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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1989
w89 1. 9. S. 23-30

Den Vollzeitdienst als Laufbahn wählen

VON MAX LARSON ERZÄHLT

MEINE Mutter, deren Eltern gestorben waren, verließ 1910 Dänemark und wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Sie war erst 18 Jahre alt, sprach kein Wort Englisch und kannte niemanden im Land.

Als sie in New York angekommen war, fuhr sie mit dem Zug nach Süddakota — eine Reise von über 2 400 Kilometern. In Süddakota, wo es eine dänische Siedlung gab, lernte sie einen Mann kennen, der mein Vater werden sollte. Sie heirateten am 20. September 1911.

Anfang 1913 fuhr mein Vater allein in einem Planwagen nach Montana, um ein Stück Land als Heimstätte zu erwerben. Dort baute er ein 1-Zimmer-Holzhaus. Als es im Sommer fertig war, kam meine Mutter zusammen mit meinem Bruder Norman nach, der erst ein paar Monate alt war.

Zwei Jahre später war ein zweites Kind unterwegs. Wie ich im Scherz zu sagen pflege, „half“ ich meiner Mutter, das Dach zu decken, denn am Tag vor meiner Geburt deckte sie das Dach des Anbaus unseres Hauses. Am nächsten Tag, dem 29. April 1915, sagte sie zu meinem Vater, als er vom Feld zum Mittagessen nach Hause kam: „Ich glaube, das Baby kommt.“ An diesem Nachmittag wurde ich geboren. Dennoch war meine Mutter am Abend, als mein Vater nach Hause kam, schon wieder auf den Beinen und hatte das Abendbrot für ihn zubereitet.

Drei Jahre danach wurde meine Schwester Jean am selben Ort geboren. Im folgenden Jahr zogen wir nach Ostmontana, wo Vater eine Farm pachtete. 1921 wurde meine zweite Schwester, Laverna, geboren, und wir vier Kinder wuchsen in den weiten Ebenen Montanas auf.

Mein Leben wird geformt

Meine Eltern waren Lutheraner, und wir sechs gingen jeden Sonntag in die Kirche. Aber bald begann eine Nachbarin, die zu den Internationalen Bibelforschern gehörte, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, meine Mutter zu besuchen und mit ihr die Bibel zu studieren. Nach ein paar Jahren nahm meine Mutter die Wahrheit, die sie aus der Bibel kennengelernt hatte, an und wurde 1925 in einer Pferdetränke getauft. Allerdings konnte sie weder unseren Vater noch uns Kinder für ihren neuen Glauben gewinnen, aber wir waren froh, jetzt nicht mehr in die lutherische Kirche gehen zu müssen. Mutter sagte immer zu uns: „Wenn ihr Jehova auch nicht dienen wollt, so übertretet doch niemals seine Gesetze!“ Dieser Rat half uns, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Unsere sechsköpfige Familie bearbeitete mit 14 Pferden und einem Traktor 320 Hektar Land. Wir hatten im Haus weder Strom noch Wasser. Alles Wasser mußte aus einem vier Kilometer entfernten Brunnen heraufgezogen werden. Wegen der Dürre, die Anfang der 30er Jahre herrschte, konnten wir vier Jahre lang keine Ernte einbringen. Deshalb entschlossen wir uns, in den Staat Washington umzuziehen. Als Vorbereitung auf den Umzug mußten wir die Tiere sowie einige Farm- und Haushaltsgeräte von Montana nach Washington transportieren. Daher war es meine Aufgabe, den Eisenbahnwaggon zu begleiten und dafür zu sorgen, daß die Pferde unterwegs gefüttert und getränkt wurden. Nach sechs Tagen kam ich schließlich an der Westküste Washingtons an.

Dort half ich meinem Vater, einen auf Milchwirtschaft spezialisierten Bauernhof aufzubauen und zu bewirtschaften. Ungefähr ein Jahr später, als ich zwanzig war, zog ich auf eigene Faust los; ich fuhr Holztransporte in den Bergen und verbrachte auch sechs Monate als Schiffsmechaniker in Alaska. 1938 arbeiteten meine Schwester Jean und ich in Seattle. Wir wohnten in einem Hausboot auf dem Lake Union. In jenem Sommer besuchte unsere Mutter, die 80 Kilometer von uns entfernt wohnte, die Jahresversammlung der Zeugen Jehovas in Seattle. Da man von unserem Hausboot aus zu Fuß zum Kongreßgelände gehen konnte, luden wir sie ein, bei uns zu übernachten. Das tat sie auch, und wir erklärten uns bereit, dem Kongreß beizuwohnen.

Über meine Laufbahn entscheiden

Am Samstag abend sprach Joseph F. Rutherford, der damalige Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, über das Thema „Gerechtigkeitsliebende“. Seine Ansprache handelte vom Vollzeit- oder Pionierdienst. Danach sagte Bill Griffith, der neben mir saß: „Max, das ist es. Wir werden Pionier!“

„In Ordnung“, antwortete ich. „Werden wir Pionier!“

„Machst du Witze?“ fragte Bill.

„Nein“, antwortete ich. „Nachdem ich den Vortrag gehört habe, bin ich überzeugt, daß das das richtige ist.“

„Aber du bist noch nicht mal Verkündiger. Du bist nicht getauft.“

„Stimmt, doch es wurde gerade bekanntgegeben, daß morgen eine Taufe ist. Dann laß ich mich taufen.“

Begeistert, wie wir waren, gingen wir zur Abteilung Predigtdienst, um uns eine Pionierbewerbung zu holen. Dort trafen wir Bruder Van Amburgh, den Sekretär-Kassierer der Gesellschaft. Als wir ihm sagten, was wir vorhatten, nahm er uns zur Seite und sprach zu uns wie ein Vater. „Ihr solltet es nicht wie ein Experiment oder ein Abenteuer angehen“, sagte er. „Ihr tut das Richtige, aber ihr solltet es anpacken, als sei es eure Lebensaufgabe.“ Und dieser Rat hat mir immer sehr geholfen. Wir gaben unsere Bewerbung ab, und am nächsten Tag, dem 5. Juni 1938, wurde ich getauft.

Das erste Pioniergebiet

Am Tag darauf, am Montag, teilte ich meinem Arbeitgeber mit, ich wolle kündigen, um ein Prediger zu werden. Die erste Woche verbrachte ich mit einem sorgfältigen Studium des neusten Buches der Gesellschaft, betitelt Feinde, und ich besuchte alle Zusammenkünfte. In der zweiten Woche studierte ich das im Jahr zuvor erschienene Buch Reichtum. Und in der dritten Woche erhielt ich meine Pioniergebietszuteilung: Raymond (Washington).

Dort trafen Bill und ich auf eine 27köpfige Gruppe, die sich in der Wohnung eines Zeugen versammelte. Wir hatten die Anweisung, alle Zusammenkünfte zu leiten sowie den Verkündigern zu helfen und sie zu schulen, Bibelstudien einzurichten, was damals eine neue Tätigkeit war.

Bei der ersten Dienstzusammenkunft am Donnerstag bat ich den Gruppendiener, wie der vorsitzführende Aufseher genannt wurde, am nächsten Abend mit mir zu versuchen, ein Bibelstudium zu beginnen. Er sagte, er habe keine Zeit. So gingen Bill und ich allein. Als wir zurückkamen, mußten wir an einer Kreuzung warten, um eine Parade der American Legion (Frontkämpferbund) passieren zu lassen. Zu unserem Erstaunen war der Anführer der Parade der Gruppendiener.

An jenem Sonntag begann ich mit einem Mann mein erstes Bibelstudium. Danach leitete ich mein erstes Wachtturm-Studium. Es war auch noch die Ausgabe, mit der die theokratische Verwaltung innerhalb der Versammlung eingeführt wurde (1. Juli 1938). Von den 27 Mitverbundenen nahmen nur drei die neue theokratische Ordnung an.

Eine Familie von Pionieren

Bald nachdem ich mit dem Pionierdienst begonnen hatte, nahmen meine Schwestern und mein Bruder Norman den Vollzeitdienst auf. Norman und seine Frau verkauften ihre Farm, schafften sich einen 3,7 m langen Wohnwagen an und gingen mit ihrer dreijährigen Tochter Joan predigen. Nebenbei bemerkt, als sie 1941 in Raymond arbeiteten, schrieb Norman mir, daß die 24 Personen, die die theokratische Ordnung abgelehnt hatten, sich einer Gruppe Abtrünniger angeschlossen hatten. Der Mann jedoch, mit dem ich mein erstes Bibelstudium durchgeführt hatte, war mittlerweile Gruppendiener.

Normans Tochter Joan und ihr Mann, Maurice O’Callaghan, dienen bereits seit 24 Jahren den Versammlungen im Kreisdienst. Meine jüngere Schwester, Laverna, besuchte 1949 die 12. Klasse der Missionarschule Gilead und wurde nach Italien gesandt. Der frühe Erfolg des Missionardienstes dort führte zu ihrer Ausweisung in die Schweiz, wo sie und ihr Mann immer noch wohnen.

Der Wunsch nach größeren Dienstvorrechten

Nachdem ich zwei Monate lang als allgemeiner Pionier gedient hatte, wurde ich zum Sonderpionier ernannt. Damals gesellte sich Bill und mir Warren Henschel zu, der ältere Bruder Milton Henschels. Milton ist jetzt ein Glied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas.

In meinem ersten Monat als Sonderpionier ging ich eines Abends bei Albert Hoffman vorbei, um ihn zu besuchen. Er war der Zonendiener, wie reisende Aufseher damals genannt wurden, und wohnte mit Zola, seiner Frau, in einem Wohnwagen gegenüber dem Königreichssaal. Zur Zeit der Wirtschaftskrise gaben wir häufig Literatur gegen Lebensmittel ab. An diesem Tag hatte ich einen großen Korb Birnen erhalten. So sprach ich bei Bruder Hoffman vor und fragte ihn, ob er nicht welche haben wolle. Er war sehr erfreut und bat mich herein.

Es war ungefähr neun Uhr abends, als er vom Bibelhaus (jetzt Bethel genannt), dem Hauptbüro der Zeugen Jehovas in Brooklyn, zu erzählen begann. Schließlich sagte seine Frau: „Wißt ihr, wie spät es ist? Es ist halb fünf.“ Wir hatten die ganze Nacht geredet! Bevor ich auf dem Dachboden des Königreichssaals schlafen ging, schrieb ich einen Brief, in dem ich um ein Bethelbewerbungsformular bat, und gleich darauf warf ich ihn ein.

Jeden Tag trug ich diese Angelegenheit Jehova im Gebet vor, und drei Monate später erhielt ich zu meiner größten Freude einen Brief mit der Einladung in das Brooklyner Bethel. Im Rahmen des Umzugs gab ich meiner Schwester Jean, die nun ebenfalls Sonderpionier war, mein Auto. Sechs Tage und sechs Nächte war ich mit einem Bus unterwegs — durch zwei Schneestürme in Montana und Dakota —, bis ich schließlich am 14. Januar 1939 in New York ankam.

Betheldienst

Der Betheldiener, Grant Suiter, schrieb mich ein und schickte mich dann in die Druckerei, wo ich mich bei Nathan Knorr, dem Druckereiaufseher, melden sollte. Meine erste Aufgabe war, in der Versandabteilung Bücherkartons zu verschnüren. In der zweiten Woche wurde ich dem Rotationsdruckbereich zugeteilt. Bruder Knorr sagte: „Wenn du es in sechs Monaten lernst, diese Druckmaschine zu bedienen, kannst du Maschinenführer werden, denn der jetzige Maschinenführer kommt an eine neue Druckmaschine.“ Ich lernte es, und es machte mir großen Spaß, an der Maschine zu arbeiten.

Nachdem ich eineinhalb Jahre in der Druckerei gearbeitet hatte, kam Bruder Knorr eines Tages an meine Druckmaschine und sagte: „Max, wie würde es dir gefallen, im Büro zu arbeiten?“

„Oh, Bruder Knorr, das wäre die letzte Arbeit, die ich mir aussuchen würde. Aber wenn sie mir aufgetragen wird, werde ich ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.“

„Melde dich Montag morgen bei mir im Büro“, antwortete er.

Seitdem bin ich dort. Zuerst arbeitete ich als Bruder Knorrs Gehilfe, und als dann Bruder Rutherford am 8. Januar 1942 starb, wurde Bruder Knorr Präsident, und ich wurde zum Druckereiaufseher ernannt. Ich war erst 26 Jahre alt und hatte nur drei Jahre Bethelerfahrung. Daher spürte ich die schwere Last der Verantwortung.

Die Aufseher der verschiedenen Abteilungen in der Druckerei, die alle Gesalbte waren, halfen mir jedoch liebevoll. Ihre demütige, hilfsbereite Einstellung vertiefte meine Liebe zu ihnen, und ich schätzte sie sehr. Die beste Hilfe und Schulung erhielt ich von Bruder Knorr. Über 35 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahre 1977, hatte ich das Vorrecht, mit ihm bei den Arbeitsabläufen der Verlags- und der Bautätigkeit der Gesellschaft zusammenzuarbeiten. Er hatte beachtliche unternehmerische Fähigkeiten und half mir sehr, meinen Aufgaben nachzukommen.

Vor Regierungsbeamten

Während des 2. Weltkriegs waren die Rohmaterialien, die wir benötigten, um unsere Literatur herausgeben zu können, knapp. Deshalb fuhr ich mehrmals im Jahr nach Washington (D. C.), um bei dem Amt für kriegswichtige Güter und bei Senatsausschüssen vorzusprechen. Ich bat um Papier und anderes, und Jehova segnete diese Bemühungen sehr.

Einmal erläuterte ich die Lage, indem ich verschiedene Seiten aus bekannten Zeitungen zeigte, auf denen für unwichtige Gegenstände geworben wurde. Während ich auf eine ganzseitige Anzeige für einen Pelzmantel in der führenden New Yorker Zeitung verwies, sagte ich: „Die Menge Papier, die für diese Reklame in einer Sonntagsausgabe gebraucht wurde, entspricht dem gesamten von uns erbetenen zusätzlichen Papier für das ganze Jahr.“

„Sie haben Ihren Standpunkt gut dargestellt“, antwortete der Senator. Da Jehova diese Reisen segnete, brauchten wir während des Krieges unsere Druckpressen nie anzuhalten, weil das Papier oder andere Vorräte ausgegangen wären. Natürlich benötigten wir nicht die enormen Mengen an Papier wie heute.

Erweiterte Produktionsanlagen

Zwölf Jahre bevor ich ins Bethel kam, hatte die Gesellschaft ihre erste 8geschossige Druckerei von der Größe eines halben Häuserblocks gebaut, das Gebäude Adams Street 117. Aber 1949 wurde es nötig, ein 9geschossiges Druckerei- und Bürogebäude auf der anderen Hälfte des Grundstücks zu errichten. Damit hatten wir eine große Druckerei mit ungefähr 15 000 m2 Gesamtbodenfläche.

Zu jener Zeit wurde mir die Aufsicht über die Bautätigkeit der Gesellschaft hier im Hauptbüro übertragen. Wir hatten damals in Brooklyn nur das eine Gebäude für Büroarbeiten und für die Produktion und ein Wohnhaus. Aber heute, 40 Jahre später, haben wir allein hier in Brooklyn über zehn Druckerei- und Bürogebäude und ungefähr zwanzig Wohnhäuser.

Anfang der 50er Jahre versuchten wir, das Grundstück gegenüber unserem Gebäude Adams Street 117 zu erwerben, aber der Eigentümer ging auf unser Angebot nicht ein. Er war zu keinerlei Verhandlungen bereit, weil er sich ausgerechnet hatte, die Gesellschaft würde seinen hohen Preis bezahlen. Daher wandten wir unsere Aufmerksamkeit dem Häuserblock östlich unserer Druckerei in der Adams Street zu, auf der anderen Seite der Pearl Street. Dieser Bereich bestand aus acht einzelnen Grundstücken. Mit jedem Eigentümer mußte getrennt verhandelt werden, doch Jehova eröffnete eine Möglichkeit, alle acht Grundstücke innerhalb eines Jahres zu einem Durchschnittspreis von nur 97 Dollar pro Quadratmeter zu erwerben.

An dieser Stelle (Sands Street 77) erbaute die Gesellschaft 1955/56 ein 13geschossiges Druckereigebäude. Das war unsere zweite Druckerei, und dadurch verdoppelte sich die Gesamtbodenfläche auf ungefähr 33 000 m2. Man konnte jedoch bald feststellen, daß wir mehr Platz brauchten, denn die Organisation wuchs rasch. Deshalb kauften wir 1958 eine Fabrik Ecke Prospect/Pearl Street und benutzten sie als Lager.

Nun war das einzige Grundstück, das wir mit unseren anderen Gebäuden durch Brücken hätten verbinden können, das im Norden, das wir schon früher zu kaufen versucht hatten. Wir waren uns darüber im klaren, daß der Eigentümer wahrscheinlich immer noch seinen übertrieben hohen Preis fordern würde, wenn die Watchtower Society an ihn heranträte. Aus diesem Grund baten wir jemanden aus der Immobilienbranche, es zu kaufen. Der Betreffende handelte einen Verkaufspreis aus, der beträchtlich unter unserem Angebot lag. Es erübrigt sich zu sagen, daß der Besitzer ziemlich wütend war, als er erfuhr, daß das Eigentumsrecht später an die Watchtower Society überging.

In den Jahren 1966/67 bauten wir auf diesem Grundstück eine 10geschossige Druckerei mit 21 000 m2 Gesamtbodenfläche. Nun hatten wir vier Häuserblocks mit Druckereigebäuden — alle über Straßen hinweg durch Brücken verbunden. Später, 1983 und 1986, kauften wir zwei Druckereigebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Süden und bauten eine 49 Meter lange Brücke, die diese Gebäude mit unseren anderen vier Druckereigebäuden verbindet. Die sechs miteinander verbundenen Druckereigebäude haben eine Gesamtbodenfläche von 95 000 m2 oder ungefähr 9 Hektar. 1983 kauften wir außerdem das riesige Gebäude in der Furman Street mit einer Gesamtbodenfläche von 93 000 m2, das einige Blocks entfernt am Hafen liegt. Dort ist nun unsere Versandabteilung untergebracht.

Einen Bürokomplex erwerben

Eine weitere interessante Erfahrung in Verbindung mit Grundstückskäufen war die mit dem Pharmaunternehmen Squibb — ein Komplex von zehn miteinander verbundenen Gebäuden. Nach dem Kauf rissen wir vier der Gebäude ab und bauten ein neues an ein bestehendes Gebäude an. Dort, Columbia Heights 25, ist jetzt der Sitz des Hauptbüros der Watch Tower Society. Der Kauf dieses Grundstücks kam folgendermaßen zustande:

Im Jahre 1969 suchten wir nach weiteren Möglichkeiten, unsere Verlagseinrichtungen zu vergrößern. Ich sprach alle Grundstückseigentümer in dem Gebiet an, aber die Wirtschaftslage war so günstig, daß niemand verkaufen wollte.

Damals fuhr ich nach Nordkarolina, wo sich die Papiermühle befindet, die uns mit Bibeldruckpapier beliefert. Ich erwähnte gegenüber einem Angestellten der Mühle unseren Bedarf an Grundstücken in Brooklyn. Zufällig war der Bruder dieses Herrn der Freund eines der Eigentümer des Squibb-Gebäudekomplexes. Er stellte die nötigen Verbindungen her und teilte mir dann mit, daß ich bei meiner Rückkehr nach Brooklyn diesen Mann anrufen solle.

Als ich es tat, bestätigte der Mann, daß Squibb in Erwägung ziehe, seinen Besitz in Brooklyn zur gegebenen Zeit zu verkaufen und aus der Stadt wegzuziehen. Er sagte, daß er uns anrufen werde, wenn es soweit sei, und wir könnten dann über den Kauf verhandeln. Nach einigen Monaten kam der Anruf, und mir wurde mitgeteilt, daß die Herren bereit seien zu verkaufen und wir am nächsten Tag in ihr Büro kommen sollten.

Bruder Knorr und ich setzten uns zusammen und legten den Preis fest, den wir bereit waren zu bezahlen. Bei dem Treffen am nächsten Tag wurde uns gesagt, über den Preis könne nicht verhandelt werden. „Wir wollen drei Millionen Dollar in bar“, sagten die Herren. Wir bemühten uns, unsere Überraschung zu verbergen, denn das war beträchtlich weniger, als wir anbieten wollten. Es erübrigt sich zu sagen, daß wir sofort kauften. Zu dieser Zeit hatten wir gerade erst unsere neue 4-Millionen-Dollar-Druckerei fertiggestellt, als aber das Volk des Herrn von weiteren finanziellen Bedürfnissen hörte, standen die Mittel schnell zur Verfügung.

Mehr Wohngebäude

In den 50er Jahren hatten wir gegenüber von Columbia Heights 124 ein Grundstück erworben. Dort errichteten wir 1959/60 ein großes neues Wohngebäude. Seit 1965 ist es jedoch schwieriger geworden, neue Wohnhäuser zu bauen. In jenem Jahr stellte die Regierung das Gebiet, in dem sich das Bethel befindet, unter Denkmalschutz. Das führte zu enormen Beschränkungen beim Bauen und Renovieren. Aber mit Jehovas Hilfe war es uns immer möglich, für das Notwendige zu sorgen.

Zum Beispiel stellten wir 1967 einen Antrag, ein 6geschossiges Wohngebäude auf dem Grundstück Columbia Heights 119 bauen zu dürfen. Wegen der Denkmalschutzverordnung hatten wir schon unsere ursprünglich geplanten zwölf Etagen auf sechs reduziert. Die örtlichen Behörden versuchten nun, uns wenigstens noch eine Etage zu streichen.

Im Juni suchte ich den Vorsitzenden des Stadtbezirks Brooklyn auf. Er sagte, daß er versuchen werde, sich für unser 6geschossiges Gebäude einzusetzen, wenn wir die Fundamente vor der Septembersitzung des Bauplanungsausschusses — die oberste Stadtregierungskommission — gießen könnten. Unsere Bauabteilung legte sich tüchtig ins Zeug, und wir konnten die Fundamente noch vor September gießen.

Der Stadtbezirksvorsitzende rief mich einen Tag vor der öffentlichen Anhörung unseres Falles an. Er bat uns, zwei Stunden bevor der Bauplanungsausschuß seine öffentliche Sitzung eröffnete, zu einem persönlichen Gespräch im Rathaus zu sein. Also erschienen Bruder Knorr, Bruder Suiter, unser Sekretär-Kassierer, und ich sehr früh am nächsten Morgen im Rathaus. Während wir besprachen, wie wir unseren Fall dem Bauplanungsausschuß am besten vorlegen könnten, tauchte eine technische Frage auf, die den Stadtplanungsausschuß betraf. Es wurde telefoniert, um die Angelegenheit zu besprechen. Der Stadtplanungskommissar sagte, er werde herunterkommen, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. „Da es in Ihrem Fall sehr viele öffentliche Einwände gibt“, erklärte er, „bin ich bereit, die Watchtower Society vor der Kommission zu vertreten.“

Natürlich waren wir hoch erfreut über dieses Angebot. Das Verfahren vor dem Bauplanungsausschuß läuft folgendermaßen ab: Die Fälle werden nach der Tagesordnung aufgerufen, und bei irgendwelchen Einwendungen werden sie auf den Nachmittag vertagt. Sonst wird sofort darüber entschieden. Unser Fall wurde früh am Morgen aufgerufen. Der Stadtplanungskommissar erhob sich und sagte zu dem Bürgermeister: „Ich möchte im Namen der Watchtower Society sprechen.“

„Sie wissen, daß es bei uns nicht üblich ist, Diskussionen einer Sache zu erlauben, wenn sie aufgerufen ist [normalerweise wird die Diskussion auf den Nachmittag vertagt]“, antwortete der Bürgermeister. „Doch wie dem auch sei, ich weiß, daß Sie ein sehr beschäftigter Mann sind, Herr Kommissar, daher werde ich eine Ausnahme machen und Ihre Bitte gewähren.“ Der Kommissar legte unseren Fall dar, und der Bauplanungsausschuß stimmte geschlossen für unseren Antrag. Als wir den Verhandlungsraum verließen, lief der Rechtsanwalt der Gegenpartei über den Flur und rief: „Ich habe gewichtige Argumente gegen diesen Fall!“ Aber er war zu spät gekommen! Wir gingen an ihm vorbei und dankten Jehova für den Sieg.

Ich muß sagen: Es war ein lohnendes Vorrecht, die vielen Jahre die Gesellschaft bei Geschäftsangelegenheiten zu vertreten. Und es war eine große Freude, die enorme Zunahme im weltweiten Predigtwerk mitzuerleben, die den Kauf all dieser Gebäude notwendig machte. Beim Erledigen der Geschäftsangelegenheiten hat es sich als sehr günstig erwiesen, daß ich zum Vizepräsidenten der Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc. ernannt worden bin — ein Vorrecht, das mir am 1. Januar 1977 übertragen wurde.

Glücklich im Betheldienst

Seit 1939, als ich ins Bethel kam, ist die Bethelfamilie in Brooklyn von zirka 185 auf über 2 800 ständige Mitarbeiter angewachsen und auf den Wachtturm-Farmen auf über 900. Man hat mich oft gefragt: „Was hat dir geholfen, diese 50 Jahre im Bethel zu bleiben?“ Meine Antwort war immer: „Ich habe nie an etwas anderes als an den Betheldienst gedacht.“

Außerdem wurde in dem Bewerbungsbogen, den ich ausgefüllt und unterschrieben habe, gefragt: „Bist du einverstanden, im Bethel zu bleiben, solange der Herr dich dort läßt?“ Er hat mich bis heute hier gelassen, daher freue ich mich, Jehova hier immer noch zu dienen. Von dem Tag meiner Hingabe an war ich entschlossen, den Vollzeitdienst zu meiner Lebensaufgabe zu machen.

In meinen ersten Jahren im Bethel durfte man, wenn man heiraten wollte, nicht im Bethel bleiben, deshalb hatte ich mich, wie viele andere auch, für den Betheldienst entschieden und mich mit dem Ledigsein begnügt. Als sich jedoch die Regeln für die Bethelfamilie änderten und eine Heirat möglich war, heiratete ich am 7. April 1956 Helen Lapshanski. Sie war 1951 ins Bethel gekommen. In unserer Ehe haben wir uns sehr ergänzt und einander unterstützt.

Nicht lange nach unserer Heirat zog sich Helen multiple Sklerose zu, und in den letzten Jahren hat sich die Krankheit verschlimmert. Aber mit einer Gehhilfe und einem batteriebetriebenen Fahrzeug kann sie sich ganz gut fortbewegen. Sie hat ihren wunderbaren, freudigen Geist bewahrt und beteiligt sich jeden Tag an der Arbeit im Bethel; sie dient im Bethelbüro.

Als wir aufwuchsen, waren meine Schwester Jean und ich uns sehr nahe; wir machten alles gemeinsam. Daher war sie immer entschlossen, mir zu folgen, und 1943 wurde sie ins Bethel eingeladen. 1952 heiratete sie Russell Mock. Beide arbeiten hier Seite an Seite mit uns als Glieder der Bethelfamilie.

Ich bin fest davon überzeugt, daß das Bethel der beste Platz der Welt ist, bis die Erde ein Paradies wird. Ich habe es keinen Augenblick bereut, den Vollzeitdienst zu meiner Lebensaufgabe gemacht zu haben. Welch eine Freude ist es doch gewesen, das großartige Wachstum der irdischen Organisation Jehovas zu erleben und daran teilzuhaben! Es ist mein Entschluß, mit Jehovas Hilfe weiterhin im Bethel zu bleiben und mich völlig für die fortschreitenden Königreichsinteressen einzusetzen.

[Herausgestellter Text auf Seite 30]

„Ich bin fest davon überzeugt, daß das Bethel der beste Platz der Welt ist, bis die Erde ein Paradies wird“

[Bilder auf Seite 24, 25]

Oben: Das Gebäude Furman Street 360, das 1983 erworben wurde

Unten: Die Gebäude in der Columbia Heights, die wir 1969 von dem Pharmaunternehmen Squibb gekauft haben

Links: Die beste Hilfe und Schulung erhielt ich von Bruder Knorr

Darunter: 1986 hatten wir sechs durch Brücken verbundene Druckereigebäude

[Bild auf Seite 27]

Die Druckerei nach der Erweiterung 1949

[Bild auf Seite 30]

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