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  • Wenn das Wort zur Waffe wird
    Erwachet! 1996 | 22. Oktober
    • Wenn das Wort zur Waffe wird

      „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen“ (SPRÜCHE 12:18).

      „ES BEGANN wenige Wochen nach der Hochzeit“, sagt Elaine.a „Unfreundliche Bemerkungen, herabsetzende Kommentare und Versuche, mich zu demütigen. Ich war meinem Mann nicht ebenbürtig. Mit seinem wachen Verstand und seiner flinken Zunge konnte er alles, was ich sagte, verdrehen und entstellen.“

      Seit sie verheiratet ist, ist Elaine einer versteckten Angriffsform ausgesetzt, die keine sichtbaren Spuren hinterläßt und nur wenig Mitleid erregt. Traurigerweise hat sich ihre Lage im Laufe der Zeit nicht verbessert. „Wir sind jetzt über zwölf Jahre verheiratet“, sagt sie. „Und es vergeht kein einziger Tag, ohne daß er mich kritisiert, sarkastisch wird oder harte, ordinäre Worte gebraucht.“

      Die Bibel übertreibt nicht, wenn sie sagt, daß die Zunge ein „widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes“ sein kann (Jakobus 3:8; vergleiche Psalm 140:3). Das macht sich vor allem in der Ehe bemerkbar. „Wer sagt, Worte könnten ihn nicht verletzen, der irrt sich gründlich“, meint Lisa, die verheiratet ist (Sprüche 15:4).

      Ehemänner können ebensogut die Zielscheibe verbaler Aggressionen sein. „Wer hat schon eine Ahnung, wie es ist, mit einer Frau zusammenzuleben, die einen immerzu einen Lügner oder Schwachsinnigen nennt oder noch schlimmere Bezeichnungen parat hat?“ fragt Mike, dessen seit vier Jahren bestehende Ehe mit Tracy vor der Scheidung steht. „Was sie zu mir sagt, kann ich im Beisein anständiger Leute unmöglich wiederholen. Deswegen kann ich mich mit ihr auch nicht unterhalten, und deswegen bleibe ich auch so lange am Arbeitsplatz. Da geht es friedlicher zu als zu Hause“ (Sprüche 27:15).

      Aus gutem Grund ermahnte der Apostel Paulus Christen: „Möge ... Geschrei und lästerliches Reden ... von euch entfernt werden“ (Epheser 4:31). Was ist „lästerliches Reden“? Paulus unterscheidet es von „Geschrei“ (griechisch: kraugḗ), was lediglich das Heben der Stimme anzeigt. „Lästerliches Reden“ (griechisch: blasphēmía) bezieht sich mehr auf den Inhalt des Gesagten. Ist dieser herrisch, gehässig, erniedrigend oder verletzend, handelt es sich um lästerliches Reden — ob nun geschrien oder geflüstert.

      Wunden, durch Worte geschlagen

      Ein Sprachmuster barscher Worte kann eine Ehe untergraben, vergleichbar mit Meereswellen, die einen massiven Felsen aushöhlen. „Je intensiver und je länger, desto größer ist die Gefahr“, schreibt Daniel Goleman. „Kritiksucht und Verachtung oder Ekel sind Gefahrensignale, weil sie anzeigen, daß ein Ehegatte den anderen im stillen abgeurteilt hat.“ Nimmt die gegenseitige Zuneigung ab, sind die Ehepartner nach einiger Zeit „zwar vor dem Gesetz verheiratet, aber nicht von ihren Gefühlen her“, wie es in einem Buch ausgedrückt wird. Und irgendwann sind sie womöglich gar nicht mehr verheiratet.

      Beschimpfungen können sich jedoch nicht nur auf die Ehegemeinschaft selbst schädlich auswirken. Ein biblischer Spruch lautet: „Durch den Schmerz des Herzens gibt es einen niedergeschlagenen Geist“ (Sprüche 15:13). Die enorme Belastung, die eine ständige Flut verletzender Worte mit sich bringt, fordert unter Umständen einen hohen Tribut, was die Gesundheit betrifft. Wie eine von der Universität Washington (USA) durchgeführte Erhebung ergab, neigen Frauen, die fortgesetzt beschimpft werden, vermehrt zu Erkältungen, Blasenproblemen, Pilzinfektionen oder gastrointestinalen Beschwerden.

      Wie zahllose Frauen, die sowohl verbal als auch körperlich von ihrem Mann geschlagen werden, sagen, können Worte mehr verletzen als Faustschläge. „Die blauen Flecke von seinen Schlägen verschwinden schließlich wieder“, sagt Beverly, „aber ich werde niemals seine abfälligen Bemerkungen darüber vergessen, wie ich aussehe, wie ich koche und wie ich mich um die Kinder kümmere.“ Julia empfindet ganz ähnlich. „Ich weiß, das klingt verrückt“, meint sie, „aber es wäre mir lieber gewesen, er hätte mich geschlagen und die Sache wäre erledigt gewesen, als daß er stundenlang diese Psychospielchen betrieb.“

      Doch warum greifen manche denjenigen, den sie vorgeben zu lieben, durch Beschimpfungen an? Damit befaßt sich der folgende Artikel.

  • Die Ursachen des lästerlichen Redens aufdecken
    Erwachet! 1996 | 22. Oktober
    • Die Ursachen des lästerlichen Redens aufdecken

      „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (MATTHÄUS 12:34).

      DAS erklärte Jesus Christus vor etwa zweitausend Jahren. Durch das, was man sagt, offenbart man in der Tat häufig seine tiefsten Gefühle und Beweggründe. Das Gesagte kann positiv sein (Sprüche 16:23). Es kann aber auch niederträchtig sein (Matthäus 15:19).

      Eine Frau sagt über ihren Mann: „Er scheint aus heiterem Himmel wütend zu werden, und das Zusammenleben mit ihm gleicht häufig einem Gang über ein Minenfeld. Man weiß nie, was eine Explosion auslösen wird.“ Richard geht es mit seiner Frau ähnlich. „Lydia ist immer auf Streit eingestellt“, erzählt er. „Sie sagt nicht nur etwas. Sie staucht mich auf aggressive Art zusammen und zeigt dabei mit dem Finger auf mich, als wäre ich ein kleines Kind.“

      Natürlich bricht selbst in den glücklichsten Ehen mitunter ein Streit aus, und jeder Verheiratete sagt hin und wieder etwas, was er später bereut (Jakobus 3:2). Lästerliches Reden in der Ehe schließt jedoch mehr ein; es beinhaltet eine herabsetzende Sprache und Kritik, durch die versucht wird, Macht über den Ehepartner auszuüben. Ab und zu verbergen sich verletzende Worte hinter einer Maske der Sanftmut. Der Psalmist David beschrieb zum Beispiel einen Mann, hinter dessen freundlichen Worten sich ein übler Charakter verbarg. Es heißt: „Glatter als Butter sind die Worte seines Mundes, aber sein Herz ist auf Kampf eingestellt. Seine Worte sind sanfter als Öl, aber sie sind gezückte Schwerter“ (Psalm 55:21; Sprüche 26:24, 25). Eine verletzende Sprache, ob offen oder unterschwellig, kann sich auf eine Ehe verheerend auswirken.

      Womit es beginnt

      Was veranlaßt jemand, lästerlich zu reden? Im allgemeinen liegt die Ursache in dem, was jemand sieht und hört. In vielen Ländern gelten Beleidigungen, Herabwürdigungen und sarkastische Bemerkungen als gesellschaftsfähig, ja sie werden sogar als amüsant empfunden.a Vor allem verheiratete Männer mögen von den Medien beeinflußt sein, in denen der „echte“ Mann oft als herrisch und aggressiv dargestellt wird.

      Viele Menschen, die eine herabsetzende Sprache führen, sind in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem ein Elternteil Zorn, Unmut oder Verachtung regelmäßig verbal entlud. Ihnen wurde somit schon als Kind die Botschaft vermittelt, ein derartiges Benehmen sei normal.

      Ein Kind, das in solch einer Umgebung aufwächst, übernimmt möglicherweise mehr als nur ein Sprachmuster; es könnte sich auch eine falsche Ansicht über sich und über andere zu eigen machen. Sprechen Eltern mit ihrem Kind zum Beispiel in einem barschen Ton, könnte es mit einem Gefühl der Wertlosigkeit aufwachsen, und womöglich provozieren sie dadurch noch Zorn. Was aber, wenn ein Kind lediglich zufällig mitbekommt, wie sein Vater seine Mutter mit Worten schlägt? Selbst wenn es noch sehr klein ist, könnte es sein, daß es die frauenverachtende Haltung des Vaters übernimmt. Unter Umständen lernt ein Junge durch das Verhalten des Vaters, daß Männer die Kontrolle über Frauen ausüben sollten und daß sie dies erreichen, indem sie Frauen einschüchtern oder verletzen.

      Ein Elternteil, der leicht in Wut gerät, mag ein ebensolches Kind großziehen, das wiederum zu einem „Hitzkopf“ heranwachsen und „viele Fehler“ machen könnte (Sprüche 29:22, Rießler/Storr). Verletzendes Reden kann daher ein Erbe sein, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Aus gutem Grund gab Paulus Vätern den Rat: „Reizt eure Kinder nicht“ (Kolosser 3:21). Gemäß dem Theological Lexicon of the New Testament vermittelt das mit „reizen“ übersetzte griechische Wort bedeutsamerweise den Gedanken von „sich auf einen Kampf vorbereiten, einen Kampf entfachen“.

      Anderen Schaden zuzufügen, sei es verbal oder anderweitig, kann natürlich nicht mit dem Elternhaus entschuldigt werden; es erklärt allerdings, wieso sich eine Tendenz zu einer herabsetzenden Sprache bei jemandem tief einwurzeln kann. Ein junger Mann mißhandelt seine Frau vielleicht nicht körperlich. Mißhandelt er sie jedoch durch seine Worte und seine Launen? Eine Selbstprüfung mag ergeben, daß er die frauenverachtende Haltung seines Vaters übernommen hat.

      Das eben Erwähnte trifft offensichtlich auch auf Frauen zu. Mißhandelt eine Frau ihren Mann verbal, tut es ihr ihre Tochter womöglich gleich, wenn sie selbst einmal verheiratet ist. Ein biblischer Spruch heißt: „Besser ist, in der Wüste zu bleiben, als bei einer zänkischen, zornigen Frau“ (Sprüche 21:19, Zink). Dennoch müssen Männer auf diesem Gebiet besonders vorsichtig sein. Warum?

      Die Macht des Unterdrückers

      In der Ehe hat der Mann gewöhnlich mehr Macht als die Frau. Fast immer ist er körperlich stärker, wodurch Androhungen physischer Gewalt noch beängstigender werden.b Außerdem hat er auf dem Arbeitsmarkt oft bessere Chancen, ist unabhängiger und steht häufig finanziell besser da. Infolgedessen fühlt sich eine verbal angegriffene Frau wahrscheinlich gefangen und allein. Sie mag mit dem übereinstimmen, was der weise König Salomo sagte: „Ich selbst wandte mich, damit ich all die Taten der Bedrückung sehen könnte, die unter der Sonne begangen werden, und siehe, die Tränen der Bedrückten, aber sie hatten keinen Tröster; und auf der Seite ihrer Bedrücker war Macht, so daß sie keinen Tröster hatten“ (Prediger 4:1).

      Eine Frau mag es verwirren, wenn ihr Mann von einem Extrem ins andere fällt — eben ist er noch liebenswürdig, und schon im nächsten Moment kritisiert er sie. (Vergleiche Jakobus 3:10.) Und falls der Mann ein gewissenhafter Ernährer ist, könnte sich seine Frau, die Zielscheibe seiner harten Worte, außerdem schuldig fühlen, weil sie denkt, mit ihrer Ehe stimme etwas nicht. Womöglich gibt sie sogar sich selbst die Schuld für das Verhalten ihres Mannes. „Genau wie physisch mißhandelte Frauen meinte ich immer, es habe etwas mit mir zu tun“, bekennt eine Frau. Eine andere verheiratete Frau sagt: „Schließlich dachte ich, daß wir Frieden hätten, wenn ich mich nur mehr anstrengen würde, ihn zu verstehen und geduldig mit ihm zu sein.“ Traurigerweise gehen die verbalen Mißhandlungen oft weiter.

      Es ist in der Tat tragisch, daß viele Ehemänner ihre Macht mißbrauchen, indem sie über die Frau, die sie zu lieben und zu ehren gelobt haben, herrschen (1. Mose 3:16). Was kann in einer derartigen Situation getan werden? „Ich will ihn ja gar nicht verlassen“, sagt eine Frau, „ich möchte einfach nur, daß er aufhört, mich mit Worten zu schlagen.“ Nach neun Jahren Ehe gibt ein Mann zu: „Mir ist klar, daß ich in einer Beziehung lebe, in der verbal mißhandelt wird, und ich weiß, daß ich der Mißhandler bin. Ich möchte meine Frau nicht verlassen, ich will mich wirklich ändern.“

      Wie im folgenden Artikel gezeigt wird, gibt es Hilfe für diejenigen, deren Ehe durch eine verletzende Sprache belastet ist.

      [Fußnoten]

      a Offensichtlich war das auch im ersten Jahrhundert so. Im Theologischen Begriffslexikon zum Neuen Testament heißt es: „Dem griech. Menschen [galt] das Schmähen bzw. Ertragen der Schmähreden als Lebenskunst“.

      b Verbale Aggressionen können die Vorstufe von häuslicher Gewalt sein. (Vergleiche 2. Mose 21:18.) Eine Beraterin für mißhandelte Frauen sagte: „Jede Frau, die zu mir kommt, um sich eine Schutzanordnung gegen die lebensbedrohlichen Schläge, Messerstiche oder Würgegriffe ihres Mannes zu holen, weiß noch dazu von einer langen und schmerzlichen Geschichte der nichtphysischen Mißhandlung zu berichten.“

  • Statt verletzender Worte wohltuende Worte
    Erwachet! 1996 | 22. Oktober
    • Statt verletzender Worte wohltuende Worte

      „Tod und Leben sind in der Macht der Zunge“ (SPRÜCHE 18:21).

      DAS Beschimpfen — das heißt, eine Person absichtlich zu beleidigen oder lästerlich über sie zu reden — wird in der Bibel klipp und klar verurteilt. Unter dem mosaischen Gesetz konnte jemand, der seine Eltern beschimpfte, mit dem Tod bestraft werden (2. Mose 21:17). Jehova Gott nimmt diese Angelegenheit somit sehr ernst. Sein Wort, die Bibel, stützt nicht die Ansicht, das, was hinter verschlossenen Türen geschehe, sei bedeutungslos, solange jemand behaupte, Gott zu dienen. Vielmehr sagt sie: „Wenn es jemandem scheint, daß er die äußere Form der Anbetung beachtet, und er dennoch seine Zunge nicht zügelt, sondern sein Herz weiterhin betrügt, dessen Form der Anbetung ist nichtig“ (Jakobus 1:26; Psalm 15:1, 3). Mißhandelt ein Mann seine Frau verbal, könnte es demnach sein, daß alle seine christlichen Werke in Gottes Augen vergeblich sind (1. Korinther 13:1-3).a

      Außerdem könnte ein Christ, der ein Beschimpfer ist, aus der Christenversammlung ausgeschlossen werden. Ihm könnten sogar die Segnungen des Königreiches Gottes entgehen (1. Korinther 5:11; 6:9, 10). Wer verletzende Worte gebraucht, muß sich tiefgreifend ändern. Wie ist das aber möglich?

      Das Problem ans Licht bringen

      Ein Beschimpfer wird sich erst dann ändern, wenn er wirklich begreift, daß er ein ernstes Problem hat. Wie eine Beraterin bemerkte, halten viele Männer, die lästerlich reden, ihr Verhalten leider ganz und gar nicht für eine Mißhandlung. „Für sie ist ihr Benehmen völlig normal und die ‚natürliche‘ Art und Weise, wie man mit seinem Ehepartner umgeht“, sagt sie. Demzufolge sehen zahlreiche Männer erst dann ein, daß sie sich ändern müssen, wenn ihnen die Situation ganz offen vor Augen gehalten wird.

      Oftmals wird sich eine Frau, die ihre Lage gebetsvoll überdacht hat, gezwungen sehen, ihre Meinung offen zu sagen — zu ihrem eigenen Wohl und dem ihrer Kinder sowie aus Sorge um den Stand ihres Mannes vor Gott. Natürlich besteht die Gefahr, daß sie die Sache dadurch verschlimmert und daß ein Hagel von Leugnungen auf sie niedergeht. Vielleicht läßt sich das umgehen, wenn sie im voraus intensiv darüber nachdenkt, wie sie die Sache am besten zur Sprache bringt. „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür“, heißt es in der Bibel (Sprüche 25:11). Spricht sie mit ihrem Mann in einer ruhigen Minute mit Milde, aber Offenheit, mag sie sein Herz erreichen (Sprüche 15:1).

      Statt ihren Mann anzuklagen, ist es besser, wenn die Frau ihm schildert, wie seine verletzenden Worte sie berühren. Oft ist es am klügsten, in der Ichform zu sprechen. Sie könnte zum Beispiel sagen: „Ich fühle mich verletzt, weil ...“ oder: „Ich bin total niedergeschmettert, wenn du sagst, daß ...“ Diese Art Äußerungen erreichen eher das Herz, denn sie richten sich nicht gegen den Menschen, sondern rücken das Problem in den Vordergrund. (Vergleiche 1. Mose 27:46 bis 28:1.)

      Das taktvolle, doch entschlossene Handeln der Frau kann gute Ergebnisse erzielen. (Vergleiche Psalm 141:5.) Ein Mann, den wir Steven nennen, konnte das feststellen. „Im Gegensatz zu mir war sich meine Frau meiner Neigung zu verbaler Mißhandlung bewußt, und sie brachte die Stärke auf, mit mir darüber zu reden“, erklärte er.

      Hilfe erhalten

      Was kann eine Frau jedoch tun, wenn ihr Mann das Problem leugnet? Manche Frauen wenden sich in diesem Fall an einen Dritten. Zeugen Jehovas können sich in solch einer belastenden Situation an die Versammlungsältesten wenden. In der Bibel werden diese Männer aufgefordert, die geistige Herde Gottes mit Liebe und Freundlichkeit zu hüten und gleichzeitig „die ... zurechtzuweisen“, die der gesunden Lehre des Wortes Gottes widersprechen (Titus 1:9; 1. Petrus 5:1-3). Es ist zwar nicht die Aufgabe der Ältesten, sich in die persönlichen Angelegenheiten eines Ehepaares einzumischen, wenn aber jemand auf Grund der verletzenden Sprache seines Ehepartners betrübt ist, haben die Ältesten berechtigten Grund zur Sorge (Sprüche 21:13). Da sie sich eng an biblische Maßstäbe halten, werden sie lästerliches Reden weder entschuldigen noch herunterspielen.b

      Möglicherweise können die Ältesten die Kommunikation zwischen Mann und Frau fördern. Zum Beispiel wurde ein Ältester von einer Frau angesprochen, die ihm erzählte, ihr Mann, der ihren Glauben teilte, schlage sie seit Jahren mit Worten. Der Älteste vereinbarte, sich mit der Frau und ihrem Mann zu treffen. Wenn einer der beiden sprach, bat der Älteste den anderen zuzuhören, ohne zu unterbrechen. Als die Frau an der Reihe war, sagte sie, sie könne die Wutausbrüche ihres Mannes nicht länger ertragen. Seit Jahren sei ihr jeden Abend angst und bange, weil sie nie wisse, ob ihr Mann wütend nach Hause komme. Wenn er explodiere, sage er erniedrigende Dinge über ihre Angehörigen, ihre Freunde und über sie selbst.

      Der Älteste bat die Frau zu schildern, was für Gefühle die Worte ihres Mannes bei ihr hervorrufen würden. „Mir kommt es dann vor, als ob ich die Böse wäre, die keiner gern haben kann“, sagte sie. „Manchmal habe ich meine Mutter gefragt, ob es denn so schwierig ist, mit mir auszukommen, oder ob ich nicht liebenswert bin.“ Als sie ihre Gefühle beschrieb, fing ihr Mann an zu weinen. Zum ersten Mal konnte er erkennen, wie sehr er seine Frau durch seine Worte verletzte.

      Man kann sich ändern

      Einige Christen, die im ersten Jahrhundert lebten, hatten Probleme mit lästerlichem Reden. Der christliche Apostel Paulus ermahnte sie, „Zorn, Wut, Schlechtigkeit, Lästerworte und unzüchtige Rede“ abzulegen (Kolosser 3:8). Allerdings ist eine verletzende Sprache mehr ein Problem des Herzens als ein Problem der Zunge (Lukas 6:45). Darum fügte Paulus hinzu: „Streift die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen ab, und kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit“ (Kolosser 3:9, 10). Sich zu ändern beinhaltet daher nicht nur, anders zu reden, sondern auch, anders zu empfinden.

      Ein verheirateter Mann, der verletzend redet, benötigt vielleicht Hilfe, um festzustellen, was die genaue Ursache seines Verhaltens ist.c Er sollte wie der Psalmist eingestellt sein, der sagte: „Durchforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich, und erkenne meine beunruhigenden Gedanken, und sieh, ob in mir irgendein Weg des Schmerzes ist“ (Psalm 139:23, 24). Ein Mann könnte sich Fragen stellen wie: Warum möchte ich unbedingt über meine Frau herrschen oder die Kontrolle über sie ausüben? Was löst bei mir einen verbalen Angriff aus? Sind meine Angriffe ein Anzeichen für tiefsitzenden Groll? (Sprüche 15:18). Leide ich unter einem geringen Selbstwertgefühl, das möglicherweise darauf zurückzuführen ist, daß mich meine Eltern früher häufig kritisierten? Diese Art Fragen können einem Mann helfen, die Ursache seines Verhaltens herauszufinden.

      Lästerliches Reden ist jedoch schwer auszumerzen, besonders dann, wenn es von Eltern anerzogen wurde, die selbst sarkastisch waren, oder wenn jemand von einer Kultur geprägt wurde, die ein despotisches Verhalten gutheißt. Doch alles, was man sich angewöhnt hat, kann man sich mit einiger Anstrengung im Laufe der Zeit wieder abgewöhnen. Dabei ist die Bibel die größte Hilfe. Sie hilft einem, selbst eingefleischte Verhaltensweisen abzulegen. (Vergleiche 2. Korinther 10:4, 5.) Wie?

      Die richtige Ansicht über die von Gott vorgesehenen Rollen

      Oftmals hat ein Mann, der seine Frau verbal verletzt, eine falsche Ansicht über die Rollen, die Gott für Mann und Frau vorgesehen hat. Zum Beispiel sagte der Bibelschreiber Paulus, daß Frauen „ihren Männern untertan“ sein sollen und daß ein Mann „das Haupt seiner Frau“ ist (Epheser 5:22, 23). Ein Mann meint vielleicht, ihn berechtige die Stellung als Haupt dazu, über seine Frau zu herrschen. Dem ist jedoch nicht so. Seine Frau sollte ihm zwar untertan sein, aber sie ist nicht seine Sklavin. Sie ist seine „Gehilfin“ und sein „Gegenstück“ (1. Mose 2:18). Daher fügte Paulus noch hinzu: „Die Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es wie auch der Christus die Versammlung“ (Epheser 5:28, 29).

      Als Haupt der Christenversammlung schimpfte Jesus seine Jünger niemals aus, und er gab ihnen keinen Anlaß, sich ängstlich zu fragen, wann er sie wohl wieder heftig kritisieren würde. Statt dessen ging er liebevoll mit ihnen um und wahrte dadurch ihre Würde. „Ich will euch erquicken“, versprach er ihnen. „Ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig“ (Matthäus 11:28, 29). Unter Gebet darüber nachzusinnen, wie Jesus seine Stellung als Haupt ausfüllte, kann einem Mann helfen, seine eigene Stellung als Haupt ausgeglichener zu sehen.

      Wenn Spannungen entstehen

      Biblische Grundsätze zu kennen ist eine Sache für sich — sie auszuleben, wenn man unter Druck steht, ist jedoch etwas anderes. Wie kann ein Mann es vermeiden, bei Spannungen wieder in ein Sprachmuster barscher Worte zurückzufallen?

      Auf Verärgerung mit verbalen Aggressionen zu reagieren ist kein Zeichen von Männlichkeit. In der Bibel lesen wir: „Wer langsam ist zum Zorn, ist besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt“ (Sprüche 16:32). Ein echter Mann beherrscht seinen Geist. Er beweist Einfühlungsvermögen, indem er folgende Fragen berücksichtigt: Wie berührt das, was ich sage, meine Frau? Wie würde ich in ihrer Lage empfinden? (Vergleiche Matthäus 7:12.)

      In der Bibel wird hingegen auch eingeräumt, daß gewisse Situationen Ärger hervorrufen können. Über solche Momente schrieb der Psalmist: „Seid erregt, doch sündigt nicht. Sprecht euch aus in eurem Herzen auf eurem Bett, und bleibt still“ (Psalm 4:4). Oder wie es einmal anders ausgedrückt wurde: „Es ist nichts Verkehrtes daran, ärgerlich zu werden; doch es ist verkehrt, jemanden verbal anzugreifen, indem man sarkastisch wird, ihn demütigt oder ihn herabsetzt.“

      Ein Mann kann lernen, innezuhalten, wenn er merkt, daß er die Kontrolle über seine Worte verliert. Vielleicht ist es klug, aus dem Zimmer zu gehen, einen Spaziergang zu machen oder einen ungestörten Platz aufzusuchen, um sich zu beruhigen. In Sprüche 17:14 heißt es: „Ehe ... der Zank ausgebrochen ist, zieh dich zurück.“ Die Diskussion kann fortgesetzt werden, wenn sich die Gemüter beruhigt haben.

      Natürlich ist niemand vollkommen. Ein Mann, der ein Problem mit einer verletzenden Sprache gehabt hat, kann rückfällig werden. Wenn das geschieht, sollte er sich entschuldigen. Das Anziehen der „neuen Persönlichkeit“ ist ein fortlaufender Prozeß, doch es lohnt sich wirklich (Kolosser 3:10).

      Worte, die wohltun

      Es stimmt, „Tod und Leben sind in der Macht der Zunge“ (Sprüche 18:21). Verletzende Worte müssen durch Worte ersetzt werden, die wohltun und die eine Ehe stärken. Ein biblischer Spruch lautet: „Liebliche Reden sind eine Honigwabe, süß für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16:24).

      Vor einigen Jahren wurde eine Erhebung durchgeführt, weil man herausfinden wollte, welche Faktoren bewirken, daß die Glieder gefestigter Familien harmonisch zusammenleben. „Wie die Erhebung ergab, mögen sich die Glieder dieser Familien, und das sagt einer dem anderen auch immer wieder“, berichtete Ehespezialist David R. Mace. „Sie bekräftigen ihre gegenseitige Zuneigung, lassen den anderen spüren, daß er wertvoll ist, und nutzen jede passende Gelegenheit, liebevoll miteinander zu sprechen und umzugehen. Daraus ergibt sich ganz natürlich, daß sie gern zusammen sind und sich auf eine Art und Weise gegenseitig Rückhalt geben, die ihre Beziehung zu etwas äußerst Befriedigendem macht.“

      Kein gottesfürchtiger Mann kann ehrlich sagen, er liebe seine Frau, und sie gleichzeitig willentlich durch Worte verletzen (Kolosser 3:19). Das gleiche trifft selbstverständlich auch auf eine Frau zu, die ihren Mann verbal angreift. Ganz bestimmt sind sowohl der Mann als auch die Frau verpflichtet, auf die Ermahnung zu hören, die Paulus an die Epheser richtete: „Kein faules Wort gehe aus eurem Mund hervor, sondern was immer zur Erbauung gut ist, wie es nötig sein mag, damit es den Hörern förderlich sei“ (Epheser 4:29).

      [Fußnoten]

      a Obgleich wir hier vom Mann als von dem Täter sprechen, gelten die erwähnten Grundsätze ebenso für Frauen.

      b Ein Mann, der ein Schläger ist, eignet sich nicht für das Amt eines Ältesten, beziehungsweise er kann kein Ältester bleiben. Er darf andere weder buchstäblich schlagen noch sie durch bissige Bemerkungen einschüchtern. Älteste und Dienstamtgehilfen müssen ihrem eigenen Haushalt in vortrefflicher Weise vorstehen. Ganz gleich, wie freundlich sich ein Mann sonst verhält, ist er für dieses Amt ungeeignet, wenn er zu Hause ein Tyrann ist (1. Timotheus 3:2-4,12).

      c Ob sich ein Christ einer Behandlung unterzieht, ist eine persönliche Entscheidung. Er sollte jedoch sichergehen, daß jede Behandlungsmethode, die er wählt, mit biblischen Grundsätzen im Einklang ist.

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