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Woran erkennt man eine gute Bibelübersetzung?Der Wachtturm 2008 | 1. Mai
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Am einen Ende des Spektrums stehen die Interlinear- oder Zwischenzeilenübersetzungen. Sie enthalten den Originaltext in der Ausgangssprache und bieten dazu eine Wort-für-Wort-Übersetzung in der Zielsprache.
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Woran erkennt man eine gute Bibelübersetzung?Der Wachtturm 2008 | 1. Mai
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Sind Wort-für-Wort-Übersetzungen vorzuziehen?
Wortwörtlich zu übersetzen ist in der Regel nicht die beste Methode, um den Sinn der biblischen Aussagen genau wiederzugeben. Warum nicht? Hier zwei von vielen Gründen dafür:
1. Grammatik, Wortschatz und Satzbau sind in jeder Sprache unterschiedlich. Der Hebraist S. R. Driver erklärte: „Die Sprachen unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf Grammatik und Wurzeln, sondern auch . . . in Bezug auf die Art und Weise, in der Gedanken als Satz formuliert werden. Die verschiedenen Völker denken nicht gleich; daher ist auch der Satzbau in den verschiedenen Sprachen nicht gleich.“
Da keine Sprache genau den gleichen Wortschatz und die gleiche Grammatik hat wie das biblische Hebräisch und Griechisch, wäre eine wortwörtliche Übersetzung an vielen Stellen unverständlich oder würde sogar einen falschen Sinn vermitteln. Ein paar Beispiele:
Der Apostel Paulus gebrauchte im Brief an die Epheser eine Formulierung, die buchstäblich „in dem Würfelspiel der Menschen“ bedeutet (Epheser 4:14, The Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scripturesa). Das bezieht sich auf Betrug beim Würfeln. In den meisten Sprachen ergäbe eine wörtliche Anspielung darauf jedoch keinen Sinn. Verständlicher wird die Bedeutung durch die Wiedergabe „das Trugspiel der Menschen“.
Im Brief an die Römer verwendete Paulus eine griechische Formulierung, die wörtlich übersetzt „in dem Geist kochend“ lauten würde (Römer 12:11, Kingdom Interlinear). Ergibt das in Deutsch einen Sinn? Eigentlich ist damit gemeint, voller Eifer und Begeisterung durch den heiligen Geist zu sein.
Jesus benutzte in einer seiner bekanntesten Predigten eine Formulierung, die manchmal wiedergegeben wird mit: „Selig die Armen im Geiste“ (Matthäus 5:3). Dadurch entsteht leicht ein falscher Eindruck. Durch die wortwörtliche Wiedergabe könnte man meinen, hier sei von Personen die Rede, die nicht ganz zurechnungsfähig sind oder ein schlichtes Gemüt haben. Jesus lehrte seine Zuhörer aber etwas ganz anderes. Glücklich würden sie nicht dadurch, dass sie ihre materiellen Bedürfnisse befriedigten, sondern indem sie sich bewusst machten, dass sie Gottes Anleitung brauchten (Lukas 6:20). Durch Wiedergaben wie „die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewusst sind“ oder „die erkennen, dass sie Gott brauchen“ wird der Sinn dieser Aussage viel deutlicher vermittelt (Matthäus 5:3, The New Testament in Modern English).
2. Ein Wort oder eine Formulierung kann je nach Zusammenhang Unterschiedliches bedeuten. Zum Beispiel hat das hebräische Wort, das normalerweise für „Hand“ gebraucht wird, eine ganze Reihe zusätzlicher Bedeutungen. In einem entsprechenden Kontext kann es etwa mit „Macht“ oder „Leitung“, aber auch mit „Freigebigkeit“ übersetzt werden (Sprüche 18:21; 1. Chronika 25:2; 1. Könige 10:13). Die englische Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift verwendet sogar über 40 verschiedene Wiedergaben für dieses Wort.
Die Übersetzung eines Wortes hängt so stark vom Zusammenhang ab, dass in der New World Translation fast 16 000 englische Ausdrücke nötig sind, um rund 5 500 griechische Bibelwörter wiederzugeben, und über 27 000 englische Ausdrücke für rund 8 500 hebräische Wörter.b Woran liegt das? Das Übersetzungskomitee hielt eine im Kontext möglichst sinngetreue Wiedergabe für wichtiger als eine wortwörtliche. Trotzdem bemühte es sich darum, die hebräischen und griechischen Ausdrücke so einheitlich wie möglich zu übersetzen.
Es liegt auf der Hand: Zum Übersetzen der Bibel gehört viel mehr, als ein bestimmtes Wort der Originalsprache an jeder Stelle, an der es vorkommt, einfach mit einem bestimmten Wort in der Zielsprache wiederzugeben. Übersetzer müssen sich gut überlegen, welche Wörter den Sinn des Ausgangstextes genau und verständlich wiedergeben. Außerdem müssen sie Wörter und Sätze so zusammenstellen, dass sie der Grammatik der Zielsprache entsprechen.
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Woran erkennt man eine gute Bibelübersetzung?Der Wachtturm 2008 | 1. Mai
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a Das ist eine Zwischenzeilenübersetzung, die zum Originaltext die buchstäbliche Bedeutung jedes Wortes angibt.
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