Wir beobachten die Welt
Neue und wiederauftretende Krankheiten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat warnend darauf hingewiesen, daß der Ausbruch von Krankheiten — darunter auch neue — Millionen von Menschenleben bedroht. Das dramatischste Beispiel ist Aids, das von einem vor zehn Jahren noch praktisch unbekannten Virus verursacht wird. Im Südwesten der Vereinigten Staaten wurde unlängst das Hantavirus-Lungensyndrom entdeckt. In Asien ist eine völlig neue Abart der Cholera zum Vorschein gekommen. Zwei Arten von hämorrhagischem Fieber, beide tödlich, sind in Südamerika aufgetreten. Was die bekannten Infektionskrankheiten betrifft, so sind 1993 in Lateinamerika die Cholera und in Kenia das Gelbfieber ausgebrochen, außerdem das Denguefieber in Costa Rica und die Diphtherie in Rußland. Die WHO fordert ein weltweites Netz von Zentren zur Feststellung und Bekämpfung neuer beziehungsweise wiederauftretender Krankheiten.
Nicht genug Kalzium
Ein von den Nationalen Gesundheitsinstituten der Vereinigten Staaten ernannter Expertenausschuß ist zu dem Ergebnis gekommen, daß „die Hälfte der amerikanischen Erwachsenen nicht genug Kalzium zu sich nimmt, was zu Knochenbrüchigkeit und Frakturen in epidemischem Ausmaß beiträgt, wodurch wiederum Behandlungskosten in Höhe von jährlich 10 Milliarden Dollar entstehen“, so die New York Times. Wie verlautet, leiden in den Vereinigten Staaten über 25 Millionen Menschen an Osteoporose, einer Knochenkrankheit. Der Ausschuß erklärte in seinem Bericht, daß die gegenwärtig empfohlene Tagesmenge an Kalzium nicht ausreichend sei. Die besten Kalziumlieferanten in der Nahrung seien „vor allem Milchprodukte sowie grünes Blattgemüse“, sagten die Experten. Sie führten allerdings weiter aus, daß „die meisten Amerikaner ihre Kost wohl mit Kalziumtabletten oder kalziumangereicherten Nahrungsmitteln ergänzen müßten“.
Rennen, die das Rauchen fördern
Traditionsgemäß werden die berühmten Formel-1-Rennen in europäischen Ländern ausgetragen. Zur Zeit geben die Veranstalter jedoch asiatischen Ländern wie Japan und China den Vorzug. Wieso? Wegen der strengen Einschränkung der Tabakwerbung in Europa. Die wichtigsten Sponsoren der Rennen sind Tabakfirmen, weshalb auf den Rennwagen auffällig für Zigaretten geworben wird. Der japanischen Zeitung Asahi Evening News zufolge investiert ein einziger Zigarettenhersteller „jährlich mehrere Milliarden Yen in zwei Teams“. Bei Rennen in Europa mußte die Reklame auf Rennwagen entfernt oder abgedeckt werden. Der französische Grand Prix wäre letztens wegen eines Verbots für Zigarettenwerbung beinahe abgesagt worden. Asiatische Länder, in denen rund 60 Prozent der erwachsenen Männer rauchen, gelten nun als geeigneter für Autorennen, da dort die Zigarettenwerbung auf Rennwagen erlaubt ist.
Viel Bier, aber nichts zu kauen
Nach Angaben der venezolanischen Zeitung El Universal gibt es in Venezuela 726 000 Kinder im Alter von sechs Jahren und darunter, die wegen schlechter Ernährung für ihr Alter zu klein sind. Das sind 23,8 Prozent von dieser Altersgruppe — fast jedes vierte Kind! Während es anscheinend nicht genügend nahrhafte Kost für die Kinder gibt, ist andererseits jede Menge Bier erhältlich. El Universal berichtet, daß Venezuela unter den lateinamerikanischen Ländern im Bierverbrauch an erster Stelle steht. 1991 tranken die Venezolaner 75 Liter pro Kopf.
Weniger Kirchenmitglieder in den Niederlanden
Aus einer aktuellen Erhebung geht hervor, daß die Zahl der Kirchenmitglieder in den Niederlanden während der letzten 40 Jahre stark abgenommen hat. Das Nachrichtenblatt Ecumenical Press Service berichtet, daß 1950 drei von vier Niederländern einer Kirche angehörten. 1991 traf das nicht einmal mehr auf jeden zweiten zu, und es ist abzusehen, daß bald nur noch jeder vierte Niederländer Kirchenmitglied ist. Das Blatt zitiert die niederländische Zeitung Trouw wie folgt: „Unter 15 Ländern war nur in der ehemaligen DDR die Zahl der Kirchenmitglieder und derer, die an Gott glaubten, niedriger als in den Niederlanden.“ Die Erhebung ergab jedoch auch, daß trotz schwindender Mitgliederzahlen 75 Prozent der Niederländer noch an Gott glauben.
Wüsten in Europa
Die Desertifikation, die Ausbreitung von Wüsten auf zuvor fruchtbares Ackerland, ist „eines der schwerwiegendsten globalen Umweltprobleme“, das verlautet vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Wie die Zeitung The European ausführt, wird die Wüstenausbreitung zwar generell mit Afrika in Verbindung gebracht, doch sind nun auch 10 Prozent des europäischen Ackerlandes davon bedroht. Das am stärksten betroffene Land ist Spanien. Nach Ansicht von Wissenschaftlern führt das Zusammenwirken von Überweidung und Wassermangel zu Dürren und Erosion, wodurch für die Landwirte Kosten von umgerechnet rund 1,5 Milliarden Dollar im Jahr verursacht werden. Eine ernst zu nehmende Folge davon ist die Abwanderung der Leute in die Städte, was zu Überbevölkerung und Unruhen führt. Meteorologen sagen für Südeuropa eine weiterhin abnehmende Niederschlagsmenge voraus.
Rauch in den Augen
Der Leiter des Nationalen Augenforschungsinstituts von Australien, Professor Robert Augusteyn, will eindeutig nachgewiesen haben, daß gewisse Substanzen im Zigarettenrauch grauen Star verursachen können. Eine Studie hat ergeben, daß Raucher zwei- bis dreimal so häufig an grauem Star erkranken wie Nichtraucher. Die im Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen werden zunächst vom Körper aufgenommen und gelangen dann auch zu den Augen, wo sie die „Pumpen“ zerstören, mit denen überschüssiges Salz und Wasser von den Linsen der Augen wegtransportiert werden. Dadurch können Zellen des Auges anschwellen und zerplatzen, was die Entstehung von grauem Star begünstigt. „Es steht außer Frage, daß Substanzen im Zigarettenrauch die Pumpen in den Linsen am Arbeiten hindern. Davon bin ich vollkommen überzeugt“, erklärt Professor Augusteyn.
Immer weniger Bibelkenntnis
„Die zunehmende biblische Unkenntnis in allen Bereichen der westlichen Gesellschaft ist erschreckend“, schreibt der Ecumenical Press Service, ein Nachrichtenblatt des Weltkirchenrats. Bibelgesellschaften schätzen, daß 85 Prozent der Christen im Westen noch nie die Bibel durchgelesen haben, und gemäß einer Umfrage in den Vereinigten Staaten lesen nur 12 Prozent der Kirchgänger regelmäßig in der Bibel. Die Studenten von heute, so Fergus Macdonald, Generalsekretär der Nationalen Bibelgesellschaft Schottlands, „sind mit biblischen Gestalten wie Abraham, Isaak und Jakob oder den Namen der Apostel Jesu so wenig vertraut, daß sie nicht imstande sind, den Inhalt klassischer Werke der europäischen Literatur zu begreifen“.
„Frühjahrsputz“ auf dem Mount Everest
Der Mount Everest ist nicht nur als der höchste Berg der Erde bekannt, sondern auch als der „höchste Müllabladeplatz“ der Welt, berichtet die Zeitschrift UNESCO Sources. In den vergangenen 40 Jahren haben Bergsteiger Sauerstoffflaschen, Zelte, Schlafsäcke und Lebensmittelverpackungen — insgesamt ungefähr 20 Tonnen — auf dem Everest liegenlassen. An den unteren Hängen, wo überall Fetzen von Toilettenpapier herumflattern, nennt man den Weg zum Everest-Basislager inzwischen den „Toilettenpapierpfad“. Weiter oben verschlägt einem die Abfallmenge schier den Atem. „Fotos von dieser Landschaft“, schreibt UNESCO Sources, „schockieren die Leute, weil sie sich unter dem Everest eine ursprüngliche Wildnis vorstellen, die der Mensch nicht zerstören kann.“ Die nepalische Regierung hat dieses Jahr mehrere „Frühjahrsputz“-Expeditionen genehmigt, um den Berg von der Verschandelung zu befreien.
Aufruf des Papstes zum Predigen
Papst Johannes Paul II. hat dieses Jahr gegenüber einer Gruppe von Katholiken in Italien erwähnt, es sei an der Zeit, den Menschen das Evangelium direkt zu überbringen. Wie reagierten die Katholiken in Australien darauf? „Katholiken nicht bereit, dem Aufruf des Papstes zum Predigen Folge zu leisten“, so lautete eine Schlagzeile in der australischen Zeitung Illawarra Mercury. Es hieß, daß die Katholiken in dem Land „nicht wild darauf sind, die Methode der Zeugen Jehovas für ihren Glauben zu übernehmen“. Der australische Kleriker Sean Cullen sagte, er sei nicht sicher, ob sich der Aufruf des Papstes zum Predigen an alle Katholiken richte oder nur an die in Italien. „Wir ermuntern die Menschen, das Evangelium, das sie kennen, durch ihre Lebensführung zu praktizieren. Ob damit gemeint ist, an den Türen zu klingeln, ist eine andere Frage.“ Ein Stadtverordneter gab eine weniger ausweichende Erklärung. Er meinte, die Verkündigung des Evangeliums sei „kein Teil der katholischen Psyche“.
Unfälle beim Sporttauchen
In den Vereinigten Staaten „kommen jährlich ungefähr 90 Menschen beim Sporttauchen ums Leben“, meldet die New York Times. Regierungsvertreter beanstanden, daß es im Unterschied zu anderen riskanten Freizeitaktivitäten wie Bungee-jumping und Sportfliegerei beim Tauchsport keine Gesetze gibt. Allein in den Vereinigten Staaten haben drei bis fünf Millionen Personen einen Tauchschein. Geschäfte für Taucherausrüstung stellen im Jahr etwa 300 000 bis 400 000 Tauchscheine aus. Ein Ladenbesitzer erklärte, das Problem bestehe darin, daß „sich die Taucher nicht immer an die Anweisungen halten“. Al Hornsby vom Berufsverband der Tauchlehrer behauptet, die Zahl der Taucherunfälle gehe in Wirklichkeit zurück. Die Times berichtet: „Mitte der 70er Jahre sei es zu 12 tödlichen Unfällen je 100 000 Taucher gekommen, so sagt er, und zur Zeit seien es etwas mehr als 2 je 100 000.“
Diebstahl in Bibliotheken
Unlängst hat die Vereinigung der Bibliotheken und Archive der kulturellen Institute Roms eine Studie in Auftrag gegeben. Man hat festgestellt, daß nur wenige Bibliotheken in Italien mit einer elektronischen Diebstahlsicherung ausgestattet sind. Jedes Jahr werden der italienischen Zeitung La Repubblica zufolge rund 100 000 Bücher gestohlen beziehungsweise so stark beschädigt, daß sie nicht mehr zu reparieren sind. Die Zeitung merkte an, daß sogar Universitätsprofessoren Bücher stehlen, die es nicht mehr zu kaufen gibt, die ihnen aber bei ihren Studien nützlich sind.