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Die christliche Ansicht über AutoritätDer Wachtturm 1994 | 1. Juli
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Die christliche Ansicht über Autorität
„Es gibt keine Gewalt außer durch Gott“ (RÖMER 13:1).
1. Mit welchem anderen Wort ist das Wort „Autorität“ verwandt, und warum kann daher gesagt werden, daß Jehova die höchste Autorität ist?
AUTORITÄT hat etwas mit erschaffen zu tun. Das Wort „Autorität“ ist mit dem Wort „Autor“ verwandt, dessen ursprüngliche Bedeutung „Veranlasser, Urheber“ ist. Der Höchste, der die gesamte belebte und unbelebte Schöpfung ins Dasein brachte, ist Jehova Gott. Er ist unleugbar die höchste Autorität. Wahre Christen empfinden genauso wie die himmlischen Geschöpfe, die erklärten: „Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast, und deines Willens wegen existierten sie und wurden sie erschaffen“ (Offenbarung 4:11).
2. Wodurch erkannten viele menschliche Herrscher in frühester Zeit an, daß sie kein angeborenes Recht hatten, über ihre Mitmenschen zu herrschen, und was sagte Jesus zu Pontius Pilatus?
2 Allein schon die Tatsache, daß viele menschliche Herrscher in frühester Zeit ihre Herrschaft durch die Behauptung, ein Gott oder ein Vertreter Gottes zu sein, zu legitimieren suchten, war eine stillschweigende Anerkennung, daß kein Mensch ein angeborenes Recht hat, über andere Menschen zu herrschen (Jeremia 10:23).a Der einzig legitime Ursprung der Autorität oder Gewalt ist Jehova Gott. Christus sagte zu Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter von Judäa: „Du hättest gar keine Gewalt über mich, wenn sie dir nicht von oben her gewährt worden wäre“ (Johannes 19:11).
„Keine Gewalt außer durch Gott“
3. Was erklärte der Apostel Paulus bezüglich der „obrigkeitlichen Gewalten“, und welche Fragen entstehen durch das von Jesus und Paulus Gesagte?
3 Der Apostel Paulus schrieb an Christen, die unter der Herrschaft des Römischen Reiches lebten: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan, denn es gibt keine Gewalt außer durch Gott; die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet“ (Römer 13:1). Was meinte Jesus, als er sagte, daß Pilatus die Gewalt „von oben her“ gewährt worden war? Und in welcher Hinsicht waren für Paulus die politischen Gewalten seiner Tage in ihren Stellungen von Gott angeordnet? Meinten Jesus und Paulus damit, daß Jehova für die Einsetzung jedes einzelnen politischen Herrschers der Welt persönlich verantwortlich ist?
4. Als was bezeichneten Jesus und Paulus Satan, und welche Behauptung Satans bestritt Jesus nicht?
4 Wie wäre das damit zu vereinbaren, daß Jesus Satan den „Herrscher dieser Welt“ nannte und Paulus ihn als den „Gott dieses Systems der Dinge“ bezeichnete? (Johannes 12:31; 16:11; 2. Korinther 4:4). Als Satan Jesus versuchte, bot er ihm die „Gewalt“ über „alle Königreiche der bewohnten Erde“ an und behauptete, ihm sei diese Gewalt übergeben worden. Jesus wies das Angebot zurück, allerdings ohne zu bestreiten, daß Satan solche Gewalt weitergeben konnte (Lukas 4:5-8).
5. (a) Wie ist das, was Jesus und Paulus über die von Menschen ausgeübte Gewalt sagten, zu verstehen? (b) In welchem Sinne stehen die obrigkeitlichen Gewalten „in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet“?
5 Jehova übergab Satan die Herrschaft über die Welt insofern, als er ihm gestattete weiterzuleben, nachdem er rebelliert und Adam und Eva dazu verleitet hatte, sich gegen Gottes Souveränität aufzulehnen (1. Mose 3:1-6; vergleiche 2. Mose 9:15, 16). Das, was Jesus und Paulus sagten, muß daher so zu verstehen sein, daß Jehova den ihm entfremdeten Menschen gestattete, Herrschaftsstrukturen zu entwickeln, die es ihnen ermöglichen würden, in einer geordneten Gesellschaft zu leben, nachdem das erste Menschenpaar in Eden die Theokratie oder Gottesherrschaft verworfen hatte. Jehova hat manchmal den Sturz bestimmter Herrscher oder Regierungen verursacht, um seinen Vorsatz zu verwirklichen (Daniel 2:19-21). Andere ließ er an der Macht. Von Herrschern, deren Vorhandensein Jehova duldet, kann gesagt werden, daß sie „in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet“ stehen.
Die ersten Christen und die römische Obrigkeit
6. Wie betrachteten die ersten Christen die römische Obrigkeit, und warum?
6 Die ersten Christen taten sich nicht mit den jüdischen Sekten zusammen, die sich verschworen hatten, gegen die Römer zu kämpfen, die Israel besetzt hielten. Insoweit, als die römische Obrigkeit mit ihrem verbindlichen Rechtssystem die Ordnung an Land und auf See aufrechterhielt, viele nützliche Aquädukte, Straßen und Brücken baute und im wesentlichen zum Wohl der Allgemeinheit handelte, betrachteten Christen sie als ‘Gottes Dienerin [oder: „Diener“, Fußnote], ihnen zum Guten’ (Römer 13:3, 4). Aufgrund von Recht und Ordnung herrschten Verhältnisse, die es den Christen ermöglichten, die gute Botschaft weit und breit zu verkündigen, wie Jesus es geboten hatte (Matthäus 28:19, 20). Mit gutem Gewissen konnten sie die von den Römern geforderten Steuern zahlen, selbst wenn ein Teil des Geldes für Zwecke verwendet wurde, die Gott nicht billigte (Römer 13:5-7).
7, 8. (a) Was zeigt eine genaue Betrachtung von Römer 13:1-7, und was geht aus dem Kontext hervor? (b) Unter welchen Umständen handelte die römische Obrigkeit nicht als „Gottes Diener“, und welche Haltung nahmen die ersten Christen in diesem Fall ein?
7 Eine genaue Betrachtung der ersten sieben Verse von Römer, Kapitel 13 zeigt, daß die politische ‘obrigkeitliche Gewalt’ „Gottes Dienerin“ ist, um diejenigen zu loben, die Gutes tun, und diejenigen zu bestrafen, die Schlechtes tun. Wie der Kontext zeigt, legt Gott — nicht die obrigkeitliche Gewalt — fest, was Gut und was Böse ist. Wenn daher der römische Kaiser oder irgendein anderer politischer Machthaber etwas forderte, was Gott verbot, oder im umgekehrten Fall etwas verbot, was Gott forderte, handelte er nicht mehr als Gottes Diener. Jesus erklärte: „Zahlt ... Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott“ (Matthäus 22:21). Falls der römische Staat etwas verlangte, was Gott zustand, wie zum Beispiel Verehrung oder das Leben einer Person, hielten sich wahre Christen an den Rat der Apostel: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29).
8 Die Weigerung der ersten Christen, den Kaiser zu verehren und Götzendienst zu praktizieren, ihre christlichen Zusammenkünfte aufzugeben und das Predigen der guten Botschaft einzustellen, brachte Verfolgung über sie. Es wird allgemein angenommen, daß der Apostel Paulus auf Befehl Kaiser Neros hingerichtet wurde. Auch andere Kaiser, besonders Domitian, Mark Aurel, Septimius Severus, Decius und Diokletian, verfolgten die ersten Christen. Solange diese Kaiser und die ihnen unterstehenden Staatsvertreter Christen verfolgten, handelten sie gewiß nicht als „Gottes Diener“.
9. (a) Was trifft immer noch auf die politischen obrigkeitlichen Gewalten zu, und von wem erhält das politische wilde Tier Macht und Gewalt? (b) Was trifft logischerweise auf die Unterordnung der Christen unter die obrigkeitlichen Gewalten zu?
9 All das soll deutlich machen, daß die politischen obrigkeitlichen Gewalten in mancher Hinsicht zwar als „Anordnung Gottes“ amten, um die Ordnung in der menschlichen Gesellschaft aufrechtzuerhalten, aber trotzdem ein Teil des weltlichen Systems der Dinge bleiben, dessen Gott Satan ist (1. Johannes 5:19). Sie gehören zu der weltweiten politischen Organisation, die in Offenbarung 13:1, 2 durch ein „wildes Tier“ dargestellt wird. Das Tier erhält seine Macht und Gewalt von dem ‘großen Drachen’, Satan, dem Teufel (Offenbarung 12:9). Logischerweise ist daher die Unterordnung der Christen unter solche Gewalten nicht absolut, sondern relativ. (Vergleiche Daniel 3:16-18.)
Angebrachter Respekt vor Autorität
10, 11. (a) Wie zeigte Paulus, daß wir gegenüber Menschen in Autoritätsstellungen respektvoll sein sollten? (b) Wie und warum können Gebete „in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind“, dargebracht werden?
10 Das bedeutet jedoch nicht, daß Christen eine freche, herausfordernde Haltung gegenüber den politischen obrigkeitlichen Gewalten einnehmen dürfen. Es stimmt zwar, daß das Privatleben und teilweise sogar das öffentliche Leben vieler dieser Menschen einem nicht gerade Respekt abnötigt. Doch die Apostel zeigten durch ihr Beispiel und durch ihren Rat, daß Menschen in Autoritätsstellungen respektvoll behandelt werden sollten. Als Paulus vor dem in einem blutschänderischen Verhältnis lebenden König Agrippa erschien, sprach er mit gebührender Ehrerbietung zu ihm (Apostelgeschichte 26:2, 3, 25).
11 Paulus erklärte sogar, daß es angebracht ist, Vertreter der weltlichen Obrigkeit in unseren Gebeten zu erwähnen, besonders wenn Entscheidungen anstehen, die unser Leben und christliche Aktivitäten betreffen. Er schrieb: „Ich ermahne daher vor allem, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen in bezug auf Menschen von allen Arten dargebracht werden, in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit. Das ist vortrefflich und annehmbar in den Augen Gottes, unseres Retters, dessen Wille es ist, daß alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2:1-4). Unsere respektvolle Haltung gegenüber solchen Autoritätspersonen kann dazu beitragen, daß sie uns gestatten, unser Werk, das dazu dient, „alle Arten von Menschen“ zu retten, noch ungehinderter durchzuführen.
12, 13. (a) Welchen ausgeglichenen Rat in bezug auf Autorität gab Petrus? (b) Wie können wir dem „Gerede der Unwissenheit der unvernünftigen Menschen“, die Vorurteile gegen Jehovas Zeugen schüren, entgegenwirken?
12 Der Apostel Petrus schrieb: „Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Schöpfung: es sei einem König als einem Höherstehenden, es sei Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden, um Übeltäter zu strafen, aber die zu loben, welche Gutes tun. Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr durch Gutestun das Gerede der Unwissenheit der unvernünftigen Menschen zum Schweigen bringt. Seid gleich freien Menschen, und behaltet doch eure Freiheit nicht als einen Deckmantel für Schlechtigkeit, sondern als Sklaven Gottes. Ehrt Menschen von allen Arten, habt Liebe zur ganzen Bruderschaft, habt Gottesfurcht, ehrt den König“ (1. Petrus 2:13-17). Welch ein ausgeglichener Rat! Wir schulden Gott völlige Unterwerfung als seine Sklaven, unsere Unterwerfung unter die politische Obrigkeit, die gesandt ist, um Übeltäter zu strafen, ist zwar respektvoll, aber relativ.
13 Es wurde festgestellt, daß die weltliche Obrigkeit oft ganz seltsame, unzutreffende Vorstellungen von Jehovas Zeugen hat. Das ist gewöhnlich deshalb der Fall, weil sie von böswilligen Feinden des Volkes Gottes falsch unterrichtet wurde. Es kann auch sein, daß sie alles, was sie weiß, den Massenmedien entnommen hat, die in ihren Ausführungen nicht immer unvoreingenommen sind. Manchmal können wir solche Vorurteile überwinden, und zwar durch unsere respektvolle Einstellung und, sofern möglich, dadurch, daß wir den Behörden ein genaues Bild von dem Werk und den Glaubensansichten der Zeugen Jehovas liefern. Für vielbeschäftigte Beamte enthält die Broschüre Jehovas Zeugen im zwanzigsten Jahrhundert eine kurze, übersichtliche Darlegung. Zum Zweck einer umfassenderen Information kann man ihnen das Buch Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes überreichen, ein vorzügliches Hilfsmittel, das einen Platz in den Regalen örtlicher und nationaler Bibliotheken verdient.
Autorität in der christlichen Hausgemeinschaft
14, 15. (a) Auf welcher Grundlage beruht die Autorität in der christlichen Hausgemeinschaft? (b) Wie sollten christliche Frauen ihrem Mann gegenüber eingestellt sein, und warum?
14 Es ist selbstverständlich, daß Christen, von denen Gott fordert, gebührenden Respekt gegenüber der weltlichen Obrigkeit zu zeigen, ebenso die Autoritätsstruktur respektieren müssen, die Gott in der christlichen Hausgemeinschaft festgelegt hat. Der Apostel Paulus umriß mit knappen Worten den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt, der unter Jehovas Volk befolgt wird. Er schrieb: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott“ (1. Korinther 11:3). Das ist der Grundsatz der Theokratie oder Gottesherrschaft. Was schließt er ein?
15 Respekt vor der Theokratie beginnt zu Hause. Eine christliche Frau, die keinen gebührenden Respekt vor der Autorität ihres Manns hat — ob dieser ein Glaubensbruder ist oder nicht —, ist nicht theokratisch gesinnt. Paulus riet Christen: „Seid einander untertan in der Furcht Christi. Die Frauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn, denn ein Mann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes. In der Tat, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allem“ (Epheser 5:21-24). Christliche Frauen sollten anerkennen, daß es weise ist, sich der von Gott verliehenen Autorität ihres Manns unterzuordnen, genauso wie sich christliche Männer Christus als ihrem Haupt unterwerfen müssen. Das wird den Frauen eine tiefe innere Befriedigung geben und, was noch wichtiger ist, den Segen Jehovas eintragen.
16, 17. (a) Wodurch können sich Kinder, die in einer christlichen Hausgemeinschaft aufwachsen, von einem Großteil der heutigen Jugend unterscheiden, und welchen Ansporn haben sie? (b) Inwiefern war Jesus ein vortreffliches Beispiel für junge Leute von heute, und wozu werden sie ermuntert?
16 Theokratischgesinnte Kinder zeigen gern angemessenen Respekt vor ihren Eltern. Mit Bezug auf die junge Generation in den letzten Tagen wurde vorausgesagt, sie würde „den Eltern ungehorsam“ sein (2. Timotheus 3:1, 2). Christlichen Kindern wird dagegen in Gottes inspiriertem Wort geboten: „Ihr Kinder, seid euren Eltern in allem gehorsam, denn das ist wohlgefällig im Herrn“ (Kolosser 3:20). Respekt vor der Autorität der Eltern ist Jehova wohlgefällig und trägt seinen Segen ein.
17 Das veranschaulicht das Beispiel Jesu. Der Bericht des Lukas lautet: „Er ging mit ihnen [seinen Eltern] hinab und kam nach Nazareth, und er blieb ihnen untertan. ... Und Jesus nahm weiterhin zu an Weisheit und Körpergröße und an Gunst bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2:51, 52). Jesus war zu jener Zeit 12 Jahre alt, und die hier im Griechischen verwendete Verbform betont, daß er seinen Eltern ‘untertan blieb’. Seine Unterordnung endete also nicht mit dem Erreichen des Teenageralters. Wenn ihr Jugendlichen an Geistiggesinntsein und an Gunst bei Jehova und gottesfürchtigen Menschen zunehmen möchtet, müßt ihr sowohl zu Hause als auch anderswo Respekt vor Autorität zeigen.
Autorität in der Versammlung
18. Wer ist das Haupt der Christenversammlung, und wem hat er Autorität übertragen?
18 Paulus schrieb in Verbindung damit, daß in der Christenversammlung Ordnung erforderlich ist: „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. ... [Laßt] alle Dinge anständig und nach Anordnung [oder: „gemäß Ordnung“, Fußnote] geschehen“ (1. Korinther 14:33, 40). Damit alles auf ordentliche Weise geschieht, hat Christus, das Haupt der Christenversammlung, treuen Männern Autorität übertragen. Wir lesen: „Er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangeliumsverkündiger, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf das Zurechtbringen der Heiligen, für das Dienstwerk, ... die Wahrheit redend, laßt uns in allen Dingen durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4:11, 12, 15).
19. (a) Wen hat Christus über seine ganze irdische Habe gesetzt, und wem hat er besondere Autorität verliehen? (b) Wie wird in der Christenversammlung Autorität weitergegeben, und was macht das unsererseits erforderlich?
19 In der gegenwärtigen Zeit des Endes hat Christus den kollektiven „treuen und verständigen Sklaven“ über „seine ganze Habe“ oder seine Königreichsinteressen auf der Erde gesetzt (Matthäus 24:45-47). Wie im ersten Jahrhundert wird dieser Sklave durch eine Körperschaft gesalbter christlicher Männer vertreten, denen Christus die Autorität verliehen hat, Entscheidungen zu treffen und andere Aufseher zu ernennen (Apostelgeschichte 6:2, 3; 15:2). Die leitende Körperschaft gibt ihrerseits Autorität weiter an Zweigkomitees, Bezirks- und Kreisaufseher sowie an Älteste in jeder der mehr als 73 000 Versammlungen der Zeugen Jehovas auf der ganzen Erde. Diese ergebenen christlichen Männer verdienen alle unsere Unterstützung und unseren Respekt (1. Timotheus 5:17).
20. Welches Beispiel zeigt, daß sich jemand das Mißfallen Jehovas zuzieht, der sich respektlos gegenüber Mitchristen in Autoritätsstellungen verhält?
20 In Verbindung mit dem Respekt, den wir denjenigen schulden, die in der Christenversammlung Autorität haben, kann ein interessanter Vergleich zu der Unterwürfigkeit gezogen werden, die wir der weltlichen Obrigkeit schulden. Wenn jemand ein menschliches Gesetz übertritt, das von Gott gutgeheißen wird, ist die Bestrafung, die die „Herrschenden“ zumessen, tatsächlich ein indirekter Ausdruck des Zorns Gottes „an dem, der Schlechtes treibt“ (Römer 13:3, 4). Erregt es schon Jehovas Zorn, wenn jemand menschliche Gesetze übertritt und der weltlichen Obrigkeit keine gebührende Achtung erweist, wieviel mehr muß es ihm mißfallen, wenn ein ihm hingegebener Christ biblische Grundsätze mißachtet und sich respektlos gegenüber Mitchristen in Autoritätsstellungen verhält!
21. Welchen biblischen Rat wollen wir gern beachten, und was wird im nächsten Artikel behandelt?
21 Statt uns Gottes Mißfallen zuzuziehen, weil wir eine rebellische Einstellung entwickeln oder nach Unabhängigkeit streben, wollen wir den Rat beachten, den Paulus den Christen in Philippi gab: „Darum, meine Geliebten, fahrt fort, in der Weise, wie ihr allezeit gehorcht habt, nicht nur während meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meiner Abwesenheit, mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zu bewirken; denn Gott ist es, der um seines Wohlgefallens willen beides in euch wirkt, das Wollen und das Handeln. Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden, so daß ihr euch als untadelig und unschuldig erweist, Kinder Gottes ohne Makel inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichtspender in der Welt leuchtet“ (Philipper 2:12-15). Im Gegensatz zu der verkehrten und verdrehten Generation, die sich selbst in eine Autoritätskrise hineinmanövriert hat, unterwirft sich Jehovas Volk bereitwillig der Autorität. Daraus ergeben sich großartige Segnungen, wie der nächste Artikel zeigt.
[Fußnote]
a Siehe den vorigen Artikel.
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Freudige Unterwerfung unter AutoritätDer Wachtturm 1994 | 1. Juli
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Freudige Unterwerfung unter Autorität
‘Ihr wurdet von Herzen gehorsam’ (RÖMER 6:17).
1, 2. (a) Welcher Geist tritt in der heutigen Welt deutlich zutage, von wem geht er aus, und welche Auswirkung hat er? (b) Wie zeigen Jehovas ergebene Diener, daß sie anders sind?
DER „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“, zeigt sich heute auf schockierende Weise. Es ist ein Geist ungezügelter Unabhängigkeit, der von Satan, „dem Herrscher der Gewalt der Luft“, ausgeht. Dieser Geist, die „Luft“ oder vorherrschende Einstellung der Selbstsucht und des Ungehorsams, übt „Gewalt“ oder Autorität über den größten Teil der Menschheit aus. Das ist einer der Gründe, weshalb die Welt das durchmacht, was man als Autoritätskrise bezeichnet (Epheser 2:2).
2 Glücklicherweise füllen Jehovas ergebene Diener ihre geistige Lunge heute nicht mit dieser vergifteten „Luft“, dem Geist der Rebellion. Sie wissen, daß „der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams“ kommt. Der Apostel Paulus fügte hinzu: „Werdet daher nicht ihre Mitgenossen“ (Epheser 5:6, 7). Wahre Christen bemühen sich statt dessen, „mit [Jehovas] Geist erfüllt“ zu sein, und sie nehmen die „Weisheit von oben“ in sich auf, die „keusch, dann friedsam, vernünftig, zum Gehorchen bereit“ ist (Epheser 5:17, 18; Jakobus 3:17).
Willige Unterwerfung unter die Souveränität Jehovas
3. Was ist der Schlüssel für eine willige Unterwerfung, und welche deutliche Lehre können wir aus der Geschichte ziehen?
3 Der Schlüssel für eine willige Unterwerfung ist die Anerkennung legitimer Autorität. Die Geschichte der Menschheit zeigt, daß die Ablehnung der Souveränität Jehovas niemanden glücklich macht. Die Ablehnung machte weder Adam und Eva glücklich noch Satan, den Teufel, den Anstifter ihrer Rebellion (1. Mose 3:16-19). Satan hat in seinem gegenwärtigen erniedrigten Zustand „große Wut“, weil er weiß, daß seine Zeit kurz ist (Offenbarung 12:12). Der Frieden und das Glück der Menschheit, ja des gesamten Universums hängen von der universellen Anerkennung der gerechten Souveränität Jehovas ab (Psalm 103:19-22).
4. (a) Welche Art von Unterwerfung und Gehorsam möchte Jehova bei seinen Dienern sehen? (b) Wovon sollten wir überzeugt sein, und wie brachte das der Psalmist zum Ausdruck?
4 Doch Jehova gibt sich aufgrund seiner wunderbar ausgeglichenen Eigenschaften nicht mit nüchternem Gehorsam zufrieden. Er ist mächtig, o ja! Aber er ist kein Tyrann. Er ist ein Gott der Liebe, und er wünscht, daß seine vernunftbegabten Geschöpfe ihm willig und aus Liebe gehorchen. Er möchte, daß sie sich deshalb seiner Souveränität unterwerfen, weil es ihr aufrichtiger Wunsch ist, unter seiner gerechten und legitimen Autorität zu stehen, und das aus der Überzeugung heraus, daß es für sie nichts Besseres geben kann, als ihm für alle Zeit zu gehorchen. Menschen von der Art, die Jehova in seinem Universum wünscht, teilen die Empfindungen des Psalmisten, der schrieb: „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen, bringt die Seele zurück. Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise. Die Befehle Jehovas sind recht, erfreuen das Herz; das Gebot Jehovas ist rein, erleuchtet die Augen. Die Furcht Jehovas ist lauter, besteht immerdar. Die richterlichen Entscheidungen Jehovas sind wahr; sie haben sich allesamt als gerecht erwiesen“ (Psalm 19:7-9). Wir müssen rückhaltloses Vertrauen in die Rechtmäßigkeit und in die Gerechtigkeit der Souveränität Jehovas haben, wenn wir in Jehovas neuer Welt leben möchten.
Freudige Unterwerfung unter unseren König
5. Wie wurde Jesus für seinen Gehorsam belohnt, und was erkennen wir bereitwillig an?
5 Christus Jesus ist ein herausragendes Beispiel für die Unterwerfung unter seinen himmlischen Vater. Wie wir lesen, „erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod an einem Marterpfahl“. Paulus sagte weiter: „Gerade aus diesem Grund hat Gott ihn auch zu einer übergeordneten Stellung erhöht und ihm gütigerweise den Namen gegeben, der über jedem anderen Namen ist, so daß sich im Namen Jesu jedes Knie beuge, derer, die im Himmel, und derer, die auf der Erde, und derer, die unter dem Erdboden sind, und jede Zunge offen anerkenne, daß Jesus Christus Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Philipper 2:8-11). Ja, wir beugen freudig die Knie vor unserem Führer und regierenden König, Christus Jesus (Matthäus 23:10).
6. Wie hat sich Jesus als Zeuge und als Führer für die Völkerschaften erwiesen, und wie wird er seine „fürstliche Herrschaft“ nach der großen Drangsal ausüben?
6 Christus, unseren Führer, betreffend prophezeite Jehova: „Siehe! Als Zeugen für die Völkerschaften habe ich ihn gegeben, als Führer und Gebieter für die Völkerschaften“ (Jesaja 55:4). Jesus hat durch seinen irdischen Dienst und durch die Leitung des Predigtwerks, die seit seinem Tod und seiner Auferstehung vom Himmel aus erfolgt, gezeigt, daß er für Menschen aus allen Nationen selbst ein ‘treuer und wahrhaftiger Zeuge’ seines Vaters ist (Offenbarung 3:14; Matthäus 28:18-20). Die Völkerschaften werden heute durch die an Zahl zunehmende „große Volksmenge“ vertreten, die unter Christi Führung die „große Drangsal“ überleben wird (Offenbarung 7:9, 14). Doch mit der großen Drangsal wird nicht das Ende der Führung Jesu gekommen sein. Seine „fürstliche Herrschaft“ wird tausend Jahre dauern. Zugunsten der gehorsamen Menschen wird er seinem Namen entsprechend handeln, der lautet: „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens“ (Jesaja 9:6, 7; Offenbarung 20:6).
7. Was müssen wir unverzüglich tun, wenn wir uns von Christus Jesus zu den „Wasserquellen des Lebens“ führen lassen möchten, und was müssen wir tun, damit Jesus und Jehova uns lieben?
7 Wenn wir uns die „Wasserquellen des Lebens“ zunutze machen wollen, zu denen das Lamm, Christus Jesus, gerechtgesinnte Menschen leitet, müssen wir unverzüglich durch unsere Handlungsweise zeigen, daß wir uns freudig seiner Autorität als König unterwerfen (Offenbarung 7:17; 22:1, 2; vergleiche Psalm 2:12). Jesus sagte: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich will ihn lieben“ (Johannes 14:15, 21). Möchtest du von Jesus und seinem Vater geliebt werden? Dann unterwirf dich ihrer Autorität.
Aufseher gehorchen freudig
8, 9. (a) Wofür sorgt Christus zur Erbauung der Versammlung, und inwiefern sollten diese Männer Vorbilder für die Herde sein? (b) Wie wird die Unterwerfung der christlichen Aufseher im Bibelbuch Offenbarung veranschaulicht, und wieso sollten sie bei der Behandlung von Rechtsfällen ein „gehorsames Herz“ erbitten?
8 „Die Versammlung [ist] dem Christus untertan.“ Als ihr Aufseher sorgt er für „Gaben in Form von Menschen“ „für die Erbauung“ der Versammlung (Epheser 4:8, 11, 12; 5:24). Diesen geistig älteren Männern wird geboten, ‘die Herde Gottes, die in ihrer Obhut ist, zu hüten’ und ‘nicht über die zu herrschen, die Gottes Erbe sind, sondern Vorbilder für die Herde zu werden’ (1. Petrus 5:1-3). Die Herde gehört Jehova, und Christus ist ihr ‘vortrefflicher Hirte’ (Johannes 10:14). Da die Aufseher von den Schafen, die ihnen von Jehova und Christus anvertraut wurden, zu Recht bereitwillige Zusammenarbeit erwarten, sollten sie selbst vorzügliche Beispiele der Unterwürfigkeit sein (Apostelgeschichte 20:28).
9 Im ersten Jahrhundert wurden gesalbte Aufseher symbolisch „in“ oder „auf“ der rechten Hand Christi dargestellt, was ihre Unterwerfung unter ihn als Haupt der Versammlung anzeigte (Offenbarung 1:16, 20; 2:1). Heute ist es genauso; Aufseher in den Versammlungen der Zeugen Jehovas sollten sich der Leitung Christi unterwerfen und sich ‘unter die mächtige Hand Gottes erniedrigen’ (1. Petrus 5:6). Wenn sie gebeten werden, Rechtsfälle zu behandeln, sollten sie wie Salomo in der Zeit, als er noch treu war, zu Jehova beten: „Du sollst deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dein Volk zu richten, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden“ (1. Könige 3:9). Ein gehorsames Herz wird einen Ältesten darauf bedacht sein lassen, etwas so zu sehen wie Jehova und Christus Jesus, damit die Entscheidung, die auf der Erde getroffen wird, soweit wie möglich mit der im Himmel getroffenen übereinstimmt (Matthäus 18:18-20).
10. Inwiefern sollten alle Aufseher bemüht sein, die Schafe so zu behandeln, wie Jesus es tat?
10 Reisende Aufseher und Versammlungsälteste werden sich in gleicher Weise bemühen, die Schafe so zu behandeln, wie Christus es tat. Im Gegensatz zu den Pharisäern stellte Jesus nicht eine Menge Regeln auf, die schwer einzuhalten waren (Matthäus 23:2-11). Er sagte zu schafähnlichen Menschen: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11:28-30). Jeder Christ muß zwar „seine eigene Last tragen“, aber die Aufseher sollten an Jesu Vorbild denken und ihren Brüdern erkennen helfen, daß die Last der christlichen Verantwortung „sanft“ und „leicht“ ist und daß es Freude macht, sie zu tragen (Galater 6:5).
Theokratische Unterordnung
11. (a) Wie könnte jemand die Leitung durch ein Haupt respektieren, ohne wirklich theokratisch gesinnt zu sein? Veranschauliche es. (b) Was bedeutet es, wirklich theokratisch gesinnt zu sein?
11 Theokratie bedeutet Gottesherrschaft. Sie schließt den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt ein, der in 1. Korinther 11:3 dargelegt wird. Aber sie schließt noch mehr ein. Jemand, der anscheinend den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt respektiert, muß nämlich nicht unbedingt theokratisch gesinnt sein im eigentlichen Sinne des Wortes. Wie ist das möglich? Man könnte es wie folgt veranschaulichen: Demokratie bedeutet Volksherrschaft, und ein Demokrat wird definiert als „Person, die an die Ideale der Demokratie glaubt“. Ein Mann mag sich als Demokrat bezeichnen, zur Wahl gehen und sogar ein aktiver Politiker sein. Doch würde man ihn für wirklich demokratisch gesinnt halten, wenn er durch sein allgemeines Verhalten den Geist der Demokratie und die damit verbundenen Grundsätze verhöhnt? Ebenso muß jemand, der wirklich theokratisch gesinnt sein möchte, mehr tun, als sich der Leitung durch ein Haupt formal zu unterwerfen. Er muß die Vorgehensweise und die Eigenschaften Jehovas nachahmen. In jeder Hinsicht muß er sich von Jehova leiten lassen. Und da Jehova seinem Sohn volle Autorität verliehen hat, bedeutet theokratisch gesinnt zu sein auch, Jesus nachzuahmen.
12, 13. (a) Was schließt es im wesentlichen ein, theokratisch gesinnt zu sein? (b) Besteht die theokratische Unterordnung vor allem darin, viele Regeln zu beachten? Veranschauliche es.
12 Denken wir daran, daß Jehova willige Unterordnung aus Liebe wünscht. Das ist die Art und Weise, wie er das Universum regiert. Er ist tatsächlich die Liebe in Person (1. Johannes 4:8). Christus Jesus ist „der Widerschein seiner Herrlichkeit und der genaue Abdruck seines Wesens selbst“ (Hebräer 1:3). Jesus gebot seinen treuen Jüngern, einander zu lieben (Johannes 15:17). Theokratisch gesinnt zu sein schließt somit nicht nur ein, sich unterzuordnen, sondern auch, liebevoll zu sein. Das Ganze läßt sich wie folgt zusammenfassen: Theokratie ist Gottesherrschaft; Gott ist Liebe; Theokratie ist daher Herrschaft durch Liebe.
13 Ein Ältester meint vielleicht, die Brüder müßten alle möglichen Regeln beachten, um theokratisch gesinnt zu sein. Manche Älteste haben aus Empfehlungen, die von Zeit zu Zeit vom „treuen und verständigen Sklaven“ gegeben wurden, Regeln gemacht (Matthäus 24:45). So wurde zum Beispiel einmal empfohlen, im Königreichssaal nicht immer auf demselben Platz zu sitzen, damit man die Brüder in der Versammlung schneller kennenlernt. Das war als praktische Empfehlung gedacht, nicht als feste Regel. Doch einige Älteste sind offenbar geneigt gewesen, daraus eine Regel zu machen und diejenigen, die anders handelten, für nicht theokratisch gesinnt zu halten. Es kann jedoch viele gute Gründe geben, warum es ein Bruder oder eine Schwester vorzieht, in einem bestimmten Bereich zu sitzen. Wäre ein Ältester, der so etwas nicht liebevoll berücksichtigt, selbst wirklich theokratisch gesinnt? Damit wir theokratisch eingestellt sind, müssen wir ‘alle unsere Angelegenheiten mit Liebe geschehen lassen’ (1. Korinther 16:14).
Mit Freude dienen
14, 15. (a) Wie könnte ein Ältester bestimmten Brüdern oder Schwestern die Freude am Dienst für Jehova rauben, und warum wäre das nicht theokratisch? (b) Wie zeigte Jesus, daß er die Liebe, die durch unseren Dienst zum Ausdruck kommt, mehr schätzt als dessen Umfang? (c) Was sollten Älteste berücksichtigen?
14 Theokratisch gesinnt zu sein bedeutet auch, Jehova mit Freude zu dienen. Jehova ist der ‘glückliche Gott’ (1. Timotheus 1:11). Er wünscht, daß ihm seine Anbeter freudig dienen. Hartnäckige Verfechter von Regeln sollten bedenken, daß zu den Bestimmungen, ‘auf die Israel achtgeben sollte’, auch folgende gehörte: „Du sollst dich vor Jehova, deinem Gott, in all deinem Unternehmen freuen“ (5. Mose 12:1, 18). Alles, was wir im Dienst Jehovas unternehmen, sollte eine Freude sein, keine Last. Aufseher können viel dazu beitragen, daß die Brüder im Dienst für Jehova freudig das tun, was sie können. Sind Älteste dagegen nicht achtsam, können sie einigen Brüdern die Freude rauben. Sie könnten beispielsweise Vergleiche anstellen, und sei es nur dadurch, daß sie diejenigen, die den Stundendurchschnitt der Versammlung im Predigtdienst erreicht oder übertroffen haben, loben, wodurch sie aber praktisch diejenigen kritisieren, denen das nicht gelungen ist. Doch wie wird wohl jemand empfinden, dessen Zeiteinsatz womöglich aus einem triftigen Grund niedriger ausgefallen ist? Könnte das nicht dazu führen, daß der Betreffende unnötig Schuldgefühle hat und ihm die Freude geraubt wird?
15 Die wenigen Stunden, die einige für das öffentliche Zeugnisgeben einsetzen können, mögen ihnen aufgrund des Alters, des Gesundheitszustands oder anderer Umstände größere Anstrengungen kosten als anderen die vielen Stunden, die sie im Predigtdienst stehen. Älteste sollten sie in Verbindung damit nicht richten. Schließlich wurde Jesus vom Vater „Gewalt gegeben, Gericht zu halten“ (Johannes 5:27). Kritisierte Jesus die arme Witwe, weil ihre Gabe unter dem Durchschnitt lag? Nein, er hatte Feingefühl und war sich bewußt, was diese zwei kleinen Münzen für sie wirklich bedeuteten. Sie waren ‘alles, was sie hatte, ihr ganzer Lebensunterhalt’. Welch eine tiefe Liebe zu Jehova doch dadurch zum Ausdruck gebracht wurde! (Markus 12:41-44). Sollten Älteste weniger Feingefühl für die liebevollen Bemühungen derjenigen haben, die alles geben, aber zahlenmäßig unter dem „Durchschnitt“ liegen? Was die Liebe zu Jehova betrifft, mögen solche Bemühungen weit über dem Durchschnitt liegen.
16. (a) Warum benötigen Aufseher Unterscheidungsvermögen und echte Ausgeglichenheit, wenn sie in ihren Ansprachen Zahlen anführen? (b) Wie kann den Brüdern am besten geholfen werden, ihren Dienst auszuweiten?
16 Sollte aus dem Gesagten nun die neue „Regel“ abgeleitet werden, daß Zahlen — selbst Durchschnittszahlen — nie erwähnt werden sollten? Keineswegs. Der Gedanke ist, daß Aufseher ausgeglichen sein sollten, wenn es darum geht, die Brüder zu ermuntern, ihren Predigtdienst auszuweiten, und ihnen zu helfen, mit Freude das zu tun, was sie können (Galater 6:4). In Jesu Gleichnis von den Talenten übergab der Herr seine Habe seinen Sklaven, „einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit“ (Matthäus 25:14, 15). Ebenso sollten Älteste die Möglichkeiten jedes Königreichsverkündigers berücksichtigen. Das erfordert Unterscheidungsvermögen. Es kann gut sein, daß einige tatsächlich der Ermunterung bedürfen, mehr zu tun. Möglicherweise schätzen sie es, wenn ihnen gezeigt wird, wie sie ihre Tätigkeit besser organisieren können. Und wenn man ihnen hilft, das, was sie tun können, mit Freude zu tun, wird diese Freude sie wahrscheinlich darin bestärken, ihren christlichen Dienst auszuweiten, sofern dies möglich ist (Nehemia 8:10; Psalm 59:16; Jeremia 20:9).
Frieden aufgrund von freudiger Unterwerfung
17, 18. (a) Wieso kann uns freudige Unterwerfung Frieden und Gerechtigkeit einbringen? (b) Was kann uns zuteil werden, wenn wir Gottes Geboten wirklich Aufmerksamkeit schenken?
17 Die freudige Unterwerfung unter Jehovas rechtmäßige Souveränität trägt uns einen wunderbaren Frieden ein. Der Psalmist sagte im Gebet zu Jehova: „Überströmender Frieden gehört denen, die dein Gesetz lieben, und für sie gibt es keine Ursache des Strauchelns“ (Psalm 119:165). Das Befolgen der Gesetze Gottes ist uns persönlich von Nutzen. Jehova richtete folgende Worte an Israel: „Dies ist, was Jehova, dein Rückkäufer, der Heilige Israels, gesprochen hat: ‚Ich, Jehova, bin dein Gott, der dir zum Nutzen dich lehrt, der dich auf den Weg treten läßt, auf dem du wandeln solltest. O wenn du doch nur meinen Geboten Aufmerksamkeit schenktest! Dann würde dein Frieden so werden wie ein Strom und deine Gerechtigkeit wie die Meereswellen‘“ (Jesaja 48:17, 18).
18 Durch Christi Loskaufsopfer haben wir Frieden mit Gott (2. Korinther 5:18, 19). Wenn wir an den Loskaufswert des Blutes Christi glauben und uns gewissenhaft bemühen, gegen unsere Schwächen anzukämpfen und Gottes Willen zu tun, werden wir von Schuldgefühlen frei werden (1. Johannes 3:19-23). Ein solcher Glaube, der durch Werke unterstützt wird, gewährt uns einen gerechten Stand vor Jehova sowie die wunderbare Hoffnung, die „große Drangsal“ zu überleben und für immer in Jehovas neuer Welt zu leben (Offenbarung 7:14-17; Johannes 3:36; Jakobus 2:22, 23). All das kann uns zuteil werden, ‘wenn wir Gottes Geboten Aufmerksamkeit schenken’.
19. Wovon hängen unser heutiges Glück und unsere Hoffnung auf ewiges Leben ab, und wie brachte David das zum Ausdruck, wovon wir von Herzen überzeugt sind?
19 Ja, unser heutiges Glück und unsere Hoffnung, ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben, sind untrennbar mit unserer freudigen Unterwerfung unter die Autorität Jehovas als Souveräner Herr des Universums verbunden. Mögen wir stets genauso empfinden wie David, der sagte: „Dein, o Jehova, ist die Größe und die Macht und die Schönheit und die Hoheit und die Würde; denn alles in den Himmeln und auf der Erde ist dein. Dein ist das Königreich, o Jehova, der du dich auch als Haupt über alles erhebst. Und nun, o unser Gott, wir danken dir und preisen deinen herrlichen Namen“ (1. Chronika 29:11, 13).
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