Was sagt die Bibel?
Abtreibung — Eine Lösung für die Überbevölkerung?
DIE Abtreibung war in der Vergangenheit ein übliches Mittel zur Geburtenbeschränkung, und sie ist es auch heute noch, sei es aufgrund der Staatspolitik oder aufgrund einer persönlichen Entscheidung.
In einer kanadischen Zeitung wird in einem Bericht mit dem Titel „Chinas Alptraum sind 53 Millionen Abtreibungen“ gesagt, daß das chinesische Gesundheitsministerium eine solch schockierende Zahl für den Zeitraum von 1979 bis 1984 meldet. Diese Zahl der Abtreibungen in einer Zeitspanne von fünf Jahren entspricht mehr als dem Doppelten der Bevölkerung Kanadas.
In Japan, so schätzt man, werden 30 Prozent der jährlich 2,1 Millionen Schwangerschaften abgebrochen. Mancher der ungeborenen Kinder gedenkt man durch Stein-, Kunststoff- oder Gipsfigürchen, die überall im Land in buddhistischen Tempeln aufgestellt werden.
In Schweden, auf der anderen Seite der Erdkugel, besteht das Recht auf Abtreibung seit 1946, und zwar aus „medizinischen, sozialmedizinischen, humanitären und eugenischen Gründen sowie im Fall einer Verletzung des Fetus“. Heute betrachten Frauen in Schweden und in anderen Ländern die Abtreibung als gesellschaftlich akzeptabel und als allgemein übliches Vorgehen, um die Größe der Familie zu beschränken.
Üblicher Brauch in alter Zeit
Im alten Athen regulierte man durch Abtreibung das Bevölkerungswachstum. „Die freiwillige Geburtenbeschränkung war an der Tagesordnung, ob es nun durch empfängnisverhütende Mittel, Abtreibung oder Kindstötung geschah“, schreibt der Historiker Will Durant in seinem Werk Kulturgeschichte der Menschheit.
Auch im Römischen Reich war die Abtreibung üblich. Aus welchen Gründen wurde abgetrieben? Will Durant erklärt: „Die Frauen wollten eher eine geschlechtliche Anziehungskraft als eine mütterliche Schönheit besitzen; ganz allgemein schien der Wunsch nach individueller Freiheit den Lebensnotwendigkeiten der Rasse zuwiderzulaufen. ... Von den Männern, die sich verheirateten, scheinen die meisten die Kinderzahl durch Abtreibung, Kindstötung, coitus interruptus und empfängnisverhütende Mittel eingeschränkt zu haben.“ Hat die Zunahme der Abtreibungen in der heutigen Zeit nicht ähnliche Gründe?
Die Ansicht der ersten Christen
Ganz im Gegensatz dazu waren die ersten Christen entschieden gegen die Abtreibung. Will Durant führt aus: „Abtreibung und Kindstötung, die die heidnische Gesellschaft dezimierten, galten bei den Christen als Mord und waren verboten.“ Während also die Geburtenbeschränkung ein hervorstechendes gesellschaftliches Phänomen der griechischen und der römischen Ära war, trat die Christengemeinde entschieden für einen strengen Sittenkodex ein, der die Achtung vor der Heiligkeit des Lebens förderte. Wie im alten Israel waren unter den Christen Kinder ein Zeichen für den Segen des Schöpfers. Der Psalmist sagt: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“ (Psalm 127:3).
Aus Gottes Wort, der Bibel, geht deutlich hervor, daß Jehova, der „Quell des Lebens“, das Recht des ungeborenen Kindes auf Leben anerkennt. Wie die Bibel zeigt, sieht er das Ungeborene nicht bloß als einen Gewebeklumpen an. Der Psalmist beschreibt Gottes Interesse an seiner herrlichen menschlichen Schöpfung wie folgt: „Du [Jehova] hieltest mich abgeschirmt im Leib meiner Mutter. ... Deine Augen sahen selbst den Embryo von mir, und in dein Buch waren alle seine Teile eingeschrieben“ (Psalm 36:9; 139:13-16).
Außerdem zieht Gott den einzelnen zur Rechenschaft, der in Verbindung mit einem ungeborenen Kind versehentlich in den natürlichen Lauf der Dinge eingreift. Aus dem mosaischen Gesetz kann man erkennen, daß eine solche Person zur Verantwortung gezogen wird. Es heißt darin: „Wenn Männer sich streiten und stoßen ein schwangeres Weib, daß ihr die Frucht abgeht, und es geschieht kein Schaden, so soll er gewißlich an Geld gestraft werden, jenachdem der Mann des Weibes ihm auferlegen wird, und er soll es geben durch die Richter. Wenn aber Schaden geschieht, so sollst du geben Leben um Leben“ (2. Mose 21:22, 23, Elberfelder Bibel).
Wenn also Jehova eine versehentliche Gefährdung des Lebens eines ungeborenen Kindes als Angelegenheit ansieht, die schwerwiegende Folgen nach sich zieht, wieviel größer wäre dann die Verantwortung bei einem absichtlichen Eingriff wie im Fall einer Abtreibung! Und da Gott in seinem Gesetz, das in 2. Mose, Kapitel 21 niedergeschrieben ist, keine Einschränkungen in bezug auf das Alter des Ungeborenen festlegte, sind diesbezügliche Argumente nicht haltbar.
Die Lösung für die Überbevölkerung
Angesichts der zunehmenden Lebensmittelknappheit, der Wohnungsnot und des schwindenden Vorrats an Süßwasser argumentieren einige, daß die selektive Abtreibung als Mittel zur Geburtenbeschränkung den Druck für die kommenden Generationen erleichtern würde. Ist dies jedoch die einzige Möglichkeit, die Weltbevölkerung entsprechend dem, was die Umwelt leisten kann, zu regulieren?
Vor etwa 6 000 Jahren äußerte Jehova Gott seinen Vorsatz bezüglich der Bevölkerung des Planeten Erde. Jehova sagte dem ersten Menschenpaar: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch“ (1. Mose 1:28). Man beachte, daß Gottes ausdrücklicher Vorsatz darin besteht, die Erde zu füllen, nicht zu überfüllen. Der Schöpfer wird ein Gleichgewicht herstellen — er wird für eine vernünftige Bevölkerungsdichte sorgen, für ein ökologisches Gleichgewicht und für hinreichende Nahrungsmittelproduktion (Jesaja 65:17-25).
Es ist vernünftig, anzunehmen, daß der Erschaffer der menschlichen Fortpflanzungsfähigkeit diese so regulieren wird, daß ein vollkommenes Gleichgewicht hergestellt werden wird. Es werden keine Abtreibungen notwendig sein, um das Bevölkerungswachstum einzuschränken. Jehova wird durch das Königreich seines Sohnes, Jesus Christus, dafür sorgen, daß die Erde ihren Verhältnissen entsprechend mit gehorsamen Menschen gefüllt sein wird, die in einem weltweiten Paradies leben (Jesaja 55:8-11; Offenbarung 21:1-5).
[Herausgestellter Text auf Seite 27]
„Abtreibung und Kindstötung ... galten bei den Christen als Mord und waren verboten“ (Will Durant, Historiker)
[Bild auf Seite 26]
„Mit sechs Monaten kann der Fetus sehen, hören, erleben, schmecken und sogar lernen“ (Dr. T. Verny, Autor des Buches „The Secret Life of the Unborn“)