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Erwachet! 1979
g79 8. 8. S. 13-19

Was tun gegen die Gewalt in der Familie?

WER wollte bestreiten, daß die Gewalt in der Familie ein ernstes Problem ist, das, sobald es auftritt, angepackt werden muß? Welches sind die einzelnen Schritte?

Welche Emotion führt meist zu ehelichen Gewalttätigkeiten? Ist es nicht Zorn oder Wut? Nur in wenigen Ehen kommt es vor, daß der eine der beiden Eheleute Freude daran empfindet, den anderen brutal zu behandeln und ihm Schmerzen zuzufügen. Vielmehr ist die Ursache der Gewalttätigkeit in der Familie fast immer unbeherrschter Zorn als Folge von Frustrationen, Eifersucht, einem Gefühl der Einsamkeit oder der Unsicherheit.

Wie bereits erwähnt, sind wir alle von Natur aus sündig und unvollkommen (Röm. 5:12). Deshalb sind wir außerstande, unsere Gefühle vollkommen zu beherrschen. Wer von uns ist nicht schon einmal so wütend geworden, daß er etwas gesagt oder getan hat, was er nachher bereut hat? In der Bibel wird von mehreren Dienern Jehovas berichtet, die diese Schwäche offenbarten (1. Mose 34:1-31; 49:5-7; Jona 4:1, 9).

Darf somit erwartet werden, daß in einer so engen Gemeinschaft, wie es die Familie ist, Zorn nie aufkommt? Das darf man bestimmt nicht erwarten. Manchmal kann die Empörung über ein anderes Familienglied, das zufolge seiner Unvollkommenheit falsch, rücksichtslos oder lieblos handelt, zu einem Zornausbruch führen. (Vergleiche 1. Samuel 20:34; Hiob 32:3.) Die Bibel gibt Christen den realistischen Rat: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Eph. 4:26).

Sollte man, wenn man zornig ist, seinem Zorn freien Lauf lassen, um sich abzureagieren? Diese Empfehlung hört oder liest man vielleicht gelegentlich. Der Psychologe George Bach schrieb beispielsweise:

„Ein Wortstreit zwischen Mann und Frau ... ist äußerst wünschenswert. Ehepaare, die sich streiten, bleiben zusammen — vorausgesetzt, sie verstehen es, richtig zu streiten“ (The Intimate Enemy).

Hat dich die Erfahrung jedoch gelehrt, daß es wirklich ratsam ist, seinem Zorn durch wütende Worte Luft zu machen? Nach einer von Dr. Murray A. Straus, Professor für Familiensoziologie, durchgeführten Untersuchung muß die Frage verneint werden. Er hat folgendes festgestellt:

„Bei Ehekonflikten hilft es wenig, wenn Mann und Frau sich gegenseitig anschreien, um sich abzureagieren; vielmehr mag das ,eine gefährliche und allzu große Vereinfachung sein, durch die das Leben von Millionen erbärmlich werden kann‘. ... Sowohl die Frauen als auch die Männer reagierten auf harte, feindselige Äußerungen fast immer mit entsprechenden Worten.“

Es ist eine Kettenreaktion, die zu einer Explosion eskaliert. Dr. Straus schrieb abschließend:

„Bei Ehepaaren, die sich oft streiten, kommt es auch häufig zu Handgreiflichkeiten. ... Beide haben immer weniger Hemmungen, den anderen, nachdem sie ihn mit Worten verletzt haben, auch buchstäblich zu verletzen“ (McCall’s, Oktober 1975).

Die Erfahrungen der Menschen beweisen (ganz gleich, welche Theorie der Psychologen gerade Mode ist) die Weisheit des göttlichen Rates, seinen Zorn zu beherrschen: „Ein dem Zorn ergebener Mann erregt Streit, und wer irgend zur Wut neigt, gerät in manche Übertretung.“ „Wie eine erbrochene Stadt ohne [Schutz-] Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält.“ „Steh ab vom Zorn und laß den Grimm; erhitze dich nicht, nur um übelzutun“ (Spr. 29:22; 25:28; Ps. 37:8). Jeder, der gegen seine Angehörigen schon einmal gewalttätig geworden ist (oder dem das beinahe passiert ist), kann sich und seinen Angehörigen nützen, wenn er das, was Gott über Zorn und Selbstbeherrschung rät, erforscht und sich dann bemüht, es anzuwendena.

„Das ist schön und gut“, werden jetzt viele einwenden, „aber was tut man, wenn die Frau (oder der Mann) einen wirklich wütend macht?“ Wie wäre es, ungefähr 60 Sekunden lang nichts zu sagen oder langsam bis 60 (oder noch weiter) zu zählen? Wenn es dir gelingt, deinen Zorn so lange zu beherrschen, besteht weniger Gefahr, daß du explodierst oder eine Explosion auslöst. Denke auch an den folgenden göttlichen Rat: „Wer Streit anfängt, entfesselt eine Wasserflut, drum halt ein, ehe der Zank ausbricht!“ Hast du das schon einmal versucht, wenn du gereizt oder gar wütend warst? Hast du dich empfohlen und bist für eine Weile weggegangen, in ein anderes Zimmer oder nach draußen, um die Fassung wiederzugewinnen? Das ist besonders einem Ehemann zu raten, wenn er merkt, daß seine Frau ungewollt spleenig, gereizt oder unbeherrscht ist. Es kann nämlich die Folge vorübergehender hormoneller Störungen sein, die es ihr erschweren, sich zu beherrschen (Spr. 17:14, Einheitsübersetzung; 19:11).

Was kannst du tun, wenn dein Ehepartner wütend ist oder schimpft? Eine weise Empfehlung wäre: „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Spr. 15:1). Hätte das in dem von dem Jungen geschilderten Fall, der auf Seite 5 erwähnt wird, nicht geholfen? Leicht ist es natürlich nicht. Aber wieviel besser und nützlicher ist es, milde zu antworten, als Zorn aufkommen zu lassen, der dich dazu verleiten könnte, handgreiflich zu werden. In dem bereits erwähnten Artikel hieß es interessanterweise, nachdem auf die von Dr. Straus gemachte Feststellung hingewiesen worden war, daß harte Worte des einen Ehepartners ein entsprechendes Echo beim andern hervorrufen: „Nur wenn der eine sanft, rücksichtsvoll und liebevoll sprach, reagierte der andere versöhnlich.“

Es funktioniert!

Die erwähnten Empfehlungen aus der Bibel sind keine graue Theorie, sondern damit kann tatsächlich das Problem der Gewalt in der Familie gelöst werden. Sie haben sich in zahllosen Fällen bewährt. Ein Beispiel ist Tom aus Cincinnati (Ohio, USA), der sehr jähzornig war. Er berichtet:

„Ich hatte vor Wut mit den Fäusten so oft die Wand durchgeschlagen, daß ich schließlich die Pfeiler markierte, damit ich mich nicht ständig verletzte.“ Es kam häufig vor, daß er sich am Wochenende betrank. Einmal, nachdem er sich mit seiner Frau im Rausch ganz bös gestritten hatte, beschloß er, sich an Gott um Hilfe zu wenden. Eine Zeitlang ging er regelmäßig zur Methodistenkirche. Dann, nachdem er eines Tages inbrünstig gebetet hatte, sprachen ihn zwei Zeugen Jehovas an, als er vor dem Haus arbeitete. Er begann, unter ihrer Anleitung die Bibel zu studieren, und bemühte sich, das Gelernte anzuwenden. Seine Frau spottete manchmal und zerriß sogar die biblischen Schriften, die er sich erworben hatte. Aber er reagierte weder zornig noch gewalttätig. Er erklärte: „Durch die Wahrheit bin ich wirklich ganz anders geworden, sonst wäre ich NIEMALS so ruhig und meiner Frau gegenüber so freundlich geblieben.“

Weitere Schritte

Die Ratschläge, die Gott in Verbindung mit Zorn gibt, zu befolgen trägt zwar zur Lösung des Problems der Gewalt in der Familie bei. Aber man kann noch mehr tun.

Wir haben im Falle von Tom und auch in anderen Fällen bemerkt, daß der Alkohol vielfach eine Rolle spielt. Selbst wenn man durch den Alkohol nicht gewalttätig wird, so mögen doch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Er mag sozusagen das Holz erhitzen, so daß durch den erstbesten Funken ein verheerendes Feuer ausbricht.

Wenn Gewalttätigkeit ein Problem in deiner Familie ist, dann überlege einmal, ob Alkohol manchmal etwas damit zu tun hat. Die Bibel verurteilt den mäßigen Alkoholgenuß nicht. Sie sagt jedoch warnend: „Der Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ist ungestüm, und jeder, der davon irregeht, ist nicht weise“ (Spr. 20:1; Ps. 104:15; Eph. 5:18). Wenn sich ein Ehepartner durch Alkoholgenuß zu Handgreiflichkeiten hinreißen läßt, muß etwas dagegen getan werden. Aus Liebe und aus dem Wunsch heraus, die Familie zu erhalten und zu verhindern, daß geprügelt oder gar getötet wird, kann man gemeinsam festlegen, wann und wieviel getrunken werden darf. Und sollte es sich zeigen, daß es noch zuviel ist, setze man die Menge ruhig noch mehr herab. In einigen Fällen mag es sogar notwendig sein, auf Alkohol ganz zu verzichten. Ist das nicht besser, als von dem Problem der Gewalt in der Familie übermannt zu werden?

Nicht streiten, sondern reden

Wie bereits erwähnt, führen oft Frustrationen, Eifersucht und ein Gefühl der Unsicherheit zu Gewalttätigkeit. Was kann dagegen getan werden? Eines der besten Mittel ist das Gespräch. „Die meisten Eheleute“, erklärte ein Sozialwissenschaftler, „hören einander nicht zu, und deshalb fangen viele an, miteinander zu streiten.“

Jeder von uns hat mit gewissen Frustrationen zu kämpfen. Zum Beispiel träumte ein Mann davon, zur See zu fahren und die Welt zu sehen, aber dann heiratete er; und jetzt muß er auch noch seine alten Eltern unterstützen. Er arbeitet in einer Schuhsenkelfabrik, immer an ein und demselben Platz, wird durch Lärm belästigt und von einem eingebildeten Vorarbeiter geplagt. Glaubst du, daß dieser Mann nie frustriert nach Hause kommt? Seine Frau hatte davon geträumt, auf einem friedlichen Bauernhof drei gesunde Kinder großzuziehen. Doch nun bleiben ihnen Kinder versagt, und außerdem müssen sie in der Stadt wohnen, um in der Nähe der betagten Eltern zu sein. Werden ihr Frustrationen fremd sein? (1. Mose 30:1; 1. Sam. 1:4-11).

Wenn sich Mann und Frau jedoch angewöhnen, miteinander über das, was sie tun und was sie empfinden, zu sprechen, besteht weniger Gefahr, daß die Frustrationen — in dem unvollkommenen System, in dem wir leben, so zahlreich — sich so aufstauen, daß es zu einer schlimmen Explosion kommt. Wenn sie beispielsweise ruhig miteinander über die Tatsache sprechen, daß seine Arbeit, obschon sie ihm schwerfällt, es ihnen ermöglicht, für die Angehörigen zu sorgen — was ja in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes ist —, wird der Mann sich weniger frustriert fühlen (1. Tim. 5:8). Sie können aus ihrer Zweisamkeit Trost schöpfen und aus dem Bewußtsein, daß sie ihren betagten Eltern Gutes tun. Außerdem können sie sich vornehmen, in Urlaub zu fahren oder einen Ausflug zu machen, oder der Mann kann versuchen, die Arbeit zu wechseln. Ebenso wichtig ist, daß der Mann die Frau spüren läßt, daß er sie liebt, sie versteht und das Opfer, das sie bringt, schätzt. Dadurch ist das ganze für sie weniger frustrierend. Noch wirksamer ist es, wenn er sie in die Arme nimmt, um ihr das zu sagen.

Miteinander zu reden ist auch dann notwendig, wenn die Gefahr besteht, daß sich ein Streit entwickelt. Die Frau merkt zum Beispiel, wenn der Mann nach Hause kommt, ob er wütend oder hypernervös ist. Da sie aus früheren Gesprächen weiß, was die Ursache sein könnte, mag sie etwas Beruhigendes sagen, was ihn ihr Mitgefühl spüren läßt. Anstatt ihn noch mehr zu reizen, sagt sie etwas, was ihm wohltut. Sie fragt vielleicht freundlich: „War der Vorarbeiter heute wieder einmal eklig?“ oder: „War es mit dem Verkehr recht schlimm?“ Andererseits könnten sich die meisten Ehemänner noch mehr anstrengen, Verständnis für die Stimmung und die Empfindungen ihrer Frau zu haben, so daß sie zur rechten Zeit das Rechte sagen und tun können. (Vergleiche Sprüche 25:11.)

Die Tendenz, sich auf seine eigenen Empfindungen zu konzentrieren, trägt ebenfalls zu dem Problem der Gewalt in der Familie bei (Phil. 2:4). Die Frau mag erwarten, daß der Mann ihre neue Frisur sieht und sich darüber äußert, ohne daß sie ihn darauf aufmerksam machen muß. Er dagegen meint vielleicht, daß sie durch Intuition wisse, wie fürchterlich der Verkehr an diesem Tag gewesen ist. Solche Dinge können zu einem Ehekrach und zu Handgreiflichkeiten führen. Größere Offenheit in einem solchen Augenblick wird nützlich sein. Zum Beispiel könnte er sagen: „Es ist eine richtige Wohltat, nach einem solchen Tag nach Hause zu kommen.“ Sie könnte sagen: „Heute habe ich mir die Haare schneiden und neue Dauerwellen machen lassen.“ Sage deinem Ehepartner, was dich bewegt, anstatt von ihm ein übertrieben großes Einfühlungsvermögen zu erwarten. Solche offenen Äußerungen können zu einem Gespräch führen, das Gewalttätigkeit verhindert.

Auch die Geldangelegenheiten der Familie müssen besprochen werden. Man sollte Zeit reservieren, um das zu tun, und niemals zulassen, daß sie ein Anlaß für Groll oder Spannungen werden. Ein Soziologe ermittelte, daß „bei 28 Prozent der Angriffe auf die Ehefrau Geldprobleme mitverantwortlich waren“. Zu heftigen Auseinandersetzungen kommt es besonders dann, wenn die Frau dem Mann immer wieder vorwirft, er verdiene nicht soviel wie andere Männer in der Nachbarschaft oder er verdiene nicht so viel, daß sie sich kaufen könne, was sie möchte. Wenn der Mann immer wieder solche Vorwürfe hört, kommt er sich schließlich minderwertig und unfähig vor, seine Familie richtig zu ernähren. Eine vorzügliche Grundlage für ein Gespräch zwischen Mann und Frau über das Einkommen und den Haushaltsplan bilden die inspirierten Worte aus 1. Timotheus 6:6-10, 17-19 und Matthäus 6:24-34. Der Mann oder die Frau könnte diese Texte vorlesen, und dann könnten sie gemeinsam über den Kauf von neuen Möbeln, neuen Kleidern oder anderen Dingen sprechen.

Während man ruhig miteinander spricht, könnten auch Themen wie Eifersucht angeschnitten werden. Die Frau mag eifersüchtig auf eine andere Frau sein (oder der Mann auf einen anderen Mann) oder auf eine Verwandte, der der Mann große Aufmerksamkeit schenkt, oder auf seinen Beruf, weil er ganz darin aufgeht. Nach der bereits erwähnten Studie spielte bei „35 Prozent der Angriffe auf die Ehefrau die Eifersucht eine Rolle“. Sprüche 6:34 und der Kontext dieses Verses zeigen, daß es bei berechtigter Eifersucht gewöhnlich zu einem Wutausbruch kommt und der Betroffene Rache nehmen möchte. Aber manchmal wird jemand aus Eifersucht gewalttätig, obschon er so gut wie keinen oder absolut gar keinen Grund dazu hat. Anstatt das Gefühl der Eifersucht aufstauen zu lassen wie Dampfdruck in einem Heißwasserspeicher, bis es eine fürchterliche Explosion gibt, sollte man während eines ruhigen Gesprächs mit dem Ehepartner sachlich (nicht vorwurfsvoll) erwähnen, wie man empfindet. Es mag große Beherrschung erfordern, ruhig zu sprechen, aber wenn dadurch erreicht wird, daß man sich gegenseitig besser versteht, ist die Gefahr, daß es zu Gewalttätigkeiten kommt, schon fast gebannt (Spr. 14:30; 27:4)

Wenn es dir bisher schwergefallen ist, mit deinem Mann (deiner Frau) über Familienangelegenheiten und über deine Empfindungen zu sprechen, und es zwischen euch zu Gewalttätigkeiten gekommen ist, dann überlege dir, ob du dich nicht an eine reife, ausgeglichene Person wenden solltest, die als neutraler, doch an eurem Wohl interessierter Zuhörer bei einem solchen Gespräch dabeisein könnte. Der Soziologe John E. O’Brien, der eine Untersuchung über das Thema „Gewalttat in scheidungsgefährdeten Familien“ durchführte, schrieb:

„Solche Befürchtungen sollte man zur Sprache bringen und diskutieren, sobald sie auftreten. Wenn es den Eheleuten unmöglich ist, unter vier Augen miteinander zu sprechen, sollten sie sich einen Vermittler suchen.“

Prediger der Zeugen Jehovas, die von Personen, die sich mit der Bibel beschäftigen, oder von Gliedern der Versammlung, die Eheprobleme haben, gebeten worden sind, als das zu fungieren, haben in vielen Fällen helfen können. Auf die Bitte eines Ehepaares hin kann ein christlicher Prediger beiden behilflich sein, sachlich über ihre Empfindungen oder Probleme zu sprechen und sie im Licht der Heiligen Schrift abzuwägen, über die geschrieben steht, sie sei nützlich „zum Richtigstellen der Dinge“ (2. Tim. 3:16, 17).

Warum die Bibel?

Es ist dir sehr wahrscheinlich aufgefallen, daß die meisten der besten und praktischsten Ratschläge zur Lösung oder Verhütung des Problems der Gewalt in der Familie aus dem Worte Gottes stammen. Das ist zu erwarten, denn der Verfasser dieses Buches ist der Urheber der Familie, und er hat im Laufe der Menschheitsgeschichte schon viele Gewaltfamilien, aber auch harmonische Familien beobachtet. Die Heilige Schrift enthält göttliche Ratschläge, durch die, wenn man sie anwendet, das wachsende Problem der Gewalt in der Familie am besten gemeistert werden kann.

In der Bibel wird beispielsweise wiederholt gesagt, daß Mann und Frau sich als „e i n Fleisch“ sehen sollten (1. Mose 2:24; Mark. 10:8; Eph. 5:31). Wenn Eheleute den eigentlichen Geist dessen, was Gott mit diesen Worten sagen möchte, erfassen, wird es zwischen ihnen sehr wahrscheinlich zu keinen Handgreiflichkeiten kommen. In Epheser 5:28, 29 wird außerdem noch gesagt: „Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und hegt und pflegt es.“ Entspricht das nicht den Tatsachen? Bist du je über deine Hand so wütend gewesen, daß du sie mit einem Topf oder einem Hammer geschlagen hast? Oder warst du je so wütend über deinen Hals, daß du dich gewürgt hast?

Informieren wir uns außerdem nicht über unsere körperlichen Gebrechen, und nehmen wir nicht Rücksicht darauf, zum Beispiel auf Schwerhörigkeit? Eine solche Rücksichtnahme gehört sich auch in der Ehe. Eine Ursache vieler Ehestreitigkeiten ist jedoch die Meinung: „Warum bist du so anders als ich? Warum betrachtest du alles anders als ich oder tust es anders, als ich es tun würde?“ Vielleicht wird es nicht gerade mit diesen Worten gesagt. Doch mag es in folgenden Äußerungen zum Ausdruck kommen: „Warum hast du den Tisch nicht abgewischt, bevor du dich vor den Fernseher gesetzt hast?“ Oder: „Warum steckst du deine dreckigen Socken in die Schuhe, anstatt sie in die Wäsche zu tun?“ Der zugrundeliegende Gedanke ist der gleiche. Aber ein Mann (eine Frau), der die göttliche Auffassung, daß zwei Eheleute ein Fleisch sind, teilt, ist eher bereit, Eigenheiten oder Schwächen des anderen zu tolerieren, während dieser daran arbeitet, sie zu überwinden. In der Bibel lesen wir die weisen Worte: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“ (Spr. 19:11).

Ein Ehepaar, das die Bibel akzeptiert und sich danach ausrichtet, wird auch regelmäßig gemeinsam beten (1. Petr. 4:7). Wie stärkend ist es für Mann und Frau, eng beisammen und in seelischem Gleichklang zu sein, während sie demütig Gott um Hilfe und Barmherzigkeit bitten. Im Zusammenhang mit dem Problem der Gewalt in der Familie schrieb der New Yorker Psychologe S. Didato interessanterweise:

„Ich gebe Ehepaaren oft den Rat, in ihrer Hochzeitsnacht zu beten. Wenn sie sich das angewöhnen, wird es nicht so ohne weiteres zu Gewalttätigkeiten in der Ehe kommen.“

Als Zoila und David begannen, die biblischen Grundsätze anzuwenden, wurde auch das Gebet ein Bestandteil ihres Lebens. Zoila, eine Peruanerin, erzählte:

„Unsere Ehe war eine Katastrophe. David ging jeden Abend weg und verbrauchte alles Geld, so daß ich oft nicht einmal mehr das Lebensnotwendige hatte. Er verprügelte mich häufig; sogar als ich schwanger war, schlug er mir ein Auge blau und brach mir einen Finger. Ich mußte meinen Leib schützen, um zu verhindern, daß mein ungeborenes Kind verletzt wurde.“ Als einmal Davids Tante, eine Zeugin Jehovas, zu Besuch kam, begann sie mit ihnen die Bibel zu studieren. David erkannte, wie verkehrt er gehandelt hatte, ja er weinte sogar deshalb. Auch war er zutiefst erschüttert, als er erfuhr, daß er keine Aussicht hatte, von Jehova anerkannt zu werden, wenn dieser die Bösen vernichtet, es sei denn, daß er sich ändert. Von da an bemühten sich beide, die Grundsätze der Bibel anzuwenden, und das half ihnen, andere Menschen zu werden. Nun gehört die Gewalt in ihrer Ehe der Vergangenheit an.

Die Gewalt in der Familie — Angriffe auf die Frau oder auf den Mann oder Kindesmißhandlungen braucht kein unlösbares und unvermeidliches Problem zu sein, obschon wir immer wieder in der Presse lesen, daß es stets größere Ausmaße annimmt. Jeder, sei es, daß er bisher zu den Opfern gezählt hat oder selbst gewalttätig gewesen ist, kann beginnen, Gottes vollkommene Ratschläge anzuwenden. Das wird zur Folge haben, daß die Gewalt auch in seiner Familie bald der Vergangenheit angehören wird.

[Fußnote]

a Lehrreiche Beispiele 1. Mose 4:3-8; 1. Sam. 20:30-33; Esth. 1:10-20. Weitere weise Ratschläge: Spr. 12:16; 16:32; 19:19; 22:24, 25; Kol. 3:8; Jak. 1:19, 20.

[Herausgestellter Text auf Seite 14]

„Von Ihnen, als von einem Erwachsenen, erwartet man, daß Sie sich, wenn Sie mit jemandem nicht übereinstimmen, beherrschen können und eine Sprache führen, die eines Erwachsenen würdig ist. Werden Sie aber gewalttätig und prügeln Sie sich, schreien Sie und werfen Gegenstände umher, ... dann benehmen Sie sich wie ein Kind. Sie schlagen blindlings und unsinnig auf etwas ein, was Sie wütend macht. Tun Sie das nicht! Letzten Endes richten Sie sich auf diese Weise zugrunde“ („First Aid for the Happy Marriage“ von Dr. Rebecca Liswood).

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

„Angstvolle Besorgtheit im Herzen eines Mannes wird es niederbeugen, aber das gute Wort erfreut es“ (Spr. 12:25).

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

„Ein wütender Mann erregt Streit, aber einer, der langsam ist zum Zorn, beschwichtigt Gezänk“ (Spr. 15:18).

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