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LettlandJahrbuch der Zeugen Jehovas 2007
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1931 wurden die meisten Bibellehrbücher verboten.
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LettlandJahrbuch der Zeugen Jehovas 2007
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1931 reagierten etliche Brüder aus England auf den Appell an Pioniere, zur Unterstützung in die baltischen Länder zu ziehen. Einige von ihnen halfen mit, dass aus den Nachbarländern Estland und Litauen Literatur ins Land kam. Edwin Ridgewell war damals in Litauen und erst 18 Jahre alt. Heute ist er in seinen Neunzigern und erzählt rückblickend: „Ich hatte zwei Partner, Andrew Jack und John Sempey, und wir drei hatten den Sonderauftrag, Schriften in Lettland einzuschleusen. Dazu nahmen wir immer den Nachtzug nach Rīga und versteckten die Literaturpäckchen in dem Bettfach unter den Sitzen. Da passten sie genau rein. Bevor wir dann ausstiegen, kamen die Päckchen mit ein paar Kleidungsstücken in spezielle Koffer, die sich vergrößern ließen. Nach so einem nervenaufreibenden Unterfangen feierten wir jedes Mal. Percy Dunham, der damals das Werk leitete, führte uns anschließend in Rīga immer zum Essen ins Restaurant aus.“
Ferdinand Fruck traf sich oft mit Brüdern an der Grenze zu Litauen. Sie übergaben ihm Literatur, die er bei sich auf dem Heuboden versteckte. Die Behörden bekamen jedoch Wind davon, und von da an durchsuchte die Polizei ständig sein Grundstück nach verbotenen Schriften. Einmal hatte der Beamte keine Lust, auf den Heuboden zu klettern, und schickte Ferdinand nach oben! Der zeigte sich entgegenkommend und kam mit ein paar älteren Wachttürmen wieder herunter. Zufrieden zog der Beamte von dannen.
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LettlandJahrbuch der Zeugen Jehovas 2007
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Mittlerweile wurde der Wind, der dem Werk entgegenblies, immer heftiger. Madge schreibt: „In einer Rīgaer Zeitung vom 9. Februar 1933 wurden wir beschuldigt, Kommunisten zu sein. Am nächsten Morgen klingelte es bei uns an der Tür. Als ich öffnete, stürmte die Polizei mit vorgehaltener Waffe herein und schrie: ‚Hände hoch!‘ Sieben Stunden lang suchten sie alles nach den verbotenen Büchern ab. Gegen Mittag tranken sie dann eine Tasse Tee, die ich ihnen angeboten hatte.
Die meiste Literatur war auf dem Dachboden versteckt. Der leitende Beamte hatte zuvor schon die Taschen meines Mannes durchsucht und dabei ein paar Schlüssel gefunden. ‚Wofür sind die?‘, hatte er gefragt. ‚Für den Dachboden‘, hatte Percy geantwortet. Aber die Polizei ist nie auf den Dachboden gegangen. Im Gegenteil, kurz bevor sie wegging, gab der leitende Beamte Percy die Schlüssel einfach wieder zurück! Die Polizisten hatten zwar ein paar Schriften durchgeblättert, aber ihrer Meinung nach war da nichts drin, weswegen man sie beschlagnahmen müsste.
Sie beschlagnahmten sie trotzdem, sowie auch einige Briefe, etwas Geld, ein Vervielfältigungsgerät und eine Schreibmaschine. Ähnliche Durchsuchungen machte die Polizei noch bei sechs weiteren lettischen Familien, die ebenfalls Zeugen waren, aber auch dort fand sie keine Anhaltspunkte für ein Vergehen und erhob keine Anklage.“
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