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Globalisierung — Hoffnungen und BefürchtungenErwachet! 2002 | 22. Mai
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Die wirtschaftliche Integration bietet laut einigen Analytikern einen weiteren Vorteil: Sie glauben, dadurch seien die Nationen stärker abgeneigt, Kriege zu führen. In seinem Buch Globalisierung verstehen macht Thomas L. Friedman folgende Wirkung der Globalisierung geltend: „Die Anreize, keinen Krieg zu führen, und die Kosten, wenn man in den Krieg zieht, sind um ein Vielfaches höher als je zuvor in der neueren Geschichte.“
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Globalisierung — Hoffnungen und BefürchtungenErwachet! 2002 | 22. Mai
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Furcht vor einer noch stärker gespaltenen Welt
Die wohl größte Sorge im Zusammenhang mit der Globalisierung ist ihr Beitrag zur wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Obwohl der weltweite Wohlstand zweifellos zugenommen hat, konzentriert er sich in den Händen von immer weniger Menschen in immer weniger Ländern. Die Vermögenswerte der 200 reichsten Menschen der Welt übersteigen mittlerweile das Gesamteinkommen von 40 Prozent der Erdbevölkerung, also von ungefähr 2,4 Milliarden Menschen. Und während in den wohlhabenden Ländern die Löhne und Gehälter weiter steigen, ist in 80 ärmeren Ländern das Durchschnittseinkommen in den letzten 10 Jahren in Wirklichkeit gesunken.
Eine weitere grundlegende Sorge gilt der Umwelt. Die Globalisierung der Wirtschaft wurde bisher von Marktkräften vorangetrieben, die weit stärker an Profiten als an der Bewahrung der Umwelt interessiert sind. Agus Purnomo, der den World Wide Fund for Nature in Indonesien leitet, erklärt das Dilemma: „Wir laufen ständig der Entwicklung hinterher. ... Ich fürchte, dass unser Umweltbewusstsein in zehn Jahren geschärft sein wird, aber dann wird es nichts mehr zu schützen geben.“
Außerdem fürchten die Menschen um ihre Arbeitsplätze. Starker Konkurrenzdruck und weltweite Fusionen zwingen Unternehmen effizienter zu werden, was sowohl Arbeitsplätze als auch Löhne unsicherer macht. Arbeitskräfte je nach Marktlage einzustellen und zu entlassen mag einem profitorientierten Unternehmen sinnvoll erscheinen, den Betroffenen aber bringt es vor allem Sorgen und Unruhe.
Mit der Globalisierung der Finanzmärkte ist ein zusätzlicher destabilisierender Faktor aufgetreten. Internationale Investoren lassen große Kapitalmengen in Entwicklungsländer fließen, ziehen ihre Gelder jedoch zurück, sobald die wirtschaftlichen Aussichten trüber werden. Derartige massive Kapitalrückflüsse können ein Land nach dem anderen in eine Wirtschaftskrise stürzen. So kostete die ostasiatische Wirtschaftskrise von 1998 etwa 13 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz. In Indonesien mussten sogar Arbeiter, die ihre Stelle behielten, um die Hälfte gekürzte Löhne hinnehmen.
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