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  • Kongresse — ein Beweis, daß wir Brüder sind
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Erste Kongresse der Bibelforscher

      Es kam ganz allmählich dazu, daß sich Bibelforscher aus verschiedenen Städten und Ländern versammelten. Durch ihre Kongresse oder Hauptversammlungen lernten sie im Gegensatz zu Gruppen der traditionellen Kirchen rasch Mitgläubige aus anderen Orten kennen. Zunächst wurden diese Kongresse in Verbindung mit der jährlichen Feier zum Gedenken an den Tod des Herrn in Allegheny (Pennsylvanien) abgehalten. 1891 wurde speziell eine „Hauptversammlung für das Bibelstudium und die Feier des Abendmahls des Herrn“ angekündigt. Im darauffolgenden Jahr stand im Wacht-Turm als auffällige Überschrift die Ankündigung: „HAUPTVERSAMMLUNG DER GLÄUBIGEN IN ALLEGHENY (PA.) ... 7. BIS EINSCHLIESSLICH 14. APRIL 1892“.

      Die Öffentlichkeit war zu diesen ersten Kongressen nicht eingeladen. Dennoch waren 1892 ungefähr 400 Personen anwesend, die Glauben an das Lösegeld und echtes Interesse am Werk des Herrn erkennen ließen. Zum Programm gehörte ein fünftägiges intensives Bibelstudium, und an zwei weiteren Tagen erhielten die Kolporteure hilfreiche Ratschläge.

      Ein Teilnehmer, der zum erstenmal dabei war, sagte: „Ich war schon auf vielen Tagungen, aber noch nie habe ich eine solche Hauptversammlung erlebt, wo vom Aufstehen bis zum Schlafengehen der Wille und Plan Gottes das einzige Thema ist — im Haus, auf der Straße, während der Zusammenkünfte, beim Mittagessen, ja überall.“ Über den Geist, der unter den Delegierten herrschte, sagte ein Besucher aus Wisconsin (USA): „Ich war sehr beeindruckt von dem Geist der Liebe und brüderlichen Freundlichkeit, der bei jeder Gelegenheit zu beobachten war.“

      Bei der Jahreshauptversammlung von 1893 trat eine Änderung ein. Um die Ermäßigungen im Eisenbahnverkehr auszunutzen, die wegen der Kolumbus-Ausstellung in jenem Sommer gewährt wurden, versammelten sich die Bibelforscher vom 20. bis 24. August in Chicago (Illinois). Das war ihr erster Kongreß außerhalb von Pittsburgh und Umgebung. Da man aber für das Werk des Herrn den bestmöglichen Gebrauch von Zeit und Geld machen wollte, fand danach für ein paar Jahre keine weitere allgemeine Hauptversammlung statt.

      Von 1898 an ergriffen die Bibelforscher in verschiedenen Orten die Initiative und planten Kongresse, zu denen jeweils Besucher aus einer bestimmten Region eingeladen wurden. Im Jahre 1900 gab es drei von der Gesellschaft organisierte allgemeine Hauptversammlungen, aber es fanden außerdem 13 regionale Kongresse in den Vereinigten Staaten und in Kanada statt, die zumeist nur einen Tag dauerten und oft in Verbindung mit dem Besuch eines Pilgerbruders abgehalten wurden. Die Zahl stieg weiter an. 1909 gab es in Nordamerika mindestens 45 regionale Kongresse, abgesehen von den Hauptversammlungen, auf denen Bruder Russell bei seinen besonderen Reisen in verschiedene Gegenden des Kontinents Ansprachen hielt. Ein wesentlicher Teil des Programms bei diesen eintägigen Kongressen sollte speziell das Interesse der Öffentlichkeit wecken. Die Besucherzahl konnte zwischen einhundert und mehreren Tausend liegen.

      Dagegen wurde auf den vorwiegend von Bibelforschern besuchten allgemeinen Hauptversammlungen Nachdruck auf die Belehrung derer gelegt, die auf dem Weg der Wahrheit bereits ziemlich gefestigt waren. Zu diesen Hauptversammlungen kamen aus Großstädten Sonderzüge mit Delegierten. Die Zahl der Anwesenden betrug bis zu 4 000, und es waren sogar einige Delegierte aus Europa dabei. Das waren Zeiten echter geistiger Erfrischung, die unter dem Volk Jehovas zu vermehrtem Eifer und größerer Liebe führten. Ein Bruder sagte 1903 am Ende eines solchen Kongresses: „Das Gute, das ich auf dieser Hauptversammlung erhalten habe, würde ich nicht einmal gegen tausend Dollar eintauschen — obwohl ich nur ein armer Mann bin.“

      Auf den regionalen Kongressen hielten Pilgerbrüder, die gerade in der Gegend waren, Ansprachen. Und Bruder Russell bemühte sich, sowohl die regionalen Kongresse als auch die größeren Hauptversammlungen in den Vereinigten Staaten und oft auch in Kanada zu besuchen und beim Programm mitzuwirken. Dazu mußte er viel reisen. Meistens war er am Wochenende unterwegs. Doch 1909 mietete ein Bruder in Chicago mehrere Eisenbahnwaggons für Delegierte, die mit Bruder Russell auf einer Kongreßtour von einer Hauptversammlung zur anderen reisten. 1911 und 1913 stellte derselbe Bruder ganze Züge zusammen, mit denen Hunderte von Delegierten für einen Monat oder länger auf Kongreßreisen in den Westen der Vereinigten Staaten und nach Kanada gingen.

      Die Reise mit einem solchen Kongreßzug war ein unvergeßliches Erlebnis. Malinda Keefer stieg 1913 in Chicago (Illinois) zu. Jahre später erzählte sie: „Es dauerte nicht lange, und wir erkannten, daß wir eine einzige große Familie waren. ... und der Zug war einen Monat lang unser Heim.“ Wenn der Zug aus dem Bahnhof rollte, sangen die Zurückbleibenden zum Abschied: „Gott mit dir, bis wir uns wiedersehn“ und winkten mit Hüten und Taschentüchern, bis der Zug nicht mehr zu sehen war. Schwester Keefer fuhr fort: „Überall dort, wo wir die Reise unterbrachen, wurde ein Kongreß abgehalten. Die meisten dauerten drei Tage, und wir hielten uns bei jedem Kongreß einen Tag auf. Bei jedem Aufenthalt hielt Bruder Russell zwei Vorträge, einen am Nachmittag für die Brüder und einen am Abend für die Öffentlichkeit, und zwar über das Thema ‚Jenseits des Grabes‘.“

      Auch in anderen Ländern stieg die Zahl der Kongresse. Oft waren sie ziemlich klein. 1905 kamen zum ersten Kongreß in Norwegen 15 Besucher; es war eben nur ein Anfang. Als Bruder Russell sechs Jahre später nach Norwegen reiste, bemühte man sich besonders, die Öffentlichkeit einzuladen, und die Besucherzahl wurde diesmal auf 1 200 geschätzt. 1909 besuchte er Kongresse in Schottland und sprach in Glasgow zu rund 2 000 und in Edinburgh zu 2 500 Anwesenden über das fesselnde Thema „Der Dieb im Paradies, der Reiche in der Hölle und Lazarus im Schoß Abrahams“.

      Bei den ersten Kongressen wurde nach Schluß das sogenannte Liebesmahl veranstaltet, das die christliche Brüderlichkeit, die unter den Anwesenden herrschte, widerspiegelte. Was geschah bei diesem „Liebesmahl“? Es konnte zum Beispiel sein, daß sich die Redner mit Tellern voll Brotwürfeln in einer Reihe aufstellten, worauf die Anwesenden nacheinander an ihnen vorbeigingen, von dem Brot nahmen, Hände schüttelten und das Lied sangen: „Gesegnet Band, das bind’t der Christen Herz“. Beim Singen liefen ihnen oft Freudentränen übers Gesicht. Als sie im Laufe der Zeit zahlreicher wurden, hörten sie mit dem Händeschütteln und Austeilen von Brot auf, beendeten aber die Hauptversammlungen mit Lied und Gebet, und häufig brachten sie ihre Dankbarkeit durch anhaltenden Applaus zum Ausdruck.

      Die Verkündigung des Königreiches weltweit in Gang gesetzt

      Der erste große Kongreß nach dem Ersten Weltkrieg fand vom 1. bis 8. September 1919 in Cedar Point (Ohio) statt (direkt am Eriesee, 100 Kilometer westlich von Cleveland). Nach Bruder Russells Tod waren einige abtrünnig geworden, die innerhalb der Organisation in hohem Ansehen gestanden hatten. Die Brüder hatten harte Prüfungen durchgemacht. Im Frühjahr 1919 waren der Präsident der Gesellschaft und seine Gefährten aus ihrer ungerechtfertigten Haft freigekommen. Es herrschte also gespannte Erwartung. Die Besucherzahl war am ersten Tag zwar ziemlich niedrig, aber noch am selben Tag trafen Sonderzüge mit weiteren Delegierten ein. Da waren die Hotels, die sich bereit erklärt hatten, den Kongreßteilnehmern Zimmer zu vermieten, plötzlich überlastet. R. J. Martin und A. H. Macmillan boten ihre Hilfe an. (Beide gehörten zu der Gruppe, die kurze Zeit vorher aus dem Gefängnis entlassen worden war.) Sie waren bis nach Mitternacht damit beschäftigt, Zimmer zuzuweisen, während es Bruder Rutherford und vielen anderen Spaß machte, in Vertretung der Hotelpagen Gepäck zu tragen und die Brüder in ihre Zimmer zu bringen. Unter ihnen allen herrschte eine ansteckende freudige Stimmung.

      Man rechnete mit 2 500 Besuchern. Doch der Kongreß überstieg alle Erwartungen. Am zweiten Tag war der Vortragssaal bereits überfüllt, weshalb noch weitere Säle benutzt wurden. Da der Platz immer noch nicht reichte, verlegte man den Versammlungsort in ein schönes Waldstück. Es waren rund 6 000 Bibelforscher aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada anwesend.

      Zum Hauptvortrag am Sonntag kamen zudem mindestens 1 000 Außenstehende, so daß die Zuhörerschaft auf 7 000 anwuchs. Der Redner sprach zu ihnen im Freien ohne Lautsprecheranlage. In diesem Vortrag — „Die Hoffnung für die bedrängte Menschheit“ — machte J. F. Rutherford deutlich, daß die Probleme der Menschheit durch das messianische Königreich Gottes gelöst werden, und er erklärte, daß der Völkerbund (der damals gerade ins Leben gerufen wurde und den die Geistlichkeit bereits gutgeheißen hatte) keineswegs ein politischer Ausdruck des Reiches Gottes sei. Das in Sandusky erscheinende Lokalblatt Register brachte einen ausführlichen Bericht über diesen Vortrag und einen Überblick über die Tätigkeit der Bibelforscher. Man schickte Ausgaben des Blatts an Zeitungen in den Vereinigten Staaten und in Kanada. Aber die Hauptversammlung bewirkte noch viel mehr, was das Erreichen der Öffentlichkeit betraf.

      Der eigentliche Höhepunkt der gesamten Hauptversammlung war Bruder Rutherfords „Ansprache an die Mitarbeiter“, die später unter dem Thema „Die Verkündigung des Königreiches“ veröffentlicht wurde. Sie richtete sich direkt an die Bibelforscher. Während dieses Vortrags klärte sich die Bedeutung der Buchstaben G A, die auf dem Kongreßprogramm und an verschiedenen Stellen auf dem Gelände geschrieben standen. Es wurde eine neue Zeitschrift angekündigt — Das Goldene Zeitalter (engl.: The Golden Age, abgekürzt G A) —, durch die auf das messianische Königreich aufmerksam gemacht werden sollte. Nachdem Bruder Rutherford das zu verrichtende Werk umrissen hatte, sagte er zu den Anwesenden: „Die Tür der Gelegenheit öffnet sich vor dir, tritt schnell ein. Bedenke, wenn du in dieses Werk eintrittst, daß du nicht als ein Agent für eine Zeitschrift tätig bist, sondern daß du als ein Gesandter des Königs der Könige und Herrn der Herren dem Volke in dieser vornehmen Weise das Herannahen des Goldenen Zeitalters, des herrlichen Königreiches unseres Herrn und Meisters, verkündigst, für welches wahre Christen die vielen Jahrhunderte hindurch gebetet und auf das sie gehofft haben.“ (Siehe Offenbarung 3:8.) Als der Redner fragte, wie viele sich an diesem Werk beteiligen wollten, war eine enthusiastische Reaktion zu beobachten. Die 6 000 Anwesenden standen auf wie e i n Mann. Im Jahr darauf waren über 10 000 im Predigtdienst tätig. Die Hauptversammlung wirkte sich insgesamt einigend und stärkend auf die Besucher aus.

      Drei Jahre später, 1922, fand in Cedar Point ein weiterer unvergeßlicher Kongreß statt. Er dauerte neun Tage — vom 5. bis 13. September. Außer den Delegierten aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada kam noch eine Anzahl aus Europa. Man hielt in zehn Sprachen Zusammenkünfte ab. Jeden Tag waren durchschnittlich 10 000 Personen zugegen, und bei der Ansprache „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“ waren so viele Außenstehende anwesend, daß sich die Besucherzahl fast verdoppelte.

      Die Bibelforscher versammelten sich auf diesem Kongreß nicht in der Absicht, auf der Erde ein Werk zu planen, das sich über Jahrzehnte erstrecken würde. Sie sagten, es könne durchaus sein, daß dies ihre letzte allgemeine Hauptversammlung sei vor der „Erlösung der Kirche ... hin zum himmlischen Stadium des Königreiches Gottes und zur eigentlichen Gegenwart unseres Herrn und unseres Gottes“. Aber sollte die Zeit auch noch so kurz sein, es war für sie doch von höchster Wichtigkeit, den Willen Gottes zu tun. Dies im Sinn, hielt Bruder Rutherford am Freitag, den 8. September den denkwürdigen Vortrag „Das Königreich“.

      Zuvor hatte man an verschiedenen Stellen auf dem Gelände große Transparente mit den Buchstaben A D V aufgehängt. Die Bedeutung dieser Buchstaben stellte sich im Verlauf der Ansprache heraus, als der Redner eindringlich sagte: „Seid treue und glaubensstarke Zeugen für den Herrn! Geht vorwärts in dem Kampfe, bis jede Spur Babylons wüst und öde gemacht ist! Verkündet die Botschaft weit und breit! Die Welt muß wissen, daß Jehova Gott ist und daß Jesus Christus König der Könige und Herr der Herren ist! Dies ist der Tag aller Tage. Seht, der König regiert! Ihr seid seine öffentlichen Verkündiger. Deshalb verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich.“ In diesem Moment wurde vor den Anwesenden ein großes Transparent von 11 Meter Länge entrollt. Darauf standen die anspornenden Worte: „Verkündet [engl.: „Advertise“, abgekürzt ADV] den König und das Königreich.“ Das war ein dramatischer Augenblick. Die Zuschauer klatschten stürmisch. Der alte Bruder Pfannebecker im Kongreßorchester schwenkte seine Geige über dem Kopf hin und her und rief mit seinem starken deutschen Akzent: „Ach ja! Und nau wi du it, no?“ Und sie taten es.

      Vier Tage später, während die Hauptversammlung noch im Gange war, schloß sich Bruder Rutherford persönlich den Kongreßbesuchern an, die das Königreich im Umkreis von 70 Kilometern vom Kongreßgelände von Haus zu Haus verkündigten. Damit war es aber nicht getan. Das Werk der Verkündigung des Königreiches hatte starken Auftrieb erhalten und sollte sich über die ganze Erde erstrecken. In jenem Jahr waren über 17 000 in 58 Ländern eifrig damit beschäftigt, Zeugnis abzulegen. Jahrzehnte später sagte George Gangas, der den Kongreß miterlebt hatte und später in die leitende Körperschaft aufgenommen wurde, über diesen Programmteil in Cedar Point: „Es war etwas, was sich meinem Herzen und meinem Sinn unauslöschlich einprägte, was ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde.“

      Meilensteine im geistigen Wachstum

      Alle Kongresse sind Zeiten der Erfrischung und der Unterweisung in Gottes Wort gewesen. Aber einige haben sich für Jahrzehnte als geistige Meilensteine eingeprägt.

      Sieben dieser Kongresse fanden aufeinanderfolgend, Jahr um Jahr, von 1922 bis 1928 in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Großbritannien statt. Ein Grund für die Wichtigkeit dieser Kongresse waren die kraftvollen Resolutionen, die jeweils angenommen wurden; alle sieben werden in dem Kasten auf der nächsten Seite aufgeführt. Obwohl es relativ wenige Zeugen Jehovas gab, verbreiteten sie weltweit in vielen Sprachen von einer dieser Resolutionen 45 Millionen Exemplare und 50 Millionen von mehreren anderen. Einige wurden in internationalen Gemeinschaftssendungen des Rundfunks ausgestrahlt. Dadurch wurde ein enormes Zeugnis gegeben.

      Ein weiterer historischer Kongreß fand 1931 in Columbus (Ohio) statt. Am Sonntag, den 26. Juli nahmen die Bibelforscher einen neuen Namen an — Jehovas Zeugen —, nachdem biblische Argumente dafür unterbreitet worden waren. Wie passend dieser Name doch ist! Er lenkt in erster Linie die Aufmerksamkeit auf den Schöpfer selbst und weist eindeutig auf die Verantwortung seiner Anbeter hin (Jes. 43:10-12). Durch die Annahme dieses Namens wurden die Brüder mit größerem Eifer erfüllt denn je, während sie den Namen und das Königreich Gottes verkündigten. Im selben Jahr schrieb ein dänischer Zeuge in einem Brief: „Was für ein herrlicher Name: Jehovas Zeugen! Ja, das wollen wir alle sein.“

  • Kongresse — ein Beweis, daß wir Brüder sind
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Von 1898 an ergriffen die Bibelforscher in verschiedenen Orten die Initiative und planten Kongresse, zu denen jeweils Besucher aus einer bestimmten Region eingeladen wurden. Im Jahre 1900 gab es drei von der Gesellschaft organisierte allgemeine Hauptversammlungen, aber es fanden außerdem 13 regionale Kongresse in den Vereinigten Staaten und in Kanada statt, die zumeist nur einen Tag dauerten und oft in Verbindung mit dem Besuch eines Pilgerbruders abgehalten wurden. Die Zahl stieg weiter an. 1909 gab es in Nordamerika mindestens 45 regionale Kongresse, abgesehen von den Hauptversammlungen, auf denen Bruder Russell bei seinen besonderen Reisen in verschiedene Gegenden des Kontinents Ansprachen hielt. Ein wesentlicher Teil des Programms bei diesen eintägigen Kongressen sollte speziell das Interesse der Öffentlichkeit wecken. Die Besucherzahl konnte zwischen einhundert und mehreren Tausend liegen.

      Dagegen wurde auf den vorwiegend von Bibelforschern besuchten allgemeinen Hauptversammlungen Nachdruck auf die Belehrung derer gelegt, die auf dem Weg der Wahrheit bereits ziemlich gefestigt waren. Zu diesen Hauptversammlungen kamen aus Großstädten Sonderzüge mit Delegierten. Die Zahl der Anwesenden betrug bis zu 4 000, und es waren sogar einige Delegierte aus Europa dabei. Das waren Zeiten echter geistiger Erfrischung, die unter dem Volk Jehovas zu vermehrtem Eifer und größerer Liebe führten. Ein Bruder sagte 1903 am Ende eines solchen Kongresses: „Das Gute, das ich auf dieser Hauptversammlung erhalten habe, würde ich nicht einmal gegen tausend Dollar eintauschen — obwohl ich nur ein armer Mann bin.“

      Auf den regionalen Kongressen hielten Pilgerbrüder, die gerade in der Gegend waren, Ansprachen. Und Bruder Russell bemühte sich, sowohl die regionalen Kongresse als auch die größeren Hauptversammlungen in den Vereinigten Staaten und oft auch in Kanada zu besuchen und beim Programm mitzuwirken. Dazu mußte er viel reisen. Meistens war er am Wochenende unterwegs. Doch 1909 mietete ein Bruder in Chicago mehrere Eisenbahnwaggons für Delegierte, die mit Bruder Russell auf einer Kongreßtour von einer Hauptversammlung zur anderen reisten. 1911 und 1913 stellte derselbe Bruder ganze Züge zusammen, mit denen Hunderte von Delegierten für einen Monat oder länger auf Kongreßreisen in den Westen der Vereinigten Staaten und nach Kanada gingen.

      Die Reise mit einem solchen Kongreßzug war ein unvergeßliches Erlebnis. Malinda Keefer stieg 1913 in Chicago (Illinois) zu. Jahre später erzählte sie: „Es dauerte nicht lange, und wir erkannten, daß wir eine einzige große Familie waren. ... und der Zug war einen Monat lang unser Heim.“ Wenn der Zug aus dem Bahnhof rollte, sangen die Zurückbleibenden zum Abschied: „Gott mit dir, bis wir uns wiedersehn“ und winkten mit Hüten und Taschentüchern, bis der Zug nicht mehr zu sehen war. Schwester Keefer fuhr fort: „Überall dort, wo wir die Reise unterbrachen, wurde ein Kongreß abgehalten. Die meisten dauerten drei Tage, und wir hielten uns bei jedem Kongreß einen Tag auf. Bei jedem Aufenthalt hielt Bruder Russell zwei Vorträge, einen am Nachmittag für die Brüder und einen am Abend für die Öffentlichkeit, und zwar über das Thema ‚Jenseits des Grabes‘.“

      Auch in anderen Ländern stieg die Zahl der Kongresse. Oft waren sie ziemlich klein. 1905 kamen zum ersten Kongreß in Norwegen 15 Besucher; es war eben nur ein Anfang. Als Bruder Russell sechs Jahre später nach Norwegen reiste, bemühte man sich besonders, die Öffentlichkeit einzuladen, und die Besucherzahl wurde diesmal auf 1 200 geschätzt. 1909 besuchte er Kongresse in Schottland und sprach in Glasgow zu rund 2 000 und in Edinburgh zu 2 500 Anwesenden über das fesselnde Thema „Der Dieb im Paradies, der Reiche in der Hölle und Lazarus im Schoß Abrahams“.

      Bei den ersten Kongressen wurde nach Schluß das sogenannte Liebesmahl veranstaltet, das die christliche Brüderlichkeit, die unter den Anwesenden herrschte, widerspiegelte. Was geschah bei diesem „Liebesmahl“? Es konnte zum Beispiel sein, daß sich die Redner mit Tellern voll Brotwürfeln in einer Reihe aufstellten, worauf die Anwesenden nacheinander an ihnen vorbeigingen, von dem Brot nahmen, Hände schüttelten und das Lied sangen: „Gesegnet Band, das bind’t der Christen Herz“. Beim Singen liefen ihnen oft Freudentränen übers Gesicht. Als sie im Laufe der Zeit zahlreicher wurden, hörten sie mit dem Händeschütteln und Austeilen von Brot auf, beendeten aber die Hauptversammlungen mit Lied und Gebet, und häufig brachten sie ihre Dankbarkeit durch anhaltenden Applaus zum Ausdruck.

  • Kongresse — ein Beweis, daß wir Brüder sind
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • [Kasten/Bild auf Seite 261]

      Sieben bedeutsame Kongreßresolutionen

      1922 forderte die Resolution mit dem Titel „Ein Aufruf an die Führer der Welt!“ dazu auf, entweder den Beweis zu erbringen, daß die Menschen weise genug sind, unsere Erde zu regieren, oder sonst zuzugeben, daß nur Jehova durch Jesus Christus Frieden, Leben, Freiheit und ewiges Glück herbeiführen kann.

      1923 erging „Ein Warnruf an alle Christen“, der besagte, daß es dringend notwendig sei, aus Organisationen zu fliehen, die fälschlicherweise behaupteten, Gott und Christus zu vertreten.

      1924 stellte die „Offene Anklage gegen die Geistlichkeit“ die unbiblischen Lehren und Bräuche der Geistlichkeit der Christenheit bloß.

      1925 zeigte die „Botschaft der Hoffnung“, warum die angeblichen Leuchten der Welt darin versagt haben, die größten Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, und warum nur Gottes Königreich dazu in der Lage ist.

      1926 wurden die Machthaber durch „Ein Zeugnis an die Herrscher der Welt“ davon in Kenntnis gesetzt, daß Jehova der allein wahre Gott ist und daß Jesus Christus heute als rechtmäßiger König der Erde regiert. Die Herrscher wurden aufgefordert, ihren Einfluß geltend zu machen, um die Menschen zu dem wahren Gott hinzulenken, damit sie kein Unheil über sich bringen.

      1927 wurde durch die Resolution „An die Völker der Christenheit“ die Interessengemeinschaft aus Finanz, Politik und Religion entlarvt, die die Menschheit bedrückt. Die Menschen wurden aufgefordert, die Christenheit zu verlassen und ihr Vertrauen auf Jehova und sein Königreich in den Händen Christi zu setzen.

      1928 zeigte die „Öffentliche Erklärung gegen Satan und für Jehova“ deutlich, daß Jehovas gesalbter König, Jesus Christus, Satan bald unschädlich machen und dessen böse Organisation vernichten wird, und alle gerechtigkeitsliebenden Menschen wurden ermuntert, sich auf die Seite Jehovas zu stellen.

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