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BrasilienJahrbuch der Zeugen Jehovas 1997
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Ein Besuch in den Slums an den Berghängen Rios
Zeugen Jehovas haben den Ruf, Menschen zu sein, die Gott wirklich ergeben sind. Deshalb ist es den Brüdern, die in Rio de Janeiro in Gebieten wohnen, die völlig vom Drogenhandel beherrscht werden, möglich, dort weiter ihren Dienst zu verrichten. Es gibt in diesen Gegenden mehrere Versammlungen, und, wie ein Ältester sich ausdrückte, je mehr sie dort predigen, um so besser ist es. Die Drogenhändler kennen sie dann und lassen sie in Ruhe. An manchen Hängen leben über 200 000 Einwohner in Elendsvierteln. Bei weitem die meisten haben nichts mit Drogen zu tun, doch ihre finanziellen Mittel erlauben ihnen nicht, woanders zu wohnen.
Ein Ältester aus einem anderen Stadtteil fuhr in ein Elendsviertel, um in einer der Versammlungen dort einen Vortrag zu halten. Als er sein Auto vor dem Königreichssaal parkte, tauchten zwei bewaffnete Jugendliche auf, die ihn fragten, wer er sei. Als er sich als Zeuge Jehovas zu erkennen gab und sagte, daß er gekommen sei, um einen biblischen Vortrag zu halten, ließen sie ihn gehen und meinten, er brauche sich um sein Auto keine Sorgen zu machen, denn man würde es nicht anrühren.
Francisco Duarte, ein Kreisaufseher, erzählt: „Einmal kamen die Drogenhändler am Ende einer Zusammenkunft zum Königreichssaal, um die Brüder zu warnen, weil es gleich eine Schießerei geben werde. Meine Frau und ich waren etwas ängstlich, aber die Verkündiger unterhielten sich trotz der Schüsse, die man hörte, ganz normal weiter. Nach einer Weile kehrten die Händler zurück und sagten uns, daß wir den Saal verlassen könnten, da die Schießerei vorüber sei.“
Niemand, der außerhalb der Slums wohnt, sollte sie ohne eine aus dem Viertel stammende Begleitperson betreten. Auch ist es unbedingt ratsam, sich so zu kleiden, daß man nicht Diebe auf sich aufmerksam macht. Bruder Duarte wurde, obwohl er sich in Begleitung eines einheimischen Verkündigers befand, von einem Mann angehalten, der seine Uhr sehen wollte. „Zuerst dachte ich, es sei ein Überfall“, erinnert sich Bruder Duarte, „aber der Mann sagte weiter: ,Ich weiß, du bist der neue Kreisaufseher, aber wenn du weiter diese vergoldete Uhr trägst, wird sie von jemandem gestohlen, der denkt, sie sei echt Gold. Nimm meine Uhr, und steck deine in die Tasche.‘ Es war ein Bruder. Das lehrte mich, vorsichtiger zu sein.“
Ein Jugendlicher, der einer Bande von Drogenhändlern angehörte, begann, die Bibel zu studieren, und stellte fest, daß er seine Beschäftigung wechseln müßte. Aber wie? Er wußte genau, daß die Bande jeden Aussteiger umbrachte — aus Sicherheitsgründen, denn die Bandengeheimnisse sollten auf diese Weise gewahrt bleiben. Trotzdem nahm der Jugendliche all seinen Mut zusammen, betete zu Jehova und machte sich auf, um mit dem Bandenführer zu reden. Der Jugendliche erklärte ihm, er studiere mit Zeugen Jehovas die Bibel, las einige Bibeltexte vor und sagte, er könne nicht länger in der Bande bleiben. Es stellte sich heraus, daß der Bandenchef selbst schon einmal die Bibel studiert hatte. Man ließ den Jugendlichen ohne Vergeltungsmaßnahmen ziehen, und jetzt ist er ein eifriger Verkündiger in der Versammlung.
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BrasilienJahrbuch der Zeugen Jehovas 1997
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Interessanterweise haben Ärzte in Brasilien, die sich der Vorteile der medizinischen Alternativen zur Bluttransfusion bewußt sind, selbst Seminare veranstaltet, um die Angelegenheit mit anderen Medizinern zu diskutieren. Einige unserer Brüder, die Ärzte sind oder den KVKs angehören, wurden dazu eingeladen. Zuerst fand ein solches Seminar in Rio de Janeiro statt, danach auch in anderen Städten. Später brachte das Regionale Medizinalkollegium von Rio de Janeiro eine Erklärung heraus, in der es Alternativen zur Behandlung mit Blut empfahl.
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