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Erwachet! 1999
g99 8. 6. S. 14-20

Rettung aus dem Todeshurrikan!

Die Verwüstungen, die der Hurrikan Mitch im vergangenen Jahr anrichtete, sorgten in der ganzen Welt für Schlagzeilen. Kaum beachtet wurden hingegen die nicht selten heldenhaften Anstrengungen von Zeugen Jehovas, den Opfern des Todeshurrikans Hilfe zu leisten. Dieser Bericht belegt eindrucksvoll, daß wahres Christentum und echte Brüderlichkeit selbst unter den schlimmsten Umständen triumphieren können.

AM 22. Oktober 1998 braute sich über den Gewässern der südwestlichen Karibik tödliches Unheil zusammen. Es trat als tropisches Tiefdruckgebiet in Erscheinung. Innerhalb von 24 Stunden entwickelte sich daraus ein tropischer Sturm. Ihm wurde ein Name gegeben, an den man noch lange mit Schrecken zurückdenken wird: Mitch! Der Sturm nahm an Stärke zu und zog nordwärts. Bis zum 26. Oktober war daraus ein Hurrikan der Stufe 5 geworden, der es auf anhaltende Windgeschwindigkeiten von 290 beziehungsweise auf Windstöße von gut 320 Kilometern pro Stunde brachte.

Zunächst sah es so aus, als würde Mitch über Jamaika und die Cayman Islands hereinbrechen. Doch der todbringende Sturm zog westwärts. Er nahm Kurs auf Belize an der zentralamerikanischen Küste. Anstatt jedoch zuzuschlagen, verweilte Mitch bedrohlich vor der Nordküste von Honduras. Dann startete er ganz plötzlich seinen Vernichtungszug! Am 30. Oktober brach Mitch über Honduras herein und hinterließ eine Schneise der Verwüstung und des Todes.

Mitch bricht über Honduras herein

Der Hurrikan Mitch kündigte sich mit Wolkenbrüchen an. „Am Samstag, dem 31. Oktober, gegen ein Uhr nachts hörten wir ein Geräusch, als ob es gewaltig donnerte“, erinnert sich Víctor Avelar, ein Vollzeitverkündiger, der in Tegucigalpa wohnt. „Aus einem ganz kleinen Bach war ein reißender Fluß geworden. Der Strom riß zwei Häuser fort, mitsamt den schreienden Bewohnern, die drinnen gefangen waren.“ In einem anderen Stadtteil kamen 32 Menschen durch eine Schlammlawine ums Leben, auch 8 Personen, die mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert hatten. Kein getaufter Zeuge Jehovas verlor das Leben.

Die honduranischen Behörden reagierten schnell auf die Krise und errichteten Flüchtlingsunterkünfte. Außerdem trat ein internationales Rettungsteam aus mehr als einem Dutzend Ländern in Aktion. Auch Jehovas Zeugen leiteten auf der Stelle Hilfsaktionen ein, was an die biblischen Worte erinnert: „Laßt uns denn ... gegenüber allen das Gute wirken, besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind“ (Galater 6:10). Es wurden also Hilfskomitees gebildet. Als den Zeugen bewußt wurde, wie verzweifelt die Lage in den Küstenorten war, starteten sie eine Rettungsaktion.

Ein Zeuge Jehovas namens Edgardo Acosta erzählt: „Am Samstag, den 31. Oktober besorgten wir uns ein kleines Boot und fuhren in die überflutete Gegend. Zwar konnten wir zwei Brüdera retten, aber uns wurde klar, daß wir ein viel größeres Boot brauchten, um alle Brüder herausholen zu können. Also besorgten wir uns ein Rettungsboot und machten uns damit am Sonntag, frühmorgens erneut auf den Weg. Schließlich hatten wir jeden aus der Versammlung und auch einige der Nachbarn evakuiert — insgesamt 189 Menschen.“

Juan Alvarado beteiligte sich an Rettungsaktionen in der Nähe von La Junta. Er berichtet: „Wir hörten die Menschen schreien: ,Hilfe! Rettet uns!‘ Das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Die Brüder waren völlig abgeschnitten. Viele saßen auf den Hausdächern.“ Eine der Überlebenden, María Bonilla, erzählt: „Das Wasser um uns herum war ein einziges Meer. Wir haben alle geweint.“ Die Rettungsaktion verlief jedoch erfolgreich. Humberto Alvarado, der ebenfalls überlebte, sagt: „Die Brüder retteten uns nicht nur, sondern sie beschafften uns auch eine Unterkunft und versorgten uns mit Essen und Kleidung.“ Außerdem erinnert er sich noch an folgendes: „Ein Mann, der den Rettungseinsatz beobachtete, sagte uns, von seiner Kirche habe niemand versucht, ihn herauszuholen — aber die Zeugen Jehovas. Jetzt ist er davon überzeugt, daß Jehovas Zeugen die wahre Religion haben.“

In einem Ort namens La Lima saß eine Gruppe von Zeugen Jehovas in einem Haus fest. Als das Wasser immer höher stieg, schlugen sie ein Loch in die Decke und kletterten auf die Dachbalken. Gabi erzählt: „Wir hatten Proviant, um einige wenige Tage über die Runden zu kommen. Als dieser zu Ende ging, setzte einer der Brüder sein Leben aufs Spiel und schwamm für uns hinaus, um Kokosnüsse zu pflücken. Damit wir die ausweglose Lage besser ertragen konnten, sangen wir Königreichslieder.“ Juan, ein Dienstamtgehilfe, berichtet: „Wir dachten nicht, daß wir überleben würden. So beschlossen wir, die biblische Zeitschrift Der Wachtturm zu studieren. Wir fingen alle an zu weinen, denn wir hielten es für unser letztes gemeinsames Studium. Das Studium gab uns die Kraft zum Durchhalten.“ Acht Tage hielten sie durch, dann wurden sie letztendlich von Rettungshelfern geborgen.

Wenn auch viele der Überlebenden dieser Flut in Sicherheit waren, mußten sie doch bitteren Tatsachen ins Auge sehen. Eine Glaubensschwester namens Lilian räumt ein: „Es tut sehr weh, persönliche Dinge wie Kleidung, Möbel und Familienfotos zu verlieren. Es war einfach schrecklich, zu sehen, daß mein Haus voller Schlamm und Unrat war und sich sogar Schlangen darin aufhielten.“ Die christliche Bruderschaft erwies sich jedoch wieder einmal als von unschätzbarem Wert. „Brüder kamen zu Hilfe“, weiß Lilian zu berichten. „Mein Mann, der kein Zeuge Jehovas ist, fragte, wie wir ihnen all die Arbeit bloß vergelten könnten. Eine der Schwestern gab die Antwort, indem sie zu mir sagte: ,Mir brauchst du nicht zu danken. Ich bin doch deine Schwester!‘“

El Salvador bekommt Mitch zu spüren

Während Mitch westwärts in Richtung El Salvador raste, verlor er an Energie. Doch seine tödliche Zerstörungskraft hatte er sich noch immer erhalten. Zu der Zeit liefen in El Salvador gerade die Planungen für den Bezirkskongreß „Gottes Weg des Lebens“. Man erwartete mehr als 40 000 Besucher. Da der Hurrikan herannahte, standen die Chancen schlecht, daß alle Brüder den Kongreß besuchen könnten. Flüsse traten über die Ufer und verschlangen die Ernte sowie Straßen und Häuser. Das Erdreich der Hügel, das, bedingt durch Rodungen, wenig Halt hatte, bildete riesige Schlammlawinen.

Nelson Flores war der vorsitzführende Aufseher der Versammlung der Zeugen Jehovas in Chilanguera. Am Samstag, den 31. Oktober stellte er, als er morgens aufwachte, fest, daß jenseits des Flusses, wo einst Chilanguera gestanden hatte, absolut nichts mehr war. 500 Häuser waren fortgespült! Nelson stürzte sich ins Hochwasser, voller Sorge um das Leben seiner Glaubensbrüder und ohne groß an seine eigene Sicherheit zu denken. „Als ich die andere Seite erreicht hatte“, sagt Nelson, „versuchte ich, mich zurechtzufinden. Tag für Tag war ich dort gewesen, um von Haus zu Haus zu predigen, aber ich konnte keinen einzigen vertrauten Orientierungspunkt ausmachen.“

Etwa 150 Menschen waren in jener Nacht in Chilanguera umgekommen. Unter ihnen befanden sich mehrere Personen, die mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert hatten. Doch kein getaufter Zeuge Jehovas war ums Leben gekommen.

Schon bald begann man mit Rettungsaktionen. Arístedes Estrada, der sich an deren Organisation beteiligte, berichtet: „Man ließ uns nicht nach Chilanguera durch. Das Wasser stieg immer noch. Ich werde den Anblick nie vergessen, wie die Menschen um Hilfe schrien und die Rettungshelfer sie zurücklassen mußten, um nicht selbst mit umzukommen.“ Nach einiger Zeit waren aber alle Brüder evakuiert und in Sicherheit. Königreichssäle dienten als Hilfszentren. Außerdem wurden Zeugen Jehovas zu Krankenhäusern, Schulen und anderen Orten geschickt, wo sie die Listen der Verletzten und obdachlos Gewordenen nach den Namen ihrer Glaubensbrüder durchgehen konnten. Die Ortsversammlungen stellten sehr schnell die benötigten Hilfsgüter bereit.

Es war allerdings nicht immer einfach, die Güter zu den Sammelstellen zu bringen. Brüder aus einem Ort namens Corinto machten sich, vollbepackt mit ihren selbstangebauten Erzeugnissen, auf den Weg und stießen promt auf einen Erdrutsch, der alles versperrte. Was tun? Sie gruben sich hindurch! Zuerst sahen die Herumstehenden nur skeptisch zu. Nach und nach legten sie aber mit Hand an und halfen, die Straße freizuräumen. Als die Brüder aus Corinto an ihrem Bestimmungsort ankamen, waren sie zwar über und über mit Schlamm bedeckt, aber sie waren froh, ihre Gabe abliefern zu können.

Eines der Sammelzentren war das Zweigbüro der Watch Tower Society. Gilberto, ein Mitarbeiter, der bei der Spendenverteilung mithalf, erinnert sich: „Es war unglaublich. Es kamen derart viele Fahrzeuge an, daß man Helfer einsetzen mußte, um den Verkehr auf dem Parkplatz und auf der Straße vor dem Zweiggebäude zu regeln.“ Schätzungsweise 25 Tonnen Kleidung und 10 Tonnen Nahrungsmittel wurden gespendet. 15 Helfer benötigten eine ganze Woche, um die Kleidung zu sortieren und zu versenden.

Mitch streift Nicaragua

Mitch zog so nahe an der Grenze zu Nicaragua vorbei, daß auch über diesem Land verheerende Regenfälle niedergingen. Tausende von Häusern wurden zerstört, Straßen wurden fortgeschwemmt. Nahe der Stadt Posoltega begrub eine Schlammlawine ganze Dörfer unter sich — und damit mehr als 2 000 Menschen.

Als die Zeugen in Nicaragua von der Katastrophe erfuhren, wurde eine großangelegte Rettungsaktion organisiert. Freiwillige Helfer begaben sich, motiviert von Mitleid, auf eine aufreibende und gefährliche Suche nach ihren Glaubensbrüdern. Zwei Mannschaften, eine aus León (ein Ort südlich von Posoltega) und eine aus Chichigalpa (ein Ort im Norden), brachen nach Posoltega auf. Jeder Bruder war mit einem schweren Proviantpaket beladen. Rettungshelfer warnten, der Weg sei praktisch unpassierbar, doch die Brüder ließen sich nicht beirren.

Am 2. November, einem Montag, beluden die Brüder von León frühmorgens einen Lkw mit Hilfsgütern und fuhren bis zu einer weggespülten Brücke. Nach dem Abladen bildete man zwei Radfahrerteams: Eins sollte sich nach Posoltega aufmachen, das andere in einen überschwemmten Ort namens Telica fahren. Die Brüder sprachen zuerst ein Gebet. „Nach dem Gebet fühlten wir uns enorm gestärkt“, erzählte einer der Helfer. Diese Stärkung hatten sie auch nötig. Um große Gräben zu überwinden, mußten sie mitunter durch den Schlamm schlittern oder auch die Räder auf den Schultern tragen. Umgestürzte Bäume versperrten ihnen mehrmals den Weg. Und sie mußten den grauenvollen Anblick von Leichen ertragen, die im Wasser trieben.

Erstaunlicherweise kamen die Radfahrer aus León und die aus Chichigalpa praktisch zur gleichen Zeit in Posoltega an. Nerio López, einer der Helfer, berichtet: „Mein Fahrrad hatte abgefahrene Reifen. Ich dachte, es ginge höchstens noch ein paar Kilometer.“ Aber irgendwie hielt das Rad durch. Erst auf dem Rückweg hatten beide Reifen einen Platten. Jedenfalls waren die Brüder die ersten Rettungshelfer überhaupt, die dort ankamen. Welch eine Freude sie verspürten, als sie sich mit einer Gruppe der dortigen Glaubensbrüder und -schwestern trafen! „Ich bin Jehova und unseren Brüdern so dankbar, weil sie uns Hilfe und Unterstützung geboten haben“, sagt eine Schwester. „Nie hätten wir gedacht, daß unsere Brüder so schnell kommen würden, um uns zu helfen.“

Das war lediglich die erste von mehreren Fahrradexpeditionen in die überschwemmten Orte; in vielen Fällen waren die Brüder die allerersten, die eintrafen, um zu helfen. Der Ort Larreynaga war Zeuge des Schauspiels, das 16 Brüder boten, als sie auf ihren Fahrrädern dort ankamen. Diese Anstrengungen rührten die Brüder am Ort zu Tränen. Mitunter hatten die Radfahrer über 20 Kilogramm Hilfsgüter auf dem Rücken zu tragen. Zwei Brüder schleppten mehr als 100 Kilogramm nach El Guayabo. Ein Radfahrer, der so viel auf seinem Rad mitnahm, wie nur irgendwie ging, machte sich Mut, indem er über den Bibeltext in Jesaja 40:29 nachdachte. Dort heißt es ja: „[Jehova] gibt dem Müden Kraft; und dem, der ohne dynamische Kraft ist, verleiht er Stärke in Fülle.“

Die Zeugen in Tonalá schickten einen Boten, um den verantwortlichen Brüdern mitzuteilen, daß ihre Nahrungsmittelvorräte zur Neige gingen. Als der Bote eintraf, hörte er zu seiner Überraschung, daß man schon Hilfsgüter abgeschickt hatte. Und als er in sein Haus zurückkam, erwarteten ihn dort bereits Lebensmittel. Marlon Chavarría, der mithalf, Hilfsgüter in das überschwemmte Gebiet rings um Chinandega zu bringen, erinnert sich: „In einem Ort wohnten 44 Familien, die Zeugen Jehovas waren. Von den Hilfsgütern hatten jedoch 80 Familien etwas, denn die Brüder teilten mit anderen ihre Nahrungsmittel.“

Den Behörden entgingen die Hilfsaktionen nicht. Der Bürgermeister des Ortes Wamblán schrieb an die Zeugen: „Wir wenden uns an Sie mit der Bitte um Hilfe. ... Wir sehen, wie Sie Ihren Brüdern und Schwestern in Wamblán helfen, und fragen uns, ob es Ihnen möglich wäre, auch etwas für uns zu tun.“ Jehovas Zeugen schickten daraufhin Lebensmittel, Medikamente und Kleidung.

Mitch wütet in Guatemala

Kaum hatte Mitch Honduras und El Salvador hinter sich gelassen, fiel er auch schon in Guatemala ein. Sara Agustín, eine Zeugin Jehovas, die südlich von Guatemala-Stadt lebt, wurde von dem Geräusch tosenden Wassers geweckt. Die Schlucht, in der sie wohnte, hatte sich in einen reißenden Fluß verwandelt. Oft hatte sie bei ihren Nachbarn geklopft, um mit ihnen über die biblische Wahrheit zu sprechen. Nun lief sie von Haus zu Haus und versuchte verzweifelt, die Leute aufzuwecken. Später raste eine Schlammlawine den Hügel hinunter und begrub viele der Nachbarhäuser unter sich. Sara griff zur Schaufel und fing an, die Überlebenden zu befreien. Sie half dabei, sieben Kinder aus dem Schlamm herauszuschaufeln. Als Hebamme hatte Sara eins dieser Kinder mit zur Welt gebracht. Traurigerweise war eine Jugendliche mit Namen Vilma unter den Toten. Sara hatte erst kurz zuvor bei ihr biblische Literatur zurückgelassen.

Obwohl Mitch gewaltig an Zerstörungskraft verloren hatte, richtete der Dauerregen beträchtlichen Schaden an der Ernte, an Brücken und an Häusern an. Große Mengen Hilfsgüter wurden an das Zweigbüro der Zeugen Jehovas in Guatemala geschickt, und man beschloß, einen Teil davon für die Brüder in Honduras zu verwenden. Da viele Brücken nicht mehr existierten und der Flughafen überflutet war, mußten die Güter auf dem Wasserweg weitergeleitet werden. Frede Bruun vom Zweigbüro berichtet: „Wir mieteten ein 8 Meter langes Kunststoffboot und machten uns mit etwa einer Tonne an Medikamenten und Lebensmitteln auf den Weg. Nach einer schrecklichen Fahrt auf rauher See trafen wir letztendlich im Hafen von Omoa ein; wir waren durchnäßt bis auf die Haut.“

Mitch — die Nachwirkungen

Es sah so aus, als ob sich Mitch über dem südöstlichen Mexiko auflösen würde. Doch mit einem letzten „Atemzug“ nahm er Kurs in Richtung Nordosten und drang ins südliche Florida (USA) ein. Allerdings wurde er immer schwächer. Er zog sich auf den Atlantik zurück und löste sich schnell auf. Am 5. November wurden dann alle Warnungen vor tropischen Stürmen aufgehoben.

Einige Experten bezeichnen Mitch als „den mörderischsten Hurrikan, der die westliche Hemisphäre in den letzten 200 Jahren heimgesucht hat“. Die endgültige Zahl der Todesopfer kann bei 11 000 liegen; Tausende werden noch vermißt. Über 3 Millionen Menschen wurden obdachlos oder zumindest schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der honduranische Präsident Carlos Flores Facusse sagte: „Uns ging das verloren, was wir Stück für Stück in 50 Jahren aufgebaut hatten.“

Viele Zeugen Jehovas verloren durch Mitch ihr Heim. Unglücklicherweise existieren in manchen Fällen die Grundstücke, auf denen die Häuser standen, gar nicht mehr. Trotz alledem haben Jehovas Zeugen es eingerichtet, daß vielen geholfen wurde, ihre Häuser zu reparieren beziehungsweise wieder aufzubauen.

Tragische Katastrophen wie der Hurrikan Mitch sind eine grausame Bestätigung dafür, daß wir in kritischen Zeiten leben, mit denen man schwer fertig wird (2. Timotheus 3:1-5). Echten Schutz vor solchen Katastrophen wird es erst dann geben, wenn Gottes Königreich die Verwaltung unseres Planeten übernimmt (Matthäus 6:9, 10; Offenbarung 21:3, 4). Jehovas Zeugen sind allerdings dankbar, daß keiner ihrer Glaubensbrüder als direkte Folge des Hurrikans sein Leben verloren hat.b Bedingt durch das Befolgen der lokalen Evakuierungsanweisungen und eine gute Organisation von seiten der Ortsversammlungen, wurde vielen geholfen, sich in Sicherheit zu bringen.

In den wenigen Monaten, die seitdem vergangen sind, haben sich Jehovas Zeugen in den betroffenen Ländern sehr angestrengt, um wieder zu ihren regelmäßigen christlichen Tätigkeiten zurückzufinden. In El Salvador beispielsweise wurden Vorkehrungen getroffen, den Sturmopfern zu helfen, den Bezirkskongreß zu besuchen, der wenige Tage nach dem Durchzug von Mitch stattfand. Man mietete Busse und beschaffte Unterkünfte. Sogar für medizinische Versorgung war gesorgt, damit auch die Kranken anwesend sein konnten. Der Kongreß wurde ein voller Erfolg, und eine Höchstzahl von 46 855 Personen waren anwesend — weit mehr als ursprünglich erwartet. „Das Erlebte hatte bei uns ein Trauma hinterlassen“, gibt José Rivera zu, ein salvadorianischer Zeuge, dessen Haus und Geschäft Mitch zum Opfer gefallen waren. „Aber nach dem Kongreß waren wir wie umgewandelt, denn wir erlebten die Gastfreundschaft der Brüder.“ Wie berichtet wird, ist die Besucherzahl bei den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas in diesen Ländern steil gestiegen — eine direkte Folge davon, daß Außenstehende unsere Hilfsaktionen beobachtet haben.

Doch die vielleicht größte Auswirkung hatten die Geschehnisse auf die Glaubensbrüder selbst. Carlos, ein Überlebender der Überschwemmung in Honduras, sagt: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ganz persönlich habe ich die Liebe und die Zuneigung meiner Brüder verspürt.“ Ja, der durch den Hurrikan Mitch angerichtete Schaden wird eines Tages vergessen sein. Die Liebe der Zeugen Jehovas dagegen, von denen viele ihr Leben aufs Spiel setzten, um ihren Brüdern beizustehen, wird niemals vergessen werden.

[Fußnoten]

a Jehovas Zeugen nennen sich gegenseitig „Bruder“ und „Schwester“.

b Als eine der Auswirkungen des Sturms nahmen Infektionskrankheiten dramatisch zu. Ein Zeuge Jehovas in Nicaragua starb infolgedessen.

[Kasten/Bild auf Seite 19]

Zeugen Jehovas aus Nachbarländern leisten Hilfe

ALS die Frühwarner vorhersagten, daß der Hurrikan Mitch auf Belize treffen würde, rüstete sich das Land für den Ernstfall. Da die Regierung die Evakuierung aller Küstengebiete und Niederungen angeordnet hatte, befolgten Zeugen Jehovas dies und zogen sich etwa 80 Kilometer ins Landesinnere in die Hauptstadt Belmopan zurück beziehungsweise in andere höher gelegene Orte.

Glücklicherweise blieb Belize von Mitchs Angriff verschont. Sobald die Brüder in Belize jedoch von der Not ihrer Brüder in Honduras, Nicaragua und Guatemala hörten, spendeten sie Nahrungsmittel, Kleidung, aufbereitetes Trinkwasser und Geld.

Eine derartige Reaktion war direkt typisch für die Glaubensbrüder in den Nachbarländern. Aus Costa Rica schickte man vier riesige Container mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Medikamenten. In Panama errichtete man vier Zentren, wo Spenden entgegengenommen, sortiert und verpackt wurden. Innerhalb von wenigen Tagen hatte man mehr als 20 000 Kilogramm Hilfsgüter gesammelt. Ein Außenstehender kommentierte: „Ich dachte, das Militär wäre die Nummer 1 im Organisieren von Hilfsaktionen. Aber nun sehe ich, daß Jehovas Zeugen diesen Platz einnehmen.“ Dieser Mann wird jetzt regelmäßig von Zeugen Jehovas besucht, damit er die biblischen Wahrheiten näher kennenlernt.

Ein Bruder, der im Transportwesen tätig ist, stellte einen Sattelschlepper mitsamt Fahrer, der kein Zeuge Jehovas ist, zur Verfügung, um Hilfsgüter nach Nicaragua zu fahren. Sowohl in Panama als auch in Costa Rica ließ man ihn ohne die üblichen Zollbestimmungen die Grenze passieren. Eine Tankstelle spendete so viel Benzin, daß die beiden Tanks vollgetankt werden konnten — genügend für die Hin- und Rückfahrt. In Nicaragua verzichteten die Zollbeamten ebenfalls auf die Inspektion der Pakete. „Wenn das von Jehovas Zeugen kommt, brauchen wir es nicht zu kontrollieren“, sagten sie. „Wir haben niemals irgendwelche Schwierigkeiten mit ihnen.“

Nach Honduras war der Transport auf dem Landweg allerdings unmöglich. Doch eine Glaubensschwester, die für die honduranische Botschaft arbeitet, konnte über die Botschaft dafür sorgen, daß Hilfsgüter kostenlos mit dem Flugzeug ausgeflogen wurden. Mehr als 10 000 Kilogramm Güter wurden auf diese Weise ausgeliefert.

Interessant ist, daß einige Außenstehende von der Hilfsaktion der Zeugen ziemlich beeindruckt waren. Einige Firmen spendeten Pappkartons, Klebebandautomaten und Plastikcontainer. Andere spendeten Geld oder gewährten Preisnachlässe. Flughafenangestellte in Panama waren besonders bewegt, als sie über 20 freiwillige Helfer der Zeugen Jehovas beobachteten, die die für Honduras bestimmten Spenden verluden. Tags darauf kamen einige von ihnen und machten ihrerseits eine Spende; sie hatten nämlich unter sich eine Sammlung durchgeführt.

[Kasten auf Seite 20]

Ähnliche Hilfsaktionen in Mexiko

IN Mexiko richtete Mitch keinen nennenswerten Schaden an. Wochen bevor der Todeshurrikan in Zentralamerika wütete, hatte es allerdings im Staat Chiapas große Überschwemmungen gegeben. Etwa 350 Gemeinden waren betroffen; ganze Ortschaften waren verschwunden.

Natürlich entstanden durch die Überschwemmungen für Jehovas Zeugen in dieser Gegend viele Härten. Doch die schnelle Reaktion von seiten der Ältesten der Ortsversammlungen trug oft dazu bei, daß die Folgen des Unwetters gemildert wurden. Beispielsweise besuchten in einer kleinen Gemeinde die Ältesten jeden, der zur Versammlung gehörte, und rieten dringend, Zuflucht im Königreichssaal zu suchen, falls die Regenfälle andauerten. Man hielt den Saal für das solideste Gebäude in der Gegend. Bei Tagesanbruch entlud sich die geballte Kraft der Hochwassermassen zweier Flüsse über der Ortschaft. Die Zeugen — und eine Reihe ihrer Nachbarn — überlebten den Ansturm der Wassermassen dadurch, daß sie sich auf das Dach des Königreichssaals flüchteten. Kein Zeuge Jehovas kam ums Leben.

Allerdings mußten um die 1 000 Glaubensbrüder in Notunterkünfte ziehen, die die Regierung gestellt hatte. 156 Häuser, die von Zeugen Jehovas bewohnt gewesen waren, wurden total verwüstet und 24 beschädigt. Außerdem wurden 7 Königreichssäle völlig zerstört.

Daher organisierte man 6 Hilfskomitees, die sich um die Bedürfnisse der Glaubensbrüder und ihrer Nachbarn kümmern sollten. Lebensmittel, Kleidung, Decken und andere Güter wurden zügig verteilt. Als Beamte von dem Umfang der Hilfsaktion unterrichtet wurden, sagten sie: „Nicht einmal die Armee ist in der Lage gewesen, das derart schnell zu bewerkstelligen.“

Jehovas Zeugen sind schon lange für ihre Ehrlichkeit bekannt. Nicht selten hat sich das günstig auf sie ausgewirkt. Zum Beispiel fragten Beamte der örtlichen Behörde eine Gruppe Hilfesuchender, ob es in ihrer Gemeinde Zeugen Jehovas gibt. Als dies bejaht wurde, sagten die Beamten: „Dann bringt uns einen von ihnen, damit wir ihm die Hilfsgüter geben!“

Ein Ältester aus einer Ortsversammlung schreibt folgendes und faßt damit alles sehr schön zusammen: „Die Brüder haben sich trotz der Katastrophe eine positive Einstellung bewahrt. Unter Einsatz ihres Lebens kamen uns viele Brüder aus der Umgebung mit Lebensmitteln und biblischen Publikationen zu Hilfe, um uns zu stärken. Es gibt vieles, wofür wir Jehova danken können.“

[Karte/Bild auf Seite 14]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Mexiko

Guatemala

Belize

El Salvador

Honduras

Nicaragua

Costa Rica

[Bild auf Seite 15]

HONDURAS

◼ Am Fluß Guacerique

[Bilder auf Seite 16]

EL SALVADOR

◼ Hauptstraße von Chilanguera

◼ José Lemus und seine Töchter überlebten; auch der Königreichssaal steht noch

◼ José Santos Hernandez vor seinem zerstörten Haus

[Bilder auf Seite 17]

NICARAGUA

◼ Das erste Radfahrerteam bricht in Richtung Telica auf

◼ Zeugen Jehovas in El Guayabo nehmen froh Beutel mit Lebensmitteln entgegen

[Bilder auf Seite 18]

NICARAGUA

◼ Freiwillige Helfer bauen das erste von vielen Häusern wieder auf

◼ Zeugen aus verschiedenen Versammlungen helfen beim Einpacken von Lebensmitteln

[Bild auf Seite 18]

GUATEMALA

◼ Sara half mit, sieben Kinder aus dem Schlamm zu befreien

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