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  • Ein Konflikt zwischen zwei Königen
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • Kapitel dreizehn

      Ein Konflikt zwischen zwei Königen

      1, 2. Warum sollten wir an der in Daniel, Kapitel 11 aufgezeichneten Prophezeiung interessiert sein?

      ZWEI rivalisierende Könige kämpfen erbittert um die Vorherrschaft. Im Laufe der Jahre gewinnt erst der eine und dann der andere die Oberhand. Mitunter übt der eine König die Vorherrschaft aus, während der andere untätig ist. So gibt es konfliktfreie Zeitabschnitte. Dann kommt es aber plötzlich erneut zu einer Auseinandersetzung, und der Konflikt setzt sich fort. Beteiligt sind an diesem Drama beispielsweise der syrische König Seleukos I. Nikator, der ägyptische König Ptolemaios Lagi, die syrische Prinzessin und ägyptische Königin Kleopatra I., die römischen Kaiser Augustus und Tiberius und die palmyrische Königin Zenobia. Gegen Ende des Konflikts spielen neben dem nationalsozialistischen Deutschland auch der kommunistische Nationenblock, die anglo-amerikanische Weltmacht, der Völkerbund und die Vereinten Nationen eine Rolle. Ein Ereignis, das von keinem dieser politischen Herrschaftsträger vorausgesehen wird, bildet das Finale. Vor etwa 2 500 Jahren wurde dem Propheten Daniel diese spannende Prophezeiung von dem Engel Jehovas bekanntgegeben (Daniel, Kapitel 11).

      2 Wie fasziniert muß Daniel gewesen sein, als ihn der Engel eingehend über die Rivalität der beiden künftigen Könige unterrichtete! Auch für uns ist das Drama von Interesse, denn der Machtkampf der beiden Könige erstreckt sich bis in die Gegenwart. Die Erkenntnis, daß sich der erste Teil der Prophezeiung in der Vergangenheit erfüllt hat, stärkt unseren Glauben und unsere Zuversicht, daß sich auch der letzte Teil mit Sicherheit erfüllen wird. Wenn wir auf diese Prophezeiung achten, können wir deutlich erkennen, wo wir uns im Strom der Zeit befinden. Auch werden wir in unserem Entschluß bestärkt, in dem Konflikt neutral zu bleiben und geduldig darauf zu warten, daß Gott für uns handelt (Psalm 146:3, 5). Hören wir also aufmerksam zu, während der Engel Jehovas zu Daniel spricht.

      GEGEN DAS KÖNIGREICH GRIECHENLAND

      3. Wen unterstützte der Engel „im ersten Jahr des Meders Darius“?

      3 „Was mich betrifft“, sagte der Engel, „im ersten Jahr des Meders Darius [539/538 v. u. Z.] stand ich als ein Stärkender und als eine Festung für ihn auf“ (Daniel 11:1). Darius lebte bereits nicht mehr, doch der Engel nahm zu Beginn der prophetischen Botschaft auf seine Regierung Bezug. Übrigens handelte es sich bei Darius um den König, der befohlen hatte, Daniel aus der Löwengrube herauszuholen. Darüber hinaus hatte er angeordnet, daß alle seine Untertanen den Gott Daniels fürchten sollten (Daniel 6:21-27). Aber nicht für Darius, den Meder, stand der Engel als Unterstützer auf, sondern für den Engelgefährten Michael, den Fürsten des Volkes Daniels. (Vergleiche Daniel 10:12-14.) Er bot Michael seine Unterstützung, während dieser mit dem Dämonenfürsten von Medo-Persien kämpfte.

      4, 5. Wer waren die vorausgesagten vier Könige von Persien?

      4 Weiter sagte der Engel Gottes: „Siehe! Es werden noch drei Könige sein, die für Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum aufhäufen als alle anderen. Und sobald er in seinem Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung bringen“ (Daniel 11:2). Wer waren jene persischen Herrscher?

      5 Die ersten drei Könige waren Cyrus der Große, Kambyses II. und Darius I. Da Bardiya (oder ein gewisser Gaumata, der sich als Bardiya ausgab) nur sieben Monate herrschte, bleibt seine kurze Regierungszeit in der Prophezeiung unberücksichtigt. Im Jahre 490 v. u. Z. versuchte der dritte König, Darius I., den zweiten Einfall in Griechenland. Doch die Perser wurden bei Marathon besiegt und zum Rückzug nach Kleinasien gezwungen. Darius bereitete zwar einen weiteren Feldzug gegen Griechenland sorgfältig vor, konnte ihn aber bis zu seinem Tod — er starb vier Jahre später — nicht mehr durchführen. Das mußte er seinem Sohn und Nachfolger, Xerxes I., dem „vierten“ König, überlassen. Bei diesem handelte es sich um König Ahasverus, der Esther heiratete (Esther 1:1; 2:15-17).

      6, 7. (a) Wie brachte der vierte König „alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung“? (b) Wie ging der Feldzug des Xerxes gegen Griechenland aus?

      6 Auf Xerxes I. traf die Voraussage zu, daß er „alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung bringen“ werde, das heißt gegen die Gesamtheit der unabhängigen griechischen Staaten. „Von ehrgeizigen Höflingen dazu gedrängt, unternahm Xerxes einen Angriff zu Wasser und zu Land“, wie in einem Werk zu lesen ist (The Medes and Persians—Conquerors and Diplomats). Herodot, der griechische Historiker des 5. Jahrhunderts v. u. Z., schreibt, daß es kein anderer Kriegszug „auch nur im geringsten mit diesem aufnehmen kann“. Wie er weiter ausführt, umfaßten die Seestreitkräfte „insgesamt einundfünfzig mal zehntausend und dazu noch siebentausend und sechshundertundzehn [517 610]. Das Fußvolk betrug einhundertundsiebzig mal zehntausend [1 700 000], die Reiterei achtzigtausend. Dann muß ich noch die arabischen Kamelreiter dazuzählen und die Libyer auf den Streitwagen, deren Menge rechne ich zu zwanzigtausend Mann. Die Stärke von Schiffs- und Landheer zusammengenommen macht also zweihunderteinunddreißig mal zehntausend und dazu siebentausendsechshundertundzehn [2 317 610].“

      7 Xerxes I. strebte eine umfassende Eroberung an und brach 480 v. u. Z. mit seinem riesigen Heer nach Griechenland auf. Nachdem die Perser die griechische Verzögerungstaktik bei den Thermopylen zunichte gemacht hatten, verwüsteten sie Athen. Bei Salamis erlitten sie jedoch eine schreckliche Niederlage. Ein weiterer griechischer Sieg folgte 479 v. u. Z. bei Platäa. Von den sieben Königen, die in den nächsten 143 Jahren als Nachfolger des Xerxes auf dem Thron des Perserreiches saßen, griff kein einziger Griechenland an. Doch dann stieg in Griechenland selbst ein mächtiger König auf.

      EIN GROSSREICH GEVIERTEILT

      8. Welcher „mächtige König“ stand auf, und wie kam es, daß er ‘mit ausgedehnter Herrschaft herrschte’?

      8 „Ein mächtiger König wird bestimmt aufstehen und mit ausgedehnter Herrschaft herrschen und nach seinem Willen tun“, sagte der Engel (Daniel 11:3). Der 20jährige Alexander ‘stand’ 336 v. u. Z. als König von Makedonien ‘auf’. Er wurde „ein mächtiger König“; nicht umsonst nannte man ihn Alexander den Großen. Angeregt durch einen Plan seines Vaters, Philipp II., nahm er die persischen Provinzen im Nahen Osten ein. Mit 47 000 Mann überquerte er den Euphrat und den Tigris und trieb das 250 000 Mann starke Heer des Darius III. bei Gaugamela auseinander. Darius ergriff daraufhin die Flucht und wurde später ermordet; damit endete die persische Dynastie. Nun war Griechenland Weltmacht; Alexander ‘herrschte mit ausgedehnter Herrschaft und tat nach seinem Willen’.

      9, 10. Wie erfüllte sich die Prophezeiung, daß Alexanders Königreich nicht auf seine Nachkommenschaft überging?

      9 Doch Alexanders Weltherrschaft sollte nur von kurzer Dauer sein, denn Gottes Engel fügte hinzu: „Wenn er aufgestanden sein wird, wird sein Königreich zerbrochen und nach den vier Winden der Himmel hin verteilt werden, doch nicht an seine Nachkommenschaft und nicht gemäß seiner Herrschaft, mit der er geherrscht hatte; denn sein Königreich wird ausgerissen werden, ja für andere als diese“ (Daniel 11:4). Alexander war noch keine 33 Jahre alt, als er 323 v. u. Z. in Babylon plötzlich von einer Krankheit dahingerafft wurde.

      10 Alexanders riesiges Reich ging nicht auf „seine Nachkommenschaft“ über. Sein Bruder Philipp III. Arrhidäus regierte weniger als sieben Jahre und wurde auf Geheiß der Olympias, der Mutter Alexanders, im Jahre 317 v. u. Z. ermordet. Alexanders Sohn Alexander IV. herrschte bis 311 v. u. Z. und fand durch die Hände Kassanders, eines Heerführers seines Vaters, den Tod. Alexanders unehelicher Sohn Herakles versuchte unter Berufung auf seinen Vater zu herrschen, wurde aber 309 v. u. Z. ermordet. Damit endete die Dynastie Alexanders, „seine Herrschaft“ ging von seiner Familie auf andere über.

      11. Inwiefern wurde Alexanders Königreich „nach den vier Winden der Himmel hin verteilt“?

      11 Nach dem Tod Alexanders wurde sein Königreich ‘nach den vier Winden hin verteilt’. Seine vielen Generäle zerstritten sich wegen der Gebietsansprüche, die sie geltend machten. Der einäugige Antigonos I. versuchte sogar, die Herrschaft über Alexanders gesamtes Reich zu erlangen. Er kam jedoch in der Schlacht bei Ipsos in Phrygien ums Leben. Ab dem Jahr 301 v. u. Z. übten vier Generäle Alexanders die Macht über das riesige Gebiet aus, das ihr Befehlshaber erobert hatte. Kassander herrschte über Makedonien und Griechenland. Lysimachos erlangte die Macht über Kleinasien und Thrakien. Seleukos I. Nikator sicherte sich Mesopotamien und Syrien. Und Ptolemaios Lagi übernahm Ägypten und Palästina. Der Prophezeiung entsprechend zerfiel Alexanders Großreich in vier hellenistische Reiche.

      ZWEI RIVALISIERENDE KÖNIGE TRETEN HERVOR

      12, 13. (a) Wie wurden aus den vier hellenistischen Königreichen zwei? (b) Welche Dynastie gründete Seleukos in Syrien?

      12 Kassander starb schon wenige Jahre nach seinem Machtantritt, und Lysimachos übernahm 285 v. u. Z. den europäischen Teil des griechischen Reiches. Im Jahre 281 v. u. Z. fiel Lysimachos in einer Schlacht gegen Seleukos I. Nikator, wodurch sich dieser die Herrschaft über den größten Teil der asiatischen Gebiete sicherte. Antigonos II. Gonatas, der Enkel von einem General Alexanders, bestieg 276 v. u. Z. den makedonischen Thron. Mit der Zeit wurde Makedonien von Rom abhängig, und 146 v. u. Z. wurde es eine römische Provinz.

      13 Nun waren nur noch zwei der vier hellenistischen Königreiche von Bedeutung: das eine unter Seleukos I. Nikator und das andere unter Ptolemaios Lagi. Mit Seleukos begann in Syrien die Dynastie der Seleukiden. Er gründete Städte wie Antiochia, die neue Hauptstadt Syriens, und die Hafenstadt Seleukia. In späterer Zeit lehrte der Apostel Paulus in Antiochia, wo die Nachfolger Jesu zum ersten Mal Christen genannt wurden (Apostelgeschichte 11:25, 26; 13:1-4). Seleukos wurde zwar schon 281 v. u. Z. ermordet, doch seine Dynastie blieb noch bis 64 v. u. Z. an der Macht. In jenem Jahr machte der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus Syrien zur römischen Provinz.

      14. Wann wurde in Ägypten die ptolemäische Dynastie gegründet?

      14 Am längsten bestand von den vier hellenistischen Königreichen das des Ptolemaios Lagi oder Ptolemaios I., der im Jahre 305 v. u. Z. den Königstitel annahm. Die von ihm gegründete Dynastie der Ptolemäer behauptete sich in Ägypten so lange, bis das Gebiet im Jahre 30 v. u. Z. an Rom fiel.

      15. Welche beiden mächtigen Könige gingen aus den vier hellenistischen Königreichen hervor, und welcher Kampf begann?

      15 Aus den vier hellenistischen Königreichen gingen somit zwei mächtige Könige hervor: Seleukos I. Nikator, der über Syrien herrschte, und Ptolemaios I., der Machthaber Ägyptens. Mit diesen beiden Königen begann der lange Kampf zwischen dem „König des Nordens“ und dem „König des Südens“, der in Daniel, Kapitel 11 beschrieben wird. Der Engel Jehovas erwähnte nicht die Namen der Könige, da sich Identität und Nationalität der beiden Könige im Laufe der Jahrhunderte ändern würden. Auch unwesentliche Einzelheiten ließ der Engel unerwähnt und sprach nur von Herrschern und Ereignissen, die Einfluß auf den Konflikt hatten.

      DER KONFLIKT BEGINNT

      16. (a) Nördlich und südlich wovon befanden sich die beiden Könige? (b) Welche Könige spielten zuerst die Rolle des „Königs des Nordens“ und des „Königs des Südens“?

      16 Hören wir zu! Der Engel Jehovas beschreibt den Beginn dieses dramatischen Konflikts wie folgt: „Der König des Südens wird stark werden, ja einer seiner [Alexanders] Fürsten; und er [der König des Nordens] wird die Oberhand über ihn gewinnen und wird gewiß mit ausgedehnter Herrschaft herrschen, größer als dessen Herrschermacht“ (Daniel 11:5). Die Bezeichnungen „König des Nordens“ und „König des Südens“ beziehen sich auf Könige nördlich und südlich vom Land des Volkes Daniels, das dann aus Babylonischer Gefangenschaft befreit und in das Land Juda zurückgekehrt wäre. Der erste „König des Südens“ war Ptolemaios I. in Ägypten. Einer der Heerführer Alexanders, der über Ptolemaios I. die Oberhand gewann und „mit ausgedehnter Herrschaft“ herrschte, war der syrische König Seleukos I. Nikator. Er übernahm die Rolle des „Königs des Nordens“.

      17. Unter wessen Herrschaft stand das Land Juda zu Beginn des Konflikts zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens?

      17 Zu Beginn des Konflikts stand das Land Juda unter der Herrschaft des Königs des Südens. Ab 320 v. u. Z. etwa forderte Ptolemaios I. die Juden dazu auf, in Ägypten zu siedeln. So entstand in Alexandria, wo Ptolemaios I. eine berühmte Bibliothek gründete, eine blühende jüdische Kolonie. Die Juden in Juda blieben bis 198 v. u. Z. unter der Herrschaft des ptolemäischen Ägypten, das heißt des Königs des Südens.

      18, 19. Inwiefern trafen die beiden rivalisierenden Könige im Laufe der Zeit eine „rechtliche Übereinkunft“?

      18 Der Engel sagte in bezug auf die zwei Könige voraus: „Am Ende einiger Jahre werden sie sich miteinander verbünden, und sogar die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um eine rechtliche Übereinkunft herbeizuführen. Aber sie wird die Kraft ihres Armes nicht behalten; und er wird nicht bestehen noch sein Arm; und sie wird aufgegeben werden, sie selbst, und diejenigen, die sie hergebracht haben, und der, der ihre Geburt verursachte, und der, der sie in jenen Zeiten stark machte“ (Daniel 11:6). Wie erfüllte sich diese Voraussage?

      19 Antiochos I., der Sohn und Nachfolger von Seleukos I. Nikator, bleibt in der Prophezeiung unberücksichtigt, weil er keinen entscheidenden Krieg gegen den König des Südens führte. Aber sein Nachfolger, Antiochos II., führte einen langen Krieg gegen Ptolemaios II., den Sohn von Ptolemaios I. Dementsprechend stellten Antiochos II. und Ptolemaios II. den König des Nordens beziehungsweise den König des Südens dar. Antiochos II. war mit Laodike verheiratet, und sie hatten einen Sohn namens Seleukos II., während Ptolemaios II. eine Tochter namens Berenike hatte. Im Jahre 250 v. u. Z. trafen diese beiden Könige eine „rechtliche Übereinkunft“. Als Preis für dieses Bündnis entließ Antiochos II. seine Frau Laodike und heiratete Berenike, „die Tochter des Königs des Südens“. Von Berenike hatte er einen Sohn, der an Stelle der Söhne Laodikes syrischer Thronerbe wurde.

      20. (a) Inwiefern konnte sich Berenikes „Arm“ nicht behaupten? (b) Inwiefern wurden Berenike sowie „diejenigen, die sie hergebracht“ hatten, und ‘der, der sie stark machte’, aufgegeben? (c) Wer wurde syrischer König, nachdem Antiochos II. „seinen Arm“ oder seine Kraft verloren hatte?

      20 Berenikes „Arm“ oder stützende Kraft war ihr Vater, Ptolemaios II. Als dieser 246 v. u. Z. starb, konnte sie bei ihrem Mann „die Kraft ihres Armes nicht behalten“. Antiochos II. verstieß sie, heiratete wieder Laodike und erklärte deren Sohn zu seinem Nachfolger. Gemäß einem von Laodike ausgedachten Plan wurden Berenike und ihr Sohn ermordet. Offensichtlich war den Dienern, die Berenike von Ägypten nach Syrien gebracht hatten — „diejenigen, die sie hergebracht haben“ —, das gleiche Los beschieden. Laodike vergiftete sogar Antiochos II., und so konnte auch „sein Arm“, seine Kraft, „nicht bestehen“. Es starben also sowohl Berenikes Vater — „der, der ihre Geburt verursachte“ — als auch ihr syrischer Mann, der sie vorübergehend „stark“ gemacht hatte. Auf diese Weise wurde Seleukos II., Laodikes Sohn, König von Syrien. Wie würde der nächste ptolemäische König auf all das reagieren?

      EIN KÖNIG RÄCHT SEINE ERMORDETE SCHWESTER

      21. (a) Wer war „einer vom Sproß“ der „Wurzeln“ Berenikes, und wie ‘stand er auf’? (b) Wie kam Ptolemaios III. gegen „die Festung des Königs des Nordens“ und ‘gewann die Oberhand’?

      21 „Einer vom Sproß ihrer Wurzeln wird gewiß in seiner Stellung aufstehen“, sagte der Engel, „und er wird zur Streitmacht kommen und gegen die Festung des Königs des Nordens kommen und wird bestimmt gegen sie handeln und die Oberhand gewinnen“ (Daniel 11:7). „Einer vom Sproß“ der Eltern oder „Wurzeln“ Berenikes war ihr Bruder. Beim Tod seines Vaters ‘stand’ er als König des Südens ‘auf’, als ägyptischer Pharao Ptolemaios III. Sogleich ging er daran, seine ermordete Schwester zu rächen. Auf seinem Feldzug gegen den syrischen König Seleukos II., durch den Laodike Berenike und ihren Sohn hatte ermorden lassen, kam er gegen „die Festung des Königs des Nordens“. Ptolemaios III. nahm den befestigten Teil von Antiochia ein und tötete Laodike. Auf seinem Weg ostwärts durch das Herrschaftsgebiet des Nordkönigs zog er plündernd durch Babylonien und drang bis nach Indien vor.

      22. Was brachte Ptolemaios III. nach Ägypten zurück, und warum ‘stand er einige Jahre lang vom König des Nordens ab’?

      22 Was geschah als nächstes? Der Engel Gottes sagt uns: „Und auch mit ihren Göttern, mit ihren gegossenen Bildern, mit ihren begehrenswerten Gegenständen aus Silber und aus Gold und mit den Gefangenen wird er nach Ägypten kommen. Und er selbst wird einige Jahre lang vom König des Nordens abstehen“ (Daniel 11:8). Mehr als 200 Jahre zuvor hatte der Perserkönig Kambyses II. Ägypten unterjocht und ägyptische Götter, „ihre gegossenen Bilder“, entführt. Als Ptolemaios III. Persiens frühere Hauptstadt Susa plünderte, eroberte er diese Götter zurück und nahm sie sozusagen ‘gefangen’ mit nach Ägypten. Auch sehr viele „begehrenswerte Gegenstände aus Silber und aus Gold“ brachte er als Kriegsbeute mit. Da Ptolemaios III. gezwungen war, zu Hause eine Rebellion zu unterdrücken, ‘stand er vom König des Nordens ab’, das heißt, er fügte ihm keine weiteren Schäden zu.

      DER SYRISCHE KÖNIG RÄCHT SICH

      23. Warum ‘kehrte’ der König des Nordens ‘zu seinem eigenen Boden zurück’, nachdem er in das Königreich des Königs des Südens gekommen war?

      23 Wie reagierte der König des Nordens darauf? Daniel wurde gesagt: „Er wird tatsächlich in das Königreich des Königs des Südens kommen und zu seinem eigenen Boden zurückkehren“ (Daniel 11:9). Der König des Nordens — der syrische König Seleukos II. — schlug zurück. Er kam in „das Königreich“ oder das Herrschaftsgebiet des ägyptischen Südkönigs, wurde jedoch besiegt. Nur mit einem kleinen Rest seines Heeres ‘kehrte’ Seleukos II. ‘zu seinem eigenen Boden zurück’, indem er sich um 242 v. u. Z. in die syrische Hauptstadt Antiochia zurückzog. Bei seinem Tod folgte ihm sein Sohn Seleukos III. auf den Thron.

      24. (a) Was geschah mit Seleukos III.? (b) Inwiefern ‘kam’ der syrische König Antiochos III., ‘überflutete’ das Herrschaftsgebiet des Königs des Südens und ‘zog hindurch’?

      24 Was war über die Nachkommen des syrischen Königs Seleukos II. vorausgesagt worden? Der Engel hatte Daniel erklärt: „Was nun seine Söhne betrifft, sie werden sich erregen und tatsächlich eine Menge großer Streitkräfte versammeln. Und kommend wird er gewiß kommen und überfluten und hindurchziehen. Doch wird er zurückkehren, und er wird sich bis zu seiner Festung hin erregen“ (Daniel 11:10). Die Regierungszeit von Seleukos III. endete bereits nach weniger als drei Jahren mit seiner Ermordung. Ihm folgte sein Bruder Antiochos III. auf den syrischen Thron. Dieser Sohn von Seleukos II. versammelte große Streitkräfte für einen Angriff auf den Südkönig, damals Ptolemaios IV. Der neue syrische König des Nordens errang einen Sieg über Ägypten und brachte die Hafenstadt Seleukia, die Provinz Coelesyrien, die Städte Tyrus und Ptolemais sowie benachbarte Städte wieder unter seine Herrschaft. Er schlug ein Heer des Königs Ptolemaios IV. in die Flucht und bemächtigte sich mehrerer Städte Judas. Im Frühjahr 217 v. u. Z. brach Antiochos III. von Ptolemais nach Norden auf „bis zu seiner Festung“ in Syrien. Doch ein Umschwung war in Sicht.

      DAS BLATT WENDET SICH

      25. Wo kam es zwischen Ptolemaios IV. und Antiochos III. zur Schlacht, und was wurde „in die Hand“ des ägyptischen Königs des Südens „gegeben“?

      25 Wie Daniel hören wir erwartungsvoll dem Engel Jehovas zu, der anschließend folgendes voraussagt: „Der König des Südens wird sich erbittern und wird ausziehen und mit ihm kämpfen müssen, das heißt mit dem König des Nordens; und er wird gewiß eine große Menge aufstellen, und die Menge wird tatsächlich in die Hand von jenem gegeben werden“ (Daniel 11:11). Mit einem 75 000 Mann starken Heer zog der Südkönig, Ptolemaios IV., nach Norden dem Feind entgegen. Der syrische König des Nordens hatte eine „große Menge“ von 68 000 Mann gegen ihn aufgestellt. Aber die „Menge“ wurde in einer Schlacht bei der Küstenstadt Raphia unweit der ägyptischen Grenze „in die Hand“ des Südkönigs „gegeben“.

      26. (a) Welche „Menge“ wurde von dem König des Südens in der Schlacht bei Raphia weggeführt, und welche Bedingungen enthielt der dort geschlossene Friedensvertrag? (b) Inwiefern nutzte Ptolemaios IV. „seine starke Stellung“ nicht aus? (c) Wer war der nächste König des Südens?

      26 In der Prophezeiung heißt es weiter: „Und die Menge wird gewiß weggeführt werden. Sein Herz wird sich erheben, und er wird tatsächlich bewirken, daß Zehntausende fallen; aber er wird seine starke Stellung nicht ausnutzen“ (Daniel 11:12). 10 000 syrische Soldaten der Fußtruppe und 300 Mann des Reiterheeres wurden von Ptolemaios IV., dem König des Südens, sozusagen „weggeführt“ in den Tod, und 4 000 Mann nahm er gefangen. Daraufhin trafen die Könige ein Abkommen; Antiochos III. behielt zwar seinen syrischen Seehafen Seleukia, verlor aber Phönizien und Coelesyrien. Auf Grund dieses Sieges ‘erhob sich’ das Herz des ägyptischen Südkönigs, insbesondere gegen Jehova. Juda blieb unter der Herrschaft des Ptolemaios IV. Dieser nutzte „seine starke Stellung“ nach seinem Sieg jedoch nicht für weitere Aktionen gegen den syrischen Nordkönig aus. Statt dessen führte er ein ausschweifendes Leben, und sein fünfjähriger Sohn Ptolemaios V. wurde Jahre vor dem Tod des Antiochos III. der nächste König des Südens.

      DER EROBERER KEHRT ZURÜCK

      27. Inwiefern kehrte der König des Nordens „am Ende der Zeiten“ zurück, um Ägypten bestimmte Gebiete wieder zu entreißen?

      27 Wegen all seiner Großtaten erhielt Antiochos III. schließlich den Beinamen „der Große“. Über ihn sagte der Engel: „Der König des Nordens soll zurückkehren und eine Menge aufstellen, größer als die erste; und am Ende der Zeiten, einiger Jahre, wird er kommen, und zwar mit einer großen Streitmacht und mit sehr viel Habe“ (Daniel 11:13). Diese „Zeiten“ umfassen die 16 oder mehr Jahre nach dem Sieg der Ägypter über die Syrer bei Raphia. Als der junge Ptolemaios V. der König des Südens wurde, brach Antiochos III. mit ‘einer Menge, größer als die erste’, auf, um dem ägyptischen Südkönig die Gebiete zu entreißen, die er an ihn verloren hatte. Zu diesem Zweck vereinte er seine Streitkräfte mit denen des makedonischen Königs Philipp V.

      28. Welche Probleme hatte der junge König des Südens?

      28 Der König des Südens hatte auch Probleme im eigenen Reich. „In jenen Zeiten werden viele gegen den König des Südens aufstehen“, sagte der Engel (Daniel 11:14a). Tatsächlich standen viele „gegen den König des Südens“ auf. Der junge Südkönig sah sich nicht nur den vereinten Streitkräften des Antiochos III. und seines makedonischen Verbündeten gegenüber, sondern stand auch in Ägypten vor großen Schwierigkeiten. Da Agathokles, sein Vormund, der in seinem Namen regierte, die Ägypter arrogant behandelte, rebellierten viele. Der Engel fügte hinzu: „Und die Söhne der Räuber, die deinem Volk angehören, werden ihrerseits mitgerissen werden in dem Versuch, eine Vision wahr werden zu lassen; und sie werden straucheln müssen“ (Daniel 11:14b). Selbst einige vom Volk Daniels wurden ‘Söhne von Räubern’ oder Revolutionäre. Aber jede „Vision“ dieser Juden, die nichtjüdische Herrschaft über ihr Heimatland zu beenden, war falsch, und sie sollten in diesem Bemühen erfolglos sein oder „straucheln“.

      29, 30. (a) Inwiefern hielten die „Streitarme des Südens“ dem Angriff aus dem Norden nicht stand? (b) Wie kam es, daß der König des Nordens ‘im Land der „Zierde“ stand’?

      29 Des weiteren sagte der Engel Jehovas voraus: „Der König des Nordens wird kommen und einen Belagerungswall aufwerfen und tatsächlich eine befestigte Stadt einnehmen. Und was die Streitarme des Südens betrifft, sie werden nicht standhalten noch das Volk seiner Auserlesenen; und es wird keine Kraft geben, um standzuhalten. Und derjenige, der gegen ihn kommt, wird nach seinem Willen tun, und niemand wird vor ihm bestehen. Und er wird im Land der ‚Zierde‘ stehen, und Ausrottung wird in seiner Hand sein“ (Daniel 11:15, 16).

      30 Die Streitkräfte unter Ptolemaios V., die „Streitarme des Südens“, hielten dem Angriff aus dem Norden nicht stand. Bei Paneas (Cäsarea Philippi) errang Antiochos III. einen Sieg und trieb den ägyptischen Heerführer Skopas und seine 10 000 ausgewählten Männer oder „Auserlesenen“ nach Sidon, einer „befestigten Stadt“. Dort warf Antiochos III. „einen Belagerungswall“ auf und nahm diese phönizische Hafenstadt im Jahre 198 v. u. Z. ein. Er handelte „nach seinem Willen“, weil die Streitkräfte des ägyptischen Südkönigs vor ihm nicht standzuhalten vermochten. Anschließend rückte Antiochos III. gegen Jerusalem vor, die Hauptstadt Judas, des „Landes der ‚Zierde‘ “. Die Herrschaft über Jerusalem und Juda ging 198 v. u. Z. vom ägyptischen König des Südens an den syrischen König des Nordens über. Antiochos III., der Nordkönig, begann „im Land der ‚Zierde‘ [zu] stehen“. Für alle Juden und Ägypter, die Widerstand leisteten, ‘war Ausrottung in seiner Hand’. Wie lange würde dieser König des Nordens so handeln können, wie es ihm gefiel?

      ROM BÄNDIGT DEN EROBERER

      31, 32. Wie kam es dazu, daß der König des Nordens einen „Vergleich“ einging und mit dem König des Südens Frieden schloß?

      31 Der Engel Jehovas antwortet darauf: „Er [der König des Nordens] wird sein Angesicht darauf richten, mit der Wucht seines ganzen Königreiches zu kommen, und man wird mit ihm einen Vergleich eingehen, und er wird wirksam handeln. Und was die Tochter der Frauen betrifft, es wird ihm gewährt werden, sie ins Verderben zu bringen. Und sie wird nicht standhalten, und sie wird nicht die Seine bleiben“ (Daniel 11:17).

      32 Der Nordkönig, Antiochos III., ‘richtete sein Angesicht darauf’, Ägypten „mit der Wucht seines ganzen Königreiches“ zu beherrschen. Doch schließlich mußte er einen „Vergleich“ eingehen, das heißt Frieden mit Ptolemaios V., dem König des Südens, schließen. Auf Grund der Forderungen Roms änderte Antiochos III. seinen Plan. Als er sich mit König Philipp V. von Makedonien gegen den noch minderjährigen ägyptischen König verbündet hatte, um seine Gebiete einzunehmen, suchten die Vormunde von Ptolemaios V. bei Rom Schutz. Rom nutzte die Gelegenheit, seinen Einflußbereich auszudehnen, und ließ seine Muskeln spielen.

      33. (a) Was waren die zwischen Antiochos III. und Ptolemaios V. ausgehandelten Friedensbedingungen? (b) Welchem Zweck sollte die Heirat von Kleopatra I. und Ptolemaios V. dienen, und warum schlug der Plan fehl?

      33 Antiochos III. schloß auf Drängen Roms Frieden mit dem Südkönig. Doch statt die eroberten Gebiete zurückzugeben, was Rom gefordert hatte, plante er nur eine nominelle Übergabe; er verheiratete seine Tochter Kleopatra I., „die Tochter der Frauen“, mit Ptolemaios V. Ihre Mitgift sollte aus mehreren Provinzen bestehen, Juda, „das Land der ‚Zierde‘ “, eingeschlossen. Aber der syrische König ließ diese Provinzen bei der Heirat im Jahre 193 v. u. Z. nicht an Ptolemaios V. übergehen. Es war eine politische Heirat, durch die Ägypten eigentlich Syrien unterworfen werden sollte. Doch der Plan scheiterte, weil Kleopatra I. ‘nicht die Seine blieb’; sie ergriff später Partei für ihren Mann. Als es zwischen Antiochos III. und Rom zum Krieg kam, stellte sich Ägypten auf die Seite Roms.

      34, 35. (a) Nach welchen „Küstenländern“ wandte der König des Nordens sein Angesicht? (b) Wie machte Rom der vom König des Nordens herrührenden „Schmach“ ein Ende? (c) Wie kam Antiochos III. ums Leben, und wer wurde der nächste König des Nordens?

      34 Was die Rückschläge des Nordkönigs angeht, fügte der Engel hinzu: „Und er [Antiochos III.] wird sein Angesicht zurück nach den Küstenländern wenden und wird tatsächlich viele einnehmen. Und ein Befehlshaber [Rom] wird für sich die von ihm [Antiochos III.] herrührende Schmach aufhören lassen müssen, so daß seine Schmach nicht sein wird. Er [Rom] wird sie auf jenen zurückfallen lassen. Und er [Antiochos III.] wird sein Angesicht nach den Festungen seines eigenen Landes zurückwenden, und er wird gewiß straucheln und fallen, und er wird nicht zu finden sein“ (Daniel 11:18, 19).

      35 Bei den „Küstenländern“ handelte es sich um Makedonien, Griechenland und Kleinasien. Als 192 v. u. Z. in Griechenland ein Krieg ausbrach, sah sich Antiochos III. veranlaßt, sich nach Griechenland zu begeben. Rom mißfiel das Bestreben des syrischen Königs, dort weitere Gebiete zu erobern, und erklärte ihm den Krieg. Bei den Thermopylen wurde er von den Römern geschlagen. Etwa ein Jahr nach der Niederlage in der Schlacht bei Magnesia (190 v. u. Z.) mußte er auf sämtliche Gebiete in Griechenland, Kleinasien und westlich des Taurus verzichten. Rom erlegte ihm einen hohen Tribut auf und begründete damit die eigene Vorherrschaft gegenüber dem syrischen König des Nordens. Nachdem Antiochos III. aus Griechenland und Kleinasien vertrieben worden war und nahezu seine ganze Flotte verloren hatte, ‘wandte er sein Angesicht nach den Festungen seines eigenen Landes [Syrien] zurück’. Die Römer hatten ‘die auf sie gebrachte Schmach auf ihn zurückfallen lassen’. Antiochos III. kam 187 v. u. Z. bei dem Versuch um, einen Tempel in Elymais (Persien) zu plündern. So ‘fiel’ oder starb er, und sein Sohn Seleukos IV. folgte ihm als nächster König des Nordens.

      DER KONFLIKT GEHT WEITER

      36. (a) Wie versuchte der König des Südens, den Kampf fortzusetzen, doch wie ging die Sache aus? (b) Wie ‘fiel’ Seleukos IV., und wer war sein Nachfolger?

      36 Ptolemaios V., der König des Südens, versuchte die Provinzen, die er als Kleopatras Mitgift hätte erhalten sollen, seinem Herrschaftsgebiet einzuverleiben, doch Gift beendete seine Bemühungen. Sein Nachfolger war Ptolemaios VI. Was ist von Seleukos IV. zu sagen? Da ihm die Mittel fehlten, den hohen Tribut an Rom zu zahlen, sandte er seinen Schatzmeister Heliodor nach Jerusalem, um die angeblich im Tempel lagernden Schätze zu beschlagnahmen. Heliodor ermordete Seleukos IV. in der Absicht, selbst den Thron einzunehmen. Aber König Eumenes von Pergamon und sein Bruder, König Attalos, sorgten dafür, daß Antiochos IV., der Bruder des ermordeten Königs, den Thron bestieg.

      37. (a) Auf welche Weise versuchte Antiochos IV. zu beweisen, daß er mächtiger war als Jehova Gott? (b) Wozu führte die Entweihung des Tempels in Jerusalem durch Antiochos IV.?

      37 Der neue König des Nordens, Antiochos IV., wollte beweisen, daß er mächtiger war als Gott, indem er versuchte, die der Anbetung Jehovas dienenden Einrichtungen und Gepflogenheiten abzuschaffen. Er trotzte Jehova und weihte den Tempel in Jerusalem dem Zeus oder Jupiter. Im Dezember 167 v. u. Z. ließ er auf dem großen Altar im Tempelvorhof, wo Jehova täglich ein Brandopfer dargebracht wurde, einen heidnischen Altar errichten. Zehn Tage später brachte man auf dem heidnischen Altar dem Zeus ein Opfer dar. Wegen dieser Entweihung kam es zu einem Aufstand der Juden unter der Führung der Makkabäer. Drei Jahre lang wurden sie von Antiochos IV. bekämpft. Im Jahre 164 v. u. Z., genau am Jahrestag der Entweihung des Tempels, weihte Judas Makkabäus den Tempel erneut Jehova und führte damit das Fest der Einweihung, Chanukka, ein (Johannes 10:22).

      38. Wie endete die Herrschaft der Makkabäer?

      38 Die Makkabäer schlossen wahrscheinlich 161 v. u. Z. ein Bündnis mit Rom und gründeten 104 v. u. Z. ein Königreich. Aber die Auseinandersetzungen zwischen ihnen und dem syrischen König des Nordens hielten an. Schließlich wurde Rom gebeten einzugreifen. Der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus nahm 63 v. u. Z. Jerusalem nach dreimonatiger Belagerung ein. Im Jahre 39 v. u. Z. setzte der römische Senat Herodes — einen Idumäer — als König von Judäa ein. Dieser beendete die Herrschaft der Makkabäer, indem er 37 v. u. Z. Jerusalem einnahm.

      39. Welchen Nutzen haben wir aus der Betrachtung von Daniel 11:1-19 gezogen?

      39 Wie begeisternd ist es doch, zu sehen, daß sich der erste Teil der Prophezeiung über den Konflikt zwischen den beiden Königen bis ins einzelne erfüllt hat! Ist es nicht faszinierend gewesen, auf die etwa 500 Jahre zurückzublicken, die vergangen sind, seitdem Daniel die prophetische Botschaft erhalten hat, und festzustellen, welche Herrscher die Stellung des Nordkönigs und die des Südkönigs eingenommen haben? Der Kampf zwischen den beiden Königen dauert jedoch noch in der Zeit Jesu Christi und bis in unsere Tage hinein an. Währenddessen ändert sich die politische Identität der beiden Konfliktparteien. Dadurch, daß in der Prophezeiung faszinierende Einzelheiten offenbart werden, die geschichtlichen Entwicklungen entsprechen, lassen sich die beiden miteinander streitenden Könige identifizieren.

  • Ein Konflikt zwischen zwei Königen
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • [Übersicht/Bilder auf Seite 228]

      DIE KÖNIGE IN DANIEL 11:5-19

      Der König Der König

      des Nordens des Südens

      Daniel 11:5 Seleukos I. Nikator Ptolemaios I.

      Daniel 11:6 Antiochos II. Ptolemaios II.

      (Ehefrau Laodike) (Tochter Berenike)

      Daniel 11:7-9 Seleukos II. Ptolemaios III.

      Daniel 11:10-12 Antiochos III. Ptolemaios IV.

      Daniel 11:13-19 Antiochos III. Ptolemaios V.

      (Tochter Kleopatra I.) Nachfolger:

      Nachfolger: Ptolemaios VI.

      Seleukos IV. und

      Antiochos IV.

  • Die Identität der beiden Könige ändert sich
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • Kapitel vierzehn

      Die Identität der beiden Könige ändert sich

      1, 2. (a) Wie kam es, daß sich Antiochos IV. den Forderungen Roms beugte? (b) Wann wurde Syrien eine römische Provinz?

      DER syrische Monarch Antiochos IV. fällt in Ägypten ein und krönt sich dort selbst zum König. Auf Bitten des ägyptischen Königs Ptolemaios VI. schickt Rom den Gesandten Gaius Popilius Laenas nach Ägypten. Dieser kommt mit einer eindrucksvollen Flotte und überbringt Antiochos IV. die Order des römischen Senats, auf das Königtum von Ägypten zu verzichten und sich aus dem Land zurückzuziehen. In Eleusis, einem Vorort von Alexandria, stehen sich der syrische König und der römische Gesandte von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Antiochos IV. erbittet sich Zeit, damit er seine Ratgeber konsultieren könne. Aber Popilius zieht einen Kreis um den König und fordert von ihm eine Antwort, bevor er die Linie überschreitet. Zutiefst gedemütigt, fügt sich Antiochos IV. den Forderungen Roms und zieht sich 168 v. u. Z. nach Syrien zurück. Damit endet die Konfrontation zwischen dem syrischen König des Nordens und dem ägyptischen König des Südens.

      2 Rom, das in den Angelegenheiten des Nahen Ostens eine dominierende Rolle spielt, diktiert Syrien weiterhin seinen Willen. Daher nehmen die Könige aus der Seleukidendynastie, die nach dem Tod von Antiochos IV. (163 v. u. Z.) in Syrien herrschen, nicht mehr die Stellung des „Königs des Nordens“ ein (Daniel 11:15). Im Jahre 64 v. u. Z. wird Syrien schließlich eine römische Provinz.

      3. Wann und wie erlangte Rom die Oberherrschaft über Ägypten?

      3 Ägyptens Ptolemäerdynastie behält die Rolle des „Königs des Südens“ nach dem Tod von Antiochos IV. noch etwas mehr als 130 Jahre (Daniel 11:14). 31  v. u. Z. besiegt der römische Machthaber Oktavian in der Schlacht von Aktium die vereinten Streitkräfte der letzten ptolemäischen Königin, Kleopatra VII., und ihres römischen Geliebten Marcus Antonius. Nach Kleopatras Selbstmord im darauffolgenden Jahr wird auch Ägypten eine römische Provinz und spielt damit nicht mehr die Rolle des Königs des Südens. Rom hat 30 v. u. Z. sowohl die Oberherrschaft über Syrien als auch über Ägypten. Müssen wir nun davon ausgehen, daß andere Herrscher die Rolle des Nordkönigs und des Südkönigs übernehmen?

      EIN NEUER KÖNIG SENDET „EINEN EINTREIBER“ AUS

      4. Warum sollten wir erwarten, daß ein anderer Herrschaftsträger die Identität des Königs des Nordens annahm?

      4 Im Frühjahr 33 u. Z. erklärte Jesus Christus seinen Jüngern: „Wenn ihr ... das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, von dem Daniel, der Prophet, geredet hat, an heiliger Stätte stehen seht ..., dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen“ (Matthäus 24:15, 16). Jesus zitierte aus Daniel 11:31 und machte seine Nachfolger warnend auf ein künftiges „abscheuliches Ding, das Verwüstung verursacht“, aufmerksam. Er äußerte diese Prophezeiung über den König des Nordens etwa 195 Jahre nach dem Tod des Antiochos IV., des letzten syrischen Königs in dieser Rolle. Mit Sicherheit mußte ein anderer Herrschaftsträger die Identität des Nordkönigs annehmen. Wer war das?

      5. Wer stand als König des Nordens auf und übernahm die Rolle, die Antiochos IV. gespielt hatte?

      5 Der Engel Jehovas sagte voraus: „Es wird in seiner Stellung [der des Antiochos IV.] einer aufstehen, der einen Eintreiber durch das prächtige Königreich ziehen läßt, und in wenigen Tagen wird er zerbrochen werden, aber nicht im Zorn noch im Kriegszug“ (Daniel 11:20). Der auf diese Weise ‘aufstand’, war niemand anders als Oktavian, der erste römische Kaiser, der auch Cäsar Augustus genannt wurde. (Siehe „Der eine geehrt, der andere verachtet“, Seite 248.)

      6. (a) Wann wurde ein „Eintreiber“ durch „das prächtige Königreich“ gesandt, und von welcher Bedeutung war dies? (b) Wieso kann gesagt werden, daß Augustus weder „im Zorn“ noch „im Kriegszug“ starb? (c) Inwiefern änderte sich die Identität des Nordkönigs?

      6 „Das prächtige Königreich“ des Augustus schloß auch das „Land der ‚Zierde‘ “ ein — die römische Provinz Judäa (Daniel 11:16). Im Jahre 2 v. u. Z. sandte Augustus „einen Eintreiber“ aus, indem er eine Einschreibung oder Volkszählung anordnete, wahrscheinlich um die Größe der Bevölkerung zu ermitteln als Grundlage für die Besteuerung und die Einberufung zum Militärdienst. Auf Grund dieses Erlasses reisten Joseph und Maria nach Bethlehem, um sich einschreiben zu lassen. So kam es, daß Jesus an dem vorhergesagten Ort geboren wurde (Micha 5:2; Matthäus 2:1-12). Im August 14 u. Z. — „in wenigen Tagen“ oder nicht lange nach der angeordneten Einschreibung — starb Augustus im Alter von 76 Jahren, und zwar weder „im Zorn“ durch die Hand eines Mörders noch „im Kriegszug“, sondern an einer Krankheit. Die Identität des Nordkönigs hatte sich also geändert. Jetzt spielte das Römische Reich, vertreten durch seine Kaiser, die Rolle dieses Königs.

      ‘DER VERACHTETE STEHT AUF’

      7, 8. (a) Wer stand in der Stellung des Augustus als König des Nordens auf? (b) Wieso wurde dem Nachfolger von Cäsar Augustus „die Würde des Königtums“ widerwillig übertragen?

      7 Der Engel fuhr mit der Prophezeiung wie folgt fort: „Es soll in seiner [des Augustus] Stellung einer aufstehen, der zu verachten ist, und man wird gewiß nicht die Würde des Königtums auf ihn legen; und er wird tatsächlich während einer Zeit der Sorglosigkeit hereinkommen und sich des Königreiches durch Glätte bemächtigen. Und was die Streitarme der Flut betrifft, sie werden seinetwegen überflutet werden, und sie werden zerbrochen werden wie auch der Führer des Bundes“ (Daniel 11:21, 22).

      8 Bei dem, „der zu verachten ist“, handelte es sich um Tiberius Cäsar, den Sohn der Livia, der dritten Frau des Augustus. (Siehe „Der eine geehrt, der andere verachtet“, Seite 248.) Augustus haßte seinen Stiefsohn wegen seiner schlechten Charakterzüge und wünschte sich eigentlich nicht ihn als nächsten Cäsar. Nur widerwillig wurde ihm „die Würde des Königtums“ übertragen, und zwar allein deshalb, weil keiner der anderen möglichen Nachfolger mehr lebte. Augustus adoptierte Tiberius im Jahre 4 u. Z. und machte ihn zum Thronerben. Nach dem Tode des Augustus ‘stand’ der 54jährige Tiberius — der Verachtete — ‘auf’, indem er die Macht als römischer Kaiser und König des Nordens übernahm.

      9. Inwiefern ‘bemächtigte sich’ Tiberius ‘durch Glätte des Königreiches’?

      9 „Tiberius manipulierte den Senat und erlaubte ihm etwa einen Monat lang [nach dem Tod des Augustus] nicht, ihn als Kaiser zu bezeichnen“, heißt es in der New Encyclopædia Britannica. Er erklärte dem Senat, nach Augustus sei niemand fähig, die Regierungslast im römischen Imperium zu tragen; er bat die Senatoren, wieder die Republik einzuführen und solche Autorität keiner Einzelperson, sondern einer Gruppe von Männern zu übertragen. „Der Senat wagte es nicht, ihn bei seinem Worte zu nehmen, und tauschte Höflichkeiten mit ihm aus, bis er sich schließlich bereit erklärte, die Macht ... auf sich zu nehmen“, schrieb der Historiker Will Durant und fügte hinzu: „Auf beiden Seiten wurde prächtig geschauspielert. Tiberius wollte den Principat haben, sonst hätte er mit Leichtigkeit einen Ausweg gefunden; der Senat fürchtete und haßte Tiberius, scheute sich aber, wieder eine republikanische Staatsform einzuführen, die sich wie die alte auf theoretisch souveräne Volksversammlungen gründete.“ So ‘bemächtigte sich’ Tiberius ‘durch Glätte des Königreiches’.

      10. Auf welche Weise ‘wurden die Streitarme der Flut zerbrochen’?

      10 „Was die Streitarme der Flut betrifft“ — die Streitkräfte benachbarter Königreiche —, sagte der Engel: „Sie werden ... überflutet werden, und sie werden zerbrochen werden.“ Als Tiberius König des Nordens wurde, befehligte sein Neffe Germanicus Caesar die römischen Truppen am Rhein. Im Jahre 15 u. Z. führte Germanicus seine Streitkräfte mit einigem Erfolg gegen die des Germanenhelden Arminius (Hermann der Cherusker). Aber die keineswegs überzeugenden Siege wurden teuer erfochten, und Tiberius sah danach von weiteren Operationen in Germanien ab. Statt dessen schürte er innere Unruhen und versuchte auf diese Weise, eine Vereinigung der germanischen Stämme zu verhindern. Im allgemeinen hielt es Tiberius mit einer defensiven Außenpolitik und konzentrierte sich auf die Sicherung der Grenzen. Mit diesem Konzept war er ziemlich erfolgreich. So wurden die „Streitarme der Flut“ unter Kontrolle gehalten und „zerbrochen“.

      11. Auf welche Weise ‘wurde der Führer des Bundes zerbrochen’?

      11 „Zerbrochen“ wurde auch der „Führer des Bundes“, des Bundes, den Jehova Gott zum Segen aller Familien der Erde mit Abraham geschlossen hatte. Der in diesem Bund verheißene Same Abrahams war Jesus Christus (1. Mose 22:18; Galater 3:16). Am 14. Nisan 33 u. Z. stand Jesus vor Pontius Pilatus im Palast des römischen Statthalters in Jerusalem. Die Priester der Juden hatten ihn des Verrats am Kaiser angeklagt. Doch Jesus erklärte Pilatus: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. ... mein Königreich [ist] nicht von daher.“ Damit der römische Statthalter den unschuldigen Jesus nicht freiließ, schrien die Juden: „Wenn du diesen Mann freiläßt, bist du kein Freund Cäsars. Jeder, der sich selbst zu einem König macht, redet gegen Cäsar.“ Sie forderten Jesu Hinrichtung und erklärten: „Wir haben keinen König außer Cäsar.“ Auf Grund des Gesetzes der laesa majestas (Majestätsbeleidigung), das Tiberius dahin erweitert hatte, daß praktisch jede Beleidigung des Cäsars strafbar war, lieferte Pilatus Jesus aus, damit er an einen Marterpfahl komme oder „zerbrochen“ werde (Johannes 18:36; 19:12-16; Markus 15:14-20).

      EIN TYRANN ‘SCHMIEDET SEINE PLÄNE’

      12. (a) Wer verbündete sich mit Tiberius? (b) Wie wurde Tiberius „mittels einer kleinen Nation mächtig“?

      12 Weiter sagte der Engel in der Prophezeiung, die sich auf Tiberius bezog: „Da sie sich mit ihm verbündeten, wird er Trug üben und tatsächlich heraufkommen und mittels einer kleinen Nation mächtig werden“ (Daniel 11:23). Die Mitglieder des römischen Senats hatten sich verfassungsmäßig mit Tiberius ‘verbündet’, und er war formell von ihnen abhängig. Doch er ging trügerisch vor und wurde eigentlich „mittels einer kleinen Nation mächtig“. Bei dieser kleinen Nation handelte es sich um die römische Prätorianergarde, die in der Nähe der Stadtmauer Roms Quartier bezog. Ihre Nähe schüchterte den Senat ein und half Tiberius, jede Auflehnung des Volkes gegen seine Amtsgewalt in Schach zu halten. Mit Hilfe der ungefähr 10 000 Mann starken Garde behauptete Tiberius daher seine Macht.

      13. In welcher Hinsicht übertraf Tiberius seine Vorväter?

      13 Der Engel führte in der Prophezeiung weiter aus: „Während einer Zeit der Sorglosigkeit wird er sogar in die Fettigkeit des Gerichtsbezirks einziehen und tatsächlich tun, was seine Väter und die Väter seiner Väter nicht getan haben. Plündergut und Beute und Habe wird er unter ihnen ausstreuen; und gegen befestigte Plätze wird er seine Pläne schmieden, aber nur bis auf eine Zeit“ (Daniel 11:24). Tiberius war überaus mißtrauisch. Während seiner Regierung waren befohlene Ermordungen an der Tagesordnung. Der letzte Teil seiner Herrschaft stand hauptsächlich wegen des Einflusses von Sejan, dem Präfekten der Prätorianergarde, im Zeichen des Terrors. Schließlich geriet Sejan selbst in Verdacht und wurde hingerichtet. Tiberius tyrannisierte das Volk weit mehr als seine Vorväter.

      14. (a) Inwiefern streute Tiberius in allen römischen Provinzen „Plündergut und Beute und Habe“ aus? (b) Als was betrachtete man Tiberius bei seinem Tod?

      14 Allerdings streute Tiberius in allen römischen Provinzen „Plündergut und Beute und Habe“ aus. Zur Zeit seines Todes erfreuten sich alle unterworfenen Völker eines gewissen Wohlstands. Die Steuern waren niedrig, und Tiberius konnte großzügig sein, wenn die Bevölkerung irgendwo schwere Zeiten durchzustehen hatte. Falls Soldaten oder Beamte irgend jemand bedrückten oder sich in Verbindung mit ihrer Aufgabe Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen ließen, mußten sie damit rechnen, von der Obrigkeit zur Rechenschaft gezogen zu werden. Da Tiberius mit fester Hand regierte, konnte die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten werden, und durch die Verbesserung der Verkehrswege wurde der Handel gefördert. Tiberius sorgte innerhalb und außerhalb von Rom für eine unparteiische und stabile Verwaltung. Die Gesetze wurden verbessert und die Sozial- und Sittengesetze dadurch zur Geltung gebracht, daß die Reformen, die Cäsar Augustus eingeführt hatte, gefördert wurden. Doch Tiberius ‘schmiedete seine Pläne’, so daß ihn der römische Historiker Tacitus als einen heuchlerischen Menschen beschreibt, der sich geschickt verstellen konnte. Als er im März 37 u. Z. starb, galt er als Tyrann.

      15. Was ist über Rom Ende des 1. und Anfang des 2. Jahrhunderts u. Z. zu sagen?

      15 Zu den Nachfolgern des Tiberius, die die Rolle des Nordkönigs spielten, zählten Gajus Cäsar (Caligula), Claudius I., Nero, Vespasian, Titus, Domitian, Nerva, Trajan und Hadrian. In einer Enzyklopädie heißt es: „Die meisten der Nachfolger des Augustus hielten an seiner Verwaltungspolitik und seinem Bauprogramm fest, aber weniger innovativ und mehr ostentativ“ (The New Encyclopædia Britannica). In diesem Werk heißt es weiter: „Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts befand sich Rom auf dem Gipfel seiner Macht und erreichte seine größte Bevölkerungszahl.“ Zu jener Zeit stellten sich zwar an den Grenzen des römischen Imperiums einige Schwierigkeiten ein, doch zur ersten vorausgesagten Konfrontation Roms mit dem König des Südens kam es erst im 3. Jahrhundert u. Z.

      GEGEN DEN KÖNIG DES SÜDENS ‘AUFGEWECKT’

      16, 17. (a) Wer übernahm die Rolle des Königs des Nordens, von dem in Daniel 11:25 die Rede ist? (b) Wer nahm schließlich die Stellung des Königs des Südens ein, und wie kam es dazu?

      16 Der Engel Gottes setzte die Prophezeiung wie folgt fort: „Er [der König des Nordens] wird seine Kraft und sein Herz gegen den König des Südens aufwecken mit einer großen Streitmacht; und der König des Südens seinerseits wird sich zum Krieg erregen mit einer überaus großen und mächtigen Streitmacht. Und er [der König des Nordens] wird nicht standhalten, weil sie Pläne gegen ihn schmieden werden. Und gerade diejenigen, die seine Delikatessen essen, werden seinen Zusammenbruch herbeiführen. Und was seine Streitmacht angeht, sie wird weggeschwemmt werden, und viele werden bestimmt erschlagen fallen“ (Daniel 11:25, 26).

      17 Etwa 300 Jahre nachdem Oktavian Ägypten zur römischen Provinz gemacht hatte, übernahm der römische Kaiser Aurelian die Rolle des Nordkönigs. Inzwischen spielte Königin Septimia Zenobia von der römischen Kolonie Palmyra die Rolle des Südkönigs.a (Siehe „Zenobia — die kriegerische Königin von Palmyra“, Seite 252.) 269 u. Z. besetzte das palmyrische Heer Ägypten unter dem Vorwand, es für Rom sichern zu wollen. Zenobia war bestrebt, Palmyra zur führenden Stadt im Osten zu machen und über die östlichen Provinzen Roms zu herrschen. Von ihrem Ehrgeiz alarmiert, weckte Aurelian „seine Kraft und sein Herz“ auf, um gegen Zenobia vorzugehen.

      18. Wie ging der Konflikt zwischen Kaiser Aurelian, dem König des Nordens, und Königin Zenobia, dem König des Südens, aus?

      18 Der König des Südens, die herrschende Macht unter der Führung Zenobias, ‘erregte sich’ „mit einer überaus großen und mächtigen Streitmacht“ unter den beiden Feldherren Zabdas und Zabbai zum Krieg gegen den König des Nordens. Doch Aurelian eroberte Ägypten und unternahm dann einen Feldzug nach Kleinasien und Syrien. Zenobia wurde bei Emesa (das heutige Homs) geschlagen und zog sich nach Palmyra zurück. Als Aurelian die Stadt belagerte, verteidigte Zenobia sie mutig, doch ohne Erfolg. Sie versuchte mit ihrem Sohn nach Persien zu fliehen, wurde aber am Euphrat von den Römern eingeholt und gefangengenommen. 272 u. Z. übergaben die Palmyrer die Stadt. Aurelian ließ Zenobia am Leben und nahm sie mit nach Rom, wo sie 274 u. Z. seinen Triumphzug als Hauptattraktion zierte. Sie blieb bis an ihr Lebensende als Matrone in Rom.

      19. Inwiefern fiel Aurelian ‘wegen der gegen ihn geschmiedeten Pläne’?

      19 Aurelian selbst ‘hielt wegen der gegen ihn geschmiedeten Pläne nicht stand’. 275 u. Z. unternahm er einen Feldzug gegen die Perser. Während er in Thrakien auf eine Gelegenheit wartete, die Meerenge nach Kleinasien zu überqueren, verwirklichten seine Tischgenossen die gegen ihn geschmiedeten Pläne und führten seinen „Zusammenbruch“ herbei. Er hatte beabsichtigt, seinen Schatzmeister Eros für gewisse Unregelmäßigkeiten zur Rechenschaft zu ziehen. Aber Eros dachte sich eine Liste mit den Namen bestimmter Offiziere aus, die angeblich zum Tode bestimmt waren. Als die Offiziere diese Liste sahen, verschworen sie sich gegen Aurelian und ermordeten ihn.

      20. Inwiefern wurde die „Streitmacht“ des Königs des Nordens „weggeschwemmt“?

      20 Die Rolle des Nordkönigs war mit dem Tod des Kaisers Aurelian allerdings noch nicht zu Ende. Weitere römische Herrscher folgten ihm auf den Thron. Eine Zeitlang gab es einen Kaiser des Westens und einen des Ostens. Unter der Herrschaft dieser Männer wurde die „Streitmacht“ des Nordkönigs „weggeschwemmt“ oder „zerstreut“b, und bei Einfällen germanischer Stämme aus dem Norden ‘fielen viele erschlagen’. Im 4. Jahrhundert u. Z. durchbrachen die Goten die römischen Grenzen. Ein Einfall erfolgte nach dem anderen. Im Jahre 476 u. Z. setzte der germanische Anführer Odoaker den letzten Kaiser ab, der von Rom aus geherrscht hatte. Anfang des 6. Jahrhunderts war das Weströmische Reich zerschlagen, und in Britannien, Gallien, Italien, Nordafrika und Spanien regierten germanische Könige. Der östliche Teil des Reiches bestand noch bis ins 15. Jahrhundert hinein.

      EIN GROSSREICH WIRD GETEILT

      21, 22. Welche Veränderungen führte im 4. Jahrhundert u. Z. Konstantin herbei?

      21 Ohne unnötige Einzelheiten in bezug auf den Zusammenbruch des Römischen Reiches, der sich jahrhundertelang hinzog, zu erwähnen, sagte der Engel Jehovas weitere bedeutende Aktionen des Nordkönigs und des Südkönigs voraus. Ein kurzer Überblick über bestimmte Entwicklungen im Römischen Reich wird uns helfen, die beiden rivalisierenden Könige in späterer Zeit zu identifizieren.

      22 Im 4. Jahrhundert verlieh der römische Kaiser Konstantin dem abtrünnigen Christentum die staatliche Anerkennung. Er berief 325 u. Z. sogar ein Kirchenkonzil nach Nizäa (Kleinasien) ein und führte persönlich den Vorsitz. Konstantin verlegte später die Kaiserresidenz von Rom nach Byzanz (Konstantinopel) und machte diese Stadt zur neuen Hauptstadt. Bis zum Tod des Kaisers Theodosius I. am 17. Januar 395 u. Z. stand das Römische Reich jeweils nur unter der Herrschaft eines einzigen Kaisers.

      23. (a) Zu welcher Teilung des römischen Imperiums kam es beim Tod des Theodosius? (b) Wann hörte das Oströmische Reich zu bestehen auf? (c) Wer regierte 1517 in Ägypten?

      23 Nach dem Tod des Theodosius wurde das römische Imperium unter seine beiden Söhne aufgeteilt. Honorius erhielt den westlichen Teil und Arcadius den östlichen Teil mit Konstantinopel als Hauptstadt. Britannien, Gallien, Italien, Spanien und Nordafrika gehörten zu den Provinzen des westlichen Teils. Makedonien, Thrakien, Kleinasien, Syrien und Ägypten waren Provinzen des östlichen Teils. 642 u. Z. wurde die ägyptische Hauptstadt Alexandria von den Sarazenen (Arabern) erobert, und Ägypten unterstand als Provinz der Herrschaft der Kalifen. Im Januar 1449 wurde Konstantin XI., der letzte Kaiser des Ostreiches, gekrönt. Am 29. Mai 1453 nahmen die Osmanen (Türken) unter Sultan Mohammed II. Konstantinopel ein. Damit hörte das Oströmische Reich zu bestehen auf. 1517 wurde Ägypten eine türkische Provinz. Dieses Land des Südkönigs der alten Zeit sollte jedoch schließlich unter die Herrschaft eines anderen Reiches kommen, eines Reiches des westlichen Teils.

      24, 25. (a) Was kennzeichnete gemäß einigen Historikern den Beginn des Heiligen Römischen Reiches? (b) Was geschah schließlich mit der Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches?

      24 Im westlichen Teil des römischen Imperiums erhob sich der katholische Bischof von Rom, besonders Papst Leo I., der im 5. Jahrhundert u. Z. dafür bekannt war, die päpstliche Gewalt geltend zu machen. Schließlich maßte sich der Papst an, den Kaiser des Westreiches zu krönen. Das geschah zu Weihnachten des Jahres 800 u. Z. in Rom, als Papst Leo III. dem Frankenkönig Karl dem Großen die Kaiserkrone des neuen Weströmischen Reiches aufsetzte. Mit dieser Krönung wurde das Kaisertum in Rom wiederbelebt, was gemäß einigen Historikern den Beginn des Heiligen Römischen Reiches kennzeichnete. Von da an gab es das Ostreich und das Heilige Römische Reich im Westen. Beide beanspruchten, christlich zu sein.

      25 Die Nachfolger Karls des Großen erwiesen sich im Verlauf der Zeit als schwache Herrscher. Eine Zeitlang war das Amt des Kaisers sogar unbesetzt. Unterdessen hatte der deutsche König Otto I. die Herrschaft über einen Großteil von Nord- und Mittelitalien erlangt und sich zum König von Italien ausgerufen. Am 2. Februar 962 u. Z. wurde er von Papst Johannes XII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Die Hauptstadt des Reiches befand sich in Deutschland, und seine Kaiser sowie die meisten Untertanen waren Deutsche. 500 Jahre später ging die Kaiserwürde an das österreichische Haus Habsburg über, das sie fast all die Jahre behielt, die dem Heiligen Römischen Reich noch verblieben.

      DIE BEIDEN KÖNIGE ERNEUT KLAR ZU ERKENNEN

      26. (a) Was ist über das Ende des Heiligen Römischen Reiches zu sagen? (b) Wer trat als König des Nordens in Erscheinung?

      26 Napoleon I. versetzte dem Heiligen Römischen Reich den Todesstoß, als er nach seinen Siegen 1805 in Deutschland die Existenz dieses Reiches nicht mehr anerkannte. Da sich Kaiser Franz II. außerstande sah, die Krone zu verteidigen, dankte er am 6. August 1806 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab und führte von da an nur den Titel eines Kaisers von Österreich. So endete nach 1 006 Jahren das Heilige Römische Reich, das von Leo III., einem Papst der römisch-katholischen Kirche, und Karl dem Großen, einem Frankenkönig, gegründet worden war. 1870 wurde Rom die Hauptstadt des vom Vatikan unabhängigen Königreiches Italien. Im darauffolgenden Jahr begann mit Kaiser Wilhelm I. das Deutsche Reich. So betrat der neuzeitliche König des Nordens — Deutschland — die Weltbühne.

      27. (a) Wie wurde Ägypten ein britisches Protektorat? (b) Wer übernahm die Rolle des Königs des Südens?

      27 Wer war jedoch der neuzeitliche König des Südens? Wie die Geschichte zeigt, wurde Britannien im 17. Jahrhundert Weltmacht. Napoleon I. wollte die britischen Handelswege unterbrechen und eroberte 1798 Ägypten. Das löste einen Krieg aus, in dem britische und türkische Streitkräfte die Franzosen zwangen, sich aus Ägypten zurückzuziehen, das zu Beginn des Konflikts die Rolle des Südkönigs gespielt hatte. Im nachfolgenden Jahrhundert nahm der britische Einfluß in Ägypten zu. Nach dem Jahre 1882 befand sich Ägypten praktisch in Abhängigkeit von Großbritannien. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, gehörte es zur Türkei und wurde von einem Khediven oder Vizekönig regiert. Nachdem sich die Türkei in diesem Krieg auf die Seite Deutschlands gestellt hatte, setzte Großbritannien den Khediven ab und erklärte Ägypten zu einem britischen Protektorat. Zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelten sich allmählich enge Bindungen. So entstand die anglo-amerikanische Weltmacht, die die Rolle des Südkönigs übernahm.

      [Fußnoten]

      a Da es sich bei den Bezeichnungen „König des Nordens“ und „König des Südens“ um Titel handelt, können sie sich auf irgendeinen Herrschaftsträger oder irgendeine herrschende Macht beziehen, wie zum Beispiel einen König oder eine Königin oder auch einen Nationenblock.

      b Siehe die Fußnote zu Daniel 11:26 in der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

  • Die Identität der beiden Könige ändert sich
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • [Kasten/Bild auf Seite 248-251]

      DER EINE GEEHRT, DER ANDERE VERACHTET

      DER eine machte aus einer zerstrittenen Republik ein Weltreich. Der andere vermehrte ihren Reichtum in 23 Jahren zwanzigfach. Der eine wurde bei seinem Tod geehrt, der andere jedoch verachtet. In die Regierungszeit dieser beiden römischen Kaiser fiel Jesu Leben und Wirken. Wer waren die beiden? Und warum wurde der eine geehrt, der andere aber nicht?

      ER ÜBERNAHM ROM ALS BACKSTEINSTADT UND HINTERLIESS ES ALS MARMORSTADT

      Im Jahre 44 v. u. Z., als Julius Cäsar ermordet wurde, war der Enkel seiner Schwester, Gajus Oktavianus, erst 18 Jahre alt. Als Adoptivsohn Julius Cäsars und als dessen Haupterbe machte sich der junge Oktavian unverzüglich nach Rom auf, um sein Erbe zu beanspruchen. Dort traf er auf einen ernstzunehmenden Kontrahenten: Marcus Antonius, Cäsars Oberbefehlshaber. Dieser hatte erwartet, Haupterbe zu werden. Das nun folgende politische Intrigenspiel und der Machtkampf dauerten 13 Jahre.

      Erst durch den Sieg über die vereinten Streitkräfte der ägyptischen Königin Kleopatra und ihres Liebhabers Marcus Antonius (31 v. u. Z.) stieg Oktavian zum unbestrittenen Herrscher des Römischen Reiches auf. Im darauffolgenden Jahr begingen Marcus Antonius und Kleopatra Selbstmord, und Oktavian annektierte Ägypten. Damit war das letzte Überbleibsel des griechischen Weltreichs beseitigt, und Rom war Weltmacht.

      Eingedenk dessen, daß die despotische Machtausübung Julius Cäsars zu seiner Ermordung geführt hatte, hütete sich Oktavian sorgfältig, denselben Fehler zu begehen. Um die Gefühle der Römer, die für die Republik waren, nicht zu verletzen, hüllte er seine Monarchie in ein republikanisches Gewand. Er lehnte die Titel „König“ und „Diktator“ ab. Ja, er ging sogar noch einen Schritt weiter und verkündete seine Absicht, alle Provinzen der Kontrolle des römischen Senats zu unterstellen, und bot an, von allen Ämtern zurückzutreten. Mit dieser Taktik hatte er Erfolg. Der Senat zeigte sich Oktavian geneigt und forderte ihn auf, seine Ämter zu behalten und weiterhin die Kontrolle über einige Provinzen auszuüben.

      Außerdem verlieh ihm der Senat am 16. Januar 27 v. u. Z. den Titel „Augustus“, was „Erhabener“ oder „Heiliger“ bedeutet. Oktavian nahm nicht nur diesen Titel an, sondern gab auch einem Monat diesen Namen; er verkürzte den Februar um einen Tag, den er dann dem August hinzufügte, damit dieser ebenso viele Tage hatte wie der Juli, der Monat, dessen Name auf Julius Cäsar zurückgeht. Oktavian wurde somit der erste Kaiser des Römischen Reiches und war danach als Cäsar Augustus oder „Augustus“ bekannt. Später legte er sich auch den Titel „Pontifex maximus“ (Oberpriester) zu, und im Jahre 2 v. u. Z. — dem Geburtsjahr Jesu — verlieh ihm der Senat den Titel pater patriae, „Vater des Vaterlandes“.

      Im selben Jahr „ging eine Verordnung von Cäsar Augustus aus, daß die ganze bewohnte Erde eingeschrieben werde ...; und alle Leute zogen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in seine eigene Stadt“ (Lukas 2:1-3). Dieser Verordnung ist es zuzuschreiben, daß Jesus in Bethlehem geboren wurde, wodurch sich eine biblische Prophezeiung erfüllte (Daniel 11:20; Micha 5:2).

      Die Regierung unter Augustus zeichnete sich durch eine gewisse Redlichkeit aus und konnte sich einer stabilen Währung rühmen. Augustus richtete auch ein gut funktionierendes Postwesen ein und ließ Straßen und Brücken bauen. Er reorganisierte das Heer, förderte den Aufbau einer ständigen Flotte und stellte eine Elitetruppe kaiserlicher Leibwächter auf, die Prätorianergarde (Philipper 1:13). Unter seiner Schirmherrschaft wirkten Schriftsteller wie Vergil und Horaz, und Bildhauer schufen herrliche Werke des sogenannten klassischen Stils. Augustus stellte Bauwerke fertig, die Julius Cäsar unvollendet hinterlassen hatte, und restaurierte viele Tempel. Die von ihm eingeführte Pax Romana (römischer Friede) hatte mehr als 200 Jahre Bestand. Am 19. August 14 u. Z. starb Augustus im Alter von 76 Jahren und wurde danach zum Gott erklärt.

      Augustus rühmte sich, Rom als „Backsteinstadt übernommen zu haben und als Marmorstadt zu hinterlassen“. Da er Rom nicht wieder in die streiterfüllten Tage der früheren Republik zurückfallen lassen wollte, beabsichtigte er, den nächsten Kaiser aufzubauen. Aber er hatte bei der Bestimmung eines Nachfolgers keine große Auswahl. Sein Neffe, zwei Enkel, ein Schwiegersohn und ein Stiefsohn waren bereits nicht mehr am Leben. Es blieb nur noch sein Stiefsohn Tiberius übrig.

      EINER, „DER ZU VERACHTEN IST“

      Weniger als einen Monat nach dem Tod des Augustus ernannte der römische Senat den 54jährigen Tiberius zum Kaiser. Tiberius lebte und herrschte bis März 37 u. Z. In seine Regentschaft als römischer Kaiser fiel somit Jesu öffentlicher Dienst.

      Tiberius war ein Kaiser mit Tugenden und Lastern. Zu den Tugenden zählte, daß er sich zurückhielt, Geld für Luxus auszugeben. So hatte das Reich Gedeihen, und er verfügte über Mittel, mit denen er bei Katastrophen und in schlechten Zeiten Abhilfe schaffen konnte. Zu seiner Ehre sei gesagt, daß er sich selbst als ein Mensch betrachtete, nicht als ein Gott. Er lehnte viele Ehrentitel ab und richtete den Kaiserkult eher auf Augustus als auf sich selbst. Im Gegensatz zu Augustus und Julius Cäsar vor ihm nannte er keinen Monat nach seinem Eigennamen und ließ auch nicht zu, daß jemand anders ihn auf diese Weise ehrte.

      Die Laster des Tiberius stellten jedoch seine Tugenden in den Schatten. Im Umgang mit anderen war er äußerst mißtrauisch und heuchlerisch; befohlene Ermordungen waren während seiner Herrschaft an der Tagesordnung, und zu den Opfern zählten auch viele seiner früheren Freunde. Tiberius erweiterte das Gesetz der laesa majestas (Majestätsbeleidigung) dahin gehend, daß außer aufrührerischen Handlungen auch bloße mündliche Beleidigungen seiner Person strafbar waren. Vermutlich setzten die Juden mit diesem Gesetz den römischen Statthalter Pontius Pilatus unter Druck, Jesus zu töten (Johannes 19:12-16).

      Tiberius konzentrierte die Prätorianergarde in unmittelbarer Nähe von Rom, indem er an der nördlichen Stadtmauer eine befestigte Kaserne bauen ließ. Die Anwesenheit der Garde diente dazu, den römischen Senat, der eine Gefahr für seine Macht darstellte, einzuschüchtern und jede Aufsässigkeit des Volkes zu unterdrücken. Auch regte Tiberius zu Denunziationen an. So stand der letzte Teil seiner Herrschaft im Zeichen des Terrors.

      Als Tiberius starb, galt er als Tyrann. Die Römer freuten sich über seinen Tod, und der Senat lehnte es ab, ihn zum Gott zu erheben. Diese und andere Umstände lassen erkennen, wie sich an Tiberius die Prophezeiung erfüllte, daß als „König des Nordens“ einer aufstehen werde, „der zu verachten ist“ (Daniel 11:15, 21).

      WAS HABEN WIR ERKANNT?

      • Wie wurde Oktavian der erste Kaiser Roms?

      • Was ist über die Leistungen der Regierung des Augustus zu sagen?

      • Welche Tugenden und welche Laster hatte Tiberius?

      • Inwiefern erfüllte sich die Prophezeiung über denjenigen, „der zu verachten ist“, an Tiberius?

      [Bild]

      Tiberius

      [Kasten/Bilder auf Seite 252-255]

      ZENOBIA — DIE KRIEGERISCHE KÖNIGIN VON PALMYRA

      „SIE hatte einen braunen Teint ... Ihre Zähne waren perlenweiß, ungewöhnliches Feuer strahlte in ihren schwarzen Augen und wurde durch die anziehendste Lieblichkeit gemildert. Ihre Stimme war voll und melodisch. Ihren männlichen Geist hatte sie durch Studium gekräftigt und geschmückt. Die lateinische Sprache war ihr nicht unbekannt, die griechische, syrische und ägyptische aber verstand sie mit gleicher Vollkommenheit.“ Diese Worte der Bewunderung fand der Historiker Edward Gibbon für Zenobia, die kriegerische Königin der syrischen Stadt Palmyra.

      Zenobias Ehemann war der palmyrische Edelmann Odaenathus, der 258 u. Z. in den Rang eines römischen Konsuls erhoben wurde, weil er für das Römische Reich erfolgreich gegen Persien gekämpft hatte. Zwei Jahre später erhielt Odaenathus von dem römischen Kaiser Gallienus den Titel corrector totius Orientis (Corrector des ganzen Orients), und zwar in Anerkennung des Sieges über König Schapur I. von Persien. Odaenathus selbst erklärte sich zwischenzeitlich zum „König der Könige“. Diese Erfolge des Odaenathus können zum großen Teil dem Mut und der Klugheit Zenobias zugeschrieben werden.

      ZENOBIA TRACHTET DANACH, EINE GROSSMACHT ZU SCHAFFEN

      Um das Jahr 267 u. Z. wurde Odaenathus auf dem Höhepunkt seiner Macht samt seinem Thronfolger ermordet. Zenobia trat an die Stelle ihres Mannes, da ihr Sohn noch zu jung war. Der schönen und ehrgeizigen Frau, die eine fähige Regentin war, ihren Mann gewöhnlich auf seinen Feldzügen begleitet hatte und mehrere Sprachen beherrschte, gelang es, die Achtung und Unterstützung ihrer Untertanen zu gewinnen. Zenobia zeichnete sich durch großen Wissensdurst aus und umgab sich mit Gebildeten. Einer ihrer Ratgeber, der Philosoph und Rhetoriker Kassios Longinos, stand in dem Ruf, „eine lebende Bibliothek und ein wandelndes Museum“ zu sein. Der Autor Richard Stoneman schreibt in einem Buch: „Binnen fünf Jahren nach dem Tod des Odaenathus ... war Zenobia in den Augen ihres Volkes zur Herrin des Ostens aufgestiegen“ (Palmyra and Its Empire—Zenobia’s Revolt Against Rome).

      Der Herrschaftsbereich Zenobias lag zwischen Persien, das sie und ihr Mann gelähmt hatten, auf der einen Seite und dem krisengeschüttelten Rom auf der anderen Seite. Über die Verhältnisse im Römischen Reich zur damaligen Zeit schreibt der Historiker J. M. Roberts: „Das dritte Jahrhundert war an den östlichen wie an den westlichen Grenzen gleichermaßen eine schreckliche Zeit für Rom, während gleichzeitig zu Hause eine neue Periode des Bürgerkriegs und der Diadochenkämpfe begonnen hatte. 22 Kaiser (Prätendenten nicht mitgerechnet) kamen und gingen.“ Im Gegensatz dazu saß die syrische Herrin in ihrem Reich als unumschränkte Monarchin fest im Sattel. Stoneman bemerkt dazu: „Als Zünglein an der Waage zwischen zwei Großmächten [Persien und Rom] konnte sie danach trachten, eine dritte zu schaffen, die die beiden anderen beherrschen würde.“

      Eine Gelegenheit, ihr Hoheitsgebiet auszudehnen, bot sich Zenobia 269 u. Z., als in Ägypten ein Thronanwärter auftrat, der Rom die Herrschaft streitig machte. Zenobias Heer marschierte umgehend in Ägypten ein, schlug den Aufstand nieder und nahm das Land in Besitz. Sie rief sich zur Königin von Ägypten aus und ließ in ihrem Namen Münzen prägen. Ihr Königreich erstreckte sich nun vom Nil bis zum Euphrat. Zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens begann sie die Stellung des „Königs des Südens“ einzunehmen (Daniel 11:25, 26).

      ZENOBIAS HAUPTSTADT

      Zenobia befestigte und verschönerte Palmyra, ihre Hauptstadt, in solchem Maß, daß sie sich mit den größeren Städten der römischen Welt messen konnte. Die Einwohnerzahl der Stadt wuchs auf schätzungsweise mehr als 150 000 an. Ihre Mauer, die eine Gesamtlänge von gut 20 Kilometern gehabt haben soll, umschloß prachtvolle öffentliche Gebäude, Tempel, Gärten, Säulen und Denkmäler. Die Hauptstraße war von Kolonnaden mit etwa 1 500 über 15 Meter hohen korinthischen Säulen gesäumt. Überall standen Statuen und Büsten von Helden und reichen Wohltätern. 271 u. Z. ließ Zenobia zwei Statuen ihrer selbst und ihres verstorbenen Mannes errichten.

      Der Sonnentempel gehörte zu den architektonischen Renommierstücken Palmyras und beherrschte zweifellos die religiöse Szene in der Stadt. Wahrscheinlich betete auch Zenobia eine mit dem Sonnengott assoziierte Gottheit an. Allerdings war Syrien im 3. Jahrhundert ein Land mit vielen Religionen. In Zenobias Reich gab es nominelle Christen, Juden und Anbeter von Sonne und Mond. Welche Haltung nahm sie zu den unterschiedlichen Formen der Anbetung ein? Der Autor Stoneman erklärt: „Eine weise Regentin vernachlässigt keine Bräuche, die ihr Volk für wichtig hält. ... Die Götter, so hoffte man, waren auf die Seite Palmyras beordert worden.“ Offenbar war Zenobia auf religiösem Gebiet tolerant.

      Zenobias außergewöhnlicher Charakter trug ihr die Bewunderung vieler ein. Am bedeutsamsten war die Rolle, in der sie eine in Daniels Prophezeiung vorhergesagte politische Macht verkörperte. Sie herrschte allerdings nicht länger als fünf Jahre. 272 u. Z. wurde Zenobia von dem römischen Kaiser Aurelian besiegt, und Palmyra wurde anschließend so gründlich geplündert, daß sich die Stadt nie wieder erholte. Mit Zenobia verfuhr man nachsichtig. Sie soll einen römischen Senator geheiratet haben und verbrachte den Rest ihres Lebens vermutlich in Zurückgezogenheit.

      WAS HABEN WIR ERKANNT?

      • Wie ist Zenobias Persönlichkeit beschrieben worden?

      • Welche Großtaten vollbrachte Zenobia unter anderem?

      • Wie war Zenobia zur Religion eingestellt?

      [Bild]

      Königin Zenobia spricht zu ihren Soldaten

      [Übersicht/Bilder auf Seite 246]

      DIE KÖNIGE IN DANIEL 11:20-26

      Der König Der König

      des Nordens des Südens

      Daniel 11:20 Augustus

      Daniel 11:21-24 Tiberius

      Daniel 11:25, 26 Aurelian Königin Zenobia

      Nach dem Deutsches Reich Großbritannien,

      vorausgesagten gefolgt von

      Zusammenbruch der anglo-

      des Römischen amerikanischen

      Reiches Weltmacht

      [Bild]

      Tiberius

      [Bild]

      Aurelian

      [Bild]

      Reiterstandbild Karls des Großen

      [Bild]

      Augustus

      [Bild]

      Britisches Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert

      [Ganzseitiges Bild auf Seite 230]

      [Bild auf Seite 233]

      Augustus

      [Bild auf Seite 234]

      Tiberius

      [Bild auf Seite 235]

      Auf Grund eines Erlasses des Augustus reisten Joseph und Maria nach Bethlehem

      [Bild auf Seite 237]

      Wie vorausgesagt, wurde Jesus durch Tötung „zerbrochen“

      [Bilder auf Seite 245]

      (1) Karl der Große, (2) Napoleon I., (3) Wilhelm I., (4) deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg

  • Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • Kapitel fünfzehn

      Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert

      1. Wer war gemäß einem Historiker im 19. Jahrhundert in Europa führend?

      „DAS Europa des 19. Jahrhunderts zeichnet sich durch einen Dynamismus aus, der alles bis dahin Bekannte übertrifft“, schreibt der Historiker Norman Davies. Er fügt hinzu: „Europa strotzte vor Kraft wie nie zuvor — technisch, wirtschaftlich, kulturell und auch was seinen interkontinentalen Einfluß betraf.“ Führend in dem „triumphalen Jahrhundert des starken Europas“ war, wie Davies bemerkt, „in erster Linie Großbritannien ... und in den letzten Jahrzehnten Deutschland“.

      ‘GENEIGT, SCHLECHTES ZU TUN’

      2. Welche Mächte nahmen am Ende des 19. Jahrhunderts die Stellung des „Königs des Nordens“ und die des „Königs des Südens“ ein?

      2 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Deutsche Reich der „König des Nordens“, und Großbritannien nahm die Stellung des „Königs des Südens“ ein (Daniel 11:14, 15). „Was diese beiden Könige betrifft“, sagte der Engel Jehovas, „ihr Herz wird geneigt sein, Schlechtes zu tun, und Lüge werden sie an e i n e m Tisch ständig reden.“ Weiter erklärte er: „Aber nichts wird gelingen, denn das Ende ist noch für die bestimmte Zeit“ (Daniel 11:27).

      3, 4. (a) Wer war der erste Kaiser des Deutschen Reiches, und welcher Bund wurde geschlossen? (b) Welche Politik verfolgte Kaiser Wilhelm?

      3 Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. der erste Kaiser des Deutschen Reiches. Er ernannte Otto von Bismarck zum Reichskanzler. Bismarck war darauf bedacht, das neue Reich zu stärken. Er vermied daher Auseinandersetzungen mit anderen Staaten und verbündete sich mit Österreich-Ungarn und Italien im sogenannten Dreibund. Doch die Interessen dieses neuen Königs des Nordens kollidierten recht bald mit denen des Königs des Südens.

      4 Nachdem Wilhelm I. und sein Nachfolger, Friedrich III., 1888 gestorben waren, bestieg der 29jährige Wilhelm II. — kurz Kaiser Wilhelm genannt — den Thron. Er zwang Bismarck abzudanken und verfolgte mit seiner Politik das Ziel, Deutschlands Einfluß in der Welt auszudehnen. Unter Wilhelm II. zeigte Deutschland „ein anmaßendes und dünkelhaftes Gebaren“, wie ein Historiker schrieb.

      5. Inwiefern saßen die beiden Könige „an e i n e m Tisch“, und was redeten sie dort?

      5 Als Zar Nikolaus II. von Rußland in Den Haag (Niederlande) für den 24. August 1898 eine Friedenskonferenz einberief, herrschte international eine gespannte Atmosphäre. Auf dieser Konferenz und auf der folgenden im Jahre 1907 wurde durch Abkommen der Ständige Schiedsgerichtshof in Den Haag errichtet. Sowohl das Deutsche Reich als auch Großbritannien traten diesem Gerichtshof bei und gaben sich damit den Anschein, für Frieden einzutreten. Sie saßen „an e i n e m Tisch“ als scheinbare Freunde, doch ‘ihr Herz war geneigt, Schlechtes zu tun’. Die diplomatische Taktik, ‘an e i n e m Tisch Lüge zu reden’, war nicht dazu angetan, wahren Frieden zu fördern. Was ihre politischen, kommerziellen und militärischen Ambitionen betrifft, konnte ‘nichts gelingen’, weil das Ende der beiden Könige „noch für die [von Jehova Gott] bestimmte Zeit“ war.

      „GEGEN DEN HEILIGEN BUND“

      6, 7. (a) Inwiefern ‘kehrte’ der König des Nordens ‘in sein Land zurück’? (b) Wie reagierte der König des Südens auf die Erweiterung des Einflußbereichs des Nordkönigs?

      6 Der Engel Gottes fuhr fort zu sagen: „Und er [der König des Nordens] wird in sein Land zurückkehren mit einer großen Menge Habe, und sein Herz wird gegen den heiligen Bund sein. Und er wird wirksam handeln und gewiß in sein Land zurückkehren“ (Daniel 11:28).

      7 Kaiser Wilhelm kehrte in das „Land“ oder den irdischen Zustand des alten Königs des Nordens zurück. Inwiefern? Insofern als er eine imperialistische Herrschaft aufbaute, durch die das Deutsche Reich vergrößert und sein Einfluß ausgedehnt werden sollte. Wilhelm II. verfolgte in Afrika und anderen Gebieten kolonialistische Ziele. Er wollte Großbritannien die Vormachtstellung zur See streitig machen und ging deshalb daran, eine schlagkräftige Flotte aufzubauen. „In wenig mehr als einem Jahrzehnt wurde aus Deutschland als unbedeutender Seemacht die zweitgrößte nach Großbritannien“ ist in The New Encyclopædia Britannica zu lesen. Um seine Vormachtstellung zu behaupten, mußte Großbritannien tatsächlich den Ausbau seiner Flotte intensivieren. Auch handelte es mit Frankreich die Entente cordiale aus und ein ähnliches Abkommen mit Rußland, wodurch die sogenannte Tripelentente entstand. Jetzt war Europa militärisch in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite stand der Dreibund und auf der anderen die Tripelentente.

      8. Wie kam das Deutsche Reich zu „einer großen Menge Habe“?

      8 Das Deutsche Reich verfolgte eine aggressive Politik, die Deutschland „eine große Menge Habe“ eintrug, weil es im Dreibund die führende Rolle spielte. Österreich-Ungarn und Italien waren katholisch. Deshalb stand der Dreibund auch in der Gunst des Papstes, was nicht auf den König des Südens und die Tripelentente zutraf, zu der sich hauptsächlich nichtkatholische Staaten zusammengeschlossen hatten.

      9. Inwiefern war der König des Nordens im Herzen „gegen den heiligen Bund“?

      9 Wie verhielten sich Jehovas Diener? Sie hatten längst erklärt, daß 1914 die „bestimmten Zeiten der Nationen“ enden würdena (Lukas 21:24). In jenem Jahr wurde im Himmel Gottes Königreich aufgerichtet, an dessen Spitze Jesus Christus, der Erbe König Davids, steht (2. Samuel 7:12-16; Lukas 22:28, 29). Bereits im März 1880 wurde in der englischen Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm die Herrschaft des Königreiches Gottes mit dem Ende der „bestimmten Zeiten der Nationen“ oder der „Zeiten der Heiden“ (Lutherbibel) in Zusammenhang gebracht. Aber das Herz des deutschen Königs des Nordens war ‘gegen den heiligen Königreichsbund’. Statt die Herrschaft des Königreiches anzuerkennen, ‘handelte’ Kaiser Wilhelm ‘wirksam’, indem er seine Weltherrschaftspläne förderte. Dadurch säte er jedoch den Samen für den Ersten Weltkrieg.

      DER KÖNIG WIRD IN EINEM KRIEG „VERZAGEN“

      10, 11. Wie begann der Erste Weltkrieg, und inwiefern war das „zur bestimmten Zeit“?

      10 „Zur bestimmten Zeit wird er [der König des Nordens] zurückkehren“, sagte der Engel voraus, „und er wird tatsächlich gegen den Süden kommen; aber es wird sich erweisen, daß es zuletzt nicht gleich ist wie zuerst“ (Daniel 11:29). Die von Gott „bestimmte Zeit“, die Herrschaft der Nationen über die Erde zu beenden, kam 1914, als er das himmlische Königreich aufrichtete. Am 28. Juni jenes Jahres wurden der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo (Bosnien) von einem serbischen Terroristen ermordet. Das war der Funke, der den Ersten Weltkrieg auslöste.

      11 Kaiser Wilhelm forderte Österreich-Ungarn auf, sich an Serbien zu rächen. Der deutschen Unterstützung sicher, erklärte Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Aber Rußland kam Serbien zu Hilfe. Als Deutschland Rußland den Krieg erklärte, unterstützte Frankreich (ein Verbündeter in der Tripelentente) Rußland. Deutschland erklärte daraufhin Frankreich den Krieg. Um Paris leichter erreichen zu können, marschierten die deutschen Truppen in Belgien ein, dessen Neutralität von Großbritannien garantiert worden war. Daher erklärte Großbritannien Deutschland den Krieg. Weitere Nationen traten in den Krieg ein, und Italien wechselte zur anderen Seite. Im Krieg erklärte Großbritannien Ägypten zu seinem Protektorat, um zu verhindern, daß der König des Nordens den Sueskanal abschnitt und in Ägypten, das alte Land des Südkönigs, einfiel.

      12. In welcher Hinsicht war es im Ersten Weltkrieg ‘nicht gleich wie zuerst’?

      12 „Trotz der Größe und Stärke der Alliierten schien Deutschland fast den Krieg zu gewinnen“ ist in The World Book Encyclopedia zu lesen. In früheren Konflikten zwischen den beiden Königen war durchweg das Römische Reich, der König des Nordens, siegreich gewesen. Diesmal war es jedoch ‘nicht gleich wie zuerst’. Der König des Nordens verlor den Krieg. Der Engel nannte den Grund dafür: „Es werden gegen ihn gewiß die Schiffe von Kittim kommen, und er wird verzagen müssen“ (Daniel 11:30a). Worum handelte es sich bei den „Schiffen von Kittim“?

      13, 14. (a) Was waren im wesentlichen die „Schiffe von Kittim“, die gegen den König des Nordens kamen? (b) Inwiefern kamen im Verlauf des Ersten Weltkriegs weitere Schiffe von Kittim?

      13 Zur Zeit Daniels hieß Zypern Kittim. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Zypern von Großbritannien annektiert. Außerdem schließt gemäß einem Werk der Name Kittim „in erweitertem Sinn den W[esten] im allgemeinen ein, bes[onders] allerdings den seefahrenden W[esten]“ (The Zondervan Pictorial Encyclopedia of the Bible). In einer englischen Bibelübersetzung wird der Ausdruck „Schiffe von Kittim“ mit „Schiffe der westlichen Küstengegenden“ wiedergegeben (New International Version). Im Ersten Weltkrieg erwiesen sich die Schiffe von Kittim hauptsächlich als die Schiffe Großbritanniens, das im Westen dem europäischen Festland vorgelagert ist.

      14 Im Verlauf des Krieges wurde die britische Flotte durch weitere Schiffe von Kittim verstärkt. Am 7. Mai 1915 versenkte das deutsche U-Boot U20 an der Südküste Irlands das Passagierschiff Lusitania. Unter den Todesopfern befanden sich 128 Amerikaner. Später dehnte Deutschland den U-Boot-Krieg auf den Atlantik aus. Das führte dazu, daß US-Präsident Woodrow Wilson am 6. April 1917 Deutschland den Krieg erklärte. Verstärkt durch Kriegsschiffe und Truppen der USA, führte der König des Südens — nun die anglo-amerikanische Weltmacht — uneingeschränkt Krieg gegen seinen Rivalen.

      15. Wann ‘verzagte’ der König des Nordens?

      15 Von der anglo-amerikanischen Weltmacht angegriffen, ‘verzagte’ der König des Nordens und gestand im November 1918 seine Niederlage ein. Wilhelm II. ging in die Niederlande ins Exil, und Deutschland wurde eine Republik. Aber für den König des Nordens war noch nicht das Ende gekommen.

      DER KÖNIG HANDELT „WIRKSAM“

      16. Wie würde der König des Nordens gemäß der Prophezeiung auf seine Niederlage reagieren?

      16 „Er [der König des Nordens] wird tatsächlich zurückkehren und Strafankündigungen gegen den heiligen Bund schleudern und wirksam handeln; und er wird zurückgehen müssen und wird denen Beachtung schenken, die den heiligen Bund verlassen“ (Daniel 11:30b). Das hatte der Engel vorausgesagt, und so kam es auch.

      17. Was führte zum Aufstieg Adolf Hitlers?

      17 Nach Kriegsende zwangen die siegreichen Alliierten 1918 Deutschland einen demütigenden Friedensvertrag auf. Das deutsche Volk empfand die Vertragsbedingungen als hart, und die neue Republik war von Anbeginn schwächlich. Deutschland litt einige Jahre lang große Not und hatte als Folge der Weltwirtschaftskrise schließlich 6 Millionen Arbeitslose. Anfang der 1930er Jahre ebneten die Verhältnisse den Weg für den Aufstieg Adolf Hitlers. Im Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler und im darauffolgenden Jahr Präsident des Dritten Reiches, wie es die Nationalsozialisten nannten.b

      18. Inwiefern handelte Hitler „wirksam“?

      18 Sogleich nach seiner Machtergreifung unternahm Hitler einen heftigen Angriff gegen „den heiligen Bund“, vertreten durch die gesalbten Brüder Jesu Christi (Matthäus 25:40). Dabei handelte er „wirksam“ gegen die loyalen Christen, von denen er viele grausam verfolgte. Hitler hatte wirtschaftliche und diplomatische Erfolge zu verzeichnen und handelte auch auf diesen Gebieten „wirksam“. Im Verlauf weniger Jahre machte er aus Deutschland einen Staat, der auf der Weltbühne eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen sollte.

      19. Wen umwarb Hitler auf der Suche nach Unterstützern?

      19 Hitler ‘schenkte denen Beachtung, die den heiligen Bund verlassen’ hatten. Wer war damit gemeint? Offensichtlich die Führer der Christenheit, die behaupteten, in einem Bundesverhältnis zu Gott zu stehen, aber aufgehört hatten, Jünger Jesu Christi zu sein. Hitler gelang es, sich den Beistand derer zu sichern, „die den heiligen Bund verlassen“ hatten. Zum Beispiel schloß er mit dem Papst in Rom ein Konkordat. 1935 schuf er das Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten. Eines seiner Ziele bestand darin, staatlicherseits größeren Einfluß auf die evangelische Kirche auszuüben.

      DIE „STREITARME“ GEHEN VON DEM KÖNIG AUS

      20. Welcher „Streitarme“ bediente sich der König des Nordens, und gegen wen?

      20 Schon bald zettelte Hitler einen Krieg an, was der Voraussage des Engels entsprach: „Da werden Streitarme sein, die aufstehen werden, von ihm ausgehend; und sie werden tatsächlich das Heiligtum, die Festung, entweihen und das beständige Opfer entfernen“ (Daniel 11:31a). Die „Streitarme“ waren die Streitkräfte, mit denen der König des Nordens im Zweiten Weltkrieg gegen den König des Südens kämpfte. Am 1. September 1939 marschierten die „Streitarme“ des nationalsozialistischen Deutschland in Polen ein. Zwei Tage darauf erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, um Polen Beistand zu leisten. Damit hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Polen war schnell bezwungen. Und kurze Zeit danach besetzten deutsche Streitkräfte Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. „Ende 1941 beherrschte das nationalsozialistische Deutschland den Kontinent“, wie The World Book Encyclopedia schreibt.

      21. Inwiefern wendete sich im Zweiten Weltkrieg das Blatt zuungunsten des Nordkönigs, und was war das Ergebnis?

      21 Obwohl Deutschland und die Sowjetunion den deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag unterzeichnet hatten, fiel Hitler am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion ein. Auf Grund dieser Aktion stellte sich die Sowjetunion auf die Seite Großbritanniens. Trotz anfänglicher spektakulärer Erfolge der deutschen Streitkräfte leisteten die sowjetischen Armeen energischen Widerstand. Am 6. Dezember 1941 mußten die deutschen Armeen bei Moskau eigentlich eine Niederlage einstecken. Japan, der Verbündete Deutschlands, bombardierte am darauffolgenden Tag Pearl Harbor (Hawaii). Als Hitler davon erfuhr, erklärte er seinen Vertrauten: „Jetzt ist es unmöglich, daß wir den Krieg noch verlieren.“ Am 11. Dezember erklärte er den Vereinigten Staaten überstürzt den Krieg. Er unterschätzte aber sowohl die Stärke der Sowjetunion als auch die der Vereinigten Staaten. Bald wendete sich das Blatt zu seinen Ungunsten, als die Sowjetarmee von Osten und die britischen und amerikanischen Streitkräfte von Westen her vorstießen. Aus einem Gebiet nach dem anderen mußten sich die deutschen Armeen zurückziehen. Nach Hitlers Selbstmord kapitulierte Deutschland am 7. Mai 1945 vor den Alliierten.

      22. Wie ‘entweihte’ der König des Nordens ‘das Heiligtum’, und wie ‘entfernte er das beständige Opfer’?

      22 „Sie [die NS-„Streitarme“] werden tatsächlich das Heiligtum, die Festung, entweihen und das beständige Opfer entfernen“, sagte der Engel. Im alten Juda war das Heiligtum ein Teil des Tempels in Jerusalem. Als jedoch die Juden Jesus verwarfen, verwarf Jehova sie und ihren Tempel (Matthäus 23:37 bis 24:2). Seit dem 1. Jahrhundert u. Z. handelt es sich bei dem Tempel Jehovas um einen geistigen Tempel; das Allerheiligste befindet sich in den Himmeln und der geistige Vorhof, in dem die gesalbten Brüder Jesu, des Hohenpriesters, dienen, auf der Erde. Seit den 1930er Jahren bringt eine „große Volksmenge“ in Gemeinschaft mit dem gesalbten Überrest Anbetung dar, weshalb von ihr gesagt wird, sie diene ‘im Tempel Gottes’ (Offenbarung 7:9, 15; 11:1, 2; Hebräer 9:11, 12, 24). In Ländern, auf die der König des Nordens Einfluß ausübte, entweihte er den irdischen Vorhof des Tempels, indem er den gesalbten Überrest und seine Gefährten unbarmherzig verfolgte. Die Verfolgung war so heftig, daß „das beständige Opfer“ — das öffentliche Schlachtopfer der Lobpreisung des Namens Jehovas — entfernt wurde (Hebräer 13:15). Trotz schrecklicher Leiden setzten jedoch die treuen gesalbten Christen zusammen mit den „anderen Schafen“ das Predigtwerk im Zweiten Weltkrieg fort (Johannes 10:16).

      ‘DAS ABSCHEULICHE DING WIRD AUFGESTELLT’

      23. Was war das „abscheuliche Ding“ im 1. Jahrhundert?

      23 Als das Ende des Zweiten Weltkriegs in Sicht war, setzte eine andere Entwicklung ein, genauso wie der Engel Gottes vorausgesagt hatte. „Sie werden gewiß das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, aufstellen“ (Daniel 11:31b). Auch Jesus hatte von dem „abscheulichen Ding“ gesprochen. Im 1. Jahrhundert war es das römische Heer, das 66 u. Z. nach Jerusalem kam, um den Aufstand der Juden niederzuschlagen (Matthäus 24:15; Daniel 9:27).c

      24, 25. (a) Was ist das „abscheuliche Ding“ in unserer Zeit? (b) Wann und wie wurde das „abscheuliche Ding“ aufgestellt?

      24 Welches „abscheuliche Ding“ ist in unserer Zeit aufgestellt worden? Offensichtlich handelt es sich um eine „abscheuliche“ Imitation des Königreiches Gottes. Es war der Völkerbund, das scharlachfarbene wilde Tier, das beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den Abgrund ging, das heißt als Organisation für Weltfrieden zu bestehen aufhörte (Offenbarung 17:8). Das „wilde Tier“ sollte jedoch ‘aus dem Abgrund heraufsteigen’. Das geschah, als am 24. Oktober 1945 die Vereinten Nationen von 50 Mitgliedsstaaten einschließlich der damaligen Sowjetunion gegründet wurden. Auf diese Weise wurde das von dem Engel vorausgesagte „abscheuliche Ding“ — die Vereinten Nationen — aufgestellt.

      25 Deutschland war in beiden Weltkriegen der führende Feind des Südkönigs und nahm die Stellung des Nordkönigs ein. Wer gelangte danach in diese Stellung?

  • Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • [Übersicht/Bilder auf Seite 268]

      DIE KÖNIGE IN DANIEL 11:27-31

      Der König Der König

      des Nordens des Südens

      Daniel 11:27-30a Deutsches Reich Großbritannien,

      (Erster Weltkrieg) gefolgt von der

      anglo-amerikanischen

      Weltmacht

      Daniel 11:30b, 31 Hitlers Drittes Reich Anglo-amerikanische

      (Zweiter Weltkrieg) Weltmacht

      [Bild]

      Präsident Woodrow Wilson mit König Georg V.

      [Bild]

      Viele Christen wurden verfolgt und in Konzentrationslager eingeliefert

      [Bild]

      Führende Persönlichkeiten der Christenheit unterstützten Hitler

      [Bild]

      Der Wagen, in dem Erzherzog Ferdinand ermordet wurde

      [Bild]

      Deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg

      [Bild auf Seite 257]

      In Jalta einigten sich 1945 der britische Premierminister Winston Churchill, der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der sowjetische Ministerpräsident Joseph Stalin auf Pläne für die Besetzung Deutschlands, die Bildung einer neuen Regierung in Polen und die Einberufung einer Konferenz zur Gründung der Vereinten Nationen

      [Bilder auf Seite 258]

      (1) Erzherzog Ferdinand, (2) deutsche Flotte, (3) britische Flotte, (4) Lusitania, (5) Kriegserklärung der USA

      [Bilder auf Seite 263]

      Adolf Hitler war siegessicher, nachdem Japan, der Verbündete Deutschlands, Pearl Harbor bombardiert hatte

  • Das Ende der sich bekämpfenden Könige naht
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
    • Kapitel sechzehn

      Das Ende der sich bekämpfenden Könige naht

      1, 2. Inwiefern änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Identität des Königs des Nordens?

      DER französische Philosoph und Historiker Alexis de Tocqueville schrieb im Jahre 1835 über das politische Klima in den Vereinigten Staaten und in Rußland: „Die Maxime des Handelns ist bei den einen die Freiheit, bei den anderen die Sklaverei. Ihre ... Wege unterscheiden sich; dennoch scheint die Vorsehung in geheimer Absicht jeden dazu berufen zu haben, eines Tages die Geschicke der halben Welt zu lenken.“ Wie stand es um die Erfüllung dieser Voraussage nach dem Zweiten Weltkrieg? Der Historiker J. M. Roberts schreibt: „Am Ende eines zweiten Weltkriegs hatte es tatsächlich den Anschein, daß die Geschicke der Welt künftig von zwei großen und sehr unterschiedlichen Machtsystemen beherrscht würden, das eine beheimatet im früheren Rußland, das andere in den Vereinigten Staaten von Amerika.“

      2 In den beiden Weltkriegen nahm Deutschland als Hauptfeind des Südkönigs — der anglo-amerikanischen Weltmacht — die Stellung des Nordkönigs ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es jedoch zu einer Teilung: Der westliche Teil Deutschlands wurde ein Verbündeter des Südkönigs, und der östliche Teil schloß sich einer anderen einflußreichen Macht an — dem kommunistischen Staatenblock unter der Führung der Sowjetunion. Dieser Block oder diese politische Macht stand als der König des Nordens auf und stellte sich mit aller Kraft gegen die anglo-amerikanische Allianz. Die Rivalität zwischen den beiden Königen entwickelte sich zu dem kalten Krieg, der von 1948 bis 1989 dauerte. Der deutsche König des Nordens hatte „gegen den heiligen Bund“ gehandelt (Daniel 11:28, 30). Wie würde nun der kommunistische Block im Hinblick auf den Bund handeln?

      WAHRE CHRISTEN STRAUCHELN, OBSIEGEN ABER

      3, 4. Wer sind „diejenigen, die in böser Weise gegen den Bund handeln“, und welche Beziehungen hatten sie zum König des Nordens?

      3 „Diejenigen, die in böser Weise gegen den Bund handeln, wird er [der König des Nordens] mit glatten Worten zum Abfall verleiten“, sagte der Engel Gottes und fügte hinzu: „Was aber das Volk derer betrifft, die ihren Gott kennen, sie werden obsiegen und wirksam handeln. Und was die betrifft, die Einsicht haben unter dem Volk, sie werden den vielen Verständnis verleihen. Und sie werden gewiß durch Schwert und durch Flamme, durch Gefangenschaft und durch Plünderung zum Straucheln gebracht werden, einige Tage lang“ (Daniel 11:32, 33).

      4 Mit denjenigen, „die in böser Weise gegen den Bund handeln“, können nur die Führer der Christenheit gemeint sein, die sich zwar als Christen ausgeben, aber das Christentum durch ihre Taten in Verruf bringen. Wie Walter Kolarz in seinem Buch Die Religionen in der Sowjetunion schreibt, „machte die Sowjetregierung [im Zweiten Weltkrieg] Anstrengungen, die materielle und moralische Hilfe der Kirchen für die Verteidigung des Vaterlandes zu gewinnen“. Nach dem Krieg versuchten die Kirchenführer, diese Freundschaft aufrechtzuerhalten, und das trotz der atheistischen Politik jener Macht, die nun der König des Nordens war. Auf diese Weise machte sich die Christenheit mehr denn je zu einem Teil der Welt — eine abscheuliche Abtrünnigkeit in den Augen Jehovas (Johannes 17:16; Jakobus 4:4).

      5, 6. Wer war ‘das Volk derer, die ihren Gott kennen’, und wie erging es ihnen unter dem König des Nordens?

      5 Wie verhielt es sich mit den wahren Christen, ‘dem Volk derer, die ihren Gott kennen’ und „Einsicht haben“? Die Christen im Herrschaftsbereich des Nordkönigs waren zwar in gebührender Weise „den obrigkeitlichen Gewalten untertan“, aber sie waren kein Teil der Welt (Römer 13:1; Johannes 18:36). Sie achteten sorgsam darauf, Cäsars Dinge Cäsar zurückzuzahlen, „Gottes Dinge aber Gott“ (Matthäus 22:21). Deshalb wurde ihre Lauterkeit geprüft (2. Timotheus 3:12).

      6 So kam es, daß wahre Christen sowohl „zum Straucheln gebracht“ wurden als auch ‘obsiegten’. Sie strauchelten insofern, als sie unter schwerer Verfolgung zu leiden hatten, ja einige von ihnen wurden sogar getötet. Doch sie obsiegten, da die allermeisten treu blieben. Sie haben, genau wie Jesus, die Welt besiegt (Johannes 16:33). Außerdem hörten sie nie auf zu predigen, selbst wenn sie sich im Gefängnis oder im Konzentrationslager befanden. Dadurch ‘verliehen sie den vielen Verständnis’. Trotz Verfolgung in den meisten Ländern, die vom König des Nordens beherrscht wurden, nahm die Zahl der Zeugen Jehovas zu. Der Treue derjenigen, „die Einsicht haben“, ist es zuzuschreiben, daß diese Länder einen immer größeren Teil der „großen Volksmenge“ stellen (Offenbarung 7:9-14).

      JEHOVAS VOLK WIRD GELÄUTERT

      7. Welche „kleine Hilfe“ erhielten die gesalbten Christen, die unter dem König des Nordens lebten?

      7 „Wenn sie [Gottes Diener] zum Straucheln gebracht werden, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden“, sagte der Engel (Daniel 11:34a). Der Triumph des Südkönigs im Zweiten Weltkrieg hatte eine gewisse Erleichterung für jene Christen mit sich gebracht, die unter dem gegnerischen König lebten. (Vergleiche Offenbarung 12:15, 16.) Auch denjenigen, die von dem Nachfolgekönig verfolgt wurden, wurde von Zeit zu Zeit Erleichterung zuteil. Als der kalte Krieg abflaute, erkannten viele Politiker, daß treue Christen keine Bedrohung darstellten, und gewährten ihnen daher die gesetzliche Anerkennung. Eine Hilfe ist auch von seiten der zunehmenden großen Volksmenge gekommen, die auf das treue Predigen der Gesalbten positiv reagiert und ihnen geholfen hat (Matthäus 25:34-40).

      8. Inwiefern schlossen sich einige „mit Glätte“ dem Volk Gottes an?

      8 Nicht alle, die in den Jahren des kalten Krieges Interesse daran zeigten, Gott zu dienen, hatten lautere Beweggründe. Der Engel äußerte die Warnung: „Viele werden sich ihnen gewiß mit Glätte anschließen“ (Daniel 11:34b). Eine beträchtliche Anzahl ließ zwar Interesse an der Wahrheit erkennen, war aber nicht bereit, sich Gott wirklich hinzugeben. Andere, die die gute Botschaft scheinbar annahmen, waren in Wirklichkeit Agenten staatlicher Stellen. Aus einem Land wird berichtet: „Einige dieser skrupellosen Individuen waren geschworene Kommunisten, die sich in die Organisation des Herrn eingeschlichen und großen Eifer an den Tag gelegt hatten, so daß ihnen verantwortungsvolle Dienste zugeteilt worden waren.“

      9. Warum ließ Jehova zu, daß einige treue Christen durch eingeschleuste Agenten „zum Straucheln gebracht“ wurden?

      9 Der Engel sagte weiter: „Und einige von denen, die Einsicht haben, werden zum Straucheln gebracht werden, um ihretwegen ein Läuterungswerk zu tun und um sie zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes; denn es ist noch für die bestimmte Zeit“ (Daniel 11:35). Die eingeschleusten Agenten waren dafür verantwortlich, daß einige Treue den Behörden in die Hände fielen. Jehova ließ das zum Zweck der Läuterung und Reinigung seines Volkes zu. Genau wie Jesus „Gehorsam [lernte] durch die Dinge, die er litt“, lernten auch diese treuen Personen durch die Prüfung ihres Glaubens Ausharren (Hebräer 5:8; Jakobus 1:2, 3; vergleiche Maleachi 3:3). Sie wurden auf diese Weise ‘geläutert, gereinigt und weiß gemacht’.

      10. Was bedeutet der Ausdruck „bis zur Zeit des Endes“?

      10 Die Erfahrung, zu straucheln und geläutert zu werden, sollte Jehovas Volk „bis zur Zeit des Endes“ machen. Natürlich rechnet es mit Verfolgung bis zum Ende des gegenwärtigen verderbten Systems der Dinge. Doch das Reinigen und Weißmachen des Volkes Gottes, das sich aus dem Eindringen des Nordkönigs ergab, war „für die bestimmte Zeit“. Somit muß sich der Ausdruck „Zeit des Endes“ in Daniel 11:35 auf das Ende der Zeitspanne beziehen, die nötig war, um Gottes Volk zu läutern, während es den Angriff des Nordkönigs erduldete. Das Straucheln endete offensichtlich zu der von Jehova bestimmten Zeit.

      DER KÖNIG MACHT SICH GROSS

      11. Was sagte der Engel über die Einstellung des Königs des Nordens zur Souveränität Jehovas?

      11 In bezug auf den König des Nordens fügte der Engel hinzu: „Der König wird tatsächlich nach seinem eigenen Willen tun, und er wird sich überheben und sich groß machen über jeden Gott; und gegen den Gott der Götter wird er Verwunderliches reden [weil er sich weigert, die Souveränität Jehovas anzuerkennen]. Und er wird sich als erfolgreich erweisen, bis die Strafankündigung zum Schluß gekommen sein wird; denn das Beschlossene soll getan werden. Und dem Gott seiner Väter wird er keine Beachtung schenken; und dem Begehren von Frauen und jedem anderen Gott wird er keine Beachtung schenken, sondern über jeden wird er sich groß machen“ (Daniel 11:36, 37).

      12, 13. (a) Auf welche Weise verwarf der König des Nordens den „Gott seiner Väter“? (b) Wer waren die „Frauen“, deren „Begehren“ der König des Nordens keine Beachtung schenkte? (c) Welchem „Gott“ gab der König des Nordens Herrlichkeit?

      12 In Erfüllung dieser prophetischen Worte verwarf der König des Nordens den „Gott seiner Väter“, wie zum Beispiel den dreieinigen Gott der Christenheit. Der kommunistische Block förderte unverhohlen den Atheismus. Dadurch erhob sich der König des Nordens selbst zu einem Gott und ‘machte sich über jeden groß’. Der König handelte „nach seinem eigenen Willen“ und schenkte „dem Begehren von Frauen“ — abhängigen Ländern, wie zum Beispiel Nordvietnam, die gleichsam als Dienerinnen des Regimes wirkten — keine Beachtung.

      13 Der Engel erklärte in der Prophezeiung ferner: „Dem Gott der Festungen wird er in seiner Stellung Herrlichkeit geben; und einem Gott, den seine Väter nicht kannten, wird er Herrlichkeit geben mit Gold und mit Silber und mit kostbarem Stein und mit begehrenswerten Dingen“ (Daniel 11:38). Tatsächlich hat der König des Nordens sein Vertrauen auf den modernen wissenschaftlichen Militarismus, den „Gott der Festungen“, gesetzt. Von diesem „Gott“ hat er sich Rettung erhofft und deshalb auf dessen Altar enorme Summen geopfert.

      14. Inwiefern ‘handelte’ der König des Nordens ‘wirksam’?

      14 „Er wird gegen die am stärksten befestigten Festungen wirksam handeln zusammen mit einem fremdländischen Gott. Wer immer ihm Anerkennung gezollt hat, den wird er überströmend machen an Ehre, und er wird sie tatsächlich unter vielen herrschen lassen; und den Erdboden wird er gegen einen Preis austeilen“ (Daniel 11:39). Im Vertrauen auf seinen militaristischen „fremdländischen Gott“ hat der König des Nordens höchst „wirksam“ gehandelt und sich in den „letzten Tagen“ als ernstzunehmende Militärmacht erwiesen (2. Timotheus 3:1). Wer seine Ideologie unterstützte, wurde mit politischer, finanzieller und zuweilen mit militärischer Unterstützung belohnt.

      „ZUSAMMENSTÖSSE“ IN DER ZEIT DES ENDES

      15. Inwiefern ließ sich der König des Südens mit dem König des Nordens auf „Zusammenstöße“ ein?

      15 „In der Zeit des Endes wird sich der König des Südens mit ihm auf Zusammenstöße einlassen“, erklärte der Engel dem Daniel (Daniel 11:40a). Hat der König des Südens in der „Zeit des Endes“ dem König des Nordens ‘Stöße’ versetzt? (Daniel 12:4, 9). Auf jeden Fall. Der demütigende Friedensvertrag, der nach dem Ersten Weltkrieg dem damaligen König des Nordens — Deutschland — aufgezwungen wurde, war bestimmt ein ‘Stoß’, der Rachegelüste weckte. Nach seinem Sieg im Zweiten Weltkrieg richtete der König des Südens furchterregende Kernwaffen auf seinen Rivalen und organisierte gegen ihn eine mächtige militärische Allianz, den Nordatlantikpakt (NATO). Über die NATO sagte ein britischer Historiker: „Sie war das wichtigste Werkzeug zur ‚Eindämmung‘ der UdSSR, die man nun als Hauptgefahr für den Frieden in Europa begriff. Ihr Auftrag bestand 40 Jahre, und sie hat ihn unbestreitbar erfolgreich erfüllt.“ In den Jahren des kalten Krieges gehörten zu den ‘Stößen’ des Königs des Südens außer High-Tech-Spionage auch diplomatische und militärische Offensiven.

      16. Wie reagierte der Nordkönig auf die ‘Stöße’ des Südkönigs?

      16 Wie reagierte der König des Nordens darauf? „Gegen ihn wird der König des Nordens mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen anstürmen; und er wird in die Länder gewiß einziehen und sie überfluten und hindurchziehen“ (Daniel 11:40b). Charakteristisch für die Geschichte der „letzten Tage“ war die Expansionspolitik des Nordkönigs. Im Zweiten Weltkrieg flutete der nationalsozialistische „König“ über seine Grenzen in die umliegenden Länder. Am Ende jenes Krieges errichtete der Nachfolge„könig“ ein mächtiges Reich. Während des kalten Krieges kämpfte der König des Nordens in Stellvertreterkriegen und Aufständen in Afrika, Asien und Lateinamerika gegen seinen Rivalen. Er verfolgte wahre Christen und behinderte ihre Tätigkeit, ohne ihr jedoch Einhalt gebieten zu können. Durch seine militärischen und politischen Offensiven brachte er eine Reihe von Staaten unter seine Kontrolle. Es verhielt sich genauso, wie es der Engel prophezeit hatte: „Er wird auch tatsächlich in das Land der ‚Zierde‘ [das geistige Land des Volkes Jehovas] einziehen, und es wird viele Länder geben, die zum Straucheln gebracht werden“ (Daniel 11:41a).

      17. Welche Grenzen waren der Expansionspolitik des Nordkönigs gesetzt?

      17 Dennoch konnte der König des Nordens nicht die Weltherrschaft erlangen. Der Engel sagte voraus: „Diese sind es, die aus seiner Hand entrinnen werden: Edom und Moab und der Hauptteil der Söhne Ammons“ (Daniel 11:41b). In alter Zeit lagen Edom, Moab und Ammon in etwa zwischen dem Herrschaftsgebiet des ägyptischen Königs des Südens und dem des syrischen Königs des Nordens. Sie stellen heutige Nationen und Organisationen dar, auf die es der König des Nordens abgesehen hatte, die er aber seinem Einflußbereich nicht einverleiben konnte.

      ÄGYPTEN ENTRINNT NICHT

      18, 19. In welcher Hinsicht verspürte der König des Südens den Einfluß seines Rivalen?

      18 Der Engel Jehovas fuhr fort: „Er [der König des Nordens] wird fortwährend seine Hand gegen die Länder ausstrecken; und was das Land Ägypten betrifft, es wird sich nicht als eine Entronnene erweisen. Und er wird tatsächlich über die verborgenen Schätze des Goldes und des Silbers und über all die begehrenswerten Dinge Ägyptens herrschen. Und die Libyer und die Äthiopier werden seinen Schritten folgen“ (Daniel 11:42, 43). Selbst der König des Südens, „Ägypten“, konnte sich der Expansionspolitik des Königs des Nordens nicht entziehen. Er erlitt beispielsweise eine empfindliche Niederlage in Vietnam. Und was ist mit den ‘Libyern und den Äthiopiern’? Diese Nachbarländer des alten Ägypten könnten durchaus Staaten darstellen, die geographisch gesehen Grenznachbarn des neuzeitlichen „Ägypten“ (des Südkönigs) sind. Sie sind zeitweise dem König des Nordens nachgefolgt oder ‘seinen Schritten gefolgt’.

      19 Hat der König des Nordens über ‘die verborgenen Schätze Ägyptens’ geherrscht? Er hatte tatsächlich einen starken Einfluß darauf, auf welche Weise der König des Südens seine finanziellen Mittel gebrauchte. Die Angst vor seinem Rivalen zwang den König des Südens dazu, jedes Jahr beträchtliche Summen für den Unterhalt starker Land-, See- und Luftstreitkräfte aufzuwenden. In dieser Hinsicht ‘herrschte’ der König des Nordens über die Verteilung des Reichtums des Südkönigs oder kontrollierte sie.

      DER LETZTE FELDZUG

      20. Wie beschreibt der Engel den letzten Feldzug des Nordkönigs?

      20 Die Rivalität zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens — in militärischer, wirtschaftlicher oder in anderer Hinsicht — geht dem Ende entgegen. Der Engel Jehovas offenbarte Einzelheiten eines noch bevorstehenden Konflikts, indem er sagte: „Es wird Berichte geben, die ihn [den König des Nordens] in Bestürzung versetzen werden, vom Sonnenaufgang her und vom Norden her, und er wird gewiß mit großem Grimm ausziehen, um viele zu vertilgen und der Vernichtung zu weihen. Und er wird seine Palastzelte zwischen dem großen Meer und dem heiligen Berg der ‚Zierde‘ aufpflanzen; und er wird völlig zu seinem Ende kommen müssen, und es wird für ihn keinen Helfer geben“ (Daniel 11:44, 45).

      21. Was ist uns über den König des Nordens noch nicht bekannt?

      21 Mit der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 erlitt der König des Nordens einen empfindlichen Rückschlag. Wer wird König des Nordens sein, wenn sich Daniel 11:44, 45 erfüllt? Eines der Länder, die zur früheren Sowjetunion gehörten? Oder wird sich seine Identität vollständig ändern, was bereits mehrere Male der Fall war? Wird es dadurch, daß weitere Nationen Atomwaffen entwickeln, zu einem neuen Rüstungswettlauf kommen, der Einfluß auf die Identität dieses Königs hat? Nur die Zeit wird zeigen, wie die Antworten auf diese Fragen lauten. Wir handeln klug, wenn wir uns nicht zu Spekulationen hinreißen lassen. Wenn der König des Nordens seinen letzten Feldzug unternimmt, wird für alle, die biblisches Verständnis und Einsicht haben, deutlich sein, daß sich die Prophezeiung erfüllt. (Siehe „Die Könige in Daniel, Kapitel 11“, Seite 284.)

      22. Welche Fragen ergeben sich in bezug auf den Schlußangriff des Nordkönigs?

      22 Wir wissen jedoch, was der König des Nordens bald unternehmen wird. Berichte „vom Sonnenaufgang her und vom Norden her“ werden ihn zu einem Feldzug veranlassen, „um viele zu vertilgen“. Gegen wen unternimmt er diesen Feldzug? Und welche „Berichte“ lösen diesen Angriff aus?

      DURCH BESTÜRZENDE BERICHTE ALARMIERT

      23. (a) Welches bedeutsame Ereignis muß vor Harmagedon eintreten? (b) Wer sind „die Könige vom Sonnenaufgang“?

      23 Beachten wir, was das Bibelbuch Offenbarung über das Ende von Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, zu sagen hat. Diese große Feindin der wahren Anbetung wird vor Harmagedon, dem „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, „gänzlich mit Feuer verbrannt werden“ (Offenbarung 16:14, 16; 18:2-8). Ihre Vernichtung wird prophetisch veranschaulicht durch das Ausgießen der sechsten Schale des Zornes Gottes auf den symbolischen Strom Euphrat. Der Strom trocknet aus, damit „für die Könige vom Sonnenaufgang der Weg bereitet werde“ (Offenbarung 16:12). Wer sind diese Könige? Niemand anders als Jehova Gott und Jesus Christus. (Vergleiche Jesaja 41:2; 46:10, 11.)

      24. Welcher Akt Jehovas mag den König des Nordens in Bestürzung versetzen?

      24 Die Vernichtung Babylons der Großen wird in dem Bibelbuch Offenbarung mit folgenden Worten anschaulich beschrieben: „Die zehn Hörner, die du sahst [die Könige, die in der Endzeit herrschen], und das wilde Tier [die Vereinten Nationen], diese werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen“ (Offenbarung 17:16). Warum werden die Herrscher Babylon die Große vernichten? Weil ‘Gott es ihnen ins Herz gibt, seinen Gedanken auszuführen’ (Offenbarung 17:17). Zu diesen Herrschern gehört auch der König des Nordens. Was er „vom Sonnenaufgang her“ hört, könnte sich ohne weiteres auf diesen Akt Jehovas beziehen, wenn er den menschlichen Herrschern ins Herz gibt, die große religiöse Hure zu vernichten.

      25. (a) Welches besondere Ziel hat der König des Nordens? (b) Wo pflanzt der König des Nordens „seine Palastzelte“ auf?

      25 Aber der Zorn des Nordkönigs richtet sich gegen ein besonderes Ziel. Gemäß dem Engel wird er „seine Palastzelte zwischen dem großen Meer und dem heiligen Berg der ‚Zierde‘ aufpflanzen“. In den Tagen Daniels war das „große Meer“ das Mittelmeer, und der heilige Berg war Zion, wo einst Gottes Tempel stand. In der Erfüllung der Prophezeiung unternimmt der ergrimmte König des Nordens somit einen Feldzug gegen Gottes Volk. In übertragenem Sinne stellt der Ort „zwischen dem großen Meer und dem heiligen Berg“ das geistige Land der gesalbten Diener Jehovas dar. Sie sind aus dem „Meer“ der von Gott entfremdeten Menschheit herausgekommen und haben die Hoffnung, mit Jesus Christus auf dem himmlischen Berg Zion zu herrschen (Jesaja 57:20; Hebräer 12:22; Offenbarung 14:1).

      26. Von wem könnten die Nachrichten „vom Norden her“ ausgehen, wie in der Prophezeiung Hesekiels angedeutet wird?

      26 Hesekiel, ein Zeitgenosse Daniels, prophezeite ebenfalls für den „Schlußteil der Tage“ einen Angriff auf Gottes Volk. Gemäß seinen Worten werden die Feindseligkeiten von Gog von Magog ausgehen, das heißt von Satan, dem Teufel (Hesekiel 38:14, 16). Aus welcher Richtung kommt Gog, symbolisch gesehen? „Von den entlegensten Teilen des Nordens“, sagt Jehova durch Hesekiel (Hesekiel 38:15). Doch durch diesen Angriff, sei er auch noch so heftig, wird Jehovas Volk nicht vernichtet. Der dramatische Vorstoß wird die Folge einer strategischen Maßnahme sein, die Jehova ergreifen wird, um Gogs Streitkräfte zu vernichten. Deshalb sagt Jehova zu Satan: „Ich werde ... gewiß ... Haken in deine Kinnbacken legen und dich herausführen.“ „Ich will dich ... heraufkommen lassen aus den entlegensten Teilen des Nordens und dich auf die Berge Israels bringen“ (Hesekiel 38:4; 39:2). Die Nachrichten „vom Norden her“, die den König des Nordens ergrimmen lassen, müßten daher von Jehova ausgehen. Doch was die Berichte „vom Sonnenaufgang her und vom Norden her“ letztendlich enthalten, wird allein Gott bestimmen, und die Zeit wird es zeigen.

      27. (a) Warum wird Gog die Nationen einschließlich des Nordkönigs veranlassen, Jehovas Volk anzugreifen? (b) Wird Gogs Angriff gelingen?

      27 Was Gog betrifft, so organisiert er seinen Großangriff wegen der Wohlfahrt des „Israels Gottes“, das zusammen mit der „großen Volksmenge“ „anderer Schafe“ kein Teil der Welt mehr ist (Galater 6:16; Offenbarung 7:9; Johannes 10:16; 17:15, 16; 1. Johannes 5:19). Mißtrauisch beobachtet Gog „ein aus den Nationen gesammeltes Volk, eines, das [geistiges] Vermögen und Eigentum ansammelt“ (Hesekiel 38:12). Da Gog das geistige Land der Christen für „offenes Land“ hält, das leicht einzunehmen ist, strengt er sich gewaltig an, dieses Hindernis auf seinem Weg zur totalen Kontrolle über die Menschheit zu beseitigen. Es gelingt ihm aber nicht (Hesekiel 38:11, 18; 39:4). Wenn die Könige der Erde, darunter auch der König des Nordens, Jehovas Volk angreifen, werden sie ‘völlig zu ihrem Ende kommen’.

      ‘DER KÖNIG WIRD ZU SEINEM ENDE KOMMEN’

      28. Was wissen wir über die Zukunft des Nordkönigs und des Südkönigs?

      28 Der letzte Feldzug des Nordkönigs richtet sich nicht gegen den König des Südens. Daher kommt der König des Nordens nicht durch seinen großen Rivalen zu seinem Ende. Und auch der Südkönig wird nicht von dem König des Nordens vernichtet, sondern „ohne [Menschen-]Hand“, durch Gottes Königreich (Daniel 8:25).a Ja, in der Schlacht von Harmagedon werden alle irdischen Könige durch Gottes Königreich beseitigt werden, und das wird offensichtlich auch dem König des Nordens widerfahren (Daniel 2:44). In Daniel 11:44, 45 werden die Ereignisse beschrieben, die zu dieser letzten Schlacht führen. Es überrascht nicht, daß es „keinen Helfer geben“ wird, wenn der König des Nordens zu seinem Ende kommt.

  • Das Ende der sich bekämpfenden Könige naht
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
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      DIE KÖNIGE IN DANIEL, KAPITEL 11

      Der König Der König

      des Nordens des Südens

      Daniel 11:5 Seleukos I. Nikator Ptolemaios I.

      Daniel 11:6 Antiochos II. Ptolemaios II.

      (Ehefrau Laodike) (Tochter Berenike)

      Daniel 11:7-9 Seleukos II. Ptolemaios III.

      Daniel 11:10-12 Antiochos III. Ptolemaios IV.

      Daniel 11:13-19 Antiochos III. Ptolemaios V.

      (Tochter Kleopatra I.) Nachfolger:

      Nachfolger: Ptolemaios VI.

      Seleukos IV. und

      Antiochos IV.

      Daniel 11:20 Augustus

      Daniel 11:21-24 Tiberius

      Daniel 11:25, 26 Aurelian Königin Zenobia

      Das Römische Reich

      zerbricht

      Daniel 11:27-30a Deutsches Reich Großbritannien,

      (Erster Weltkrieg) gefolgt von der

      anglo-amerikanischen

      Weltmacht

      Daniel 11:30b, 31 Drittes Reich Anglo-amerikanische

      unter Hitler Weltmacht

      (Zweiter Weltkrieg)

      Daniel 11:32-43 Kommunistischer Block Anglo-amerikanische

      (kalter Krieg) Weltmacht

      Daniel 11:44, 45 Muß sich noch erhebenb Anglo-amerikanische

      Weltmacht

      [Fußnote]

      b In der Prophezeiung in Daniel, Kapitel 11 werden nicht die Namen der politischen Mächte vorhergesagt, die zu den verschiedenen Zeiten die Stellung des Nordkönigs und des Südkönigs einnehmen. Ihre Identität wird erst dann deutlich, wenn die Ereignisse eintreten. Da der Konflikt nur von Zeit zu Zeit aufflammt, gibt es auch konfliktfreie Zeiträume, in denen ein König die Oberhand hat, während sich der andere passiv verhält.

      [Ganzseitiges Bild auf Seite 271]

      [Bilder auf Seite 279]

      Zu den ‘Stößen’ des Südkönigs zählten auch High-Tech-Spionage und die Androhung militärischer Einsätze

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