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  • Gottes „Ruhe“ — was ist damit gemeint?
    Der Wachtturm 2011 | 15. Juli
    • Nicht „nach demselben Beispiel des Ungehorsams“ zu Fall kommen

      6. Welche abschreckenden Beispiele haben wir, und was lernen wir daraus?

      6 Gott erklärte Adam und Eva klar und deutlich, was er vorhatte, doch sie wollten nicht daran mitarbeiten. Und das waren nur die ersten beiden von Millionen Menschen, die Gott seit damals den Gehorsam verweigert haben. Auch das Volk, das Gott für seine Zwecke besonders ausgewählt hatte — die Nation Israel —, machte diesen Fehler immer wieder. Und es lässt tief blicken, dass Paulus im ersten Jahrhundert Grund hatte, sogar Christen davor zu warnen, in dasselbe ungehorsame Verhaltensmuster zu verfallen wie die Israeliten. Er schrieb: „Lasst uns daher unser Äußerstes tun, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams zu Fall komme“ (Heb. 4:11). Ungehorsam könnte also nach seinen Worten dazu führen, dass man nicht in Gottes Ruhe eingehen darf. Was heißt das denn für uns? Könnten wir Gefahr laufen, nicht in Gottes Ruhe aufgenommen zu werden, wenn wir uns irgendwie dem entgegenstellen, worauf er hinarbeitet? Es liegt auf der Hand, dass die Antwort darauf enorm wichtig für uns ist, und wir werden gleich noch näher darauf eingehen. Aber zunächst einmal wollen wir genauer untersuchen, warum den Israeliten der Zugang zu Gottes Ruhe versperrt blieb.

      „Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen“

      7. Was hatte Jehova mit den Israeliten vor, als er sie aus Ägypten befreite, und was wurde von ihnen erwartet?

      7 Im Jahr 1513 v. u. Z. teilte Jehova seinem Diener Moses mit, was er mit den Israeliten vorhatte. Er sagte: „Ich gehe nun hinab, um sie aus der Hand der Ägypter zu befreien und sie aus jenem Land [Ägypten] hinaufzubringen in ein gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt“ (2. Mo. 3:8). Genau wie er ihrem Vorvater Abraham versprochen hatte, befreite Jehova die Israeliten „aus der Hand der Ägypter“ mit dem Ziel, sie zu seinem Volk zu machen (1. Mo. 22:17). Er gab ihnen Gesetze, die ihnen ein friedliches, freundschaftliches Verhältnis zu ihm ermöglichen sollten (Jes. 48:17, 18). Und er erklärte ihnen: „Wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet [wie im Gesetz Mose festgehalten], dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die ganze Erde gehört mir“ (2. Mo. 19:5, 6). Ihr besonderes Verhältnis zu Gott war also an die Bedingung geknüpft, dass sie seiner Stimme gehorchten.

      8. Was für ein Leben hätten die Israeliten genießen können, wenn sie Jehova gehorcht hätten?

      8 Was für ein Leben die Israeliten hätten genießen können, wenn sie der Stimme Jehovas doch nur gehorcht hätten! Jehova hätte ihre Ernten, ihre Weingärten und ihren Viehbestand gesegnet. Ihre Feinde hätten sich nie gegen sie behaupten können. (Lies 1. Könige 10:23-27.) Der Messias hätte Israel bei seiner Ankunft wahrscheinlich als eine unabhängige Nation mit intaktem Gemeinwesen vorgefunden, die sich nicht unter die Knute der Römer hätte ducken müssen — im Vergleich zu allen Nachbarvölkern ein Musterkönigreich und lebendes Beispiel dafür, dass man in jeder Hinsicht gesegnet wird, wenn man dem wahren Gott gehorcht.

      9, 10. (a) Was war so verwerflich daran, dass die Israeliten nach Ägypten zurückkehren wollten? (b) Wie hätte sich das auf ihren Dienst für Jehova ausgewirkt?

      9 Hätten sich die Israeliten nicht sehr geehrt fühlen können, dass Jehova sie dazu gebrauchen wollte, seine konkreten Ziele umzusetzen? Schließlich wären ja nicht nur sie gesegnet worden, sondern letztendlich alle Familien der Erde! (1. Mo. 22:18). Leider verhielt sich jene Generation überwiegend rebellisch. Ihnen lag herzlich wenig daran, ein Musterkönigreich unter der Herrschaft Gottes zu bilden. Sie wollten sogar allen Ernstes nach Ägypten zurückkehren! (Lies 4. Mose 14:2-4.) Nur: Was wäre dann aus dem Vorsatz Jehovas geworden, aus Israel ein Musterkönigreich zu machen? Wie hätten sie, zurück in der Gefangenschaft ihrer heidnischen Sklavenhalter, das Gesetz Mose beachten und die Opfer bringen können, die Jehova zur Vergebung ihrer Sünden vorgesehen hatte? Wie extrem ichbezogen diese widerspenstigen Israeliten doch waren! Kein Wunder, dass diese Generation Jehova zuwider war und er sagte: „ ‚Immer gehen sie in ihrem Herzen irre, und sie selbst haben meine Wege nicht erkannt.‘ Da schwor ich in meinem Zorn: ‚Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen‘ “ (Heb. 3:10, 11; Ps. 95:10, 11).

      10 Daran, dass sie unbedingt nach Ägypten zurückwollten, zeigte sich, wie wenig diesem halsstarrigen Volk die Segnungen bedeuteten, die sie von Jehova erhalten hatten. Am liebsten hätten sie sie wieder gegen den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch in Ägypten eingetauscht! (4. Mo. 11:5). Sie waren nicht anders als Esau, der sein kostbares Erstgeburtsrecht kurzerhand für ein leckeres Essen hergab (1. Mo. 25:30-32; Heb. 12:16).

      11. Wie wirkte sich die Treulosigkeit der aus Ägypten befreiten Israeliten auf den Vorsatz Jehovas aus?

      11 Doch Jehova ließ sich durch die Treulosigkeit dieser aus Ägypten befreiten Generation nicht davon abbringen, geduldig weiter auf sein Ziel hinzuarbeiten. Die Kinder dieser Israeliten waren gehorsamer als ihre Eltern, also konzentrierte er sich jetzt auf sie. Genau wie Jehova ihnen geboten hatte, zogen sie in das Land der Verheißung ein und eroberten es Zug um Zug. In Josua 24:31 lesen wir über sie: „Israel diente Jehova unablässig alle Tage Josuas und alle Tage der älteren Männer, die nach Josua ihre Tage verlängerten und die das ganze Werk Jehovas gekannt hatten, das er für Israel getan hatte.“

      12. Woher wissen wir, dass Christen heute in Gottes Ruhe eingehen können?

      12 Im Lauf der Zeit starb diese gehorsame Generation jedoch aus. Danach kam eine andere Generation, „die Jehova nicht kannte noch das Werk, das er für Israel getan hatte“. Die Folge? „Die Söhne Israels begannen zu tun, was böse war in den Augen Jehovas, und dienten den Baalen“ (Ri. 2:10, 11). Für sie wurde das Land der Verheißung nicht zu einem „Ort der Ruhe“. Sie hatten ja keinen Frieden mehr mit Gott, weil sie ungehorsam waren. Paulus schrieb dazu: „Wenn Josua sie [die Israeliten] zu einem Ort der Ruhe geführt hätte, würde Gott danach nicht von einem anderen Tag geredet haben. Also verbleibt dem Volk Gottes noch eine Sabbatruhe“ (Heb. 4:8, 9). Mit dem „Volk Gottes“ meinte Paulus die Christen, ganz egal ob sie Nichtjuden oder Juden gewesen waren. Heißt das, dass für Christen die Tür zu Gottes Ruhe offensteht? Genau das ist damit gemeint — und dies gilt auch für Christen heute.

      Einigen Christen blieb der Zugang zu Gottes Ruhe versperrt

      13, 14. (a) Was war unter dem Gesetz Mose nötig, um in Gottes Ruhe einzugehen? (b) Was war in den Tagen des Paulus dazu notwendig?

      13 Paulus schnitt dieses Thema in seinem Brief an die Hebräerchristen an, weil es ihm Sorgen machte, dass sich einige von ihnen dem entgegenstellten, worauf Jehova zielstrebig hinarbeitete. (Lies Hebräer 4:1.) Woran lag das? So merkwürdig es klingt: Daran, dass sie sich immer noch an das Gesetz Mose halten wollten. Rund 1 500 Jahre lang war das für jeden Israeliten, der am Vorsatz Jehovas mitwirken wollte, zwingend notwendig gewesen. Doch mit dem Tod Jesu war dieses Gesetz aus dem Weg geräumt worden. Einige Christen sahen das nicht ein und beharrten darauf, sich weiter an gewisse Vorgaben des mosaischen Gesetzes zu halten.b

      14 Diesen Hebräerchristen erklärte Paulus, dass der Dienst Jesu als Hoher Priester, der neue Bund und der geistige Tempel den jeweiligen Vorbildern aus vorchristlicher Zeit weit überlegen waren (Heb. 7:26-28; 8:7-10; 9:11, 12). Demnach dürfte Paulus den wöchentlichen Sabbat im Sinn gehabt haben, als er schrieb, dass der Zugang zum Ruhetag Jehovas möglich war: „Also verbleibt dem Volk Gottes noch eine Sabbatruhe. Denn wer in Gottes Ruhe eingegangen ist, hat auch selbst von seinen eigenen Werken geruht, so wie Gott von seinen eigenen“ (Heb. 4:8-10). Diese Hebräerchristen mussten sich von der Vorstellung trennen, sie könnten sich die Gunst Jehovas durch eigene Gesetzeswerke irgendwie verdienen. Seit Pfingsten 33 u. Z. ist sie vielmehr ein Geschenk, das Jehova liebevoll denen macht, die ihren Glauben an Jesus Christus unter Beweis stellen.

      15. Warum ist Gehorsam so wichtig, damit uns Gottes Ruhe offensteht?

      15 Warum durften die Israeliten zur Zeit von Moses nicht in das Land der Verheißung einziehen? Wegen ihres Ungehorsams. Warum war für einige Christen zur Zeit des Paulus kein Platz in Gottes Ruhe? Aus dem gleichen Grund: Ungehorsam. Sie sahen nicht ein, dass das Gesetz seinen Zweck erfüllt hatte und Jehova seinen Dienern jetzt eine andere Richtung vorgab.

      Heute in Gottes Ruhe eingehen

      16, 17. (a) Was ist heute erforderlich, um in Gottes Ruhe einzugehen? (b) Wovon handelt der Anschlussartikel?

      16 Heute würde kaum ein Christ behaupten wollen, man müsse sich an irgendwelche Vorschriften des Gesetzes Mose halten, um gerettet zu werden. Was Paulus dazu unter Inspiration an die Epheser schrieb, kann man gar nicht falsch verstehen: „Durch diese unverdiente Güte seid ihr tatsächlich durch Glauben gerettet worden; und dies habt ihr nicht euch zu verdanken, es ist Gottes Gabe. Nein, es ist nicht Werken zu verdanken, damit kein Mensch Grund zum Rühmen habe“ (Eph. 2:8, 9). Was ist demnach für uns Christen damit gemeint, in Gottes Ruhe einzugehen, uns ihm also darin anzuschließen? Erinnern wir uns daran, wofür Jehova den siebten Tag — seinen Ruhetag — reserviert hat: um alles, was er mit der Erde vorhat, vollständig und auf herrliche Weise zu verwirklichen. Wir können in Jehovas Ruhe eingehen, indem wir gehorsam daran mitarbeiten, seinen Vorsatz so umzusetzen, wie er es uns durch seine Organisation mitteilt.

      17 Würden wir dagegen den biblischen Rat, den wir durch den „treuen und verständigen Sklaven“ erhalten, herunterspielen und eigene Wege gehen wollen, würden wir quasi auf Kollisionskurs zu dem gehen, worauf Jehova unaufhaltsam hinarbeitet. Unsere Freundschaft mit Jehova stünde dann auf dem Spiel. Im Anschlussartikel wollen wir einige Situationen beleuchten, in die man als Diener Gottes recht schnell kommen kann und in denen man vor der Frage steht, ob man auf Jehova hört oder sein eigener Herr sein will. Daran, wie wir uns dann verhalten, wird deutlich, ob wir wirklich in Gottes Ruhe eingegangen sind.

  • Bist du in Gottes Ruhe eingegangen?
    Der Wachtturm 2011 | 15. Juli
    • Bist du in Gottes Ruhe eingegangen?

      „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus“ (HEB. 4:12)

      1. (a) Wie können wir heute in Gottes Ruhe eingehen? (b) Warum ist das oft leichter gesagt als getan?

      DER vorige Artikel hat uns gezeigt, was erforderlich ist, damit uns die Tür zu Gottes Ruhe offensteht: gehorsam an dem mitwirken, worauf Jehova zielstrebig hinarbeitet. Nur: Das ist oft leichter gesagt als getan. Wie reagieren wir zum Beispiel, wenn uns klar wird, dass Jehova etwas gar nicht gefällt, was uns aber Freude macht? Falls sich dann erst einmal alles in uns sträubt, würde das verraten, dass unsere Bereitschaft, zu gehorchen, noch verbesserungswürdig ist (Jak. 3:17). Schauen wir uns jetzt ein paar Situationen an, die zum Prüfstein werden können in der Frage: Inwieweit bin ich bereit, mich dem Vorsatz Jehovas anzupassen, also von Herzen zu gehorchen?

      2, 3. Womit dürfen wir nicht aufhören, um für Jehova „begehrenswert“ zu bleiben?

      2 Nehmen wir nur den Punkt: biblisch begründeten Rat annehmen. Frag dich bitte: Fällt mir das leicht? Aus der Bibel erfahren wir, dass Jehova „die begehrenswerten Dinge aller Nationen“ in seine Organisation einsammeln möchte (Hag. 2:7). Die meisten von uns waren wohl alles andere als „begehrenswert“ oder anziehend, als wir mit der Wahrheit in Berührung kamen. Doch dann haben wir Jehova und seinen Sohn so sehr lieben gelernt, dass es uns keine Ruhe ließ und wir unsere Denkweise und Gewohnheiten von Grund auf änderten, damit sich Jehova ganz und gar über uns freuen konnte. Dazu haben wir viel gebetet und hart an uns gearbeitet. Irgendwann haben wir es schließlich geschafft und waren sehr glücklich, uns taufen lassen zu dürfen. (Lies Kolosser 1:9, 10.)

      3 Allerdings war der Kampf gegen die Unvollkommenheit damit nicht ausgestanden. Er geht weiter und ist erst zu Ende, wenn wir eines Tages vollkommen sind. Doch Jehova hat versprochen, uns zu helfen, wenn wir nicht aufgeben und weiter daran arbeiten, immer „begehrenswerter“ oder anziehender für ihn zu werden.

      Wenn wir Rat nötig haben

      4. Welche drei Wege kann Jehova nutzen, uns biblischen Rat zukommen zu lassen?

      4 Ankämpfen können wir gegen unsere Schwachpunkte natürlich nur dann, wenn sie uns auch bewusst sind. Durch einen aufrüttelnden Vortrag im Königreichssaal oder durch einen nachdenklich stimmenden Artikel in unseren Publikationen macht uns Jehova vielleicht auf eine gravierende Schwäche aufmerksam. Geht uns dann allerdings immer noch kein Licht auf oder stößt der Rat bei uns auf taube Ohren, kann uns Jehova einen Bruder oder eine Schwester über den Weg schicken, um uns das Problem vor Augen zu führen. (Lies Galater 6:1.)

      5. (a) Wie reagieren wir manchmal, wenn wir Rat bekommen? (b) Warum sind die Ältesten dennoch verpflichtet, zu versuchen, uns zu helfen?

      5 Von einem unvollkommenen Menschen Rat anzunehmen fällt nicht gerade leicht — ganz egal, wie taktvoll und liebevoll er dabei vorgeht. Trotzdem wird „geistig Befähigten“ von Jehova geboten, zu „versuchen“, uns wieder auf den richtigen Weg zu helfen, und zwar „im Geist der Milde“, wie es in Galater 6:1 heißt. Gehen wir darauf ein, werden wir für Jehova noch anziehender. Es ist schon kurios: Im Gebet haben wir kein Problem damit, ganz offen zuzugeben, dass wir fehlerhaft sind. Spricht uns jemand aber auf einen konkreten Fehler an, dann neigen wir dazu, uns zu rechtfertigen, die Sache herunterzuspielen, dem Ratgeber schlechte Beweggründe zu unterstellen oder uns daran zu stoßen, wie er uns Rat gegeben hat (2. Kö. 5:11). Geht es um besonders heikle Themen wie das Verhalten eines Angehörigen, Körperpflege, unser Erscheinungsbild oder eine Form der Entspannung, die uns Spaß macht, die Jehova aber hasst, kann es sogar passieren, dass wir uns ziemlich danebenbenehmen — und hinterher über uns selbst erschrecken (ganz zu schweigen davon, wie betroffen wir den Ratgeber gemacht haben). Haben wir uns irgendwann wieder beruhigt, sehen wir aber meist ein, dass der Rat seine Berechtigung hatte.

      6. Wie bringt Gottes Wort „Gedanken und Absichten des Herzens“ ans Licht?

      6 Der Leittext für diesen Artikel erinnert uns daran, dass Gottes Wort Macht ausübt. Es kann uns dabei helfen, an unseren Schwächen zu arbeiten, unser Leben nachhaltig zu verändern — und zwar nach der Taufe genauso wie vorher auch. Weiter schreibt Paulus im Hebräerbrief über Gottes Wort, es dringe durch „selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist und von Gelenken und ihrem Mark“ und sei „imstande, Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen“ (Heb. 4:12). Anders ausgedrückt: Wenn wir deutlich verstehen, worauf Gott mit uns hinarbeitet, dann verrät unsere Reaktion darauf, was für ein Mensch wir tief im Innern wirklich sind. Kommt es vor, dass das Bild, das wir nach außen abgeben (die „Seele“), nicht ganz mit unserem tatsächlichen Ich (dem „Geist“) übereinstimmt? (Lies Matthäus 23:27, 28.) Überleg doch mal, wie du in den folgenden Situationen reagieren würdest . . .

      Mit Jehovas Organisation Schritt halten

      7, 8. (a) Woran könnte es gelegen haben, dass sich einige Judenchristen derart an Vorschriften des Gesetzes Mose klammerten? (b) Warum kann man sagen, dass sie sich damit dem entgegenstellten, worauf Jehova unaufhaltsam hinarbeitete?

      7 Viele von uns können Sprüche 4:18 auswendig zitieren: „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist.“ Wir lernen also mit der Zeit immer besser verstehen, worauf Jehova mit uns hinarbeitet, und richten uns immer besser danach aus.

      8 Im letzten Artikel haben wir ja schon erwähnt, dass es nach Jesu Tod vielen Christen jüdischer Herkunft schwerfiel, sich vom Gesetz Mose zu lösen (Apg. 21:20). So geschickt Paulus auch unter Einfluss des heiligen Geistes argumentierte, dass das Gesetz für Christen nicht mehr gültig war — einige wollten das einfach nicht akzeptieren (Kol. 2:13-15). Vielleicht hofften sie, sich Verfolgung zu ersparen, wenn sie wenigstens einige Vorschriften des Gesetzes weiter beachteten. Auf jeden Fall schrieb Paulus diesen Hebräerchristen unmissverständlich, ihnen bliebe der Zugang zu Gottes Ruhe versperrt, solange sie sich dem entgegenstellten, worauf Jehova unaufhaltsam hinarbeitete (Heb. 4:1, 2, 6; lies Hebräer 4:11).a Wer Jehova gefallen wollte, musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er die Weichen für seine Diener nun in eine andere Richtung gestellt hatte.

      9. Welche Einstellung wäre die richtige, wenn unser Verständnis biblischer Lehren berichtigt wird?

      9 In unserer Zeit kommt es immer wieder vor, dass uns der „treue und verständige Sklave“ biblische Lehren etwas genauer erklärt als bisher. Das braucht uns nicht zu beunruhigen. Im Gegenteil: Es stärkt unser Vertrauen zu diesem Instrument Jehovas, vertreten durch die leitende Körperschaft. Erkennen diese Brüder, dass unser Verständnis der Wahrheit an der einen oder anderen Stelle berichtigt werden muss, scheuen sie sich nicht davor — womöglich aus Sorge, sich deswegen eventuell Vorwürfen auszusetzen. Viel wichtiger ist ihnen, mit der Umsetzung des Vorsatzes Jehovas auf dem Laufenden zu bleiben. Für uns stellt sich da die Frage: Wie reagiere ich, wenn unser Verständnis der Heiligen Schrift berichtigt wird? (Lies Lukas 5:39.)

      10, 11. (a) Wie haben einige reagiert, als neue Predigtmethoden eingeführt wurden? (b) Was lässt sich daraus für uns ableiten?

      10 Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gab es eine Reihe Bibelforscher, die ausgezeichnete Redner waren und die Meinung vertraten, sie könnten dem Predigtauftrag am besten dadurch nachkommen, dass sie vor dankbaren Zuhörern gut vorbereitete Vorträge hielten. In der Öffentlichkeit zu sprechen machte ihnen Freude und manche von ihnen sonnten sich regelrecht in der Bewunderung ihres Publikums. Später wurde klar, dass sich Jehova von seinen Dienern wünschte, auf unterschiedlichste Weise zu predigen, gerade auch von Haus zu Haus. Einige dieser brillanten Redner weigerten sich kategorisch, irgendetwas Neues auszuprobieren. Sie hatten zwar immer den Eindruck erweckt, Jehova von Herzen zu lieben und ihm zu gehorchen — aber ihre Reaktion jetzt, wo klar erkennbar wurde, welches Ziel Jehova mit dem Predigtwerk verfolgte, verriet ihre wahren Gedanken, Absichten und Beweggründe. Wie dachte Jehova über sie? Er segnete sie nicht. Sie sagten sich von seiner Organisation los (Mat. 10:1-6; Apg. 5:42; 20:20).

      11 Öffentlich zu predigen war auch für viele, die der Organisation treu blieben, alles andere als leicht — vor allem zu Anfang. Aber sie waren gehorsam. Mit der Zeit überwanden sie ihre Hemmungen und Jehova segnete sie sehr. Auch hier stellt sich für uns die Frage: Wie reagiere ich, wenn dazu ermuntert wird, sich an einer Form des Predigtdienstes zu beteiligen, mit der ich mich noch nicht so recht habe anfreunden können? Bin ich bereit, etwas Neues mitzumachen?

      Wenn sich ein geliebter Mensch von Jehova abwendet

      12, 13. (a) Welchen Zweck verfolgt Jehova damit, reuelose Sünder aus der Christenversammlung auszuschließen? (b) Vor welcher schweren Belastungsprobe stehen manche Eltern, und was macht es ihnen so schwer?

      12 Um Jehova zu gefallen, da sind wir uns sicher alle einig, müssen wir dem Gebot gehorchen, in jeder Hinsicht rein zu bleiben. (Lies Titus 2:14.) Unsere Treue zu dem, worauf Jehova auf diesem Gebiet mit seinen Dienern hinarbeitet, kann allerdings auf eine schwere Belastungsprobe gestellt werden. Nehmen wir zum Beispiel an, der einzige Sohn zweier vorbildlicher Christen sagt sich von der Wahrheit los. Den „zeitweiligen Genuss der Sünde zu haben“ ist ihm wichtiger als sein gutes Verhältnis zu Jehova und zu seinen gottesfürchtigen Eltern. Also wird dem jungen Mann die Gemeinschaft entzogen (Heb. 11:25).

      13 Die Eltern sind am Boden zerstört! Ihnen ist natürlich klar, dass die Bibel gebietet, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Kor. 5:11, 13). Sie sehen auch ein, dass das Familienangehörige einschließt, die nicht mehr bei ihnen wohnen. Aber sie lieben ihren Sohn doch so sehr! Ihre starken Gefühle könnten bei ihnen die Überlegung aufkommen lassen: „Wie sollen wir unserem Jungen denn zu Jehova zurückhelfen, wenn wir den Umgang mit ihm so stark einschränken? Würden wir denn nicht mehr erreichen, wenn wir den normalen Kontakt zu ihm beibehalten?“b

      14, 15. Was ist die eigentliche Frage, vor der Eltern ausgeschlossener Kinder stehen?

      14 Eltern in dieser Lage haben unser tiefstes Mitgefühl. Im Gegensatz zu ihrem Sohn — der es sich aussuchen konnte und sich bewusst dafür entschied, ein unchristliches Leben zu führen, statt die Freundschaft zu seinen Eltern und anderen Glaubensbrüdern weiterzupflegen — wurden sie vor vollendete Tatsachen gestellt. Kein Wunder, dass sie sich ohnmächtig fühlen!

      15 Was werden unsere liebe Schwester und unser lieber Bruder jetzt tun? Werden sie auf die klare Anweisung Jehovas hören? Oder werden sie sich einreden, sie könnten ruhig weiter normalen Umgang mit ihrem ausgeschlossenen Sohn pflegen, weil es ja immer um „wichtige Familienangelegenheiten“ gehe? Bei ihrer Entscheidung darüber dürfen sie nicht außer Acht lassen, wie ihr Verhalten Jehova berührt. Er arbeitet darauf hin, die Organisation rein zu erhalten und gleichzeitig Ausgeschlossene, wenn möglich, zur Besinnung zu bringen. Wie können Eltern dieses Ziel unterstützen?

      16, 17. Was lernen wir, wenn wir über das Beispiel Aarons nachdenken?

      16 Aaron, der Bruder von Moses, wurde durch zwei seiner Söhne einmal in eine sehr schwierige Situation gebracht. Versuch dir vorzustellen, wie er sich gefühlt haben muss, als Nadab und Abihu Jehova auf unerlaubte Weise Räucherwerk opferten und dafür von ihm getötet wurden. Die Frage, wie viel Umgang ihre Eltern noch mit ihnen haben konnten, hatte sich damit natürlich erübrigt. Aber das war noch nicht alles. Jehova wies Aaron und seine treu gebliebenen Söhne an: „Ihr dürft euer Haupthaar nicht ungepflegt hängen lassen, und eure Kleider sollt ihr nicht [als Zeichen der Trauer] zerreißen, damit ihr nicht sterbt und damit er [Jehova] nicht auf die ganze Gemeinde zornig wird“ (3. Mo. 10:1-6). Die Botschaft ist eindeutig: Unsere Liebe zu Jehova muss stärker sein als die Liebe zu Familienangehörigen, die ihm untreu werden.

      17 Jehova ist so liebevoll, heute allen die Gelegenheit zu geben, ihre Sünden zu bereuen, statt an jedem, der sich über seine Gebote hinwegsetzt, gleich die Todesstrafe zu vollstrecken. Würden aber Eltern, deren Sohn oder Tochter wegen fehlender Reue über schwere Sünden ausgeschlossen werden musste, Jehova ständig dadurch auf die Probe stellen, dass sie unnötigen Umgang mit dem Betreffenden pflegen — wie würde er da wohl empfinden?

      18, 19. Wie kann es sich auswirken, wenn sich Familienangehörige gewissenhaft an die Anordnung Jehovas in Sachen Gemeinschaftsentzug halten?

      18 Viele, die einmal ausgeschlossen waren, sagen heute ganz offen, dass ihnen die konsequente Haltung ihrer Freunde und Angehörigen geholfen hat, wieder zur Vernunft zu kommen. Eine junge Frau zum Beispiel, die wiederaufgenommen wurde, erklärte den Ältesten, sie habe ihr Leben nicht zuletzt deshalb wieder in Ordnung gebracht, weil sich ihr leiblicher Bruder gewissenhaft an die Anordnung Jehovas in Sachen Gemeinschaftsentzug hielt. Sie sagte: „Sein treues Festhalten an biblischen Richtlinien hat mich dazu motiviert, zurückzukommen.“

      19 Was ist demnach der einzig richtige Schluss? Dass es dringend erforderlich ist, gegen die Neigung unseres unvollkommenen Herzens anzukämpfen, uns biblischem Rat zu widersetzen. Wir müssen felsenfest davon überzeugt sein, dass Jehovas Lösungswege für unsere Probleme immer die besten sind.

      „Das Wort Gottes ist lebendig“

      20. Welche zwei Anwendungen gibt es für Hebräer 4:12? (Siehe Fußnote.)

      20 Als Paulus schrieb: „Das Wort Gottes ist lebendig“, meinte er nicht direkt sein geschriebenes Wort, die Bibel.c Wie der Zusammenhang zeigt, bezog er sich auf die Zusicherungen, die Jehova gemacht hatte. Es ging ihm darum, zu zeigen, dass Gott nichts von dem, was er versprochen hat, je vergessen würde. Jehova selbst macht das durch den Propheten Jesaja deutlich: „Mein Wort . . . wird nicht ergebnislos zu mir zurückkehren, sondern es wird . . . bestimmt Erfolg haben in dem, wozu ich es gesandt habe“ (Jes. 55:11). Wir haben also keinen Grund, ungeduldig zu werden, wenn etwas nicht so schnell vorangeht, wie wir es uns vielleicht wünschen würden. Jehova arbeitet ständig darauf hin, das, was er sich vorgenommen hat, erfolgreich zum Abschluss zu bringen (Joh. 5:17).

      21. Wieso macht Hebräer 4:12 treuen älteren Brüdern und Schwestern, die zur „großen Volksmenge“ gehören, Mut?

      21 Viele ältere Brüder und Schwestern, die zur „großen Volksmenge“ gehören, dienen Jehova schon seit Jahrzehnten (Offb. 7:9). Sie hatten nie damit gerechnet, vor dem Ende noch alt zu werden. Aber sie haben sich nicht entmutigen lassen (Ps. 92:14). Sie wissen ganz genau: Gottes Wort, also seine Zusicherungen, sind höchst „lebendig“ und Jehova arbeitet zielstrebig auf ihre Erfüllung hin. Weil sein Vorsatz ihm so sehr am Herzen liegt, macht es ihn glücklich, wenn er sieht, dass seine Ziele auch uns enorm wichtig sind. In der absoluten Gewissheit, dass alles, was er sich vorgenommen hat, auch Wirklichkeit wird und dass seine Diener als Gruppe betrachtet seinen Vorsatz unterstützen würden, hat Jehova von Anfang des siebten Tages an geruht und tut es immer noch. Wie steht es mit dir? Bist du in Gottes Ruhe eingegangen?

      [Fußnoten]

      a Viele Religionsführer der Juden hielten sich peinlich genau an das mosaische Gesetz — und verschlossen trotzdem die Augen davor, dass Jesus der Messias war. Der Grund? Sie blieben nicht mit der Umsetzung des Vorsatzes Jehovas auf dem Laufenden.

      b Siehe Bewahrt euch in Gottes Liebe, Seite 207—209.

      c Heute spricht Gott durch sein geschriebenes Wort zu uns. Es kann nachhaltig unser Leben verändern. In erweitertem Sinn lassen sich die Worte des Paulus in Hebräer 4:12 demnach zu Recht auch auf die Bibel anwenden.

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