortlich ist, dessen Fleisch in einem Tiergehege an Pumas, Leoparden und andere Großkatzen verfüttert wurde, von denen ebenfalls 38 eingingen.
Das olympische Feuer soll neue Wege gehen
◆ Während bisher bei den Olympischen Spielen das olympische Feuer durch Stafettenläufer von Griechenland in die jeweilige Olympiastadt getragen wurde, soll es zu den geplanten Sommerspielen 1976 über einen Satelliten nach Kanada gelangen. Es ist geplant, das olympische Feuer wie üblich in Olympia (Griechenland) mit einem Hohlspiegel zu entzünden und von Fackelläufern nach Athen tragen zu lassen. Dort soll mit der brennenden Fackel ein elektrischer Impuls ausgelöst werden, der einen Laserstrahl zu einem um die Erde kreisenden Satelliten entsendet. Von dem Satelliten soll dann der Laserstrahl nach Ottawa reflektiert werden, wo er eine halbe Sekunde nach seiner Auslösung die Flamme entzünden wird. Von dort aus sollen dann die Fackelträger das Feuer die rund 180 km lange Strecke zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele nach Montreal tragen. Von einer ähnlichen Erleichterung für die Marathonläufer wurde bisher noch nicht gesprochen.