Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Werbung — Wie notwendig ist sie?
    Erwachet! 1988 | 8. Februar
    • Werbung — Wie notwendig ist sie?

      DER Blaue Pfau stellt ganz plötzlich seine herrliche Farbenpracht zur Schau. Federn, die fünfmal so lang sind wie sein Körper und mit Augenflecken verziert sind, schimmern, zum Rad aufgerichtet, im Sonnenlicht. Er bietet einen majestätischen Anblick, während er gemächlich vor seinem voraussichtlichen Weibchen, der Pfauhenne, auf und ab stolziert. Wie sollte sie dem widerstehen können, was einmal als die „herrlichste ... Werbung der Welt“ bezeichnet wurde? Die Werbung ist ein weltweites Phänomen. In der vorliegenden Serie untersucht unser Korrespondent in Großbritannien ihr Motiv und ihre Auswirkungen.

      Was ist Werbung? Werben bedeutet „sich [um jemanden] bemühen“ (Duden, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache). Werbung vermittelt auch den Gedanken, etwas bekanntzumachen. In der Natur ist die Werbung oder das Bekanntmachen oft für die Erhaltung des Lebens und die Fortpflanzung wichtig.

      Heulende Wölfe beispielsweise machen ihre Gegenwart bekannt, um auf der Nahrungssuche unnötige Begegnungen mit anderen Rudeln zu vermeiden. Ein Mottenweibchen kann auf eine Entfernung von vielen Kilometern einige Moleküle eines Pheromons, einer chemischen Substanz, wahrnehmen, die ein arteigenes Männchen in dem Bemühen, um ein Weibchen zu werben, abgesondert hat.

      Wie steht es mit uns Menschen? Wir sind einen Schritt weiter gegangen und haben die Kunst der Werbung oder des Bekanntmachens kommerzialisiert. Es folgen einige Beispiele.

      Kommerzielle Werbung

      Ein ägyptischer Papyrus, der in Theben entdeckt wurde, ist womöglich das älteste Beispiel dieser Art, das heute zur Verfügung steht. Er wurde vor über dreitausend Jahren abgefaßt und kündigte eine Belohnung für die Auslieferung eines entlaufenen Sklaven an.

      Die öffentlichen Ausrufer im alten Griechenland, die mit den späteren Stadtausrufern in europäischen Städten gleichzusetzen sind, betrieben mündliche Werbung, indem sie die Aufmerksamkeit auf ihre Bekanntmachungen lenkten.

      Im mittelalterlichen England warb das Symbol dreier hängender goldener Kugeln, das vom Wappen der italienischen Bankiersfamilie Medici herrührte, für Geldverleiher. Dieses Zeichen hat sich bis heute als Hinweis auf ein Pfandleihgeschäft erhalten.

      Vor über 250 Jahren klagte Dr. Samuel Johnson (London): „Die Anzeigen sind heute so zahlreich, daß sie sehr nachlässig durchgelesen werden. ... Die Werbebranche ist der Vollkommenheit nun so nahe, daß es nicht leicht ist, irgendeine Verbesserung vorzuschlagen.“ Aber wie sehr sich doch die Lage seitdem geändert hat! In den vergangenen 50 Jahren ist aus der Branche eine Industrie geworden.

      Werbung ist heute Big Business. Zeitungen, Plakate, Hochglanzmagazine, Neonlichter, Werbefunk und Werbefernsehen wetteifern um unsere Aufmerksamkeit und bombardieren uns ständig — manchmal aufdringlich, manchmal erstaunlich raffiniert und heimtückisch.

      Das Brummen moderner Luftschiffe lenkt unseren Blick auf riesige schwebende Reklame. Kleinere Flugzeuge ziehen mit Slogans am Himmel entlang. Die Möglichkeiten scheinen unerschöpflich zu sein. Aber ist all das wirklich notwendig?

      Wie funktioniert die Werbung? Wären wir, die Verbraucher, mit weniger Werbung besser oder schlechter daran? Welche Rolle spielt sie in unserem Leben?

  • Werbung — die Überredungskünstlerin
    Erwachet! 1988 | 8. Februar
    • Werbung — die Überredungskünstlerin

      DIE Werbung befriedigt ein Bedürfnis, das von jeher besteht, solange Menschen kaufen und verkaufen. Sie ist eine Kunst, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat.

      Die moderne Werbung nahm im Grunde nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Anfang. Das industrielle Wachstum und der Aufschwung der 50er Jahre gingen in die 60er Jahre über. „Wir haben es noch nie so gut gehabt!“ sagte Harold Macmillan, der damalige Premierminister Großbritanniens. Diese Äußerung hatte etwas Wahres an sich.

      Der Wohlstand bedeutete größere Kaufkraft; diese wiederum führte zu erhöhter Produktion und erforderte mehr Verkauf. Der Kreislauf von Angebot und Nachfrage war geschlossen; alles drehte sich um den Mittelpunkt — die Werbung.

      Heute ist der Verkauf eine Kunst, und die starke Verbreitung von Kreditkarten verleiht ihm Aufschwung. In Großbritannien sind täglich 22,6 Millionen Kreditkarten in Gebrauch — der Rekord in Europa.

      Um die Jahrhundertwende ließ man Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften setzen, um einzig und allein bekanntzugeben, daß man eine Ware zu verkaufen hatte. „Kameras von Eastman Kodak“ ist ein Beispiel dafür. Vor hundert Jahren betrugen Eastmans jährliche Kosten für Zeitschriftenwerbung in den Vereinigten Staaten 350 Dollar. Doch heute wird in den Vereinigten Staaten für die kommerzielle Werbung mehr als dieser Betrag pro Person im Jahr ausgegeben.

      Die Vereinigten Staaten sind die unbestrittene Heimat der modernen Werbung. Seit dem Zweiten Weltkrieg folgen die meisten westlichen Länder ihrem Vorbild, und nun ziehen auch die Entwicklungsländer nach. Multinationale Gesellschaften unterstützen dies, indem sie ihren Einfluß geltend machen.

      Die Werbung ist nicht nur Big Business, sondern auch eine Großindustrie — mitunter wird sie sogar als Wissenschaft bezeichnet. Jedenfalls läßt es sich immer schwerer verhindern, daß sie in unser Leben eindringt. Wohin wir auch schauen, was immer wir auch tun — die Werbung springt uns ins Auge. Sie bittet, beschwört, argumentiert und schreit. Bewußt oder unbewußt werden wir alle von der Werbung zum Guten oder zum Schlechten beeinflußt.

      Wer besitzt und operiert diese mächtige, verführerische Maschinerie? Wie funktioniert sie?

      Wie macht man Werbung?

      Wenn man eine Anzeige in die Tageszeitung setzen will, genügt ein Anruf bei der Zeitung. Aber einen Spot im Fernsehen zu zeigen oder landesweit Werbeplakate anzubringen ist etwas ganz anderes. Dazu muß man die Dienste einer Werbeagentur in Anspruch nehmen. Weltweit gibt es nun viele Agenturen, unter denen man wählen kann. Wenden wir uns zunächst der New Yorker Madison Avenue zu, wo die ersten Agenturen aufkamen.

      Rosser Reeves revolutionierte im Jahre 1954 die Methoden der Werbeindustrie, etwa zehn Jahre nachdem er die Werbeagentur Ted Bates & Company in der Madison Avenue ins Leben gerufen und ausgebaut hatte. Aus kleinen Anfängen wurde eine weltumspannende, in 50 Ländern vertretene Agentur, die 1984 3 Milliarden Dollar wert war. Andere Unternehmer zogen nach, um das große Geld zu machen, als die Industrie den Beginn des Nachkriegsbooms erlebte.

      Bis vor fünf Jahren waren die meisten britischen Werbebüros Tochterfirmen von Agenturen in den Vereinigten Staaten, aber das ist nun vorbei. Als im Jahre 1986 die Agentur Saatchi & Saatchi in Großbritannien Ted Bates & Company kaufte, wurde sie zur größten Werbeagentur der Welt. Dennoch entsteht die Hälfte der weltweiten jährlichen Werbekosten in den Vereinigten Staaten.

      Von welchem Betrag ist die Rede? Von nicht weniger als 150 Milliarden Dollar im Jahr, wovon gemäß dem Magazin The Economist 23 Milliarden Dollar auf die Aufträge von Werbeagenturen entfallen.

      Doch die eigentliche Macht der Werbung liegt nicht im Geld. Bill Bernbach, einer der größten Neuerer in der Madison Avenue, sagte: „Wir alle, die wir die Massenmedien benutzen, sind die Bildner der Gesellschaft. Wir können diese Gesellschaft ordinär machen. Wir können sie brutal machen. Oder wir können ihr Niveau heben.“ Darin liegt die erschreckende Macht der Werbung. Wie verantwortungsbewußt wird diese Macht ausgeübt?

      Aggressive Verkaufstaktik

      Aggressive Verkaufstaktik bedeutet gemäß der Advertising Association Großbritanniens „schwungvolle, überredende und aufdringliche Werbung“. Sie steht in krassem Gegensatz zu der „zarten Überredung“ der weichen Verkaufstaktik. Worum geht es, und wie werden wir davon berührt?

      Wenn sich ein Markt dem Sättigungspunkt annähert, geht man zu aggressiven Verkaufsmethoden über, wobei die Hersteller darum kämpfen, sich ihren Anteil zu erhalten oder ihn zu erweitern. In vielen westlichen Ländern greift man wegen der Überkapazität bei Kraftfahrzeugen, Fernsehgeräten und ähnlichen Waren nun zu aggressiven Verkaufstaktiken.

      In den Vereinigten Staaten besteht auf dem Gebiet der Medizin eine interessante Situation, die das Motiv der aggressiven Werbung veranschaulicht. „Krankenhäuser lernen aggressive Verkaufsmethoden“, stand als Schlagzeile in dem Magazin Time. Wegen der zunehmenden Zahl leerer Krankenhausbetten und der Konkurrenz zwischen Krankenhäusern und Kliniken geht man zur aggressiven Werbung über. Ein Werbeslogan eines medizinischen Zentrums in Kalifornien lautete: „Nierensteine? Ein Anruf genügt ... bei den Steinknackern!“

      Ein Problem bei der aggressiven Verkaufstaktik besteht darin, daß es oft schwer ist, dagegen anzukämpfen. Die Überzeugungskraft kann so stark sein, daß man sich gezwungen fühlt, etwas zu kaufen, was man nicht braucht, oder etwas zu tun, was nicht im eigenen Interesse ist. Es folgen zwei bekannte Beispiele.

      Flaschennahrung gegen Stillen

      Die Bestimmungen der Weltgesundheitsorganisation verbieten nun die Verteilung kostenloser Probepackungen mit Trockenmilch an Mütter. Ihr Ziel besteht darin, zum Stillen anzuhalten, da die Muttermilch Antikörper enthält, die zum Schutz vor Krankheiten beitragen. Außerdem wird durch das Stillen der Eisprung unterdrückt. Dies dient als eine Art Empfängnisverhütung und ist daher in Ländern hilfreich, wo andere Mittel zur Geburtenkontrolle nicht erhältlich sind.

      Als unlängst solche Probepackungen in einigen staatlichen Krankenhäusern Großbritanniens verteilt wurden, kehrte eine Flut von Erinnerungen und Ängsten zurück. Die Ergebnisse einer fünfjährigen Studie in Liverpool zeigten, daß „Mütter die Gebrauchsanweisung [auf Trockenmilchprodukten] nicht verstehen und daß die Flaschen und die Sauger in unhygienischem Zustand sind“. Der Forscher Dr. A. J. H. Stephens räumte fairerweise ein: „Muttermilchersatzprodukte sind einwandfrei, vorausgesetzt, daß sie korrekt gemischt und hygienisch zubereitet werden“ (Kursivschrift von uns). Doch es treten viele Probleme auf, wenn dies nicht der Fall ist.

      Ein schockierender Bericht aus dem Jahre 1983, der in der Zeitschrift Africa Now erschien, enthüllte, daß jährlich schätzungsweise zehn Millionen Fälle von Infektionskrankheiten und Fehlernährung dem Füttern mit der Flasche zuzuschreiben sind. Zuvor, im Jahre 1974, hatte die Wohlfahrtsinstitution „Krieg gegen die Armut“ behauptet, daß in den Entwicklungsländern jährlich eine Million Babys zufolge des Verkaufs von Milchpulver sterben. Warum? „Aggressives Marketing und die Werbung für Muttermilchersatzprodukte“, antwortete Africa Now.

      Der Observer beschrieb die Tragik, die entsteht, wenn Mütter nicht in der Lage sind, die notwendigen hygienischen Voraussetzungen bei der Zubereitung der Flaschennahrung zu erfüllen. Es hieß: „Die untrüglichen Beweise in armen Ländern [zeigen], daß die Werbung Müttern mit mangelhafter Bildung eingeredet hat, Ersatzprodukte seien genauso gut wie Muttermilch, und daß die Babys wegen unzureichender Sterilisierung der Flaschen sterben.“ In einigen Fällen konnten es sich Mütter, die kostenlose Probepackungen erhalten hatten, nicht leisten, das Produkt später zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie aber keine Milch mehr zum Stillen. Diese aggressive Verkaufstaktik hatte tragische Folgen.

      Die Tabakwerbung

      In den 80er Jahren ist die Zigarettenwerbung bei den Frauen in Großbritannien so erfolgreich, daß trotz des anerkannten Gesundheitsrisikos die Zahl der Raucherinnen in den vergangenen 15 Jahren nur um ein Fünftel zurückgegangen ist im Vergleich zu einem Rückgang von einem Drittel bei den Männern.a Die Folge? „Es sterben nun fast so viele Frauen an Lungenkrebs wie an Brustkrebs, und immer mehr Frauen leiden an ‚männlichen‘ Erkrankungen des Herzens und der Atemwege“, berichtete die Londoner Sunday Times.

      Das Amt für Gesundheitserziehung in Großbritannien ist sehr besorgt, doch was kann es schon mit einem Werbebudget von umgerechnet 3 Millionen Dollar ausrichten im Vergleich zu den 150 Millionen Dollar der Tabakindustrie?

      Eine Möglichkeit ist, die Tabakwerbung einzuschränken. Einige Länder haben sie bereits ganz verboten — zum Beispiel Norwegen im Jahre 1975, das benachbarte Finnland drei Jahre später und der Sudan 1983. In vielen anderen Ländern, darunter die Bundesrepublik Deutschland, die Vereinigten Staaten und die Republik Südafrika, setzen sich Interessengruppen nachdrücklich für zusätzliche Einschränkungen der Zigarettenwerbung ein.

      Doch in Großbritannien, wo es die Zigarettenhersteller mit einem „wettbewerbsstarken Markt“ zu tun haben, werden die aggressiven Verkaufsmethoden in gedruckter Form fortgesetzt, besonders in Frauenzeitschriften. Warum gerade dort? Aus einem einfachen Grunde: „Frauen sind eine extrem gewinnbringende Verdienstquelle“ (Sunday Times). Wenn ein Werbefachmann den Auftrag erhält, eine Ware zu verkaufen, spielt Moral nicht unbedingt eine Rolle.

      Werbung beim Sport

      Es ist logisch, daß Herstellerfirmen Sportarten fördern, die mit ihren Produkten in Verbindung stehen — was zum Beispiel auf Autoreifen und Benzin bei Autorennen zutrifft. Doch wie kommt es, daß Tabakfirmen beim Sport werben, und das in einer Größenordnung von 12,3 Millionen Dollar im Jahre 1985 in Großbritannien? „Sport soll Menschen gesund machen, und Rauchen macht sie krank“, sagte ein Mitglied des Parlaments. „Daher ist die Tabak-Sponsorschaft unvereinbar mit dem Gedanken, durch Sport ein gesundes Leben zu fördern.“ Aber solche Werbung ist eine gewinnbringende Investierung. Betrachten wir, warum.

      Zunächst entsteht eine unmittelbare gedankliche Verbindung zwischen dem sportlichen Ereignis und der angepriesenen Marke. Das ist allerdings nur der Anfang. Mit Hilfe großer Plakate, die geschickt an dem Ort des gefilmten Geschehens angebracht werden, erscheint die Zigarettenwerbung auf Millionen von Bildschirmen, ohne daß die Tabakfirmen einen Pfennig dafür bezahlen müssen. Auf diese Weise umgehen sie auch das seit 20 Jahren bestehende Verbot, das die Fernsehtabakwerbung in Großbritannien untersagt.

      Im Jahre 1982 sahen schätzungsweise 350 Millionen Zuschauer in 90 Ländern zu, wie Martina Navratilova die Tennismeisterschaft in Wimbledon in einem Dreß gewann, der die gleichen Farben trug wie eine bekannte Zigarettenpackung. „Das hat nichts mit Zigarettenwerbung zu tun. Außerdem, wen stört es schon?“ war die Antwort eines Förderers angesichts der Proteste des BBC-Fernsehens. Es wurden strengere Einschränkungen auferlegt, um gegen diese Art Werbung bei Sportveranstaltungen anzugehen. Allerdings ist es nicht leicht, solche raffinierte Werbung zu verhindern.

      Positive Überredungskunst

      Die Werbung kann Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln — willkommene Beiträge in der Gesellschaft. Die Werbung kann auch einen Markt schaffen, wo noch kein Markt besteht. Man beachte, wie die Werbung den Diamantenverkauf in Japan ankurbelte.

      Im Gegensatz zur westlichen Welt, wo ein Verlobungsring mit einem Diamanten nichts Ungewöhnliches ist, hatte die japanische Gesellschaft in dieser Hinsicht andere Bräuche. Im Jahre 1968 erhielten weniger als 5 Prozent der Japanerinnen einen Verlobungsring. Doch in jenem Jahr wurde eine Werbekampagne für Diamanten gestartet, und als Folge trugen 1981 60 Prozent der japanischen Bräute einen Diamantring. „In nur 13 Jahren wurde eine 1 500 Jahre alte japanische Tradition umgeworfen“, erklärte E. J. Epstein in seinem Buch The Diamond Invention. So stark ist die Überredungskunst der Werbung!

      Die Werbung kann auch dafür eingesetzt werden, Menschen auf Gefahren hinzuweisen. Im Jahre 1986 beauftragte die britische Regierung eine Londoner Werbeagentur, die Bevölkerung vor der ernsten Gefahr durch Aids zu warnen. Jeder Haushalt des Landes erhielt ein kostenloses Merkblatt; unterstützt wurde die Aktion noch durch Werbung im Radio, im Fernsehen, in Zeitungen und in Zeitschriften.

      Doch die größte Leistung in Verbindung mit wirksamer Werbung reicht fast 2 000 Jahre zurück, und zwar in die Zeit der ersten, unerschrockenen Nachfolger Jesu Christi. Wie geschickt waren die ersten Christen in ihrem Bekanntmachungswerk? Es wird den Leser interessieren, dies zu erfahren.

      [Fußnote]

      a In Großbritannien gibt es 17 Millionen Zigarettenraucher — 32 Prozent der weiblichen Bevölkerung und 36 Prozent der männlichen.

      [Kasten auf Seite 6]

      Was erreicht die Werbung?

      DIE moderne Werbung ist teuer. Werbespots im Fernsehen können Zehntausende von Dollar kosten, was auch auf ganzseitige Reklame in Zeitungen und Zeitschriften zutrifft. Werden die Leute die Werbung lesen? Werden sie sie im Sinn behalten? Werden sie sich danach richten? Um dies sicherzustellen, wird die Wissenschaft bei der Gestaltung der Werbung zunehmend mit einbezogen. Ein Gerät, das durch Infrarotstrahlen die Augen von Testpersonen überwacht, entdeckt mit Leichtigkeit, welcher Teil einer vorbereiteten Anzeige die meiste Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Doch der Verkauf hängt davon ab, inwieweit der Kaufwunsch angeregt wird. Psychophysiologen behaupten, mit einer Lösung aufwarten zu können, indem sie die Reaktionen des Gehirns beobachten. Dennoch bleibt, wie das Ogilvy Center for Research & Development sagt, eine simple Tatsache bestehen: „Je ansprechender ein TV-Werbespot ist, um so überzeugender wird er sein.“

      [Bild auf Seite 8]

      Die Werbung kurbelte den Verkauf von Diamantringen in Japan an

  • Das Bekanntmachungswerk — die machtvolle Waffe des Christentums
    Erwachet! 1988 | 8. Februar
    • Das Bekanntmachungswerk — die machtvolle Waffe des Christentums

      NACH dem Tod Jesu Christi wurden die ersten Christen zerstreut und verfolgt. Professor K. S. Latourette erklärt in seinem Buch History of Christianity: „Da es die Christen ablehnten, an heidnischen Zeremonien teilzunehmen, nannte man sie Gottesleugner. Sie wurden des Hasses gegen das ganze Menschengeschlecht bezichtigt, ... denn in ihren Augen waren die heidnischen Feste, die öffentlichen Vergnügungen, alle mit heidnischen Lehren und Bräuchen sowie mit unsittlichen Handlungen verbunden.“

      Es ist recht ungewöhnlich, daß das Christentum in der damals bekannten Welt angesichts solcher Gegnerschaft überlebte und sich ausgebreitet hat. Wie war das möglich? Das Geheimnis liegt zum Teil im Predigen oder in der Bekanntmachungsarbeit.

      In dem Werk The Early Church and the World schreibt Professor C. J. Cadoux über Jesu Wirken als überzeugender Prediger und Lehrer: „Die Tätigkeit des Überzeugens mußte in Wort und Tat durchgeführt werden. Sein Leben und Lehren mußte sich daher durch ein großes Bekanntmachungswerk auszeichnen. ... Ein Großteil seiner frühen Lehrtätigkeit — sowie der seiner Jünger — richtete sich an die Öffentlichkeit.“ Über die Tätigkeit der Jünger nach Jesu Tod sagt Cadoux: „Es wird nach Bekanntmachung gestrebt. Die Zeugen geben mit ausgesprochenem Freimut Zeugnis.“

      Von was für Leuten ist die Rede? Edmond de Pressensé erklärt in dem Buch The Early Years of Christianity: „Das Lehren ... bestand aus ungeschulter Rede, die dem Herzen entsprang. Die Apostel waren nicht die einzigen Redner; die anderen Christen sprachen ebenso freimütig wie sie von den wunderbaren Werken Gottes.“ Die Christen brauchten keine fremden Werbeagenturen; sie alle erzählten in ihrem öffentlichen Predigt- und Lehrwerk anderen eifrig von ihrem Glauben.

      Edward Gibbon schreibt in seinem Werk Geschichte des Verfalles und des Unterganges des römischen Weltreiches: „Die öffentlichen Straßen, welche zum Gebrauche der [römischen] Legionen gebaut worden waren, öffneten den christlichen Missionären eine bequeme Bahn von Damaskus bis Korinth und aus Italien bis zu den äußersten Grenzen von Spanien oder Britannien.“ Gibbon fügt hinzu: „Man hat die stärksten Gründe zu glauben, daß vor den Regierungen Diokletians und Konstantins der christliche Glaube in jeder Provinz und in allen großen Städten des Reiches gepredigt worden war.“

      Um ihren Glauben zu verbreiten, nutzten die Christen jedes ihnen zur Verfügung stehende Mittel. Der Bibelübersetzer Edgar Goodspeed sagt in seinem Buch Christianity Goes to Press: „Sie waren ein Volk, das in außergewöhnlichem Ausmaß Bücher kaufte und Bücher las. Zudem waren sie ein Volk, das Übersetzungen anfertigte und veröffentlichte. ... [Im Jahre 140 u. Z.] führten die christlichen Bücherhersteller ... den Kodex ein, d. h. die aus Blättern zusammengeheftete Buchform, und sie fanden ihn so praktisch ... und bequem, daß er ihre charakteristische Buchform wurde.“

      Bekanntmachungsarbeit im 20. Jahrhundert

      Heute sind Jehovas Zeugen in der weltweiten Verkündigung des christlichen Glaubens und im Gebrauch technischer Neuerungen ebenso eifrig und aktiv wie ihre Vorbilder aus dem ersten Jahrhundert. Betrachten wir einige Höhepunkte aus dem 20. Jahrhundert:

      ● 1914: „Photo-Drama der Schöpfung“. Dieses Drama bestand aus Filmen und Lichtbildern, die mit Musikplatten und Phonographsprechplatten synchronisiert waren. Das Projekt stellte eine Pionierarbeit auf dem Gebiet des Tonfilms dar.

      ● 1920: „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurde dieser aufsehenerregende Vortrag und das broschierte Buch mit dem gleichen Titel weltweit durch Plakate, Zeitungsannoncen und einen ausgedehnten Verkündigungsfeldzug bekanntgemacht.

      ● 1922: „Verkündet den König und sein Königreich“. So lautete das herausfordernde Motto des Kongresses in Cedar Point (Ohio). Die Aufforderung „Verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich“ diente als Schrittmacher dafür, daß Jehovas Zeugen von nun an als einzelne in der Bekanntmachungsarbeit tätig wurden.

      ● 1924: WBBR, die Radiostation der Watch Tower Society. Sie wurde errichtet, weil man die Vorteile der Rundfunkübertragung, die noch in den Anfängen steckte, nutzen wollte. Im Spitzenjahr 1933 hatten Jehovas Zeugen ein Netz von 408 Stationen in Gebrauch, um die biblische Botschaft auf sechs Kontinenten zu verkündigen.

      ● 1934: Tragbare Grammophone und Schallplatten (78 U/m). Zehn Jahre lang bedienten sich Jehovas Zeugen dieser damals modernen Methode der Kommunikation. Sie stellten rund 20 000 Grammophone her, um dem Bedarf gerecht zu werden.

      Ein gewaltiges Abschlußzeugnis

      Als 1945 der Zweite Weltkrieg dem Ende zuging, waren Jehovas Zeugen bereit, auf dem Gebiet des Predigens in noch nie dagewesenem Ausmaß voranzugehen. Jesus sagte, seine Nachfolger würden durch Glauben „größere Werke“ tun als er. Dies sollte auf das Ausmaß des Predigens zutreffen. Wie sich diese Prophezeiung doch bewahrheitet hat! (Johannes 14:12).

      Im Jahre 1987 setzten ungefähr 3 400 000 Zeugen in 210 Ländern über 700 Millionen Stunden für das Predigen und Lehren ein. „In welchem Teil der Erde man auch lebt, es ist schwer, Jehovas Zeugen nicht zu begegnen“, sagte Jack Roundhill, ein Geistlicher der Kirche von England. „Sie geben ihr Zeugnis auf Marktplätzen und in der Öffentlichkeit, wo immer sie eine Zuhörerschaft finden. Doch die charakteristische Methode der Zeugen besteht darin, ihre Botschaft direkt in das Haus eines jeden zu bringen, der sie aufnimmt. Oft gelangen sie nicht weiter als bis zur Türschwelle, und in diesem Fall machen sie die Türschwelle zu ihrer Kanzel.“

      Dieses mündliche Bekanntmachungswerk ist sehr erfolgreich, denn im Laufe des vergangenen Jahres wurden über 230 000 neue Zeugen getauft. Zu der jährlichen Feier zum Gedächtnis an den Tod Jesu Christi versammelten sich fast neun Millionen Menschen in den Königreichssälen der Zeugen Jehovas.

      Von ihren vielen Druckereien in der ganzen Welt geht ein immer stärker anschwellender Strom von Millionen von Büchern, Broschüren und Traktaten in über 200 Sprachen aus. Der Wachtturm und Erwachet! sind heute die am weitesten verbreiteten religiösen Zeitschriften in der Welt; sie haben zusammen eine Auflage von 46 Millionen Exemplaren im Monat. Doch sie haben nie kommerzielle Werbung enthalten. Und eines der gebundenen Bücher der Zeugen, Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, hat eine Auflage von über 106 Millionen in 116 Sprachen. Andere ihrer biblischen Bücher haben eine Auflage von über 10 Millionen.

      Ja, Jehovas Zeugen sind gut vorbereitet, den König und sein Königreich zu verkünden — die gerechte Regierung, die sich bald um die Angelegenheiten der Menschen kümmern wird. Bei einer solchen Motivation ist das Bekanntmachungswerk tatsächlich eine machtvolle Waffe des Christentums.

      [Bilder auf Seite 9]

      Im Predigtwerk wurden Grammophone eingesetzt

      Seinerzeit wurden durch das Bekanntmachen des Photo-Dramas große Menschenmengen angezogen

      [Bilder auf Seite 10]

      Die Zeugen predigen heute in über 200 Ländern

      In rund 54 000 Versammlungen machen die Zeugen Gottes Königreich bekannt

      Hunderte von Millionen biblische Publikationen werden weltweit in ungefähr 200 Sprachen auf solchen Druckpressen hergestellt

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen