Wir beobachten die Welt
„Weltuntergangsuhr“ zurückgestellt
Mit der Ausgabe vom Dezember 1991 wurde der Minutenzeiger der „Weltuntergangsuhr“ auf dem Titelblatt des Bulletin of the Atomic Scientists weiter zurückgestellt als je zuvor — auf 17 Minuten vor zwölf. „Als Symbol des kalten Krieges“, das 1947 aufkam, so U.S.News & World Report, „spiegelt die Uhr die atomare Bedrohung wider, indem sie die Zeit bis zur Mitternacht von Armageddon angibt.“ Als man die Uhr ersann, gab man ihr einen Spielraum von nur 15 Minuten, weil die Urheber dachten, mehr sei zu ihren Lebzeiten nicht notwendig. Während sich die Ost-West-Beziehungen im Laufe der Jahre veränderten, wurde die Uhr 13mal verstellt, und zwar in einem Bereich von 12 Minuten bis 2 Minuten vor zwölf. Durch den Vertrag über die Begrenzung der strategischen Rüstung und durch den Abbau Tausender von taktischen Waffen sind wir nach Meinung der Herausgeber des Bulletin in eine neue Ära eingetreten, die auf das Schaffen einer „neuen Weltordnung“ hoffen läßt. „Doch die Welt ist nach wie vor gefährlich“, schreibt das Bulletin. „Es existieren immer noch fast 50 000 Atombomben und Atomsprengköpfe.“
Minenopfer in Kambodscha
„Kambodscha ist das Land, das im Verhältnis die meisten Invaliden hat“, meldet der Economist. Warum? Weil Landminen „im Bürgerkrieg unterschiedslos von der Regierung und von den Oppositionsgruppen gelegt worden sind“. Da man nicht schriftlich festgehalten hat, wo sie liegen, haben Minen mehr Verletzungen verursacht als irgendeine andere Waffe. Zwei Menschenrechtsgruppen (Asia Watch und Physicians for Human Rights) sind der Ansicht, daß die Länder, die die Minen geliefert oder Instruktionen gegeben haben, wie man sie legt — China, Großbritannien, Singapur, die ehemalige Sowjetunion, Thailand, die Vereinigten Staaten und Vietnam —, moralisch verpflichtet sind, für deren Beseitigung zu sorgen. Sie verlangen ein UN-Verbot von Waffen, die „nicht den Tritt eines Soldaten von dem eines Kindes unterscheiden können, das Feuerholz sammelt“, heißt es in der Zeitschrift.
Ehe und Lebenserwartung
Nach einem Bericht des Nationalen Instituts für Demographische Studien in Frankreich leben Verheiratete im allgemeinen länger als Alleinstehende. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen offenbart der Bericht eine eindeutige Beziehung zwischen Familienstand und Lebenserwartung. Die Statistiken zeigen, daß Verheiratete die höchste Lebenserwartung haben; danach kommen Geschiedene, Ledige, Witwen und Witwer (in dieser Reihenfolge). Bei verheirateten und unverheirateten Frauen ist der Unterschied in der Lebenserwartung weniger ausgeprägt, was Forscher darauf zurückführen, daß Frauen wohl besser mit dem Unverheiratetsein zurechtkommen.
Antarktis geschützt
„Die Antarktis hat endlich den Schutz der Region durchgesetzt“, berichtet die Zeitschrift New Scientist. Die Teilnehmerstaaten des Antarktisvertrags „unterzeichneten ein Abkommen, das den Abbau von Bodenschätzen auf dem Kontinent für mindestens 50 Jahre untersagt“. Das Abkommen enthält außerdem Bestimmungen über Umweltverschmutzung und Müllentsorgung; jede neue Unternehmung muß auf ihren Einfluß auf die Umwelt geprüft werden. Gegenwärtig gilt der Fremdenverkehr als akuteste Bedrohung des antarktischen Ökosystems. Jeder Staat muß einen neugegründeten Umweltausschuß ausführlich über sein Umweltmanagement und die Überwachung der Umweltverschmutzung informieren. Das Abkommen tritt erst in Kraft, wenn es von den Teilnehmerstaaten ratifiziert ist, was etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen wird.
Ein Erbe des Kolumbus
Kolumbus und andere Forschungsreisende entdeckten nicht nur Amerika — sie veränderten es auch radikal. Heute, so schreibt der Historiker Alfred Crosby, kann ein „Botaniker ohne weiteres ganze Wiesen [in Amerika] finden, auf denen er Mühe hat, eine Art zu finden, die dort schon im vorkolumbischen Amerika wuchs“. Im Wilson Quarterly werden unter den Pflanzen, die man aus der Alten Welt einführte, folgende genannt: Bananen, Gänseblümchen, Kohl, Kopfsalat, Mangos, Orangen, Pfirsiche, Reis, Rettich, Steppenläufer, Weizen, Wiesenrispengras, Zitronen und Zuckerrohr. Zu den eingeführten Tieren gehören Esel, Hauskatzen, Honigbienen, Hühner, Pferde, Ratten, Rinder, Schafe, Schweine, Spatzen und Stare. Verheerend waren allerdings die eingeschleppten Krankheiten, zum Beispiel Beulenpest, Gelbsucht, Grippe, Hirnhautentzündung, Keuchhusten, Malaria, Mandelentzündung, Masern, Mumps, Pocken und Windpocken. Es wurden zwar auch umgekehrt eine Reihe von Tieren und Pflanzen von Amerika in die Alte Welt gebracht, aber vermutlich wurde von dort nur eine Krankheit eingeschleppt, die Syphilis.
Mistkäfer
Eine Kuh läßt jeden Tag durchschnittlich 10 bis 15 große Kuhfladen fallen; der Elefant scheidet jede Stunde ungefähr zwei Kilo Kot aus. Wenn man die Exkremente aller anderen Tiere und die des Menschen dazurechnet, könnte man sich wundern, daß wir noch nicht im Kot ersticken. Hier treten die Mistkäfer auf den Plan. Sie beseitigen täglich riesige Mengen von Exkrementen. Sobald Kot ausgeschieden ist, stürzen sich Tausende von Käfern, die 120 Arten angehören können, darauf und lassen ihn im Nu verschwinden. Forscher zählten rund 16 000 Käfer auf einem einzigen Haufen Elefantenkot, der spurlos verschwunden war, als sie zwei Stunden später zurückkehrten. Einige Arten klammern sich sogar am Steißfell bestimmter Tiere fest und springen auf den Kot, noch ehe er auf den Boden gefallen ist. Was sie nicht fressen, rollen sie zu Kugeln, die sie als Nahrung für ihre Brut vergraben. Dadurch leisten sie der Menschheit einen weiteren großen Dienst — sie fügen dem Boden Stickstoffdünger zu. Auch wühlen sie das Erdreich auf und durchlüften es, und Käferlarven fressen die Maden und parasitischen Würmer, die im Kot leben und Krankheiten übertragen können. Mistkäfer sind so nützlich, daß die alten Ägypter sie sogar verehrten.
Übereinander parken
Fahrzeughersteller in Japan, die weiterhin am laufenden Band Autos produzieren und Familien gern einen Zweitwagen schmackhaft machen, stoßen auf Schwierigkeiten — es fehlen Parkplätze. Neue Parkvorschriften verlangen von Fahrzeughaltern, einen Aufkleber anzubringen als Hinweis, daß sie zu Hause oder in der Nähe ihres Arbeitsplatzes einen Parkplatz haben, was eine Voraussetzung dafür ist, ein Kraftfahrzeug anmelden zu können. Aber Parkplätze sind teuer; in manchen Wohngebieten Tokios kosten sie sage und schreibe 230 000 Yen (1 800 Dollar) monatlich. Daher sind Fahrzeughersteller dazu übergegangen, Vorrichtungen für das Übereinanderparken von zwei oder drei Autos zu verkaufen. Das erste Auto wird auf eine Plattform gefahren, die dann elektrisch angehoben wird, und das zweite (oder dritte) Fahrzeug wird darunter abgestellt. Eine Variation davon ist eine Vorrichtung, bei der das erste Auto in eine Grube gesenkt wird. Fahrzeugkäufer erhalten auch Informationen über vorhandene Parkplätze.
Reparieren sich Zähne selbst?
Die Zähne nehmen kleine Reparaturen an sich selbst vor, wenn man ihnen genug Zeit dazu läßt. Darüber schreibt Professor Tadashi Yamada in der japanischen Ärztezeitschrift Shikai Tenbo. Wenn Zucker, ungeachtet der Menge, in den Mund gelangt, wird der Zahnbelag für etwa 8 bis 20 Minuten sauer. Der saure Zahnbelag löst Kalzium, wodurch nach Yamada „Minilöcher“ entstehen. Er erklärt jedoch, daß durch Kalzium aus dem Speichel das verlorengegangene Kalzium allmählich ersetzt wird, so daß die Zähne nach wenigen Stunden wieder in ihrem Normalzustand sind. Da in den meisten Nahrungsmitteln mehr oder weniger Zucker enthalten ist, empfiehlt Yamada, daß man sich regelmäßig die Zähne putzt, besonders vor dem Schlafengehen, und nicht zwischen den Mahlzeiten nascht, damit die Zähne für ihre Reparaturarbeit genug Zeit haben.
Tragik im Schwarzen Meer
„Jahrhundertelang gewann man aus dem Schwarzen Meer so reichlich Delphinhäute, Kaviar und Fisch, daß niemand gedacht hätte, dieser Reichtum könne eines Tages zu Ende gehen“, schrieb die New York Times. Die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur, daß alle Fabriken und Orte an der Küste ihre Abwässer ins Schwarze Meer fließen lassen, sondern aus einer Region, in der 160 Millionen Menschen leben, leiten zudem über 60 Flüsse Abwässer in das Meer. Die vier größten Flüsse — die Donau, der Don, der Dnjepr und der Dnjestr — fließen durch ein Gebiet, das zu den am stärksten verschmutzten der Welt gehört, und sie führen Tonnen von Giftstoffen mit sich. Weitere maßgebende Faktoren sind Überfischung und ein großes Vorkommen von Quallen, die die Eier und die Brut von Fischen auffressen. Als Folge davon sind heute von den 26 Fischarten, mit denen 1970 in Mengen gehandelt wurde, nur noch 5 in kommerziell lohnender Menge übriggeblieben, und Robben gibt es überhaupt nicht mehr. „Selbst wenn man der Verschmutzung wie durch Zauberei Einhalt gebieten würde“, sagt der Biologe Yuvenaly Zaitsev, „wäre es unmöglich, den Stand der 50er Jahre wieder zu erreichen. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze.“
Immunisierte Kinder
Weltweit sind heute laut Weltgesundheitsorganisation vier von fünf Kindern gegen sechs mörderische Krankheiten geimpft: Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Tuberkulose und Wundstarrkrampf. Vor zehn Jahren war es ungefähr eins von fünf Kindern. Nun wird für nur einen Dollar pro Impfung jährlich das Leben von rund drei Millionen Kindern gerettet. Dennoch fordern vermeidbare Krankheiten gemäß der Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr immer noch zwei Millionen Todesopfer unter Kindern.