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Gastfreundschaft pflegenDer Wachtturm 1957 | 15. März
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zu kommen, wo man ihn gastfreundlich aufnimmt und liebevoll für ihn sorgt. Die Besitzer von Herbergen waren im Altertum oft wegen ihrer Gastfreundschaft berühmt. Ebenso sollten Diener in einer Versammlung den Geist der Gastfreundschaft, also den Geist, wie er in einer Herberge herrscht, widerspiegeln. Diese gastfreundschaftliche Gesinnung ist so wichtig, daß ohne sie jemand nicht tauglich wäre, als Diener ernannt zu werden. In 1. Timotheus 3:2 (NW) erklärt der Apostel, daß jeder, der ein Aufseher ist, ‚Fremdlinge lieben‘ oder, wie die Fußnote sagt, „gastfreundlich“ sein müsse.
16 Was verleiht denn einer Versammlung der Zeugen Jehovas jene Wärme, die in der Welt nicht zu finden ist? Etwa der Königreichssaal? Nein. Ein Königreichssaal kann der schönste und neueste im Lande sein und dennoch die kälteste, eisigste Versammlung beherbergen. Dagegen wird eine Versammlung dadurch erwärmt, daß alle Brüder, und besonders die Diener, Gastfreundschaft pflegen.
17. Wie können die Brüder im Königreichssaal den Geist der Gastfreundschaft an den Tag legen?
17 Ihr Diener, herrscht in eurem Königreichssaal eine Atmosphäre des Willkommens? Läßt man Fremdlinge verspüren, daß sie sich dort wie zu Hause fühlen dürfen? Führt man sie durch den Saal und zu den Tabellen, den Kongreßbildern usw., um sie ihnen zu erklären? Ist der Königreichssaal vor einem öffentlichen Vortrag rechtzeitig geöffnet, damit ein Fremder nie draußen zu warten braucht? Lassen die Brüder bereitwillig einen Fremden in ihr Liederbuch und in den Wachtturm blicken? In Versammlungen, wo die Diener nicht verfehlen, alle, Fremde wie Brüder, in gleicher Weise willkommen zu heißen, herrscht eine solch wohlige Wärme, daß Brüder den Königreichssaal nach einer Versammlung nur ungern verlassen.
18, 19. (a) Was geschieht, wenn Diener es vergessen, Gastfreundschaft zu pflegen? (b) Wie können Brüder, die von Natur aus zurückhaltend sind, Fremde, ohne ihnen vorgestellt zu sein, mit Leichtigkeit ansprechen?
18 Bisweilen aber vergessen es die Diener, Gastfreundschaft zu pflegen, und dann vergißt es die ganze Versammlung. Und was geschieht? Statt der warmen Herbergs-Atmosphäre wird ein Königreichssaal zu einer Bahnhofswartesaal-Atmosphäre. Weißt du, wie das ist? Du betrittst einen Wartesaal in einem Bahnhof. Niemand beachtet dich. Niemand spricht mit dir. Du gehst an den Leuten vorbei, aber niemand blickt dich an oder nimmt Notiz von dir. Du setzt dich neben die Leute, doch schauen sie nicht einmal von ihrer Lektüre auf. Wenn sie es tun und du lächelst, so erwidern sie dein Lächeln nicht. Es ist einfach ein Ort, wo man sitzt und wartet, und man ist stets froh, wenn die Wartezeit vorbei ist und man hinausgehen kann. So ist es im Wartesaal. Was würde nun geschehen, wenn Diener es je zuließen, daß in einem Königreichssaal eine solche Wartesaal-Atmosphäre herrschen würde, und ein Fremder träte herein?
19 Nun, der Fremde würde sich sagen: Eigentümliche Gastfreundschaft! Sie sind freundlich mit mir, wenn ich an einer Straßenecke mit ihnen spreche oder wenn sie an meine Tür kommen. Aber jetzt, da ich unter ihnen weile, scheinen sie mich überhaupt nicht zu beachten. Vielleicht wünschen sie gar nicht, daß ich da bin. Ich frage mich, ob ich überhaupt wiederkommen soll. — Ja, dies kann geschehen. Es ist schon geschehen. Laßt nicht zu, daß es in eurer Versammlung vorkommt. Seid wachsam, Fremde willkommen zu heißen. Wenn gewisse Brüder von Natur aus zurückhaltend sind, können sie sich Fremden leicht nähern, indem sie etwa folgende Fragen stellen: „Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen?“ oder „Unsere Versammlungen sind doch verschieden von denen anderer Religionsorganisationen, nicht wahr?“ Natürlich braucht man nie zu zögern, von etwas Alltäglichem, zum Beispiel vom Wetter, zu sprechen. Nach einem einzigen Besuch im Königreichssaal sollte sich ein Fremder nicht mehr als Fremder vorkommen, sondern sollte auf warme Weise aufgenommen worden sein, wie wenn er ein Bruder wäre. „Heißt einander willkommen, gleichwie der Christus auch uns willkommen geheißen hat.“ — Röm. 15:7, NW.
20. Was bedeutet es, ‚Gastfreundschaft zu pflegen‘?
20 Wir werden daher in der Tat so handeln, wie der Apostel es geboten hat: „Pfleget die Gastfreundschaft.“ Sie zu „pflegen“ bedeutet mehr als nur den Wunsch zu hegen, gastfreundlich zu sein. Es bedeutet, sie gewohnheitsmäßig zu üben, stets darauf bedacht zu sein, Freundlichkeiten zu erweisen, und jede Gelegenheit zu benutzen, „Öl und Wein“ auf die geistigen Wunden von Fremden zu gießen. Doch denke nie, dieses bereichernde Pflegen der Gastfreundschaft sei etwas, das man auf Fremde beschränken müsse. Denn durch unsere Güte und Gastfreundschaft können wir auch einen überzeugenden Beweis für unsere Bruderliebe geben. „Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, daß wir euch schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt worden, einander zu lieben … Wir ermahnen euch aber, Brüder, dies weiterhin in noch vollerem Maße zu tun.“ Indem wir Gastfreundschaft gegenüber unseren Brüdern pflegen, ja indem wir die Dinge „mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen“ teilen, können wir unsere Liebe „in noch vollerem Maße“ bekunden. — Röm. 12:13; 1. Thess. 4:9, 10, NW.
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Dinge mit anderen teilenDer Wachtturm 1957 | 15. März
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Dinge mit anderen teilen
1. Erkläre den Unterschied zwischen weltlicher und christlicher Gastfreundschaft.
CHRISTLICHE Gastfreundschaft ist ein Ausdruck der Liebe, weltliche Gastfreundschaft ein Ausdruck des Stolzes. Zwischen diesen beiden besteht ein großer Unterschied. Der Beweggrund zu der einen ist Liebe und Freundlichkeit, der zu der anderen Selbstsucht und Stolz. Weltmenschen üben Gastfreundschaft ‚vor Menschen, um von ihnen beachtet zu werden‘. Oft erwarten sie, daß solche, die sie empfangen, etwas zurückzahlen. „Ich teile ein Essen mit dir, wenn auch du ein Essen mit mir teilst“ — das ist der Inbegriff der hohlen Gastfreundschaft der Welt. Wie anders aber verhält sich der Christ! Er teilt Dinge mit anderen nicht aus Stolz oder mit dem Wunsch, daß ihm wiedervergolten werde, sondern aus tiefer Liebe zu Gott und den Menschen. Während also der Weltling einem Mitmenschen etwas gibt, weil dieser gewisse Dinge besitzt, gibt der Christ jemandem etwas auf Grund dessen, was er ist, weil dieser nämlich sein Nächster, sein Bruder, ist. Bald wird die Zeit kommen, da jeder lebende Mensch diesem christlichen Lauf der Gastfreundschaft folgen und so seinem Vater im Himmel gleichen wird. — Matth. 6:1, NW.
2, 3. (a) Welchen Drang empfindet jemand, wenn er die Wahrheit empfangen hat? (b) In welchem Ausmaße haben die „Schafe“ im Gegensatz zu den „Böcken“ auf die Botschaft der Brüder des Königs reagiert?
2 Da der rechtgesinnte Mensch die reiche geistige Fürsorge Jehovas empfangen hat, fühlt er den Drang, gastfreundlich zu sein und seine materiellen Dinge mit anderen zu teilen — alles zu dem Zweck, anderen die gute Botschaft mitzuteilen. Waren es nicht die in Jesu Gleichnis erwähnten Schafe, die den König teilhaben ließen an Dingen, die sie besaßen? Der König sagte zu den Schafen: „Mich hungerte, und ihr gabt mir etwas zu essen, mich dürstete, und ihr gabt mir etwas zu trinken. Ich war ein Fremdling, und ihr nahmt mich gastfreundlich auf; nackt, und ihr kleidetet mich. Ich wurde krank, und ihr habt nach mir gesehen. Ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.“ Wie konnten denn die Schafe
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