Wir beobachten die Welt
„Harmagedon“
● „Ronald Reagan hält es nach Darstellung eines Washingtoner Lobbyisten für durchaus möglich“, schreibt die Süddeutsche Zeitung (31. Okt./1. Nov. 83, S. 6), „daß sich die Welt gemäß der Offenbarung Johannes dem Jüngsten Gericht und der Entscheidungsschlacht von Harmagedon zwischen Gut und Böse nähert.“ Wie die Zeitung berichtet, sagte der Präsident in einem Gespräch folgendes: „Wie Sie wissen, gehe ich immer wieder auf ... [die] alten Propheten im Alten Testament und auf die Anzeichen zurück, die Harmagedon ankündigen. Ich ertappe mich dabei, daß ich mich frage, ob wir die Generation sind, die erlebt, wie das auf uns zukommt. Ich weiß nicht, ob Sie in letzter Zeit eine dieser Prophezeiungen wahrgenommen haben. Aber glauben Sie mir, sie beschreiben ganz gewiß die Zeit, die wir jetzt erleben.“
Har-Magedon oder der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, wird in Offenbarung, Kapitel 16, Vers 14 und 16 erwähnt. Es ist nicht ein Kampf zwischen Menschen, nicht nur ein „Weltkrieg“, sondern ein Krieg, in dem Gott durch seine unsichtbaren Heere alle Gegner vernichten wird. (Siehe Hilfe zum Verständnis der Bibel, Bd. 4, S. 602, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.)
Furcht vor dem Leben
● „Die heranwachsende Generation in der Bundesrepublik hat teilweise Todesangst vor ihrem zukünftigen Leben“, schreibt der Bonner General-Anzeiger. „Die Furcht konzentriert sich vor allem auf sieben Bereiche: Schule, Eintritt ins Berufsleben, Arbeitslosigkeit, Atomkrieg, Zerstörung der Umwelt, Terrorismus und Siechtum.“ Das seien jedenfalls die Ergebnisse einer Studie, bei der rund 2 500 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren befragt wurden. Lediglich Ehe und Kindererziehung scheinen in der Gedankenwelt der Heranwachsenden frei von Furcht und Problemen zu sein. Doch eine Minderheit, vornehmlich Gymnasiastinnen, strebt nicht unbedingt eine Heirat an. Sie begründen ihre Einstellung damit, daß „angesichts einer zu befürchtenden totalen Umweltzerstörung oder eines atomaren Holocaust in absehbarer Zeit ohnehin kein lebenswertes Leben mehr auf der Erde gewährleistet und die Gründung einer Familie daher unverantwortlich ist“, heißt es in der Zeitung.
Aus der Kirche vertrieben
● Vor einem „Auseinanderbrechen der Kirche“ und einem „dramatischen Anstieg von Kirchenaustritten“ aufgrund innerkirchlicher „Friedensdebatten“ hat Propst Horst Dreyer auf der jüngsten Sitzung der Kirchenkreissynode Eutin gewarnt. „Kirchliche Friedensverlautbarungen und Stellungnahmen würden seiner Meinung nach zunehmend die Christen aus der Kirche vertreiben“, berichtet die Norddeutsche Rundschau. Dreyer erklärte, er habe die „notwendigen Aufschreie vieler Christen weiterzugeben, die das nicht mehr länger ertragen möchten und den Austritt aus der Kirche erwägen“.
Schutz vor Parasiten
● Wie jetzt im Medical Center der Universität von Kalifornien (San Diego, USA) nachgewiesen wurde, tötet die Muttermilch, auch wenn sie stark verdünnt wird, Darmparasiten. Man vermutet, daß Frauenmilch mehr als eine Substanz gegen Parasiten enthält. „Bisher gibt es aber keine Befunde darüber“, bemerkt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, „ob gestillte Kinder seltener von Geißeltierchen und Amöben befallen sind als solche, die mit der Flasche aufgezogen werden. Offenbar weiß man über die Umweltgifte in der Muttermilch besser Bescheid als über ihre nützlichen Bestandteile.“
Abtreiben wie Zähneziehen
● Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter japanischen Ehepaaren enthüllte, daß zwei von drei Frauen eine Abtreibung hinter sich hatten. In der Altersgruppe der 50- bis 54jährigen gaben sogar vier von fünf Frauen zu, abgetrieben zu haben. Der Gynäkologe Etsuko Negishi sah sich zu folgender Bemerkung veranlaßt: Manche Leute betrachten „Abtreiben wie Zähneziehen“.
Rauchende Kinder
● In Großbritannien geben Schüler nach amtlichen Erhebungen jährlich fast 60 Millionen Pfund (nahezu 240 Millionen Mark) für Zigaretten aus. Die im letzten Herbst veröffentlichten Untersuchungsergebnisse zeigen außerdem — so kann man der luxemburgischen Zeitung Tageblatt entnehmen —, daß 19 Prozent der Kinder zwischen 11 und 16 Jahren rauchen, davon 11 Prozent regelmäßig. Von den 15- und 16jährigen greifen sogar 27 Prozent „aus Gewohnheit zur Zigarette“. Diese Nachricht stimmt gewiß nachdenklich, da Kinder, die rauchen, ihren Organismus für ihr ganzes Leben schädigen. (Vergleiche Erwachet!, 22. Juli 1980, S. 30.)
Das Haus eines Bischofs
● Eine Diözese der Episkopalkirche in Maryland (USA) erwarb käuflich ein Haus. Der neue Bischof zog kurz darauf ein. Doch die Gemeinde protestierte dagegen, und es kam zu einem Rechtsstreit. Was war die Ursache für den Konflikt? Es hatte sich herausgestellt, daß es „ein 295 000-Dollar-Haus am Wasser war mit Boot, Auto und schicker Bar“, berichtet die New York Times. Der Geistliche am Ort ging vor Gericht, weil, wie er sagte, die meisten Gemeindeglieder Farmer seien und schon unter einer Trockenperiode zu leiden hätten. Zu seiner Verteidigung wies der Bischof darauf hin, daß der Kauf legal zustande gekommen sei und daß andere Bischöfe vor ihm ebenfalls in Häusern am Wasser gewohnt hätten. Es sei nicht notwendig, in Armut zu leben, meinte er, „um das Problem Armut zu behandeln“.
Hebräisch wird angereichert
● Als Grundlage für die moderne hebräische Sprache „enthält die Bibel nur 7 238 Wörter“, erklärte Yigal Yannai von der Akademie für Hebräische Sprache in Jerusalem. Der Talmud, der Midrasch und die hebräische Literatur des Mittelalters steuern zwar ungefähr weitere 13 000 Wörter bei, doch „reicht all dies zusammen nicht für eine moderne Sprache aus“. Die englische Sprache hat — so fügte er zum Vergleich hinzu — 500 000 Wörter und das Französische 200 000. Die Akademie konzentriert sich darauf, alte, vergessene Wörter zu finden oder neue Ausdrücke zu formen, um Dinge wie Hubschrauber oder Surfbretter zu benennen. Solche Wörter würden in Israel in einem nie dagewesenen Ausmaß „produziert“. „Heute besitzt das Hebräische 71 000 Wörter“, erklärte Yannai, „aber es werden ständig mehr.“
Füchse rehabilitiert
● In der italienischen Provinz Grosseto wurden 1978 fast 3 000 Füchse abgeschossen. Es war behauptet worden, die Füchse schnappten den Jägern die ohnehin raren jagdbaren Tiere weg und dezimierten den Bestand an Haustieren. Gemäß einem Bericht der Mailänder Zeitung Corriere della Sera zeigt das Ergebnis einer zweijährigen Untersuchung — der Mageninhalt von 257 getöteten Füchsen wurde inspiziert —, daß es sich bei den Tieren, die von den Füchsen erlegt und gefressen worden waren, zum größten Teil um schädliche Nagetiere wie Ratten und Mäuse gehandelt hatte. Nur in 7,1 Prozent der Fälle fanden sich Reste von jagdbaren Tieren (Hase, Kaninchen, Fasan, Amsel, Star usw.). 31,8 Prozent der untersuchten Fuchsmägen enthielten Abfälle von Ochsen-, Schaf- und Schweineschlachtungen. Bei den weiteren in den Fuchsmägen festgestellten Resten von Hasen, Kaninchen und Geflügel handelte es sich ebenfalls um Abfälle, also nicht um Tiere, die von den Füchsen selbst getötet worden waren. Weder Jäger noch Landwirte werden sich wahrscheinlich zukünftig in Grosseto darüber beklagen, daß ihnen die Füchse Tiere wegschnappen.
Hunger greift um sich
● Die Welternährungslage gibt Fachleuten „immer mehr Anlaß zur Sorge“. Wie die Süddeutsche Zeitung meldet, wies der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Wien warnend darauf hin, daß „die Zahl der Länder, die ihre Bevölkerung aus eigener Produktion nicht mehr ernähren können, von 55 im Jahr 1975 auf 65 im Jahr 2000 steigen“ werde. Jeder dritte Mensch lebe in einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Landbevölkerung einem starken Unterernährungsrisiko ausgesetzt sei. Von diesen Menschen würden 817 Millionen in Ländern mit weiter sinkender Nahrungsversorgung leben.
Enttäuschte Einwanderer
● Immer häufiger denken deutsche Einwanderer in Australien an eine Rückkehr. „Manche fliegen in die alte Heimat, bevor noch der Container mit den Möbeln angekommen ist“, konnte man in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen. „Die ‚russische Bedrohung‘, die Raketen und die Umweltverschmutzung in der Heimat wiegen offenbar weniger schwer, wenn man erst einmal längere Zeit ohne Arbeit ist oder nur unterhalb seiner Qualifikation Beschäftigung findet.“ Mancher Einwanderer scheint jedoch zu schnell aufzugeben, nur unzureichend Englisch zu sprechen und vor allem nicht bereit zu sein, beruflich ein paar Stufen tiefer anzufangen. „In Zukunft wird es weniger Enttäuschte geben“, meinte die Zeitung. Die australische Bundesregierung hat nämlich die Einwandererzahlen kräftig reduziert. In diesem Jahr soll es nur 80 000 bis 90 000 Einwanderer geben. In den Zeiten des „Booms“ waren es jährlich 130 000.
Ostsee am Rande des Ruins
● Stickstoff- und Phosphorgehalt der Ostsee haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, und entsprechend ist der Sauerstoffgehalt zurückgegangen. „Der Ostsee droht bis Ende des Jahrhunderts der Tod, wenn nicht unverzüglich die Überdüngung und die ungereinigten Abwässer gestoppt werden“, sagte der Laborchef der schwedischen Fischereibehörde, Berndt Dyberen, gemäß der Zeitung Die Presse. In der Ostsee wurde eine zehnmal höhere PCB- und DDT-Konzentration gemessen als in der Nordsee. 27 Prozent der 385 000 Quadratkilometer großen Ostsee sind bereits tot oder fast tot.
Obwohl 1980 die Ostseeanrainer „nach langen Diskussionen endlich die Konvention von Helsinki über die Reinerhaltung der Ostsee“ unterzeichnet hatten, konnte man drei Jahre später beim Symposium der Meeresforscher in Lund (Schweden) „nur verzweifelt jenes Papier zitieren“, das führende amerikanische Wissenschaftler der NASA und des Außenministeriums zum Thema Umweltschutz zusammengestellt hatten. Auszugsweise heißt es darin: „Wenn es uns nicht gelingt, die ungezügelte Industrialisierung und den Raubbau an der Natur zu bändigen und zu zügeln, werden noch mehr Wälder und Seen sterben, noch mehr Flüsse verdrecken und noch mehr Meere stinken, und der Mensch wird sich schließlich selbst auf der Jagd nach noch mehr Geld und noch mehr Waren seine Lebensbedingungen kaputtmachen und untergehen.“
Weinvernichtung
● In den Jahren 1981 und 1982 sei in der Europäischen Gemeinschaft eine Weinmenge im Umfang von fünf deutschen Normalernten „aus dem Markt genommen“, d. h. mit Hilfe von Steuergeldern vernichtet worden. Wie dem Luxemburger Wort zu entnehmen ist, belief sich diese „Intervention“ auf umgerechnet 17 Flaschen Wein pro Kopf der EG-Bevölkerung. Nach internen Unterlagen der EG-Kommission in Brüssel seien 30 Mrd. lfrs (1,4 Mrd. DM) Subventionen eingesetzt worden, um in den Wirtschaftsjahren 1980/81 und 1981/82 rund 37 Mio. hl Tafelwein zu Industriealkohol zu verarbeiten. Die deutsche Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AgV) bezeichnete die EG-Weinpolitik als „finanziellen Skandal“.
Ölländer sind unzufrieden
● Die Organisation arabischer erdölexportierender Länder (OAPEC) rechnete für den Zeitraum 1982 bis 1983 mit Mindereinnahmen von 118 Milliarden Dollar (rund 290 Milliarden DM). Wie aus einem Mitteilungsblatt der OAPEC hervorgeht, wurde das Milliardenloch auf den Preisrückgang und die sinkende Nachfrage zurückgeführt. Die Einkünfte der 10 Mitgliedsländer der Organisation seien 1982 um rund 47 Milliarden Dollar geschrumpft, nachdem die Rohölexporte um etwa 23 Prozent abgenommen hätten. Die gegenwärtigen Verhältnisse auf den Ölmärkten würden die OAPEC-Länder zwingen, „ihre Pläne für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung mit dem Ziel zu überprüfen, Verschwendung zu vermeiden und die Ausgaben zu beschränken“ (Frankfurter Rundschau).
„Zuckerfühler“ entwickelt
● In Erlangen ist die erste implantierbare Blutzuckermeßsonde konstruiert worden. Wie der Direktor des II. Physiologischen Instituts der Universität Erlangen/Nürnberg gemäß einer dpa-Meldung sagte, könne das Gerät in zwei bis drei Jahren in die Praxis eingeführt werden. Es wird Diabetiker in die Lage versetzen, jederzeit ihre genauen Blutzuckerwerte auf einer „Armbanduhr“ abzulesen. Bisherige Versuche mit ähnlichen Meßsonden seien an der Instabilität der Meßelektroden gescheitert. Die Zahl der Zuckerkranken in der Bundesrepublik Deutschland wird auf etwa 3,3 Millionen geschätzt.