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Die Verbrechen der Nationalsozialisten aufgedecktErwachet! 1995 | 22. August
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Die Grauen der Lager aufgedeckt
Obwohl die Öffentlichkeit bis 1945 größtenteils keine Kenntnis von der Existenz der Konzentrationslager hatte, wurden bereits in den 30er Jahren in den Veröffentlichungen der Watch Tower Society Einzelheiten darüber berichtet. 1937 berichtete Trost (engl.) beispielsweise über Experimente mit Giftgas in Dachau. Bis 1940 waren in den Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas 20 verschiedene Lager namentlich genannt worden, und es waren Berichte über die menschenunwürdigen Bedingungen erschienen.
Woher wußten Jehovas Zeugen über die Konzentrationslager so gut Bescheid? Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, befanden sich bereits 6 000 Zeugen in den Lagern und in Gefängnissen. Der deutsche Historiker Detlef Garbe schätzt, daß die inhaftierten Zeugen zu jener Zeit zwischen 5 und 10 Prozent aller Häftlinge ausmachten.
Bei einer Informationsveranstaltung über den Holocaust und Jehovas Zeugen sagte Garbe: „Von den etwa 25 000 Personen, die sich zu Beginn des Dritten Reiches als Zeugen Jehovas bekannten, wurden ungefähr 10 000 für eine unterschiedlich lange Dauer inhaftiert. Von diesen wurden über 2 000 in Konzentrationslager eingewiesen. Jehovas Zeugen wurden somit von allen religiösen Gruppen nach den Juden am härtesten von der SS verfolgt.“
In einer im Juni 1940 erschienenen englischen Ausgabe von Trost war zu lesen: „Als Deutschland seinen Blitzkrieg startete, lebten in Polen 3 500 000 Juden ..., und sollten die Berichte, die die westliche Welt erreichen, richtig sein, so ist die Vernichtung der Juden voll im Gange.“ 1943 wurde in Trost (engl.) bemerkt: „Ganze Völker — Griechen, Polen und Serben — werden systematisch ausgelöscht.“ Bis zum Jahr 1946 waren in den englischen und den deutschen Ausgaben der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter beziehungsweise Trost die Namen von insgesamt 60 Gefängnissen und Konzentrationslagern genannt worden.
Frustration bei der NS-Macht
Der NS-Staat versuchte zwar, die Flut von Veröffentlichungen der Watch Tower Society einzudämmen, aber ein Beamter aus Berlin erklärte damals, es sei schwer, ausfindig zu machen, wo die Schriften der Bibelforscher immer noch heimlich gedruckt würden; keiner trage irgendwelche Namen oder Adressen bei sich und keiner verrate den anderen.
Trotz verzweifelter Bemühungen gelang es der Gestapo zu keiner Zeit, mehr als die Hälfte aller Zeugen in Deutschland einzusperren. Man stelle sich vor, wie frustrierend das angesichts des gewaltigen Spitzelapparats des NS-Staates gewesen sein muß — die kleine Gruppe von Zeugen konnte weder gefaßt noch zum Schweigen gebracht werden, noch war man imstande, die emsige Verbreitung ihrer Veröffentlichungen zu stoppen. Die Schriften wurden verbreitet und überwanden selbst die Stacheldrahtzäune der Konzentrationslager.
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Die Verbrechen der Nationalsozialisten aufgedecktErwachet! 1995 | 22. August
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[Kasten auf Seite 9]
Jehovas Zeugen deckten die Existenz der Lager auf
DIE Namen Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs allgemein unbekannt, doch nicht den Lesern der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter beziehungsweise Trost. Die Berichte von Zeugen Jehovas, die unter großen Gefahren aus den Lagern geschmuggelt wurden und dann in Wachtturm-Publikationen erschienen, legten die mörderischen Absichten des Dritten Reiches bloß.
Im Jahr 1933 brachte Das Goldene Zeitalter (engl.) den ersten von vielen Berichten über die Existenz von Konzentrationslagern in Deutschland. 1938 veröffentlichten Jehovas Zeugen das Buch Kreuzzug gegen das Christentum in Deutsch, Französisch und Polnisch. Darin wurden die boshaften Angriffe der Nationalsozialisten gegen Jehovas Zeugen gründlich dokumentiert und die Konzentrationslager Sachsenhausen und Esterwegen schematisch dargestellt. (Siehe auch Das Goldene Zeitalter vom 1. Juni 1934, Seite 3—15.)
Der Nobelpreisträger Dr. Thomas Mann schrieb: „Ich habe Ihr so schauerlich dokumentiertes Buch mit größter Ergriffenheit gelesen, und ich kann die Mischung von Verachtung und Abscheu nicht beschreiben, die mich beim Durchblättern dieser Dokumente menschlicher Niedrigkeit und erbärmlicher Grausamkeit erfüllte. ... durch Schweigen [wird] der Welt die moralische Apathie ... nur allzu bequem gemacht ... auf jeden Fall haben Sie Ihre Pflicht getan, indem Sie mit diesem Buch vor die Öffentlichkeit traten“ (Kursivschrift von uns).
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Die Verbrechen der Nationalsozialisten aufgedecktErwachet! 1995 | 22. August
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[Diagramme auf Seite 11]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Diese Zeichnungen von Konzentrationslagern erschienen 1937 in den Veröffentlichungen von Jehovas Zeugen
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