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Erwachet! 1994
g94 22. 9. S. 16-19

Blumenschau in Australiens Natur

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN AUSTRALIEN

Jedes Jahr von August bis November, wenn es auf der Südhalbkugel Frühling ist, strömen Tausende von Besuchern, darunter Botaniker und andere Wissenschaftler, in das Bundesland Westaustralien. Bustouren führen ins Herz des Südwestens und des Nordens. Mit Touristen vollbesetzte Sonderzüge rollen gemächlich ins Landesinnere. Auch viele Einheimische fahren aufs Land. Was löst diese plötzlichen Besucherströme aus? Es ist die Zeit der Wildblüten in Westaustralien oder, besser gesagt, einer Blumenschau in freier Natur.

HIER in ihrer natürlichen Umgebung entfaltet sich eine wilde Flora wie sonst kaum irgendwo auf der Erde. Drei Monate lang leuchten große Gebiete des Bundeslandes in flammenden Farben. Die Medien preisen das Schauspiel als „eine der größten Blumenschauen in freier Natur überhaupt“. Was macht den Schauplatz dieser Attraktion so einmalig?

Einzigartige und vielfältige Flora

Ein Grund dafür ist, daß der australische Kontinent lange Zeit durch die Weite des Ozeans von anderen Kontinenten isoliert war. Vielleicht liegt es an der einzigartigen Lage, daß viele Botaniker der festen Meinung sind, dieser große Inselkontinent habe die vielfältigste Flora der Erde. Nirgends ist der Artenreichtum deutlicher zu beobachten als in Westaustralien, wo im Frühjahr das Land in einer verschwenderischen Blütenpracht auflebt.

Westaustralien ist das größte Bundesland des Kontinents. Es erstreckt sich über 2,5 Millionen Quadratkilometer und ist damit so groß wie Westeuropa. Deshalb ist die Landschaft sehr abwechslungsreich, und das Klima weist erhebliche Unterschiede auf. Nach ausgiebigen Regenfällen im Winter bietet sich ein Varieté dar, das von der samtenen, edlen Feuererbse zu den allgegenwärtigen papiernen Strohblumen wechselt.

Die meisten wildwachsenden Blumen blühen im August und im September. Manche Arten brauchen für ihr Wachstum allerdings mehr Wärme und erblühen erst im Oktober oder November. Sage und schreibe 8 000 Arten sind in Westaustralien bekannt. Sie reichen von einem der größten Hartholzbäume, dem Karribaum, bis zur kleinsten Schmarotzerpflanze, Pilostyles. Zu dem reichen Angebot gehört auch die einzige ganz und gar unterirdisch wachsende Orchidee, Rhizanthella gardneri. Außerdem gibt es einige Blumen in reinen Blautönen — eine heißt Lechenaultia biloba, eine andere Dampiera, benannt nach dem Piraten William Dampier. Es kommen auch mehrere Pflanzen mit schwarzen Blüten vor, wie zum Beispiel Macropidia fuliginosa. Ständig werden neue Arten gefunden, was einen faszinierten Botaniker zu der kühnen Behauptung veranlaßte, es sei möglich, jeden Tag eine neue Art zu entdecken.

Auch das Geschäft floriert

Wen wundert’s, daß man aus den Wildblüten Kapital geschlagen hat und daß das Geschäft mit dieser alljährlichen Attraktion floriert? Jedes Jahr werden mindestens 14 Blütenfeste veranstaltet. Touristen unternehmen zu Fuß Exkursionen, Schaf- und Rinderzüchter öffnen auf ihren entlegenen Farmen die Tore für Besucher, die Schmuckindustrie stellt Blütendesigns her, und Künstler verwenden viel Mühe aufs Detail, wenn sie Illustrationen für die neusten Botanikbücher anfertigen. Man plant zudem, Wildblüten international zu vermarkten. Wie lassen sie sich aber frisch halten?

Es wurde ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Beschaffenheit und den Duft der Wildblüten zu bewahren. Dazu verwendet man eine Lösung von geheimer Zusammensetzung, die das Aufblühen und Verwelken verlangsamt. Man kann die Wildblüten, kurz bevor sich die Knospen öffnen, abpflücken und sie dann nach Übersee verschiffen, wo die hemmende Lösung durch Eintauchen der Blumen in Wasser verdünnt wird, so daß sie den Vorgang des Aufblühens fortsetzen können.

Wenn das Geschäft in der Blütezeit auch floriert, so macht doch nicht jeder ein glückliches Gesicht. Heuschnupfengeplagte laufen in diesen Monaten niesend und mit tränenden Augen herum. Die Pollen rufen übrigens zuweilen seltsame Phänomene hervor. Das war zum Beispiel 1992 der Fall. Nach heftigen Regenfällen bei milden Temperaturen wunderten sich die Bewohner einiger Orte über einen leuchtendgelben Niederschlag, vor dem sie sich kaum retten konnten. Er bedeckte Autos, überzog die Straßenränder mit einem Teppich und säumte die Rinnsteine. Der gelbe Regen wurde von den Umweltbehörden als Wildblütenpollen identifiziert. Offenbar war der Pollenregen von den Blüten im mittleren Westen hergeweht. Doch trotz solcher Probleme werden wohl die meisten zustimmen, daß die Schönheit und die Vorteile dieses alljährlichen Schauspiels die Unannehmlichkeiten aufwiegen.

Auf der Wildblütenstraße

Wie wär’s nun mit einer Entdeckungsfahrt ins Reich der Wildblüten? Die erste Wildblütenstraße führt uns südlich von Perth, der Hauptstadt Westaustraliens, in den Nationalpark Serpentine. Der Park liegt auf einem zerschnittenen Plateau und ist extrem hügelig. Ein Fluß, der durch tiefe Talrinnen fließt — vorbei an steilen Granitfelsen —, stürzt schließlich einen 15 Meter hohen Wasserfall hinab. Zwischen den Dscharrabäumen und den Wandoos sind Känguruhs und Wallabys mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, während Dickkopfschnäpper, Staffelschwänze und Acanthizas fröhlich im Gestrüpp herumhüpfen. Sonnentau und blaue Orchideen fühlen sich an Tümpeln im Felsgestein heimisch, und ganz in der Nähe breitet sich wie eine Patchworkdecke blaßlila Myrtenheide aus, über und über gesprenkelt mit den winzigen zartgelben Blüten der Karrihasel und einer seltenen Kombination von malvenfarbenem Calytrix und blauer Andersonia.

Wir fahren nun weiter südlich in die wohl beliebteste Wildblütengegend mit dem üppigsten Pflanzenwuchs — in den Nationalpark Stirling Range. Er besteht aus einer Bergkette, die sich über 1 150 Quadratkilometer hinzieht und die abrupt zum höchsten Gipfel, Bluff Knoll, in 1 077 Meter Höhe ansteigt. Hier herrscht ein anderes Klima als im umliegenden Bezirk. Deswegen findet man über 1 500 Arten von Blütenpflanzen vor, und 60 davon gibt es nur in diesem Gebiet. Während wir den Toolbrunup Peak besteigen, erhalten wir herrliche Landschaftseindrücke und begegnen den verschiedensten Pflanzen. Zu den schönsten gehören die Darwinien. Man hat in dem Park bisher zehn Arten entdeckt, und nur von einer ist bekannt, daß sie auch außerhalb von Stirling Range wächst. Im September und Oktober findet man in den dichten Wäldern eine wunderhübsche Darwinienart, die den Schatten liebt, während weiter oben an den Berghängen die rosa Darwinia squarrosa wächst. Wir entdecken eine seltene grüne Spinnenorchidee (Caladenia) und erfahren, daß es davon in Westaustralien 23 Arten gibt.

Da wir ohnehin in der Nähe sind, beschließen wir, einen Abstecher zum Nationalpark Torndirrup zu machen. Die Heide dort bietet Besuchern ein großartiges Schauspiel. Wir betrachten eine Banksienart mit ungewöhnlich tiefbraunen Blüten. Und da! Ein Honigbeutler, so groß wie eine Maus, tut sich an Wildblüten gütlich. Hier gedeihen auch Orchideen, die einen starken Duft verbreiten und sich so als Wespenweibchen ausgeben. Sie locken männliche Wespen herbei, die auf ihrer Partnersuche Blütenstaub von einem Scheinweibchen zum nächsten tragen. Die vergeblichen Paarungsversuche des armen Wespenmännchens tragen zur Bestäubung bei.

Und jetzt in Richtung Norden

Nachdem wir einige der wichtigsten Wildblütengebiete südlich von Perth gesehen haben, geht es nun auf dem „Strohblumenweg“ weiter in Richtung Norden — eine Route, die durch eine Reihe von Nationalparks führt. Die Strohblumen, nach denen der Weg benannt ist, blühen natürlich zu Tausenden und nicken freundlich, wenn der Wind ihnen über die Köpfe streicht. Wir halten an einem ländlichen Friedhof, wo grüne und rote Känguruhblumen die alten Grabsteine schmücken. In den Wäldern dagegen herrschen Banksienarten vor sowie Cunoniagewächse mit leuchtenden goldgelben Blüten. Und dazwischen steht Caladenia flava, eine bezaubernde Orchidee, in voller Blüte. Während wir durchs Gebüsch streifen, nimmt uns der Anblick eines blauen Perückenstrauchs gefangen.

Auf dieser Route kommen 800 Arten von Blütenpflanzen vor. Viele der phantastischsten Arten wachsen direkt am Wegrand, und wir können sie von unserem Geländewagen aus betrachten. Besucher äußern sich oft staunend über die gelungene Farbzusammenstellung der Blüten an den Straßenrändern und können kaum glauben, daß der Mensch seine Finger nicht im Spiel hatte. Ja, die Büschel malvenfarbener Cyanostegia im Wechselspiel mit gelben Sträuchern sehen aus wie angelegt, und auch an modischen Blautönen mangelt es nicht.

Jetzt ist es aber Zeit, daß wir uns auf den Heimweg machen. Wir freuen uns über die Erinnerungen, die wir mit unserer Kamera eingefangen haben, und widerstehen deshalb der Versuchung, ein paar Blumen als Souvenir abzubrechen. Wir wissen ja, daß es verboten ist, Wildblüten zu pflücken, selbst wenn sie am Wegrand wachsen. So lassen wir sie darauf warten, daß der nächste Frühlingsregen ihre himmelwärts gerichteten Gesichter abwäscht und sie vom nächsten Besucher bewundert werden. Wir sind in den Genuß gekommen, eine der größten Blumenschauen der Welt zu sehen. Während nun das Bühnenbild zu einer versengten Sommerlandschaft wechselt, freuen wir uns schon auf das Festspiel im nächsten Jahr und hoffen, uns noch in vielen künftigen Jahren daran zu erfreuen.

[Bildnachweis auf Seite 17]

Fotos: Mit frdl. Gen. der West Australian Tourist Commission

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