Ein echtes Evangelium
DREI kleine Papyrusfragmente des Matthäusevangeliums, P64 genannt, sind seit 1901 im Besitz des Magdalen College in Oxford (Großbritannien). Vor Jahren gelangten Gelehrte zu der Ansicht, daß die Fragmente aus dem späten zweiten Jahrhundert u. Z. stammen.
Neuerdings wurden die Fragmente, die Teile von 10 Versen aus dem 26. Kapitel des Matthäusevangeliums enthalten, von Carsten P. Thiede aus Paderborn, einem Fachmann auf dem Gebiet der Papyrologie, gründlich untersucht. Zu welchem Ergebnis kam er? In der Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik bezeichnet er die in Oxford liegenden Bruchstücke als „ein christliches Kodexfragment aus dem ersten Jahrhundert, vielleicht (wenn auch nicht unbedingt) aus der Zeit vor 70 A. D.“
Thiedes Feststellung erregte Aufsehen in der Presse und in Gelehrtenkreisen. Warum? Weil der bisher älteste als gesichert geltende Textfund der Evangelien (P52) ein Fragment des Johannesevangeliums ist, das auf etwa 125 u. Z. datiert wird und somit erst aus dem zweiten Jahrhundert stammt.
Ob die neue Datierung der Papyrusfragmente P64 allgemein anerkannt wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wären sie auf Grund der neuen Datierung nicht nur die ältesten Evangelienfragmente, sondern würden auch eine zusätzliche Bestätigung dafür liefern, daß das Matthäusevangelium im ersten Jahrhundert aufgezeichnet wurde — möglicherweise sogar vor dem Jahre 70 u. Z., als zahlreiche Augenzeugen der Ereignisse um Jesus noch am Leben waren und die Echtheit des Evangeliums bestätigen konnten.
[Bildnachweis auf Seite 32]
Mit frdl. Gen.: President and Fellows of Magdalen College, Oxford