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  • Eine Erinnerung an ruhigere Zeiten in Ulster
    Erwachet! 1977 | 8. Mai
    • Eine Erinnerung an ruhigere Zeiten in Ulster

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Ulster

      „RUHIGE Zeiten in Ulster?“ Niemals! Diese Reaktion erscheint verständlich, wenn man an den verbissenen Religionskrieg, die schrecklichen Attentate, die zerstörerischen Bombenanschläge, das tragische Blutvergießen und die blinde Zerstörung von Eigentum denkt — Vorgänge, die in Nordirland an der Tagesordnung zu sein scheinen.

      Aber nur einige Kilometer von der schwelenden Spannung in Belfasts Stadtzentrum entfernt, finden wir eine wahre Oase ungestörter Ruhe, und zwar im Volksmuseum von Ulster. Dort werden wir an vergangene Zeiten erinnert.

      Es handelt sich um ein phantastisches Projekt, das eine Fläche von 55 Hektar erholsames, schön bewaldetes, parkähnliches Land einnimmt und in bemerkenswerter Weise die Lebens- und Arbeitsbedingungen veranschaulicht, die in dieser Provinz während der vergangenen zweihundert oder dreihundert Jahre herrschten. Da haben wir in einer natürlichen Umgebung das wieder aufgebaute Zuhause der Pächter (der ärmsten Leute), der Bauern und Arbeiter, der Weber und anderer, die in der Vergangenheit in Ulster lebten. Zuerst besichtigen wir die Häuser der Pächter.

      Die Häuser der Pächter

      Auf den ersten Blick kommt dir vielleicht der Gedanke: „Sehr hübsch und reizvoll. Sieh dir einmal das wunderschön gedeckte Dach und den Rauch an, der aus dem Kamin ,in Ringeln‘ hochsteigt!“ Die Häuser sind sorgfältig wieder aufgebaut worden. Man zerlegte sie an ihrem ursprünglichen Standort Stein für Stein und Ziegel für Ziegel und setzte sie dann hier sorgfältig wieder zusammen. Jedes Haus besteht aus nur einem einzigen Raum, der nicht größer als drei Meter im Quadrat ist, hat einen Lehmboden, dicke Steinwände mit winzigen Fenstern und ein niedriges Strohdach.

      Offensichtlich spielte sich das ganze Leben um den Herd herum ab, dessen Feuerstelle aus Pflastersteinen bestand, die in den Schlammboden gesetzt wurden. In diesem Pächterhaus brennt ein helles Torffeuer auf dem Boden, und ringsherum liegt das primitive Kochgeschirr.

      Hier auf dem großen schwarzen Backblech backte die Frau des Hauses immer die Hauptnahrungsmittel, wie zum Beispiel das ungesäuerte Brot oder den Haferkuchen, der dann vor dem Feuer zum Trocknen auf einen Ständer gelegt wurde. Meinst du, daß du einen so schönen Brotlaib aus Hafermehl backen könntest, der dann in Fladen oder in Viertel gebrochen und mit Klumpen frischer Butter gegessen wird? Oder wie wäre es mit dem Kartoffelbrot, das aus einer Mischung von Weizenmehl und gekochten Kartoffeln hergestellt wird?

      Die rauhen gekalkten Wände schwächen nur unwesentlich das Gefühl der Beengtheit ab, das uns in diesem ziemlich kleinen Haus befällt. Wir können uns auch nicht vorstellen, daß es einigermaßen bequem wäre, in dem engen, hart aussehenden Bett zu schlafen, das in der Nähe des Herdes in eine Wandnische gebaut ist.

      Trotz allem taucht in uns sogar an einem solchen Ort die Frage auf: Was haben wir, die wir jetzt, in unserem „modernen“ zwanzigsten Jahrhundert, leben, mit unseren Bemühungen, ein besseres Leben zu ermöglichen, in Wirklichkeit erreicht?

      Zweifellos würden alle, die einmal in einem solchen Haus gewohnt haben, erschrocken sein über einige beklagenswerte Ergebnisse der sogenannten Zivilisation mit ihrer Anlage zur plötzlichen, wahllosen Vernichtung. Vielleicht wären sie froh, sich an diese Zufluchtsstätte der Friedlichkeit zurückziehen zu können, wenn auch das Leben zeitweise hart gewesen sein muß.

      Außer diesen kleineren, bescheidenen Behausungen, in denen manchmal ganze Familien wohnten, die, die Füße dem Feuer zugewandt, dicht zusammengedrängt schliefen, gibt es noch einige Beispiele für die Häuser der Bauern. Wir steigen dabei auf der sozialen Leiter eine oder zwei Sprossen höher und sehen im Los der Bauern und der Landarbeiter kleine Verbesserungen.

      Die Häuser der Bauern

      Obwohl die Bewohner dieses Hauses hier wahrscheinlich den Luxus genossen, anstelle eines getrockneten Schlammbodens einen gefliesten Boden zu haben, hatten sie sehr wenige materielle Annehmlichkeiten.

      Wieder sehen wir den offenen Herd auf Fußbodenhöhe und das Flackern des Torffeuers, und wir stellen fest, daß der Rauch je nach Windrichtung größtenteils durch den Kamin abzieht, der in einen Mauervorsprung gebaut ist. Sieh dir nur den großen Eisenschwenkarm an, der links neben dem Feuer befestigt ist und den man benötigte, um die schweren Eisentöpfe und die großen schwarzen Kessel aus dem Feuer zu schwenken! Würdest du gern einen dieser Töpfe anheben, von denen manche bis zu 95 Liter fassen? Sie sehen nicht allzugroß aus, aber welch einen Gegensatz bilden sie doch zu den elektrischen Schnellkochtöpfen mit 1,5 Liter Fassungsvermögen, die man heute in irischen Haushaltungen hat!

      Alle Bauernhäuser dieser ruhigeren Zeit hatten sehr wenige Möbel, waren spartanisch eingerichtet bis zum Extrem — ein ungehobelter Tisch, ein oder zwei unbequem aussehende Stühle und ein offener Schrank mit dem groben Tongeschirr der Familie. In der Ecke verstaut, befand sich vielleicht eine „Ruhe“bank, die in zugeklapptem Zustand während des Tages eine Sitzbank war, und neben dem Feuer stand das unvermeidliche Salzfaß. Dieser dreibeinige Hocker erwies sich angesichts des unebenen Bodens als sehr praktisch. Außer den schweren Balken, die das Haus stützen, wurden auch die meisten dieser ungehobelten Möbel aus dem Holz der Mooreiche hergestellt, von dem es hier in Irland einmal jede Menge gab.

      Ein interessantes Merkmal dieser Häuser, das uns auffällt, ist die vorspringende Mauer, der wir gegenüberstehen, wenn wir durch die Vordertür (oft die einzige Tür überhaupt) eintreten. Diese Trennwand mit ihrem kleinen Fenster, durch das man sehen kann, wer sich dem Bauernhof nähert, ist im rechten Winkel zu der Wand gebaut, an der sich der Herd befindet. Sie hält den Luftzug etwas vom Feuer ab und schafft eine gemütliche Ecke, in der die Familie mit Freunden zu einem unterhaltsamen „celidh“ (Beisammensein) zusammenkommen konnte.

      Zumindest waren die Bewohner dieser Bauernhäuser von dem gegenwärtigen Terror unbehelligt, unter dem viele Bewohner von Einöden in Nordirland leiden; in den letzten Jahren wurden etliche von Plündertrupps der Religionskämpfer ermordet. Das Guckloch in der vorspringenden Wand findet heutzutage in vielen Häusern sein trauriges Gegenstück in den Spionen, die es ermöglichen, den Bereich vor der Tür im breiten Winkel zu überblicken, oder in den Spionglasscheiben, die an Vordertüren angebracht sind, damit man vor etwaigen Attentätern gewarnt ist.

      Nicht alle litten unter der Armut, die das Los so vieler einfacher Leute war, die in jenen Jahren lebten, besonders während und nach der großen Hungersnot von 1845. Die wohlhabenderen Gesellschaftsschichten lebten in größerem Luxus. Das wird uns klar, wenn wir einen Blick auf das größere, zweistöckige Haus werfen, das einmal von einem Geistlichen bewohnt wurde.

      Das Haus des Geistlichen

      Dieses Haus sticht wirklich von den anderen ab. Man betritt durch die Vordertür eine große Küche; links schließt sich das Wohnzimmer an, rechts ein Schlafzimmer und ein Studierzimmer. Im oberen Stockwerk finden wir ein riesiges Elternschlafzimmer mit nicht nur einem, sondern zwei großen Doppelbetten; außerdem sehen wir noch Heißwasserbehälter, kupferne Bettwärmer und Nachttöpfe, ferner eine Garderobe und Kleidertruhen. Die Möblierung offenbart eine Kunstfertigkeit und Qualität, die in den Häusern der Gemeindemitglieder auffälligerweise fehlten.

      Was uns hier wirklich beeindruckt, ist der enorm große Bereich des Herdes. Es handelt sich um eine prächtige, riesige Feuerstelle, die so groß ist, daß wir uns an das Feuer stellen und durch den Kamin hinaufsehen können, in dem verschiedenes zum Räuchern und Konservieren aufgehängt ist. Das Haus hat auch etwas, was all den anderen bisher fehlte — einen Ofen! Alles, was die Frauen in den anderen Häusern hatten, um backen zu können, war ein Topf, der im Torffeuer hing.

      Die Dame dieses Hauses dagegen heizte ihren Ofen jeweils mit einem rauchfreien Brennstoff, nämlich Holzkohle, holte die übriggebliebenen Kohlen heraus, wenn die Hitze genügend groß war, und backte dann in der verbleibenden Hitze ihr Brot. Vielleicht bereicherte sie den Speiseplan ihrer Familie um einige Delikatessen, die es nachweislich um das Jahr 1776 gab: „Tauben, das Dutzend 2 Schilling; Kaninchen, je 4 Pence; Seezunge, 10 Pence das Paar; Hummer, ein Dutzend 5 Schilling; Wildente, jede zwischen 10 Pence und 1 Schilling.“

      Eine große Zahl der Leute, die damals in Ulster lebten, hatte mit Leinen zu tun — eine Industrie, die ideal zu dem Klima hier paßt. Ebenso wie für die Farmer war auch für sie das Leben ziemlich rauh.

      Die Leinenarbeiter

      Das Arbeiten mit Flachs, der Pflanze, von der die Fasern für das Leinen stammen, muß zermürbend und höchst strapaziös gewesen sein. Die Stengel wurden mit den Wurzeln herausgezogen, gebündelt und als nächstes acht bis vierzehn Tage zum „Rösten“ in ein Flachsbad gelegt, in dem durch Bakterientätigkeit bewerkstelligt wurde, daß man die Fasern herausziehen konnte.

      Sobald diese Fasern zu Garn gesponnen waren, konnte man sie durch Weben zu Leinen verarbeiten. Das anfänglich blaßbraune Leinentuch wurde auf die „Bleichwiesen“ gelegt, damit es weiß wurde. Nebenbei bemerkt, wer von einer solchen Wiese Leinen stahl, bekam damals, so unglaublich es klingt, die Todesstrafe. Das waren bestimmt harte Zeiten.

      Vielleicht haben einige der Ortsansässigen in der Flachsmühle gearbeitet, deren riesiges Wasserrad für das Flachsbrechen und andere Vorgänge den Antrieb lieferte, nachdem man aufgehört hatte, das in Handarbeit durchzuführen; der Handwerker bei alldem war aber zweifellos der Weber.

      Das Haus des Webers

      Um die Arbeitsbedingungen der Weber von damals anschaulich zu machen, können wir hier im Haus des Webers sehen, wie ein neuzeitlicher Weber seine Arbeit nachahmt. Wenn wir geradewegs durch die Vordertür um die vorspringende Wand herumgehen, befinden wir uns in einer Küche, die der Küche der Bauernhäuser sehr ähnelt, die wir bereits besichtigt haben. Zur Rechten liegt das Schlafzimmer, das genügend Platz für zwei Doppelbetten hat, und zur Linken, hinter der Wand des Herdes, befindet sich die Webstube.

      Wir bezweifeln nicht, daß der Weber, der in diesem Haus wohnte, bei seiner Arbeit, in die er sich völlig vertiefte, Befriedigung empfand. Die Weber arbeiteten gewöhnlich vom ersten Sonnenstrahl bis zum letzten, woraus sich die große Anzahl der Fenster in diesem Zimmer erklärt. Ein Besucher sagt zu dem Weber, der gerade bei der Arbeit ist, daß die lange Arbeitszeit, die sie damals hatten, auf den Weber entmenschlichend gewirkt haben muß, da er dadurch lediglich zu einem Teil der Maschine wurde. Dieser Weber aber ist der Meinung, daß in seinem Fall die Maschine hier eine Erweiterung seiner selbst ist.

      Es ist wirklich faszinierend, zu beobachten, wie sich das Muster in dem Tuch entwickelt, während er so weiterarbeitet, Füße und Hände in Bewegung hat, zuerst diese, dann jene Fäden anhebt, und wie das Schiffchen vor- und zurückflitzt. Eine enorme Koordination und Konzentration!

      Andere Gedanken zur Vergangenheit

      Andere hier ausgestellte Gegenstände helfen uns, die Vergangenheit richtig einzuschätzen. Der Instrumentenkoffer des Doktors bietet ein erschreckendes Bild. Wir erinnern uns, daß es einmal eine Zeit gab, in der nicht so etwas wie eine Narkose verabreicht wurde. Wenn der Arzt diese gefährlich aussehende Säge zum Amputieren (eines Beines) benutzte, mußte der Patient vielleicht zuerst zum nächsten Gasthaus getragen und in Trunkenheit versetzt werden, bevor die Operation durchgeführt werden konnte. Möglicherweise mußte der Schuhmacher am Ort zu Hilfe kommen, um Bienenwachs und wachshaltige Flachsfäden bereitzustellen, die dann zum Abbinden der durchgesägten Arterien verwendet wurden.

      Das hölzerne Joch, das mit Ketten versehen war, die zum Tragen der Milchbehälter dienten, sieht sicherlich auch nicht so bequem aus, und wir sind erstaunt über die ziemlich primitive Ausstattung, mit der man damals auskommen mußte. Nur wenige der heute in Irland lebenden Menschen würden diese Lebensbedingungen denen vorziehen, die sie heute dank der modernen Technik genießen.

      Es ist aber genauso zweifelhaft, ob die Menschen, die in jenen Tagen lebten und all diese Geräte benutzten, die gegenwärtige Furcht, die Unsicherheit, die Spannung und den Haß der verhältnismäßig großen Ruhe ihrer Zeit vorziehen würden. Wir scheinen die Ungerechtigkeit ihrer Zeit sogar gegen noch größere Mangelerscheinungen eingetauscht zu haben. Die Frustration, die zur Zeit bei vielen vorherrscht, spiegelt sich in der Frage wider, die ein witziger Mensch an eine Wand in Belfast gekritzelt hat: „Gibt es ein Leben vor dem Tode?“ Es ist daher gut, sich an ruhigere Zeiten zu erinnern und die Hoffnung zu haben, daß eines Tages die Ruhe wiederhergestellt werden wird.

      [Bild auf Seite 12]

      Das Haus des Pächters

      [Bild auf Seite 13]

      Das Bauernhaus

      [Bild auf Seite 14]

      Das Pfarrhaus

      [Bild auf Seite 15]

      Das Haus des Webers

  • Wie sie die Vitamine entdeckten
    Erwachet! 1977 | 8. Mai
    • Wie sie die Vitamine entdeckten

      DIE Beine des Seemanns waren so geschwollen, daß er nicht gehen konnte. Sein Kapitän setzte ihn in der Hoffnung, die Ausbreitung des gefürchteten Skorbuts aufzuhalten, auf einer einsamen Atlantikinsel ab. Der Kapitän war sich dessen bewußt, daß der arme Kerl den Tod vor Augen hatte, aber vielleicht konnte auf diese Weise die Mannschaft gerettet werden.

      Der verlassene Mann kaute frisches Gras, das er auf der Insel hier und da in Büscheln fand. Zu seinem Erstaunen konnte er nach einigen Tagen etwas gehen. Er kam bald wieder zu Kräften, und schließlich gelang es ihm, von einem vorbeifahrenden Schiff aufgenommen zu werden, und er kehrte in sein Londoner Zuhause zurück. Male dir aus, welchen Schock seine ehemaligen Schiffskameraden erlitten, als sie ihn zum erstenmal sahen — es war, als ob er auferweckt worden wäre!

      Die Geschichte des Seemannes, der „wie ein Tier Gras aß und lebte“, war für einen schottischen Chirurgen, Dr. James Lind, von großem Interesse. Da er selbst einmal bei der britischen Flotte gewesen war, dachte er an die Tausende von Seeleuten, die jährlich an Skorbut starben. Er stellte sich einige Fragen: Hat das Gras einen Bestandteil, den die normale Nahrung des Menschen nicht hat? Besteht eine Verbindung zwischen Skorbut und Ernährungsweise? Durch den Entschluß, Versuche durchzuführen, wurde Lind für ein wichtiges Kapitel in der Entdeckungsgeschichte der Vitamine verantwortlich.

      Das soll nicht heißen, daß Dr. Lind nach einem Vitamin suchte. Dieses Wort war vor 1911 unbekannt. Die Entdeckung der meisten Vitamine erfolgte in Wirklichkeit insofern zufällig, als die Forscher bestimmte Krankheiten bekämpften und nicht die Nahrung oder die Ernährung erforschten.

      Außerdem gibt es in dieser Geschichte nicht einen einzelnen Helden, sondern Männer aus vielen Ländern haben durch ihre Bemühungen

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