Wir beobachten die Welt
„Verbrechen an der Zukunft“
„Wir leben von geliehenen Naturreichtümern: Die Luft, das Wasser, ja alles ist nur geliehen.“ Das sagte Professor Keith Cole, Sekretär für Auslandsbeziehungen an der australischen Akademie der Wissenschaften. „Es gibt praktisch keine Industrie, die nicht größere Mengen Abfall produziert; früher oder später wird man für die Kosten einer Wiederherstellung der Umwelt aufkommen müssen.“ Wie er gemäß der Zeitung The Sydney Morning Herald ausführte, wird für den Menschen die Zeit äußerst knapp, sich der weltweiten Auswirkungen seiner ungehemmten Umweltverschmutzung bewußt zu werden. Professor Cole steht mit seiner Ansicht nicht allein da. Fünfundsiebzig Nobelpreisträger gaben bei einem Treffen im Januar dieses Jahres in Paris eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie „die Zerstörung und Plünderung der Umwelt“ als „ein Verbrechen an der Zukunft“ brandmarkten. Die Basler Zeitung schreibt, daß alle Wissenschaftler aufgefordert wurden, bei der Anwendung ihrer Erfindungen moralisch verantwortungsvoll zu handeln.
Kann die dahinsiechende Umwelt wieder gesunden? Das Worldwatch Institute, ein Forschungsinstitut mit Sitz in Washington, bejaht diese Frage, aber nur unter der Voraussetzung, daß die Nationen bereit wären, zusammenzuarbeiten und beträchtliche Mittel einzusetzen. Lester R. Brown, Präsident des Instituts, bemerkte jedoch: „Es wird angesichts der überhandnehmenden Umweltzerstörung und der wirtschaftlichen Verunsicherung nicht leicht sein, die Welt auf ein solides Fundament zu stellen.“
Streifengänse halten Weltrekord
Mit Hilfe von Radarschirmen können Vogelkundler bei Vögeln die Flughöhe bis in Entfernungen von 100 Kilometern feststellen. Die Zeitschrift Das Tier berichtet: „Schnepfen wagen sich auf immerhin 6 000 Meter.“ Man hat Störche beobachtet, die in einer Höhe von 5 000 Metern flogen, um den Gipfel des Montblanc unter sich zu lassen. Der Höhenweltrekord der Streifengänse, die bekanntlich die höchsten Gipfel des Himalaja überfliegen können, wird jetzt mit 10 000 Metern angegeben.
Gesunde Gerüche
Beeinflussen bestimmte Gerüche unsere Gesundheit? Forscher bejahen dies; sie haben herausgefunden, daß Gerüche „Störungen wie Ängste, Depressionen, häufige Müdigkeit und Schlaflosigkeit lindern können“, meldet die Zeitung The Toronto Star. Susan Schiffman, Professorin an der Duke University, erklärt das wie folgt: „Der Bereich des Gehirns, der Gerüche wahrnimmt, überschneidet sich mit dem, der für Erinnerungen und Gefühle zuständig ist.“ Daher sind „Gerüche und Gefühle physiologisch eng miteinander gekoppelt“. Gary Schwartz, Professor an der Yale University, stellte fest, daß der Duft aromatischer Äpfel blutdrucksenkend wirkt. Andere Untersuchungen ergaben, daß der Geruch von „Zypressen Ängste verringert, während Basilikum, Lavendel und Rosen Depressionen lindern“. Mit dem Duft anderer Pflanzen könnte man häufige Müdigkeit und Schlaflosigkeit bekämpfen. Für Psychologen ist es allerdings immer noch ein Rätsel, warum sich nur Gerüche, die mit angenehmen Erinnerungen verbunden sind, vorteilhaft auswirken.
Graues Haar und rote Zahlen
Die katholische Kirche ist über das hohe Alter ihrer Priester besorgt. Das statistische Büro des Vatikans veröffentlichte Zahlen, die das momentane Durchschnittsalter der weltweit 400 000 Priester mit 54,2 Jahren angeben — eine Steigerung um 2,6 Jahre im letzten Jahrzehnt. Nach Kontinenten getrennt, ergibt sich für die Priester in Europa mit durchschnittlich 56,1 Jahren der höchste Wert, während Afrika mit 43,1 Jahren den niedrigsten Durchschnitt hat. Das schreibt De Bazuin, eine niederländische Zeitung der katholischen Kirche. Besonders beunruhigend ist der Anstieg in Frankreich, Luxemburg, der Schweiz und in den Niederlanden, wo die Priester durchschnittlich 60 Jahre alt sind.
Während die Statistiker des Vatikans „ergraute“ Priester zählen, zählen die Buchhalter des Vatikans „rote“ Zahlen zusammen. Gemäß De Bazuin beträgt das Defizit für 1986 und 1987 über 50 Millionen US-Dollar. Giuseppe Caprio, Schatzmeister des vatikanischen Sekretariats, gibt der Abwertung der Lira, den kostspieligen Bischofssynoden, steigenden Personalkosten und den Reisen des Papstes die Schuld.
„Pseudoaids“
Fälle von „Pseudoaids“, „bei denen die Betroffenen von ihrer Aidserkrankung überzeugt sind und sich die klassischen Symptome der Krankheit zeigen“, nehmen immer mehr zu, wie in der in Johannesburg (Südafrika) erscheinenden Zeitung The Star berichtet wird. Man ist der Ansicht, die Kampagnen gegen die Seuche und den sie verursachenden Lebensstil könnten dieses Syndrom bei Personen, die zu Phobien neigen, auslösen, wenn sie ein außereheliches Verhältnis hatten oder Sexualpartner aus der „Hochrisikogruppe“. Durch Schuldgefühle, Scham und das Stigma der Krankheit werden sie so in Angst versetzt, daß sie sogar die negativen Ergebnisse von Aidstests anzweifeln. „Zwar kann auch die Angst vor Krebs Phobien und Pseudosymptome hervorrufen“, erklärt ein Psychiater aus Johannesburg, aber „ein Mann, der befürchtet, Aids zu haben, scheut sich, mit seiner Frau oder mit anderen darüber zu sprechen“. Daher hilft ihm niemand, er ist beschämt, und die Symptome, die er an sich beobachtet, „bestärken ihn in seiner Überzeugung, infiziert zu sein“.
Feuer in sowjetischer Bibliothek
Die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Leningrad, die mit 17,5 Millionen Bänden zu den größten der Welt gehört, wurde im Februar von einem verheerenden Brand heimgesucht. In der New York Times hieß es, von den 12 Millionen Büchern, die sich in dem verwüsteten Gebäude befunden hätten, seien „gemäß offiziellen Angaben 400 000 Bücher völlig ruiniert sowie 3,6 Millionen durch Wasser und 10 000 durch Schimmel beschädigt worden; bei 7,5 Millionen Büchern muß etwas getan werden, um die Ausbreitung des Pilzbefalls zu verhindern“. Tausende von Freiwilligen halfen mit, die Trümmer zu durchsuchen und „die Millionen Bände zu trocknen, die durch das Wasser beschädigt worden waren, das 40 Feuerwehren 19 Stunden lang in die Bibliothek gespritzt hatten“. Unter den zerstörten Beständen befanden sich einige der ältesten Sammlungen von medizinischen und wissenschaftlichen Arbeiten aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Die 1 500 Bücher, die Peter der Große gespendet hatte, als er die Bibliothek im Jahre 1714 gründete, sind jedoch unbeschädigt geblieben.
Säuglingskontrolle
Ein zwei Monate altes kanadisches Mädchen indianischer Abstammung passierte bei der Handgepäckkontrolle auf dem Flughafen Winnipeg (Kanada) ein Röntgengerät. Gemäß der Zeitung The Toronto Star hatte ein Sicherheitsbeamter darauf bestanden, daß ein tikinagan — eine bei den Indianern übliche Tragetasche — durch das Röntgengerät gegeben wurde. Wie er später beteuerte, hatte er das in der Tasche eingepackte Kind nicht bemerkt. Das Gerät, mit dem man nach Waffen sucht, gibt drei Strahlungseinheiten ab, ein Röntgenapparat dagegen fünfzehn. Die geringe Dosis habe die Gesundheit des Säuglings nicht gefährdet, beruhigte man die Eltern. Die Sicherheitskontrolle bewies einwandfrei, daß der Säugling unbewaffnet war.
Gesundheitsfördernde Hilfsbereitschaft
„Bewegen Sie sich regelmäßig, ernähren Sie sich ausgewogen, und tun Sie anderen etwas Gutes. Das wird Ihnen wohl bald Ihr Arzt empfehlen“, schreibt die Zeitschrift American Health. Warum? Die Beweise häufen sich, daß Altruisten — hilfsbereite Menschen — eindeutig gesünder sind. In dem Artikel wird weiter ausgeführt: „Man hat herausgefunden, daß regelmäßige freiwillige Arbeit die Lebenserwartung (und vermutlich auch die Vitalität) erheblich steigert — mehr als jede andere Betätigung.“ „Jeder benötigt andere Menschen — wie dies verschiedene Untersuchungen gezeigt haben —, um gesund zu sein.“ Anderen Gutes zu tun ist gut für Herz, Nerven und Immunsystem. Andererseits vervielfachen trennende Feindschaften das Risiko einer Herzkrankheit. „Das Wissen um die positiven Auswirkungen der Selbstlosigkeit könnte tiefgreifende soziale Änderungen bewirken“, heißt es in der Zeitschrift. „Der Barmherzige Samariter wäre dann keine Ausnahmeerscheinung mehr.“
Atomuntersuchung
Die metallurgische Abteilung der Universität Oxford (England) hat eine positionsabhängige Atomsonde entwickelt, die mittels eines Lasers die Atome des Ausgangsmaterials schichtweise abträgt. Die Atome gelangen in eine Detektoranordnung, wo jedes Atom anhand seines Gewichts identifiziert wird. Das Ergebnis wird von einem Computer dreidimensional dargestellt. Dadurch kann man die Auswirkungen von Spurenverunreinigungen in Metallen besser verstehen. Es scheint nun durchaus möglich zu sein, Stähle „von Grund auf so zu entwickeln“, daß sie besonderen Anforderungen entsprechen, meldet der Londoner Daily Telegraph.
Patentierte Maus
„Eine Maus, die Forscher der medizinischen Fakultät der Harvarduniversität durch Genmanipulationen speziell entwickelt haben“, wurde jetzt patentiert. Wie die New York Times schreibt, war es das erste Mal, daß das Patentamt der Vereinigten Staaten für „eine höhere Lebensform“ ein Patent ausstellte. Welche Eigenschaften hat diese Maus? Die Hälfte der genetisch veränderten Weibchen bekommt Brustkrebs, wodurch sie sich, so die Wissenschaftler, hervorragend zur Krebsforschung und zur Erforschung neuer Medikamente und Behandlungsmethoden eignet.