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Vorsicht vor Bräuchen, die Gott missfallen!Der Wachtturm 2005 | 1. Januar
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Vorsicht vor Bräuchen, die Gott missfallen!
UNTER der sengenden Sonne Afrikas zieht in einem kleinen Hof eine Reihe Menschen trauernd an einem offenen Sarg vorbei. Ein alter Mann hält inne, beugt sich mit schmerzerfülltem Blick zu dem Toten hinunter und fängt an, mit ihm zu reden: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du fortgehst? Warum hast du mich so zurückgelassen? Wirst du mir jetzt, wo du zurückgegangen bist, weiter helfen?“
In einer anderen Gegend in Afrika wird ein Kind geboren. Niemand darf es zu Gesicht bekommen. Erst nach Ablauf von einigen Tagen wird das Neugeborene der Außenwelt vorgestellt und erhält in einer feierlichen Zeremonie seinen Namen.
So mancher fände es sehr merkwürdig, dass jemand mit einem Toten redet oder dass ein Neugeborenes vor Außenstehenden versteckt gehalten wird. Es gibt aber Kulturen, in denen die Ansicht der Menschen zu Geburt und Tod und ihr entsprechendes Verhalten von dem tief verwurzelten Glauben beeinflusst wird, die Toten seien gar nicht tot, sondern lebendig und bei Bewusstsein.
Dieser Glaube ist so stark, dass fast alle Lebensbereiche von darauf basierenden Bräuchen und Ritualen durchdrungen sind. Zum Beispiel glauben Millionen Menschen, wichtige Stationen im Leben wie Geburt, Pubertät, Heirat, Kindergebären und Tod gehörten zu einer „Reise“, die in die Geisterwelt der Ahnen führe. Dort würde ein Verstorbener weiter aktiv am Leben seiner Hinterbliebenen teilhaben. Und durch eine Wiedergeburt könne er mit dem Kreislauf des Lebens neu beginnen.
Zahllose Bräuche und Riten sollen eben jenem Zweck dienen, einen reibungslosen Übergang zwischen allen Stationen dieses Kreislaufs zu gewährleisten. Geprägt ist dieses gesamte Brauchtum von dem Glauben, es gäbe etwas in uns, das beim Tod weiterlebe. Echte Christen hüten sich vor jeglichen Bräuchen, die mit diesem Glauben zu tun haben. Warum?
In welchem Zustand sind die Toten?
Die Bibel beschreibt unmissverständlich, in welchem Zustand die Toten sind. Sie sagt ganz klar: „Die Lebenden sind sich bewusst, dass sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des Geringsten bewusst . . . Ihre Liebe und ihr Hass und ihre Eifersucht sind bereits vergangen . . . Es gibt weder Wirken noch Planen noch Erkenntnis noch Weisheit in dem Scheol [allgemeinen Grab der Menschheit], dem Ort, wohin du gehst“ (Prediger 9:5, 6, 10). Wahre Anbeter Gottes haben sich von jeher diese grundlegende biblische Wahrheit zu Eigen gemacht. Sie haben verstanden, dass die Seele keineswegs unsterblich ist, sondern sterben und sogar vernichtet werden kann (Hesekiel 18:4). Sie haben auch erkannt, dass es keine Geister von Verstorbenen gibt (Psalm 146:4). In alter Zeit gebot Jehova seinem Volk nachdrücklich, sich strikt von allen Bräuchen oder Riten fern zu halten, die auf dem Glauben basierten, die Toten seien bei Bewusstsein und könnten die Lebenden beeinflussen (5. Mose 14:1; 18:9-13; Jesaja 8:19, 20).
Auch die Christen im ersten Jahrhundert u. Z. mieden alle überlieferten Bräuche und Riten, die irgendwie mit religiösen Irrlehren zu tun hatten (2. Korinther 6:15-17). Genauso nehmen sich Jehovas Zeugen heute vor allen Traditionen und Bräuchen in Acht, die mit der Irrlehre von einem Weiterleben nach dem Tod in Verbindung stehen.
Wonach können wir als Christen uns ausrichten, wenn wir entscheiden müssen, ob wir einen bestimmten Brauch mitmachen oder nicht? Wir müssen gewissenhaft darüber nachdenken, ob womöglich irgendeine Verbindung zu einer unbiblischen Lehre besteht, wie zum Beispiel dem Glauben, die Geister von Verstorbenen könnten auf unser Leben Einfluss nehmen. Außerdem müssen wir darauf achten, ob sich andere, die wissen, was Jehovas Zeugen glauben und lehren, daran stoßen könnten, wenn wir uns an solchen Bräuchen oder Zeremonien beteiligen. Betrachten wir mit diesen Faktoren im Sinn zwei einschlägige Beispiele: eine Geburt und einen Todesfall.
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Vorsicht vor Bräuchen, die Gott missfallen!Der Wachtturm 2005 | 1. Januar
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Übergang vom Tod zum Leben
Wie in der Geburt sehen viele auch im Tod einen Übergang: Wer stirbt geht angeblich aus der sichtbaren Welt in den unsichtbaren Bereich der Geister der Verstorbenen über. Viele glauben, wenn jemand stirbt, könne man nur durch bestimmte Bestattungsbräuche und -rituale vermeiden, die Ahnengeister zu erzürnen, denen man die Macht zuschreibt, die Lebenden zu bestrafen oder zu belohnen. Dieser Glaube beeinflusst maßgeblich Vorbereitung und Ablauf von Begräbnissen.
Bei Begräbnissen, durch die man die Toten beschwichtigen will, werden oft höchst unterschiedliche Emotionen ausgelebt: von heftigem Klagegeschrei in Anwesenheit des Leichnams bis zu fröhlichen Festlichkeiten nach der Beerdigung. Häufig wird dabei ausgelassen gefeiert, man betrinkt sich und tanzt zu lauter Musik. Sogar die Ärmsten der Armen tun alles Mögliche, um genügend Mittel für eine „ordentliche Beerdigung“ aufzutreiben, auch wenn sie deswegen viel entbehren oder Schulden machen müssen — so viel Bedeutung wird dem beigemessen.
Seit vielen Jahren machen Jehovas Zeugen deutlich darauf aufmerksam, welche Bestattungsbräuche unbiblisch sind.a Dazu gehört, Totenwache zu halten, Trankopfer darzubringen, mit dem Toten zu reden und ihn um etwas zu bitten, feierliche Jahrestage des Begräbnisses abzuhalten und weitere Bräuche, die in dem Glauben wurzeln, ein Teil des Menschen lebe nach seinem Tod weiter. Dadurch wird Gott entehrt, und diese Bräuche sind ‘unrein’, ‘leerer Trug’, gestützt auf ‘die Überlieferung der Menschen’ und nicht auf Gottes Wort der Wahrheit (Jesaja 52:11; Kolosser 2:8).
Anpassungsdruck
Für manche — vor allem in Ländern, wo es als extrem wichtig gilt, die Toten zu ehren — ist es wirklich schwierig gewesen, überlieferte Bräuche nicht mitzumachen. Weil sich Jehovas Zeugen nicht daran beteiligen, ist man ihnen mit Misstrauen begegnet oder hat sie beschuldigt, asozial und pietätlos zu sein. Durch Kritik und starken Druck haben sich manche, die die biblische Wahrheit eigentlich richtig verstehen, einschüchtern lassen und fürchten, unangenehm aufzufallen, weil sie anders sind (1. Petrus 3:14). Andere sind der Meinung gewesen, man könne sich diesem Brauchtum nicht völlig entziehen, weil es eben untrennbar zu ihrer Kultur gehöre. Noch andere haben argumentiert, man würde Vorurteile gegen Gottes Diener schüren, wenn man sich dem Brauchtum verweigere.
Wir wollen niemand unnötig vor den Kopf stoßen. Aber die Bibel hat uns vorgewarnt, dass man sich das Missfallen der Gott entfremdeten Welt zuzieht, wenn man standhaft für die Wahrheit eintritt (Johannes 15:18, 19; 2. Timotheus 3:12; 1. Johannes 5:19). Wir tun das bereitwillig, weil wir wissen, dass wir uns von denen unterscheiden müssen, die in geistiger Finsternis leben (Maleachi 3:18; Galater 6:12). Genauso, wie Jesus der Versuchung des Teufels widerstand, etwas zu tun, was Gott missfällt, so widerstehen auch wir dem Druck, auf eine Weise zu handeln, die Gott missfällt (Matthäus 4:3-7). Statt sich durch Menschenfurcht einschüchtern zu lassen, ist es echten Christen am wichtigsten, dass sich Jehova Gott über sie freuen kann und dass sie ihn als Gott der Wahrheit ehren. Das tun sie, indem sie sich nicht durch Druck von außen von den biblischen Maßstäben der reinen Anbetung abbringen lassen (Sprüche 29:25; Apostelgeschichte 5:29).
Die Toten achten — Jehova ehren
Dass man große seelische Schmerzen empfindet und tief trauert, wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist nur natürlich (Johannes 11:33, 35). Sein Andenken hochzuhalten und für ein würdiges Begräbnis zu sorgen drückt auf durchaus angemessene Weise unsere Liebe aus. Aber Jehovas Zeugen bewältigen die ungeheure Traurigkeit angesichts des Todes, ohne sich in überlieferte Bräuche verwickeln zu lassen, die Gott missfallen. Das ist nicht einfach für jemand, der in einer Kultur aufgewachsen ist, wo man große Furcht vor den Toten hat. Und es kann uns schwer fallen, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, wenn wir durch den Tod eines nahe stehenden Menschen emotionell aufgewühlt sind. Doch treue Christen erhalten Kraft von Jehova, dem „Gott allen Trostes“, und werden liebevoll von ihren Glaubensbrüdern unterstützt (2. Korinther 1:3, 4). Echte Christen glauben fest daran, dass die Toten, die ohne Bewusstsein sind, aber an die Gott sich erinnert, eines Tages wieder zum Leben kommen werden. Deshalb haben sie allen Grund, sich durchweg von allen unchristlichen Bestattungsbräuchen fern zu halten, durch die die Tatsache der Auferstehung geleugnet wird.
Sind wir nicht überglücklich, dass uns Jehova „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“? (1. Petrus 2:9). Ob wir nun die Freude einer Geburt erleben oder mit der Trauer über einen Verstorbenen fertig werden müssen — der starke Wunsch, das Richtige zu tun, und unsere tiefe Liebe zu Jehova Gott werden uns bestimmt immer dazu motivieren, beständig „als Kinder des Lichts zu wandeln“. Lassen wir uns nie geistig verunreinigen durch unchristliche Bräuche, die Gott missfallen (Epheser 5:8).
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