Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Wie sicher sind die Banken?
    Erwachet! 1986 | 22. Oktober
    • Aber es gibt Möglichkeiten, sich über Wasser zu halten — zumindest auf dem Papier. Umschuldung — die Frist für die Tilgung der Schuld verlängern — ist eines der wiederholt angewandten Mittel. Eine andere Lösungsmöglichkeit besteht darin, Anleihescheine zum Ersatzwert an der Börse einzuführen, obwohl kaum Hoffnung besteht, den Kapitalwert voll bezahlt zu bekommen. Oft leiht man dem Schuldner noch mehr Geld, damit er seine Zinsen bezahlen kann.

      All diese Methoden wenden die Banken gegenwärtig angesichts der Schuldenlast der dritten Welt an, einer Schuldenlast, die in weiten Kreisen als die größte Bedrohung der Stabilität des internationalen Bankensystems gilt. Gemäß einer Erhebung der Weltbank erreichten die Auslandsschulden von über hundert Entwicklungsländern gegen Ende 1985 eine Höhe von insgesamt 950 Milliarden Dollar. Das entspricht einem 4,6%igen Anstieg im Vorjahr. Obwohl das bereits viel zu hoch ist, rechnet man für Ende 1986 mit einer Summe von 1,01 Billionen Dollar. Worauf stützt sich die Prognose? Darauf, daß viele dieser Länder einfach zahlungsunfähig sind und deshalb Aufschub und zusätzliches Geld fordern. Angesichts der schwindelerregenden Kreditsummen gehen die Banken auf die Forderungen ihrer Schuldner ein. Treffend hat jemand einmal gesagt: „Wenn ich dir einen Dollar schulde, hast du mich in der Hand; wenn ich dir aber eine Million schulde, habe ich dich in der Hand.“

      Bedrohlich rückt die Möglichkeit näher, daß einige hochverschuldete Länder, die die Sparprogramme und die damit einhergehenden Einschränkungen nicht mehr ertragen wollen, sich einfach entschließen, die Zahlungen völlig einzustellen. Geldinstitute können einen souveränen Staat nicht zur Rückzahlung zwingen. „Die Banken wissen nur allzu gut, was die Weltschuldenkrise für sie bedeutet“, schreibt die Zeitschrift Savvy. „Sie erzielen den größten Teil ihrer Gewinne durch das Kreditgeschäft. Wenn also die Länder ihre Riesenschulden nicht mehr begleichen können, ist es denkbar, daß die Gewinne der Banken sowie ihr Grundkapital zusammenschmelzen und der Kurs ihrer Aktien schlagartig fällt. ... Ein erheblicher Zahlungsverzug der dritten Welt könnte das Finanzsystem über die Zerreißgrenze hinaus belasten und zum Kollaps der Großbanken führen.“

      Ein Zahlungsverzug von nur vier Ländern — Mexiko, Brasilien, Argentinien und Venezuela — könnte nach Meinung von Sachverständigen den Zusammenbruch der neun größten amerikanischen Banken zur Folge haben. „Daß ein solcher Verzug bislang nicht wirklich eingetreten ist, ist bemerkenswert“, schreibt die Zeitschrift New York Times Magazine. „Man könnte das natürlich der Semantik zuschreiben. Genauso, wie Kriege nicht mehr erklärt werden, wird niemand mehr ‚von Rechts wegen‘ für zahlungsunfähig erklärt.“

  • Wie sicher sind die Banken?
    Erwachet! 1986 | 22. Oktober
    • [Kasten auf Seite 9]

      Die Situation im Bankwesen — andere Stimmen

      ● „Man kann ohne Übertreibung sagen, daß die Regierungen Dutzender schuldengeplagter Länder, der Internationale Währungsfonds, der Federal Reserve Board sowie Hunderte amerikanische und ausländische Banken vor der schwersten und weitreichendsten Finanzkrise seit den 30er Jahren stehen“ (New York [Zeitschrift]).

      ● „Der Schutz, den die gegenwärtige Verfahrensweise bietet, ist höchst fragwürdig. Die Sicherheit der Weltfinanzen steht auf des Messers Schneide. Nicht nur der Fortschritt in den Entwicklungsländern ist durch die Schuldenkrise bedroht, sondern auch die Stabilität des Bankensystems der Industrienationen“ (Bericht eines Commonwealth-Expertenstabs, Londoner Guardian).

      ● „Die immense Verschuldung der Länder der dritten Welt bei den Banken der Vereinigten Staaten ist mit einer Lawine zu vergleichen, die jederzeit auf das amerikanische Bankensystem niedergehen kann“ (The New York Times Magazine).

      ● „Die weltweite Verschuldung ist so hoch, daß die Grundlage für eine erstrangige Schuldenkrise im internationalen Bankensystem gelegt ist.“ „Es ist der Gipfel der Ironie, daß die Banken so tief in der Weltschuldenkrise stecken, daß sie nicht mehr herauskommen können, ohne daß das ganze Kartenhaus zusammenfällt“ (Savvy [Zeitschrift]).

      ● „Heute ist die Lage kritischer und bedrohlicher als in den 30er Jahren“ (Kurt Richebächer in U.S.News & World Report).

      [Übersicht auf Seite 10]

      Siebzehn hochverschuldete Entwicklungsländer

      Land Auslandsschulden Prozentualer

      (Milliarden Dollar) Schuldenanteil

      Private Geldgebera

      Argentinien 50,8 86,8

      Bolivien 4,0 39,3

      Brasilien 107,3 84,2

      Chile 21,0 87,2

      Costa Rica 4,2 59,7

      Ecuador 8,5 73,8

      Elfenbeinküste 8,0 64,1

      Jamaika 3,4 24,0

      Jugoslawien 19,6 64,0

      Kolumbien 11,3 57,5

      Marokko 14,0 39,1

      Mexiko 99,0 89,1

      Nigeria 19,3 88,2

      Peru 13,4 60,7

      Philippinen 24,8 67,8

      Uruguay 3,6 82,1

      Venezuela 33,6 99,5

      Insgesamt 445,9 80,8

      [Fußnote]

      a Hauptsächlich Geschäftsbanken

      Quelle: World Debt Tables, Ausgabe 1985/86, herausgegeben von der Weltbank (Washington, D. C.)

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen