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  • Wer schützt Afrikas Wildtiere?
    Erwachet! 1993 | 8. November
    • Wer schützt Afrikas Wildtiere?

      VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN SÜDAFRIKA

      DARÜBER, wie Afrikaner ihr Wildtiererbe betrachten, ist schon viel Negatives gesagt worden. „Sie haben keine echte Wertschätzung dafür; sie sehen darin nur eine Nahrungs- und Geldquelle“, meinen manche Besucher. Wie kommen sie zu dieser Ansicht? In den Reservaten kann man jede Menge westliche Touristen treffen, aber kaum einen Einheimischen. Ein Zuluhäuptling in Südafrika erklärte jedoch: „Der Besuch von Wildreservaten ist für Schwarze nicht so einfach. Für uns ist der Wildtierschutz ein Luxus, an dem sich aus finanziellen Gründen nur eine Handvoll Schwarze erfreuen kann.“

      Im Gegensatz zu ihren Vorvätern wachsen viele Afrikaner heute in den Slums der Städte auf, wo sie keinen Kontakt zur Natur haben. Und die Landbevölkerung lebt oftmals in Armut und wird vom Staat vernachlässigt. „Nur wer einen vollen Magen hat, kann es sich leisten, Wild rein aus ästhetischen, kulturellen und pädagogischen Gründen zu schützen“, erklärte ein Wildhüter in einem westafrikanischen Land.

      Trotz dieser Negativfaktoren sind Wildtiere in der afrikanischen Kunst ein beliebtes Thema, was jeder Besuch eines afrikanischen Raritätenladens beweist. Von frühester Zeit an waren Wildtiere, wie die Archäologie bestätigt, ein Thema der afrikanischen Kunst. Ist das kein Beweis einer ästhetischen Wertschätzung für Wildtiere?

      Nehmen wir zum Beispiel Abel und Rebecca, die schon öfter in Wildreservaten im südlichen Afrika Urlaub gemacht haben. Doch beide sind in südafrikanischen Townships aufgewachsen. Rebeccas Interesse an Wildtieren wurde in den zoologischen Gärten von Johannesburg und Pretoria geweckt. „Die einzigen Gelegenheiten, wo ich als Kind wilde Tiere sah, waren beim Besuch dieser Zoos“, erinnert sie sich.

      Abels Liebe zu Wildtieren ist auf ganz andere Weise geweckt worden. Er verbrachte oftmals seine Schulferien bei seinen Großeltern auf dem Land. „Mein Großvater“, so Abel, „machte mich auf verschiedene Tiere aufmerksam und erklärte ihre Verhaltensweisen. Ich erinnere mich, wie er mir vom Honigdachs erzählte und von einem kleinen pfiffigen Vogel, dem Schwarzkehl-Honiganzeiger, der Tiere zu Bienennestern führen soll.“ Als Abel 12 war, erlebte er folgendes:

      „Eines Tages, als wir durch den Busch gingen, machte mein Großvater mich auf einen kleinen Vogel aufmerksam, der uns zu rufen schien. Es war ein Honiganzeiger. Wir folgten dem Vogel, der von Strauch zu Strauch flog. Das ging so mehr als eine halbe Stunde lang. Schließlich blieb der Vogel auf einem Zweig sitzen und hörte mit dem Rufen auf. Mein Großvater sagte dann, daß wir uns jetzt nach dem Nest umgucken müßten. Und wie erwartet sahen wir bald Bienen, die in ein Loch unter einem Stein flogen. Vorsichtig holte mein Großvater etwas Honig aus dem Nest. Dann nahm er eine Wabe mit Larven daran und legte sie auf den Stein. Das war seine Art, dem Vogel dafür danke schön zu sagen, daß er uns zu dem Bienennest geführt hatte.“

      Das bemerkenswerte Verhältnis zwischen dem Menschen und dem Honiganzeiger ist von Ornithologen gut dokumentiert worden. „Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen“, fährt Abel fort. „Es weckte in mir den Wunsch, mehr über Wildtiere zu lernen.“

      Ein ehemaliger Massai-Krieger aus Tansania, Solomon ole Saibull, der sich später zu einem Wildtier- und Naturschützer qualifizierte, rückte die Dinge ins rechte Licht, als er einem westlichen Publizisten freundlich erklärte: „Ich kenne eine große Zahl von Afrikanern, die nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile des Wildtierschutzes sehen, sondern auch seinen immateriellen Wert ... Das sind Menschen — Afrikaner —, die sich ruhig hinsetzen und beobachten können, wie sich die Natur in vielen kleinen Dingen offenbart: Der Sonnenuntergang über den malvenfarbigen Hügeln, die saftig grünen Fluß- und Tallandschaften, die Vielfalt und die Fülle von Geschöpfen in völliger Freiheit — all das wird zu einem faszinierenden Mosaik. Dieses eher feinfühlige Empfinden ist doch nicht nur auf Europa und Amerika beschränkt, oder?“

      Vom einfachen Townshipbewohner bis zum hochgebildeten Wissenschaftler: Wer könnte sich dem Zauber des afrikanischen Wildtiererbes entziehen? Eine deutsche Tiermedizinstudentin, die kürzlich Südafrika und dort den Krüger-Nationalpark besuchte, sagte: „Das Interessanteste und Faszinierendste in diesem Land waren für mich die Natur und die Wildtiere. Da wir in Deutschland nur wenige große wildlebende Tiere und wenig Platz haben, war für mich die Erholung in der Natur und deren Bewahrung in diesem Ausmaß völlig unbekannt.“

      Auch die riesigen Wildreservate in Botsuana, Namibia und Simbabwe locken die Touristen an. Aber die wohl größte Konzentration von afrikanischem Großwild ist im Bereich des Serengeti-Nationalparks in Tansania und dem Masai-Mara-Wildreservat in Kenia zu finden. Diese berühmten Parks gehen ineinander über, und die Gebiete sind nicht eingezäunt. Die Zeitschrift International Wildlife schrieb: „Insgesamt weist der Serengeti-Mara einen der größten Wildtierbestände der Welt auf: 1,7 Millionen Streifengnus, 500 000 Gazellen, 200 000 Zebras, 18 000 Elenantilopen sowie eine beträchtliche Anzahl von Elefanten, Löwen und Geparden.“

      John Ledger, Herausgeber der südafrikanischen Zeitschrift Endangered Wildlife, besuchte Kenia 1992 zum ersten Mal und sagte, er habe eine traumhafte Landschaft gefunden. So wie das Masai Mara müßten „die Landschaften von gestern ausgesehen haben, die Cornwallis Harris [Schriftsteller und Jäger des 19. Jahrhunderts] sah, als er in den 1820er Jahren das Innere Afrikas erforschte. So weit das Auge reicht — die rollende Savanne mit vereinzelten dornigen Bäumen und jeder Menge Tiere!“

      Ein Schatten vergangener Pracht

      Traurigerweise kann man heute in den meisten Gebieten Afrikas nur noch eine bescheidene Anzahl der Tiere sehen, die die europäischen Siedler der letzten Jahrhunderte zu Gesicht bekamen. Zum Beispiel siedelte sich 1824 der erste Weiße in dem Gebiet an, das später die britische Kolonie Natal (heute eine Provinz Südafrikas) werden sollte. Da die kleine Kolonie nur so von Wildtieren wimmelte, machten Jagdtrophäen und Wildtierprodukte den größten Teil des Handels aus. In einem einzigen Jahr wurden im Hafen von Durban 62 000 Streifengnu- und Zebrafelle umgeschlagen, und in einem anderen Rekordjahr exportierte man über 19 Tonnen Elfenbein. Bald lebten dort über 30 000 Weiße, doch der Wildtierbestand war vernichtet worden. „Es sind nur noch ganz wenig Wildtiere übrig“, berichtete 1878 der Gouverneur von Natal.

      Ähnlich Trauriges ließe sich aus anderen Teilen Afrikas berichten, wo Kolonialverwaltungen die Vernichtung des Wildtierbestandes bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geduldet haben. Greifen wir einmal das Beispiel Angolas heraus, das 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangte. „Die Geschichte der Verwaltung des Landes ist“, wie der Publizist Michael Main in seinem Buch Kalahari schreibt, „nicht gerade ein Ruhmesblatt für die ehemalige Kolonialherrschaft. Um den Huila-Distrikt für die Rinderzucht zu erschließen, gab das berüchtigte Diploma Legislativo Nummer 2242 aus dem Jahr 1950 in diesem Gebiet die Jagd uneingeschränkt frei. Als Folge davon kam es zur Massenabschlachtung des Wildes ... Fast jedes größere Wildtier wurde niedergemetzelt. Schätzungen zufolge fielen der Schlächterei unter anderem 1 000 Spitzmaulnashörner, mehrere tausend Giraffen und Zehntausende von Streifengnus, Zebras und Büffeln zum Opfer. Das Diploma war fast zweieinhalb Jahre in Kraft, dann war das Unheil angerichtet und kein Tier mehr übrig.“

      Doch wie stellt sich die Situation heute dar, und wie sieht die Zukunft für Afrikas Wildtiere aus?

      [Kasten auf Seite 5]

      Wildreservate als Geldquelle

      Die über den riesigen afrikanischen Kontinent verstreuten Wildreservate und Nationalparks nehmen zusammen eine Fläche von 850 000 Quadratkilometern ein. Das ist weit mehr als die Fläche Deutschlands und der Britischen Inseln zusammengenommen.

      In vielen dieser Wildreservate bekommt man die sogenannten großen Fünf zu sehen: Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard und Büffel. Daneben kann man sich von einer Vielzahl anderer Geschöpfe faszinieren lassen — vom Adler, der majestätisch seine Kreise am Himmel zieht, bis zum unscheinbaren Kotkäfer, der seine Dungpillen über die Straße rollt.

      Tausende von Besuchern, die aus anderen Erdteilen anreisen, haben ihre Freude an den Wildtieren. Jedes Jahr lassen die Touristen mehr als eine Milliarde Dollar in den Ländern, die sich um die Wildtierbegeisterten bemühen. Ja, Wildreservate bringen auch Geld ein.

      [Bild auf Seite 4]

      Es ist noch gar nicht so lange her, daß in Südafrika jährlich Tausende von Wildtieren für Trophäen und Felle ihr Leben lassen mußten

      [Bildnachweis]

      Mit frdl. Gen.: Africana Museum, Johannesburg

  • Genügend Raum für Mensch und Tier?
    Erwachet! 1993 | 8. November
    • Genügend Raum für Mensch und Tier?

      WARUM ist der Wildtierbestand in vielen Teilen Afrikas so im Schwinden begriffen? (Siehe gegenüberliegende Seite.) Einige geben der Bevölkerungsexplosion die Schuld.

      Es stimmt, manche Teile Afrikas, besonders im Bereich der Städte, sind übervölkert. Auch werden ländliche Gebiete durch das Vieh der vielen Bauern überweidet. Ein Beispiel hierfür sind die dichtbevölkerten Regionen Venda, Gazankulu und KaNgwane, die an den Krüger-Nationalpark grenzen. Diese Homelands gehen auf die frühere Apartheidpolitik Südafrikas zurück und weisen eine Bevölkerungsdichte von 70 bis 100 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Wer sich auf seinen Urlaub im Krüger-Park freut, für den kann die Fahrt durch jene Gebiete eine ernüchternde Erfahrung sein. „Die Gemeinden an den Grenzen ... sind arm und leiden oftmals unter Arbeitslosigkeit und Hunger“, schreibt die südafrikanische Zeitung Sowetan. „Die Tiere leben in einer saftig grünen Landschaft — auf ihrer Seite des Zauns“, hieß es in einer anderen Lokalzeitung, dem Natal Witness.

      Jüngsten Berichten zufolge plant die Verwaltung des Krüger-Parks, mehr für die Menschen an den Parkgrenzen zu tun. Doch was würde geschehen, wenn alle Zäune fielen und die Jäger, Hirten und Siedler ungehinderten Zugang hätten? Naturschützer fürchten, daß schließlich die meisten Wildtiere ausgerottet sein würden, so wie das bereits in anderen Ländern geschehen ist.

      Gutgeführte Wildreservate spielen bei der Bewahrung des Wildtierbestandes eine wichtige Rolle, besonders in dichtbevölkerten Gebieten. Durch die ausländischen Reservatbesucher fließt auch dringend benötigtes Geld in die Kassen. (Siehe Kasten auf Seite 5.) „Diese Areale bieten“, wie der afrikanische Journalist Musa Zondi in dem oben angeführten Artikel der Sowetan bemerkt, „Arbeitsplätze für Tausende von Menschen, insbesondere für solche, die in der Nähe der Reservate leben. Außerdem ist es unser Erbe. Wir können unseren Kindern kein besseres Geschenk als diese Gebiete hinterlassen.“

      Ist Überbevölkerung die einzige Bedrohung?

      Die Bevölkerungsexplosion ist nicht die einzige Bedrohung für Afrikas Wildtiere. Da sind zum Beispiel die vier benachbarten Staaten Namibia, Botsuana, Angola und Sambia. Zusammen haben sie eine Fläche, die größer als Indien ist, allerdings beträgt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte nur 6 Einwohner pro Quadratkilometer. Das ist nicht viel im Vergleich zur Bevölkerungsdichte von Ländern wie Deutschland mit 222, Großbritannien mit 236 und Indien mit 275 Einwohnern pro Quadratkilometer. Tatsächlich liegt die Bevölkerungsdichte für ganz Afrika mit 22 Einwohnern pro Quadratkilometer weit unter dem Weltdurchschnitt von 40.

      In dem Buch Conservation in Africa räumt der Sambier Richard Bell ein: „Die Bevölkerung nimmt zwar in Afrika rasant zu, aber dennoch ist die Bevölkerungsdichte im allgemeinen relativ niedrig, von einigen örtlich begrenzten Konzentrationen einmal abgesehen.“

      Krankheiten, verheerende Dürren, international agierende Wilderer, Bürgerkriege und die Vernachlässigung der Landbevölkerung — all das hat einen Anteil am Rückgang des Wildtierbestandes in Afrika.

      Im Zuge des Machtkampfes zwischen den Supermächten flammten in ganz Afrika Konflikte auf, für die beide Blöcke massenweise hochentwickelte Waffen lieferten. Nicht selten sind diese Waffen gegen Wildtiere gerichtet worden, um hungernde Truppen mit Nahrung zu versorgen oder um durch den Verkauf von Elefantenstoßzähnen, Rhinozeroshörnern und anderen Tiertrophäen oder -produkten den Kauf von noch mehr Waffen zu finanzieren. Das Vernichten des Wildtierbestandes hat mit dem Ende des kalten Krieges nicht aufgehört. Die Waffen sind immer noch in Afrika. In Verbindung mit einem der Bürgerkriege in Afrika, dem in Angola, schrieb die Zeitschrift Africa South: „Da niemand die entlassenen Kämpfer unter Kontrolle hat, ist die Wilderei, die schon während des Krieges grassierte, seit der Feuereinstellung eskaliert.“ Und der Krieg ist inzwischen wieder aufgeflammt.

      Wegen der hohen Summen, die zu verdienen sind, riskieren viele Wilderer ihr Leben. „Ein einziges Horn [eines Nashorns] kann 25 000 Dollar erzielen“, berichtete die afrikanische Zeitung The Star. Der Naturschützer Dr. Esmond Martin fand 1988 bei einem Besuch eines asiatischen Landes heraus, daß der Preis für das Kilo Horn innerhalb von drei Jahren von 1 532 auf 4 660 Dollar gestiegen war.

      Wer trifft zuerst?

      Um auf die Bedrohung aufmerksam zu machen, die von der Nachfrage nach Elfenbein und nach Rhinozeroshorn ausgeht, hat man drastische Maßnahmen ergriffen. Im Juli 1989 waren weltweit Millionen von Fernsehzuschauern Zeuge, als Kenias Präsident Daniel arap Moi 12 Tonnen zu einem Scheiterhaufen aufgetürmtes Elfenbein entzündete, das einen geschätzten Marktwert von drei bis sechs Millionen Dollar hatte. Auf die Frage, wie solch offensichtliche Verschwendung gerechtfertigt werden könne, antwortete Kenias oberster Wildhüter, Dr. Richard Leakey: „Wir hätten die Menschen in Amerika, Kanada oder Japan nicht davon überzeugen können, kein Elfenbein mehr zu kaufen, wenn wir es selbst immer noch verkauft hätten.“ Viele Menschen sind durch derartige Maßnahmen aufgerüttelt worden und beteiligen sich jetzt an einem internationalen Boykott des Elfenbeinhandels. Die Nachfrage nach Elfenbeinerzeugnissen ist stark gesunken.

      Bei den Nashörnern sieht es jedoch ganz anders aus. Der kenianische Präsident ließ zwar 1990 auch Hörner im Wert von Millionen in Flammen aufgehen, doch die Nachfrage ist ungebrochen. (Siehe Kasten „Warum das Horn der Nashörner so beliebt ist“, Seite 9.) Um die abnehmenden Bestände zu schützen, ist man in einigen Ländern dazu übergegangen, den Tieren die Hörner abzusägen. Manchmal ist es ein verzweifelter Wettlauf darum, wer zuerst trifft, der Naturschützer mit seinem Betäubungspfeil oder der Wilderer mit seiner todbringenden Automatikwaffe.

      Ein neuer Trend im Naturschutz

      Jäger und Naturschützer aus den westlichen Industrienationen schätzen seit langem die Fähigkeit der ländlichen Bevölkerung, die Spuren der Tiere zu lesen. Ja, viele Afrikaner haben ein bemerkenswertes Wissen über Wildtiere. Wie Lloyd Timberlake in seinem Buch Krisenkontinent Afrika schreibt, wird „ein großer Teil dieses Wissens ... mündlich überliefert, [und es] ist somit gefährdet, wenn die Afrikaner das Land in Richtung Städte verlassen ... Die Welt ist also dabei, das zu verlieren, was der ... Anthropologe Leslie Brown ‚viele Mann-Jahrhunderte menschlicher wissenschaftlicher Bemühungen‘ genannt hat.“

      In der Vergangenheit haben Kolonialverwaltungen Nationalparks eingerichtet, indem sie die Landbevölkerung vertrieben haben, die sich über Jahrhunderte hinweg von den Wildtieren ernährt hatte. Heutzutage bemühen sich einige afrikanische Regierungen um die Mithilfe der lange vernachlässigten Bauern in den ländlichen Gegenden. „In verschiedenen Ländern im südlichen Afrika hat der Staat die alleinige Aufsicht über das Wild aufgegeben“, berichtete das Worldwatch Institute. In 10 von 31 Wildschutzgebieten Sambias wurden ländlichen Gemeinden Rechte am Wild eingeräumt; die Wilderei ist drastisch zurückgegangen, und die Wildpopulationen scheinen sich wieder zu erholen.“ Es gibt mehrere solche Erfolgsberichte aus ländlichen Gebieten, in denen die Bauern mit eigenem Naturschutz begonnen haben, wie zum Beispiel mit dem Schutz von Spitzmaulnashörnern und Steppenelefanten im Kaokoland (Namibia), in Wildreservaten in KaNgwane (Südafrika) und in anderen afrikanischen Ländern.

      Trotz dieser verheißungsvollen Entwicklungen sehen die Naturschützer der Zukunft weiterhin mit Besorgnis entgegen. Dieser neue Ansatz ist bestenfalls eine vorübergehende Lösung. Auf lange Sicht bleibt die rasche Bevölkerungszunahme eine Bedrohung. So hieß es in dem Nachrichtenmagazin U.S.News & World Report: „Es wird damit gerechnet, daß im nächsten Jahrhundert die Weltbevölkerung um grob geschätzt 5 Milliarden Menschen anwachsen wird, und zwar am stärksten in den Entwicklungsländern, die nicht nur zufällig gleichzeitig die letzten Zufluchtsorte für Wildtiere auf unserem Planeten sind.“

      Und mit der Vereinnahmung der Wildnisse durch die sich ausdehnende Bevölkerung kommt es zu einem Konflikt zwischen Mensch und Tier. „Die Bewahrung vieler afrikanischer Großwildarten — wie Elefanten, Flußpferde, Nashörner, Büffel, Löwen, Krokodile sowie einige der größeren Antilopen-, Primaten- und Schweinearten — ist mit den meisten Formen der ländlichen Erschließung nicht vereinbar“, wird in dem Buch Conservation in Africa erklärt.

      Wenn der Mensch das langfristige Überleben der afrikanischen Wildtiere, wie es aussieht, nicht gewährleisten kann, wer dann?

      [Kasten/Karte auf Seite 7]

      „Die Anzahl der Büffel ist von 55 000 auf weniger als 4 000 geschrumpft, die der Wasserböcke von 45 000 auf weniger als 5 000; von den Zebras gibt es statt 2 720 nur noch etwa 1 000; und bei den Flußpferden ist der Bestand von 1 770 auf ungefähr 260 zurückgegangen“ (Vergleich zweier Zählungen aus der Luft — eine 1979, die andere 1990 — in Mosambiks Marromeu-Delta; Bericht in der Zeitschrift African Wildlife, März/April 1992).

      „Etwa 45 000 Zebras zogen 1981 durch das Grasland und die Wälder [des nördlichen Botsuana]. Doch 1991 schafften nur ungefähr 7 000 die gleiche Strecke“ (aus einer Besprechung des Naturfilms Patterns in the Grass in der Zeitschrift Getaway, November 1992).

      Bei unserem Besuch [in Togo, Westafrika] fanden wir im Fosse-aux-Lions-Naturreservat unerwartet eine interessante Waldelefantenpopulation vor ... Eine Zählung aus der Luft im März 1991 ergab eine Gesamtzahl von 130 Tieren. ... [Doch in weniger als einem Jahr] sank die Zahl der Elefanten im Fosse aux Lions auf 25“ (Bericht in der Zeitschrift African Wildlife, März/April 1992).

      [Karte]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Die Wildreservate Afrikas spielen bei der Bewahrung vieler Tierarten eine wichtige Rolle

      AFRIKA

      MAROKKO

      WESTSAHARA

      MAURETANIEN

      ALGERIEN

      MALI

      TUNESIEN

      LIBYEN

      NIGER

      NIGERIA

      ÄGYPTEN

      TSCHAD

      SUDAN

      DSCHIBUTI

      ÄTHIOPIEN

      ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

      KAMERUN

      KONGO

      Cabinda (Angola)

      GABUN

      ZAIRE

      UGANDA

      KENIA

      SOMALIA

      TANSANIA

      ANGOLA

      SAMBIA

      MALAWI

      NAMIBIA

      SIMBABWE

      MOSAMBIK

      BOTSUANA

      MADAGASKAR

      SÜDAFRIKA

      SENEGAL

      GAMBIA

      GUINEA-BISSAU

      GUINEA

      BURKINA FASO

      BENIN

      SIERRA LEONE

      LIBERIA

      CÔTE D’IVOIRE

      GHANA

      TOGO

      ÄQUATORIAL-GUINEA

      RUANDA

      BURUNDI

      SWASILAND

      LESOTHO

      Naturreservat Fosse aux Lions

      Wildreservat Masai Mara

      Serengeti-Nationalpark

      Marromeu-Delta

      Krüger-Nationalpark

      Mittelmeer

      Rotes Meer

      Indischer Ozean

      Im Artikel erwähnte Gebiete

      Bedeutendere Nationalparks

      [Kasten/Bilder auf Seite 9]

      Warum das Horn der Nashörner so beliebt ist

      „RHINOZEROSHORN-FIEBERMITTEL Three Legs Brand“. Das ist gemäß Daryl und Sharna Balfour, den Autoren des Buches Rhino, der Name einer in Malaysia vielgekauften Medizin. In der Beschreibung zu dieser angeblichen Arznei ist zu lesen: „Diese Arznei ist sorgfältig und unter der direkten Aufsicht von Fachleuten aus auserlesenem Rhinozeroshorn und ausgewählten Fiebermitteln zubereitet worden. Die phantastische Arznei ist ein Wundermittel, das sofortige Linderung schafft bei Malaria, erhöhter Temperatur, Fieber des Herzens oder der Gliedmaßen, Wetterschwindel, Wahnsinn, Zahnschmerzen usw.“ (Kursivschrift von uns).

      Solche Vorstellungen sind in asiatischen Ländern weit verbreitet. Horn in flüssiger oder in Pulverform ist in vielen asiatischen Städten leicht erhältlich. In der Hoffnung, dessen Beliebtheit entgegenzuwirken, betonen die Balfours: „Wer Rhinozeroshorn einnimmt, kann auch gleich an den Fingernägeln kauen, der medizinische Wert ist derselbe.“

      Im Jemen wird das Horn aus einem anderen Grund sehr geschätzt — man verwendet es für Dolchgriffe. In den 70er Jahren wurden mehr als 22 Tonnen in das Land importiert, und ein vollwertiger Ersatz ist schwer zu finden. Die Balfours schreiben dazu: „Wie die Jemeniten herausgefunden haben, kommt in der Haltbarkeit und im Aussehen nichts an das Horn von Nashörnern heran. ... Je älter [die Dolchgriffe], desto besser sehen sie aus, denn mit zunehmendem Alter werden sie durchscheinend wie Bernstein.“

      [Übersicht/Bilder auf Seite 8]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      2 720

      1 000

      1979 Zebrapopulation 1990

      55 000

      3 696

      1979 Büffelpopulation 1990

      1 770

      260

      1979 Flußpferdpopulation 1990

      45 000

      4 480

      1979 Wasserbockpopulation 1990

      Vergleich der Wildtierpopulationsentwicklung im Marromeu-Delta für die Jahre 1979 und 1990

      [Bildnachweis]

      Unten links: Safari-Zoo von Ramat-Gan, Tel Aviv

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