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Drogen erobern die WeltErwachet! 1999 | 8. November
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Drogen erobern die Welt
VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN SPANIEN
EIN Neugeborenes in einem Krankenhaus in Madrid schreit zum Herzerweichen. Eine Krankenschwester bemüht sich verzweifelt, aber vergeblich, es zu beruhigen. Das Baby leidet qualvoll an Heroinentzugserscheinungen. Schlimmer noch, es ist HIV-positiv. Seine Mutter ist heroinsüchtig.
In Los Angeles fährt eine Mutter mit ihrem Auto versehentlich in ein Viertel, das von einer Drogenhändlerbande kontrolliert wird. Sie gerät in einen Kugelhagel, in dem ihre kleine Tochter getötet wird.
Tausende Kilometer entfernt, in Afghanistan, baut ein Landwirt auf seinem Feld Mohn an. Es war ein gutes Jahr; der Ertrag ist um 25 Prozent gestiegen. Die Familie des Landwirts kämpft ums Überleben, und Schlafmohn erzielt gute Preise. Allerdings werden die hübschen Mohnpflanzen zu Heroin verarbeitet, und Heroin zerstört Leben.
In Sydney (Australien) besucht ein schüchternes Mädchen im Teenageralter jeden Samstagabend eine Diskothek. Es fiel ihr immer schwer, sich unter Leute zu mischen, doch seit kurzem ist sie dank einer Pille namens Ecstasy mutiger geworden. Die Pillen, die sie nimmt, sind aus den Niederlanden nach Australien geschmuggelt worden, aber zunehmend beliefern auch einheimische Drogenlabors den Markt. Ecstasy läßt die Musik besser klingen, und das Mädchen verliert die Hemmungen. Sie kommt sich sogar attraktiver vor.
Für Manuel, einen markigen Bauern, der seinem kleinen Hof in den Anden seinen Lebensunterhalt abringt, wurde das Leben ein wenig leichter, als er anfing, Koka anzupflanzen. Manuel würde gern wieder damit aufhören, aber er befürchtet, dadurch den Zorn der skrupellosen Männer heraufzubeschwören, die den Kokaanbau in seiner Gegend kontrollieren.
Hinter der Drogenepidemie, die auf der ganzen Welt wütet, verbergen sich unzählige Schicksale wie die oben geschilderten.a Drogen ergreifen unerbittlich vom Leben der Betroffenen Besitz, seien es Konsumenten, Erzeuger oder auch völlig Unbeteiligte.
Wie groß ist das Drogenproblem?
Kofi Annan, der UN-Generalsekretär, bemerkte: „Drogen reißen unsere Gesellschaft auseinander, bilden den Nährboden für Verbrechen, verbreiten Krankheiten wie Aids und vernichten unsere Jugend und unsere Zukunft.“ Weiter sagte er: „Heute gibt es schätzungsweise 190 Millionen Drogenkonsumenten weltweit. Kein Land ist gegen die Drogengefahr immun. Kein Land kann allein gegen den Drogenhandel innerhalb seiner Grenzen ankämpfen. Die Globalisierung des Drogenhandels erfordert international Reaktionen.“
Verschlimmert wird die Situation noch durch Designerdrogenb, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Diese synthetischen Chemikalien sollen den Konsumenten „high“ machen, in ihm ein rauschhaft gesteigertes Hochgefühl erzeugen. Designerdrogen lassen sich praktisch überall mit wenig Aufwand und geringen Kosten herstellen, so daß es Strafverfolgungsbehörden so gut wie unmöglich ist, sie in den Griff zu bekommen. 1997 wies die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen besorgt darauf hin, daß diese synthetischen Drogen in vielen Ländern mittlerweile zur „gängigen Konsumentenkultur“ gehören und als „ernstzunehmende Bedrohung der internationalen Gemeinschaft im kommenden Jahrhundert“ anzusehen sind.
Die neueren Drogen wirken nicht weniger stark als ihre Vorgänger. Crack-Kokain macht noch stärker abhängig als Kokain. Produkte aus neuen Hanfsortenc wirken stärker halluzinogen, und eine neue Designerdroge namens „Ice“ zählt vermutlich zu den am zerstörerischsten wirkenden Drogen, die es überhaupt gibt.
Geld und Macht durch Drogen
Wenn auch die Anzahl der Drogenkonsumenten vergleichsweise gering ist, reicht sie doch aus, Drogenbaronen — denen, die die Herstellung und Verbreitung von Drogen organisieren — zu unglaublich großer Macht zu verhelfen. Diese gewissenlosen Personen betreiben ein Geschäft, das sich zum einträglichsten und praktisch größten auf der ganzen Welt entwickelt hat. Vermutlich etwa 8 Prozent des gesamten internationalen Handels entfallen auf Drogengeschäfte; das sind ungefähr 400 000 000 000 Dollar pro Jahr. Mit den Drogengeldern, die weltweit in Umlauf kommen, füllen sich Verbrecher ihre Taschen, lassen sich Polizisten bestechen, Politiker kaufen, und sogar der Terrorismus wird damit finanziert.
Kann irgend etwas unternommen werden, um das Drogenproblem in den Griff zu bekommen? Inwieweit wirkt sich der Drogenhandel auf unsere Brieftasche, unsere Sicherheit und das Leben unserer Kinder aus?
[Fußnoten]
a In den vorliegenden Artikeln geht es um Drogen, die nicht zu medizinischen Zwecken verwendet und unerlaubt in Umlauf gebracht werden.
b Eine Droge, deren chemische Struktur leicht abgewandelt wird, oft um das Verbot von Betäubungsmitteln oder Halluzinogenen zu umgehen.
c Marihuana ist eine Droge, die aus getrockneten Blättern, Blüten, Stengeln und Samen des Indischen Hanfs (Cannabis) hergestellt wird. Haschisch wird aus dem Harz der gleichen Pflanze hergestellt. Beide Produkte werden von Drogenkonsumenten geraucht.
[Karte auf Seite 4, 5]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Herstellung und Schmuggel von Drogen weltweit
DIE WICHTIGSTEN HERSTELLUNGSGEBIETE:
Cannabis — Kraut (Marihuana) und Harz (Haschisch)
Heroin
Kokain
Die Pfeile weisen auf Hauptschmuggelrouten hin
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Wie sich unerlaubte Drogen auf unser Leben auswirkenErwachet! 1999 | 8. November
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Wie sich unerlaubte Drogen auf unser Leben auswirken
WIE der Hausschwamm die Balken eines Hauses morsch werden läßt, können Drogen das gesamte Gesellschaftsgefüge zersetzen. Eine intakte menschliche Gesellschaft erfordert stabile Familien, gesunde Berufstätige, vertrauenswürdige Regierungen, ehrliche Polizisten und gesetzestreue Bürger. Drogen wirken auf jedes dieser Grundelemente zersetzend.
Drogen zu anderen als zu medizinischen Zwecken zu verwenden ist von Regierungen nicht zuletzt deshalb verboten worden, weil dadurch die Gesundheit der Bürger geschädigt wird. Jedes Jahr sterben Tausende Drogenabhängige an einer Überdosis. Zahlreiche weitere sterben an Aids. Tatsächlich sind weltweit etwa 22 Prozent aller HIV-Infizierten Drogenkonsumenten, die sich mit verunreinigten Nadeln Rauschgift gespritzt haben. Wohlbegründet scheint die Warnung zu sein, die Nasser Bin Hamad Al-Khalifa aus Katar bei einer kürzlich abgehaltenen Konferenz der Vereinten Nationen äußerte: „Als Folge des Handels mit unerlaubten Drogen wird das globale Dorf für Millionen Menschen binnen kurzem zum gemeinsamen Grab werden.“
Aber nicht nur die Gesundheit der Drogenkonsumenten selbst ist in Gefahr. Etwa jedes zehnte Neugeborene in den Vereinigten Staaten war schon im Mutterleib einer unerlaubten Droge ausgesetzt, in den meisten Fällen Kokain. Die qualvollen Entzugserscheinungen sind nicht die einzigen Probleme, unter denen sie leiden, denn nicht selten kommen Kinder, die im Mutterleib Drogen ausgesetzt waren, mit weiteren psychischen wie physischen Schädigungen zur Welt.
Leicht verdientes Geld durch Drogenhandel — die unwiderstehliche Versuchung
Traut man sich in seiner Wohngegend nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße, kann das durchaus am Drogenhandel liegen. Raubüberfälle und gewalttätige Auseinandersetzungen auf den Straßen gehen Hand in Hand mit dem Drogenhandel. Um ihre Sucht zu finanzieren, verlegen sich Drogenabhängige häufig auf Verbrechen oder Prostitution; gleichzeitig gehen rivalisierende Banden über Leichen in dem Kampf, sich die Kontrolle über die Verteilung der Drogen zu sichern. Daß nach Meinung der Strafverfolgungsbehörden in vielen Städten bei den meisten Morden, die sie aufzuklären haben, Drogen im Spiel sind, ist nachvollziehbar.
In manchen Ländern haben Aufständische ebenfalls erkannt, welche Vorteile sich herausschlagen lassen, wenn sie in den lukrativen Handel mit Rauschgift einsteigen. Eine große Guerillaorganisation in Südamerika bezieht mittlerweile die Hälfte ihrer Einkünfte daraus, daß sie Drogenschmugglern Schutz gewährt. „Einige der am heftigsten tobenden religiösen und ethnischen Konflikte in der Welt werden durch Einkünfte aus dem Handel mit unerlaubten Drogen finanziert“, berichtet das Internationale Drogenkontrollprogramm der Vereinten Nationen.
Drogeneinfluß und seine tragischen Folgen
Drogenkonsumenten machen die Straßen auch noch auf andere Weise unsicher. Michael Kronenwetter schreibt in seinem Buch Drugs in America: „Unter Einfluß von Marihuana oder LSD Auto zu fahren kann genauso gefährlich sein, wie unter Alkoholeinfluß zu fahren.“ Da verwundert es nicht, daß auch das Risiko eines Arbeitsunfalls bei jemand, der Drogen nimmt, drei- bis viermal so hoch ist wie normal.
Den größten Schaden richten Drogen jedoch wahrscheinlich in der Familie an. „Ein gestörtes Familienleben und Drogenkonsum gehen häufig Hand in Hand“, heißt es im World Drug Report. Das Verlangen nach Rauschgift beansprucht drogensüchtige Eltern derart, daß sie ihren Kindern kaum ein stabiles Familienleben bieten können. Sogar die so wichtige Eltern-Kind-Bindung, die während der ersten Lebenswochen eines Kindes entsteht, kann beeinträchtigt werden. Außerdem haben Drogensüchtige oft Schulden und bestehlen womöglich Freunde und Verwandte oder verlieren schließlich ihren Arbeitsplatz. Viele Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, laufen irgendwann von zu Hause weg oder lassen sich selbst auf Drogen ein.
Drogenmißbrauch kann jemand auch dazu bringen, seinen Ehepartner oder seine Kinder körperlich zu mißhandeln. Ein normalerweise recht sanfter Mensch kann durch Kokain, besonders wenn es zusammen mit Alkohol konsumiert wird, zu gewalttätigem Verhalten veranlaßt werden. Bei einer Umfrage unter Kokainkonsumenten in Kanada räumten 17 Prozent der Befragten ein, aggressiv zu werden, wenn sie die Droge nähmen. Und einem Bericht über Kindesmißhandlung in New York zufolge hatten 73 Prozent der zu Tode geprügelten Kinder Eltern, die Drogen mißbrauchten.
Korruption und Umweltschäden
Genauso, wie Familien durch Drogen zerrüttet werden, lassen sich auch Regierungen durch dieses Problem erschüttern. Statt durch Drogen selbst wird das System auf diesem Gebiet durch Drogengelder vergiftet. Ein Botschafter eines südamerikanischen Landes klagte: „Drogen haben zu Korruption unter Regierungsbeamten, bei der Polizei und in der Armee geführt.“ Weiter sagte er, die im Umlauf befindlichen Geldmengen seien „einfach eine zu große Versuchung“ für die, die gerade genug verdienten, um zu überleben.
In einem Land nach dem anderen haben sich Richter, Bürgermeister, Polizisten und sogar Drogenfahnder in das Netz der Korruption verstricken lassen. Politiker, deren Wahlkampf womöglich von Drogenbaronen finanziert wurde, stellen sich taub, wenn dazu aufgerufen wird, entschieden gegen den Drogenschmuggel vorzugehen. Nicht wenige ehrliche Beamte, die mutig gegen Drogen ins Feld zogen, wurden ermordet.
Selbst der Erdboden und die Wälder sowie die darin lebenden Tierarten haben unter der weltweiten Drogenplage zu leiden. Die Herstellung von Opium und Kokain findet zu großen Teilen in zwei Regionen statt, die zu den ökologisch sensibelsten gehören: in den Regenwäldern des westlichen Amazonasgebiets sowie Südostasiens. In diesen Gegenden sind große Verwüstungen angerichtet worden. Und selbst lobenswerte Bemühungen, den Anbau unerlaubter Drogen zu unterbinden, rufen schwere Schäden hervor, weil dabei hochgiftige Unkrautvertilgungsmittel eingesetzt werden.
Wer zahlt die Zeche?
Wer zahlt für den ganzen Schaden, den Drogen anrichten? Wir alle zahlen — für den Ausfall an Arbeitskräften, für die Kosten der medizinischen Behandlung, für gestohlenes oder beschädigtes Eigentum und für die Kosten der Strafverfolgung. In einem Bericht des US-Arbeitsministeriums wurde errechnet, daß der „Drogenkonsum am Arbeitsplatz Handel und Industrie in Amerika jährlich schätzungsweise zwischen 75 und 100 Milliarden Dollar kostet, hervorgerufen durch ... Arbeitsausfall, Unfälle und höhere Aufwendungen für Krankenversicherung und Lohnfortzahlung“.
Letztlich müssen die Steuerzahler und die Verbraucher wegen all dieser Kosten tiefer in die Tasche greifen. Einer 1995 durchgeführten Untersuchung zufolge entfallen in Deutschland pro Jahr auf jeden Bürger rund 200 DM an Kosten, die durch Drogenmißbrauch verursacht werden. In den USA werden sie sogar auf 300 Dollar pro Bürger geschätzt.
Noch weitaus schwerer wiegt indes der soziale Schaden, den Drogen in der Gesellschaft anrichten. Wer könnte mit Geld aufwiegen, was verlorengeht durch die Zerrüttung so vieler Familien, die Mißhandlung so vieler Kinder, die Korruption so vieler Beamter und den vorzeitigen Tod so vieler Menschen? Was wird durch all das in den betroffenen Menschen angerichtet? Der folgende Artikel beschäftigt sich damit, wie Drogen das Leben derer beeinflussen, die sie konsumieren.
[Kasten/Bild auf Seite 7]
DROGEN UND VERBRECHEN
DROGEN UND VERBRECHEN SIND DURCH MINDESTENS VIER VERSCHIEDENE FAKTOREN MITEINANDER VERQUICKT:
1. Der Besitz und die Verbreitung unerlaubter Drogen gelten in fast jedem Staat der Welt als strafbare Handlung. Allein in den Vereinigten Staaten nimmt die Polizei jedes Jahr etwa eine Million Menschen wegen mutmaßlicher Drogendelikte fest. In manchen Ländern werden die Strafverfolgungsbehörden von einer Flut einschlägiger Straftaten überrollt, mit der sowohl Polizei als auch Justiz überfordert sind.
2. Da Drogen sehr teuer sind, begehen Abhängige häufig Verbrechen, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Einen Kokainsüchtigen kann seine Sucht wöchentlich bis zu 1 000 Dollar kosten. Wenn Drogen in einer Gegend Einzug halten, nehmen daher nicht überraschend Einbruchdiebstähle, Raubüberfälle und Prostitution rapide zu.
3. Andere Verbrechen werden begangen, um den Drogenschmuggel — eines der weltweit gewinnträchtigsten Geschäfte — zu ermöglichen. Im World Drug Report wird erklärt: „Die illegale Drogenbranche und das organisierte Verbrechen sind mehr oder weniger aufeinander angewiesen.“ Um einen ungehinderten Zustrom von Drogen aus einem Gebiet in ein anderes zu gewährleisten, versuchen die Schmuggler, Beamte zu bestechen oder einzuschüchtern. Manche unterhalten sogar eigene Privatarmeen. Die riesigen Gewinne der Drogenbarone schaffen allerdings auch Probleme. Die enorme Menge eingehenden Bargeldes könnte als belastendes Beweismittel dienen, wenn das Geld nicht gewaschen wird; deshalb versucht man mit Hilfe von Banken und Rechtsanwälten, die Herkunft der Drogengelder zu verschleiern.
4. Die Wirkung der Droge selbst kann zu kriminellen Handlungen führen. Drogensüchtige mißhandeln womöglich Familienangehörige. In manchen vom Bürgerkrieg heimgesuchten Ländern Afrikas haben Soldaten im Teenageralter, die unter starkem Drogeneinfluß standen, grauenhafte Verbrechen verübt.
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Leben ruiniert, Leben verlorenErwachet! 1999 | 8. November
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Leben ruiniert, Leben verloren
„DROGEN lassen sich mit Vorschlaghämmern vergleichen“, sagt Dr. Eric Nestler. Tatsächlich kann eine einzige Dosis solch eines chemischen „Vorschlaghammers“ tödlich sein. In dem Buch Drugs in America heißt es: „An Crack-Kokain zum Beispiel sind schon Leute gestorben, die es zum ersten Mal nahmen.“
Die neue Welle synthetischer Drogen kann genauso gefährlich sein. „Leichtgläubige Jugendliche, die auf einem Rave Drogen kaufen, ahnen nicht, mit was für einem chemischen Cocktail sie ihr Gehirn bombardieren“, heißt es warnend im World Drug Report der Vereinten Nationen. Die meisten Jugendlichen indes gleiten ganz allmählich in die Sucht ab, wie die folgenden Beispiele belegen.
„Flucht vor der Wirklichkeit“
Pedroa wurde als eines von neun Kindern in einem rauhen Viertel von Córdoba (Spanien) geboren. Er hatte eine schwere Kindheit, denn sein Vater war Alkoholiker. Als Pedro 14 war, machte ihn ein Cousin mit Haschisch bekannt. Einen Monat später war er süchtig.
Pedro erklärt: „Drogen zu nehmen war ein Zeitvertreib, eine Flucht vor der Wirklichkeit und eine Möglichkeit dazuzugehören. Mit 15 fing ich an, außer Haschisch auch LSD und Amphetamine zu nehmen. LSD war meine Lieblingsdroge, und um mir das Geld dafür zu beschaffen, fing ich an, im kleinen Stil mit Drogen zu handeln. Hauptsächlich verkaufte ich Haschisch. Nachdem ich einmal eine Überdosis LSD genommen hatte, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen und kam mir vor, als sei ich verrückt geworden. Diese Erfahrung machte mir angst. Ich hatte das Gefühl, wenn ich weiter Drogen nähme, würde ich irgendwann entweder im Gefängnis landen oder sterben. Doch das Verlangen nach Drogen verdrängte diese Ängste. Ich wurde stark von LSD abhängig und benötigte immer höhere Dosen der Droge, um ein Hochgefühl zu erleben. Trotz der beängstigenden Nachwirkungen konnte ich nicht aufhören. Ich wußte nicht, wie ich dem entkommen sollte.
LSD war teuer, weshalb ich lernte, wie man Juwelierläden überfällt, Touristen die Handtasche entreißt und Passanten die Uhr und die Geldbörse stiehlt. Mit 17 war ich in meinem Stadtteil ein bekannter Drogendealer, und mitunter beteiligte ich mich an bewaffneten Raubüberfällen. Mein Ruf in unserer Nachbarschaft als gewalttätiger Verbrecher trug mir den Spitznamen el torcido ein, was etwa soviel heißt wie ‚der Durchgeknallte‘.
Nimmt man Drogen zusammen mit Alkohol, verändert sich die Persönlichkeit häufig dahingehend, daß man gewalttätig wird. Und das Verlangen nach mehr Drogen ist so stark, daß es das Gewissen völlig verdrängt. Das Leben wird zur Achterbahnfahrt: Man lebt von einem Drogentrip zum nächsten.“
„In einer Welt der Drogen versunken“
Ana, Pedros Frau, wuchs in Spanien in einer intakten Familie auf. Mit 14 begegnete Ana einigen Jungen von einer nahe gelegenen Schule, die Haschisch rauchten. Anfangs wirkte deren merkwürdiges Verhalten auf sie abstoßend. Doch Rosa, eine Freundin von Ana, war mit einem der Jungen befreundet. Er überzeugte Rosa, es sei ganz harmlos, Haschisch zu rauchen, und sie werde es genießen. Daher probierte Rosa die Droge und gab die Zigarette dann an Ana weiter.
„Ich fühlte mich daraufhin gut“, erzählt Ana, „und nach ein paar Wochen rauchte ich jeden Tag Haschisch. Nach etwa einem Monat erzeugte das Haschisch bei mir aber kein großes Hochgefühl mehr, und daher fing ich an, zusätzlich zum Haschischrauchen Amphetamine zu nehmen.
Bald waren meine Freunde und ich völlig in einer Welt der Drogen versunken. Wir unterhielten uns nur noch darüber, wer am meisten Drogen vertrug und wer am stärksten high war. Allmählich sonderte ich mich von der normalen Welt ab; die Schule besuchte ich nur noch selten. Haschisch und Amphetamine genügten mir nicht mehr, so daß ich anfing, mir ein Morphiumderivat zu spritzen, das ich mir in verschiedenen Apotheken beschaffte. Im Sommer gingen wir häufig zu Open-air-Rockkonzerten, wo man immer ohne Mühe Drogen wie LSD bekommen konnte.
Eines Tages erwischte mich meine Mutter beim Haschischrauchen. Meine Eltern versuchten ihr Bestes, mich zu schützen. Sie erklärten mir, wie gefährlich Drogen sind, und versicherten mir, sie hätten mich lieb und seien um mich besorgt. Doch ich empfand ihre Bemühungen als unerwünschte Einmischung in mein Leben. Mit 16 beschloß ich, von zu Hause wegzugehen. Ich schloß mich einer Gruppe Jugendlicher an, die in ganz Spanien herumreisten, handgefertigte Halsketten verkauften und Drogen nahmen. Zwei Monate später griff mich die Polizei in Málaga auf.
Als mich die Polizei meinen Eltern übergab, nahmen sie mich mit offenen Armen auf, und ich schämte mich für das, was ich getan hatte. Mein Vater weinte — ich hatte ihn noch nie zuvor weinen sehen. Es tat mir leid, ihn verletzt zu haben, aber mein Bedauern war nicht stark genug, um mich dazu zu bewegen, die Drogenszene zu verlassen. Ich nahm weiter jeden Tag Drogen. Wenn ich gerade nicht high war, dachte ich manchmal an die Risiken, aber nicht sehr lange.“
Vom Maurer zum Drogenschmuggler
José, ein freundlicher Familienvater, schmuggelte fünf Jahre lang Cannabis von Marokko nach Spanien. Wie kam er dazu? José erklärt: „Ich arbeitete als Maurer, da begann ein Arbeitskollege, Drogen zu schmuggeln. Weil ich Geld benötigte, dachte ich mir, das könnte ich auch tun.
Es war einfach, in Marokko Cannabis zu kaufen — soviel, wie ich zu schmuggeln in der Lage war. Ich besaß ein Schnellboot, mit dem ich mich dem Zugriff der Polizei mühelos entziehen konnte. Hatte ich die Drogen nach Spanien geschafft, verkaufte ich sie in großen Mengen, etwa 600 Kilogramm auf einmal. Ich hatte nur drei oder vier Kunden, und sie kauften mir alles ab, was ich besorgen konnte. Zwar bewachte die Polizei die Küste, doch die Drogen kamen trotzdem durch. Wir Schmuggler hatten nämlich eine viel bessere Ausrüstung als die Polizei.
Ich verdiente ganz leicht viel Geld. Eine Fahrt von Spanien nach Nordafrika brachte mir zwischen 25 000 und 30 000 Dollar ein. Binnen kurzem arbeiteten 30 Leute für mich. Ich wurde nie erwischt, weil ich einen Informanten dafür bezahlte, es mich wissen zu lassen, wenn eine meiner Operationen observiert werden sollte.
Manchmal dachte ich darüber nach, welchen Schaden all diese Drogen bei anderen anrichten könnten, doch ich redete mir ein, Cannabis sei eine weiche Droge, die niemanden umbringe. Und da ich viel Geld scheffelte, dachte ich eigentlich nicht sehr oft daran. Ich selbst nahm nie Drogen.“
Geld und Leben!
Wie diese Beispiele zeigen, ergreifen die Drogen vom Leben der Betroffenen Besitz. Ist man erst einmal abhängig, ist es schwierig und schmerzhaft, sich wieder davon zu befreien. In dem Buch Drugs in America wird gesagt: „Im Wilden Westen hielten einst die Banditen ihren Opfern den Revolver unter die Nase und verlangten: ‚Geld oder Leben!‘ Unerlaubte Drogen sind schlimmer als die alten Outlaws. Sie nehmen einem beides weg.“
Kann der Moloch Droge durch irgend etwas aufgehalten werden? Der folgende Artikel beschäftigt sich mit einigen Lösungsansätzen.
[Fußnote]
a Einige Namen in dieser Artikelserie wurden geändert.
[Herausgestellter Text auf Seite 8]
„Im Wilden Westen hielten einst die Banditen ihren Opfern den Revolver unter die Nase und verlangten: ‚Geld oder Leben!‘ Unerlaubte Drogen sind schlimmer als die alten Outlaws. SIE NEHMEN EINEM BEIDES WEG.“
[Kasten/Bild auf Seite 10]
WIRD MEIN KIND DROGEN ABLEHNEN?
WAS FÜR TEENAGER SIND BESONDERS GEFÄHRDET?
a) Solche, die zeigen wollen, daß sie unabhängig sind, und die bereit sind, Risiken einzugehen.
b) Solche, die wenig an akademischen oder religiösen Zielen interessiert sind.
c) Solche, die mit der Gesellschaft hadern.
d) Solche, die keine klare Vorstellung davon haben, was richtig und was falsch ist.
e) Solche, die sich von ihren Eltern zuwenig unterstützt fühlen und von Freunden aufgefordert werden, Drogen zu nehmen. Wie Untersuchungen ergeben haben, ist „offenbar die Qualität der Beziehung des Heranwachsenden zu seinen Eltern der beste Schutzfaktor gegen den Drogenmißbrauch“ (Kursivschrift von uns).
WIE KANN MAN SEINE KINDER SCHÜTZEN?
a) Indem man ein enges Verhältnis zu ihnen aufbaut und eine gute Kommunikation pflegt.
b) Indem man ihnen eine klare Vorstellung von Recht und Unrecht vermittelt.
c) Indem man ihnen hilft, sich konkrete Ziele zu setzen.
d) Indem man sie spüren läßt, daß sie zu einer liebevollen Familie und einer herzlichen Gemeinschaft gehören.
e) Indem man sie über die Gefahren des Drogenmißbrauchs aufklärt. Kinder müssen genau wissen, warum sie Drogen ablehnen sollten.
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Kann der Krieg gegen Drogen gewonnen werden?Erwachet! 1999 | 8. November
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Kann der Krieg gegen Drogen gewonnen werden?
DEN Krieg gegen Drogen gewinnen zu wollen ist ein lobenswertes, aber nicht einfach zu verwirklichendes Ziel. Hinter dem Handel mit unerlaubten Drogen stecken zwei starke Antriebskräfte: Angebot und Nachfrage. Fast hundert Jahre lang haben sich Regierungen und Strafverfolgungsbehörden hauptsächlich darauf konzentriert, das Angebot zu verringern. Sie sind dabei von einer einfachen Gleichung ausgegangen: Ohne Drogen gibt es auch keine Drogensüchtigen.
Das Angebot verknappen
Zu diesem Zweck haben Drogenfahnder der Polizei umfangreiche Mengen an Drogen beschlagnahmt, und durch internationale Zusammenarbeit konnten hochrangige Drogenschmuggler hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Die rauhe Wirklichkeit jedoch sieht so aus, daß sich dank wirkungsvoller Polizeiarbeit zwar manche Drogenschmuggler gezwungen sehen, ihre Aktivitäten in ein anderes Gebiet zu verlagern, sich andere Märkte zu suchen oder einfallsreicher zu werden, doch Einhalt geboten wird ihnen dadurch nicht. Ein Drogenexperte räumte ein: „Wir werden den Drogenhändlern so lange nicht gewachsen sein, wie ihnen unbegrenzte Mittel zur Verfügung stehen, wir hingegen um jeden Pfennig unseres Budgets kämpfen müssen.“
Joe de la Rosa, ein auf Verbrechensverhütung spezialisierter Beamter der Polizei von Gibraltar, äußerte sich gegenüber Erwachet! dazu, wie schwierig es ist, den Drogenschmuggel zwischen Afrika und der Iberischen Halbinsel in den Griff zu bekommen. Er sagte: „1997 stellten wir fast 400 Kilogramm Cannabisharz sicher. Das meiste davon wurde nicht bei Drogenschmugglern beschlagnahmt, sondern wurde im Meer treibend gefunden oder war an den Strand gespült worden. Das vermittelt eine Vorstellung davon, welch immense Drogenmengen jährlich die Straße von Gibraltar überqueren. Was wir sicherstellen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Schmuggler, die den Stoff von Afrika nach Spanien schaffen, verfügen über Schnellboote, gegen die unsere Zollboote keine Chance haben. Und wenn die Schmuggler Gefahr wittern, entdeckt zu werden, werfen sie die Drogen einfach über Bord, so daß wir keine Beweise haben, sie vor Gericht zu bringen.“
In anderen Teilen der Welt sieht sich die Polizei ähnlichen Schwierigkeiten gegenüber. Unauffällig gekleidete Reisende, Leichtflugzeuge, Containerschiffe und sogar Unterseeboote werden eingesetzt, um Drogen über die Weltmeere oder über durchlässige Grenzen zu schmuggeln. In einem Bericht der Vereinten Nationen wird geschätzt, daß „mindestens 75 Prozent der internationalen Drogenlieferungen aus dem Verkehr gezogen werden müßten, um die Rentabilität des Drogenschmuggels substantiell zu verringern“. Gegenwärtig beträgt der Anteil an Kokain, der sichergestellt wird, nicht viel mehr als 30 Prozent der Gesamtmenge; bei anderen Drogen ist der Anteil wesentlich geringer.
Warum packen denn die Regierungen das Problem nicht bei der Wurzel an und vernichten alle Cannabis-, Schlafmohn- und Kokapflanzungen? Die Vereinten Nationen haben diesen Schritt unlängst empfohlen, doch das ist nicht so leicht umzusetzen. Hanf kann praktisch in jedem Garten angebaut werden. Ein Hauptanbaugebiet für Koka in den Anden liegt in einer Gegend, die als „außerhalb der staatlichen Kontrolle“ gilt. Ähnlich ist die Lage in entlegenen Gebieten Afghanistans und Myanmars, der wichtigsten Ursprungsländer von Opium und Heroin.
Was die Sache noch komplizierter macht, ist der Umstand, daß Drogenschmuggler ohne weiteres auf Designerdrogen umstellen können, nach denen steigende Nachfrage herrscht. Und in geheimen Labors lassen sich diese synthetischen Drogen fast überall auf der Welt herstellen.
Könnte der Drogenhandel durch wirkungsvollere Polizeiarbeit und höhere Gefängnisstrafen eingedämmt werden? Es gibt einfach zu viele Drogenhändler, zu viele Süchtige und zu wenige Polizeibeamte, als daß diese Methode funktionieren könnte. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel sitzen nahezu zwei Millionen Menschen hinter Gittern — viele davon wegen Drogenvergehen. Doch die Androhung von Gefängnisstrafen hat die Menschen nicht davon abgehalten, Drogen zu nehmen. In vielen Entwicklungsländern, wo der Drogenhandel blüht, sieht sich eine unterbesetzte und schlechtbezahlte Polizei außerstande, der Flut Einhalt zu gebieten.
Läßt sich die Nachfrage senken?
Da die Bemühungen, das Drogenangebot einzudämmen, fehlgeschlagen sind, stellt sich die Frage, ob nicht die Nachfrage gesenkt werden kann. „Der Krieg gegen Drogen ist nicht einfach Sache von Polizei, Gerichten und Gefängnissen, sondern in Wirklichkeit ein Kampf um Herz und Sinn von Menschen“, hieß es im Nachrichtenmagazin Time.
Joe de la Rosa, der bereits zitiert wurde, glaubt ebenfalls, daß Aufklärung die einzige Möglichkeit ist, wirksam gegen unerlaubte Drogen vorzugehen. Er sagt: „Drogensucht ist ein gesellschaftliches Problem, dessen Ursachen in der Gesellschaft begründet liegen; deshalb müssen wir die Gesellschaft ändern oder zumindest die Denkweise der Menschen. Wir bemühen uns, Schulen, Eltern und Lehrer mit einzubeziehen, damit sich alle der Tatsache bewußt sind: Die Gefahr besteht, Drogen sind verfügbar, und ihre Kinder könnten ihnen zum Opfer fallen.“
Was Jehovas Zeugen getan haben
Seit vielen Jahren haben sich Jehovas Zeugen daran beteiligt, Menschen durch Aufklärung vor Drogen zu bewahren. Sie haben Informationen veröffentlicht, die Eltern helfen sollen, ihre Kinder über die Gefahren von Drogen aufzuklären.a Außerdem hat ihre Predigttätigkeit dazu beigetragen, Drogenkonsumenten und -schmuggler wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Ana, von der im vorangegangenen Artikel die Rede war, wurde von ihrer Schwester mit Jehovas Zeugen in Kontakt gebracht, weil diese gehört hatte, daß die Zeugen Drogensüchtigen erfolgreich geholfen hatten. Obwohl Ana nicht besonders an der Bibel interessiert war, besuchte sie nach einigem Zögern einen Kongreß der Zeugen Jehovas. Dort entdeckte sie einen Mann, der ein berüchtigter Drogenhändler gewesen war, aber seine äußere Erscheinung und seinen Lebensstil radikal geändert hatte. „Ich dachte mir, wenn er sich ändern kann, kann ich es auch“, erzählt Ana. „Die Verwandlung, die bei ihm vor sich gegangen war, überzeugte mich, daß ich das Angebot annehmen sollte, die Bibel zu studieren.
Von meinem allerersten Bibelstudium an beschloß ich, zu Hause zu bleiben, denn ich wußte, wenn ich das Haus verließe, würde ich andere Drogensüchtige treffen und wieder anfangen, Drogen zu nehmen. Mir war bereits klar, daß es falsch ist, Drogen zu nehmen, und daß Gott diese Sucht nicht gutheißt. Auch hatte ich gesehen, was Drogen aus Menschen machen und welchen Schaden ich meiner eigenen Familie zugefügt hatte. Doch ich benötigte geistige Kraft, um mich aus meinem Drogengefängnis zu befreien. Die Entgiftung war hart. Eine Zeitlang schlief ich einfach nur den ganzen Tag, bis die Auswirkungen des Drogenmißbrauchs nachließen. Aber es war die Mühe wert.“
Echte Hoffnung und ein Sinn im Leben
Pedro, Anas Ehemann, der ebenfalls im vorangegangenen Artikel erwähnt wurde, kam auf ähnliche Weise von den Drogen los. „Eines Tages — ich rauchte gerade Haschisch in der Wohnung meines Bruders — entdeckte ich ein Buch mit einem Titel, der mich neugierig machte“, erzählt Pedro. „Es war das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Ich nahm es mit nach Hause, las es und schlug die Bibelstellen nach. Dann war ich sicher, die Wahrheit gefunden zu haben.
Die Bibel zu lesen und anderen von dem zu erzählen, was ich lernte, verbesserte meine Stimmung und verringerte mein Verlangen nach Drogen. Ich beschloß, einen beabsichtigten Raubüberfall auf eine Tankstelle nicht zu begehen. Ein Freund studierte mit Jehovas Zeugen die Bibel, und bald folgte ich seinem Beispiel. Innerhalb von neun Monaten änderte ich meinen Lebensstil und ließ mich taufen. Während dieser Zeit boten mir viele frühere Freunde Drogen an, doch ich begann sofort, mit ihnen über die Bibel zu reden. Manche reagierten positiv; einer überwand sogar seine Sucht.
Um mit dem Drogenmißbrauch brechen zu können, braucht man eine Hoffnung. Die Bibel gab mir diese Hoffnung, sie gab meinem Leben einen Sinn, und sie zeigte mir deutlich, wie Gott über Drogen und Gewalt denkt. Ich bemerkte, daß ich mich immer besser fühlte, je mehr ich den Allmächtigen kennenlernte — und zwar ohne irgendwelche negativen Nebenwirkungen. Später half mir das Zusammensein mit anständigen Menschen, die ich in den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas traf, auf diesem Weg weiterzugehen.“
Vom Drogenschmuggler zum Maurer
José, der im vorigen Artikel erwähnte Drogenschmuggler, ist heute wieder Maurer. Es fiel ihm nicht leicht, sein lukratives Geschäft aufzugeben. Er räumt ein: „Drogen bringen eine Menge Geld, aber es ist keine gute Art, sein Geld zu verdienen. Ich beobachte Jugendliche, die Handfeuerwaffen tragen und dicke Autos fahren. Familien brechen auseinander, auf den Straßen nehmen Verbrechen überhand, und etliche Drogensüchtige brechen Autos auf, begehen Ladendiebstahl oder überfallen Leute, um sich Geld für Drogen zu beschaffen. Viele fangen mit Haschisch an, machen mit Ecstasy oder anderen Pillen weiter und experimentieren irgendwann mit Kokain oder sogar mit Heroin. Mir ist nun klar, daß ich dazu beitrug, vielen den Einstieg in diesen Teufelskreis zu ermöglichen.
Als ich mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte, kam ich immer mehr zu der Überzeugung, daß meine Drogengeschäfte verkehrt waren. Ich wollte ein gutes Gewissen haben, und meine Frau, die ebenfalls die Bibel studierte, wünschte das gleiche. Freilich ist es nicht leicht, mit dem Drogenhandel aufzuhören. Ich erklärte meinen Kunden und meinen Drogenkurieren, daß ich die Bibel studiere und den Drogenhandel aufgegeben habe. Anfangs glaubten sie mir einfach nicht, und manche glauben mir bis heute nicht. Trotzdem hörte ich vor fast zwei Jahren auf, und ich habe es keine Minute bereut.
Im letzten Jahr habe ich als Maurer gearbeitet, in meinem eigentlichen Beruf. Nun verdiene ich in einem Monat ein Viertel dessen, was ich als Drogenhändler an einem Tag verdiente. Aber mein jetziger Lebensstil ist weitaus besser, und ich bin glücklicher.“
Eine globale Lösung, die erfolgreich sein wird
Einige wenige mutige Drogenschmuggler haben den Drogenhandel aufgegeben. Und Tausenden Drogenabhängigen ist mit unterschiedlichen Hilfsprogrammen geholfen worden, ihre Sucht zu überwinden. Dennoch ist, wie es im World Drug Report heißt, „dauerhafte Enthaltsamkeit bei seit langem stark drogensüchtigen Personen eher die Ausnahme als die Regel“. Auf jeden von der Sucht Geheilten kommen mehrere neue Opfer, die darin verstrickt werden. Angebot und Nachfrage steigen stetig.
Soll der Krieg gegen Drogen gewonnen werden, ist eine globale Lösung erforderlich, denn das Problem hat bereits globale Ausmaße angenommen. Diesbezüglich stellte die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen fest: „Zwar wurden Drogenmißbrauch, Drogenschmuggel und die damit verbundene Beschaffungskriminalität in den meisten Ländern als eine Hauptbedrohung für die Sicherheit eingestuft, doch die Öffentlichkeit war sich kaum der Tatsache bewußt, daß unerlaubte Drogen ein globales Problem darstellen, das sich durch nationale Anstrengungen allein nicht mehr lösen läßt.“
Werden sich jedoch die Regierungen der Welt zusammentun, um die Menschheit von dieser globalen Geißel zu befreien? Die bislang erzielten Ergebnisse sind nicht gerade ermutigend. Die Bibel weist hingegen auf eine himmlische Regierung als endgültige Lösung hin, eine Regierung, die nationale Grenzen überwindet. Die Bibel sichert uns zu, Gottes Königreich unter Jesus Christus werde „für immer und ewig“ regieren (Offenbarung 11:15). Unter Gottes Königreich wird durch die göttliche Belehrung sichergestellt werden, daß die Nachfrage nach Drogen völlig verschwindet (Jesaja 54:13). Und die gesellschaftlichen und emotionellen Probleme, die heute einen perfekten Nährboden für den Drogenmißbrauch bilden, werden dann ein für allemal der Vergangenheit angehören (Psalm 55:22; 72:12; Micha 4:4).
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Schon heute werden Menschen durch die Hoffnung auf Gottes Königreich unter Christus motiviert, mit Drogen zu brechen. Weitere Informationen erhalten Sie, wenn Sie sich mit Jehovas Zeugen in Ihrer Gegend in Verbindung setzen.
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