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Güte — eine anziehende EigenschaftDer Wachtturm 1975 | 1. Oktober
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Güte — eine anziehende Eigenschaft
GÜTE ist gleichbedeutend mit sittlicher Tadellosigkeit, mit Tugend, mit Gutsein oder Erbauung. Güte ist eine Eigenschaft, die das Herz anspricht. Sie ist eine ungeheure Kraft, die die Menschen veranlaßt, anderen Gutes zu tun, ihnen zu helfen. Nach der Bibel ist die Güte eine Frucht des Geistes Gottes (Gal. 5:22). Gott ist somit der beste Maßstab für Güte.
Diese wichtige Tatsache wird durch eine Begebenheit aus der Zeit, als Jesus auf der Erde wirkte, besonders hervorgehoben. Ein reicher junger Mann redete ihn als „guter Lehrer“ an und fragte ihn dann: „Was soll ich tun, um ewiges Leben zu ererben?“ In seiner Antwort lenkte Jesus Christus die Aufmerksamkeit des jungen Mannes auf Gott, indem er sagte: „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer: Gott“ (Mark. 10:17, 18).
Als vollkommener Sohn Gottes war Jesus Christus sittlich tadellos oder gut. Er nahm die Bezeichnung „gut“ jedoch nicht als Bestandteil eines Titels an; er hielt sich lediglich an den besten Maßstab für Güte, an den seines Vaters. Dadurch, daß Jesus Christus die Bezeichnung „gut“ nicht als Bestandteil eines Titels annahm, verherrlichte er seinen Vater als den eigentlichen Maßstab für Güte. (Vergleiche Johannes 7:16-18.)
GOTTES GÜTE NACHAHMEN
Wie Jesus Christus, so sollten auch wir Gottes Güte nachahmen wollen. Das können wir nur tun, wenn wir wissen, wie Jehova Gott den Menschen Güte erwiesen hat.
Allein die Tatsache, daß das Menschengeschlecht existiert, ist ein Beweis für Gottes Güte. Die Erde weist erstaunlich gute Lebensbedingungen auf. Selbst Undankbare ziehen aus Gottes großzügigen Vorkehrungen Nutzen (Matth. 5:45; Luk. 6:32-35; Apg. 17:25).
Die Bibel zeigt, daß Jehova Gott denen, die ihm nicht dienen, den lebenswichtigen Sonnenschein und den Regen versagen könnte. In seiner Güte hat er aber von dieser Fähigkeit sehr selten — und wenn, dann nur eine gewisse Zeit und zu einem bestimmten Zweck — Gebrauch gemacht (2. Mose 10:23; Amos 4:7; Jak. 5:17, 18). Der Apostel Paulus sagte zu den Bewohnern der alten Stadt Lystra: „Er [hat] sich ... nicht ohne Zeugnis gelassen ..., indem er Gutes tat, da er euch Regen vom Himmel und fruchtbare Zeiten gab und euer Herz mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte“ (Apg. 14:17). Nicht Gott, sondern unvollkommene menschliche Systeme sind daran schuld, daß Millionen Menschen heute nicht den vollen Nutzen aus der Fülle seiner Vorkehrungen ziehen können.
Jehova Gott schuf aber nicht nur die Lebensbedingungen für die Menschen, sondern er sorgte auch für eine Grundlage, auf der wir von Sünde und Tod befreit werden können. Er zahlte deswegen einen hohen Preis, denn er gab seinen erstgeborenen Sohn für uns hin und ließ zu, daß er sein Leben als ein Lösegeld opferte. Jehova Gott war bestimmt nicht verpflichtet, dies zu tun. Kein Mensch hat durch eigene Verdienste ein Recht auf diese Erlösung und die daraus erwachsenden Segnungen, denn keiner von uns entspricht Gottes Maßstab für Güte und Gerechtigkeit, so sehr wir uns auch anstrengen.
Der Apostel Paulus wies in seinem Brief an die Römer (5:6-8) nachdrücklich auf die große Liebe und Güte Gottes hin, die sich darin zeigte, daß er seinen Sohn als Lösegeld hingab: „Christus ist, während wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch. Gott aber empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren.“
Die Art und Weise, wie Jehova Gott seine Güte zum Ausdruck gebracht hat, läßt erkennen, daß Güte eine positive Eigenschaft ist, eine Eigenschaft, die sich dadurch zeigt, daß sie jemand veranlaßt, anderen Gutes zu tun oder ihnen zu helfen, selbst wenn sie dafür nicht dankbar sind und es nicht schätzen.
Wer Gottes Güte nachahmt, tut mehr als das, was die Gerechtigkeit von ihm verlangt. Der „gute Mensch“ ist gerecht, unparteiisch, ehrlich und rechtschaffen, aber auch herzlich, verständnisvoll und mitfühlend. Er kümmert sich um andere. Er hält nach Gelegenheiten Ausschau, anderen eine Gefälligkeit oder einen Liebesdienst zu erweisen, und ist gern bereit, Notleidenden zu helfen. Da er es zu schätzen weiß, daß Jehova Gott seinen Sohn zugunsten der Menschheit hingegeben hat, möchte er, daß auch andere aus der Loskaufsvorkehrung Nutzen ziehen können. Er setzt deshalb alles daran, anderen zu helfen, in die Gunst des Schöpfers zu gelangen.
Ein „guter Mensch“ steht in krassem Gegensatz zu einem Paragraphenreiter. Als Beispiel hierfür könnten Jesus Christus und die geistlichen Führer der Juden aus dem ersten Jahrhundert erwähnt werden. Als Jesus Christus zum Beispiel einmal am Sabbat einen Mann sah, der eine verdorrte Hand hatte, verspürte er Mitleid mit ihm und heilte seine Hand. Die geistlichen Führer dagegen wurden wütend, denn sie betrachteten diese Heilung als einen Verstoß gegen die traditionellen Sabbatvorschriften. Sie glaubten an dem festhalten zu müssen, was sie für recht hielten, und das machte sie einem Hilfsbedürftigen gegenüber hart und gefühllos (Luk. 6:8-11). Wegen ihrer Selbstgerechtigkeit fehlte es ihnen an innerer Wärme und Anziehungskraft. Ihre Einstellung verstieß offensichtlich gegen den Geist des Wortes Gottes.
Wie verhält es sich aber mit jemandem, der etwas nur deshalb tut, weil er sich dazu verpflichtet fühlt? Wie aus Römer 5:6-8 hervorgeht, gewinnt er nicht die Zuneigung anderer, obwohl er richtig handeln mag. Er wird wegen seiner ehrenhaften Haltung vielleicht geachtet und wegen seiner Grundsatztreue vielleicht sogar bewundert. Doch niemand würde sich veranlaßt fühlen, sich für ihn aufzuopfern, geschweige denn sein Leben zu seinen Gunsten hinzugeben.
Anders verhält es sich mit einem „guten Menschen“. Er ist an anderen lebhaft interessiert und ist bereit, etwas für sie zu tun, ohne zu erwarten, dafür belohnt oder deswegen besonders beachtet zu werden. Seine Bereitschaft, sich selbstlos zu verausgaben, spricht die Herzen anderer an. Sie weckt in ihnen den Wunsch, ihm ebenfalls etwas Gutes zu tun. Jesus Christus sagte: „Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten“ (Luk. 6:38).
Der Apostel Paulus handelte nach diesen Worten. Als er mit den Ältesten der Versammlung Ephesus über seine Tätigkeit sprach, sagte er: „Behaltet im Sinn, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen ernstlich zu ermahnen. Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Gewand begehrt. Ihr selbst wißt, daß diese Hände meinen Bedürfnissen wie auch denen derjenigen gedient haben, die bei mir waren. Ich habe euch in allen Dingen vor Augen geführt, daß ihr, indem ihr so angestrengt arbeitet, den Schwachen beistehen und die Worte des Herrn Jesus im Sinn behalten sollt, der selbst gesagt hat: ,Beglückender ist Geben als Empfangen‘“ (Apg. 20:31, 33-35).
Durch seine vorbildliche Güte gewann Paulus die Zuneigung jener Ältesten. Da sie damit rechneten, ihn im Fleische nie mehr zu sehen, brachen sie in Tränen aus, „fielen Paulus um den Hals und küßten ihn zärtlich“ (Apg. 20:37, 38).
Wenn wir an das denken, was Jehova Gott für uns getan hat, sollten wir — wie der Apostel Paulus — seine Güte nachahmen wollen. Halten wir daher nach Gelegenheiten Ausschau, anderen Gutes zu tun und den in physischer und geistiger Hinsicht Notleidenden selbstlos zu helfen. So können auch wir die Zuneigung anderer gewinnen.
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Ein Geistlicher, der die Wahrheit erkannteDer Wachtturm 1975 | 1. Oktober
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Ein Geistlicher, der die Wahrheit erkannte
● Im Jahre 1961 hielt ein Zeuge Jehovas in einem Dorf, das in einem Buschgebiet der Salomoninseln liegt, einen öffentlichen biblischen Vortrag. Einer von denen, die den Vortrag hörten, war der Geistliche des Ortes. Noch am gleichen Abend unterhielten sich der Zeuge und der Geistliche viele Stunden über die Bibel. Nachdem dieser Geistliche am nächsten Tag noch mehr erforscht hatte, erklärte er seinen Gemeindemitgliedern, er würde ein Zeuge Jehovas werden. Obwohl er sie eindringlich bat, gemeinsam mit ihm die Bibel zu studieren, wandte sich das ganze Dorf gegen ihn.
Damals mußte er etwa 4 bis 5 Stunden reisen und dabei Berge und Flüsse überqueren, um die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas besuchen zu können. Später zog er aus dem Dorf und baute in der Nähe ein Haus. Er machte gute Fortschritte und wurde schließlich ein getaufter Zeuge Jehovas. Im Laufe der Jahre zogen zwei Männer in die Nähe dieses ehemaligen Geistlichen und waren bereit, mit ihm die Bibel zu studieren. Doch oft verpaßten sie das Studium, und so machten sie nicht viel Fortschritte. Das entmutigte den ehemaligen Geistlichen allmählich.
Im Jahre 1968 machte der Zeuge, der als erster mit dem ehemaligen Geistlichen in Kontakt gekommen war, den Vorschlag, es sei besser für ihn, in das Dorf zu ziehen, in dem Jehovas Zeugen ihre Zusammenkünfte abhielten, damit er sich besser an ihrer Tätigkeit beteiligen könne. Er war für diesen Vorschlag dankbar, ging in sein Dorf und kündigte an, er würde ganz von dort fortziehen. Diese Nachricht erschütterte die Einwohner. Er war ihnen immer eine große Hilfe gewesen, und es gefiel ihnen gar nicht, daß er fortgehen wollte. Daher baten sie ihn inständig, doch zu bleiben.
Sein leiblicher Bruder, der vorher unentschlossen war, trat nun aus der Kirche aus und begann bald, mit anderen über die Botschaft der Bibel zu sprechen. Der ehemalige Geistliche nahm nun die Gelegenheit wahr und lud die Dorfbewohner zum nächsten Bezirkskongreß der Zeugen Jehovas ein. Viele von ihnen kamen. Beeindruckt von dem, was sie dort sahen und hörten, wünschte nun eine ganze Anzahl von ihnen ein Bibelstudium. Ein Ehepaar, das im Vollzeit-Sonderpionierdienst tätig ist, wurde in dieses Gebiet geschickt, um dem ehemaligen Geistlichen zu helfen, die dreißig Personen zu betreuen, die die Bibel studieren wollten. Kurze Zeit später wurde ein Königreichssaal gebaut. Nun haben sich schon zwölf Personen dem ehemaligen Geistlichen angeschlossen, um andere die biblische Wahrheit zu lehren.
Man kann somit sehen, daß sogar Männer, die religiöse Irrtümer lehren, in Wirklichkeit den Wunsch haben mögen, das Rechte zu tun. Wenn solche Menschen einmal die Wahrheit erkannt haben, reagieren sie günstig und fangen an, mit anderen über die guten Dinge zu sprechen, die sie gelernt haben.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1975 | 1. Oktober
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Fragen von Lesern
● Wurde Jesus Christus körperlich, als Mensch von Fleisch und Blut, auferweckt?
Gemäß den inspirierten Schriften wurde Jesus Christus nicht zum Leben im Fleische auferweckt. In 1. Petrus 3:18 lesen wir, daß er „im Fleische zu Tode gebracht, aber im Geiste lebendig gemacht wurde“ (Neue-Welt-Übersetzung; Karrer; Elberfelder Bibel, Fußnote). Andere Bibeltexte bestätigen, daß Jesus nicht körperlich, als Mensch von Fleisch und Blut, hätte auferweckt werden können.
Gott wollte, daß sein Sohn wieder im Himmel leben und nicht als Mensch hier auf der Erde bleiben sollte. Das erforderte, daß Jesus als Geistperson auferweckt wurde, denn Menschen von Fleisch und Blut können nicht im Himmel leben. Der Apostel Paulus schrieb: „Fleisch und Blut [können] Gottes Königreich nicht ererben ..., noch ererbt die Verweslichkeit die Unverweslichkeit“ (1. Kor. 15:50).
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