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Gedankenaustausch in der Familie — Warum mangelt es daran?Erwachet! 1985 | 8. April
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Gedankenaustausch in der Familie — Warum mangelt es daran?
FÜR Sir Stamford Raffles, der in Singapur einen Hafen für Großbritannien anlegte, war es seinerzeit nichts Ungewöhnliches, wenn er ein ganzes Jahr warten mußte, um aus London eine Antwort auf seine Depeschen zu erhalten. Aber das war im 19. Jahrhundert. Heute machen technische Wunderwerke wie Kommunikationssatelliten eine sofortige Verbindung mit fast jedem Punkt der Erde möglich.
Es ist daher geradezu eine Ironie, daß sich der Mensch heute zwar leicht mit irgend jemand auf einem anderen Kontinent verständigen kann, es ihm aber oft nicht mehr gelingt, den Gedankenaustausch innerhalb der eigenen Familie aufrechtzuerhalten. Die in die Höhe schnellenden Scheidungsraten legen ein erschreckendes Zeugnis dafür ab. Es verwundert daher kaum, daß Wissenschaftler in einer Studie über „glückliche“ und „unglückliche“ Ehen zu folgendem Schluß kamen: „In vielen mit Problemen belasteten Ehen wäre in erster Linie ein besserer Gedankenaustausch zwischen den Ehepartnern notwendig.“ In wie vielen Familien pflegt man aber einen regen Gedankenaustausch, führt man vertraute, tiefsinnige und geistvolle Gespräche? Oft kommt es kaum zu einer Übereinstimmung der Gedanken, geschweige denn der Gefühle. Wie konnte es überhaupt soweit kommen?
Die Gründe für die Kommunikationsprobleme
Das Familienleben wird heute durch vieles beeinträchtigt. Vor der Industrialisierung war die Arbeit mehr oder weniger eine Sache der ganzen Familie. Das hat sich inzwischen völlig geändert. Fast überall in der Welt muß der Mann viele Stunden außer Haus arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die sich verschlechternde Weltwirtschaftslage bringt es mit sich, daß viele Frauen gezwungen sind, es ihren Männern gleichzutun. Kinder werden oft einer bezahlten Aufsichtsperson anvertraut oder sich selbst überlassen. Die Schule hat die Kindererziehung übernommen — eine Aufgabe, die in der Vergangenheit in erster Linie zur Verantwortung der Eltern gehörte. Die Technik, der wir die Verbesserung der Kommunikationsmittel verdanken, hat sich mitunter auch nachteilig auf das Familienleben ausgewirkt.
Bevor es Radios, Fernsehgeräte, Stereoanlagen, Videorecorder und Telespiele gab, verbrachten die Familienglieder oft viel Zeit damit, sich zu unterhalten. Aber durch diese Vielzahl von Geräten mangelt es in einigen Familien an der Kunst, Gespräche zu führen. In einem Bericht des US-Instituts für Psychohygiene mit dem Titel Television and Behavior (Fernsehen und Verhalten) wird erklärt: „Das Zusammensein der Familie am Kamin oder beim Abendbrot scheint zugunsten des gemeinsamen Fernsehens aufgegeben worden zu sein.“ Besonders beunruhigend war die Feststellung, daß in den Vereinigten Staaten „Familien die Hälfte der Zeit, die sie außer dem Schlafen noch zu Hause verbringen, vor dem Fernsehgerät sitzen“. Das Verhängnisvolle ist zumeist: Wird das Fernsehgerät eingeschaltet, so wird die Familie ausgeschaltet; die Unterhaltung beschränkt sich auf das Nötigste.
Wie sieht das Ergebnis aus? Das Familienleben wird schal und leer. Die kameradschaftlichen Gefühle verebben, und man lebt sich auseinander. Damit aber eine Familie vereint bleibt und durch die Bande des Verständnisses und der Liebe zusammengehalten wird, müssen Gedanken und Gefühle ausgetauscht werden. In Familien, in denen das geschieht, kann einer den anderen erbauen, so daß alle dem Druck der von Problemen geplagten Umwelt standhalten können. Wie kann eine Familie ein solch vertrautes Verhältnis entwickeln? Rat aus den verschiedensten Quellen steht in großer Fülle zur Verfügung. Aber der beste Ratgeber ist immer noch das älteste Buch — die Bibel. Wir wollen einmal untersuchen, wie man einige ihrer Grundsätze wirkungsvoll anwenden kann.
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Gedankenaustausch in der Familie — Wie kann er verbessert werden?Erwachet! 1985 | 8. April
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Gedankenaustausch in der Familie — Wie kann er verbessert werden?
„MEIN Mann sagt nie ein Wort.“ „Meine Frau hört nie zu, wenn ich etwas zu sagen habe.“ So lauten die Klagen vieler Eheleute. Jugendliche fühlen oft wie der 12jährige Max: „Ich fürchte mich nicht davor, [mit meinen Eltern] zu reden, aber ich fürchte ihre mögliche Reaktion.“ Daher trennen die Mauern des Schweigens die Familienglieder.
Einige mögen anführen, daß der Mann und die Frau in vielen Fällen einfach kein gutes Paar seien; sie würden überhaupt nicht zusammenpassen und hätten am besten gar nicht heiraten sollen. Sicherlich nehmen viele Paare die Zeit vor der Ehe nicht ernst genug und versäumen, bereits vor der Ehe eine feste Grundlage für den Gedankenaustausch zu legen. (Siehe Seite 9.) Allerdings hängt der Erfolg einer Ehe nicht nur davon ab, wie gut man zusammenpaßt. Wesentlich entscheidender ist, ob ein Paar bereit ist, Gottes Maßstäbe für die Ehe anzuerkennen und die Grundsätze der Bibel anzuwenden, oder nicht. Wir wollen einmal anhand einiger Beispiele betrachten, was die Bibel über die Rolle und die Verantwortung des Mannes und der Frau sagt:
● „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn“ (Epheser 5:22, 23).
● „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat ... Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber“ (Epheser 5:25, 28).
● „Reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ (Epheser 6:4).
Wenn man diese Grundsätze in die Tat umsetzt, hat man bereits eine solide Grundlage für den Gedankenaustausch in der Ehe gelegt. Warum? Weil ein Ehemann, der es als eine ihm von Gott gegebene Verantwortung betrachtet, ‘seine Frau zu lieben’, eher geneigt sein wird, sich mit ihr zu unterhalten und ihr zuzuhören. Eine Frau, die überzeugt ist, daß Gehorsam ihrem Mann gegenüber ein göttliches Erfordernis ist, wird ähnlich motiviert sein. Wie kann man allerdings mit dem Druck und der Spannung fertig werden, die sich in einer Ehe entwickeln mögen? Kann der Rat der Bibel wirklich helfen, auch solche Probleme zu meistern?
Wenn Probleme entstehen
Die Ehe ist die engste menschliche Beziehung. Mit der Zeit kann sich ein Ehepaar eines so wunderbaren Verhältnisses erfreuen, daß schon eine Berührung, ein Blick oder eine Geste alles sagen kann. Aber nur wenige erreichen diesen glücklichen Stand.
Eine junge Ehefrau erinnerte sich: „Nach unserer Hochzeit gerieten wir in große finanzielle Schwierigkeiten. Wir lebten nur von einer Woche zur anderen und von der Hand in den Mund. Eine solche Unsicherheit war ich nicht gewohnt.“
Dieses junge Ehepaar konnte jedoch die Spannungen in seiner Ehe abbauen, indem es biblischen Rat anwandte. Der Ehemann bekannte: „Ich glaube, ich war völlig blind für ihre Gefühle. Ich dachte, es sei alles in Ordnung. Ich erkannte überhaupt nicht, daß sie nur noch ein nervöses Wrack war.“ Was taten sie, um ihr Problem zu überwinden? Die Frau erklärte: „Wir führten lange Gespräche miteinander. Es waren manchmal schon recht unbequeme Aussprachen, aber sie halfen.“
Ein Ehemann namens Richard sagte: „Ich hatte Schwierigkeiten, mich an den Ehealltag zu gewöhnen. Wir arbeiteten beide den ganzen Tag, und meine Frau wollte, daß ich ihr bei der Hausarbeit helfe. Ich hatte allerdings die Vorstellung, das sei ganz und gar die Aufgabe meiner Frau. Außerdem hatte ich nach einem Arbeitstag zu nichts mehr Lust, außer mich zu entspannen und mir die Sportnachrichten anzusehen. Wenn ich dann plötzlich hörte: ,Kannst du die Kleidung zur Reinigung bringen?‘, sagte ich nur: ,Mach es doch selbst!‘“
Später begannen Richard und seine Frau, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Als er erfuhr, daß Gott von ihm fordert, ‘seine Frau zu lieben wie seinen eigenen Leib’, war er bereit, seinen Teil zur Hausarbeit beizutragen. Selbst der Druck auf der Arbeitsstelle erschien ihm dadurch, daß er Gottes Wort studierte, in einem ganz anderen Licht. Er erklärte: „Sobald ich einen Grund zu leben hatte und Gottes Vorsätze verstand, konnte ich mich von den negativen Gedanken frei machen, mit denen ich auf der Arbeitsstelle konfrontiert wurde.“
Die Bibel weist jedoch noch auf eine weitere Ursache für Probleme hin: „Denn wir alle straucheln oft. Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, imstande, auch seinen ganzen Leib zu zügeln“ (Jakobus 3:2). Ja, jeder macht sich von Zeit zu Zeit einer taktlosen oder sogar unfreundlichen Bemerkung schuldig. Und wenn zwei unvollkommene Persönlichkeiten aneinandergeraten, mag ihr Temperament mit ihnen durchgehen.
Doch was geschieht, wenn ein Ehepaar zuläßt, daß solche Probleme in seiner Ehe vorherrschen? Die Bibel sagt: „Ein Bruder, gegen den man sich vergangen hat, ist mehr als eine starke Stadt; und es gibt Streitigkeiten, die wie der Riegel eines Wohnturms sind“ (Sprüche 18:19). Wenn der Gedankenaustausch zum Erliegen kommt, hat das ernste Auswirkungen sowohl auf das Ehepaar als auch auf ihre Kinder. Fachleute sagen sogar, daß „ständiger Streit zwischen den Eltern“ einer der schädlichsten Einflüsse auf ein Kind überhaupt sei.
Wenn man den Rat der Bibel anwendet, kann man solche Streitigkeiten auf ein Minimum reduzieren. Ehemänner werden in Gottes Wort angewiesen, sich ‘nicht gegen ihre Frauen erbittern’ zu lassen (Kolosser 3:19). Und zum Streiten gehören immer zwei. Warum nicht versuchen, ruhig und taktvoll zu bleiben, wenn sich der Ehepartner aufregt und ärgert? Man sollte ihm lieber zustimmen und sich auf seine Seite stellen, wenn das möglich ist. Die Bibel sagt: „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Sprüche 15:1). Harte Antworten werden die Situation nur noch verschlimmern. Es ist besser, freundlich zu fragen: „Habe ich dich verärgert? Stimmt etwas nicht, Liebling?“ Fragt man liebevoll und taktvoll nach dem Grund der Verstimmung, so kann man sie häufig dadurch überwinden. Andererseits könnte man seinem Ehepartner auch freiheraus, aber freundlich erklären, daß man durch seine Handlungsweise verärgert oder verstimmt sei. Die Bibel sagt: „Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen. Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt“ (Epheser 4:26, 32).
Ein junger Ehemann lernte, diesen Rat anzuwenden. Er sagte: „Meine Frau ist sehr gefühlsbetont. Es ist für sie manchmal sehr schwer, selbst bei einem ruhigen Gespräch nicht ärgerlich zu werden. Aber ich versuche, mich auf sie einzustellen und auf ihre Gefühle noch mehr Rücksicht zu nehmen.“ Solche gewissenhaften Bemühungen helfen nicht nur, mit dem Ehepartner Frieden zu halten, sondern sie vertiefen auch die Zuneigung zueinander.
Gedankenaustausch mit den Kindern
Die Geburt des ersten Kindes bringt für ein junges Ehepaar eine echte Herausforderung mit sich. Schließlich ist es bei einem Neugeborenen nicht damit getan, es regelmäßig zu füttern und ihm die Windeln zu wechseln. Forscher erklären, daß Säuglinge ein großes Bedürfnis haben, sich mitzuteilen. Selbstverständlich kann ein Baby noch nicht sprechen. Aber durch einen Blick des Vaters oder der Mutter, durch eine Berührung und durch körperlichen Kontakt wird viel dazu beigetragen, die Wege der Kommunikation zu öffnen. Das ist einer der Gründe dafür, daß in vielen Krankenhäusern das neugeborene Kind nicht mehr von der Mutter getrennt wird. Die schwedischen Forscher Winberg und de Château sagen: „Zwar mag ein enger [Mutter-Kind-]Kontakt während dieser Periode die Entwicklung des Säuglings direkt beeinflussen, aber von noch größerer Bedeutung dürfte er für die Mutter sein, da er ihre Bindungen zu dem Neugeborenen stärkt ... Dieser Kontakt scheint ihre Einstellung zum Kind und ihr Empfinden für die Bedürfnisse des Kindes zu beeinflussen.“
Was können Eltern sonst noch tun, um von Anfang an die Verbindung zu ihrem Kind herzustellen? Die Bibel zeigt, daß Eltern mit ihren Kindern „von frühester Kindheit an“ sprechen sollten (2. Timotheus 3:15). Ist das realistisch? Einem Baby etwas vorzusingen und mit ihm zu sprechen sei möglicherweise „für die Befriedigung [seiner] psychischen Bedürfnisse wichtig“, behaupten die Forscher Winberg und de Château. Die sowjetische Forscherin M. I. Lisina führt ein Experiment an, bei dem man mit Babys liebevoll sprach, sie anlächelte und sie liebkoste. Das Ergebnis? Nach zwei Monaten erreichten diese Säuglinge „einen deutlich höheren Entwicklungsstand“ als andere Kinder, denen man keine solche Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Eine liebevolle Kommunikation ist für einen Säugling offensichtlich ein emotionaler Gewinn. Dr. Lisina bemerkt weiter: „Wir glauben, daß die Anregung durch andere Menschen für die Sprachentwicklung [eines Babys] außerordentlich wichtig ist.“
Studium und Entspannung
Mit zunehmendem Alter der Kinder werden die Probleme in Verbindung mit der Erziehung immer komplexer. Viele christliche Familien haben festgestellt, daß es eine große Hilfe ist, wenn man ein Programm für geistige Aktivitäten aufstellt. Dadurch können der Gedankenaustausch und die Einheit in der Familie sehr gefördert werden. Ein solches Programm kann durchaus abwechslungsreich und flexibel gestaltet werden und allen Freude bereiten.
Zugegeben, so ein Programm setzt vielleicht voraus, daß jeder gewisse Änderungen vornimmt. In einigen Teilen Afrikas ist es zum Beispiel Tradition, daß der Vater sein Essen würdevoll in Einsamkeit zu sich nimmt. Wenn er aber Christ wird, erkennt er die Notwendigkeit, die Mahlzeiten zusammen mit seiner Familie einzunehmen. Welche Vorteile hat das? Am Frühstückstisch kann man bereits einen Bibeltext oder ein biblisches Thema besprechen und wird so gut auf den Tag vorbereitet. Während des Abendessens können alle in einer entspannten Atmosphäre die Erlebnisse des Tages erzählen und dadurch „zum Austausch von Ermunterung“ beitragen (Römer 1:12). Dabei können die Eltern auch die kleineren Kinder ermuntern, sich zu äußern.
Neben der notwendigen Zeit, die man für ernsthaftes Lernen vorsehen muß, zum Beispiel für Hausaufgaben und das Studium der Bibel, sollte man nicht vergessen auch Zeit für die Entspannung einzuräumen. Fernsehen, Kino und Musik sind bei jungen Leuten populär, aber diese sehr einflußreichen Kommunikationsmittel ähneln immer mehr Kloaken — sie enthalten Schmutz und Schund. Gemäß einer Studie des US-Instituts für Psychohygiene „sind die sich in den 70er Jahren häufenden Beweise, daß sich die im Fernsehen gezeigte Gewalttätigkeit und Brutalität auf Kinder negativ auswirkt, inzwischen überwältigend“. Eltern müssen daher sorgfältig überprüfen, wie sich ihre Kinder entspannen. (Siehe Epheser 5:3-5.) Picknicks und Ausflüge wie auch die christlichen Zusammenkünfte sind Gelegenheiten, bei denen Kindern förderliche Unterhaltung geboten werden kann.
Das Gespräch mit Jugendlichen
Einige Eltern stellen fest, daß sich zwischen ihnen und ihren Kindern Kommunikationsschranken aufbauen, sobald sie die Pubertät erreichen. Diese Jahre bringen für einen Jugendlichen nicht nur rasche physische Veränderungen mit sich, sondern er muß auch mit einem Ansturm neuer Gefühle und Begierden fertig werden. Einige Jugendliche reagieren darauf, indem sie sich völlig abkapseln. Andere ziehen sich von ihren Eltern zurück und schließen sich ihresgleichen an. Es erfordert daher von den Eltern große Entschlossenheit, während dieser kritischen Jahre mit ihren Kindern im Gespräch zu bleiben. Sie müssen sehr einfühlsam sein und die Stimmungen und Gefühle ihres Kindes verstehen.
Plaudereien persönlicher Art können dabei eine große Hilfe sein — besonders ungezwungene. „Du sollst sie [die Worte Gottes] deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“, rät die Bibel den Eltern (5. Mose 6:7). Ein Vater könnte daher seinen ungewohnt stillen Sohn bitten, ihm bei der Gartenarbeit oder bei irgendeiner Reparatur zu helfen. Eine Mutter wiederum könnte ihrer Tochter das Nähen beibringen. Bei solchen Gelegenheiten werden in einer entspannten Atmosphäre oftmals Gefühle offenbart. Selbst so intime Themen wie Sex und körperliche Veränderungen sowie Gedanken über die Moral, den Glauben und die Lebensziele können bei solchen Gelegenheiten zur Sprache gebracht werden. „Einige der besten Gespräche mit meinen Jungen hatte ich beim Geschirrspülen“, erinnert sich eine Mutter.
Man muß allerdings auch darauf vorbereitet sein, zuweilen Probleme zu hören. Vielleicht ist es der Kampf gegen die Masturbation oder sogar das Eingeständnis eines Mangels an Glauben. Statt Vorwürfe zu machen, ist es besser, ruhig zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Sonst könnte die kostbare Verbindung, die durch das Gespräch möglich ist, zerstört werden. „Wisset dies, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“, sagt die Bibel (Jakobus 1:19). Selbst wenn ein Vergehen offenbart wird, sollte das Kind nicht rundweg verurteilt werden. Man muß das falsche Handeln zurückweisen, nicht das Kind. (Vergleiche Judas 23.) Sei ‘schnell zum Hören’ bereit, leiste dann dem Kind Hilfe, und erteile ihm Rat. Manchmal könnte man es vielleicht schon beruhigen, indem man sagt: „Du bist nicht der einzige, der ein solches Problem hat. Als ich in deinem Alter war, mußte ich auch dagegen ankämpfen.“ Ruhe und Gelassenheit könnten zur Folge haben, daß das Kind einem vertraut, besonders wenn es wieder einmal Hilfe braucht.
Wichtig ist allerdings auch, daß man für seine Kinder da ist. Ein Vater bekleidete eine verantwortungsvolle Stellung und verbrachte daher auch noch zu Hause viel Zeit mit dem Studium von Unterlagen. Seine Tochter hatte ihrer Meinung nach ein ernstes Problem. Da ihr Vater aber stets so beschäftigt war, behielt sie es für sich. Schon bald war sie so deprimiert, daß sie zu Hause auszog. Zum Glück kam sie eines Tages zurück und führte ein vertrauliches Gespräch mit ihrem Vater. Dadurch erkannte sie, daß ihr Problem gar nicht so groß war. Von da an verrichtete ihr Vater seine Arbeiten im Wohnzimmer, damit er auch für seine Kinder dasein konnte.
Allein für die Kinder dazusein bedeutet ihnen mehr als materieller Reichtum. Anita, eine alleinerziehende Mutter, mußte für fünf Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren sorgen. Die Jugendfürsorge bewilligte ihr nur eine geringe monatliche Zuwendung. Dennoch grämte sie sich nicht darüber, daß sie so wenig zum Leben hatte. Durch die staatliche Unterstützung war es ihr möglich, zu Hause bei ihren Kindern zu bleiben. Das Geld war manchmal schon sehr knapp, doch sie sagt: „Wir mußten niemals hungern. Wir lernten, auf Jehova zu vertrauen.“ Einige christliche Freunde versorgten sie mit Kleidung. So war sie in der Lage, für ihre Kinder materiell zu sorgen und ihnen die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.
Glückliche, vereinte Familien
Liebevolle, einfühlsame und gesprächsbereite Eltern können für ihre Kinder Wunder wirken. So schrieb die Erzieherin Audrey Bilski: „Die Worte ‚Ich kann mit ihnen über alles sprechen‘ sind wahrscheinlich eines der schönsten Komplimente, die Jugendliche oder erwachsene Söhne oder Töchter ihren Eltern machen können.“ Auch Frauen und Männer schätzen es, wenn sie sich vertrauensvoll an ihren Ehepartner wenden können, um mit ihm selbst die heikelsten Angelegenheiten zu besprechen, da sie wissen, daß man ihnen verständnisvoll zuhören und mitfühlend sein wird.
In der heutigen Welt gibt es tatsächlich vieles, was dem Gedankenaustausch in der Familie im Wege steht. Und manchmal benötigen selbst die Eltern Anleitung. Aber man ist nicht unbedingt auf sich selbst angewiesen. Oft können andere erfahrene Eltern, besonders reife Christen, helfen. Und außerdem haben wir Gottes Wort, die Bibel, die ‘lebendig ist und Macht ausübt’ (Hebräer 4:12). Das Buch Das Familienleben glücklich gestalten, das von den Herausgebern dieser Zeitschrift veröffentlicht wurde, hat bereits Tausenden geholfen, ihr Familienleben zu verbessern.
Dieser Artikel ist lediglich eine Kostprobe des praktischen Rates der Bibel. Nimm dir die Zeit, sie regelmäßig zu studieren und das Gelernte anzuwenden. Dann wirst du eine glückliche und geeinte Familie haben.
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