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Erwachet! 1994
g94 22. 2. S. 10-13

Bedeutende Handelsstädte

DAS alte Babylon wird in der Bibel „eine Stadt von Händlern“ genannt (Hesekiel 17:4, 12). Diese Bezeichnung hätte auch auf das alte Tyrus gepaßt, das heute mit Sur gleichgesetzt wird, einer Hafenstadt am Mittelmeer zwischen Beirut (Libanon) und Haifa (Israel).

Einer Enzyklopädie zufolge war Tyrus „ungefähr ab 2000 v. u. Z. eine bedeutende phönizische Hafenstadt“. Als die Israeliten das Land der Verheißung um 1467 v. u. Z. erobert hatten, war Tyrus eine bedeutende Seemacht. Ihre Schiffsflotte und ihre Seeleute waren für ihre Reisen in ferne Länder bekannt (1. Könige 10:11, 22).

Eine mächtigere Flotte

„Herrsche Britannien, beherrsche die See“, schrieb James Thomson, ein schottischer Dichter des 18. Jahrhunderts, über die Flotte, die mithalf, das britische Weltreich zu einem der größten Handelsriesen zu machen, die je existierten. „Die starke Marine garantierte die Unverletzlichkeit Britanniens im Falle einer Invasion, die Sicherheit ihrer überseeischen Besitzungen und den friedlichen Ausbau ihrer weltweiten Handelsinteressen“ (The Cambridge Historical Encyclopedia of Great Britain and Ireland).

Als sich das britische Weltreich ausdehnte, erreichte sein Handel weltweite Ausmaße. Zwischen 1625 und 1783 nahmen die Einfuhren nach Britannien um etwa 400 Prozent und die Ausfuhren um über 300 Prozent zu. 1870 produzierten britische Fabriken über ein Drittel der in der ganzen Welt hergestellten Waren. Da das Pfund Sterling den internationalen Handel klar beherrschte, wurde London das unangefochtene Finanzzentrum der Welt.

Heute verbindet jeder etwas anderes mit London. Musikliebhaber denken an das Opernhaus Covent Garden oder an die Royal Festival Hall, Sportfans an Wembley und Wimbledon, Theaterfreunde an das West End. Modebewußte denken entweder an die Savile Row oder an die Carnaby Street, Geschichtsstudenten an den Tower und an das Britische Museum, wohingegen solche, die Pomp lieben — von Klatsch und Skandalen ganz zu schweigen —, vielleicht an das Parlament und den Buckingham-Palast denken.

Paradoxerweise liegt keine dieser Touristenattraktionen wirklich in der City of London. Das eigentliche London, einfach die City genannt, dient als kommerzieller Mittelpunkt einer Großstadt, die sich aus Dutzenden von Vororten zusammensetzt. Innerhalb der „Quadratmeile“ Londons befindet sich die Bank of England, liebevoll die „alte Lady der Threadneedle Street“ genannt. Ihre Gründung erfolgte 1694 per Gesetz, und sie ist eine der ältesten Zentralbanken der Welt. Diese mächtigen Institutionen fungieren als Bankiers für die Regierungen, regeln die Tätigkeit der Geschäftsbanken und beeinflussen durch ihre geld- und kreditpolitischen Maßnahmen oft stark die Wirtschaftspolitik der Regierungen. Ebenfalls in der City befinden sich die Börse und nicht weit davon entfernt Lloyd’s, die internationale Versicherungsbörse.

In den 60er Jahren nannte man die Stadt wegen ihres sorglosen Lebensstils zwar „Swinging London“, doch sie hat in den fast 2 000 Jahren ihrer Existenz viel Leid gesehen. 1665 raffte die große Seuche, die Beulenpest, ungefähr 100 000 Menschen dahin, und ein Jahr später zerstörte das Großfeuer die Stadt fast völlig. Im Zweiten Weltkrieg wurden bei Luftangriffen durch deutsche Bomber 30 000 Einwohner Londons getötet und 80 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört.

Von einer jüngeren überholt

Verglichen mit London, ist New York, das 1624 von holländischen Siedlern gegründet wurde und den Namen Neu Amsterdam erhielt, noch jung. Doch heute ist es einer der größten und geschäftigsten Seehäfen der Welt; ein Industrie-, Handels- und Finanzzentrum; Sitz vieler der größten Geldinstitute der Welt. Als Handelszentrum stellt es sowohl Amsterdam als auch London in den Schatten. Wie ein Symbol der Überlegenheit recken sich die 110 Stockwerke hohen Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center, die 1993 durch eine von Terroristen gezündete Bombe erschüttert wurden, noch immer stolz in den Himmel.

New York, die größte Stadt der USA, ist ebenso wie das ganze Land ein Schmelztiegel der Nationalitäten. Seit 1886 lockt die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen Immigranten in eine Welt, die Freiheit und Chancengleichheit verspricht.

Einige New Yorker Straßennamen sind mehr als nur Namen. Zum Beispiel steht der Broadway für Theaterveranstaltungen von Weltgeltung, die Maßstäbe aufstellen und Trends setzen. Und was ist über die Wall Street zu sagen? 1792 trafen sich 24 Börsenmakler unter einer Platane, um die Gründung einer Aktienbörse in New York zu erörtern. 1817 offiziell gegründet, ist sie jetzt der größte Aktienmarkt — heute allgemein als Wall Street bekannt.

Der Broadway bietet anregende Unterhaltung, doch was echte Dramen betrifft, kann er die Wall Street nicht überbieten. Im Oktober 1987, als die Wall Street ihren tiefsten und schnellsten Kurssturz in der Geschichte verzeichnete, fielen die Kurse in allen anderen 22 Hauptaktienbörsen auf der ganzen Welt entsprechend. Wie ein Reporter schrieb, würden sich „dunkle Vorahnungen“ breitmachen, genährt durch Nachrichten von „alarmierenden Preiseinbrüchen in allen früh öffnenden Märkten: Tokio, Hongkong, London, Paris und Zürich“.

Eine wacklige Wall Street, ein wackliges World Trade Center — was läßt dies für den Welthandel erahnen?

„Stapelmenschen“

Hongkong ist so dicht bevölkert, daß seine Bewohner einmal treffend als „Stapelmenschen“ bezeichnet wurden. In dem Viertel Mong-kok wohnen 140 000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Dem Meer ist einiges Land abgerungen worden, dennoch lebt ungefähr ein Prozent der Bevölkerung buchstäblich auf dem Wasser. Man kennt diese Menschen dort als Tanka; wie ihre Vorfahren — Fischer aus Nordchina, die im zweiten Jahrtausend v. u. Z. ein kleines Fischerdorf gründeten — wohnen sie in Dschunken oder anderen Booten.

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Briten und erkannten sofort die strategische Bedeutung und die für den Handel vielversprechende Lage Hongkongs. Sein ausgezeichneter Hafen war sowohl von Osten als auch von Westen zu erreichen, und es lag an den Haupthandelsrouten zwischen Europa und dem Fernen Osten. Als Folge der beiden Opiumkriege (1839—42 und 1856—60) war China gezwungen, die Insel Hongkong und Teile der Halbinsel Kowloon an die Briten abzutreten, und so entstand dort eine britische Kolonie. 1898 verpachtete China das ganze Gebiet und die New Territories im Norden für 99 Jahre an Großbritannien. Wenn der Pachtvertrag 1997 abläuft, wird Hongkong an China zurückfallen.

Wie es sich für eine Stadt gehört, die in der Zeitschrift National Geographic „das drittgrößte Finanz- und das elftgrößte Handelszentrum“ der Welt genannt wird, ist man in Hongkong hauptsächlich damit beschäftigt, Geld zu verdienen und es auszugeben. Der übliche Gruß bei den Feiern zu Beginn des neuen Mondjahres lautet: „Mögest du mit Wohlstand gesegnet sein.“ Und offensichtlich sind viele Einwohner damit gesegnet worden, was eine Zeitschrift zu der Behauptung veranlaßte, daß „Hongkong pro Kopf mehr Cognac konsumiert und mehr Rolls-Royce pro Quadratkilometer aufzuweisen hat als irgendein anderer Ort auf der Welt“.

Diesen Wohlstand hätte man während des Zweiten Weltkrieges wohl kaum vorhersehen können, als der Handel in Hongkong fast zum Erliegen kam, Nahrungsmittel knapp waren und so viele Einwohner nach China flohen, daß die Bevölkerungszahl um über die Hälfte sank. Nach dem Krieg begann für die Stadt ein Aufschwung, der sie zu einer asiatischen Superwirtschaftsmacht werden ließ. Ihre Produkte lassen sich auf dem Weltmarkt gut verkaufen, weil die Herstellungskosten wegen der billigen Arbeitskräfte und Rohmaterialien niedrig sind. Der Export stieg von 1971 bis 1992 fast auf das 45fache.

Welche kommerziellen, politischen und sozialen Auswirkungen wird es haben, wenn Hongkong 1997 wieder an China zurückgegeben wird? Einige Bürger und Firmen sind wegen der Unsicherheit weggezogen. Andere sind geblieben, haben aber ihr Geld möglicherweise schon beiseite geschafft — an einen nach ihrer Meinung sicheren Ort.

„Ein Tresor für die ganze Welt“

Im 17. Jahrhundert schlug die Schweiz eine Politik der Neutralität ein, eine Politik, die sie nicht immer erfolgreich beibehalten konnte. Dennoch gilt Geld, das dort deponiert ist, als verhältnismäßig sicher. Das Bankgeheimnis wird in der Schweiz strikt gewahrt. Daher können Personen, die ihr Vermögen — aus welchem Grund auch immer — geheimhalten wollen, praktisch anonym bleiben.

Im Zentrum dieser Geldangelegenheiten steht Zürich. Es ist mit über 830 000 Einwohnern die größte Stadt der Schweiz. Ihre strategisch günstige Lage an den europäischen Handelsrouten kam ihr jahrhundertelang zugute, und heute steht sie in der modernen Finanzwelt in der vordersten Reihe. Tatsächlich sagt Professor Herbert Kubly, die Hauptstraße Zürichs sei „das Bankzentrum des gesamten europäischen Kontinents und darüber hinaus ein Tresor für die ganze Welt“.

Zürich hat sich auch auf dem Gebiet religiöser Entwicklungen einen Namen gemacht. Ulrich Zwingli, ein katholischer Priester, hielt dort 1519 eine Reihe von Predigten, die zu einer Kontroverse mit dem katholischen Bischof führten. Aus späteren Debatten ging Zwingli 1523 siegreich hervor. Während die Reformation in der Schweiz an Boden gewann, schlossen sich andere Städte Zwingli an und wurden zu Bastionen seiner Form des Protestantismus.

Ein „Sohn“ aus jüngerer Vergangenheit war Albert Einstein, der als einer der größten Wissenschaftler der Geschichte angesehen wird. Obwohl Einstein in Deutschland geboren wurde, studierte er in Zürich Physik und Mathematik. Für eine Theorie, die er 1905 veröffentlichte, erhielt er von der Universität Zürich sogar den Titel Doktor der Philosophie. Mit seinen Erkenntnissen setzte er die lange Tradition vorzüglicher schweizerischer Wissenschaftler fort, zu der Zürich in großem Maße beigetragen hat. Zürichs Technische Hochschule hat mehr Nobelpreisträger hervorgebracht als irgendeine andere wissenschaftliche Hochschule der Welt.

Trotz allen Wohlstands, trotz des religiösen und wissenschaftlichen Erbes ist Zürich jedoch nicht frei von Problemen. Die Zeitung The European zeichnete im Mai letzten Jahres ein unschönes Bild von dieser Stadt. Das Blatt schrieb, daß „der berüchtigte Platzspitz, ehemals ein internationaler Magnet für Junkies“, zwar geschlossen wurde, daß aber die Drogenszene einfach in einen anderen Bezirk, bekannt als Kreis 5, umgezogen ist. Dieser Bezirk, so hieß es in dem Bericht, „verkörpert das, was die Schweiz verzweifelt zu verbergen sucht: Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Alkoholismus, Resignation, Wohnprobleme und vor allem Drogenmißbrauch“.

Merkwürdigerweise verbindet gerade das Problem Drogenmißbrauch Zürich mit New York und Hongkong. Wahrscheinlich kommen über 80 Prozent des Heroins, das nach New York geschmuggelt wird, aus dem Goldenen Dreieck — Nordmyanmar, Thailand und Laos —, und Hongkonger Geheimbünde, bekannt als Triadena, treiben damit schwunghaften Handel. Und schließlich werden viele Dollars, die die Hongkonger Triaden durch den Verkauf von Heroin an Süchtige in New York verdienen, vermutlich auf Züricher Bankkonten eingezahlt.

Die bedeutenden Handelsstädte, die durch London, Zürich, Hongkong und New York passend repräsentiert werden, haben mit dem alten Tyrus viel gemein. Der kommerzielle Erfolg der Stadt Tyrus, die auf Kosten anderer gedieh, nährte Hochmut und Stolz und führte schließlich zum Verderben.

Wird es den heutigen Handelszentren besser ergehen? Ist ihre Grundlage solider? Tatsächlich wird es ihnen nicht besser ergehen als den Städten, die in der nächsten Folge behandelt werden.

[Fußnote]

a Der Ausdruck „Triade“ ist auf ein Dreieck zurückzuführen, das einer der Gründer der Geheimbünde benutzte, um die Einheit von Himmel, Erde und Mensch zu bezeichnen. Geheimbünde existieren in China seit 2 000 Jahren; die modernen Formen gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Ursprünglich waren sie politischer Natur, doch heute sind es kriminelle Vereinigungen. Man sagt, daß sie „weltweit 100 000 oder mehr Mitglieder kommandieren“, und die Zeitschrift Time zitierte einen Hongkonger Polizisten, der erklärte: „Triaden sind Brutstätten für das organisierte Verbrechen.“

[Bild auf Seite 10]

Hongkong

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