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Lass deine Brüder und Schwestern nicht im StichDer Wachtturm 2011 | 15. März
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Lass deine Brüder und Schwestern nicht im Stich
„ZEHN Jahre lang waren wir hinter dem großen Geld her und haben es auch wirklich zu etwas gebracht. Obwohl wir in der Wahrheit aufgewachsen sind, drifteten wir ganz schön ab und hatten einfach nicht die Kraft zurückzukehren“, erzählen Jarosław und seine Frau Beata.a
Und Marek berichtet: „Wegen der sozialen und politischen Lage in Polen verlor ich einen Job nach dem anderen. Ich war verzweifelt. Erst hatte ich Angst, mich selbstständig zu machen, weil ich kein guter Geschäftsmann bin. Aber dann ließ ich mich doch dazu hinreißen. Ich dachte, so könnte ich besser für meine Familie sorgen und mein Glaube würde dabei schon nicht zu kurz kommen. Doch da hatte ich mich gründlich getäuscht.“
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Lass deine Brüder und Schwestern nicht im StichDer Wachtturm 2011 | 15. März
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Ein harter Überlebenskampf
Heutzutage ist es ein echter Kampf, die Grundbedürfnisse der eigenen Familie zu stillen. Diese Situation löst oft Ängste und Sorgen aus und kann bewirken, dass man dem Glauben keinen so hohen Stellenwert mehr einräumt (Mat. 13:22). Marek erklärt dazu: „Als mein Geschäft den Bach runterging, suchte ich mir eine gut bezahlte Arbeit im Ausland. Ich war immer drei Monate weg und dazwischen nur kurz zu Hause. Meine Frau, die keine Zeugin Jehovas ist, litt sehr darunter.“
Doch nicht nur sein Familienleben kam zu kurz. Er berichtet weiter: „Ich musste stundenlang in der brütenden Hitze arbeiten und war von lauter ordinären Leuten umgeben, die andere nur ausnutzen wollten. Sie waren die reinsten Verbrecher. Ich fühlte mich total unterdrückt und war deprimiert. Da ich nicht mal Zeit für mich selber hatte, kamen mir Zweifel, ob ich überhaupt noch in der Lage wäre, anderen beizustehen.“
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Lass deine Brüder und Schwestern nicht im StichDer Wachtturm 2011 | 15. März
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Natürlich muss man nicht ins Ausland gehen, um von seiner Arbeit völlig vereinnahmt zu werden. Siehe Jarosław und Beata. „Es fing ganz harmlos an“, erzählt Jarosław. „Kurz nach unserer Hochzeit machten wir an einem belebten Platz eine Würstchenbude auf. Da das Geschäft gut lief, vergrößerten wir uns. Wir hatten für nichts mehr Zeit und versäumten oft die Zusammenkünfte. Es dauerte nicht lange und ich war kein Pionier und auch kein Dienstamtgehilfe mehr. Der Reiz, immer mehr Geld zu verdienen, war so groß, dass wir noch mehr expandierten und uns einen Geschäftspartner suchten, der allerdings kein Zeuge war. Ich fing an, ins Ausland zu reisen, wo ich Millionenverträge abschloss. Ich war kaum noch zu Hause und wurde meiner Frau und meiner Tochter richtig fremd. Der Erfolg ließ unseren Dienst für Jehova nach und nach einschlafen. Da wir den Kontakt zur Versammlung verloren hatten, verschwendeten wir keinen Gedanken mehr an unsere Brüder.“
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Lass deine Brüder und Schwestern nicht im StichDer Wachtturm 2011 | 15. März
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Bei Jarosław war es so, dass sich die Ältesten einige Jahre lang sehr um ihn bemühten. Das veranlasste ihn zu einer radikalen Kursänderung. Er erinnert sich: „Ein bestimmtes Gespräch war für mich der Wendepunkt. Die Ältesten sprachen mit mir über den reichen jungen Mann aus der Bibel, der ewig leben wollte, aber nicht bereit war, sich von seinem Besitz zu trennen. Dann fragten sie taktvoll nach, ob ich mich in dieser Geschichte eventuell wiedererkenne. Das öffnete mir die Augen!“ (Spr. 11:28; Mar. 10:17-22).
Jarosław nahm eine ehrliche Selbsteinschätzung vor und beschloss, aus dem Geschäft auszusteigen. Es dauerte zwei Jahre, bis seine Familie in der Versammlung wieder Fuß gefasst hatte. Heute dient Jarosław seinen Brüdern als Ältester. Er sagt: „Wenn ich beobachte, dass ein Bruder sich so sehr von irgendwelchen Geschäften in Beschlag nehmen lässt, dass sein Glaube darunter leidet, erzähle ich ihm von mir. Schließlich weiß ich ja aus eigener Erfahrung, wie gefährlich es ist, sich in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen spannen zu lassen. Verlockende Angebote auszuschlagen und ehrlich zu bleiben ist nämlich nicht einfach“ (2. Kor. 6:14).
Auch Marek machte einiges durch, bis ihm ein Licht aufging. Durch seinen gut bezahlten Auslandsjob hatte es seine Familie zwar finanziell leichter, aber sein Verhältnis zu Gott und zu seinen Brüdern nahm Schaden. Mit der Zeit setzte er seine Prioritäten neu. „In all den Jahren hatte ich es wie Baruch gemacht, der ständig für sich nach großen Dingen suchte“, gibt er zu. „Doch dann schüttete ich Jehova mein Herz aus, vertraute ihm alle meine Sorgen an und fand schließlich mein Gleichgewicht wieder“ (Jer. 45:1-5). Marek arbeitet nun darauf hin, die Erfordernisse für einen Ältesten zu erfüllen (1. Tim. 3:1).
Hier seine Warnung an alle, die mit dem Gedanken spielen, sich in einem anderen Land eine besser bezahlte Arbeit zu suchen: „Im Ausland kann es einem leicht passieren, dass man in eine Falle tappt. Da man die Sprache kaum kennt, kann man sich nicht richtig verständigen. Man bringt zwar Geld nach Hause, aber oft bringt man auch ein angeschlagenes Verhältnis zu Jehova mit zurück, das lange braucht, bis es wieder intakt ist.“
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