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    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1990
    • An der Küste kennt jeder Jehovas Zeugen

      Sehen wir uns nun das Königreichswerk an der Karibikküste an. Erinnert ihr euch noch an den Bericht von Schwester Kate Goas, nachdem sie 1942 in Barranquilla gepredigt hatte? Sie glaubte, es gebe dort viele aufrichtige Menschen, die günstig auf die Wahrheit reagieren würden. Vier Jahre später trafen fünf Missionare aus Bogotá ein, die sich daranmachten, in dieser Küstenstadt zu predigen.

      Das tropische Barranquilla hat seinen eigenen Reiz: die unbeschwerten, aufgeschlossenen Menschen und der besondere Klang ihrer Stimme. Ja, die Costeños sind zugänglich und recht oft fröhlich und ausgelassen. Man muß sie einfach gern haben.

      Die fünf Missionare, die 1946 von Bogotá nach Barranquilla umzogen, erhielten im November jenes Jahres weitere Hilfe. Der schlaksige 28jährige James Webster, ein ehemaliger Farmerjunge aus den Vereinigten Staaten, traf ein. „Welch eine plötzliche Veränderung!“ sagte Bruder Webster. In der Gileadschule war Robert Tracy sein Klassenkamerad gewesen, und wie er hatte Bruder Webster vor seiner Ankunft im Kreisdienst gestanden.

      Sechs Monate später, im Mai 1947, kam Olaf Olson aus Bogotá, um die Missionargruppe zu unterstützen. Er war ein Nordamerikaner norwegischer Herkunft, weshalb er Spanisch mit starkem skandinavischem Akzent sprach. Die Stadt Barranquilla zählte damals rund 160 000 Einwohner, aber nur eine Handvoll Einheimische versammelten sich regelmäßig mit den sieben Ausländern. Bruder Olson erklärte, Barranquilla werde eines Tages 500 Verkündiger haben. Das schien damals unmöglich, doch dieses Ziel wurde im Januar 1959 erreicht.

      Die meisten Neuinteressierten gehörten der ärmeren Schicht an, el pueblo, wie Kolumbianer sie nennen. Während der schrecklichen Violencia waren es Zeugen aus el pueblo, die unerschrocken die Wahrheit in andere Küstenstädte und ins Landesinnere trugen und dabei echte Pionierarbeit leisteten.

      „Heute gibt es in Barranquilla 62 Versammlungen, mehr als in jeder anderen Stadt des Landes außer Bogotá“, sagt Rogelio Jones, der als Stadtaufseher dient. Er ist Bauunternehmer und hat der Gesellschaft seit den 50er Jahren bei Bauprojekten geholfen. „Und durch das Predigtwerk an der Küste sind gute Ergebnisse erzielt worden. Fast jeder in Barranquilla hat einen Angehörigen, Freund oder Arbeitskollegen, der ein Zeuge Jehovas ist. Die karibische Küstengegend ist vielleicht das einzige Gebiet in Kolumbien, wo die Leute stets zwischen Jehovas Zeugen und anderen nichtkatholischen Gruppen unterscheiden.“

      Losverkäufer ist heute allgemeiner Pionier

      Den Fremden, die Kolumbien besuchen, fallen sofort die überall anzutreffenden Losverkäufer auf — der Inbegriff von Geschäftigkeit und Hartnäckigkeit. José Villadiego, einer dieser Straßenverkäufer, nahm von einem Missionar, der gerade Straßendienst verrichtete, Literatur entgegen. Ihm gefiel, was er las. Ein paar Tage danach traf er zufällig einen Königreichsverkündiger im Dienst von Haus zu Haus. Als erfahrener Geschäftsmann, der allerdings ein ganz anderes Produkt an den Mann zu bringen versuchte, begann er, den Verkündiger zu begleiten. Zunächst paßte er auf, wie der Verkündiger beim Predigen vorging. Dann mischte er sich selbst in das Gespräch ein, um die Wichtigkeit der Botschaft nachdrücklich zu betonen.

      Am darauffolgenden Sonntagmorgen kam José in den Königreichssaal, bereit für den Predigtdienst. (Damals wurden die Erfordernisse für neue Verkündiger noch nicht so deutlich herausgestellt wie heute.) Bald gab José seinen Losverkauf auf, um sich Gott hinzugeben und sich taufen zu lassen. Sechs Monate nach seiner Taufe, im April 1949, wurde er der erste allgemeine Pionier in Barranquilla. José Villadiego dient heute als Ältester in einer Versammlung in Barranquilla und ist als allgemeiner Pionier immer noch ein Beispiel an Fleiß und Begeisterung.

      Die Freundlichkeit des Mannes beeindruckte sie

      Auch unter den Reicheren gab es freundliche Menschen, die darauf warteten, die Wahrheit zu erkennen. Im Distrikt von El Prado lebte beispielsweise eine verzweifelte Witwe, Inez Wiese. Sie wurde in Jamaika geboren und hatte in Kolumbien ihre Kindheit verbracht. Ihre Eltern waren Briten. Später heiratete sie und zog nach Deutschland, wo sie während des Zweiten Weltkriegs ihren deutschen Mann und ihre beiden Adoptivsöhne verlor. Nach dem Krieg kehrte sie nach Kolumbien zurück. 1947 klopfte eines Tages Olaf Olson an ihre Tür und bot ihr das Wachtturm-Abonnement an. Später erzählte sie: „Ich hatte noch nichts von Jehovas Zeugen gehört und wußte sehr wenig von der Bibel. Doch ich entschloß mich, die Zeitschrift zu abonnieren, weil der Mann so freundlich und rücksichtsvoll war.“ Zwei Jahre später nahm Inez im Alter von 59 Jahren den Pionierdienst auf.

      Sie machte großzügige Spenden für das Königreichswerk, u. a. schenkte sie dem Missionarheim einen Kühlschrank und eine Waschmaschine — dringend benötigte Gegenstände. Dem Zweigbüro schenkte sie einen großen neuen Kombiwagen, Baujahr 1953. All die Jahre ist sie außerdem eine gute Spanischlehrerin für die neuen Missionare gewesen. Bis zu ihrem Tod 1977 gab Inez ein ausgezeichnetes Beispiel. Ihr Sinn für Humor und ihre Wertschätzung für die Wahrheit waren sowohl für die Missionare als auch für die einheimischen Brüder eine Ermunterung.c

      „Jetzt kam wirklich etwas in Bewegung“

      Farah Morán, der zuvor erwähnte Besitzer eines Herrenbekleidungsgeschäfts, der etwa 14 Jahre lang die von Bruder Rutherford verfaßten Bücher gelesen hatte, war überzeugt, die Wahrheit gefunden zu haben. Im September 1949 sprach einer der Missionare in Farahs Geschäft vor. Bruder Webster stellte sich als Prediger vor und wollte gerade mit seiner Darlegung fortfahren, als ihn Farah mit den Worten unterbrach: „Ich bin nicht daran interessiert, über irgendeine Religion etwas zu erfahren, außer über die, die von Richter Rutherford erklärt wird.“ Sobald ihm gezeigt wurde, daß es sich um die gleiche Botschaft handelte, nahm Farah gern das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ entgegen. Noch in derselben Woche fing Farah an, die Zusammenkünfte zu besuchen.

      Bruder Webster erzählt: „Farahs Frau und einige ihrer Angehörigen kamen zur Wahrheit. Auch Farahs alter Jagdkamerad César Roca, einschließlich seiner Frau und seiner großen Familie, sowie mehrere andere Freunde nahmen die Botschaft an. Farahs protestantische Brüder und deren Familien sowie einige ihrer angeheirateten Verwandten wurden ebenfalls Zeugen Jehovas. Jetzt kam wirklich etwas in Bewegung.“

      Das Wachstum in Barranquilla ging schnell voran, und bald gründete man eine zweite Versammlung. Farah Moráns Wohnung diente als Königreichssaal. Olaf Olson war vorsitzführender Aufseher. Zweiundfünfzig Personen waren bei der ersten Zusammenkunft anwesend. Bruder Olson schulte Farah, so daß dieser als Aufseher der Gruppe dienen konnte. Im September 1953 wurde eine dritte Versammlung gebildet. Zwei Jahre später gründete man eine vierte.

  • Kolumbien
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1990
    • [Bild auf Seite 87]

      Die Missionare Olaf Olson und James Webster

      [Bild auf Seite 88]

      Rogelio Jones, ein Bauunternehmer, José Villadiego, ein ehemaliger Losverkäufer, und Farah Morán, der früher ein Herrenbekleidungsgeschäft besaß, gehörten zu den ersten Zeugen und sind heute immer noch in Barranquilla tätig

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