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Ist es richtig, Psalmen zu beten?Erwachet! 1971 | 8. Mai
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stärken könnten. (Röm. 15:4) Viele der Psalmen enthalten Prophezeiungen über Gottes Königreich unter Christus. Dieses Königreich, um das Jesus seine Nachfolger folgendermaßen beten lehrte: „Dein Königreich komme“, ist das Königreich, das Jehovas Zeugen in der ganzen Welt verkündigen als Hoffnung für alle jene Menschen, die die Gabe Gottes, ewiges Leben, erlangen möchten. — Matth. 6:9, 10.
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„Wie sich doch alles verändert hat!“Erwachet! 1971 | 8. Mai
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„Wie sich doch alles verändert hat!“
Vom „Awake!“-Korrespondenten auf Island
IN DER Welt verändert sich vieles. Auch auf Island wie anderswo spricht man darüber. Ein Gespräch zwischen einem Vertreter der älteren Generation und einem Jugendlichen könnte sich etwa folgendermaßen entwickeln:
„Ihr Jugendlichen könnt euch kaum vorstellen, wie vieles sich seit meiner Kindheit gewandelt hat. Nicht einmal der Romanschriftsteller Jules Verne konnte sich so viele Veränderungen vorstellen, obschon er erst kurz nach der Jahrhundertwende starb. Siehst du dort drüben auf dem Zipfel der Halbinsel den vesuvähnlichen Vulkan? Das ist der Ausgangspunkt seiner ‚Reise zum Mittelpunkt der Erde‘; er ließ seine Helden, die eine Reise durch unsere Erdkugel machten und bei Stromboli in Italien herauskamen, in jenen Krater hinabsteigen. Diesen utopischen Roman schrieb er vor etwa hundert Jahren. Seither hat sich aber vieles gewandelt.“
„Bitte, sprich weiter, ich höre dir immer so gern zu, wenn du erzählst, wie es früher war.“
„Manche jungen Leute wollen es vielleicht gar nicht glauben, daß zwischen früher und heute ein so großer Unterschied besteht. Aber in den vergangenen fünfzig bis sechzig Jahren sind beispiellose Veränderungen vor sich gegangen.“
Hausbau
Ein Beispiel ist der Hausbau. Siehst du dort die modernen Wohnblocks? Sie sind aus Stahlbeton gebaut, und die Tür- und Fensterrahmen sind aus Stahl und Aluminium. Die Fußböden sind mit Veloursteppichen belegt, in den Wohnungen gibt es elektrische Öfen, Kühlschränke und andere moderne Geräte. Du siehst auch keine Schornsteine — diese Wohnungen werden mit dem Wasser der heißen Quellen geheizt! Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, war ganz anders.“
„Bist du nicht auf einem Bauernhof groß geworden?“
„Doch. Wenn du einen solchen Hof sehen willst, mußt du den in ein Museum umgewandelten Hof dort drüben auf dem Hügel aufsuchen. Mein Elternhaus war ein solches Torfbær, ein Haus, dessen Wände und dessen Dach aus Erde oder Torf bestanden. Innen war es mit Bohlen ausgekleidet. Die Giebel waren aus Holz und hatten Türen, und die einzigen Fenster im Haus befanden sich ebenfalls im Giebel. Den Fußboden bildete die gute alte Erde!
Sozusagen jedes Bauernhaus war so gebaut, ja sogar die Häuser in den größeren Ortschaften. Wir hatten keinen elektrischen Strom, kein fließendes Wasser, und auch andere der heutigen Bequemlichkeiten kannten wir nicht. In der Küche war ein offenes Feuer. Außer diesem Feuer gab es keine Möglichkeit zu heizen; das Haus wurde jedoch durch den Stall etwas gewärmt. Dieser war an das Haus angebaut und so damit verbunden, daß wir im Winter nicht ins Freie mußten, wollten wir die Kühe füttern und melken. Unsere Wohnung war wirklich recht gemütlich!“
„Aber warum haben sie die Häuser so gebaut? Hätte man sie nicht ganz aus Holz bauen können?“
„Holz war sehr rar. Alles Holz mußte eingeführt werden. Die Leute, die an der Küste wohnten, sammelten oft Treibholz. Anderes Holz gab es nicht, sie mußten es daher für Dinge aufheben, die man nur aus Holz verfertigen konnte.“
„Das war vielleicht eine Wohnung! Hast du nie Sehnsucht nach einer besseren gehabt?“
„Nein, wir kannten keine besseren. Und es hätte uns nichts genützt, wenn wir verzweifelt wären oder wenn wir protestiert hätten. Damals waren die Menschen, auch die jungen, bescheiden und viel zufriedener als heute. Sie machten kein großes Aufheben, indem sie gegen dieses oder jenes protestierten. Die Jugend hatte keine Zeit für diesen faulen Zauber. Schau doch mal hinüber zu jener Wiese, siehst du die Leute arbeiten?“
„Ja, sie sind wirklich fleißig.“
Arbeit
„Nach unseren heutigen Begriffen würde ich das auch sagen. Mit Hilfe des Traktors und moderner Landmaschinen sollten sie bis zum Abend mit der Arbeit fertig sein. Aber zu meiner Zeit haben wir das Gras mit der Sense gemäht und das Heu mit dem Rechen gewendet und nachher zusammengerecht. Bei unserem feuchten Klima haben solche Arbeiten oft Wochen gedauert, die man heute mit Hilfe der Landmaschinen in einem Tag erledigt. Die Mechanisierung der Landwirtschaft ist eine große Veränderung.“
„Aber ist es nicht etwas Gutes, die Maschinen für sich arbeiten zu lassen?“
„Natürlich, das ist nicht verkehrt. Aber Arbeit schadet auch nicht. Wir lernten schon früh im Leben zu arbeiten, und wir mußten die verschiedensten Arbeiten verrichten. Auf dem Bauernhof meines Vaters mußten wir lernen, jede Arbeit zu tun. Und da der Hof nicht alle Kinder zu ernähren vermochte, gingen wir auch viel fischen. Die Bauern besaßen gemeinsam ein Fischerboot; mit diesem ruderten wir aufs Meer hinaus, um zu fischen. Wir benutzten es auch, wenn wir in die Stadt wollten, und beförderten damit die Waren, die wir eingekauft hatten, nach Hause.
Nur wenige Boote waren groß genug für ein Segel. Wenn ein Sturm aufzog, konnte es gefährlich werden. Es kam nicht selten vor, daß ein Boot enterte oder daß es zerschellte und alle Insassen ertranken. Auf diese Weise konnte ein kleines Dorf alle seine wehrhaften Männer verlieren. Ich erinnere mich an eine solche Katastrophe; ich glaube, es war im Jahre 1911; ein Fischerboot ging unter, und siebenundzwanzig Männer ertranken. Es waren die Ernährer von etwa fünfundachtzig Personen — Frauen, Kindern und alten Leuten. Du kannst dir vorstellen, welch ein Unglück das war!“
„Ja, gewiß. Ich glaube nicht, daß ich zur See fahren möchte, und wenn, dann nur mit einem der modernen Dieselmotor-Fischkutter, wie sie dort im Hafen liegen. Da sie mit Radar- und Sonargeräten ausgerüstet sind, ist es doch fast unmöglich, daß sie untergehen.“
„Sag das nicht, auch heute kommt es vor, daß Schiffe untergehen. Denke nur an die Andrea Doria. Sie war ein riesiger moderner Ozeandampfer, sank jedoch nach einem Zusammenstoß. Aber es stimmt, daß ein 1 000-Tonnen-Schiff aus Stahl sozusagen jedem Sturm gewachsen ist. Außerdem ist ein solches Schiff für die Fischerei viel leistungsfähiger als alles, was man in meiner Jugend kannte. Allerdings blieb auch ich lieber an Land, auf einem Bauernhof zum Beispiel. Das war viel gemütlicher; wir waren beinahe Selbstversorger, eine kleine Welt für uns. Wir konnten uns nicht ins Auto setzen und zum nächsten Supermarkt fahren, wenn wir Lebensmittel
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