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  • Eine Zeit für den Verstand und eine Zeit für das Herz
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1964
w64 1. 2. S. 67-68

Eine Zeit für den Verstand und eine Zeit für das Herz

„NIMM deinen Verstand zusammen!“ schreit der ungeduldige Mechaniker seinen neuen Gehilfen an. „Haben Sie ein Herz! Ich bemühe mich ja krampfhaft, eine Stelle zu finden!“ fleht der arbeitslose Schuldner seinen Gläubiger an, der ihm die Hypothek zu kündigen droht, falls er nicht unverzüglich die Zinsen zahlt.

Solche Äußerungen lassen unsere verschiedenen geistigen Fähigkeiten, den Verstand, die Denkkraft, das Erinnerungsvermögen und den Willen einerseits und die Liebe, das Mitgefühl und das Erbarmen andererseits, erkennen. Während es Situationen gibt, die offensichtlich die Anwendung der einen oder anderen dieser Fähigkeiten verlangen, gibt es Fälle, in denen man selbst entscheiden muß. Geht man zum Beispiel an einem Sonnabendvormittag in New York die verkehrsreiche 14. Straße entlang, so wird man immer wieder angehalten und angebettelt, das eine Mal von einem Blinden, ein anderes Mal von einem Gelähmten im Rollstuhl, von einem Beinamputierten, der sich auf einer Art Rollschuhen vorwärtsbewegt, oder von einer schwarzgekleideten Nonne. Solltest du nun jedem oder keinem von ihnen etwas geben? Dein Herz sagt dir vielleicht, du solltest allen helfen, aber der Verstand sagt dir, daß du das nicht kannst. Wie viele von denen, die um Hilfe bitten, verdienen wirklich, daß ihnen geholfen wird?

Das erinnert uns an folgenden Grundsatz, der vor langer Zeit von einem weisen König niedergelegt wurde: „Für alles gibt es eine Zeit, und jedes Vorhaben hat seine Stunde unterm Himmel. Fürs Lieben gibt es eine Zeit und eine Zeit fürs Hassen.“ (Pred. 3:1, 8, RSt) Der Schöpfer, der uns mit Weisheit, mit einem Gerechtigkeitsempfinden, mit Liebe und Macht ausgestattet hat, erwartet von uns, daß wir wissen, welche dieser Eigenschaften wir in der einen oder anderen Situation anwenden müssen. In manchen Situationen mag man vor allem sein Gerechtigkeitsempfinden anwenden müssen, in anderen dagegen die Weisheit oder die Liebe. In einem Fall, in dem die Umstände Barmherzigkeit fordern, nur nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit zu handeln wäre ebenso verkehrt wie sich vom Gefühl leiten zu lassen, wenn die Umstände strenge Gerechtigkeit verlangen. Ja, es gibt eine Zeit für den Verstand und eine Zeit für das Herz.

Das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn ist hierfür ein gutes Beispiel. Als dieser Sohn reumütig in sein Vaterhaus zurückkehrte, nachdem er sein ganzes Vermögen verschleudert hatte, vergab ihm der Vater großmütig und bereitete ihm ein Festmahl. Vor Freude über die Rückkehr des Sohnes wurde der Vater von seinen Gefühlen übermannt. Der ältere Bruder dagegen reagierte anders. Bei ihm behielt der Verstand die Oberhand. Alles, was er sagte, war wahr. Er war nicht verschwenderisch gewesen, sondern hatte seinem Vater jahrelang treu gedient. Sein Vater hatte ihm aber nie ein Fest bereitet. Das stimmte alles, und dennoch war der ältere Sohn im Irrtum, denn in dieser Situation galt es nicht, Rechenschaft zu fordern, sondern das Herz sprechen zu lassen. Es war eine Zeit, in der Großzügigkeit am Platz war, eine Zeit der Freude, denn „dieser, dein Bruder, war tot“, sagte der Vater, „ist aber lebendig geworden, und er war verloren, ist aber gefunden worden“. — Luk. 15:11-32, NW.

Ein gegenteiliges Beispiel ist der biblische Bericht über die Zeit, da der alte König David bald seinen Thron abtreten sollte. Statt zu warten, bis sein Vater den Thronerben bestimmte, sagte Adonja, ein Sohn Davids, stolz und anmaßend: „Ich will König werden!“ „Er schaffte sich [sogar] Wagen und Reiter an, und fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. Und sein Vater hatte ihn, so lange er lebte, nicht betrübt, daß er gesagt hätte: Warum tust du also? Und auch er war sehr schön von Gestalt.“ — 1. Kö. 1:5, 6.

Warum ließ David diesen Sohn gewähren? Warum konnte er ihm nichts sagen, was ihn betrübt hätte? Weil er nicht erkannt hatte, daß es eine Zeit gibt für den Verstand, das heißt eine Zeit, in der man streng sein und tadeln muß, und eine Zeit für das Herz oder das Gefühl, und so zog er einen Sohn auf, der den Thron seines Vaters an sich reißen wollte, bevor der rechtmäßige Erbe, Salomo, eingesetzt werden konnte.

Denselben Fehler hatte König David offenbar auch bei seinem noch schöneren Sohn, Absalom, begangen; denn als dieser treulose anmaßende Sohn bei einem mißglückten Versuch, den Thron seines Vaters an sich zu reißen, getötet worden war, schien David untröstlich, sein Schmerz kannte keine Grenzen. Er weinte und sprach: „Mein Sohn Absalom! mein Sohn, mein Sohn Absalom!“ Joab, sein Feldherr, wies ihn passenderweise mit den Worten zurecht: „Du hast heute das Angesicht aller deiner Knechte beschämt, die heute dein Leben errettet haben und das Leben ... [deines Hauses], indem du liebst, die dich hassen, und hassest, die dich lieben.“ Ja, wie unangebracht waren doch in diesem Moment die Gefühle und der Schmerz Davids um seinen mißratenen Sohn Absalom! — 2. Sam. 18:33; 19:5, 6.

Heute gibt es viele Eltern, die den gleichen Fehler machen wie damals König David: Sie lassen sich vom Herz beherrschen, wenn der Verstand die Oberhand haben sollte. Sie lassen sich von ihren Gefühlen fortreißen, wenn sie unnachgiebig sein und nach gerechten Grundsätzen handeln sollten. Solche Eltern ernten auch ganz ähnliche Früchte. In dem vor kurzem erschienenen Buch Teen-Age Tyranny (Die Tyrannei der Teenager) sprechen zwei Pädagogen besorgt davon, daß „die Erwachsenen auf ihre Rechte und Machtbefugnisse zugunsten der Minderjährigen“ oder Teenager verzichteten. Sie berichten unter anderem, Polizeibeamte in bekannten Urlaubsorten bestätigten allgemein, „daß in den meisten Fällen die Eltern, wenn die Polizei sie nachts anrufen und ihnen mitteilen muß, ihre minderjährigen Söhne oder Töchter seien wegen Trunkenheit oder unordentlichen Benehmens verhaftet worden, es nicht glauben und noch wütend werden auf die Polizei“.

Vielleicht hast du aber keine Kinder? Doch dieser Grundsatz gilt trotzdem auch für dich, denn du kannst ihn dir selbst gegenüber anwenden. Es gibt Zeiten, da du gut zu dir sein darfst, aber es gibt auch Zeiten, da du streng, ja sozusagen hart mit dir sein solltest. Als zum Beispiel Petrus Jesus veranlassen wollte, gut zu sich zu sein, während Jesus genau wußte, daß Gott für ihn einen Leidensweg bestimmt hatte, sagte Jesus zu Petrus: „Tritt hinter mich, Satan!“ Bemerkenswert ist auch, daß Petrus, als er gut zu sich sein wollte, während er hätte streng sein sollen, dreimal seinen Meister verleugnete. — Matth. 16:21-23; 26:69-75, NW.

Es gibt also ohne Zweifel eine Zeit für den Verstand und eine Zeit für das Herz. Glücklich ist, wer weiß, wann er den Verstand und wann er das Herz sprechen lassen sollte!

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