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Volksmedizin in Afrika — Mit dem Christentum vereinbar?Der Wachtturm 1987 | 15. April
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Viele Afrikaner, die für die Volksmedizin sind, sprechen von überraschenden Heilungen bei Patienten, denen im Krankenhaus nicht geholfen werden konnte. Andere verurteilen sie als unhygienische, abergläubische Quacksalberei. Im Mittelfeld bewegen sich diejenigen, die eine wissenschaftliche Erforschung der lokalen Pflanzenheilmittel und mehr Anerkennung der Volksmedizin fordern. Manche sähen gern eine Vermischung der Volksmedizin mit der Schulmedizin und verweisen auf die in China und Indien praktizierte Zusammenarbeit zwischen Vertretern beider Gruppen.
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Volksmedizin in Afrika — Mit dem Christentum vereinbar?Der Wachtturm 1987 | 15. April
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Im Altertum entdeckten die Leute viele Heilstoffe in Pflanzen durch Zufall, durch Ausprobieren oder durch Beobachtung der Tiere, die gewisse Pflanzen fraßen. Viele, die solche Entdeckungen machten und Heilkundige wurden, hüteten ihre Kunst als Familiengeheimnis. Auf diese Weise wurde das Wissen über die Kräuter vom Vater an den Sohn weitergereicht oder an andere Personen, die zu Schülern erkoren wurden. Die meisten traditionellen Heilkundigen neigen nach wie vor zur Verschwiegenheit und geben oft nur sehr zögernd preis, aus welchen Pflanzen sie ihre Heilmittel gewinnen. Doch mit der afrikanischen Volksmedizin ist mehr als die Pflanzenheilkunde verbunden.
Der starke Einfluß des Spiritismus
Ein Großteil der afrikanischen Volksmedizin ist eng mit dem Übernatürlichen verknüpft. Viele glauben, daß Pflanzen Gefühle haben, Kommunikation pflegen und außersinnliche Wahrnehmung beherrschen. Manche Heilkundige behaupten, die Sprache der Pflanzen zu verstehen und mit ihnen Kommunikation pflegen zu können. Nach der Meinung anderer geht die Kommunikation nicht von den Pflanzen aus, denn sie behaupten, sie seien von unsichtbaren Geistern auf gewisse Heilkräuter hingewiesen worden.
In der Volksmedizin Afrikas spielt also der Spiritismus eine große Rolle. Zum Beispiel glauben viele Nigerianer, daß Krankheiten und Todesfälle entweder von beleidigten Göttern (oder Ahnengeistern) oder von Feinden verursacht werden, die über Zauberkräfte verfügen. Daher sucht man sie durch Opfer zu besänftigen und bedient sich dabei spiritistischer Rituale.
Asuquo, ein nigerianischer Heilkundiger, gehört zu denen, die fest davon überzeugt waren. Er sagt: „Ich habe die Pflanzenheilkunde von meinem Vater gelernt und brachte bei der Zubereitung meiner Mixturen den Göttern und den Geistern unserer Vorväter Opfer dar. Ich glaubte, daß dadurch die Heilkräfte zustande kamen und daß ein Versäumnis, ihnen zu opfern, zu Krankheit und Tod führen würde.“
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Volksmedizin in Afrika — Mit dem Christentum vereinbar?Der Wachtturm 1987 | 15. April
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Der Wechsel zum Christentum
Erhabor, ein offiziell anerkannter Arzt, der ein Krankenhaus für Pflanzenheilkunde hat, sagt aus eigener Erfahrung: „Früher glaubte ich, die Medizin müsse mit Opfern verbunden sein, damit der Geist, der hinter der Krankheit stehe, bekämpft werden könne. Doch nachdem ich mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert hatte und ein Christ geworden war, verwarf ich diese Praktiken, und jetzt richte ich mich nach den Grundsätzen der Bibel aus. Ich habe festgestellt, daß die Heilkräfte in den Pflanzen selbst stecken.“
In ähnlichem Sinne sagt Asuquo: „Was ich über Jehova lernte, gab meinem Leben neuen Sinn. Meine Furcht vor den Ahnen wich, und ich lernte den wahren Gott kennen. Ich konnte auch erkennen, daß keine Opfer notwendig sind und daß die Menschen eigentlich durch den Saft der Rinde und der Blätter geheilt werden. Jetzt kommen viele Leute zu mir zur Behandlung, weil ich ihren Aberglauben nicht durch die Forderung nach Opfern ausnutze. Meine Behandlung kostet sie nicht soviel wie die der Juju-Heiler.“
Weil Okon, der ebenfalls Pflanzenheilverfahren anwendet, sich in seiner Praxis keiner Zaubersprüche oder Opfer bedient, beschuldigen ihn andere Pflanzenheilkundige, ihre Praxis kaputtzumachen. „Einige meiner Patienten“, sagt er, „kamen als Spione, um nachzuweisen, daß ich insgeheim noch Opfer darbrachte. Nachdem ich sie zwei Wochen mit Erfolg behandelt hatte, gaben sie zu, daß ich keinerlei Form von Juju [Zauber mit Fetischen] verwende. Auch die biblischen Gespräche, die ich mit ihnen führte, haben ihnen etwas gebracht. Ich war überrascht, daß vier frühere Patienten im Dezember 1980 den Kongreß ‚Göttliche Liebe‘ der Zeugen Jehovas besuchten. Sie umarmten mich und sagten: ‚Wir sind zu Ihnen gekommen, um körperlich geheilt zu werden. Aber Sie haben uns auch geistig geheilt.‘“
Christen wie diese mußten denjenigen widerstehen, die wollten, daß sie zu spiritistischen Praktiken zurückkehrten. Sie wissen, daß sie nicht mehr geeignet wären, in der Christenversammlung zu bleiben, wenn sie ihre Heilmethoden mit irgendeiner Form des Spiritismus kombinieren würden. Daher bringen sie keine Opfer dar und gebrauchen keine Zaubersprüche. Sie stellen auch nicht die lügnerische Behauptung auf, sie könnten jede Art Krankheit heilen, noch versuchen sie, den Eindruck zu erwecken, über besondere Kräfte zu verfügen. Sie vermeiden selbst den Anschein spiritistischer Praktiken.
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