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Zwei „Wunder“ auf einem Kongress in GeorgienDer Wachtturm 2007 | 1. August
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Schlüsselstadt für die Kongresse sollte die georgische Hauptstadt Tiflis sein. Ab Januar 2006 setzte man alle Hebel in Bewegung, um dort eine geeignete Versammlungsstätte für Tausende von Besuchern zu finden. Die anderen Kongressorte sollten telefonisch zugeschaltet werden.
Früher waren Jehovas Zeugen in Georgien von allen Seiten bekämpft worden. Doch in den letzten Jahren hat sich mehr und mehr das Recht auf freie Religionsausübung durchgesetzt. Also wagte man einen Vorstoß und war optimistisch, in der Hauptstadt eine passende Örtlichkeit zu finden. Die Georgier sind im Grunde ein herzliches, gastfreundliches Volk. Aber manche Amtspersonen haben tief sitzende religiöse Vorurteile. Würden sie sich wohl einen Ruck geben und Jehovas Zeugen eine Genehmigung erteilen?
Das Kongresskomitee suchte mehrere Stadien und große Sporthallen auf. In den meisten Fällen waren die Verantwortlichen mit der Benutzung einverstanden, wollten sich aber nicht auf ein bestimmtes Datum festlegen lassen. Umso überraschter war man, als sich die Verwaltung der Tifliser Philharmonie bereit erklärte, ihr Gebäude an Jehovas Zeugen zu vermieten. Der Konzertsaal liegt im Herzen der Stadt und ist Schauplatz glanzvoller Aufführungen.
Voller Freude, dass sich die Ausdauer bezahlt gemacht hatte, begann man mit der Planung für die Kongresse in Tiflis, Znori, Kutaissi, Sugdidi, Kaspi und Gori. Es war eine Menge Arbeit, das Zusammenschalten dieser Veranstaltungsorte vorzubereiten. Nachdem endlich alles startklar war, machte die Tifliser Philharmonie ohne jede Erklärung den Vertrag urplötzlich rückgängig. Das war nur eine Woche vor Kongressbeginn.
Das erste „Wunder“
Was sollte man zu einem so späten Zeitpunkt noch aus dem Boden stampfen? Die einzige Alternative bot sich im ländlichen Marneuli, 40 Kilometer von Tiflis entfernt. Auf dem Grundstück einer Familie von Zeugen Jehovas hatten bereits viele Kongresse stattgefunden. Dieses Land, einst eine große Ackerfläche, war in den vergangenen zehn Jahren der einzige Ort, an dem die Tifliser Versammlungen Kongresse abhalten konnten. Allerdings war es dort auch schon zu brutalen Angriffen auf Jehovas Zeugen gekommen.
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Zwei „Wunder“ auf einem Kongress in GeorgienDer Wachtturm 2007 | 1. August
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Die Gefahr von Übergriffen war allerdings nicht die einzige Sorge des Kongresskomitees. Hinzu kam das Problem, auf einem Gelände, das eigentlich nur 2 500 Personen Platz bot, 5 000 unterzubringen. Wie sollte man in so kurzer Zeit eine Lösung finden? Wie durch ein Wunder meldeten sich auf einmal die Besitzer von zwei Nachbargrundstücken und wollten ihre Äcker vermieten.
Dieses Land in ein Kongressgelände zu verwandeln war allerdings die reinste Schwerstarbeit. Und das Wetter spielte auch nicht gerade mit. Es regnete die ganze Woche. Auf den Äckern der Nachbarn waren Kartoffeln gepflanzt, die geerntet werden mussten. Freiwillige Helfer versammelten sich im strömenden Regen, um zuerst einmal die Kartoffeln auszugraben. Danach rissen sie Zäune ab und stellten ein Gerüst für eine Überdachung auf. Man brauchte auch zusätzliche Holzbänke und Lautsprecher. Tag und Nacht wurde gesägt, gehämmert und gebohrt, und mancher verzichtete auf seinen Schlaf.
„Was ist, wenn es auf dem Kongress weiterregnet?“, fragten sich alle. „Ob die Delegierten dann im Schlamm versinken?“ Man kaufte Stroh, um den nassen Boden zu bedecken. Dann endlich ließ sich die Sonne blicken. An allen drei Tagen war das Kongressgelände in wohliges Sonnenlicht getaucht.
Die Delegierten erwartete eine bezaubernde Szenerie. Die ländliche Idylle war wie ein Einblick in die neue Welt. Umgeben von einem Panorama aus Feigen- und anderen Obstbäumen, aus Mais- und Tomatenfeldern fand jeder bequem Platz. Das Bühnenbild bestand aus Weinreben. Während des Programms hörte man hier und da einen Hahnenschrei oder Gegacker, wenn die Hühnereier eingesammelt wurden. Für die Besucher war die ländliche Geräuschkulisse aber nur eine amüsante Untermalung. Sie ließen sich überhaupt nicht ablenken, sondern hörten gespannt zu, um ja nichts von dem hervorragenden biblischen Programm zu verpassen.
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