Wir beobachten die Welt
EIN JAHRZEHNT DER GEWALT
Die Mordquote in den Vereinigten Staaten steigt wieder. Wie die New York Times meldet, war die Quote Anfang der 80er Jahre zwar leicht gesunken, begann 1985 aber erneut zu steigen. 1989 war die Zahl der Ermordeten 5 Prozent höher als im Vorjahr. Die 20 680 Morde im Jahr 1988 ergaben einen Durchschnitt von einem Mord alle 25 Minuten. Bei rund 60 Prozent der Morde war eine Waffe im Spiel, so daß unter den führenden Todesursachen Tod durch Waffengewalt an achter Stelle steht. Allein in den Schulen tragen gemäß einer Studie an einem gewöhnlichen Schultag mindestens 100 000 Schüler eine Waffe. Die New Yorker Schulen haben daher das „elftgrößte Sicherheitsaufgebot in den USA“, schreibt das Magazin Time. Für New York waren die 80er Jahre mit rund 17 000 Morden das gewalttätigste Jahrzehnt in der Geschichte der Stadt. Das Aufkommen der Droge Crack hat zu dieser Zahl beigetragen.
HEPATITISVIRUS IM BLUT NICHT ENTDECKT
Vor fünf Jahren zog sich ein Südafrikaner zufolge einer Bluttransfusion bei einer Herzoperation Hepatitis B zu. Heute kann er kaum laufen und leidet Schmerzen. Auch mußte er in den Ruhestand gehen. Die Blutspenderin war drei Monate vor der Operation untersucht worden, und man hatte nichts festgestellt. Außerdem hatte sie schon häufig Blut gespendet — insgesamt 67 Einheiten. Personen, die wiederholt Blut gespendet haben, ohne daß es beim Empfänger zu Infektionen gekommen ist, werden allgemein als die sichersten Spender eingestuft. Wie kam es also zu der Infektion? Hepatitis B hat eine Inkubationszeit von 4 bis 26 Wochen. Das Virus der Spenderin, erklärt die südafrikanische Zeitung Rapport, „war im Inkubationsstadium und konnte bei den anfänglichen Untersuchungen nicht entdeckt werden“.
MEISTERHAFTE RELIGIÖSE BETRÜGER
„‚Falsche Propheten der Finanzwelt‘ haben in den vergangenen fünf Jahren von frommen Amerikanern fast 500 000 000 Dollar erschwindelt“, heißt es in der Dallas Morning News. Laut einem Bericht von amerikanischen Finanzexperten haben die „Bibeltexte zitierenden meisterhaften Betrüger“ über 15 000 Amerikaner mit religiös orientierten Betrügereien in ihren Bann geschlagen. Angespornt durch die von Fernsehpredigern aufgehäuften Geldbeträge, haben sie die Zunahme religiöser Programme ausgenutzt, um sich an ihre Opfer heranzumachen. „Die Methoden reichen von betrügerischen Anlagefonds, die von selbsternannten wiedergeborenen Finanzberatern angeboten werden, bis zu ‚göttlich inspirierter‘ Anlageberatung in Verbindung mit Münzen, Edelmetallen, Grundbesitz und Erdölsuche“, schreibt das Blatt.
EINE AUSNAHME
Der Vatikan gestattet seit einiger Zeit einzelnen Priestern, bei der Messe alkoholfreien „Wein“ zu trinken, wenn sie darum bitten. Doch unlängst wurde den Priestern in der ganzen Region Friaul (Italien) erlaubt, bei der Messe unvergorenen Traubensaft statt Wein zu trinken. Warum? Gemäß dem Catholic Herald trugen die Priester die Bitte vor, weil sie befürchteten, die Alkoholiker in ihren Reihen könnten „rückfällig werden“, wenn sie den Schluck Wein bei der Messe tränken. Die katholische Zeitschrift führt aus: „Umfragen in Friaul haben ergeben, daß 15 Prozent der Bevölkerung Alkoholprobleme haben und daß viele der 400 Priester in dieser Gegend stark gefährdet sind.“
GEFÄHRLICHE ROMANZEN
„Romanzen“ werden in unserer Zeit, die sich durch Aids und grassierende Unsittlichkeit auszeichnet, immer gefährlicher. Um das Risiko zu vermindern, beauftragen, so die New York Times, immer mehr Frauen einen Privatdetektiv, den Mann zu beobachten, mit dem sie sich verabreden. Die Ermittlungsbüros führen den gegenwärtigen Aufschwung ihres Geschäfts zwar größtenteils auf die Ausbreitung von Aids zurück, geben aber auch an, daß die Frauen außer über die Sexualpraktiken über den beruflichen Status, die Kreditwürdigkeit und den Bildungsstand Bescheid wissen wollen. Eine Detektei hat sogar eine Anzeige in einem Chicagoer Magazin aufgegeben. Sie lautet: „Wissen Sie, mit wem Sie ausgehen? Das zu wissen ist heute wichtiger denn je.“
VERHÄNGNISVOLLE EINSTELLUNG
Frankreich hält unter den Industrieländern den Rekord an tödlichen Autounfällen — auf eine Million zugelassene Autos kommen 330 Todesfälle, verglichen mit 185 in den Vereinigten Staaten, 182 in Italien, 163 in Japan, 162 in der Bundesrepublik Deutschland und 127 in Großbritannien. Wie die in Paris erscheinende International Herald Tribune berichtet, führten unlängst Psychologen auf einem Symposion über Fahrverhalten das Problem zu einem großen Teil auf Ungeduld, Frustration und Aggression zurück. Sie erklärten, daß viele durch ihr Auto ihre hohe Meinung von sich selbst und ihre niedrige Meinung von anderen demonstrieren wollen.
DER PREIS DER HABGIER
Einige Wissenschaftler bestreiten zwar, daß die Atmosphäre durch die Umweltverschmutzung erwärmt wird, doch der französische Agronom René Dumont behauptet, als Folge des Treibhauseffekts kämen bereits Menschen um — eine Million allein im vergangenen Jahr. Der Treibhauseffekt verursache Dürren, die wiederum zu Hungersnöten führten. Dumont, der seit langem für seine zutreffenden Voraussagen von Hungerkatastrophen bekannt ist, kündigt warnend an, daß „uns die größte Hungersnot in der Menschheitsgeschichte bevorsteht“. Die Schuld an der Krise gibt er dem gierigen Energieverbrauch in den Industrieländern: „Zwei Milliarden Menschen auf der Erde leben in Armut und sind Opfer unserer Habgier und unserer Energieverschwendung“ (The Globe and Mail, Toronto, Kanada).
IST HEILUNG MÖGLICH?
Der Mord an drei kleinen Jungen, von denen zwei sexuell mißbraucht wurden, im Westen der Vereinigten Staaten hat eine Debatte darüber angeheizt, ob gewohnheitsmäßige Sexualtäter, die Kinder belästigen, geheilt werden können. Der Mann, dem die Morde vorgeworfen werden, mußte sich wiederholt wegen Vergehen an Kindern einer Therapie unterziehen. Als er aufgrund der drei Morde verhaftet wurde, hatte er acht Monate Therapie bei einem Psychologen hinter sich, der selbst wegen Drogenschmuggels und bewaffneter Raubüberfälle 13 Jahre im Gefängnis war. „Jeder kann ein Schild aufhängen und sich als Therapeut ausgeben“, klagte der Leiter der Vereinigung für Verhaltenstherapie bei Sexualtätern in der New York Times. Wie die Zeitung schreibt, kommen immer mehr Experten zu dem Schluß, „daß einige gewohnheitsmäßige Sexualtäter, die sich an Kindern vergehen, im Grunde unheilbar sind und lebenslang eingesperrt werden sollten“.
GARTENUNFÄLLE
Die Königliche Gesellschaft für Unfallverhütung hat die neusten Zahlen über Gartenunfälle in Großbritannien veröffentlicht. Innerhalb eines Jahres „kamen 21 Menschen in ihrem Garten um — 14 durch Maschinen und die restlichen 7 durch ‚Bäume oder andere Pflanzen‘“, berichtet die Medical Post. Die britischen Statistiken lassen erkennen, daß 151 000 „Gärtner“ im Krankenhaus behandelt wurden. Von den Verletzungen wurden 6 400 durch Rasenmäher verursacht, 4 200 durch Heckenscheren, 4 000 durch Grabgabeln, 3 000 durch Spaten, 2 000 durch Baumscheren, 1 000 durch Sensen und 1 600 durch Bambusstäbe. Gartenmöbel führten zu 3 200 Unfällen, Schubkarren zu 1 200, und der „simple Blumentopf brachte es fertig, 59 Gartenfreunde zu verletzen“.
JAPANERINNEN UND KRIMINALITÄT
In Japan nimmt die Kriminalität zu, und der prozentuale Anteil der Frauen unter den Straftätern steigt. 1988 wurden in Japan 1 641 310 schwere Verbrechen verübt, eine Zunahme von rund 63 000 gegenüber dem Vorjahr. Die allgemein gesetzestreuen Japaner stellten mit Besorgnis fest, daß die Kriminalität in der Nachkriegszeit noch nie so hoch war wie 1989. Doch vielleicht noch überraschender ist, so die Tokioer Sankei Shimbun, daß 25 Prozent der Verbrechen von Frauen begangen werden.
ENTSORGUNG IN DER EISENBAHN
Die amerikanische Eisenbahn Amtrak wird in letzter Zeit heftig kritisiert, weil sie die Abwässer von den Toiletten auf die Schienen entlädt. Von den Toiletten in Zügen wird schon immer direkt auf die Schienen gespült, und Amtrak bezeichnet diesen Vorgang als „umweltunschädlich“. Aber Beamte in Florida haben die Eisenbahnlinie untersucht, nachdem sich Fischer beschwert hatten, daß sie von Zügen, die eine Brücke über ihnen passierten, mit Abwässern bespritzt wurden. Ein Gericht in Florida hat Amtrak der Umweltverschmutzung für schuldig befunden. Amtrak will Berufung einlegen und sagt, es koste 147 Millionen Dollar, auf kompliziertere Methoden der Entsorgung umzustellen. Derzeit bitten die Zugführer die Fahrgäste, die Spülung nicht zu betätigen, wenn der Zug über bestimmte Brücken fährt.
NICHTRELIGIÖSE BEERDIGUNGEN
Da die Briten zunehmend von der Religion enttäuscht sind, interessieren sich immer mehr für eine absolut nichtreligiöse Beerdigung. Die Britische Humanistische Vereinigung hat einen Leitfaden für „Beerdigungen ohne Gott“ herausgegeben und entsendet Freiwillige zur Durchführung nichtreligiöser Beerdigungen. Der Koordinator behauptet, daß die Leute von Geistlichen, die auf allen Beerdigungen dasselbe sagen, genug haben. Daher versucht die Vereinigung, Bestattungen persönlicher zu gestalten. Bei der Beerdigung eines Mannes, der ein begeisterter Tänzer war, tanzten die Trauernden zum Beispiel einen Tango. Die Söhne eines Zirkusartisten jonglierten vor dem Sarg ihres Vaters.