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Sechs Dinge, die Kinder fürs Leben brauchenErwachet! 2019 | Nr. 2
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© 2019 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania.
© Druck und Verlag: Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Selters/Ts.
Diese Zeitschrift ist nicht zum Verkauf bestimmt. Unser gottesdienstliches Werk wird weltweit durch freiwillige Spenden finanziert (siehe dazu auch donate.jw.org). Die verwendete Bibelübersetzung ist, wenn nicht anders angegeben, Die Bibel. Neue-Welt-Übersetzung.
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InhaltsverzeichnisErwachet! 2019 | Nr. 2
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Inhaltsverzeichnis
Sechs Dinge, die Kinder fürs Leben brauchen
VIERTENS: Verantwortungsbewusstsein
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EinführungErwachet! 2019 | Nr. 2
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Einführung
Sechs Dinge, die Kinder fürs Leben brauchen
Welche Eigenschaften würde ich gern bei meinem Kind sehen, wenn es erwachsen ist?
Selbstbeherrschung
Demut
Belastbarkeit
Verantwortungsbewusstsein
Reife
Ehrlichkeit
Kinder entwickeln diese Eigenschaften nicht von allein. Sie brauchen die Hilfe ihrer Eltern.
Diese Zeitschrift stellt sechs wichtige Dinge vor, die Sie Ihren Kindern vermitteln können – Dinge, die sie im Leben weiterbringen werden.
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SelbstbeherrschungErwachet! 2019 | Nr. 2
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ERSTENS
Selbstbeherrschung
WAS IST SELBSTBEHERRSCHUNG?
Selbstbeherrschung schließt die Fähigkeit ein,
auf eine Belohnung zu warten
Impulse zu kontrollieren
unangenehme Arbeiten zu Ende zu bringen
den Interessen anderer Vorrang zu geben
WARUM IST SELBSTBEHERRSCHUNG WICHTIG?
Wenn ein Kind Selbstbeherrschung hat, kann es einer Verlockung widerstehen, selbst wenn sie kurzfristige Vorteile verspricht. Ein Kind, dem es schwerfällt, sich zu beherrschen, neigt dagegen eher zu
aggressivem Verhalten
Depressionen
Tabakkonsum, Alkohol- oder Drogenmissbrauch
ungesundem Essverhalten
Einer Studie zufolge besteht bei Kindern, die sich beherrschen können, im Erwachsenenalter ein geringeres Risiko für Gesundheitsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten und kriminelles Verhalten. Daraus zieht Professorin Angela Duckworth von der University of Pennsylvania den Schluss: „So etwas wie zu viel Selbstbeherrschung gibt es wahrscheinlich nicht.“
WIE KINDER SELBSTBEHERRSCHUNG LERNEN
Lernen Sie, Nein zu sagen und dabei zu bleiben.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Euer Ja soll einfach ein Ja sein und euer Nein ein Nein“ (Matthäus 5:37).
Manchmal stellen kleine Kinder die Entschlossenheit ihrer Eltern mit einem Wutanfall auf die Probe – vielleicht sogar in aller Öffentlichkeit. Wenn Eltern dann nachgeben, lernt das Kind, dass Wutanfälle ein effektives Mittel sind, ein „Nein“ in ein „Ja“ zu verwandeln.
Wenn Eltern jedoch Nein sagen und dabei bleiben, lernt das Kind eine unumstößliche Tatsache: Wir bekommen nicht immer, was wir uns wünschen. „Paradoxerweise scheinen Menschen am glücklichsten zu sein, die diese Lektion gelernt haben“, schreibt Dr. David Walsh. „Wir tun unseren Kindern also überhaupt keinen Gefallen, wenn wir ihnen beibringen, dass ihnen im Leben immer alles auf einem silbernen Tablett serviert wird.“a
Heute Ihr Nein zu hören, wird Ihrem Kind morgen helfen, selbst Nein zu sagen – zu Drogen, Sex vor der Ehe oder zu anderen Dingen, die ihm schaden.
Helfen Sie Ihrem Kind, die Auswirkungen seines Handelns abzusehen – gute wie schlechte.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Was immer jemand sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7).
Kinder sollten verstehen, dass ihr Verhalten Folgen hat. Wer sich nicht beherrschen kann, schadet sich oft selbst. Bekommt Ihr Kind beispielsweise regelmäßig einen Wutanfall, wenn es sich über etwas ärgert, werden ihm andere eher aus dem Weg gehen. Lernt es dagegen, ruhig zu bleiben, wenn es provoziert wird, oder geduldig zu warten, anstatt andere zu unterbrechen, wird man gern mit ihm zusammen sein. Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass Selbstbeherrschung echte Vorteile hat.
Bringen Sie Ihrem Kind bei, Prioritäten zu setzen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: Prüft, worauf es wirklich ankommt (Philipper 1:10).
Bei Selbstbeherrschung geht es nicht nur darum, etwas Verkehrtes nicht zu tun, sondern auch darum, notwendige Aufgaben zu erledigen, selbst wenn sie keinen besonderen Spaß machen. Ihr Kind sollte lernen, was wichtig ist, und diese Dinge zuerst erledigen. Das würde zum Beispiel bedeuten, zuerst die Hausaufgaben zu machen und dann spielen zu gehen.
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Ich habe euch . . . ein Vorbild gegeben, damit ihr genau das tut, was ich für euch getan habe“ (Johannes 13:15).
Ihr Kind nimmt wahr, wie Sie mit frustrierenden Situationen umgehen. Leben Sie ihm vor, dass sich Selbstbeherrschung gut auswirkt. Angenommen, Ihr Kind stellt Ihre Geduld auf die Probe. Werden Sie dann wütend oder bleiben Sie ruhig?
a Aus dem Buch Nein: Warum Kinder dieses Wort hören sollen.
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DemutErwachet! 2019 | Nr. 2
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ZWEITENS
Demut
WAS IST DEMUT?
Demütige Menschen sind respektvoll. Sie sind nicht arrogant und erwarten keine Sonderbehandlung. Stattdessen haben sie echtes Interesse an anderen und sind bereit, von ihnen zu lernen.
Demut wird manchmal für eine Schwäche gehalten. Tatsächlich ist sie jedoch eine Stärke. Sie hilft, Fehler einzugestehen und sich seiner Grenzen bewusst zu sein.
WARUM IST DEMUT WICHTIG?
Demut erleichtert das Miteinander. „Im Allgemeinen haben demütige Menschen bessere zwischenmenschliche Beziehungen“, liest man in dem Buch The Narcissism Epidemic. Weiter heißt es, dass es ihnen leichter fällt, „Kontakte zu knüpfen, auch über das nähere Umfeld hinaus“.
Mit Demut hat es Ihr Kind später leichter. Demut kommt Ihrem Kind nicht nur jetzt, sondern auch in seinem späteren Leben zugute, zum Beispiel bei der Arbeitssuche. „Ein junger Mensch mit übersteigertem Selbstvertrauen und ohne Bewusstsein für seine Schwächen wird bei einem Vorstellungsgespräch wohl kaum einen guten Eindruck machen“, schreibt Dr. Leonard Sax. „Die Stelle bekommt eher derjenige, der sich wirklich dafür interessiert, was der Personalchef zu sagen hat.“a
WIE KINDER DEMUT LERNEN
Fördern Sie ein ausgeglichenes Selbstbild.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Wenn jemand denkt, dass er etwas ist, obwohl er nichts ist, macht er sich etwas vor“ (Galater 6:3).
Fördern Sie keine unrealistischen Vorstellungen. Sätze wie „Alle deine Träume können wahr werden“ oder „Du kannst alles werden, was du möchtest“ klingen vielleicht inspirierend, halten der Realität aber oft nicht stand. Ihr Kind wird eher Erfolg haben, wenn es sich realistische Ziele setzt und sich anstrengt, sie zu erreichen.
Loben Sie konkretes Verhalten. Einem Kind zu sagen: „Du bist spitze!“, hilft ihm nicht, Demut zu entwickeln. Seien Sie konkret.
Setzen Sie Grenzen bei der Nutzung sozialer Medien. In sozialen Medien geht es oft um Selbstdarstellung. Im Mittelpunkt steht das, was jemand kann oder erreicht hat. Das ist das genaue Gegenteil von Demut.
Ermutigen Sie Ihr Kind, sich möglichst schnell zu entschuldigen. Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, was es falsch gemacht hat, und seinen Fehler zuzugeben.
Fördern Sie Dankbarkeit.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Zeigt, dass ihr dankbar seid“ (Kolosser 3:15).
Für die Natur dankbar sein. Es ist gut, wenn Kinder Wertschätzung für die Natur haben und verstehen, wie sehr wir Menschen von ihr abhängig sind. Ohne Luft, Wasser und Nahrung können wir nicht überleben. Wenn Sie mit Ihren Kindern über solche Dinge sprechen, lernen sie, die Wunder der Natur zu bestaunen und zu schätzen.
Für Menschen dankbar sein. Erinnern Sie Ihr Kind daran, dass jeder ihm auf die eine oder andere Art etwas voraushat. Statt auf die Talente und Fähigkeiten anderer neidisch zu sein, kann Ihr Kind von ihnen lernen.
Dankbarkeit zeigen. Bringen Sie Ihrem Kind bei, Dankeschön zu sagen – nicht nur als Floskel, sondern von Herzen. Dankbarkeit wurde einmal als Baustein für Demut bezeichnet.
Bestärken Sie Ihr Kind darin, etwas für andere zu tun.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Achtet andere in Demut höher als euch selbst. Habt nicht nur eure eigenen Interessen im Auge, sondern auch die der anderen“ (Philipper 2:3, 4).
Beziehen Sie Ihr Kind bei der Hausarbeit mit ein. Ihrem Kind jede Hausarbeit zu ersparen, könnte ihm die Botschaft vermitteln: „Das ist unter deiner Würde!“ Aufgaben in der Familie haben Priorität vor dem Spielen. Helfen Sie Ihrem Kind zu sehen, wie solche Arbeiten anderen zugutekommen, und dass es für seine Hilfe geschätzt wird.
Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es wertvoll ist, etwas für andere zu tun. Für andere da zu sein, lässt ihr Kind reifer werden. Sensibilisieren Sie Ihr Kind für die Bedürfnisse anderer. Sprechen Sie mit ihm darüber, wie es helfen kann. Unterstützen Sie Ihr Kind bei seinen Bemühungen und loben Sie es für seinen Einsatz.
a Aus dem Buch The Collapse of Parenting.
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BelastbarkeitErwachet! 2019 | Nr. 2
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DRITTENS
Belastbarkeit
WAS IST BELASTBARKEIT?
Wer belastbar ist, lässt sich von Schwierigkeiten und Enttäuschungen nicht so leicht aus der Bahn werfen. Diese Eigenschaft ist erlernbar. Genauso wie ein Kind nicht laufen lernt, ohne öfter mal hinzufallen, lernt es nicht, sein Leben zu meistern, ohne gelegentlich Rückschläge zu erleben.
WARUM IST BELASTBARKEIT WICHTIG?
Manche Kinder verlieren bei Rückschlägen, Problemen oder Kritik den Mut. Andere geben gleich ganz auf. Folgende Tatsachen zu verstehen kann Kindern helfen:
Rückschläge gehören manchmal dazu, wenn man ein Ziel erreichen will (Jakobus 3:2)
Jeder wird irgendwann mit Problemen konfrontiert (Prediger 9:11)
Nur wer sich korrigieren lässt, lernt dazu (Sprüche 9:9)
Hat Ihr Kind gelernt, Belastungen standzuhalten, wird es im späteren Leben Herausforderungen zuversichtlich begegnen.
WIE KINDER BELASTBARKEIT ENTWICKELN
Bei Rückschlägen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Der Gerechte mag siebenmal fallen, doch er steht wieder auf“ (Sprüche 24:16).
Helfen Sie Ihrem Kind, Misserfolge richtig einzuordnen. Wie würde Ihr Kind reagieren, wenn es eine schlechte Note schreibt? Würde es aufgeben und sagen: „Ich kann das einfach nicht!“?
Erarbeiten Sie mit Ihrem Kind eine Strategie, wie es sich verbessern kann. So lernt es, sich nicht geschlagen zu geben, sondern die Dinge in die Hand zu nehmen.
Lösen Sie das Problem nicht für Ihr Kind, sondern helfen Sie ihm, es selbst zu lösen. Sie könnten ihm die Frage stellen: „Was kannst du tun, um den Unterrichtsstoff besser zu verstehen?“
Bei Problemen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Dabei wisst ihr gar nicht, wie euer Leben morgen aussieht“ (Jakobus 4:14).
Das Leben ist nicht vorhersehbar. Wer heute reich ist, kann morgen schon arm sein. Wer heute gesund ist, ist morgen vielleicht krank. „Nicht immer [gewinnen] die Schnellen das Rennen . . . noch die Starken die Schlacht“, sagt die Bibel, „denn Zeit und unerwartete Ereignisse treffen sie alle“ (Prediger 9:11).
Eltern möchten alles tun, um ihre Kinder vor Gefahren zu schützen, und das ist gut so. Realistisch gesehen wird es allerdings nicht möglich sein, ein Kind vor allen Problemen des Lebens abzuschirmen.
Natürlich gibt es Probleme, die Kinder noch nicht haben, zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder finanzielle Schwierigkeiten. Aber Sie können Ihrem Kind helfen, andere schwierige Situationen zu bewältigen, etwa wenn eine Freundschaft zerbricht oder ein Familienangehöriger stirbt.a
Bei Kritik.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Hör auf Rat . . ., damit du in Zukunft weise wirst“ (Sprüche 19:20).
Erhält Ihr Kind konstruktive Kritik, ist das kein Mobbing. Es geht vielmehr darum, Ihr Kind auf eine Einstellung oder ein Verhalten aufmerksam zu machen, das es ändern sollte.
Wenn Eltern ihrem Kind beibringen, sich korrigieren zu lassen, erspart das allen Beteiligten viel Kummer. „Kinder ständig vor den Folgen ihrer Fehler zu bewahren, bringt sie nicht weiter“, sagt John, der selbst Vater ist. „Sie werden von einem Problem ins nächste stolpern, und wir Eltern verbringen dann den Rest unseres Lebens damit, für sie die Feuerwehr zu spielen. Das macht Eltern und Kinder unglücklich.“
Was können Sie tun, damit Ihr Kind von konstruktiver Kritik profitiert? Widerstehen Sie dem Drang, es gleich in Schutz zu nehmen, wenn es in der Schule oder woanders kritisiert wird. Stattdessen könnten Sie Ihr Kind fragen:
„Was denkst du, warum man dir das gesagt hat?“
„Was kannst du besser machen?“
„Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?“
Konstruktive Kritik wirkt sich positiv auf Ihr Kind aus – nicht nur jetzt, sondern auch im Erwachsenenleben.
a Siehe den Artikel „Kinder in ihrer Trauer begleiten“ im Wachtturm vom 1. Juli 2008.
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VerantwortungsbewusstseinErwachet! 2019 | Nr. 2
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VIERTENS
Verantwortungsbewusstsein
WAS HEISST ES, VERANTWORTUNGSBEWUSST ZU SEIN?
Auf verantwortungsbewusste Menschen kann man sich verlassen. Sie bleiben an einer Aufgabe dran und bringen sie rechtzeitig zu Ende.
Schon ganz kleine Kinder können im Rahmen ihrer Möglichkeiten beginnen, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. „Mit fünfzehn Monaten entwickeln Kinder die Fähigkeit zur Kooperation. Mit achtzehn Monaten wächst dann der Wunsch, selbst mit anzupacken“, heißt es in dem Buch Parenting Without Borders. „In vielen Kulturen fördern Eltern diese Hilfsbereitschaft besonders bei Kindern zwischen fünf und sieben Jahren. Selbst so kleine Kinder können viele Aufgaben gut erfüllen.“
WARUM IST VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN WICHTIG?
Der Ausdruck „Generation Bumerang“ beschreibt junge Erwachsene, die das Elternhaus verlassen, um auf eigenen Beinen zu stehen, dann aber in Schwierigkeiten geraten und wieder bei ihren Eltern Unterschlupf suchen. Manche haben es nicht gelernt, mit Geld umzugehen, einen Haushalt zu führen und den Alltag zu meistern.
Deshalb ist es das Beste, wenn Sie Ihre Kinder auf das Erwachsenenleben vorbereiten. „Man möchte seine Kinder nicht bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr von sich abhängig machen, um sie dann in die reale Welt zu katapultieren“, so das Buch How to Raise an Adult.
WIE MAN VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN FÖRDERN KANN
Geben Sie Ihrem Kind Aufgaben.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Jede harte Arbeit bringt Gewinn“ (Sprüche 14:23).
Oft wollen kleine Kinder unbedingt mithelfen. Eltern können diesen natürlichen Wunsch fördern und ihren Kindern Aufgaben im Haushalt übertragen.
Manche Eltern sind da etwas zögerlich. Schließlich haben ihre Kinder ja jeden Tag einen Berg an Hausaufgaben zu erledigen. Warum ihnen das Leben also unnötig schwer machen?
Allerdings bringen Kinder, die bei der Hausarbeit mithelfen, eher gute schulische Leistungen, weil sie es gelernt haben, Aufgaben bereitwillig zu übernehmen und zu Ende zu bringen. In dem Buch Parenting Without Borders heißt es dazu außerdem: „Wenn wir den Wunsch kleiner Kinder ignorieren, einen Beitrag zu leisten, verinnerlichen sie den Gedanken, dass es nicht wichtig ist mitzuhelfen . . . Sie entwickeln die Erwartungshaltung, dass ihnen alles abgenommen wird.“
Wie dieses Zitat andeutet, lernen Kinder durch Hausarbeiten zu geben, anstatt zu nehmen, mitzumachen, anstatt machen zu lassen. So verstehen sie, dass sie einen wertvollen Platz in der Familie haben und Verantwortung tragen.
Bringen Sie Ihrem Kind bei, Verantwortung für Fehler zu übernehmen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Hör auf Rat und lass dich erziehen, damit du in Zukunft weise wirst“ (Sprüche 19:20).
Angenommen, Ihr Kind macht einen Fehler – vielleicht beschädigt es unabsichtlich fremdes Eigentum. Widerstehen Sie dann dem Drang, die Sache einfach zu übergehen. Kinder sind durchaus in der Lage, die Folgen ihres Handelns zu tragen. Das hieße in diesem Fall, sich zu entschuldigen und eventuell sogar den Schaden zu ersetzen.
Wenn ein Kind zu seinen Fehlern steht, lernt es,
ehrlich zu sein
die Schuld nicht auf andere zu schieben
nicht nach Ausreden zu suchen
sich, wenn angebracht, zu entschuldigen
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Anleitung von ErwachsenenErwachet! 2019 | Nr. 2
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FÜNFTENS
Anleitung von Erwachsenen
WAS SCHLIESST ANLEITUNG EIN?
Kinder brauchen die Anleitung von Erwachsenen. Eltern können dieses Bedürfnis am besten stillen, und es ist auch ihre Pflicht. Doch auch andere Erwachsene können wertvolle Ratgeber sein.
WARUM IST ANLEITUNG VON ERWACHSENEN WICHTIG?
In vielen Ländern haben Kinder relativ wenig Kontakt mit Erwachsenen.
Einen Großteil des Tages verbringen Kinder in der Schule, wo Lehrer und andere Erwachsene bei Weitem in der Unterzahl sind.
Nach der Schule kehren viele Kinder in eine leere Wohnung zurück, weil beide Eltern berufstätig sind.
Einer Studie zufolge verbringen in den Vereinigten Staaten Kinder zwischen acht und zwölf Jahren etwa sechs Stunden pro Tag mit Medienkonsum.a
In dem Buch Unsere Kinder brauchen uns! heißt es, dass „sich junge Menschen, um Anleitung, Vorbilder und Führung zu finden, nicht an Mütter, Väter, Lehrer und andere verantwortliche Erwachsene [wenden], sondern . . . an ihre eigenen Altersgenossen.“
WIE MAN KINDER ANLEITEN KANN
Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Kind.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Bring einem Kind bei, welchen Weg es gehen soll. Auch wenn es alt wird, wird es ihn nicht verlassen“ (Sprüche 22:6).
Kinder suchen von Natur aus Anleitung bei ihren Eltern. Experten zufolge messen Kinder selbst beim Eintritt ins Teenageralter dem Rat ihrer Eltern oft größeren Wert bei als dem von Gleichaltrigen. „Auch in der Pubertät und bis ins frühe Erwachsenenalter haben Eltern den größten Einfluss auf das Verhalten und die Einstellung ihrer Kinder“, schreibt Dr. Laurence Steinberg in dem Buch You and Your Adolescent. Er fügt hinzu: „Jugendlichen ist die Meinung ihrer Eltern wichtig und sie hören ihnen zu, auch wenn sie es nicht immer zugeben und nicht in allem gleicher Meinung sind.“
Kommen Sie dem natürlichen Bedürfnis Ihres Kindes entgegen, sich an Ihnen zu orientieren. Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Kind und sprechen Sie mit ihm über Ihre Ansichten, Ihre Werte und Erfahrungen.
Reife Freunde zur Seite stellen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Wer seinen Weg mit Weisen geht, wird weise werden“ (Sprüche 13:20).
Gibt es in Ihrem Umfeld Erwachsene, die gute Vorbilder wären? Könnten Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter mit ihnen in Kontakt bringen? Natürlich bedeutet das nicht, seine Verantwortung als Eltern abzugeben. Aber der Zuspruch eines Erwachsenen, von dem Sie wissen, dass er Ihrem Kind keinen Schaden zufügen wird, kann eine wertvolle Ergänzung sein. Die Bibel berichtet von Timotheus, der noch als Erwachsener sehr von der Freundschaft mit dem Apostel Paulus profitierte. Und Paulus war froh, Timotheus an seiner Seite zu haben (Philipper 2:20, 22).
In den letzten hundert Jahren haben viele Familien zu einem gewissen Grad ihr festes Gefüge verloren. Großeltern, Onkel, Tanten und andere Verwandte leben vielleicht in einem anderen Teil der Welt. Beschreibt das Ihre Situation? Dann bringen Sie Ihr Kind mit Erwachsenen zusammen, deren Eigenschaften Sie sich für Ihr Kind wünschen.
a Laut dieser Studie sind es bei Teenagern sogar fast neun Stunden täglich. Beide Statistiken schließen nicht die Zeit ein, die in der Schule oder bei den Hausaufgaben online verbracht wird.
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Moralische WerteErwachet! 2019 | Nr. 2
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SECHSTENS
Moralische Werte
WAS SIND MORALISCHE WERTE?
Menschen mit einer hohen Moral haben eine klare Vorstellung von Richtig und Falsch. Ihr Wertesystem richtet sich nicht nach ihrer momentanen Stimmungslage. Ihr Verhalten wird von festen Prinzipien bestimmt – auch wenn sie unbeobachtet sind.
WARUM SIND WERTE WICHTIG?
Kinder werden mit verdrehten Vorstellungen in Sachen Moral geradezu bombardiert, ob in der Schule, durch Musik, Filme oder Fernsehen. Solche Einflüsse können dazu führen, dass sie ihre moralischen Überzeugungen infrage stellen.
Das gilt besonders für Teenager. Bis zu diesem Alter, heißt es in dem Buch Beyond the Big Talk, „sollten sie durchschaut haben, dass Medien und Gleichaltrige einen enormen Druck ausüben, beliebt und akzeptiert zu sein. Sie sollten gelernt haben, Entscheidungen aus ihren eigenen Überzeugungen heraus zu treffen, auch wenn ihre Freunde nicht der gleichen Meinung sind.“ Es ist offensichtlich, dass dieser Lernprozess bereits vor der Pubertät beginnen sollte.
WIE MAN WERTE VERMITTELT
Stellen Sie ein Wertesystem auf.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Reife Menschen . . . [haben] ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt . . ., um zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden“ (Hebräer 5:14).
Benennen Sie, was richtig und was falsch ist. Stellen Sie im Alltag den Unterschied zwischen Richtig und Falsch heraus: „Das ist ehrlich; das ist unehrlich.“ „Das ist respektvoll; das ist respektlos.“ „Das ist nett; das ist gemein.“ Mit der Zeit wird Ihr Kind Werte mit einem bestimmten Verhalten verknüpfen.
Begründen Sie, warum etwas richtig oder falsch ist. Stellen Sie Fragen wie: Warum ist es am besten, ehrlich zu sein? Warum können Lügen Freundschaften kaputtmachen? Warum ist es falsch zu stehlen? Appellieren Sie dem Alter Ihres Kindes entsprechend an seine Denkfähigkeit und sein Gewissen.
Erklären Sie die Vorteile einer hohen Moral. Sie könnten sagen: „Wenn du zu anderen lieb bist, sind sie gern mit dir zusammen“, oder: „Wenn du ehrlich bist, vertrauen dir andere.“
Identifizieren Sie sich als Familie mit Ihrem Wertesystem.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Denkt darüber nach, was für Menschen ihr sein solltet!“ (2. Petrus 3:11).
Machen Sie Ihre Werte zu einem Teil Ihrer Identität als Familie. Dann können Sie voller Überzeugung sagen:
„In unserer Familie wird nicht gelogen.“
„Wir schlagen andere nicht und schreien sie nicht an.“
„Wir benutzen keine Schimpfwörter.“
Für Ihr Kind sind moralische Werte dann nicht einfach nur Verhaltensregeln, sondern etwas, was die Familie ausmacht.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind immer wieder über die Werte Ihrer Familie. Ziehen Sie Alltagssituationen als Beispiele heran. Sie könnten Ihre Moralvorstellungen dem gegenüberstellen, was Ihrem Kind in den Medien oder in der Schule begegnet. Fragen Sie Ihr Kind: „Was hättest du in der Situation gemacht?“, oder: „Was hätte unsere Familie getan?“
Helfen Sie Ihrem Kind, moralische Werte zu verinnerlichen.
GRUNDSATZ AUS DER BIBEL: „Behaltet ein gutes Gewissen“ (1. Petrus 3:16).
Loben Sie gutes Verhalten. Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich richtig verhalten hat, und begründen Sie Ihr Lob. Sie könnten zum Beispiel sagen: „Du warst ehrlich. Ich bin stolz auf dich.“ Wenn Ihr Kind zugibt, etwas falsch gemacht zu haben, loben Sie es aufrichtig für seine Ehrlichkeit, bevor Sie auf das Fehlverhalten eingehen.
Korrigieren Sie schlechtes Verhalten. Helfen Sie Ihrem Kind, für das, was es tut, Verantwortung zu übernehmen. Kinder sollten wissen, was sie falsch gemacht haben und warum das nicht zu den Werten der Familie passt. Manche Eltern haben Angst, dass sich ihr Kind dann schlecht fühlt, aber diese Art Gespräche sensibilisieren das Gewissen Ihres Kindes, und es lernt, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden.
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