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  • Der Wert einer liebevollen Erziehung
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 10

      Der Wert einer liebevollen Erziehung

      1. Was ist nötig, wenn Kinder Gehorsam lernen sollen?

      KINDER sind nicht durch Zufall gehorsam, liebevoll und wohlerzogen. Sie müssen durch Vorbild und Zucht geformt werden.

      2. Inwiefern stehen die Ansichten vieler Kinderpsychologen im Widerspruch zum Rat der Bibel?

      2 Viele Kinderpsychologen sagen: „Hände weg von den Kindern!“ Einer äußerte sich wie folgt: „Erkennt ihr Mütter nicht, daß ihr jedesmal, wenn ihr euer Kind schlagt, zeigt, daß ihr es haßt?“ In Gottes Wort heißt es jedoch: „Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn beizeiten“ (Sprüche 13:24, Luther). Vor ein paar Jahrzehnten wurde — besonders in den westlichen Nationen — der Markt mit Büchern über Kindererziehung überflutet, in denen eine sehr freizügige Einstellung propagiert wurde. Zuchtmaßnahmen würden im Kind Hemmungen hervorrufen und seine Entwicklung behindern, sagten die Psychologen. Schon allein der Gedanke daran, ein Kind zu schlagen, war für sie erschreckend. Ihre Theorien widersprachen direkt dem Rat Jehovas. In seinem Wort heißt es, daß man das erntet, was man sät (Galater 6:7). Jetzt ist einige Jahrzehnte lang Freizügigkeit gesät worden. Was sind die Ergebnisse?

      3, 4. Wie hat es sich ausgewirkt, daß viele Kinder zu Hause nicht richtig erzogen werden, und was empfehlen daher viele?

      3 Die Rekordernte an Verbrechen und Gewalttaten ist wohlbekannt. In vielen Industrienationen macht die Jugendkriminalität über 50 Prozent aller schweren Verbrechen aus. In einigen Ländern sind die Schulen Brutstätten von Klassenkämpfen, Streitigkeiten, Beschimpfungen und Obszönitäten, Vandalismus, tätlichen Angriffen, Erpressung, Brandstiftung, Raubüberfällen, Vergewaltigungen, Drogenmißbrauch und Mord. Der Wortführer einer Lehrervereinigung in einem größeren Land führte das Erziehungsproblem auf das Versäumnis der Schule, die Kinder in jungen Jahren zu erreichen, zurück und machte für die Kriminalität den Familienverfall verantwortlich sowie die mangelnde Bereitschaft der Eltern, ihren Kindern vernünftige Verhaltensmaßregeln zu erteilen. In dem Werk The Encyclopædia Britannica wird unter anderem die Frage untersucht, weshalb in manchen Familien einige Glieder kriminell werden und andere nicht. In diesem Zusammenhang heißt es: „Die Erziehungsmethoden in den Familien sind entweder zu lasch, zu streng oder zu inkonsequent. Amerikanische Untersuchungen haben ergeben, daß etwa 70 Prozent aller männlichen Straftäter eine unvernünftige Erziehung hatten.“

      4 Diese Ergebnisse haben bei vielen zu einem Meinungsumschwung und zu einer Rückkehr zur Zucht geführt.

      DIE RUTE DER ZUCHT

      5. Was sagt die Bibel über Schläge?

      5 Schläge können einem Kind das Leben retten, denn in Gottes Wort heißt es: „Enthalte doch dem, der noch ein Knabe ist, die Zucht nicht vor. Falls du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Mit der Rute solltest du selbst ihn schlagen, damit du seine eigene Seele vom Scheol [Grab] selbst befreiest.“ Oder: „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird“ (Sprüche 23:13, 14; 22:15). Wenn den Eltern das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt, werden sie nicht aus Gleichgültigkeit oder Schwäche die Zügel schleifen lassen. Die Liebe wird sie veranlassen, etwas zu unternehmen, wenn es nötig ist, und dabei weise und fair vorzugehen.

      6. Was versteht man alles unter Zucht?

      6 Was die Zucht selbst betrifft, so ist sie nicht auf Bestrafung beschränkt. Zucht bedeutet „strenge Erziehung“, und Erziehung wird wie folgt definiert: „Planmäßige und zielvolle Einwirkung auf junge Menschen, um sie mit all ihren Fähigkeiten und Kräften geistig, sittlich und körperlich zu formen und zu verantwortungsbewußten und charakterfesten Persönlichkeiten heranzubilden“ (Deutsches Wörterbuch, G. Wahrig). Deshalb heißt es auch in Sprüche 8:33 nicht: „Spürt Zucht“, sondern: „Hört auf Zucht und werdet weise.“ Gemäß 2. Timotheus 2:24, 25 muß ein Christ „gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist“. Mit dem Wort „unterweisen“ ist hier das griechische Wort für Zucht übersetzt worden. Das gleiche Wort wird in Hebräer 12:9 wie folgt wiedergegeben: „Wenn unsre leiblichen Väter uns streng erzogen und wir sie dennoch achteten, sollten wir dann nicht vielmehr dem göttlichen Vater gehorchen, damit wir leben?“ (Luther, 1975).

      7. Von welchem Nutzen ist die elterliche Zucht?

      7 Eltern, die die Erziehung vernachlässigen, werden nicht den Respekt ihrer Kinder erlangen, genausowenig wie eine Regierung den Respekt ihrer Bürger erlangt, wenn sie Unrecht ungestraft läßt. Richtig angewandte Zucht beweist einem Kind, daß seine Eltern an ihm interessiert sind. Sie gereicht zum Frieden in der Familie, denn sie „trägt ... denen, die durch sie geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit“ (Hebräer 12:11). Ungehorsame, ungezogene Kinder schaffen in der Familie eine gereizte Atmosphäre, und solche Kinder sind niemals wahrhaft glücklich und zufrieden. „Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele Wonne schenken“ (Sprüche 29:17). Nachdem ein Kind fest, aber liebevoll in Zucht genommen worden ist, sieht es die Dinge wahrscheinlich anders; es macht einen neuen Anfang und ist dann oft viel umgänglicher. Zucht bringt wirklich eine „friedsame Frucht“ hervor.

      8. Wie können Eltern in Liebe Zucht erteilen?

      8 „Wen Jehova liebt, den nimmt er in Zucht“ (Hebräer 12:6). So handeln auch Eltern, wenn ihnen das Wohl ihrer Kinder wirklich am Herzen liegt. Zucht sollte aus Liebe erteilt werden. Natürlich mag man sich ärgern, wenn ein Kind etwas Unrechtes getan hat, doch wie die Bibel zeigt, sollte man sich ‘unter üblen Umständen beherrschen’ (2. Timotheus 2:24). Ist der Zorn abgekühlt, so erscheint einem eine kindliche Sünde nicht mehr so groß: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“ (Sprüche 19:11; siehe auch Prediger 7:8, 9). Vielleicht gibt es mildernde Umstände: Das Kind mag übermüdet sein oder sich nicht wohl fühlen. Vielleicht hat es wirklich vergessen, was man ihm aufgetragen hat; das passiert ja auch Erwachsenen. Doch selbst wenn eine Verfehlung nicht übergangen werden darf, sollte die Zucht nicht in einen unbeherrschten Zornausbruch oder in Schläge ausarten, durch die man lediglich seinen Zorn abreagiert. Mit Zucht ist Belehrung verbunden, aber ein Zornausbruch ist für ein Kind keine Lektion in Selbstbeherrschung, sondern in Unbeherrschtheit. Das Kind hat dann nicht das Gefühl, daß seine Eltern an ihm interessiert sind, wie es bei richtig angewandter Zucht der Fall wäre. Ausgeglichenheit ist daher unbedingt erforderlich und fördert den Frieden.

      KLARE GRENZEN ZIEHEN

      9. Was sollten Eltern ihren Kindern gemäß Sprüche 6:20-23 vermitteln?

      9 Eltern sollten ihren Kindern Richtlinien geben. „Beobachte, o mein Sohn, das Gebot deines Vaters, und verlaß nicht das Gesetz deiner Mutter. Binde sie beständig auf dein Herz; knüpfe sie um deinen Hals. Wenn du umherwandelst, wird es dich leiten; wenn du dich niederlegst, wird es dich behüten; und wenn du aufgewacht bist, wird es sich mit dir befassen. Denn das Gebot ist eine Leuchte, und das Gesetz ist ein Licht, und die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens.“ Diese elterlichen Richtlinien sollen das Kind leiten und schützen; sie spiegeln die Sorge der Eltern um sein Wohl und sein Glück wider (Sprüche 6:20-23).

      10. Was kann geschehen, wenn Eltern es versäumen, ihre Kinder in Zucht zu nehmen?

      10 Ein Vater, der in dieser Hinsicht versagt, lädt Schuld auf sich. Eli, ein Hoherpriester im alten Israel, ließ zu, daß seine Söhne der Habgier frönten, respektlos waren und Unmoral trieben; er protestierte zwar etwas, aber unternahm nichts, um ihrem Unrechttun Einhalt zu gebieten. Gott sagte daher: „Ich [richte] sein Haus ... auf unabsehbare Zeit wegen des Vergehens, das er gekannt hat, denn seine Söhne bezeichnen Gott als verflucht, und er hat sie nicht gescholten“ (1. Samuel 2:12-17, 22-25; 3:13). Auch wenn eine Mutter ihre Pflichten vernachlässigt, erntet sie Schande: „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt; aber ein Knabe [oder ein Mädchen], dem freier Lauf gelassen wird, wird seiner Mutter Schande bereiten“ (Sprüche 29:15).

      11. Warum haben es Kinder nötig, daß man ihnen Grenzen setzt?

      11 Kinder haben es nötig, daß man ihnen Grenzen setzt, sonst fühlen sie sich unbehaglich. Dadurch, daß sie ihre Grenzen kennen und sich daran halten, fühlen sie sich als Teil einer Gruppe; sie gehören dazu und werden von ihr anerkannt, wenn sie sich an ihre Erfordernisse halten. Lassen die Eltern ihren Kindern alles durchgehen, so bleiben diese sich selbst überlassen und müssen sich selbst zurechtfinden. Die Ergebnisse zeigen, daß Kinder Erwachsene brauchen, die eine feste Vorstellung davon haben, wo die Grenzen zu ziehen sind, und sie ihnen dann auch mitteilen. Die Kinder müssen erkennen, daß jedem hier auf der Erde gewisse Grenzen gesetzt sind und daß dies zum Guten ist und zu unserem Glück beiträgt. Freiheit herrscht nur dann, wenn andere unseren Bereich der Freiheit anerkennen und wir ihren. Wer seine Grenzen überschreitet, wird ‘seinen Bruder schädigen und auf seine Rechte übergreifen’ (1. Thessalonicher 4:6).

      12. Weshalb ist Selbstzucht wichtig, und wie könnten Eltern ihren Kindern helfen, sie zu entwickeln?

      12 Wenn Kinder lernen, daß Übertretungen die eine oder andere Form der Zucht nach sich ziehen, erkennen sie ihre eigenen Grenzen, und durch die konsequente Führung der Eltern entwickeln sie die Selbstdisziplin, die sie brauchen, um ein befriedigendes Leben zu führen. Entweder wir nehmen uns selbst in Zucht, oder jemand anders wird das tun (1. Korinther 9:25, 27). Wenn wir Selbstzucht lernen und sie auch unsere Kinder lehren, wird sowohl unser als auch ihr Leben glücklicher sein, und es wird weniger Probleme und Kummer geben.

      13. Welche wichtigen Faktoren sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie ihren Kindern Richtlinien geben?

      13 Richtlinien und Einschränkungen für Kinder sollten klar und gerecht und mit barmherzigen Zugeständnissen verbunden sein. Erwarte weder zuviel noch zuwenig. Berücksichtige ihr Alter, denn sie werden sich ihrem Alter entsprechend verhalten. Erwarte von ihnen nicht, kleine Erwachsene zu sein. Der Apostel Paulus sagte, als Kleinkind habe er sich wie ein Kleinkind benommen (1. Korinther 13:11). Sind aber einmal vernünftige Regeln aufgestellt und werden diese von deinen Kindern verstanden, so wende sie prompt und konsequent an. „Euer Wort Ja bedeute einfach ja, euer Nein nein“ (Matthäus 5:37). Kinder schätzen Eltern, die ihr Wort halten, die konsequent und nicht unberechenbar sind; denn dann haben sie das Empfinden, daß ihre Eltern sie unterstützen und daß sie sich auf sie verlassen können, wenn sie in Schwierigkeiten kommen und Hilfe brauchen. Wenn ihre Eltern fair sind, aber Unrecht stets ahnden, wird den Kindern ein Gefühl der Sicherheit und der Beständigkeit vermittelt. Kinder möchten gern wissen, woran sie sind, und bei solchen Eltern ist das der Fall.

      14. Warum müssen die Eltern festbleiben, wenn ihre Kinder nicht auf sie hören wollen?

      14 Es erfordert Entschlossenheit von seiten der Eltern, festzubleiben, wenn ihr Kind keine Lust hat, einer elterlichen Anweisung zu gehorchen. Einige Eltern drohen dann mit möglicher Bestrafung, beginnen einen fruchtlosen Wortwechsel mit dem Kind oder versuchen, es durch Bestechung zum Gehorsam zu veranlassen. Oft ist lediglich ein festes Auftreten erforderlich. Sage deinem Kind mit Überzeugung, daß es das Gewünschte tun muß, und zwar gleich. Wäre ein Kind im Begriff, vor einem Auto auf die Straße zu laufen, würden die Eltern ihm unmißverständlich klarmachen, was es zu tun hat. Jemand, der sich mit diesem Thema befaßt hat, sagte einmal: „Fast alle Eltern bekommen ihre Kinder dazu, zur Schule zu gehen, ... sich die Zähne zu putzen, vom Dach wegzubleiben, sich zu waschen usw. Oft haben die Kinder keine Lust. Aber sie fügen sich trotzdem, weil sie wissen, daß die Eltern es ernst meinen.“ Du kannst deinen Kindern deine Richtlinien und Gebote nur dann ‘beständig auf das Herz binden’, wenn du konsequent für deren Einhaltung sorgst (Sprüche 6:21).

      15. Wie kann es sich auf die Kinder auswirken, wenn die Eltern bei der Durchsetzung ihrer Richtlinien inkonsequent sind?

      15 Wenn Eltern nur hier und da, je nach der augenblicklichen Laune, ihre Richtlinien durchsetzen oder wenn sie zu lange damit warten, Ungehorsam zu bestrafen, werden die Kinder ermutigt, Übertretungen zu riskieren, um zu sehen, wie weit sie gehen und was sie sich leisten können. Folgt die Strafe nicht auf dem Fuß, so handeln Kinder wie Erwachsene und fühlen sich in ihrem Unrechttun ermutigt. „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun“ (Prediger 8:11). Was du sagst, solltest du ernst meinen. Dein Kind wird das merken und erkennen, daß du dich weder durch Schmollen noch durch Widerreden beeindrucken läßt, noch dadurch, daß es so tut, als halte es dich für grausam und lieblos.

      16. Was sollten Eltern tun, damit ihre Gebote nicht unvernünftig sind?

      16 Das erfordert natürlich, daß du denkst, bevor du sprichst. Vorschnell auferlegte Regeln oder Gebote sind oft unvernünftig. „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Wenn Eltern in der Erziehung ungerecht und inkonsequent sind, fühlen sich Kinder in ihrem Gerechtigkeitsempfinden verletzt, und es können Haßgefühle aufkommen.

      ÜBERWACHE IHRE UNTERHALTUNG

      17. Welche Ansicht sollten Kinder über Arbeit und Spiel entwickeln?

      17 Spielen gehört zum Leben eines Kindes (Sacharja 8:5). Eltern müssen das berücksichtigen, während sie bei dem Kind allmählich Wertschätzung für die Arbeit und Verantwortungsbewußtsein wecken. Wenn das Kind irgendwelche Aufgaben zu erledigen hat, sollte es lernen, daß zuerst die Arbeit kommt und dann das Spiel.

      18. Wie kann sich Umgang auf Kinder auswirken?

      18 Einige Kinder werden „Straßenkinder“ oder sind zu Hause praktisch Fremde, weil sie ihre Unterhaltung woanders suchen. Ist der Umgang schlecht, so werden auch die Auswirkungen schlecht sein (1. Korinther 15:33). Es kann natürlich für das Kind nützlich sein, mit fremden Kindern Umgang zu haben, denn es kann dadurch seine Menschenkenntnis erweitern. Doch wenn ein Kind zuviel Umgang mit fremden Kindern hat oder nicht beaufsichtigt wird, werden die Familienbande geschwächt, wenn nicht sogar zerrissen.

      19. Was sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie darüber nachdenken, ob sie ihren Kindern ein schönes Zuhause bieten?

      19 Eltern wenden natürlich Zucht an, um dies zu korrigieren, doch sie sollten sich auch fragen, was sie tun können, um ihren Kindern das Leben zu Hause erfreulicher zu machen; ob sie genügend Zeit mit ihnen verbringen, ob sie sie nicht nur belehren oder zurechtweisen, sondern ihnen auch wahre Freunde und Gefährten sind. Bist du gewöhnlich zu beschäftigt, um deinen Kindern Zeit zu widmen, um mit ihnen zu spielen? Versäumte Gelegenheiten, mit einem Kind etwas gemeinsam zu unternehmen, kehren nie wieder zurück. Die Zeit geht weiter; das Kind bleibt nicht stehen, sondern es wächst und verändert sich. Die Jahre verfliegen, und wenn es dir auch so erscheint, als habe dein Kleiner erst gestern das Laufen gelernt, erkennst du plötzlich, daß er zu einem jungen Mann heranwächst oder daß dein kleines Töchterchen inzwischen eine junge Dame geworden ist. Nur wenn du stets ausgeglichen bist und im Gebrauch deiner eigenen Zeit Selbstzucht übst, kannst du es vermeiden, die Gelegenheiten zu verpassen, die dir die kostbare Zeit bietet — oder zu sehen, daß sich deine Kinder dir schon in jungen Jahren entfremden (Sprüche 3:27).

      20, 21. Welcher Verantwortung sollten Eltern nachkommen, wenn sie ein Fernsehgerät in ihrer Wohnung haben, und warum?

      20 In Gegenden, in denen das Fernsehen ein übliches Mittel zur Freizeitgestaltung ist, mag es nötig sein, in dieser Hinsicht gewisse Grenzen zu ziehen. Einige Eltern benutzen das Fernsehen als Babysitter. Es mag ihnen als eine praktische und billige Methode erscheinen; doch in Wirklichkeit kann sie sich als sehr kostspielig erweisen. Fernsehprogramme sind oft mit Gewalttätigkeiten und Sex durchsetzt. Häufig wird der Eindruck vermittelt, es sei richtig, Probleme mit Gewalt zu lösen; außereheliche Beziehungen erscheinen als eine annehmbare Gegebenheit des täglichen Lebens. Viele Umfragen haben gezeigt, daß man durch solche Praktiken gefühllos werden kann, besonders junge Menschen. Du möchtest, daß deine Kinder gesunde Nahrung zu sich nehmen und nicht etwas, was verseucht ist. Noch mehr solltest du darauf achten, womit sie ihren Sinn nähren. Wie Jesus zeigte, gelangt Speise nicht in unser Herz, doch was wir in unseren Sinn aufnehmen, kann unser Herz erreichen (Markus 7:18-23).

      21 Wenn die Eltern überwachen, was für Filme ihre Kinder ansehen und wieviel Zeit sie vor dem Bildschirm verbringen, so kann dies einen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung ihrer Kinder haben. Das Fernsehen kann angenehme Unterhaltung bieten und erzieherisch wirken; doch unkontrolliert kann es süchtig machen und sehr viel Zeit verschlingen. Zeit ist Leben, und einen Teil dieser Zeit können wir sicher auf nutzbringendere Weise verwenden. Das Fernsehen ersetzt nämlich Aktivität durch Schauen. Es ersetzt nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch das Lesen und das Gespräch. Eine Familie braucht den Gedankenaustausch und das Zusammensein, und dieses Bedürfnis wird nicht befriedigt, wenn alle still im gleichen Raum zusammensitzen und fernsehen. Wenn die Kinder zuviel fernsehen, sollten die Eltern in ihnen Interesse für andere Tätigkeiten anstelle des Fernsehens wecken — anregende Spiele, Lesen, gemeinsame Unternehmungen —, indem sie selbst die Führung übernehmen und ein gutes Beispiel geben.

      KEINE ZUCHT OHNE GEDANKENAUSTAUSCH

      22. Weshalb ist es für Kinder wichtig, die Worte zu verstehen, die ihre Eltern gebrauchen?

      22 Ein Vater erzählte folgendes Erlebnis:

      „Als mein Sohn gerade drei Jahre alt war, hielt ich ihm eine ziemliche Predigt über das Lügen. Ich erklärte ihm, daß Gott Lügner haßt, und benutzte dabei Sprüche 6:16-19 und andere Schriftstellen. Er hörte zu und schien auch die richtigen Reaktionen zu zeigen. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er nicht ganz verstanden hatte, worum es ging. Ich fragte ihn daher: ,Weißt du, was eine Lüge ist?‘ Er sagte: ,Nein.‘ Danach vergewisserte ich mich immer, ob er meine Worte verstand und wußte, warum er zurechtgewiesen oder bestraft wurde.“

      23. Wie kann man Kindern erkennen helfen, das eine bestimmte Handlungsweise richtig ist?

      23 Solange Kinder noch sehr klein sind, brauchen die Eltern wahrscheinlich nur „nein“ zu sagen, wenn sie etwas verbieten wollen, zum Beispiel einen heißen Ofen zu berühren. Doch selbst bei solchen kleinen, einfachen Warnungen sollten Gründe genannt werden. Man könnte sagen, daß der Ofen „heiß“ ist und daß es „weh tut“, wenn man ihn anfaßt. Mache dem Kind von Anfang an klar, daß alle Verbote nur zu seinem eigenen Wohl sind; und stelle Eigenschaften wie Güte, Rücksichtnahme und Liebe als wünschenswert hin. Hilf dem Kind zu verstehen, daß diese Eigenschaften allen gerechten Geboten oder Verboten zugrunde liegen. Erkläre auch, weshalb eine bestimmte Handlungsweise diese wünschenswerten Eigenschaften widerspiegelt oder nicht. Wenn du dies konsequent tust, mag es dir gelingen, nicht nur den Sinn, sondern auch das Herz des Kindes zu erreichen (Matthäus 7:12; Römer 13:10).

      24. Weshalb ist es wichtig, daß Kinder Autorität respektieren?

      24 Auch die Notwendigkeit, gehorsam zu sein und Autorität zu respektieren, sollte ständig eingeprägt werden. Schon im ersten Lebensjahr wird es sich zeigen, wie bereit ein Kind ist, auf die Forderungen Erwachsener zu reagieren. Sobald es seine geistige Entwicklung zuläßt, solltest du ihm klarmachen, daß die Eltern Gott gegenüber verantwortlich sind. Das kann einen großen Einfluß auf die Reaktion des Kindes haben. Wird dies versäumt, so mag es denken, es müsse seinen Eltern nur deshalb gehorchen, weil diese größer und stärker sind als es selbst. Wenn die Eltern dem Kind statt dessen erkennen helfen, daß sie nicht ihre eigenen Gedanken lehren, sondern nur das vermitteln, was der Schöpfer sagt und was in seinem Wort steht, dann wird dies ihrem Rat und ihrer Anleitung einen Nachdruck verleihen, der sonst nicht möglich wäre. Dies kann eine richtige Kraftquelle sein, wenn im Leben des Kindes Probleme auftauchen und es erkennt, wie schwierig es unter Versuchung oder Druck ist, an guten Grundsätzen festzuhalten (Psalm 119:109-111; Sprüche 6:20-22).

      25. Wie könnte der Rat aus Sprüche 17:9 Eltern helfen, ihre Kinder auf richtige Weise in Zucht zu nehmen?

      25 „Wer Übertretung zudeckt, sucht Liebe, und wer ständig über eine Sache spricht, trennt die miteinander Vertrauten“ (Sprüche 17:9). Das trifft auch auf das Eltern-Kind-Verhältnis zu. Wenn ein Kind einmal auf einen Fehler aufmerksam gemacht worden ist und versteht, weshalb es in Zucht genommen werden muß, und die Zucht erteilt worden ist, dann sollte sich der Vater oder die Mutter von Liebe leiten lassen und die Übertretung nicht immer wieder zur Sprache bringen. Ganz gleich, was geschehen ist, mache deinem Kind klar, daß du das Unrecht haßt und nicht das Kind (Judas 23). Das Kind mag denken, daß es „seine Medizin geschluckt hat“, und mag häufige Anspielungen auf den Vorfall als eine unnötige Demütigung auffassen. Dies könnte dazu führen, daß es sich seinen Eltern oder seinen Geschwistern entfremdet. Wenn die Eltern den Eindruck haben, daß das Kind eine schlechte Eigenart entwickelt, dann können sie bei einer späteren Gelegenheit darauf zu sprechen kommen. Zähle dann nicht einfach frühere Handlungen auf, sondern erkläre statt dessen, um welche Grundsätze es geht, wie sie anzuwenden sind und weshalb ihre Beachtung zu bleibendem Glück beiträgt.

      VERSCHIEDENE METHODEN DER ZUCHT

      26. Weshalb reagieren nicht alle Kinder auf die gleiche Art der Zucht?

      26 „Ein Scheltwort dringt tiefer ein bei einem Verständigen als hundert Schläge bei einem Unvernünftigen“ (Sprüche 17:10). Verschiedene Kinder mögen auf unterschiedliche Weise in Zucht genommen werden müssen. Das Temperament und die Veranlagungen des einzelnen Kindes müssen berücksichtigt werden. Ein Kind, das sehr empfindsam ist, braucht nicht jedesmal geschlagen zu werden. Bei einem anderen Kind mögen Schläge wirkungsvoll sein. Oder es mag wie der in Sprüche 29:19 beschriebene Knecht sein, der ‘sich nicht durch bloße Worte zurechtbringen läßt, denn er versteht, aber kehrt sich nicht daran’. In einem solchen Fall würde ein Kind körperliche Bestrafung benötigen.

      27. Wie half ein Vater seinem kleinen Sohn, nicht mehr die Wand zu bekritzeln?

      27 Eine Mutter berichtet:

      „Unser Sohn war kaum zwei Jahre alt, als er an die Wände kritzelte — kleine rote Striche, nicht hoch über dem Fußboden. Sein Vater zeigte sie ihm und fragte ihn danach. Der Kleine starrte ihn nur mit großen Augen an und sagte weder ja noch nein. Schließlich sagte sein Vater: ,Als ich so klein war wie du, habe ich auch die Wand bekritzelt. Das macht Spaß, nicht wahr?‘ Jetzt klärte sich das Gesicht des Kleinen auf, er strahlte und erzählte begeistert, wieviel Spaß es gemacht hatte. Er wußte: Papi versteht ihn! Papi erklärte ihm jedoch, daß die Wände nicht zum Bemalen da sind, wenn es auch Spaß macht. Die Kommunikation war hergestellt, und für dieses Kind war nichts weiter nötig als ein paar erklärende Worte.“

      28. Wie könnte man es vermeiden, mit seinem Kind zu streiten?

      28 Beim Zurechtweisen oder Bestrafen ist es gut, dem Kind Gründe zu nennen und es zu belehren. Doch es ist gewöhnlich nicht ratsam, sich auf einen Wortwechsel einzulassen. Eine Mutter sagte einfach, wenn ihr Kind eine bestimmte Arbeit nicht gern tat: „Wenn du damit fertig bist, gehen wir in den Park.“ Das war für das Kind an jenem Tag als ein besonderes Vergnügen gedacht. Solange es die aufgetragene Arbeit nicht gemacht hatte, gab es auch kein Vergnügen, keinen Spaziergang. Wenn die Mutter kam, um nachzusehen, und feststellte, daß die Arbeit immer noch nicht getan war, sagte sie: „Oh, noch nicht fertig? Wir gehen dann später, wenn du alles gemacht hast.“ Sie schimpfte nicht, aber sie erzielte gute Ergebnisse.

      29. Was könnte man tun, um ein Kind die unerwünschten Folgen seiner schlechten Handlungsweise spüren zu lassen?

      29 Wenn Kinder die unerwünschten Folgen einer schlechten Handlungsweise spüren, kann dies ihnen helfen, die Weisheit guter Grundsätze zu erkennen Hat das Kind Unordnung gemacht? Dann wird es am wirkungsvollsten sein, wenn es selbst wieder aufräumen muß. Ist es unfair oder grob gewesen? Dann wird es am besten lernen, sich zu verbessern, wenn es sich entschuldigen muß. Vielleicht hat es etwas aus Wut zerbrochen. Wenn es alt genug ist, könnte man von ihm verlangen, sich das Geld zu verdienen, um es zu ersetzen. Bei einigen Kindern mag der vorübergehende Entzug gewisser Vorrechte die gewünschte Wirkung erzielen. In der Christenversammlung ist der Entzug freundschaftlichen Umgangs eine Möglichkeit, gewisse Übeltäter zu veranlassen, sich zu schämen (2. Thessalonicher 3:6, 14, 15). Bei Kindern kann der vorübergehende Ausschluß aus der Familiengemeinschaft wirkungsvoller sein als Schläge. Würde man jedoch ein Kind aus dem Hause aussperren oder andere übertriebene Maßnahmen ergreifen, so würde man über das hinausgehen, was die Liebe gebietet. Ganz gleich, welche Methode angewandt wird, den Kindern muß klargemacht werden, daß sie die Folgen für ihr Verhalten tragen müssen. Dadurch wird ihnen Verantwortungsbewußtsein beigebracht.

      ERZIEHUNG IN LIEBE

      30. Weshalb müssen Eltern ausgeglichen sein, wenn sie ihren Kindern Richtlinien geben?

      30 ‘Vergewissere dich der wichtigeren Dinge’, und denke daran, daß „die Weisheit von oben ... vernünftig“ ist (Philipper 1:10; Jakobus 3:17). Berücksichtige, daß kleine Kinder Bündel von Energie sind, die sich entladen muß, und daß sie begierig sind, zu lernen, zu entdecken und Neues auszuprobieren. Bekunde gutes Unterscheidungsvermögen und sei wählerisch, wenn du ihnen Einschränkungen auferlegst und Richtlinien gibst. Eltern müssen das richtige Gleichgewicht finden zwischen dem, was nötig ist, und dem, was nicht nötig ist. Hast du einmal die Grenzen gesetzt, dann versuche nicht, jede Kleinigkeit zu kontrollieren, sondern gestatte deinem Kind, sich frei und unbeschwert innerhalb dieser Grenzen zu bewegen (Sprüche 4:11, 12). Sonst könnte es passieren, daß deine Kinder ‘gereizt’ und „mutlos“ werden und du dich aufreibst, weil du Sachen zu Streitfragen machst, die überhaupt nicht von Bedeutung sind (Kolosser 3:21).

      31. Welches Beispiel hat Jehova Gott in bezug auf Zucht gegeben?

      31 Daher, ihr Eltern, ‘züchtigt euren Sohn [oder eure Tochter], während es Hoffnung gibt’, aber tut es auf Gottes Weise, in Liebe. Ahmt ihn nach: „Wen Jehova liebt, den weist er zurecht, ja wie ein Vater einen Sohn, an dem er Gefallen findet.“ Möge eure Zucht so nutzbringend sein und so liebevoll erteilt werden wie die eures Schöpfers, denn solche „Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens“ (Sprüche 19:18; 3:12; 6:23).

  • Den Gedankenaustausch aufrechterhalten
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 11

      Den Gedankenaustausch aufrechterhalten

      1, 2. Was ist Gedankenaustausch, und warum ist er wichtig?

      GEDANKENAUSTAUSCH bedeutet mehr, als nur zu reden. Der Apostel Paulus sagte einmal sinngemäß: „Wenn dein Zuhörer deine Worte nicht versteht, dann wirst du in die Luft reden“ (1. Korinther 14:9). Verstehen deine Kinder, was du ihnen sagst, und verstehst du wirklich, was sie dir sagen möchten?

      2 Echter Gedankenaustausch erfordert, daß man miteinander über seine Gedanken, Ideen und Gefühle spricht. Wenn man die Liebe als das Herz eines glücklichen Familienlebens bezeichnet, dann könnte man vom Gedankenaustausch als von seinem Lebensblut sprechen. Reißt der Gedankenaustausch zwischen Ehepartnern ab, so gibt es Schwierigkeiten; genauso schwerwiegend, wenn nicht noch schwerwiegender, ist es, wenn Eltern und Kinder nicht mehr miteinander reden.

      AUF LANGE SICHT PLANEN

      3. Während welcher Zeit im Leben eines Kindes sollten Eltern Schwierigkeiten in Verbindung mit dem Gedankenaustausch erwarten?

      3 Am gefährdetsten ist der Gedankenaustausch zwischen Eltern und Kindern nicht in den ersten Lebensjahren eines Kindes, sondern in den Entwicklungsjahren. Die Eltern müssen sich schon im voraus darauf einstellen. Es wäre unrealistisch, zu erwarten, daß diese Jahre ohne Schwierigkeiten vorübergingen, nur weil die ersten Jahre der Kinder verhältnismäßig problemlos waren. Probleme wird es bestimmt geben, doch ein guter Gedankenaustausch kann wesentlich dazu beitragen, sie zu lösen oder zu verringern. Eltern, die dies erkennen, müssen daher vorausblicken und vorausdenken, denn „besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang“ (Prediger 7:8).

      4. Muß jeglicher Gedankenaustausch in der Familie in Form einer Unterhaltung stattfinden? Erkläre es.

      4 Es gehört viel dazu, den Gedankenaustausch in der Familie herzustellen und aufrechtzuerhalten. Im Laufe der Jahre können Mann und Frau ein solch tiefes Vertrauen und ein solch gegenseitiges Verständnis entwickeln, daß ihnen sogar ohne Worte ein Gedankenaustausch möglich ist; schon ein Blick, ein Lächeln oder eine Berührung kann für sie Bände sprechen. Sie sollten versuchen, für den Gedankenaustausch mit ihren Kindern eine ähnlich starke Grundlage zu schaffen. Bevor ein Kind versteht, was gesprochen wird, vermitteln ihm seine Eltern ein Gefühl der Geborgenheit und Liebe. Wenn die Kinder dann größer werden, kann ein guter Gedankenaustausch hergestellt werden, indem die Familie zusammen arbeitet, spielt und, was noch wichtiger ist, Gott anbetet. Es erfordert jedoch echte Mühe und Weisheit, diesen Gedankenaustausch aufrechtzuerhalten.

      ERMUTIGE DEIN KIND, SICH ZU ÄUSSERN

      5—7. (a) Weshalb sollten Eltern es vermeiden, ihren Kindern das Wort abzuschneiden? (b) Wie könnten Eltern ihren Kindern Höflichkeit beibringen?

      5 Eine alte Redewendung lautet: „Kinder sollte man sehen, aber nicht hören.“ Das stimmt — doch nur manchmal. Kinder müssen lernen, daß es, wie die Bibel sagt, „eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“ gibt (Prediger 3:7). Aber Kinder verlangen nach Aufmerksamkeit, und Eltern müssen sich davor hüten, spontane Äußerungen ihrer Kinder unnötig zu unterdrücken. Erwarte nicht, daß ein kleines Kind Erlebnisse genauso auffaßt wie ein Erwachsener. Der Erwachsene betrachtet ein einzelnes Vorkommnis lediglich als einen Bestandteil des breiten Panoramas des Lebens. Ein Kind dagegen kann durch eine Angelegenheit von unmittelbarem Interesse so erregt werden und so darin aufgehen, daß es fast alles andere vergißt. Ein kleines Kind mag plötzlich ins Zimmer stürzen und seinem Vater oder seiner Mutter ganz aufgeregt etwas erzählen. Wenn die Eltern dann dem Kind das Wort abschneiden und gereizt sagen: „Sei jetzt still!“ oder sich sonstwie verärgert äußern, kann die Begeisterung des Kindes zerstört werden. Kindliches Gerede mag nicht viel zu vermitteln scheinen. Doch wenn du deine Kinder ermutigst, sich zu äußern, kannst du verhindern, daß sie später Dinge für sich behalten, die du wissen möchtest und solltest.

      6 Höflichkeit und Freundlichkeit tragen zu einem guten Gedankenaustausch bei. Kinder sollten lernen, höflich zu sein, und ihre Eltern sollten ihnen in dieser wie auch in anderer Hinsicht ein gutes Beispiel geben. Kinder brauchen Zurechtweisung, und sie sollte erteilt werden, wenn nötig mit Strenge (Sprüche 3:11, 12; 15:31, 32; Titus 1:13). Wenn die Eltern ihren Kindern jedoch jedesmal das Wort abschneiden, sie ständig korrigieren oder, was noch schlimmer ist, sie lächerlich machen, dann werden sie sich wahrscheinlich in sich zurückziehen — oder sie werden sich an jemand anders wenden, wenn sie das Bedürfnis haben, etwas zu sagen. Je älter der Sohn oder die Tochter wird, desto mehr wird dies der Fall sein. Tu doch einmal folgendes: Denke heute abend über die Gespräche nach, die du im Laufe des Tages mit deinem Sohn oder deiner Tochter geführt hast, und dann frage dich: Wie oft habe ich meinem Kind für etwas gedankt, es ermuntert oder es gelobt? Wie oft habe ich dagegen etwas Negatives gesagt, wodurch es herabgesetzt wurde, etwas, wodurch ich Unzufriedenheit, Gereiztheit oder Ärger zum Ausdruck gebracht habe? Du magst überrascht sein, wenn du dich einmal diesbezüglich überprüfst (Sprüche 12:18).

      7 Die Geduld und Selbstbeherrschung der Eltern wird häufig auf die Probe gestellt. Viele Kinder neigen dazu, impulsiv zu sein. Sie mögen mit etwas herausplatzen, was sie gerade im Sinn haben, und dabei vielleicht eine Unterhaltung von Erwachsenen unterbrechen. Man könnte sein Kind dann einfach ausschimpfen. Doch manchmal mag es weiser sein, höflich zuzuhören und dadurch ein Beispiel für Selbstbeherrschung zu geben und dann, nach einer kurzen Antwort, das Kind freundlich darauf hinzuweisen, daß es höflich und rücksichtsvoll sein sollte. Auch hier findet wieder der Rat Anwendung, „schnell [zu] sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19).

      8. Wie können Eltern ihre Kinder ermutigen, sich mit Problemen an sie zu wenden?

      8 Du möchtest, daß sich deine Kinder an dich wenden, wenn sie Probleme haben. Du kannst sie dazu ermutigen, indem du ihnen zeigst, daß auch du Anleitung brauchst und dich jemandem unterordnen mußt. Ein Vater erzählte, wie er mit seinen Kindern einen guten Gedankenaustausch pflegt, solange sie noch klein sind:

      „Fast jeden Abend bete ich zur Schlafenszeit mit meinen Kindern. Im allgemeinen sind sie dann im Bett, und ich knie daneben nieder und lege meinen Arm um sie. Ich spreche ein Gebet, und oft sprechen sie darauf auch eins. Es kommt nicht selten vor, daß sie mich dann küssen und sagen: ,Vati, ich liebe dich‘ und mir etwas offenbaren, was sie auf dem Herzen haben. In der Wärme ihres Bettes und in der Geborgenheit der Umarmung ihres Vaters erzählen sie dann ein persönliches Problem, bei dem sie Hilfe haben möchten, oder sie bringen einfach ihre Zuneigung zum Ausdruck.“

      Bei Mahlzeiten und anderen Gelegenheiten kannst du durch deine Gebete, wenn sie keine Routinesache, sondern ausdrucksvoll sind, wenn sie aus dem Herzen kommen und ein echtes, persönliches Verhältnis zu deinem himmlischen Schöpfer und Vater widerspiegeln, sehr viel dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu deinen Kindern herzustellen (1. Johannes 3:21; 4:17, 18).

      DIE ÜBERGANGSJAHRE

      9. Was kann über die Probleme und Bedürfnisse eines Jugendlichen im Vergleich zu denen eines Kindes gesagt werden?

      9 Die Jugend ist eine Übergangszeit, eine Zeit, in der dein Sohn oder deine Tochter kein Kind mehr, aber auch noch kein Erwachsener ist. Der Körper eines Jugendlichen macht Veränderungen durch, und das wirkt sich auf seine Gefühle aus. Die Probleme und Bedürfnisse eines Jugendlichen sind anders als die eines Kindes. Die Eltern müssen daher ihre Methoden ändern, wenn sie auf solche Probleme und Bedürfnisse eingehen, denn was bei einem Kind hilft, hilft nicht unbedingt bei einem Jugendlichen. Ein Jugendlicher will mehr Gründe haben, und das bedeutet, daß der Gedankenaustausch vermehrt und nicht verringert werden sollte.

      10. (a) Weshalb sind einfache Erklärungen zu geschlechtlichen Fragen für Jugendliche nicht ausreichend? (b) Wie könnten Eltern die Sprache auf sexuelle Vorgänge bringen?

      10 Die einfachen Erklärungen, die du deinem Kind zu geschlechtlichen Fragen gegeben hast, werden den Bedürfnissen Jugendlicher nicht mehr genügen. Sie verspüren einen Geschlechtsdrang, aber oft stellen sie ihrem Vater oder ihrer Mutter aus Verlegenheit keine Fragen. Die Eltern müssen hier die Initiative ergreifen, und das wird nicht leicht sein, wenn sie keinen guten Gedankenaustausch hergestellt und gepflegt haben, besonders indem sie ihren Kindern bei der Arbeit und beim Spiel gute Gefährten gewesen sind. Das Einsetzen der Samenergüsse beim Jungen oder der Menstruation beim Mädchen wird viel weniger beunruhigend sein, wenn man ihnen diese Vorgänge im voraus erklärt hat (3. Mose 15:16, 17; 18:19). Ein Vater kann vielleicht auf einem Spaziergang mit seinem Sohn das Problem der Masturbation zur Sprache bringen und erwähnen, daß die meisten jungen Männer mehr oder weniger Probleme damit haben. Er könnte dann fragen: „Wie denkst du denn darüber?“ oder: „Ist das ein Problem für dich?“ Auch im Familiengespräch kann man Probleme behandeln, die mit der Jugend zusammenhängen, und Vater und Mutter können sich in einer entspannten Atmosphäre frei dazu äußern.

      DIE BEDÜRFNISSE DER JUGENDLICHEN VERSTEHEN

      11. In welcher Hinsicht unterscheiden sich Jugendliche von Erwachsenen?

      11 „Erwirb Weisheit; und mit allem, was du erwirbst, erwirb Verständnis“ (Sprüche 4:7). Eltern, seid weise im Umgang mit Jugendlichen; habt Verständnis für ihre Gefühle. Vergeßt nicht, wie es war, als ihr noch jung wart. Denkt auch daran, daß jeder Erwachsene einmal jung war und weiß, wie es ist, jung zu sein, doch daß kein junger Mensch weiß, wie es ist, erwachsen zu sein. Der heranwachsende Jugendliche möchte nicht mehr wie ein Kind behandelt werden, aber er ist noch kein Erwachsener und hat viele Interessen noch nicht, die Erwachsene haben. Der Wunsch zu spielen ist bei ihm noch ziemlich ausgeprägt, und er braucht etwas Zeit dafür.

      12. Wie möchten Jugendliche von ihren Eltern behandelt werden?

      12 Es gibt gewisse Dinge, die Jugendliche in diesem Stadium des Lebens besonders von ihren Eltern erwarten. Sie möchten verstanden werden; sie möchten mehr denn je zuvor als Individuen behandelt werden; sie wünschen Richtlinien, die konsequent und ihrem Alter angepaßt sind; sie brauchen das Gefühl, benötigt und geschätzt zu werden.

      13. Wie könnten Jugendliche auf Einschränkungen reagieren, und warum?

      13 Eltern sollten nicht überrascht sein, wenn Jugendliche beginnen, sich in gewissem Maße gegen Einschränkungen aufzulehnen. Das liegt daran, daß die Jugendlichen auf dem Weg zur Selbständigkeit sind und den normalen Wunsch nach größerer Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit haben. Hilflose Säuglinge sind ständig auf die Obhut ihrer Eltern angewiesen, auch Kleinkinder brauchen sorgfältigen Schutz. Doch je älter Kinder werden, desto mehr erweitert sich ihr Betätigungsfeld. Die Beziehungen zu Personen außerhalb des Familienkreises nehmen zu und festigen sich. Aufgrund des Strebens nach Selbständigkeit mag ein Sohn oder eine Tochter etwas schwierig zu behandeln sein. Eltern dürfen — zum Nutzen ihrer Kinder — nicht zulassen, daß ihre Autorität ignoriert oder abgelehnt wird. Doch sie können sich auf ihre Kinder einstellen und den Gedankenaustausch aufrechterhalten, wenn sie im Sinn behalten, welche Ursache dieses möglicherweise beunruhigende Verhalten hat.

      14. Wie könnten sich Eltern verhalten, wenn ein Kind größere Selbständigkeit wünscht?

      14 Was sollen Eltern tun, wenn sie mit dem Drang ihres Sohnes oder ihrer Tochter nach größerer Selbständigkeit konfrontiert werden? Dieser Drang ist wie eine gespannte Feder, die man in der Hand hält. Läßt man sie plötzlich frei, so wird sie unkontrolliert in eine nicht vorauszusehende Richtung fliegen. Hält man sie zu lange fest, so ermüdet man selbst, und die Feder wird schwach. Läßt man sie aber allmählich und kontrolliert los, dann wird sie an der richtigen Stelle sitzen.

      15. Was zeigt, daß Jesus unter der Anleitung seiner Eltern heranwuchs?

      15 Ein Beispiel für das kontrollierte Streben nach Selbständigkeit finden wir bei dem heranwachsenden Jesus. Über seine Kinderjahre lesen wir in dem Geschichtsbericht in Lukas 2:40: „Und das kleine Kind wuchs heran und erstarkte, wurde mit Weisheit erfüllt, und Gottes Gunst war weiterhin auf ihm.“ Seine Eltern spielten bei seiner Entwicklung zweifellos eine große Rolle, denn obwohl er vollkommen war, erlangte er seine Weisheit nicht automatisch. Sie schufen stets die geistigen Voraussetzungen für seine Schulung, wie es der Bericht weiter zeigt. Mit zwölf Jahren, als die Familie in Jerusalem dem Passahfest beiwohnte, ging Jesus in den Tempel und unterhielt sich dort mit den religiösen Lehrern. Offensichtlich erlaubten seine Eltern ihrem zwölfjährigen Sohn so viel Bewegungsfreiheit. Sie reisten von Jerusalem ab, ohne zu wissen, daß er zurückgeblieben war. Vielleicht nahmen sie an, daß er sich bei Freunden oder Verwandten aufhielt, die ebenfalls heimreisten. Drei Tage später fanden sie ihn im Tempel bei den Ältesten, die er nicht etwa zu belehren suchte, sondern denen er zuhörte und die er befragte. Seine Mutter erklärte ihm, daß sie sich große Sorgen gemacht hätten, und Jesus erwiderte darauf, ohne respektlos zu sein, er habe gedacht, sie wüßten schon, wo sie ihn finden könnten, wenn sie abreisen wollten. Obwohl Jesus eine gewisse Bewegungsfreiheit in Anspruch genommen hatte, heißt es in dem Bericht, daß er „ihnen untertan“ blieb und sich als Jugendlicher an ihre Richtlinien und Einschränkungen hielt. Er „nahm fernerhin zu an Weisheit und Körpergröße und an Gunst bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2:41-52).

      16. Woran sollten Eltern denken, wenn sie mit einem Jugendlichen Probleme haben?

      16 Ähnlich sollten Eltern ihren jugendlichen Söhnen oder Töchtern ein bestimmtes Maß an Freiheit zugestehen, und das um so mehr, je älter sie werden. Sie werden es ihnen immer mehr überlassen, unter ihrer Leitung und Aufsicht persönliche Entscheidungen zu treffen. Wenn Schwierigkeiten auftauchen und die Eltern die Ursachen verstehen, werden sie es vermeiden, aus Kleinigkeiten große Streitfragen zu machen. Oft rebellieren Jugendliche nicht absichtlich gegen ihre Eltern, sondern versuchen lediglich, ein gewisses Maß an Selbständigkeit zu erlangen, wissen aber nicht, wie sie dabei vorgehen sollen. Die Eltern können somit Fehler machen, indem sie zum Beispiel das Falsche zu einer Streitfrage machen. Wenn eine Sache nicht zu schwerwiegend ist, dann laß sie durchgehen. Ist sie aber schwerwiegend, so bleibe fest. Du solltest also weder ‘die Mücke aussieben’ noch ‘das Kamel hinunterschlucken’ (Matthäus 23:24).

      17. Welche Faktoren sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie heranwachsenden Kindern Einschränkungen auferlegen?

      17 Eltern können dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu ihren jugendlichen Söhnen und Töchtern aufrechtzuerhalten, indem sie ausgeglichen sind, wenn sie ihnen Einschränkungen auferlegen. Die „Weisheit von oben“ ist zwar „vor allem keusch“, aber auch „vernünftig“, „voller Barmherzigkeit“ und „nicht heuchlerisch“ (Jakobus 3:17). Die Bibel zeigt, daß einiges völlig verkehrt ist, wie Diebstahl, Hurerei, Götzendienst und ähnliche schwere Vergehen (1. Korinther 6:9, 10). Bei vielen anderen Dingen hängt es oft davon ab, wie weit man geht, ob etwas richtig oder verkehrt ist. Speise ist gut, aber wenn wir zuviel essen, werden wir zu Schlemmern. So verhält es sich auch mit einigen Formen der Freizeitgestaltung, zum Beispiel mit dem Tanzen, mit Gesellschaftsspielen und Parties. Oft geht es nicht so sehr darum, was getan wird, sondern wie und in welcher Gesellschaft es getan wird. Genauso, wie wir nicht das Essen verurteilen würden, wenn wir in Wirklichkeit Schlemmerei meinen, so sollten Eltern nicht einfach etwas rundweg verurteilen, was Jugendliche tun möchten, wenn doch eigentlich nur gegen die extreme Form oder das Ausmaß, in dem einige es tun, oder gegen bestimmte unerwünschte Begleitumstände, die eintreten könnten, etwas einzuwenden ist. (Vergleiche Kolosser 2:23.)

      18. Wie können Eltern ihre Kinder vor schlechtem Umgang warnen?

      18 Alle Jugendlichen möchten Freunde haben. Nur wenige kann man als „ideal“ bezeichnen, doch frage dich, ob deine eigenen Kinder nicht auch ihre Schwächen haben. Du möchtest ihren Umgang mit gewissen jungen Personen vielleicht einschränken, weil du diese als möglichen schlechten Umgang ansiehst (Sprüche 13:20; 2. Thessalonicher 3:13, 14; 2. Timotheus 2:20, 21). An anderen Jugendlichen magst du einiges entdecken, was dir gefällt, aber auch einiges, was dir nicht gefällt. Statt den Umgang mit jemandem völlig zu verbieten, bloß weil er eine gewisse Schwäche hat, könntest du deinen Kindern erklären, daß du die guten Eigenschaften ihres Freundes schätzt. Du solltest sie aber gleichzeitig auch auf seine Schwäche aufmerksam machen und sie ermuntern, auf diesem Gebiet einen guten Einfluß auszuüben, was zum bleibenden Nutzen ihres Freundes beitragen kann.

      19. Wie können Eltern ihren Kindern im Einklang mit dem Grundsatz aus Lukas 12:48 helfen, die richtige Ansicht über Freiheit zu haben?

      19 Wenn du deinem jugendlichen Sohn oder deiner Tochter helfen möchtest, die richtige Einstellung zu vermehrter Freiheit zu bekommen, dann könntest du ihm oder ihr zeigen, daß mit größerer Freiheit auch größere Verantwortung verbunden ist. „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden“ (Lukas 12:48). Je mehr Verantwortungsbewußtsein die Kinder zeigen, desto größeres Vertrauen können ihnen die Eltern schenken (Galater 5:13; 1. Petrus 2:16).

      WIE MAN RAT UND ZURECHTWEISUNG VERMITTELT

      20. Was ist außer Gewalt oder Autorität noch erforderlich, um einen Zusammenbruch des Gedankenaustauschs zu verhindern?

      20 Wenn dir jemand einen Rat gibt, aber deinen Standpunkt nicht versteht, wirst du den Rat für unrealistisch halten. Wenn er die Gewalt hat, dich zu zwingen, seinen Forderungen zu gehorchen, magst du dies als ungerecht ablehnen. Eltern sollten daran denken, daß ein ‘verständiges Herz nach Erkenntnis forscht’ und daß ‘ein Mann von Erkenntnis Kraft verstärkt’ (Sprüche 15:14; 24:5). Du magst deinen Kindern deine Kraft zeigen können, doch wenn sie durch Erkenntnis und Verständnis verstärkt wird, wird es dir besser gelingen, mit ihnen zu sprechen. Zeigt man beim Zurechtweisen von Jugendlichen kein Verständnis, so kann dies zu einem „Generationskonflikt“ und zu einem Zusammenbruch des Gedankenaustauschs führen.

      21. Wie sollten Eltern mit Kindern verfahren, die sich eines schweren Unrechts schuldig gemacht haben?

      21 Was wirst du tun, wenn dein Kind in Schwierigkeiten gerät, einen schwerwiegenden Fehler macht oder ein Unrecht begeht, wodurch du völlig überrascht wirst? Du solltest das Unrecht niemals entschuldigen (Jesaja 5:20; Maleachi 2:17). Erkenne jedoch, daß dein Sohn oder deine Tochter jetzt mehr denn je verständnisvolle Hilfe und geschickte Anleitung braucht. Wie Jehova Gott könntest du gewissermaßen sagen: ‘Komm, laß uns die Sache bereinigen; die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos’ (Jesaja 1:18). Durch Wutausbrüche oder scharfe Verurteilung kann der Gedankenaustausch zerstört werden. Allzu viele Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten sind, haben später gesagt: „Ich konnte nicht mit meinen Eltern reden — sie wären wild geworden.“ In Epheser 4:26 heißt es: „Wen der Zorn packt, der soll zusehen, daß er sich nicht verfehlt“ (NT 68). Beherrsche deine Gefühle, während du dir anhörst, was dein Sohn oder deine Tochter zu sagen hat. Wenn du so fair bist zuzuhören, wird es ihm oder ihr nachher leichter fallen, deine Zurechtweisung anzunehmen.

      22. Weshalb sollten Eltern niemals den Eindruck erwecken, sie hätten ihre Kinder aufgegeben?

      22 Vielleicht handelt es sich nicht um einen einzelnen Vorfall, sondern um Schwierigkeiten, die sich über eine längere Zeit erstrecken, oder um ein Verhalten, durch das ein unerwünschter Charakterzug zum Ausdruck kommt. In diesem Fall ist Zucht zwar unerläßlich, doch die Eltern dürfen ihrem Kind niemals den Eindruck vermitteln, daß sie es aufgegeben haben. Deine Langmut wird zeigen, wie groß deine Liebe ist (1. Korinther 13:4). Bekämpfe das Böse nicht mit dem Bösen, sondern besiege es mit dem Guten (Römer 12:21). Wird ein Jugendlicher vor anderen gedemütigt, indem er als „faul“, „rebellisch“ oder als „hoffnungsloser Fall“ bezeichnet wird, kann nur Schaden angerichtet werden. Liebe gibt die Hoffnung nicht auf (1. Korinther 13:7). Ein Jugendlicher mag so weit gehen, daß er straffällig wird und das Haus verläßt. Seine Eltern werden dieses Verhalten zwar in keiner Weise gutheißen, doch sie können den Weg für seine Rückkehr offenhalten. Wie? Indem sie ihm zeigen, daß sie nicht ihn verwerfen, sondern seine Handlungsweise. Sie können ihm sagen, daß er bestimmt gute Eigenschaften hat und daß sie hoffen, daß diese Eigenschaften die Oberhand gewinnen. Ist dies der Fall, so wird er wie der verlorene Sohn in dem Gleichnis Jesu nach Hause zurückkehren können, in der Gewißheit, daß er bei seiner reuevollen Rückkehr nicht mit Härte und Kälte aufgenommen wird (Lukas 15:11-32).

      ANERKENNUNG ERFORDERLICH

      23. Weshalb ist es wichtig, daß Jugendliche das Gefühl haben, wertvolle Glieder der Familie zu sein?

      23 Alle Menschen brauchen Anerkennung. Sie möchten akzeptiert und gebilligt werden und das Gefühl haben dazuzugehören. Um die Anerkennung und Gutheißung anderer zu finden, darf man natürlich nicht zu unabhängig werden. Man muß sich innerhalb der Grenzen der Verhaltensregeln bewegen, die von der Gruppe, zu der man gehört, gutgeheißen werden. Jugendliche haben das Bedürfnis, zur Familie zu gehören. Gib ihnen das Gefühl, daß sie wertvolle Glieder der Familie sind, zu ihrem Wohl beitragen und auch die Möglichkeit haben, an den Plänen und Entscheidungen der Familie einen Anteil zu haben.

      24. Wovor sollten sich Eltern hüten, damit nicht ein Kind das andere beneidet?

      24 „Laßt uns nicht ichsüchtig werden“, schrieb der Apostel Paulus, „indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden“ (Galater 5:26). Wenn die Eltern ihre Kinder für das, was sie gut machen, loben, dann wird ein solcher Geist gar nicht erst aufkommen; vergleichen sie aber einen Jugendlichen mit einem anderen, den sie ihm als Vorbild hinstellen, dann wird Neid oder Ablehnung geweckt. Der Apostel Paulus sagte: „Jeder erprobe sein eigenes Werk, und dann wird er Grund zum Frohlocken im Hinblick auf sich allein und nicht im Vergleich mit einer anderen Person haben“ (Galater 6:4). Ein Jugendlicher möchte um seiner selbst und um seiner Fähigkeiten willen akzeptiert und von seinen Eltern geliebt werden.

      25. Wie können Eltern ihren Kindern helfen, ein Wertempfinden zu entwickeln?

      25 Eltern können ihrem Sohn oder ihrer Tochter helfen, ein Wertempfinden zu entwickeln, indem sie ihn oder sie dazu erziehen, auf allen Gebieten des Lebens Verantwortung zu übernehmen. Sie haben ihre Kinder von frühester Jugend an erzogen, ehrlich und aufrichtig zu sein und andere richtig zu behandeln; auf dieser früher gelegten Grundlage können sie nun aufbauen, indem sie ihnen zeigen, wie sie diese Eigenschaften in der menschlichen Gesellschaft anwenden können. Dazu gehört auch, daß die Kinder es lernen, wie sie in einem Beruf verantwortungsbewußt und zuverlässig sein können. Jesus, der als ‘Jugendlicher an Weisheit zunahm’, lernte offensichtlich bei seinem Stiefvater Joseph ein Handwerk, denn als er das Alter von 30 Jahren erreicht hatte und sein öffentliches Königreichswerk begann, bezeichneten ihn die Leute als den „Zimmermann“ (Markus 6:3). In den Jugendjahren sollten besonders Jungen lernen, was es bedeutet, zu arbeiten und einen Arbeitgeber oder einen Kunden zufriedenzustellen, selbst wenn es sich nur um einfache Arbeiten handelt, wie zum Beispiel um Besorgungen. Sie sollten wissen, daß sie durch fleißige, ernsthafte und zuverlässige Arbeit Selbstachtung und auch die Achtung und Wertschätzung anderer erlangen; daß sie dadurch nicht nur ihren Eltern und ihrer ganzen Familie Ehre machen, sondern auch „die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen schmücken“ (Titus 2:6-10).

      26. Welcher Brauch in alter Zeit ließ erkennen, daß eine Tochter ein wertvolles Glied der Familie war?

      26 Töchter können die Kunst der Haushaltsführung lernen und dadurch innerhalb und außerhalb der Familie Anerkennung und Lob finden. Der Wert, den eine Tochter für ihre Familie hat, wurde in biblischen Zeiten durch den Brauch veranschaulicht, daß die Eltern einen Brautpreis forderten, wenn sie ihre Tochter einem Mann zur Ehe gaben. Dies wurde zweifellos als eine Entschädigung für den Verlust der Dienste, die sie ihrer Familie erwies, angesehen (1. Mose 34:11, 12; 2. Mose 22:16).

      27. Weshalb sollten Gelegenheiten, eine gute Schulbildung zu erlangen, genutzt werden?

      27 Gelegenheiten, eine gute Schulbildung zu erlangen, sollten genutzt werden, damit Kinder ausgerüstet werden, den Anforderungen des Lebens im gegenwärtigen System der Dinge gewachsen zu sein. Auch für junge Leute gilt die Ermahnung des Apostels Paulus: „Laß unsere Leute auch lernen, unaufhörlich vortreffliche Werke zu tun [einer ehrlichen Beschäftigung nachzugehen, New English Bible], um so ihre dringenden Bedürfnisse zu befriedigen, damit sie nicht ohne Frucht seien“ (Titus 3:14).

      DER SITTENMASS-STAB DER BIBEL — EIN SCHUTZ

      28, 29. (a) Welchen Rat gibt die Bibel in bezug auf Gesellschaft? (b) Wie können Eltern ihren Kindern helfen, diesen Rat zu beachten?

      28 Eltern sind natürlich besorgt, wenn ihre Kinder durch irgendwelche Umstände, vielleicht durch die Schule, die sie besuchen, gezwungen sind, mit Jugendlichen Umgang zu pflegen, die verkehrte Dinge tun. Sie mögen sich der Wahrheit der biblischen Aussage bewußt sein: „Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ Daher sind sie nicht bereit, das Argument ihres Kindes zu akzeptieren: „Alle dürfen es. Warum darf ich es nicht?“ Wahrscheinlich darf es gar nicht jeder. Doch selbst wenn es so wäre, ist das noch kein Grund dafür, daß dein Kind es darf, wenn es falsch oder unweise ist. „Sei nicht neidisch auf schlechte Menschen [oder Kinder], und bekunde kein Verlangen, dich mit ihnen einzulassen. Denn Ausplünderung ist es, worüber ihr Herz ständig nachsinnt, und Unheil ist das, was ihre eigenen Lippen ständig reden. Durch Weisheit wird eine Hausgemeinschaft aufgebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird sie sich als fest gegründet erweisen“ (Sprüche 24:1-3; 1. Korinther 15:33).

      29 Du kannst deine Kinder nicht die ganze Schulzeit und das ganze Leben hindurch am Gängelband führen. Doch dadurch, daß du ‘deine Hausgemeinschaft durch Weisheit aufbaust’, kannst du ihnen einen guten Sittenmaßstab und gute Grundsätze mit auf den Weg geben. „Die Worte der Weisen sind wie Ochsenstacheln“ (Prediger 12:11). Diese Stacheln waren lange, spitze Stäbe. Sie wurden benutzt, um die Tiere anzutreiben, sich in der richtigen Richtung weiterzubewegen. Die weisen Worte Gottes werden uns helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben, und wenn wir auf Abwege geraten, wird uns das Gewissen schlagen und uns veranlassen, unseren Kurs zu ändern. Gib deinen Kindern zu ihrem ewigen Wohl diese Weisheit mit auf den Weg. Präge sie ihnen durch dein Wort und durch dein Beispiel ein. Vermittle ihnen echte Werte; sie werden diese Werte dann auch bei denen suchen, die sie als ihre Gefährten wählen (Psalm 119:9, 63).

      30. Wie können Eltern ihren Kindern einen göttlichen Sittenmaßstab vermitteln?

      30 Denke bei alledem daran, daß sich moralische Werte viel leichter vermitteln lassen, wenn zu Hause gute Grundsätze befolgt werden. Habe selbst die Einstellung, die du bei deinen Kindern wünschst. Achte darauf, daß deine Kinder bei dir zu Hause Verständnis, Liebe, Vergebung und ein sicheres Maß an Freiheit, verbunden mit Gerechtigkeit und Fairneß, finden sowie das Gefühl, anerkannt zu werden. Auf diese Weise kannst du ihnen einen göttlichen Sittenmaßstab vermitteln, den sie auch außerhalb der Familie anwenden. Du kannst ihnen kein besseres Erbe hinterlassen (Sprüche 20:7).

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