Fällt es dir schwer, dich zu entscheiden?
„Gefällt er dir? Soll ich ihn kaufen?“ fragte Flora und stellte sich in dem geschmackvoll gearbeiteten schwarzen Mantel vor, den sie gerade anprobierte. „Mir gefällt er“, sagte ihre Freundin Anna, „aber du mußt entscheiden.“ Geschwächt durch Unentschlossenheit, hängte Flora den Mantel zurück an die Stange, und sie verließen das Geschäft.
Sie waren noch keine 15 Minuten zu Hause, als Flora ausrief: „Ich hätte den Mantel doch nehmen sollen!“ Am nächsten Morgen gingen sie wieder in das Geschäft, aber es war zu spät. Der Mantel war weg — jemand anders hatte ihn gekauft.
KÄMPFST du einen qualvollen Kampf, wenn du vor einer persönlichen Entscheidung stehst? Schiebst du die Angelegenheit immer wieder hinaus und bittest zuletzt jemand anders, für dich zu entscheiden? Fragst du dich ständig, nachdem du dich entschieden hast, ob es vielleicht noch eine bessere Möglichkeit gegeben hätte? Wenn das der Fall ist, ergeht es dir wahrscheinlich ähnlich wie Flora in der obigen Erfahrung. Du bist dir bewußt, wie schwierig es sein kann, sich zu entscheiden.
Dennoch kannst du lernen, Entscheidungen mit größerer Gelassenheit und Freude zu treffen. Wie?
Überwinde deine innere Unruhe
Wenn du um eine Entscheidung ringst, bist du dann angstvoll darum besorgt, nur ja das Richtige zu wählen, so als ob nur eine einzige Möglichkeit erfolgreich sein könnte? Wenn ja, wird es dich freuen zu erfahren, daß es selten angebracht ist, sich solche Sorgen zu machen. In dem Buch Overcoming Indecisiveness (Unentschlossenheit überwinden) von Dr. Theodore Isaac Rubin heißt es: „Ob sich eine Entscheidung als vorteilhaft erweist, hängt fast immer von demjenigen ab, der sie trifft, und nicht von der Sache, für die man sich entscheidet. ... Wenn eine Entscheidung nicht zum Erfolg führt, hat das wenig oder gar nichts mit der getroffenen Wahl zu tun. Der Mißerfolg läßt sich direkt auf einen Mangel an Hingabe und Engagement zurückführen und ist diesem proportional.“
Ja, in den meisten Fällen kann eine sich bietende Möglichkeit zum Erfolg führen, wenn man beharrlich darauf hinarbeitet. Setze dich daher voll für das ein, wozu du dich entschlossen hast. Das wird die mit dem Treffen von Entscheidungen verbundene nervöse Spannung erheblich vermindern.
Wie kannst du aber im einzelnen vorgehen, um zu einer Entscheidung zu gelangen?
Denke systematisch
Das ist wichtig, besonders wenn es um eine Entscheidung mit langfristigen Auswirkungen geht — eine größere Anschaffung oder die Wahl einer Wohnung, einer Laufbahn oder eines Ehepartners. Widerstehe jeder Neigung, ängstlich von einem Gedanken zum anderen zu springen. Sammle zunächst die nötigen Informationen. Schreibe dann alle Möglichkeiten auf, gehe sie einzeln durch, notiere die jeweiligen Vor- und Nachteile, und vergleiche diese mit deinen Bedürfnissen. Wenn du dich selbst kennst — deine persönlichen Vorlieben, Wertvorstellungen, Prioritäten, Stärken und Schwächen —, kannst du herausfinden, welche Möglichkeit deinen wichtigsten Bedürfnissen entspricht.
Nimm dir Zeit, damit deine wahren Empfindungen zutage treten können, es sei denn, die Umstände verlangen, daß du dich sofort entscheidest. Den Vorgang zu forcieren würde deine Entscheidungsfähigkeit nur beeinträchtigen. Vielleicht bereitet es dir sogar Freude, in Gedanken nacheinander mit jeder Möglichkeit mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate zu leben. Dr. Harold H. Bloomfield bemerkte: „Viele Menschen glauben, daß Nervosität, Anspannung und Angstgefühle unvermeidlich sind, wenn man sich gerade mit einer Entscheidung oder einem Problem herumschlägt.“ Das bedeutet jedoch nicht, daß du erst glücklich sein kannst, wenn die Entscheidung gefallen ist. Auch die Schritte, die zur Entscheidung hinführen, kannst du zu etwas Angenehmem für dich machen. Entscheidungen zu treffen ist ein lohnender, wenn auch anspruchsvoller Bestandteil des Lebens.
„Aber ich bin immer noch verwirrt!“
Was kannst du tun, falls du immer noch unentschlossen bist, nachdem du systematisch über deine Möglichkeiten nachgedacht hast? Solltest du einen Freund um Beistand bitten?
Manche ängstliche Personen möchten immer andere für sich entscheiden lassen. Natürlich würde es nicht bedeuten, daß du Verantwortung ablehnst, wenn du wegen einer Angelegenheit, in der deine Kenntnisse und deine Erfahrung nicht ausreichen, eine befähigte Person um Rat bittest. Jemand, der erfolgreich ähnliche Entscheidungen getroffen hat, kann dich wahrscheinlich auf weitere Möglichkeiten aufmerksam machen und dir zusätzlichen hilfreichen Aufschluß geben (Sprüche 15:22). Doch wird derjenige, an den du dich wendest, dein Anliegen ernster nehmen, wenn du zuvor die Sache so gut wie möglich durchdacht hast.
Fällt es dir schwer, dich endgültig zu entscheiden, dann vergiß nicht, daß Entscheidungen fast immer Risiken einschließen. Falls du beabsichtigst, mit deinem Entschluß zu warten, bis du dir des Erfolgs vollkommen sicher bist, wirst du unentschlossen bleiben, denn viele Entscheidungen sind mit Ungewißheit verbunden und müssen auf der Grundlage der Wahrscheinlichkeit getroffen werden (Prediger 11:4). Meist bietet keine der Möglichkeiten sämtliche Vorteile. Ungeachtet wofür du dich entscheidest, wirst du etwas aufgeben müssen. Triff daher die Wahl, die höchstwahrscheinlich die beste ist, und ...
Steh zu deiner Entscheidung!
Widerstehe der Versuchung, deinen einmal gefaßten Entschluß hinterher wieder in Frage zu stellen. Bedenke folgendes: Jedesmal, wenn du darüber nachgrübelst, ob eine andere Wahl vielleicht vorteilhafter gewesen wäre, raubst du dir Kraft, die du zugunsten der getroffenen Entscheidung hättest einsetzen können, um sie zu einem Erfolg zu machen. Blicke also nicht immer wieder zurück; höre auf, dich ständig zu fragen, wie die Sache wohl ausgegangen wäre, wenn du dich anders entschieden hättest. Laß die nicht gewählten Möglichkeiten hinter dir, es sei denn, Tatsachen werden offenbar, die deutlich eine Änderung deines Entschlusses verlangen. Gebrauche deine Kraft für das, wofür du dich entschieden hast.
Kurz gefaßt: Denke systematisch, wähle die Möglichkeit, die mit größter Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein wird, und handle dann mit ganzem Herzen zugunsten dieser Entscheidung. Einige deiner Entscheidungen werden zwangsläufig besser ausfallen als andere. Dessenungeachtet wirst du geschickter und zuversichtlicher werden, während du die Verantwortung übernimmst, persönliche Entscheidungen zu treffen und in Übereinstimmung damit zu handeln.
[Kasten auf Seite 19]
EINIGE GRUNDLEGENDE SCHRITTE BEIM TREFFEN VON ENTSCHEIDUNGEN
1. Notiere dir alle sich bietenden Möglichkeiten, und prüfe sie.
2. Gestatte deinen Empfindungen und Gedanken, sich in bezug auf jede Möglichkeit frei zu entfalten.
3. Bringe die einzelnen Möglichkeiten mit den festgesetzten Prioritäten in Verbindung.
4. Fasse einen Entschluß, indem du dich für eine Möglichkeit entscheidest und beginnst, die übrigen Möglichkeiten aufzugeben.
5. Investiere Gefühle, Gedanken, Zeit und Kraft, und gib die nicht wahrgenommenen Möglichkeiten völlig auf.
6. Setze den Entschluß in optimistisches Handeln um.