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  • Die psychischen Ursachen
    Erwachet! 1987 | 22. Oktober
    • Verschiedene Denkmuster werden durch die Erziehung geprägt. „Als Kind wurde ich von meinen Eltern nie gelobt“, sagte Sarah. „Ich kann mich nicht daran erinnern, daß mir jemals ein Kompliment gemacht wurde, bevor ich meinen Mann kennenlernte. Folglich suchte ich die Anerkennung anderer. Ich habe schreckliche Angst davor, von anderen nicht akzeptiert zu werden.“

      Sarahs ausgeprägtes Bedürfnis nach Anerkennung ist ein übliches Merkmal von Personen, bei denen es zu schweren Depressionen kommt. Forschungen zeigen, daß solche Personen ihre Selbstachtung auf die Liebe und die Anerkennung von anderen gründen statt auf ihre eigenen Leistungen. Sie messen ihren Wert daran, wie sehr andere sie mögen oder wie wichtig sie in den Augen anderer sind. „Geht diese Grundlage verloren“, so ein Forscherteam, „bricht die Selbstachtung zusammen, und das trägt entscheidend zur Auslösung der Depression bei.“

      Perfektionismus

      Ein übersteigertes Streben nach Anerkennung äußert sich häufig auf absonderliche Weise. Sarah erklärte: „Ich bemühte mich, alles peinlich genau zu machen, damit mir die Anerkennung zuteil werde, die mir als Kind versagt blieb.

  • Die psychischen Ursachen
    Erwachet! 1987 | 22. Oktober
    • [Kasten auf Seite 8, 9]

      Depression im Kindesalter: „Ich will nicht mehr leben“

      Ein Interview mit Dr. Donald McKnew vom National Institute of Mental Health, der seit 20 Jahren dieses Thema erforscht.

      Erwachet!: Wie verbreitet ist das Problem?

      Dr. McKnew: Eine neuseeländische Studie jüngeren Datums, in die 1 000 Kinder einbezogen wurden, hat ergeben, daß 10 Prozent der Kinder bis zum Alter von neun Jahren bereits eine depressive Episode erlebt haben. Ferner verdichtet sich der Eindruck, daß 10 bis 15 Prozent aller Kinder gemütskrank sind. Ein geringer Prozentsatz leidet unter schweren Depressionen.

      Erwachet!: Woran ist zu erkennen, daß ein Kind eine schwere Depression hat?

      Dr. McKnew: Eines der Hauptsymptome ist, daß es an nichts mehr Freude findet. Es möchte nicht nach draußen gehen, um zu spielen oder um mit seinen Freunden zusammenzusein. Die Familie ist ihm gleichgültig. Seine Konzentration läßt sichtbar nach; es kann sich nicht einmal auf eine Fernsehsendung konzentrieren, ganz zu schweigen von den Hausaufgaben. Man bemerkt ein Gefühl der Wertlosigkeit und ein persönliches Schuldempfinden. Das Kind läuft umher und denkt, es tauge nichts oder niemand möge es. Es kann entweder nicht schlafen, oder es schläft zu lange; es verliert den Appetit oder ißt zuviel. Hinzu kommen Äußerungen über Lebensmüdigkeit wie zum Beispiel: „Ich will nicht mehr leben.“ Wenn solche Symptome gemeinsam auftreten und eine oder zwei Wochen lang anhalten, spricht man von einem schwerdepressiven Kind.

      Erwachet!: Wodurch wird die Depression im Kindesalter hauptsächlich ausgelöst?

      Dr. McKnew: Wenn man zu den spezifischen Faktoren im Leben irgendeines Kindes vordringt, wird man wahrscheinlich einen Verlust als Hauptursache ausmachen. Meistens handelt es sich zwar um den Verlust eines Elternteils, doch es kann auch der Verlust von Freunden, Verwandten oder sogar der Verlust eines Haustieres sein. An zweiter Stelle würde ich Herabsetzung und Ablehnung nennen. Uns fällt eine erschreckend große Zahl von Kindern auf, die von ihren Eltern abgekanzelt werden und denen das Empfinden vermittelt wird, sie seien in den Augen ihrer Eltern klein und unbedeutend. Zuweilen wird ein Kind zum Sündenbock gemacht. Ihm wird für alles, was in der Familie schiefgeht, die Schuld gegeben. Folglich meint es, es sei nichts wert. Ein weiterer Faktor ist die Gemütskrankheit eines Elternteils.

      Erwachet!: In dem Buch Why Isn’t Johnny Crying? (Warum weint Johnny nicht?), an dem sie als Koautor mitgewirkt haben, heißt es, daß einige depressive Kinder zu Drogen oder zur Flasche greifen oder sogar straffällig werden. Wie kommt es dazu?

      Dr. McKnew: Nach unserer Meinung versuchen Kinder, die Depression vor anderen zu verbergen, sogar vor sich selbst. Ihre Art, damit fertig zu werden, besteht oft darin, sich anderweitig zu beschäftigen, indem sie Autos stehlen, Aufputschmittel schlucken oder sich betrinken. Auf diese Weise verschleiern sie ihre schlechte Stimmungslage. Der Versuch, die Depression zu verbergen, ist einer der deutlichsten Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen.

      Erwachet!: Wie kann man feststellen, ob es sich um eine Depression handelt und nicht einfach um Ungezogenheit?

      Dr. McKnew: Wenn man sich mit diesen Kindern unterhält und sie soweit bringt, daß sie sich frei äußern, ist die Depression meist festzustellen. Und bei fachkundiger Behandlung wird sich ihr Benehmen bessern. Wenn auch rein äußerlich etwas anderes sichtbar war, so war die Depression dennoch die ganze Zeit verdeckt vorhanden.

      Erwachet!: Wie bringt man ein Kind dazu, sich ungehemmt zu äußern?

      Dr. McKnew: Zuerst wählt man einen Ort und einen Zeitpunkt aus, wo man ungestört ist. Dann stellt man gezielte Fragen wie: „Gibt es irgend etwas, was dir zu schaffen macht?“ „Bist du traurig oder schlecht gelaunt?“ „Hat dich etwas verärgert?“ Wenn es um einen schmerzlichen Verlust geht, könnte man je nach den Umständen fragen: „Fehlt dir Oma genauso wie mir?“ Dem Kind sollte die Gelegenheit gegeben werden, seine Empfindungen zur Sprache zu bringen.

      Erwachet!: Was würden Sie schwerdepressiven Kindern raten?

      Dr. McKnew: Mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Es ist nämlich schwierig, so etwas herauszubekommen, weil in der Regel nur das Kind selbst weiß, daß es depressiv ist. Eltern und Lehrern fällt eine Depression gewöhnlich nicht auf. Ich kenne Jugendliche, die sich an ihre Eltern gewandt und gesagt haben: „Ich bin entmutigt, ich werde allein damit nicht fertig“, und die Eltern haben ihnen helfen können.

      Erwachet!: Wie können Eltern einem depressiven Kind helfen?

      Dr. McKnew: Wenn die Depression zur Erschöpfung führt, reicht die Behandlung mit Hausmitteln ebensowenig aus wie bei einer Lungenentzündung. Eine Depression mit Erschöpfungszuständen sollte ärztlich behandelt werden, weil wahrscheinlich bestimmte Medikamente erforderlich sind. In weit über der Hälfte aller Fälle verabreichen wir Medikamente, sogar an Kinder bis hinunter zum 5. Lebensjahr. Außerdem versuchen wir, das Denken des Kindes wieder in richtige Bahnen zu lenken. Auf diese Weise ist die Depression weitgehend zu beheben.

      Erwachet!: Was können Eltern tun, wenn es keine zur Erschöpfung führende Krankheit ist?

      Dr. McKnew: Dann ist es angebracht, daß Eltern über sich und die Kinder ehrlich nachdenken. Gibt es einen schweren Verlust, über den gesprochen und der bewältigt werden muß? Wenn das der Fall ist, sollte man die Traurigkeit des Kindes nicht herunterspielen, sondern dem Kind die Gelegenheit geben, seinen Kummer zu verarbeiten. Einem depressiven Kind schenkt man am besten besonders viel Aufmerksamkeit, man lobt es, gibt ihm emotionalen Halt und widmet sich in der Freizeit ihm allein. Die allerbeste Behandlungsmethode ist, sich um das Kind liebevoll zu kümmern.

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